Nachts vor Varuna

[Azmarg Kaladris]

Zu sehr später Stunde waren noch zwei Wanderer unterwegs nach Varuna. Der Schnee hatte die beiden überrascht, kurz nachdem sie losgegangen waren, aber sie beschlossen dennoch weiterzugehen. Als sie ein gutes Stück des Weges zurückgelegt hatten, wurde der Wind stärker. Immer mehr und mehr Schneeflocken wirbelten vor ihnen hin und her, so dass sie kaum noch den Weg vor sich erkennen konnten. So schleppten sie sich eine Weil bis plötzlich ein Geräusch zu hören war. Es schien von einem großen Tier zu kommen und versetzte die Beiden in helle Aufregung. Der Wind schien stärker zu werden und nur mit Mühe konnten sie einander erkennen bevor sie aneinander stießen. Die Luft schien kälter zu sein und das Atmen brannte schon fast in den Lungen.

"Was war das", schrie Azmarg in den Wind. "Ich weiß es nicht", schrie Jethron unmittelbar neben ihm.

Beide zitterten vor Kälte und Furcht und blickten angsterfüllt um sich. Nichts, wirklich gar nichts war zu erkennen. Trotzdem waren sie sich sicher das etwas sie beobachtet. Ihr Gefühl belog die beiden nicht, immer näher und näher schlich ein schwarzer Schemen um sie herum. Fest drückten sie sich aneinander, Rücken an Rücken um alles sehen zu können doch es war aussichtslos. Auf einmal stand es genau vor ihnen. Eine riesige Katze, schwarz wie die Nacht, aber mit Augen die sie durch das Toben des Schnees trotzdem klar anstarrten. Gebannt standen sie da, unfähig sich zu bewegen. Das Tier schlug nach ihnen und riss Jethron auf den Boden. Azmarg stolperte nach hinten und fing an mit seiner Axt in die Luft vor ihm zu schlagen, dabei Verwünschungen schreiend. Er war verzweifelt und fürchtete um das Leben seines Freundes, der irgendwo vor ihm auf dem Boden lag.

"Lauf weg", hörte er Jethron und begann zu rennen, doch er kam nicht weit. Er spürte das etwas hinter ihm war doch da war es schon zu spät. Ein Stechen im Bein ließ ihn stolpern und seine Axt fiel ihm aus den Händen. Hastig drehte er sich um und drehte seine Hände in die Richtung, in der er den Schatten vermutete. Ein paar mal noch sah er die furchtbaren Augen aufblitzen. Als er das Tier nicht mehr unmittelbar bei sich sah, spürte er, wie es ein wenig wärmer wurde. Die Wunde an seinem Bein schmerzte aber er konnte dennoch aufstehen.

"Jethron ?", rief er laut in die nacht. "Ich bin hier!", war die Antwort.

Azmarg eilte in die Richtung aus der die Stimme kam und als er Jethron endlich wieder vor sich stehen sah, mussten sie beide nichts mehr sagen. Sie wollten weiter nach Varuna, so schnell es nur ging und so stapften sie durch den Schnee, halb humpelnd halb rennend. Wie lange sie darauf durch den Wald geirrt waren, konnten sie nicht sagen nur als sie das Licht an der Brücke nach Varuna erblickten rannten sie noch schneller. Ständig hatten sie Angst, von hinten gepackt zu werden. Erst als sie schnell den Wachen davon berichteten und hinter dem Schutz der Mauern waren, verlangsamten sie ihre Schritte. Schnell wuschen sie noch die Wunden aus, die zum Glück nicht sehr tief waren, aber dennoch Narben hinterlassen würden. Kaum unter die Bettdecke gekrochen fielen sie in einen unruhigen Schlaf...