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Die Heilerin
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Die Heilerin
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Angelina Hill





 Beitrag Verfasst am: 23 Dez 2004 23:54    Titel:
Antworten mit Zitat

Keuchend hetzte sie durch das Unterholz, das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen. „Nur nicht fallen... dann ist es vorbei mit dir“ schoss es ihr durch den Kopf, obwohl sie vor Panik kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.
Die Sträucher zerrten an ihrem Rock und schienen gierig nach ihr zu greifen. Immer wieder schlugen ihr Zweige auf ihrer Flucht in das Gesicht und ihre Augen waren blind vor Tränen.
Sie rannte um ihr Leben, doch das Keuchen hinter ihr wurde beständig lauter.
„Oh Mutter! Ich kann nicht mehr! Hilf mir!“
Sie stieß mit dem Fuß an die Wurzel eines Baumes... er hatte ihr ein Bein gestellt. Für einen Moment schwebte sie in der Luft... dann kam der Waldboden unaufhaltsam näher. Sie schlug auf.
Den Schmerz wollte sie nicht empfinden... sie wollte aufstehen... laufen. Sie musste laufen!
Langsam drehte sie sich um.
Und da stand er! Breitbeinig und mit einem feisten Grinsen im Gesicht. Seine schwarzen, kleinen Knopfaugen sahen sie höhnisch und begierig an. Er hatte sein Wild gestellt.
Wie gelähmt sah sie zu, als er sehr langsam den Gürtel über seinem fetten Wanst löste... immer noch dieses fiese Grinsen im Gesicht.
Vor Ekel und Panik schrie sie auf....

„Lina!.... Lina... mein Kind!“
Mit hämmerndem Herzen und schweißnass kam Lina zu sich. Mit einem Ruck setzte sie sich auf und sah sich gehetzt um.
„Lina... du hast geträumt... es ist alles gut, mein Schatz.“
Liebevoll schlossen sich die Arme ihrer Mutter um sie und drückten sanft ihren Kopf an die beschützende Schulter.
Lina weinte. Sie wusste nicht, ob vor Erleichterung, dass es nur ein Traum gewesen war oder weil sie nun wusste, was ihr geschehen war. Dieser Mann... sie spürte, dass sie ihn kannte. Aber woher? Und hatte sie das Schreckliche erlebt, was der Traum ihr gezeigt hatte?
Es musste so gewesen sein.

Lina erzählte ihrer Mutter den Traum, nachdem sie sich beruhigt hatte und die beiden Frauen sannen darüber nach, wie ihr Leben weitergehen sollte.
Lina würde das Kind bekommen... daran gab es keinen Zweifel. Beide Frauen waren immer für das Leben eingetreten, für sie kam eine Abtötung der Frucht nicht in Frage.
Doch Lina’s Ansehen und ihre Arbeit in der Stadt wären von Unmoral und Unehrenhaftigkeit überschattet, wenn bekannt würde, dass sie als alleinstehende junge Frau ein Kind bekam, für das es keinen Vater gab. Es musste ein Weg gefunden werden, mit dem alle gut leben konnten.

Die Heilerinnen zogen Bertram ins Vertauen.
Er war ein Mann in mittleren Jahren, hoch gewachsen und jederzeit darauf bedacht, anderen Menschen zu helfen. Das hatte er sich ebenso zu seiner Lebensaufgabe gemacht, wie Lina und ihre Mutter. Er besaß ein sanftes Wesen.
„Wir müssen dafür sorgen, dass niemand erfährt, dass Lina ein Kind bekommt“ meinte er und strich sich nachdenklich über das Kinn, seinen Blick mitfühlend auf Lina gerichtet.
„Ja... Lina, du bist so zierlich... unter weiten Kleidern wirst du es lange verbergen können.“ Die Heilerin sah ihre Tochter hoffnungsvoll an.
„Ich würde mich gern aus der Stadt zurückziehen, mein Kind. Darüber habe ich schon häufiger nachgedacht. Wenn dein Kleines geboren ist... und du es entwöhnt hast... könnte ich doch mit ihm in den Wald ziehen. Ein kleines bescheidenes Haus... mitten in der Natur. Ich würde dein Kind aufziehen, als wäre es meines. Lina... was denkst du?“
Lina hatte den Ratschlägen und Überlegungen mit gesenktem Haupt gelauscht.
War das die Lösung?
„Und wo soll ich bleiben, Mutter?“ fragte sie zaghaft.
Ein Lächeln glitt über das Gesicht der älteren Frau und ihre Hand legte sich sanft auf die Hände ihrer Tochter, die sich unruhig in deren Schoss bewegten.
„Lina... du wirst hier das Haus übernehmen.“
Ihr Blick richtete sich auf ihren langjährigen Gehilfen.
„Und Bertram bleibt bei dir. Er wird dir Schutz sein... wie mir all die Zeit.“
Bertram nickte sofort zustimmend.
„Ja.. Lina. Wenn ihr mich hier im Hause behalten wollt... ich würde gern für euch arbeiten, so... wie für eure Frau Mutter.“
Hoffnung keimte in der jungen Frau auf. Konnte ihr Leben doch noch vor der Schande bewahrt werden? Sie wusste nur zu gut, dass die Vertrauenswürdigkeit eines Heilers oder einer Heilerin von deren Lebensführung abhing. Das Vertrauen der Kunden und Patienten war die Grundlage ihres Lebensunterhaltes.
Fast scheu richtete sie ihren Blick auf ihre Mutter, die sie abwartend und mit einem liebevollen Lächeln ansah.
„Das willst du für mich tun, Mutter?“ fragte sie unsicher.
„Ja.. mein Kind. Du bist jung... du wirst hier in der Stadt arbeiten können und ich kann mich zurückziehen und mich unserem Kleinem widmen. Es wird es gut bei mir haben... keiner wird fragen... es wird einfach mein Kind sein. Du aber wirst Gelegenheit haben, einen Mann fürs Leben zu finden...“
Zärtlich strich sie ihrer Tochter eine glänzende Haarsträhne aus der Stirn und sah sie aufmunternd an.
Die junge Frau nickte sacht. „Ja... ich werde für euch sorgen... und dich immer besuchen kommen, Mutter.“
„Uns.. mein Kind“ berichtigte die Mutter und lächelte nachsichtig.
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Angelina Hill





 Beitrag Verfasst am: 24 Dez 2004 09:00    Titel:
Antworten mit Zitat

„Lina! Lina!“
Mit weit ausgestreckten Ärmchen und um das Gleichgewicht zu halten, ein wenig breibeinig, rannte der kleine Tari auf seinen stämmigen Beinchen auf Lina zu. Sie musste lachen bei seinem Anblick und stellte den mitgebrachten Korb neben sich ab, ging in die Hocke und breitete ihre Arme weit aus.
Der kleine Junge prallte gegen sie und schlang ihr sofort die Arme um den Hals, während Lina ihn in ihre Arme schloss, sich erhob und sich lachend mit ihm im Kreis drehte. Fröhlich jauchzte er auf.
Sie küsste ihm die Wange und sah in seine strahlenden Augen. Er plapperte sofort drauf los... erzählte ihr von einem Fuchs, der heute morgen nach den Hühnern geschielt hatte und den er schreiend verjagt hätte. Lächelnd strich Lina dem Kind über das feuerrote Haar, das ihm struppig vom Kopf abstand.
Sie setzte ihn wieder auf dem Boden ab und griff nach ihrem Korb. Lachend entzog sie das Mitgebrachte den kleinen neugierigen Händen.
„Nein... nein! Da musst du schon abwarten, bis wir im Haus sind!“
Sie schaute zu ihrer Mutter hinüber, die lächelnd im Türrahmen lehnte.

Der kleine Tari war nun schon zweieinhalb Jahre alt. Er war ein aufgeweckter und fröhlicher kleiner Kerl. Nur noch selten dachte Lina darüber nach, wer wohl der Vater des Kindes sein konnte. Der Mann aus ihrem Traum hatte dunkles Haar und schwarze, kleine Augen gehabt. Die Haarfarbe hatte Tari aber offensichtlich von seiner Mutter geerbt... und diese wunderschönen bernsteinfarbenen Augen... Lina kannte niemanden mit solchen Augen.
Während der Schwangerschaft und auch noch eine Weile nach der Geburt hatte sie sich dagegen gewehrt, für dieses Kind mütterliche oder liebevolle Gefühle zu entwickeln. Sie war davon überzeugt, dass es mit Gewalt entstanden war.
Doch die Liebe der Großmutter zu diesem kleinen, schutzbedürftigen Wesen hatte ihr das Herz erweicht. Was konnte denn dieses kleine Menschlein für die Schandtaten seines Vater?
Lina kam im Laufe der Zeit zu der Einsicht, dass der kleine Tari in erster Linie ihr Kind war.
Sie hatte es ausgetragen, geboren und genährt. Damit hatte der Vater nichts zu tun.

Sie liebt inzwischen ihren kleinen Sohn aufrichtig.
Doch er weiß nicht, dass sie seine Mutter ist... er nennt seine Großmutter Mama.

In regelmäßigen Abständen besucht Lina ihre Familie.
Sie bringt dann frisches Gemüse und Obst vom Markt mit, manchmal auch eine Zuckerstange für den Kleinen.
Die Stunden im Hause der Mutter genießen beide Frauen jedes Mal. Wenn dann am Abend Tari schon schläft, sitzen Mutter und Tochter zusammen und beraten über komplizierte Fälle aus der Heilerpraxis, tauschen Erfahrungen über Rezepturen aus und entwickeln neue oder verfeinern sie. Auch den neuesten Klatsch aus der Stadt trägt Lina mit in das kleine Waldhaus und oft erfüllt das Lachen der beiden Frauen bis spät in die Nacht die warme Stube.
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