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Eluives kleiner Engel
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eluives kleiner Engel
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Vodia





 Beitrag Verfasst am: 14 Okt 2005 15:28    Titel: Eluives kleiner Engel
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Den buckeligen Rücken mit schweren Tragkörben und allerlei Tand beladen
wackelte das alte Kräuterweib der Stadt Varuna entgegen. Nur sehr, sehr
langsam trugen sie die schmerzenden Plattfüße und jeder Schrott wurde
von einem grausamen Stechen begleitet, welches sich in allen Gliedern
verbreitete und die altersschwachen Knochen angriff. Sie stöhnte und
blieb kurz stehen. Ein wehmütiger Seufzer entrang ihrer Brust. Es half
doch nichts! Heute war Markttag in Varuna und nur an diesem Tag bot sich
ihr einmal im Monat die Möglichkeit eine Stange Gold zu verdienen,
welche sie bitter nötig hatte um auch den nächsten Monat lang mit allen
lebenswichtigen Dingen versorgt zu sein. Keuchend und mit rasselndem
Atem setzte sie sich wieder in Bewegung. Noch nie hatte sie derart
bösartige Beschwerden erlebt, denn trotz ihrem hohen Alter, war sie
aufgrund des dauerhaften, harten Leben in der Wildnis eine rüstige Frau.
Grimmig runzelte die alte die Stirn, als ob diese nicht genug faltig
wäre. Natürlich wusste sie woher der Schmerz stammte. Es war in den
letzten winterkalten Monaten eisglatt gewesen. Besonders vor ihrem
Hüttchen am Rande des Waldes machte sich eine spiegelgleiche Eisschicht
breit. Sie war nur einen winzigen Moment lang übereifrig und vorsichtig
gewesen- da war es auch schon passiert. Beim harten Aufprall wurde
vermutlich ein wichtiges Knöchelchen in der Hüftgegend gebrochen. Ein
Heiler war für das Weiblein unbezahlbar und so probierte sie all die
heilintensiven Salben, Tinkturen und Pillen, die sie mit ihrer Kunde
herzustellen vermochte, aus. Doch nichts konnte dauerhaft helfen.
Schlimmer noch, der Knochen wuchs wieder zusammen, jedoch mit Sicherheit
nicht in die vorgesehene Stellung. Gerade als sie diesen düsteren
Gedanken nachging, traf der Schmerz erneut- diesmal wie ein
Hammerschlag. Sie taumelte und ächzte matt vor Pein. Tränen stiegen in
die klugen Augen, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie Varuna so
nie erreichen konnte, sondern im Straßengraben verenden würde.
Lange blickte sie auf ihre vermeintliche Todesstätte, den Graben, als
plötzlich ein glockenhelles, süßes Stimmchen hinter ihr erschallte.
„Sagt, Mütterchen, tragt ihr zu eurer Last zusätzlich noch starke
Schmerzen mit euch?“
Langsam und entgeistert drehte sich die Alte um. Ihre Augen weiteten und
ihr Mund öffnete sich, als sie das Wesen, welchem die Elfenstimme
gehörte erblickte.
Ein in weiß-goldene Seide gehüllter, zierlicher Körper, zarte, fast
durchsichtig wirkende Glieder. Langes, lichtblondes, seidig schimmerndes
Haar rahmte ein atemberaubendes Gesicht ein. Zartrosa, ebenmäßige Lippen
lächelten warm. Hauchrötliche Bäckchen lagen neben der putzigen Stubbsnase.
Doch all dies verblasste beim Anblick der wunderschönen Augen.
Wie der edle Bernstein so klar und tiefgründig blickten sie und fingen
das Sonnenlicht um es strahlend zu reflektieren. Wie lange das
Kräuterweib nun schon das Lichtwesen angestarrt hatte, konnte die Alte
nicht sagen, da erhob sich erneut die Glockenstimme.
„Lass mich dir den Schmerz nehmen, Mütterchen.“
Das Kräuterweiblein konnte nichts erwidern. Ihre Zuge war wie eingefroren.
Das ist ein Engel. Die Göttin Eluiv schickt ihn und ich werde nun also
sterben.
schoss es ihr durch den Kopf.
Da begann der Engel schon sanfte Worte in einer unbekannten,
überirdischen Sprache zu singen. Seelig schloss die Alte ihre Augen und
wartete auf den Tod. Doch dieser kam nicht!
Als sie die Augen wieder öffnete, war sie immer noch auf der Strasse gen
Varuna, nur der Engel war fort und mit ihm der Schmerz. Sie spürte eine wärme in ihren gliedern und endeckte seltsam duftende verbände an ihren gliedern.
Lebensfreude erwachte in ihr´als sie die seltsamen Düfte vernahm.
„Ich danke euch oh Göttin!“ rief sie dem Himmel entgegen, dann beeilte sie
sich nach Varuna zu kommen, denn diesmal würde sie überschüssiges Gold
Eluivs Dienern spenden.

*****

Noch lange blickte das Mädchen der Alten aus dem Gebüsch heraus, nach.
Ein schelmisches Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus.
„Na, wunderbar! Die hielt mich also für einen Engel. Nun, verübeln kann
ich’s ihr nicht! Meine Grazie, Eleganz und edle Abstammung lässt sicher
auch ein höheres Wesen schließen.“ Leicht selbstverliebt spielte sie mit
einer besonders weichen Strähne ihrer goldenen Haare. „ Und jetzt rennt
die Alte in der Stadt herum und erzählt von einer Erscheinung..
wunderbar! Er muss so bald wie möglich auf mich aufmerksam werden- muss
er!“ Vodias Gedanken trugen sie fort. Zurück zu der Szene, die sie in
den letzten Tagen doch etwas verändert hatte. Sie hielt es, wieder mal
mit der Frau Stiefmutter nicht aus. Eine so bürgerliche und gewöhnliche
Frau! Kurzerhand verließ sie ihre große, schöne Kammer, stahl sich aus
dem väterlichen Gut nahe des Schlosses und ging auf Entdeckungsreise.
Eine junge Frau wollte schließlich auch etwas erleben und auf sich
aufpassen konnte sie allemal. Sie war eine begnadigte Trankmischerin und Heilerin
Ein kleines Genie, wie Mutter immer zu sagen pflegte.
Eingehüllt in einen eher unauffälligen Mantel verließ sie Lerchenbach
und wanderte lange gen Norden, bis sie ein weiteres Städtchen erreichte.
Fasziniert bummelte sie durch die kleinen Gassen, immer darauf bedacht
nicht einen Schmutzfleck abzubekommen. Sie wechselte ein paar mehr als
nette Wörtchen mit dem Schmied um sich ihrer Schönheit erneut zu
versichern. Er brachte ihr gerade einen besonders langen Schwall
Komplimente dar, als eine raue Stimme über den Hof schallte. „Weg da!
Macht Platz! Er ist verwundet- schnell.. wo ist dieser Nichtsnutz von
einem Heiler, wenn er gebraucht wird? Tss Menschen!“
Ein kräftiger Zwerg mit feuerrotem Bart (und ebenso rotem Gesicht zu
diesem Zeitpunkt) stapfte eilig an ihr vorbei. Er führte ein edel Pferd
hinter sich her, auf welchem ein verwundeter Krieger saß. Zumindest
versuchte dieser möglichst aufrecht zu sitzen. Die strahlende Rüstung
war voller Schrammen und Beulen. Blut quoll aus ihren Enden hervor.
Obwohl sie der Anblick für gewöhnlich anekeln müsste, starrte Vodia
gebannt auf den Reiter. Da drehte der unbewusst den Kopf und für den
Bruchteil einer Sekunde traf sie sein Blick. Klare und gleichzeitig
unbeherrscht traurige Augen sogen sie auf wie ein Meer, in welchem sie
zu ertrinken drohte. Sie strahlten wie blasse Sterne. Erst als sich die
Tür zur Heilerei schloss, wagte Vodia wieder zu atmen.
„Wer... wer ist dieser Mann auf dem Pferd?“ fragte sie den Schmied
stotternd.
„Oh, das ist Herr Arian Imrahil. Der Paladin der Göttin Eluiv- möge
er uns weiterhin schützen! Hmm, die Wunden sahen nicht gut aus!“ besorgt
blickten beide wieder zur Heilerei.
„Arian...“ murmelte Vodia und spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.
Obwohl sie auch nach mehreren Versuchen immer wieder von den Assistenten
des Heilers außer Haus gewiesen wurde, verspürte Vodia seit langem
wieder ein wohliges, unbeschwertes Gefühl in der Brust. Das Leben hier
auf Alahria schien nicht mehr ganz so dunkel und langweilig, wie zu
Beginn. Als Vater nach Mutters Tod diese Schnepfe heiratete und
Lerchenbach, ihre geliebte Heimat für unbestimmte Zeit verließ um der
neuen Königin Varunas zu dienen. Vodia lächelte. So unbeschwert hatte sie
sich das letzte Mal gefühlt, als sie mit der kleinen Kyra zu Wynterfels
gespielt hatte... lang war es her. Doch jetzt konnte sie keinen Gedanken
an den Verbleib der Freundin verschwenden. Ihr Kopf war gefüllt mit
einer einzigen Frage: „Wie mache ich einen unnahbaren Paladin auf mich
aufmerksam?“
Wieder huschte das selbstsichere Grinsen über ihr Gesicht.
„Na, das heute war doch schon mal ein sehr guter Anfang..“ murmelte sie
lächelnd und kletterte aus dem Gebüsch heraus.
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