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Der Anfang des Weges
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Erian





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2005 23:39    Titel: Der Anfang des Weges
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Sein Schwert und sein Schild glitten aus seinen Händen in den vom starken Regen aufgeweichten Innenhof der Stallungen.
Langsam sank Erian in die Knie und Rang nach Luft. Der vorletzte Treffer seines Trainingsfreundes Narim verbeulte seinen Schild derartig, dass nunmehr nur noch ein paar wenige Bretter von den metallenen Bändern gehalten werden konnten. Narim lachte, angesichts des kläglichen Anblicks seines Trainingsfreundes und, wenn man dies so nennen konnte, Schülers.
Mit langsamen Handgriffen lockerte Erian seine schlecht passende Wattierung unter dem Kettenhemd, um nun wieder etwas mehr Luft zu bekommen.
„Du wirst nie besser Kämpfen als der Stalljunge, der Du bist, wenn Du nicht einsiehst, dass nur durch klügere denn durch härte Schläge ein Gegner besiegt werden kann!“, gab Narim spöttisch zu bedenken.
Erian, jung an Jahren und durch die harte Arbeit in den Stallungen stämmig gebaut, gab zur Antwort: „ Ich werde, kommt es denn jemals darauf an, genau so hart und unerbittlich kämpfen, wie mein Lehensherr in diesen Landen selbst! Mag sein, dass ich nie die Technik und die Grazie des Kampfes lerne, jedoch im Herzen will ich stark sein, bis Temora mich zu den seinen ruft!“
Der Klang und Inhalt dieser Phrasen vermochte Narim lediglich zu einem Schmunzeln zu verhelfen.
Der langjährige Kämpfer in der herzöglichen Burgwache lachte.
„Erian, käme es denn auf starke Herzen und große Reden an, so wärst Du an meiner statt in der Wache am rechten Platz. Doch vergiss nie, Du wurdest hier aufgenommen vom Gesinde, als man dich damals fand, und lerntest nie die Kampfeskunst von der Pike auf. Unsere Trainingsstunden sind für mich eher eine Abwechslung, denn eine Herausforderung, vergiss das nicht. Das Ausmisten von Ställen und das Füttern unsrer Pferde, das wird dich begleiten bis in dein Grab!“
Daraufhin wandte Narim sich ab und verliess den Hof, ohne weitere Umschweife.

In Erian kochte es innerlich. Erst seitdem er Narim seine Wünsche eröffnet hatte, in die Wache einzutreten und mehr aus sich zu machen als Ställe auszumisten, sprang dieser so mit Ihm um. Auch erst seitdem schien Erian in den Übungskämpfen keinen einzigen Treffer mehr landen zu können und die blauen Flecken danach wurden von Mal zu Mal größer.
Auch diese immer wiederkehrenden Floskeln und Abschweifungen zu der Tatsache hin, dass Erian als Findelkind von der Familie des Hufschmieds großgezogen wurde und es ihm wohl nie zu Ruhm und Ehre, so wie er es sich im innersten wünschte, gereichen würde, trafen ihn immer und immer wieder härter.
Er legte seine geschundene Schutzbekleidung, der Ausdruck Rüstung mochte irgendwie nicht mehr passen in die trockene Ecke im Stall und begab sich in die Schmiede zu dem Mann, der wie ein Vater für ihn sorgte.
Egnard, der Huf- und Warenschmied der Siedlung stand tief gebückt vor seiner Esse und blies Luft in das Feuer. „Na? Wie waren deine Übungen mit Narim heute, mein Sohn?“ fragte er lächelnd.
Diese, wenn auch von Herzen gut gemeinte Frage war zu viel für Erian. Er griff nach dem nächsten Hammer und schleuderte ihn gegen die Wand. „Gut waren die Übungen! Gut für einen, der nur Ställe ausmistet und Pferde füttert und striegelt!“ brüllte Erian, den Tränen eines jungen und gekränkten Recken nahe.
Egnard lies vom Blasebalg ab und wandte sich seinem Ziehsohn zu. „Und wo liegt dann der Grund, dass Du mir meine Einrichtung misshandelst?“ fragte er mit lauter, jedoch nicht von Zorn geführter Stimme.
Erian setzte sich auf einen Schemel in der Nähe der Esse.
„Sag mir, verspürtest Du noch nie den Antrieb in dir, mehr aus deinem Leben zu machen als dies?“ fragte Erian und deutete in die Räumlichkeiten der Schmiede.
„Verspürtest Du noch nie den Wunsch, einfach auszuziehen und Abenteuer zu erleben? Ruhm zu erlangen? Die Welt zu sehen und Sie dir zu Füssen liegen zu sehen? Die Minnesänger berichten über die großen Taten der Ritter und deren Gefolge in großen Schlachten vor, nach und in kommender Zeit! Wolltest Du nie einer dieser Besungenen sein? Nichtmal deine Taten besungen wissen? Geschweige denn deines Namens?“
Egnard setzte sich zu ihm und zog eine kleine Flasche aus dem Wams. „Nun trink erstmal,Junge und beruhige dich! Dann werde ich dir meine Meinung dazu gerne Erklären.“
So saßen sie wieder einmal vereint vor der Esse, jeder nahm einen Schluck des berauschenden Rübendestillats, dass Egnard von Bauern für seine Dienste an Ackergäulen von Zeit zu Zeit als Lohn bekam, und Egnard begann in der gewohnt ruhigen Art zu sprechen.
„Mein Junge. Dieses Leben ist das, welches ich wählte, denn die Arbeit ist ehrlich und man lebt recht gut von Ihr. Stell dir vor, es gibt mir sogar eine Art von innerer Befriedigung, zu sehen, wie aus einem Stück Erz ein Teil des täglichen Nutzens entsteht. Diese Arbeit verrichte ich nun schon viele Jahre, genau wie es mein Vater tat und mir war noch nie der Sinn danach verdreht, etwas anderes zu tun. Die Krieger und Ritter... Sie kämpfen je nach Ihrer Überzeugung für große und kleine, rechtschaffene und gottlose Ziele. Dafür sind Sie bereit Ihr Leben zu geben und die meisten von Ihnen werden dies auch tun. Ich für meinen Teil werde auch nachdem viele Krieger Ihr Leben liessen immer noch hier an meiner Esse stehen, meinen Rübenschnaps trinken, mich meiner Werke erfreuen und leben!“
Erian schien sich langsam etwas zu beruhigen. „Natürlich, das sei auch dein Weg, jedoch ist es nicht meiner! Ich fühle mich eingesperrt, denn mein Herz sagt mir jeden Tag und jede Nacht, dass es zu größerem bereit ist! Ich träume davon, auf einem großen Ross in blinkender Plattenrüstung durch die Stadttore zu reiten und den Menschen, denen ich Frieden und Sicherheit schenken durfte zuzulächeln!Und die Menschen erwidern mein Lächeln und reden über den Ritter Erian, der so gut für Sie sorgt.“
Egnard erwiderte auf diese Ausführungen hin: „Das sind die Reden eines jungen Burschen von knapp 19 Wintern, der nicht weiss, was Kampf und Sieg, sowie Niederlage überhaupt bedeutet!“
Erian sprang auf und schrie: „Und ich werde es euch allen Zeigen! Ihr werdet es noch sehen! Sobald ich meine Ausrüstung zusammen habe, werde ich nach Britannia reisen und einen Ritter davon überzeugen, dass ich es wert bin, üben zu dürfen!“
Daraufhin stürmte er wutentbrannt in seine Kammer.
Egnard liess den Kopf in die Hände fallen. Sollte er seinen zwar nicht leiblichen, jedoch deshalb nicht minder geliebten Sohn durch die Stürmischkeit der Jugend so leicht verlieren? Er trank seine Flasche in wenigen Schlucken leer und wandte sich traurig wieder seiner Esse zu.

Erian schlief in dieser Nacht so gut wie gar nicht. Die Ereignisse des Tages, vor allem der Streit mit Egnard geisterten durch seine Gedanken. Er war sich sicher, das Richtige vor zu haben, jedoch war ihm der Weg zu seinem Ziel bisher noch verschlossen. Er beschloss, am Tag darauf seine gesamten Ersparnisse in Ausrüstung zu verwandeln und dann so bald wie möglich seinen Weg anzutreten. Er betete zu Temora, denn das taten schliesslich alle Ritter, über die er Lieder gehört hatte und bat um Kraft, und Gesundheit und darum, dass Egnard ihn doch verstehen möge. Danach schlief er ein.

Am nächsten Morgen wurde Erian von Egnard geweckt. „Raus aus den Decken! Der Tag ist schon lange wach!“
Erian erschrak fürchterlich, erkannte aber gleich den Mann, dem er bisher immer vertrauen konnte. Egnard winkte ihn herbei. „Komm, großer Abenteurer, wir unternehmen heute eine kleine Reise!“
Völlig verwirrt und angesichts der kurzen Nacht noch völlig schlaftrunken kleidete Erian sich an und trottete Egnard hinterher.
Beide gingen durch das Burgtor in Richtung der nächsten Stadt. Dieser Weg war Erian zwar bekannt, jedoch gab es bisher nie die Gelegenheit den Heimatort in diese Richtung zu verlassen.
„Wohin gehen wir denn?“ fragte Erian.
„Unser Weg führt uns nach Britannia, der Hauptstadt des Königreiches. Dort habe ich ein Geschäft zu erledigen“ begann Egnard zu erklären. „Wir werden einen ganzen Tagesmarsch hinter uns bringen müssen, sofern wir nicht das Glück haben, dass ein Bauer uns auf seinem Karren mitnimmt.“
Erian war immer verwunderter über den plötzlichen Aufbruch und noch verwunderter über das Ziel der Reise. „Welche Geschäfte hast Du denn da zu erledigen?“ fragte er.
Die knappe Antwort lautete lediglich: „Warte es ab.Ein wichtiges Geschäft eben!“
Nach Stunden des Marsches ohne nennenswerte Rast wurden die beiden die restlichen Meilen tatsächlich von einem Bauer auf dem Fuhrwerk bis in die Stadt mitgenommen. Egnard entlohnte den Bauern nach der Ankunft mit 2 Goldstücken und bedankte sich freundlich. Die Frage, ob er einen Schmied mit dem Namen Hobald kenne, verneinte der Bauer.
So machten sich beide auf die Suche nach dem genannten Schmied. Nach einigen, ungewohnt großen und verwinkelten Gassen und schier unzähligem Nachfragen bei Stadtbewohnern erreichten Sie Ihr Ziel mit Beginn der Dunkelheit.
Egnard klopfte kräftig an die Tür der Schmiedewerkstatt.
Kurz danach öffnete ein ungefähr 40 Winter alter, stämmig gebauter Schmied die Türe und schien seinen Augen nicht zu trauen.
„Meister Egnard?!“rief er. „Du hier?!“ „Komm und tritt ein!?“
Egnard tat wie ihm geheissen und stellte die beiden einander vor.
„Erian, dass hier ist Hobald. Er war früher mein Lehrling, bis er in die Stadt zog, um seine Künste dem Schmieden von Waffen zu widmen, anstatt immer nur die alten Hufeisen herzustellen“
„Hobald. Dies ist Erian. Du kennst ihn sicher noch als kleinen Dreikäsehoch“
Hobald grinste. „Erian... ja, als ich dich zuletzt sah, warst du wirklich nicht größer als dein Vater beschreibt. Du kennst mich daher sicher nicht mehr. Ich siedelte bald nach deinem Auftauchen bei Egnard hierher um.“
Erian nickte freundlich und bestätigte verwirrt das Gesagte.
Egnard fuhr lächelnd fort: „Bekommen alte Freunde keinen Stuhl und keinen Schluck Wasser mehr angeboten heutzutage in der Stadt?“
Hobald lachte auf und holte zwei Schemel und einen großen Wasserschlauch hervor. „Natürlich, mein alter Meister muss mich direkt wieder auf meine Unarten hinweisen! Manche Dinge ändern sich nie!“
Nachdem die beiden weit gereisten ein wenig Wasser getrunken und die Beine ausgestreckt hatten, begann Egnard wieder zu reden.
„Hobald, der Grund unseres Besuches ist ein ganz besonderer, und er macht mir auch das Herz ein wenig schwer“ begann er. „Erian ist es leid, in unserem kleinen Dorf nur Ställe auszumisten und Pferde zu versorgen. Er muss eine anständige Ausbildung erhalten.“
Erian war wie vom Schlag getroffen. Wut über die offensichtlichen Vorhaben seines Vaters, ihn bei seinem ehemaligen Schüler in die Lehre zu schicken keimte in ihm auf.
Hobald nickte. „Und nun soll er bei mir lernen?“, fragte er.
Erian wollte gerade aufspringen und wütend losbrüllen, als Egnard weitersprach.
„Nein, mein Freund. Erians Wunsch ist es, eine Ausbildung der Kampfeskünste zu beginnen. Dich, mein Freund wollte ich bitten, Ihn hier in der Stadt unter deine Fittiche zu nehmen. So kann ich wenigstens beruhigt sein, dass er nicht in falsche Kreise gerät, ohne sich seine Ohrfeige einzuhandeln!“
Erians Mund klappte auf. Sollte das Wirklichkeit sein, was er da vernahm? Willigte Egnard da tatsächlich in seine Pläne ein? Mehr noch, versuchte er Ihm sogar noch zu helfen?
Bevor er auch nur irgendetwas dazu sagen konnte, sprachen die beiden Männer weiter.
Hobald sagte: „Eigentlich habe ich keinen Platz für Ihn, jedoch kann ich meinem alten Meister einen solchen Wunsch nicht ausschlagen. Es sei so. Ich werde ihn aufnehmen und ihm die Stadt und deren Sitten zeigen.“
Egnard nickte zufrieden. „Hab Dank mein Freund. Und hier nimm diese 500 Goldstücke. Das ist alles, was ich erspart habe. Du sollst keinen Schaden dabei haben. Ausserdem fertige ihm doch bitte eine Waffe.“
Hobald nahm den Beutel, wenn auch widerwillig an sich. „Ich werde mich um alles kümmern“ antwortete er. Zu Erian gewandt sagte er: „ Geh dort oben auf den Dachboden. Ganz hinten ist ein kleiner Platz, auf dem Du dein Nachtlager aufbauen kannst.“
Wie in Trance, völlig überrumpelt von der Flut der Ereignisse tat Erian wie geheissen und machte sich auf den Weg.
Er begann auf dem Dachboden ein wenig Stroh und eine Decke auszubreiten, als er von Egnard angesprochen wurde.
„Du wunderst dich über meinen Sinneswandel, nicht wahr?“ fragte Egnard. Noch bevor Erian antworten konnte sprach er weiter. „ Ich sah gestern abend ein, dass der von dir beschriebene Weg niemals mein eigener sein könnte und doch mag er der Rechte sein. Wer weiss es, es mag sein, dass du eigentlich sogar hierher gehörst? Ich sehe deine Wünsche ein und respektiere sie. Nun kann ich nicht mehr für dich tun. Hobald wird sich um dich kümmern und dafür sorgen, dass Du nicht verloren gehst hier. Versprich mir nur eines bitte. Folge deinem Weg solange wie es dir dein Herz erlaubt und befiehlt. Hör aber auch auf dein Herz, wenn es verlangt, nach Hause zu deinem alten Vater zu kommen! Ich gebe heute meinen Sohn an das Leben weiter, in der Hoffnung, das Richtige zu tun. Entäusche den alten Schmied, der so lange Jahre dein Vater war nicht.“
Erian stand auf und drückte sich fest an seines Vaters Brust. „Nein, das werde ich sicher nicht! Eines Tages werde ich als stolzer Kämpfer zu dir heimkehren und dir die Geschichten meiner Taten erzählen!“
Egnard sprach nun: „ Jetzt lege dich hin und ruhe dich aus. Der morgige Tag wird wieder lang werden.“ danach begab er sich wieder hinunter zu Hobald.
Erian legte sich auf sein Lager, betrachtete den Himmel durch die losen Dachschindeln und überlegte, was der nächste Tag wohl alles bringen würde.
Nach einigem Überlegen schlief er, gezeichnet von den Strapazen und den Ereignissen des Tages ein.
Als er am nächsten Morgen erwachte, und in die Schmiede herabstieg, war Hobald bereits mit seiner Arbeit an der Gravur eines Schwertes beschäftigt. Egnard war weit und breit nicht zu sehen.
„Wo ist mein Vater?“ fragte Erian.
Hobald antwortete: „Er ist schon sehr früh aufgbrochen. Er sagte zu mir es sei besser für dich, jetzt alleine auf dich gestellt zu sein. Ein junges Herz vertrage keinen Abschiedsschmerz, sagte er.“
Erian war erneut wie vor den Kopf gestossen.
Nun war er angekommen und bis auf einen Freund seines Vaters ganz alleine in dieser großen Stadt. Sein Herz war erfüllt von Willenskraft, jedoch auch von Angst vor dem Neuen.
Er befand sich inmitten seines wohl größten Abenteuers.


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