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Lys'Xaera
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Lys´Xaera





 Beitrag Verfasst am: 06 Jan 2008 02:04    Titel: Lys'Xaera
Antworten mit Zitat

............... und so begann ein Leben und ihres endete ...............

Die Haare hingen ihr in Strähnen in das vor kaltem Schweiß nasse Gesicht. Ermattet lag sie, nur halbherzig mit einem leichten Überwurf zugedeckt da, das rege Treiben um sie herum nahm sie kaum wahr.
Doch der Trubel konzentrierte sich nicht auf sie, sondern auf ihr Werk.



............... hohe Ziele und niedere Anfänge ...............

Es war nun einige Jahre her…. Sie ließ die Gedanken schweifen…. In einer kalten Winternacht, entsann sie sich. Sie wurde damals geradewegs aus der Küche geschickt, um einer Gruppe Neuankömmlinge zu Diensten zu sein.
Obgleich sie eigentlich eine Ausbildung als Schneiderin genoss, wurde sie doch immer wieder aushilfsweise in die Küche verwiesen. Ihr war es gleich, ob sie nun ihre Aufgaben am Herd oder mit der Nadel verrichtete. Ein Tag war wie der andere, und sie gab sich damit zufrieden, ihr Tageswerk vollbracht zu haben. Ein Tag ohne Fehler war ein guter Tag…..
Doch dieser eisige Abend sollte alles ändern.

In einer dunklen Ecke stand sie, stets bereit, verlangte Getränke sofort zu bringen, jeden Wunsch der Gäste sogleich und umgehend zu erfüllen.
Denn diese Mischung aus Letharen und hoch gewachsener, starker und breitschultriger Menschen dort am Tisch war etwas besonderes, das spürte sie instinktiv.
Nicht, dass sie jemals erlebt hätte, dass Menschen zu einer bedeutsamen Versammlung geladen wurden.

„…kann nicht weiter geduldet werden, wir müssen gemeinsam….“
Was war das? Lys horchte auf. Strengstens verboten war es ihr, nicht ein Wort sollte sie vernehmen. Doch was ging hier vor sich? Kaum merklich neigte sie den Kopf zur Seite.
Sie wollte wissen, worüber die Männer sprachen. Die Situation schien ihr ungewöhnlich genug, ihre Neugierde vor sich selbst zu rechtfertigen.
„... versuchen bereits seit Monaten unzählige Schmiede nach Rahal zu holen, die Waffenkammern sind leer, es ist an der Zeit etwas zu tun.“
Einer der Letharfen richtete sich nun in seinem Stuhl auf, sie musterte ihn interessiert, denn es war einer, vor dem stets alle kuschten. Nur aus der Ferne hatte sie ihn bislang gesehen, doch es war eindeutig – er musste der Ranghöchste am Tisch sein.
Als er nun sprach zuckte Lys unwillkürlich zusammen. Seine leise Stimme übertönte jedes Geräusch, zugleich ein Flüstern als auch eine herrische Rede, ungleich kleiner als die Menschen am Tisch, schmaler und im Gegensatz zu ihnen wirkte er beinahe schwächlich, und doch bemerkte Lys überrascht, dass jedes Murmeln am Tische sofort erstarb als er nun anhub zu sprechen.
„Nun gut. Wir stimmen darin überein, dass die Gefahr besteht, dass Alatars Macht nachlässt.
Je mehr das Lied der Falschen und Uneinigen gestärkt wird. Und es schmerzt mich, zu vernehmen, dass Eure Beobachtungen dahingehend solch niederschmetterndes Ergebnis bringen.....“


Lys verstand nicht recht, was vor sich ging. Mit Mühe hatte sie dem Gespräch bisher folgen können. Sie wurde zwar in der Gemeinsprache ausgebildet, denn immer wieder einmal kam es vor, dass eine von ihnen geschickt wurde, um Waren zu verhandeln, aber dennoch viel es ihr schwer, das Gespräch der Männer zu verstehen.
Ihr Gedanken schweiften ab. Sicherlich war es nichts neues, was sie da vernommen hatte.
Stets wurde überall gejammert, dass die Letharen zeitgleich mit Alatar, dem höchsten, dem Panther der seine Pranke über alles hielt, geschwächt würde.
Aber das war doch nur haltloses Gewäsch, Lys war sich sicher, dass Alatar als mächtigster und höchster Gott bestehen bleiben würde bis an aller Zeiten Ende.
Und mit ihm würden auch die Letharen wieder aufsteigen zu einem Volk, das über alle herrschen würde.
Doch halt – sie lehnte sich gegen die Wand, drückte sich noch weiter in die Ecke.
Etwas stimmte nicht.
Angestrengt versuchte sie, zu kombinieren, was sie vernommen hatte, dem Gespräch lauschte sie schon gar nicht mehr.
Wenn die Menschen davon sprachen, aufzurüsten, und die Letharen einträchtig mit ihnen am Tisch saßen und über Machtverlust und die erneuten Stärkung Alatars sprachen…..
Nein, das konnte nicht sein. Rüsteten sich etwa Letharen gemeinsam mit den menschlichen Anhängern Alatars?

Langsam und mit kaum wahrnehmbaren Bewegungen schlich sich Lys an der Wand entlang.
Sie musste mehr hören. Niemals würde sie hinnehmen, dass ihre Vorstellung von Alatars Macht durch wenige Sätze vernichtet wurde. Sie musste sich davon überzeugen.
Doch plötzlich kam Leben in die zuvor beinahe regungslose aber dennoch beständig debattierende Runde am Tisch.
Lys kauerte sich neben ein Tischchen mit Speisen und Getränken. Wütend presste sie die Fäuste gegen den Mund um vor Enttäuschung nicht laut aufzukeuchen.
„Gut, so sei es also. Wir werden Truppen zusammenstellen, unsere Krieger schulen und dafür sorgen, dass alles, was wir an Waffen entbehren können, an Euch weitergelangt. Im Gegenzug werdet ihr wie besprochen Weitere Krieger ausbilden, speziell auch für den Nahkampf und das lautlose Spionieren und Morden.“
Der Letharf stand mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihm und sah zu ihm auf. Lys lief ein eiskalter Schauer den Rücken hinauf. Jedem der Männer war klar, dass man sich diesem Letharfen nicht in den Weg stellen durfte. Alles, was er ausstrahlte, war Selbstsicherheit, Kraft und Macht.



............... Im Winter reifen nur die Pläne ...............

Anstrengend war es gewesen, zu viel musste aufgeräumt, geputzt und versorgt werden, und alle Lethrixare hatten zu helfen, und doch wurde bis in die frühesten Morgenstunden geschuftet.
Und nun lag Lys unter ihren Decken und fand trotz der übermächtigen Müdigkeit keinen Schlaf.
Kurz ehe sie aus dem Versammlungsraum gehuscht war, hatte sie noch einige Sätze der Letharfen aufgefangen. Schon morgen sollten einige von ihnen nach den fähigsten unter den Letharen suchen, um sie auszubilden.
Und sie erinnerte sich auch daran, was der Menschenmann gesagt hatte… die Letharen sollten Spione und Meuchelmörder stellen. Individuen, die sich darauf verstehen, schnell, lautlos und ungesehen ihr tödliches Werk zu verrichten.
Und nur zu bewusst war ihr, dass gerade diese Aufgabe gerne an eine Lethra übertragen wurde.
Fieberhaft dachte sie nach. Es konnte, nein, es durfte einfach nicht sein, dass Alatars Macht schwand. Er hatte die Letharen erschaffen, er war ihr Vater, ihr Beschützer. Er hatte aus diesem nichtswürdigen Volk der Elfen eines erschaffen, dass über allen anderen stand.
Ein jeder von ihnen hatte die Pflicht, das alles zu bewahren.
Und so festigte sich nach und nach der Plan in Lys, der als wager Gedanke am Abend seinen Anfang nahm…...




............... Von Anbeginn und Zeitenwende ...............

Und nun war es endlich so weit. Die Erschöpfung wich nur langsam von Lys, aber je mehr ihr bewusst wurde, dass sie nun ihrem Ziel zum greifen nahe war, desto rascher kehrten die Lebensgeister in sie zurück.
Beinahe 32 Mondläufe war es nun her. Sie erinnerte sich noch an die Unruhe, die alle Letharen in den Tagen nach dieser nächtlichen Zusammenkunft von Menschen und Letharen ergriffen hatte. Ann allen Ecken und Enden schien es, als wehe ein aufrischender Wind, der alle zu noch mehr Arbeit anspornte.
Eine kurze Ansprache hatte die meisten von der Lage grob informiert, wer nicht zugehört hatte, wusste es bald darauf von anderen, doch nur Lys wusste, dass es um mehr ging als nur darum, dem gesamtem Volke zu einem Aufschwung zu verhelfen.

Auch sie war am Abend mit dabei, als es darum ging, fähige Letharen zu erwählen, die ihr Handwerk nun aufgeben sollten um in der Waffenkunst geübt zu werden.
Die dazu bestimmten Letharfen unterzogen jeden Einzelnen einer Prüfung. Es wurde nach Geschicklichkeit und Beweglichkeit gesehen, nach bisherigen Krankheiten gefragt, und ab und zu wurde ein augenscheinlich geeigneter zu einem Grüppchen geschickt.
Sie erkannte dort einen Schmied, den sie seit ihren frühesten Tagen kannte, er war ein eifriger und hart arbeitender Letharf, aber das Schmiedehandwerk lag ihm überhaupt nicht…
Ja, natürlich dachte Lys bei sich, sie werden sicherlich nicht die fähigsten Handwerker abziehen, die werden schließlich auch dringend gebraucht….
Und schon war sie an der Reihe…….







Sie Zog ihre Decke bis ans Kinn hoch und versuchte nun wenigstens einen kurzen Blick zu erhaschen.
Aus der Reaktion der Anwesenden jedoch schloss sie, dass sie ihre Sache gut gemacht hatte.
Schon vor Monaten hatte eine alte Heilerin ihr zuversichtlich gesagt, es würde schon alles nach ihren Vorstellungen laufen. Doch Lys hatte Angst. Was, wenn nicht? Sie war seit jener Nacht wie besessen davon, an dem Ziel Alatar auf die Weise mitzuwirken.
Sie war als eine von zwei Lethra ausgewählt worden. Alle anderen mochten zwar die körperlichen Vorraussetzungen gegeben sein, doch fehlte den meisten der Wille und die innere Kraft, eine solche Ausbildung zu bestehen, so hatte sie aus einem Gespräch mehrerer Letharfen vernommen.






Noch spät in der Nacht, alle ausgewählten Letharen saßen seit Stunden wartend und ohne genaueres erfahren zu haben in einem Raum, wurde einer nach dem anderen in ein Zimmer gerufen.
Durch die Tür erhaschte Lys einen raschen Blick auf den Letharf, der dort am Tische saß und wohl eine Art Vernehmung durchführte.
Er war es, der das Abkommen in der Nacht zuvor mit dem Menschenmann geschlossen hatte.
Wohl erst jetzt wurde Lys entgültig bewusst, wie wichtig und unaufschiebbar das Unterfangen der Menschen und Letharen war.

Einige Wenige wurden auch jetzt noch aussortiert. Und nun wurde ihr angedeutet, den Raum zu betreten.
Den Kopf selbstsicher erhoben schritt sie auf den Tisch zu. Sollte sie sich setzen? Nein, mit Sicherheit nicht. Lieber stehen bleiben. Bloß keine Unsicherheit anmerken lassen.
Rasch den Blick senken.
Das wäre beinahe schief gegangen.

Hin und her gerissen zwischen dem Gedanken Kraft zu zeigen und der erlernten Unterwürfigkeit stand sie vor ihm.

„Das ist die letzte?“ Die Frage galt dem Letharfen, der sie herein geführt hatte.
„ja, keine weitere Lethra“ bestätigte dieser.
Sein Blick verfinsterte sich, doch erhob er sich nun und musterte sie während er einmal um sie herum schritt.
„Du hast alle Prüfungen und Übungen mit Erfolg gemeistert…“
Wieder war sich Lys unschlüssig, ob sie antworten solle. Sie entschloss sich, zu schweigen. Klang es doch auch eher wie eine Feststellung als eine Frage.
Und wieder wandte er sich an den anderen Letharfen .
„Taugt ihr Kind etwas?“

„Mein Kind?“ Lys blickte ihn nun entgeistert an. „Aber ich habe doch gar kein…“
Mit einem lauten Klatschen landete die Hand des Letharfen in ihrem Gesicht.
„SCHWEIG!“ herrschte er sie an und stieß sie zur Seite.
„Sie hat noch kein Kind geboren?“ wieder richtete sich die Frage a den anderen.
„Nein, hat sie noch nicht, doch keine der Anderen taugte etwas…“ kam vom jenem, der nun geduckt in unterwürfiger Haltung stand.



Und das war nun die Bedingung gewesen. Trotz ihrer Schwäche fühlte Lys Stolz in sich aufsteigen. Sie war von allen als die Fähigste ausgewählt worden. Ihr geistigen und Körperlichen Stärken hatten sie hervorgehoben.
Und jener Letharf, der nun auch in ihrer Kammer stand, hatte sie nicht ziehen lassen wollen.
Damals war es für Lys einen Moment schwer gewesen, alles über sich ergehen zu lassen, doch hatte sie ihr großes Ziel stets vor Augen.
Er hatte von ihr verlangt, ihm einen würdigen Nachfolger zu gebären. Dann würde sie ihre Ausbildung zur Lethraxiae beginnen dürfen.

Und nur ein knappes Nicken ohne jegliche Regung in seinem Gesicht schenkte er ihr nun als Zusage, ehe er den Raum verließ.
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Lys´Xaera





 Beitrag Verfasst am: 06 Jan 2008 02:20    Titel:
Antworten mit Zitat

............... Und stetig dreht sich das Rad ...............


Dem Ziel so nah, dem Sinn so fern…

Es nahm seinen Lauf. Alles wandelte sich, alles wurde gewandelt.
Doch Lys beschritt ihren Weg, stetig, weiter… immer weiter.
Sie hatte Ausrüstung, Waffen. Und doch war sie unzulänglich. Konnte nichts, wurde nichts.
Die hohen Erwartungen, die sie an sich selbst gestellt hatte, waren nichtig.
Ihr Ungeduld zeigte ihr einmal mehr, dass sie zu schnell voranschreiten wollte.
Und präsentierte ihr auf unsanfte Weise die Rechnung…..




............... Die Ratte wurde in die Ecke gedrängt ...............


Lys teilte sich die Zelle mit diesem erbärmlichen Wesen. Vor einigen Stunden hatte sie das Vieh bemerkt, und nun ließ sie ihre ganze Wut an ihm aus.
Seit sie wieder in der Lage war, sich zu bewegen und Herr ihrer Gliedmaßen war, fieng sie die Ratte immer wieder aufs Neue ein.
Ein Barthaar nach dem anderen hatte sie ihr ausgerissen, sie immer wieder entkommen lassen und sie erneut geschnappt, ihr Zorn wurde auf gemeine Weise an dem Tier ausgelassen, bei jedem verzweifelten Quieken der Ratte lachte Lys erneut bitter und tonlos auf.

Es war ihr einziger Zeitvertreib in den letzten Stunden gewesen, abgesehen von ihren Gedanken und ihrer Wut auf sich selbst und die elenden Waldweiber.
Auf einen erbitterten Kampf hatte sie sich nicht eingelassen, abgesehen von etwas hin und her geplänkel, und einigen eher vom Zorn gelenkten Ausfällen, denn ihr war von der letzten Begegnung noch zu bewusst, dass sie alleine keine Chance gegen eine von denen haben würde.
So hatte sie sich nach einigen giftigen Bemerkungen der 'Einladung' gebeugt und vorgetäuscht, dieser Folge zu leisten.
Sie hatte in Erinnerung, dass etwas weiter nördlich ein dichtes Waldstück am Wege gelegen sei, dort würde sie einen weiteren Fluchtversuch sicher erfolgreich wagen können.

Doch..... die einzelnen Bäume, die am Wege standen, boten keinerlei Deckung, und bis zum Wald sollte es gar nicht erst gehen.
Ein fataler Fehler, wie sich nun heraus stellte, Lys hatte sich - wieder einmal - zu unbedacht in fremdes Gebiet vorgewagt, ohne sich die Umgebung gut genug einzuprägen.

Und so saß sie nun seit einigen Stundenin jener unterirdischen Zelle, nicht ganz ohne Gegenwehr hatte sie sich überzeugen lassen, aber gegen jene Magie des anderen Weibes hatte sie nichts ausrichten können.
Ihr Körper war gelähmt, ihr Geist eingefroren, sie schaffte es nicht mehr, beides in Einklang zu bringen.
Und aus diesem zustand erwachte sie auch nur zögerlich.
Wie Schemen nahm sie die beiden Frauen wahr, versuchte, sich der Ketten zu erwehren, doch ihre Bewegungen waren ungezielt und fahrig.

Nun jedoch, da sie alleine war und wieder klar denken konnte, dachte sie fieberhaft darüber nach, wie sie entkommen könne...
Unter der Erde mit einer nun halb toten Ratte, standen die Chancen nicht zum Besten.
Wütend griff sie erneut nach der Ratte und biß ihr kurzerhand den nackten Schwanz ab.
Das verstümmelte Tier flog erneut mit einem verzweifelten Quieken in die strohgepolsterte Ecke.

Ihre Geschwister mussten von ihrer Lage erfahren.
Das war die einzige Möglichkeit, das Tor und vor allem die Ketten an ihrem Handgelenk waren zu stabil.
Eines der verdammten Weibe hatte vom Austausch gegen diesen dreckigen Wurm aus dem Wald geredet.
Sollen sie ihn doch haben... zumindest sein Kopf musste noch in irgendeiner Ecke der Höhle von Würmern und Maden angenagt herum liegen.....




Noch mehrmals hatte sie die Ratte zu fassen gekriegt, ihr aus lauter Zorn und Langeweile mit einigen sitzen Strohhalmen ihres Lagers in den Augen herum gestochert und sich mit abartiger Freude am schmerzerfüllten und verzweifelten Quieken des Vieches erfreut.
Nun saß das verkrüppelte Tier wieder in der Ecke und nur ab und zu hörte man ein klägliches Fiepen.
Einige Zeit später drang erneut das Geräsch von sich nähernden Schritten an Lys'Xaeras Ohr.

Die Tür öffnete sich, und wieder erschien jenes Weib, das sie aufgegriffen und auf so demütigende Weise in dieses Loch geschleppt hatte.
Aus purer Langeweile und entsprungen aus dem Gedanken, dass es einem stets nütze, die Gedanken und das Ansinnen seiner Feinde zu kenne, ließ sich Lys nun auf einen Wortwechsel mit jener Frau ein.

Doch die Gedanken und Vorstellungen die dieses im Geiste verwirrte Wesen in sich trug, blieben ihr vollkommen unverständlich.
Und immer wieder ging es um die Wilden, die ihre Bleibe auf dieser Insel hatten.
Warum nur verschrieb sich eine gruppe gottloser Menschen dem Schutze einer so minderwertigen Art? Und woraus schöpften sie ihren Nutzen?
Was brachte es, eine so niedere und unterentwickelte Gruppe von 'Tieren' zu umsorgen?
Und dann hatte dieses Weib gar davon gesprochen, dass Alatar, der allmächtige Vater die Absicht hatte, die gesamte Welt und zu guter Letzt die Letharen selbst zu vernichten.

Beinahe Mitleid bemächtigte sich Lys, als ihr vewusst wurde, wie unterentwickelt und weltfremd, ja, wie benachteiligt die meisten Menschen wohl waren, blieb ihnen doch zeitlebens der Einblick in ihres Vaters großes Werk verschlossen.
Nun, aber das war nur ein Grund mehr, dafür zu sorgen, dass das letzte Ziel erreicht werden würde. Und zu nichts anderem existierte Lys schließlich.

Wieder klang das klägliche Quieken aus der Ecke, und nun kam das dämliche Viech tatsächlich angekrochen... und schon wurde es aufgespießt von jenem Weibe, das eben noch erzählte, Wald und Kreatur zu schützen.
Nichts als verlogen und verblendet waren die Menschen, wieder einmal mehr bestätigte sich dies.
Bedauerlich.
Keine Ratte, keine Unterhaltung in den wenigen Schritten, die die Zelle durchmaß.

Ruhe war wieder eingekehrt. Lys nutzte die Stille, um zu beten, um ihrem Vater ihre Treue zu versichern, um ihn um Beistand zu bitten.
Ganz in Trance versunken, zu tief für diese Situation, wie sie bald darauf fest stellte, hockte sie zusammengekauert an der Wand, voll inbrunst betete sie, bis sich in den Schatten die vage Gestalt des Panters zeigte, stets das Zeichen für die Gunst des Alleinen, ihres Vaters.
Lys trank begierig die Kraft, die dieses schemenhafte Wesen aus der Dunkelheit mit sich brachte.
...und nur langsam erwachte sich aus diesem Dämmerzustand, beinahe überrascht, die Frau - und gleich dazu noch eine zweite in der Zelle zu erblicken.

Wieder zu wenig Aufmerksamkeit, wieder hatte sie sich verleiten lassen.
Doch ihr Vater war bei ihr, und auch die Nähe ihrer Geshcwister spürte sie.
Oder klammerte sich an den Gedanken, sie bald wieder um sich zu haben.
Selten war ihr deutlicher geworden, dass die Nähe ihrer Brüder und Schwestern zwar stets eine Belastung darstellte und höchste Anstrengung von ihr verlangte, sie aber ohne ihre Geschwister nichts war.

Die erste der Frauen ging nun, um ihr etwas zu essen zu besorgen. Nichs würde sie davon jedoch anrühren. Sie war sich nicht sicher, ob die Speisen nicht gar vergiftet waren, und auf ihre sonst so feinen Sinne wollte sie sich zur Zeit wohl lieber nicht verlassen.
Abgesehen davon blieb ihr Geist klarer, wenn sie für eine gewisse Zeit davon absah, Nahrung zu sich zu nehmen.

Kurz kam nun Bewegung in die Zweite der Frauen, und schon blitzte die glänzende Schneide eines Dolches vor ihr in den Fellen am Boden auf - sie hatte ihr tatsächlich eine Waffe zukommen lassen?!
"Sieh zu, wie du dir selbst hilfts..."

...Ja, das würde sie tun.
Zuerst galt es jedoch, den Brief abzusenden. Sie hatte bestimmt, dass Annalisa, die Bäuerin ihn erhalten solle.
Sie war sich ziemlich sicher, dass ihre Geschwister die Angelegenheit so ernst nehmen würden, denn diese Menschin war gewiss noch nicht zu bekannt als Botin der Letharen.
Lys befürchtete, dass eine Botschaft die über die Garde, den Tempel oder einen beliebigen Bürger Rahals eingehen würde, nicht als ernsthafte Botschaft anerkannt wurde, und als Trick abgehandelt wurde, der lediglich dazu dienen sollte, die Letharen nach Lameriast zu locken.

So würde dem Erhabenen zugleich mit seinem gezähmten schwarzen Wesen ein Brief übergeben werden.....

Welche Konsequenzen Lys'Xaeras Unachtsamkeit nach der Zeit bei den Gefährtinnen haben würde.... das war etwas, worüber sie sich im Moment noch keine Gedanken machte.....









Anscheinend waren in diesem Lager öängst nich alle der menschlichen Frauen Lys so wohlgesonnen, wie es bei der ersten den Anschein hatte.
Zumindest bei einigen der letzten 'Besucherinnen' spürte sie nur zu deutlich deren Abscheu und Hass.

Dennoch wurde es ihr erlaubt, den von ihr geforderten Brief zu schreiben und aushändigen zu lassen.
Schon seit Stunden hatte sie darüber nachgesonnen, was zu schreiben war - ihr widerstrebte es zutiefst, ihre Unzulänglihckeit und ihre Fehler einzugestehen.
Und zugleich fürchtete sie, dass man sie durchaus für entbehrlich halten könnte. Sie, eine junge Lethra, die noch am Anfang ihrer Ausbildung stand, und noch nicht viel mehr, als ihren harten Willen dem Volke der Letharen beisteuern konnte......

Letztendlich beschloss sie, ihre Zeilen so knapp wie möglich zu halten, lediglich die wichtigesten Informationen hinein zu packen.
Und in kantigen, fremd wirkenden und runenartigen Zeichen begann sie hastig in letharischer Sprache zu schreiben:

Meine Geschwister, unserem Vater sei Lob und Ehr!


Gefährtinnen nennen sich diese verabscheuungswürdigen Kreaturen, die schon den Menschenwurm aus dem Wald schützen wollten.
Sie sind nördlich des Berges auf Lameriast zu finden.
Ich selbst bin in einer Zelle unter der Erde, in der Nord-westlichen Ecke des Lagers, versteckter Zugang.
Oben sind lediglich hölzerne Gebäude, ein von Palisaden umschlossener Innenhof.
Bisher wurde ich wie ein unliebsamer gast aber dennoch rücksichtsvoll behandelt.
Die Lage ändert sich.



Darunter malte sie noch wesentlich kleiner als die übrigen Runenzeichen gehalten waren, die Lautfolge ihres Namens... als ob sie dadurch ihre Unbedeutsamkeit in Schriftform darlegen könne.

Nun hieß es wieder, zu warten.

Und nach und nach konnte sie es kaum nich leugnen, dass die Zeichen für sie detlich zum schlechten standen.
Der Ureinwohner lebte nicht mehr. Sein ausgebluteter Körper wurde in die Lava geworfen... es gab nichts, gegen das sie eingetauscht werden könne.
Aber nur, weil es niemanden als Gefangenen bei den Letharen gab, hieß das noch lange nicht, dass es nicht möglich war, einen Gefangenen zu beschaffen.
Denn auch diese Waldweiber würden ab und an einzeln anzutreffen sein....

Vielleicht nur ein vertrockneter, schwacher Strohhalm, an den sich Lys klammerte...
und doch gab sie sich in den immer endloser wirkenden Stunden ihrer Gefangenschaft den Gedanken an einen solchen, ganz anders als wohl von den Gefährtinnen geplanten Austausch hin.
Sie malte ishc mit ihrer ganzen Phantasie aus, was einem solchen 'Gast' bei den Letharen alles
wiederfahren würde....

Unvergleichlich zu ihrer hier ansich doch erträglichen Unterbringung....




So langsam aber sicher begann Lys, der Langeweile überdrüssig zu werden.
Außer ab und zu einem Kontrollgang einer der Gefährtinnen hatte sie nichts gesehen, nichts gehört.
Noch immer wurde sie gut - ja, erstaunlich gut! - behandelt, keiner schien ihr etwas anhaben zu wollen.
Doch änderte das nichts daran, dass sie sich nicht auf alles gefasst machte.
Gerade weil eben alle um ihr Wohergehen bemüht zu sein schienen.

Und nicht wenig später stellte sich heraus, dass ihre Vermutung gar nicht so falsch gewesen war.
Eine ihr bis dahin unbekannte Gefährtin kam in die Zelle. Schwer bepackt mit einem Sack, der gut verschlossen war und on dem es verdächtig metallen schepperte.

Ja - tatsächlich.... es schien sich um diverse Folterinstrumente zu handeln.
Die Gefährtin zeigte ihr eines davon, sie nannte es den "Ausweider" ... lys kannte ein ähnliches Gerät, es wurde dazu verwendet, zwar eine kleine Wunde zu schaffen, die nicht stark blutet, aber durch die doch die Eingeweide nach außen gezogen werden können.... Auch durch die kleinen Verletzungen, die dadurch entstehen, würde so nac hund nach der Tod eintreten... aber nur langsam.

Nungut, Schmerzen war Lys gewöhnt. Und sie würde diesem Stück Vieh nicht die Genugtuung geben, vor ihr zu heulen wie ein räudiger Hund!
Und die Fragen, die ihr gestellt wurden, überzeugten sie davon, dass ihr auch noch keine Gefahr drohte, die Gefährtinnen schienen nicht die leiseste Ahnung zu haben, dass der Ureinwohner schn längst nicht mehr lebte.
Denn die Fragen der Frau zielten alle darauf hin.
Wie ging es ihm? war er zu Schaden gekommen? War er in guter Verfassung und könnte ausgetauscht werden?

Lys gab sich alle erdenkbare Mühe, so kooperativ zu wirken wie es nur irgend möglich war.
Insgeheim verachtete sie sich selbst, eine solche Plaudertasche war sie höchst selten, und auch wenn ihr ab und an eine unbedachte Bemerkung heraus rutschte, hielt sie es doch stets so, dass nur das gesagt wurde, was Hand und Fuß hatte.
Nichts desto trotz hielt sie es hier für angebracht, alles so dicht an der Wahrheit zu berichten, wie möglich - mit dem kleinen, aber nicht zu verachtenden Unterschied, dass sie den Tod des Ureinwohners verschwieg.

Nun gut - das Mittel erfüllte seinen Zweck. Die Gefährtin gab sich irgendwann zufrieden mit den Antworten, schien eine Folter nicht für nötig zu halten, und machte sich davon.

Der einzige Grund, weshalb Lys es vorzog, das Lager - wie auch immer - unbeschädigt zu verlassen, war der, dass sie bei ihrer Ankunft bei ihren Geschwistern all ihre Kraft brauchen würde, um die auf sie wartenden Strafen zu ertragen und zu überstehen.

Dieser Gedanke machte sich seit etlichen Stunden in der Stille der Zelle in ihr breit, und er war es auch, der ihre Geduld bis an die Grenzen erschöpfte, sie dazu brachte, innerlich immer unruhiger und rastloser zu werden, und ihrem Zorn stets neue Nahrung bot.....






Sie spürte, dass etwas im Gange war. Schon seit den frühen Morgenstunden, der Tag musste noch in diesigem Grau liegen, bemächtigte sich ihr eine Unruhe.
Lys wusste, dass der Zeitpunkt, der eine Wende bringen würde, nicht mehr fern war. Schon längst mussten ihre Brüder den Brief erhalten haben, und sie konnte sich die Wut mit der er quittiert wurde, annähernd vorstellen.
So begann sie also, sich bereit zu machen - für was auch immer da kommen möge...

Sie dehnte und streckte Glieder und Muskeln soweit es die Ketten zuließen, rieb sich die von den harten Ketten aufgescheuerten Handgelenke und versetzte sich in eine leichte Trance, um ihre Konzentration noch weiter zu stärken.
Sich leise hin und her wiegend betete sie zu ihrem Vater, bat ihn darum, ihren Geschwistern den Hass zu stärken, die Wut in diesen Tagen erneut auflodern zu lassen.
Und nicht zuletzt betete sie darum, sie weiter dienen zu lassen - ob im Leben oder im Tode.

Je später der Tag, je inbrünstiger ihre Gebete, desto mehr verdichteten sich die Schatten in ihrer Zelle... auch wenn Lys es niemals und niemandem gegenüber eingestehen würde - der Panther, dessen vage Gestalt sich in der Schwärze der dunklen Ecken zusammenzog, schenkte ihr Ruhe, ja, gar Trost.

Längst war sie nicht mehr so gelassen wie sie sich den Anschein gab. Sie wusste, dass ihre Zeit hier bereits abgelaufen sein könnte. Und der Zorn, den sie mit ihrer Unachtsamkeit über ihre Brüder gebracht hatte, ließ sich nur schwer einschätzen.
Aber sie hatte eine leise Ahnung davon, dass die Zeit in dieser abscheulichen Zelle bei diesen wiederwärtigen Waldweibern möglicherweise die angenehmeren Tage und Nächte darstellte.

Nun galt es noch, sich einen möglichst günstigen Platz für den Dolch zu suchen, den sie noch immer unter den Fellen verborgen hielt.
Doch... schon wieder hörte sie das leise Tappen, das sich unablässig und zielstrebig der Tür näherte.
Lys schloss die Augen, ballte die Fäuste und presste sie gegen die Schläfen.
Heiß fühlte sie die ganze angestaute Wut in sich aufflammen.
Wer wagte es, sie schon wieder in ihren gebeten und Vorbereitungen zu stören?


Sie kam herein... musterte sie... wie ein Tier .................demütigend!
Sie nannte sie niedlich.... interessant... fremd ................erbärmlich!
Sie kniete vor ihr... betrachtete sie... war verzückt..........wiederwärtig!

Sie griff nach einem Ohr ... wollte wissen, ob es weich und flauschig sei
......................... die Hand schnellte nach oben, packte das Handgelenk dieser Hure. All der Hass, all die Wut loderte in ihren Augen auf.
"Fass nie wieder ein Kind des All-Einen an!"
war alles, was Lys in ihrem bebenden Zorn heraus brachte.....


Mit diesem Vorfall war es besiegelt - nichts, aber auch gar nichts würde sie daran hindern, heute zu gehen!
Kaum wieder allein in der Zelle wurde der Dolch im Rücken in den Gürtel gesteckt. So tief, dass nur noch ein kleines Stück des Knaufes heraus sah, sich aber dennoch rasch ziehen ließ.
Sorgsam ordnete sie die Falten ihres Umhanges wieder darüber an.

Doch es sollte anders kommen...
Nur kurze Zeit darauf kam wieder jenes Weib, das ihr schon neulich auf so lächerliche Weise drohte.
Nun war es gewiss - die Antwort ihrer Brüder war eingetroffen.
Und offensichtlich war die Waldhure vor ihr nicht sehr glücklich darüber.
Nunja. Das kümmerte Lys nicht weiter.

Die 'Befragung' sollte fortgesetzt werden. Ein klares JA oder NEIN sollte sie auf die Fragen von sich geben.

Doch wieder gelang es Lys, durch einen belanglosen Plauderton die Gefährtin für eine Weile aus dem Konzept zu bringen, Zeit zu schinden.
Sollte sie ihr ruhig drohen, sollte sie ruhig in dem Glauben bleiben, dass sie mit dem Instrument in der Hand die Augen der Lethra ausschaben würde - Lys hatte den Dolch im Rücken und tief im Bewusstsein.
Auch die anderen in der Zelle anwesenden Frauen würden sie nicht davon abhalten, dieses Stück Vieh vor sich als Geisel zu nehmen.

Sie würde frei kommen. Heute. Jetzt.



Und wieder.... anders als gedacht, als geplant.
Es kam Unruhe in die Zelle, Besuch sei da... eine rannte raus, die nächste hinterher, eine kam zurück, wieder zwei raus...

Lys war alleine.. .und fassungslos.
Auch wenn sie das eigentliche Opfer darstellte - wie konnte diese Gruppe von Frauen so unkoordiniert überstehen?
Wer es wagen sollte, sie bei der Vernehmung eines Gefangenen so zu stören, und auch noch so offensichtlich Chaos in die Angelegenheit bringen...
nein, weder Lys, noch eines ihrer Geschwister hätte sowas je geduldet.
Doch - sie kam zurück... sie, der ihr Gedanke an Vergeltung galt, sie, deren Gesichtszüge und Merkmale sie sich eingeprägt hatte.

Genugtuung machte sich in Lys breit...

......................... ihre Geschwister standen vor den Toren der armseligen Feste ...
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Lys´Xaera





 Beitrag Verfasst am: 06 Jan 2008 02:34    Titel:
Antworten mit Zitat

............... Und wieder gebiert nur die Kälte neues Eis ...............


Kaum einen Tag Ruhe, kaum Zeit, sich zu erholen.
Nur gut, dass man sich schon in jungen Jahren abgewöhnt, andere für sich selbst verantwortlich zu machen….

Und so galt es, wiederum Einsatz zu bringen, voller Eifer den Kampf gegen vollkommen neue Feinde anzutreten….



Die eiskalten Schneeflocken die immer wieder auf Lys'Xaeras Haut landeten, fühlten sich an wie leise Nadelstiche...
Und sie verpufften zu Dampf in gleichem Maße wie ihre Abscheu sich in Befriedigung wandelte.
*pieks* ... und ein weiterer harter Hieb gegen den Stamm .... und nicht weit entfernt hallte das
dumpfe Klopfen einer weiteren Axt.
*pieks* ... und ein hämisches Grinsen auf Lys' Lippen das die Tage immer öfters in ihrem Gesicht erschien...

War sie die ersten Tage der Arbeit noch von Wut und Abscheu erfüllt, so genoss sie mittlerweile die Tätigkeit - nein... die Situation geradezu!
Und stets wenn sie eines der verkniffenen Gesichter der Letharfen erblickte, erfüllte es sie erneut mit tiefer Zufriedenheit.

Ihr gemeinsames Ziel macthe sie alle gleich, jeder musste helfen, jeder sich mit dieser verabscheuungswürdigen Tätigkeit begnügen.

*pieks* ...und mit einem weitern Schlag fiel die eine Hälfte des starken Astes welchen sie zu teilen hatte, vor ihre Füße.
Und immer mehr Schnee wirbelte in dicken Flocken um sie herum.
bald schon spürte sie die einzelnen Flocken nicht mehr, legte sich eine weiße Kappe aus eisigen Kristallen auf ihre Kapuze.

Sie mochte Schnee, ebenso, wie sie den Nebel liebte. Er verbarg alles, ließ alles stets etwas anders erscheinen, als es war.
Unermüdlich wurde immer mehr Baumaterial heran geschafft, und die freudige Erwartung, in diesen neuen Bauten bald noch mehr Wesen beobachten zu können, spornte sie stets von neuem an.
Das nun zurückliegende Erlebnis mit dem Ureinwohner hatte ihre Neugierde auf alles, was anders als die letharen war, noch mehr angestachelt.
Sie wollte noch viel mehr leiden und sterben sehen, und so hielt sie während ihrer eintönigen Arbeit stets Ausschau nach weiteren Opfern...
vielleicht ergab es sich ja, dass man im Dickicht eine Waldelfe fand, die mit ihrem erbärmlichen Leben die Bäume schützen wollte...

Ein weiterer, lauter Schlag ließ den Wipfel einer Tanne erzittern, die Lys als ihr nächstes Opfer auserkoren hatte.
Was machte es schon, dass es immer kälter wurde, beißender Hohn brannte in ihr, während sie immer wieder durch die wirbeldnen Flocken einen Blick auf die Letharfen erhaschte.
Und was machte es, dass ihr das Sprechen verboten war - es hatte einen großen Vorteil:
Die Gedanken blieben bei ihr, konnten gedreht und gewendet werden.
Und zu denken hatte sie diese Tage beileibe genug........................



Lys hatte langsam aber sicher genug!
Nun, da sie der Gefangenschaft entkommen war, durfte sie alleine Rahal nicht mehr verlassen. Da aber die Arbeit nicht ruhen durfte, hatte sie tief im Berg mit anzupacken. Eine Arbeit, die ihr zutiefst wiederstrebte, beinahe noch mehr, als sich im Wald aufzuhalten, der von frischem und wiederwärtig lebendigem Tannengestank durchströmt war.
Dort konnte sie wenigstens die Gewächse der Hure umschlagen.. eines nach dem anderen....

Aber den Schutt aus den Gängen zu transportieren war eine Tätigkeit, die kein Ende zu nehmen schien. Ständig wurde man gegängelt, nie ging es schnell genug.
Dabei wurde an allen Ecken und Enden geschuftet als ginge es um aller Leben und nicht 'nur' um eine neue Bleibe....

Dabei.... geaugenommen..... Lys sah sich um.
Dort drüben - schon wieder bildeten sich auf einer Linie quer durch die Höhle, in der mehrere Gänge abzweigten, wie mit dem Lineal gezogen Schutthäufchen. Ein langer, gerader Riss in der Decke.
Gestern hatte sie es zum ersten Mal bemerkt. Erst feiner Staub, dann kamen kleine Sandkörnchen dazu, die von der Decke rieselten. Heute waren es schon Steinchen und sogar ein etwas größerer Brocken.

Sie hatte zwar nicht die leiseste Ahnung davon, wie lange sich so eine Decke noch halten würde, aber sie vermied es tunlichst, sich in diesem Bereich aufzuhalten.
Dieser Teil der Höhle gehörte noch zum alten Gängewerk... wenn sie sich beeilten... ja, dann sollte hier alles einstürzen, dann wäre es vollkommen egal, es gab genug Wege nach draußen.

Wieder hallte die herrische Stimme eines Letharfen durch die Gänge, unermüdlich sollten alle schuften, hastig, eilig, immer vorwärts, ohne Pause.

Lys rannte den Gang entlang, sie zumindest hatte nun erst einmal eine Pause zu machen.
Ihre aufgeschürften Hände wären bald keine Hilfe mehr, wenn sie ihnen nicht ab und an Ruhe gönnte.

Doch shcon war es passiert - ein Aufschrei, ein Poltern –
Lys lag der LÄnge nach auf dem Boden.
Das Blut rann ihr augenblicklich von der aufgeschlagenen Nase über Mundwinkel und Kinn.

Ein vor Zorn laut gebrüllter Fluch machte ihrem überraschenden Schmerz und der Verwunderung Luft.
Ein Handbreiter, tiefer Riss klaffte im Boden.
Quer durch die Höhle zog er sich.
Seit wann...? das laute Tosen und Rumpeln vorhin, von dem sie angenommen hatte, dass ein neuer Teil aus dem Berg abgetragen wurde, musste in Wahrheit etwas anderes gewesen sein... denn mit Sicherheit wusste sie: vor wenigen Stunden gab es diesen Riss hier noch nicht.

Und langsam erkannte sie, wie Recht die Erhabenen hatten... es eilte noch weitaus mehr, als sie angenommen hatte.
In Anbetracht des Zustandes der Felsflächen würde sie nichts mehr darauf verwetten, dass die Decken und Böden sich noch mehr als einige Tage oder höchstens Wochen an dem Platz befanden, an dem Decken, Böden oder Wände nun mal zu sein haben!

Doch unermütlich verrichtete sie die stumpfsinnige, ihr aufgetragene Arbeit.
Der einzige Sinn, den sie selbst abgewinnen konnte, war der, ihren Gedanken in diesen Tagen freien Lauf lassen zu können.

Die Wochen verstrichen wie im Fluge.
Und doch kam ihr die Zeit in diesem Teil der Letharengemeinschaft beinahe so lang vor wie die letzten beiden Jahre… die Jahre, die es her war, dass sie ihren Sohn geboren hatte.

Mit gerade einmal 80 Jahren hatte sie IHM einen Letharfen geschenkt, viel zu früh, aber da es die Bedingung gewesen war, im Kampf und in der Kunst der Waffenführung geschult zu werden, hatte sie dies ohne zu zögern in Kauf genommen.

Doch noch immer fühlte sie sich fremd, hatte sie das Gefühl, nicht genügend dem großen Werk beizutragen…

Ihre Aufgaben wurden von Tag zu Tag vielfältiger – wenn auch nicht befriedigender.

Nun jedoch, da sie das Redeverbot zu ihren Gunsten zu nutzen verstand, hatte sie ausgiebig Gelegenheit, sich um ihre wirren Gedanken zu kümmern, und diese zu ordnen.

Schon länger war es her, dass sie die Aufgabe bekam, sich in der Kunst des Kampfes zu schulen. Und nach und nach machte sie Fortschritte, wenn auch nur langsam, so arbeite sie doch verbissen daran, jeden Schwung der Pantherklaue zu perfektionieren, ihr Schild als Deckung gegen jeden möglichen Angriff zu nutzen.

Die Demütigungen prallten mittlerweile ebenso wie nicht allzu heftig geführte Hiebe mit einer beliebigen Waffe von ihr ab.

Sie hatte sich darauf eingestellt, diese zu schlucken, und versucht, durch möglichst ruhiges und neutrales Verhalten nicht noch mehr Unwillen und Zorn auf sich zu ziehen.

Aber doch war dies alles vollkommen neu für sie. Früher hatte sie die Gemeinschaft der Handwerker kaum verlassen, war sie stets unter Lethraen gewesen und hatte die schlechte Behandlung durch die Letharfen nicht zu befürchten.

Und so ließ es sich kaum vermeiden, dass in ihr ab und an der Zorn aufbrodelte.

Und mit ansehen zu müssen, wie Velvyr sich den Letharfen immer wieder entgegenstellte, machte es ihr nicht leichter, zeigte es Lys doch, dass auch Lethraen ihren Stolz innerhalb der Gemeinschaft bewahren konnten.

Aber war es wirklich so? Nahm Lys alles hin, was ihr an demütigenden Aufgaben zugeteilt wurde, was ihr an vernichtenden Kommentaren zugeworfen wurde?

Sie war bereit, sich an der gemeinsamen Arbeit zu beteiligen, die Höhle auszubauen. Und grundsätzlich lag ihr nichts ferner, als sich selbst ins Abseits zu stellen, sei es aus Trotz oder Zorn.

Aber die Feldarbeit die ihr aufgelegt worden war, brachte ihr Innerstes zum brodeln.

Und von Tag zu Tag verrichtete sie diese Aufgabe widerwilliger und mit mehr
Verabscheuung.

Nun war sie wieder hinaus in den Wald geschickt worden, es hieß, mehr Holz heran zu schaffen, eine Palisadenwand sollte den neuen Zellentrakt begrenzen. Wie auch immer sich die Letharfen das vorstellten, Lys hielt es für Schwachsinn. Aber als sie diesen Gedanken in einem Moment der Unachtsamkeit zum Ausdruck brachte, wurde ihr auf unbestimmte Zeit das Wort verboten, sie war zu stummer Arbeit verurteilt worden.

Lange fachte dies die Wut, die sich in den letzten Wochen in ihr angestaut hatte nur noch mehr an, bis Lys nach und nach begann, in der Stille des Winters zu begreifen, was vor sich ging.

Der Schnee, der rings um sie jeden Laut verschluckte, brachte keine Stille, wie sie angenommen hatte. Noch immer hörte sie. Noch immer war da dieses Geräusch –

Ein hohes, seltsames Sirren und Kreischen.

Zugleich fremd, ja, unweltlich, und dennoch gleichermaßen vertraut, Geborgenheit verheißend.

Ein weiterer Baum fällt in den Schnee…. Die Axt zum Schlag erhoben – die Äste müssen vom Stamm abgehackt werden – unzählige Male zuvor, ihre ganze Kraft, ihre ganze Geschicktlichkeit genutzt, um einen weiteren, brauchbaren Stamm zu schaffen…. Schaffen… erschaffen….

Lys verzog die Mundwinkel. Nein, bloß keine Gedanken an ihre Tätigkeit verschwenden.

- Ein jeder gefällte Baum ist ein Baum weniger - hämmerte sie sich stumm in ihr Hirn.

Andere Worte – laut hallen sie in ihrem Kopf wieder – leise, unhörbar sind sie, nicht verständlich, wirr.

Und wieder schwillt das Geräusch in ihrem Kopf zu einem schieren Dröhnen an.

Die Axt fällt in den Schnee… Lys reißt die Hände an den Kopf, ballt sie zu Fäusten und presst sie sich an die Schläfen – streckt die Finger wieder, legt sich die flachen Hände auf die Ohren…

NEIN – sie kann es nicht mehr hören, diese schreckliche, unerklärbare in ihrem Schädel, das nicht aus ihr und nicht von außen kommt….

Und doch…. Sie will lauschen, dieser wundervollen, verwirrenden Melodie, die sie
umschwärmt wie ein Lufthauch, ungreifbar, eine Mischung aus kalter, klarer Winterluft und von Moder geschwängerter heißer Luft die an den Lavaströmen aufsteigt.

Und doch wirkt es insgesamt vertrauter als sie zuerst glaubte.

Sie hatte ähnliches bereits mehrmals gehört – verspürt… ja… langsam aber stetig formten sich ihre wirren Gedanken zu einem klareren Bild. Nicht lang war es her, eine Huldigung ihres großen Vaters im Tempel hatte sie die Präsenz dessen spüren lassen, aber es war ein bloßes Gefühl gewesen…

Vor nur wenigen Nächten wieder… die Opferung, deren Sinn sie so wenig begriff, aus bloßer Verwirrung und Gier nach der Vernichtung eines unwürdigen Lebens hatte sie dennoch beigewohnt… danach die Erscheinung, allein der Gedanke daran brachte Lys, die noch immer stumm und regungslos verharrend zwischen dick vom Schnee eingehüllten Tannen stand dazu, den Blick ehrfürchtig zu senken.

Auch da war es ein ähnliches Geräusch gewesen, welches von den hohen Wänden der Höhle widerhallte, ja, … im Geiste verglich sie es, und obgleich sich hinter ihrer Stirn die Gedanken zu Schmerz ballten, sie kaum noch in der Lage war, einen klaren Gedanken zu fassen, erkannte sie langsam, dass es ihr gar nicht so fremd war, wie zuvor angenommen.

Noch etwas weiter zurück… einige Jahre, vielleicht Jahrzehnte, in diesem Moment war es vollkommen bedeutungslos. Sie lag im Bett, erwacht von einem grausigen Traum… einem jener Träume, bei welchen man sich noch nach dem Aufwachen nicht sicher ist, ob es Traum oder Wirklichkeit war.

Es war ein Traum.

Es war Wirklichkeit.

Es war unfassbare und verkannte Wirklichkeit… ein Wesen, unvorstellbar mächtig,
unglaublich zerstörend und angsteinflößend war erschienen, hatte sie, Lys beinahe dem Wahnsinn nahe gebracht. Doch als sie damals erwachte, blieb in ihr lediglich ein gedankliches Chaos, verwirrte Emotion, doch weder Furcht noch Unwohlsein… diese Tatsache allein war es, die sie damals ängstigte.


Und ist es gar möglich, dass es kein Traum…? Dass es eines jener Erlebnisse war, die zwischen den Existenzen geschehen?

Dass sie, eine, die sich für unwürdig hielt, die schon froh war, ihrer öden Tätigkeit entronnen zu sein und sich an den Waffen üben durfte, um ihrem Vater so noch dienlicher zu sein…

Tastächlich SIE von ihm berührt worden war? Und in ihrer törichten Kleingeistigkeit dies nicht erkannte?

Und doch war seitdem das laute, tosende, und dennoch unhörbar, kaum zu vernehmende Gewirr in ihrem Kopf nicht mehr verschwunden, ja, dessen war sie sich nun sicher.

Ihre Gedanken formten sich weiter zu Bildern… als sei sie lediglich Zuschauer eins weit entfernt geschehenden Vorganges, stand sie im Wald, ein zufällig Vorbeikommender mag wohl eine in dunklen Stoff gehüllte Person vor einem Baum stehend sehen, die Minuten oder waren es Stunden? regungslos verharrte, den Stamm anstarrte, mit verklärtem Gesichtsausdruck, als offenbare ihr gerade dieser Stamm die größten Geheimnisse des Seins.

Der Schnee, der ringsum Tannenwipfel und weite Flur bedeckte, an manchen Orten gar zu meterhohen Boehen aufgeweht war, wich von ihren Füßen, gab einen Umkreis um sie frei, zeigte kahle, tote Erde.

Doch Lys stand. Still. Regungslos.


Die Luft um sie schien zu flirren, als stiege Sommerhitze vom Boden auf. Doch die Kälte blieb.

Der nächste greifbare Gedanke war zu einem Ganzen heran gewachsen. Nur kurz zurück. Wenige Tage.


Sie stand in den Bergen auf dem Feld. Unter ihrem Fuß eine zerquetschte, breiige, rote Masse.

Eine der Melonen war das Opfer ihrer Wut gewesen.


Wieder stand sie alleine dort, musste die Ernte einbringen, neue Samen in die Erde drücken

Und Velvyr? Drückte sich. Wie stets. Denn sie wurde mit wichtigeren Aufgaben bedacht. Behauptete sie zumindest.

Die Wut war es, die Lys zu jenem unkontrollierten Ausbruch brachte und sie die Melone zermalmen ließ.

Doch war ihr nicht bewusst, dass ihr Tritt gleich vier weitere Melonen durch die Gegend geschleudert hatte, sie an den Felswänden zerschellen ließ, platzen, als würden Schädel im Kampf auf scharfe Schwerter prallen.

Und zeitgleich bemächtigte sich ihr wieder dieser unsagbare Schmerz im Kopf, der das Geräusch, die Stimme, den Gesang verstärkte, ihn aber doch nie ganz zu ihr durchdringen ließ.

Doch erst jetzt, geklärt durch die eisige Luft und die stupide Arbeit, gepaart mit dem tagelang währenden Schweigen brachte die Erkenntnis – es gab keine andere Möglichkeit, Lys musste sich Klarheit verschaffen.

Sie musste darüber mehr erfahren, ja, mit dem Erhabenen selbst sprechen.

Nein… zu aller erst hieß es, die Stimme erkennen. Zu jener Ruhe zu gelangen, die ihr dabei half, das Geräusch in ihrem Hirn zu filtern, deutlich werden zu lassen, es anzunehmen.

Es als Teil von ihr und als Geschenk von IHM zu betrachten……





Und mit dem lautlosen Fall der letzten Schneeflocken dieser kalten, toten Nacht erkannte sie –
Jene Nacht in der sie ihren Sohn gebar, war es, die sie auf immer verändert hatte.
Jene Nacht war es, die ihre Pläne zunichte machte.

Ihr aber doch auf grausame, erhabene Weise Neues schenkte.
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