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Der Schmerz ist ein großer Lehrer.
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Der Schmerz ist ein großer Lehrer.
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 20 Jul 2018 10:04    Titel: Irrwege..
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    > Der ist stark, der über seine Begierden herrschen kann. <
    Aus ''Alte Worte, die neu binden''


    Unter angestrengtem Gesichtsausdruck und einem milden Kopfschmerz, der sich in meiner Stirn verfestigte, schob ich die Holztür hinter mir in die Angeln und lehnte mich an. Was bei Vater.. war das gewesen? Die Empfindungen, die sich in meinem Körper breit gemacht hatten, hatte ich so gut es geht zurückgedrängt, sie hinter der üblichen Wand aus Zorn und Wut verschlossen. Doch mein Herz schlug ungleichmäßig und setzte einige Male zu einem unangenehmen Pochen nach. Meine Gedanken und Gefühle standen in einem nicht auszumachenden Kontrast zueinander und es machte mich unendlich wütend. Kälte und Zurückhaltung waren mir eine zweite Haut geworden. Bevor ich auch nur eine Empfindung entgleiten ließ, versuchte ich mein Gesicht versteinern zu lassen damit nichts davon nach Außen drang. Schon oft hatte ich mich gefragt ob etwas wie Zuneigung uns überhaupt gestattet war, war sie doch am Ende nur eine Schwachstelle, wie der weiche Punkt an einem Panzer den man leicht durchdringen konnte. Eigentlich hatte ich nicht einmal einen bestimmten Bezug zu meiner Schwester, außer das sie mir all die Lehren in den Kopf gepflanzt hatte. Mein einziger Vorteil war, dass ich bereits seit vielen Wochenläufen darin geübt war, bestimmte Empfindungen und Sehnsüchte zu verdrängen.. sie durch schmerzhafte Übungen zurückhielt, selbst wenn ich langsam taub wurde diese Pein zu spüren.
    So war auch der plötzliche Schauer der mich überkam, als ich die Schwester sah nur ein kurzes Wanken in meiner Hülle. Als würde sich ein Sturm kurzzeitig an meiner Robe zu schaffen machen, daran zupfen und mich zum straucheln bringen, ehe ich den Halt zurück erlangte und mich wieder aufrichtete. Und auch wenn ich mich hinter der Mauer die ich hinaufgezogen hatte versteckt hielt, nahm ich all die Regungen um mich herum wahr. Die spielerische Weise wie Nuah'lyr ihr Haar geflochten hatte, fast als wollte sie dass einzelne Strähnen das Gesicht umhüllten, ihm das Alter nahmen. Ein sanftes und gar feinfühliges Lächeln, welches sich fein geschwungen auf ihre dunklen Lippen legte. Ich blinzelte mich aus diesen Gedanken und rief mir die seltsame Situation wieder in den Kopf.
    Absolut lächerlich.. Der iritierte Blick der Ritter war wie eine aufweckende Ohrfeige für mich gewesen während meine Schwester ihr Bein fordernd in Richtung des Lethoryx geschoben hatte. Ich konnte ihr komisches Verhalten noch immer nicht richtig greifen, machte es mich am Ende einfach nur wütend. Was für ein Bild sollte das von einem letharischen Templer abgeben? Einem der sich anbiederte, offensichtlich seinen Körper zur Schau stellte.. viel schlimmer noch, außerhalb unseres Volkes? Als hätte ich zwei Stimmen in den Ohren, rissen meine Gefühle an mir herum, zerrten meinen Kopf von einer auf die andere Seite um kurzzeitig zuzuhören und mich wieder abzuwenden.

    Geschwungene Lippen.. Abneigung.. samtene Haare.. Beherrschung.. welch hübsche und schmale Finger.. völlig unnütz! Egal welchen Gedankengang meine Sinne gerade nahmen, ich schaffte es unter großer Mühe immer zu einem negativen Punkt zurück, aufdass ich sehr bald an die frische Luft kam und mich entfernen könne. Ich spürte an diesem Abend nur äußerst selten die Blicke der Anderen auf mir, waren sie doch alle viel zu beschäftigt damit meine ältere Schwester anzustarren, sie gar gedanklich mit Haut und Haar zu verschlingen.. traf mich jedoch ein Blick, so veränderte er sich, als wollen sie ergründen ob auch ich diese Auswirkungen auf sie hatte, oder ob ich auch wahnsinnig geworden war? Die Schulter an die der Schwester gelehnt konnte ich meine Haut fast kribbeln spüren, ich hatte sie nicht nur angesehen.. ich hatte sie wirklich gesehen.. und so war ich froh als die verabschiedenden Worte der Tetrarchin erklangen und der Knappe sich bereits aufmachte um das Tor zu öffnen. Zielgerichtet setzten meine Beine sich in Bewegung um die frische Luft an die dunkle Haut meines Gesichtes zu bringen und meine Gedanken zu schärfen, sie glatt einmal durchzupusten, denn zurück blieb nur mein Ärger den ich gut verschlossen unter der Oberfläche meines Antlitzes zurückhielt. Was also, hatten wir für ein Bildnis in dieser Burg zurückgelassen? Mit einem Blick auf meine hinreißende Schwester dachte ich wieder: Und was für ein Bild zeichnete sich nun ab? Besinnend schüttelte ich meinen dunklen Schopf und versuchte all die Regungen einfach nur zu verdrängen. Ich schottete mich von der Außenwelt ab und folgte dem Gespann eher dumpf und gefühllos als wirklich aufmerksam.. doch erst jetzt in meiner Höhle, hinter den dichten Wänden aus kalten Stalagmiten, fühlte ich mich wahrlich sicher vor ihr, meiner Schwester, aber auch vor meinen Empfindungen die ich wahrscheinlich nur noch solange verdrängen konnte, wie diese Höhle leer blieb.



Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 28 Aug 2018 09:15, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 25 Jul 2018 10:48    Titel: Wissensvermittlung und Züchtigung.
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    > Wer nicht hören will, muss fühlen! <


    Da saß ich nun und sah in die drei Gesichter.. eines davon aufmerksam, das andere stets zu Boden starrend und das letzte voller falschem Stolz. Ob sie mir wirklich zuhörten? Ob ihr löchriger Kopf das neue Wissen nicht auf direktem Wege wieder hinausrieseln ließ? - Fragen die ich mir zuoft stellte und mit denen ich mich nicht mehr begnügen wollte.
    ''Für jede Unaufmerksamkeit an diesem Abend, werdet ihr einen Peitschenhieb auf eurem Rücken verzeichnen.. es wird eine Art.. Spiel, auf eure Kosten natürlich.'', hatte ich den ersten Beiden mitgeteilt und meinen Mundwinkel, der sich angetan emporkräuselte nicht zurückgehalten. Sogleich kehrte zumindest in den einen der beiden Runenlosen etwas mehr Leben. Die Lehren der Sieben waren ein äußerst wichtiger Unterricht, wenn ich mir ihr Unvermögen ansah. Das stetige Kopfschütteln auf meine Fragen, ließ meine Nägel immer weiter in meine Robe absinken, doch es galt sich vorwiegend zu beherrschen, sie wussten nun schließlich was ihnen bevorstand. ''Weisst du es, Dudelletharf?!'', fragte ich während ich mich nur einer kurzen Geduldsprobe stellte. Die Reaktion ließ auf sich warten.. keine Reaktion, nagut. ''Der erste Peitschenhieb also für dich..'' An diesem Abend würde ich konsequent bleiben, ich hatte es absolut satt, dass die Runenlosen die Unterweisungen mit Tagträumen verbrachten. Mutig das einer von ihnen über einen Stundenlauf später die Treppen des Tempels erklomm und zu uns stieß. Das er dann auch noch die Dreistigkeit besaß sich auf einer der Bänke niederzulassen, kostete mich einen Moment aufflammenden Zornes. ''Auszeichnet, du lässt dich dazu herab am Unterricht teilzunehmen? Fünf Peitschenhiebe für dein Zuspätkommen - und sieh zu.. das du auf.. den Boden kommst!!'' Nur ruhig hatte meine Stimme sich durch das Tempelinnere begeben, ehe sie akzentuiert und drohend empor gestiegen war. Sogleich ließ er sich auf den Boden sinken und kam meiner Forderung nach, gesünder war es. Sie hielten sich bereits für äußerst klug, doch ihre jämmerlichen Hüllen und Köpfe waren leer.. leer wie die sinnlose Wüste der Sandfresser. Die Blicke des Meisters und des Lethoryx ruhten spürbar mehr auf mir, als auf den Runenlosen doch das war mir gleich. Wenn die Maden es nicht vernünftig lernten, könnten sie auch direkt in die Lavagrube springen. ''Wer nennt mir einen der Sieben?'', stellte ich die Frage wohlwissend, das nicht allzuviel dabei herumkommen würde. ''Rhad'il.'', erklang es schlicht, aber dennoch richtig. Mittlerweile kannte ich die Namen und ihre dazugehörigen Perfektionen im Schlaf.. ich hatte das Wissen damals nur so in mich eingesogen, auf der Suche nach mehr und mehr Verständnis, und so erzählte ich ihnen von seinem Dienst. ''Der nächste.'', forderte ich nun den angehenden Lethurax direkt auf. ''Ich.. habe keinen Namen den ich preisgeben könnte.'' Ja, er hatte sich wahrlich getraut jenes auch noch laut auszusprechen, doch es gab auch für diese Unwissenheit eine Lösung. ''Keinen Namen den du preisgeben könntest, bedauerlich.. dann werden wir deinem Rücken einen Namen zufügen an den du dich immer erinnern kannst.'' Mir war es im Grunde egal wie sehr sie darunter leiden würden oder nicht, Sinn und Ziel des ganzen war lediglich, ihnen begreifbar zu machen das sie in meinem Unterricht nicht zu pennen hatten und man keinesfalls mit Unvermögen glänzen konnte - Schwachköpfe!! Erst jetzt sah ich in die hinteren Reihen und fasste meinen Letharf ins Auge.. den Lethrixor. Die Frage ob auch er einen Namen beitragen wollte blieb unbeantwortet, wohl zu Genüge in eigene Aufgaben versunken.. und doch hatte ich nicht das Recht ihn zu strafen. Was allerdings nicht hieß das ich meinen Ärger über seine Tagträume nicht irgendwo abladen konnte. ''Ein erfolgreicher Abend für euch, denn da der Lethrixor scheinbar anderen Aufgaben nachkommt, werdet ihr für seine fehlende Antwort jeder einen Hieb dazu gewinnen.'' Die iritierten Blicke und neu geordneten Körperhaltungen ließen vermuten dass sie langsam den nötigen Respekt für diese Strafen begriffen.. Positiv konnte man nur anmerken, dass immerhin zwei von den Dreien einige Namen ihrer Vorfahren auf den Lippen hielten und sogar ihre Perfektion kannten, durchsetzen würde ich mich trotzdem.. Wenn sie dachten das ich leere Drohungen aussprach, dann würden sie mich erst noch kennenlernen. Die fehlenden Namen kamen wie selbstverständlich aus meinem Munde, darauf bedacht das die Drei aufmerksam lauschten ehe ich meine Stimme zum Abschluss dieses Abends erhob: ''Morgen Abend.. zur zwanzigsten Stunde werdet ihr erneut hier erscheinen.. ihr alle drei. Ihr werdet eure Strafen entgegen nehmen. Wer fehlt.. der zieht sich fünf weitere Hiebe zu.. dann allerdings vom Ala'thraxor. - Ihr könnt nun gehen, der Unterricht ist beendet.'' Hier und da erfolgte ein festes Nicken, ein anderer gab ein ''Verstanden, Junglethoryxae!'' von sich. Und tatsächlich, zwei von ihnen erhoben sich unter einem Kopfneig und steuerten, ohne Gebet am Altar, den Ausgang an. Herrlich, ein weiterer Hieb von dem sie nichts wussten. Zumindest einer schien die Löcher mit dem neuen Wissen voerst gestopft zu haben, denn er kniete sich nieder und richtete seine letzten Worte an Vater. ''Ausgezeichnet Junglethoryxae. Das richtige Maß aus Wissensvermittlung und Züchtigung, auch wenn wohl kein Wissen vorhanden war bei ihnen.'', kam es doch scheinbar zufrieden vom Lethoryx und einem unterstreichenden Nicken des Meisters. ''Sie werden es schon bald wiederholen dürfen.. und wenn ich sie zur Besinnungslosigkeit auspeitsche!'', erklang es kühler als ich es je vermutet hatte aus meinem Mund, doch ich meinte jedes Wort genauso wie ich es sagte und bog meinen Oberkörper zu einer Veneigung hinab. ''Narben sind robuster als Haut und gute Narben halten für die Ewigkeit. Vaters Hass mit dir Anwa'qulae.'', kratzte die Stimme des Meisters mir noch hinterher und selbst der Lethoryx bog seinen alten Rücken minimal zu einer Art kaum merklichen Veneigung in meine Richtung. Mein Gebet am Altar war ein kurzes.. würde ich es doch ohnehin in der Nacht an meinem heimischen Altar vertiefen um meine Gedanken genauer zum Ausdruck zu bringen. So wendete ich mich den Stufen zu und schritt am Lethrixor vorbei, hinaus.. wahrscheinlich war er ohnehin noch in Gedanken versunken und würde erst spät in die Höhle zurückkehren.




Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 25 Jul 2018 10:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 08 Aug 2018 20:36    Titel: Abschottung.
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    > Hüte dich vor dem, der im Zorne lächeln kann. <


    Schwärze.
    Die Dunkelheit in diesem Raum war dicht und grausam zugleich. Meine Sicht war vollkommen getrübt, mein Verstand ratterte aber umso mehr und genauer. Weswegen war ich hierher gekommen? Was war die Absicht hinter meiner Abschottung?
    Ich empfand die Stille durchaus als hilfreiche Gesellschaft all diese Fragen und Sinne zu sortieren. Im Schneidersitz an der Wand hinab gesunken drückte ich meinen Rücken gerade an die Wand, wo die Spitzen der Felsen sich ohne Probleme einen Weg in die dünnen, vernarbten Stellen meines Rückens suchten. Nackt, ungeschützt, angreifbar. Die Stunden vergingen damit, dass ich die Zeit im Axorn vor meinen Augen abspielte, die Momente, Weisheiten und Geschehnisse einmal mehr durch meinen Kopf laufen ließ. Schwäche war zu Stärke geworden. Schmerz war zu Hass geworden. Leid war zu einem Gefühl geworden welches mich grinsen ließ wenn ich es erblickte. Mein fast makelloser Körper war eine Ruine geworden, durch die Hände meiner eigenen Geschwister - durch Vaters Hände. Gedanken an meine eigenen Schreie, mein eigenes Blut, das Gequietsche meiner Kinder, das Brennen dass sich durch meinen Leib gezogen hatte wenn die Hände Kaa'nyrs schlagend in meine Richtung gefunden hatten - all das ließ eine ekelerregende Gänsehaut meinen Hals erklimmen und sich in einem Grinsen festigen. So sehr ich aber nun damit umgehen konnte, so sehr hatte meine Hülle die Jahre zuvor darunter gelitten. Unscheinbar hatte ich die stickige Luft des Axorns betreten, auf dass sie sich in meine Lungen fraß und die zimperichen Empfindungen damit erstickte. Die Gebete die meine Gedanken über die Tage verließen, hatten wie stets nur einen Empfänger.

    Stille:
    Selbst nach Tagen ohne Nahrung und Tageslicht saß ich an meinem Platz. Die Hände hatte ich zu verkrampften Starren verflochten. Ob ich die Augenlider geschlossen oder offen hielt, machte absolut keinen Unterschied. Ich strafte mich selbst mit dieser Einsamkeit, der schreienden Stille welche sich, bis auf einen stetig aufkommenden Tropfen, ausbreitete. Das Gefühl für Zeit hatte ich bereits hinter mir gelassen, nur grob konnte ich ausmachen dass ich bereits fünf oder sechs Tage hier unten verbrachte, eingekehrt in meinen Kopf und meinen Körper. Wie sagte man? Alles was einen nicht umbrachte, würde den Geist stärken? Inwiefern sollte das hilfreich sein? Ich kannte nur den einen Weg um Stärke zu erfahren, die Zufriedenheit Vaters in mir zu vernehmen und anzuwenden. Wut und Hass.
    Und wenn ich mich auf all das konzentrierte was ich erfahren hatte, so war es ein einfaches die Wut zu mehren.. das schwierige war erst, sie nicht entkommen zu lassen bevor man sich dieser Kraft bedienen wollte. Ich würde es nicht wagen die Stille zu durchbrechen die der Stein mir entgegen schrie. Doch dieser Tropfen... selbst er begann mich langsam wütend zu machen, mein Blut langsam aber stetig zum kochen zu bringen wie eine Suppe der Menschen die nicht mehr gesund aussah. Genussmittel hatte der Knappe gesagt und ich hatte mir ein aufkommendes Lachen deutlich verkneifen müssen. Wie einfältig manche Menschen doch waren an solch einen Genuss zu glauben wo es lediglich ein Mittel zum Zweck war, sowie sie selbst.

    Hass.
    Außerhalb der Menschen gab es nur eine Gestalt welche den Zorn so sehr in mir schürte, dass ich mich darauf besinnen musste ihn nicht ausbrechen zu lassen. Wenn ich das selbstgefällige Augenpaar und die Abneigung in den roten Iriden sah, leitete es meine Stimmbänder fast automatisch an etwas zu sagen, ihn zu triezen, zur Weissglut zu bringen.. und mir am Ende immer ins eigene Fleisch zu schneiden. Doch je mehr die Zeit verging, desto mehr sehnte ich mich danach diese Empfindungen an mir abprallen zu lassen, ihm die Macht zu entziehen über mich zu entscheiden und zu urteilen. Zwar verweilte er schon viele Jahre länger in diesem Axorn, doch war ich es, die die Gabe Vaters vernahm und hörte.. und eines Tages würde ich mich von diesem stetigen Aufwallen meines Zorns lossagen, oder die Quelle darin erkennen und nutzen.


    So verblieb ich an meinem Platz... trank aus der Pfütze zu meinen Füßen, nur um mir die Felsen wieder schmerzhaft in den Rücken zu bohren und zu verweilen, während meine Glieder langsam stechend steif wurden. Wie lange ich nun aber wirklich hier unten war und bleiben würde, konnten wohl nur die anderen Geschwister ausmachen. Die Dunkelheit blieb, die Stille blieb.. alles was sich veränderte war das Ziehen in meinen Adern, der Drang einem Ketzer den Kopf abzureißen und mich am Geruch seines Blutes zu erfreuen. Kalter und abartiger Hunger den Tod hervorzurufen und mich am Leid der schwindenden Lügen zu laben.


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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 20 Aug 2018 13:40    Titel:
Antworten mit Zitat


    > Bis an das Ende der Geschichte werden die Waffen ihr Recht behalten. <
    Aus ''Zeltlagerfeuer und Schlachtentrommeln''




    ''Wir ziehen uns zurück! Ich will einen Trupp aus fünf Mann, der den Wald sicher hält. Freiwillige?''
    , ertönte die Stimme der Ahad und ließ mich trotz der Müdigkeit automatisch einen Schritt vor tun. Selbst mit meiner Ausbildung und den Grenzen die ich kennengelernt hatte nagte die Müdigkeit langsam an meinen Nerven, nicht jedoch an meinem Geist, denn ich hätte alles getan um Vaters Willen nachzukommen! ''Ihr fünf. Der Rest kehrt ins Lager und an die Feste zurück.'', kam der weitere Befehl und teilte mich mit einem Handzeig in die Gruppe der Späher ein. Die Worte die ich sprach ließen die rote Farbe meiner Robe immer mehr verblassen und die Partikel in der Luft aufgehen ehe der schwarze Stoff der letharischen Kutte zum Vorschein kam. Mit einem Handzeig deutete ich in den Wald woraufhin mir, soweit ich sehen konnte, Arturu, Seyar, Ravena und Shianna folgten und in geduckter Haltung unter den dichten Baumkronen verschwanden. Wie die Ratten standen sie auf ihren Pallisaden und sahen in die Nacht hinaus. Hauptsache es lag eine dünne Wand zwischen ihnen und dem Krieg. Weiter vorgeschlichen duckte ich mich hinter einem der Baumstämme nieder und starrte zur anderen Seite des Weges wo ich sowohl verhasste Vettern, Sandfresser als auch Thyren sah, ebenso wie die Lichtenthaler die sich ekelhaft geschmückt in goldene Farbe hüllten. Der erste Pfeil sauste nur knapp an meinem Kopf vorbei und ließ mich mein Schild vom Rücken ziehen, drei weitere prallten unter hellen Klirrgeräuschen an meinem Schild ab während ich versuchte ein Auge auf unsere kleine Truppe zu behalten. Nachdem sich eines der Geschosse in meinen Kettengliedern verfangen hatte, war es Zeit für einen kleinen Rückzug doch meine Sinne waren geschärft. Ich wollte einen von ihnen brennen sehen.. ihnen die Seele aus dem Leib schlagen und zeigen was es heißt von wahrhaftigem Zorn getrieben zu sein. Als ich mich neben Seyar an den Baum lehnte atmete ich tief durch, ehe meine Wut über ihre Feigheit kurz Überhand gewann und meine kratzige Stimme meine Kehle verließ: ''Nicht mutig genug rauszukommen, wie immer!'' Die nächste Stimme die ich vernahm war viel zu dicht an meinem Ohr und ließ mich ob der Lautstärke zusammenfahren. ''Feind in Sicht!!'' Ohne den rufenden Diener auch nur anzusehen wendete ich meinen dunklen Schopf ruckhaft gen Osten um ebenfalls erneut zu rufen: ''Kontakt! Zurück mit euch!!'' Eines musste man der kleinen Gruppe lassen, so unterschiedlich sie auch waren, sie kamen dem vermeindlichen Befehl aus meinem Munde sofort nach bis wir uns vor den Toren des Friedhofes gesammelt hatten und in einer Reihe stehen blieben. Einige Schüsse aus der Muskete des Kanonenmenschen hatten sich bereits gelöst und doch stand auch er bisher unverwundet neben mir. Eine sehr überschauliche Gruppe auf unserer Seite.. ungefähr fünfzehn oder zwanzig auf der Anderen. ''Einer von euch rennt zum Lager, jetzt.'', kam es abermals aus meiner Richtung als die Reihen der Ketzer sich langsam aber sichtbar auffüllten. ''Das...ist zweifellos der schlechteste Spähtrupp, den ich je gesehen habe. Ich sehe weder den Mantel eines Ritters noch eines Templers an Euch.'', erklang eine laute Stimme und ich machte einen Magier in heller Robe des Konzils aus. ''Augen sind so trügerisch, es ist bedauerlich nicht wahr?'', erwiderte ich daraufhin und erntete ein zustimmendes Nicken seinerseits. ''In der Tat, doch das ist eure letzte Chance zu gehen!'', rief er neuerlich und ich machte mit dem Kinn einen Deut voran, woraufhin unsere Vierergruppe gleichsam einen Schritt vortrat. Nachdem dieser Schritt getan wurde ging es schnell.. ich wies unsere Gruppe an ihre Tränke bereit zu halten und konzentrierte mich auf ein letztes, stärkendes und schützendes Gebet, welches die kleine Truppe kurze Zeit in eine gedankliche Kuppel hüllte. Die Wärme meiner Waffe drang durch den Stahl meiner Handschuhe während ich mich zurückzog und darauf achtete, dass alle gut umsorgt waren.. doch sie fielen, und fielen.. bis ich allein auf dem Feld zurückblieb und mich nur auf Verstärkung aus unserem Lager verlassen konnte. Als ich die Axt in einen viel zu großen Wolfsmenschen aus dem Norden schlug, kam ein weiteres Schwert dazu mit welchem ich einen der Knappen erhaschte und einen schweren Atemzug tat. Auch den frisch ernannten Ahad konnte ich in der Ferne ausmachen womit ich mich wieder auf die Versorgung der anderen konzentrieren konnte. Neben dem Diener Seyar und dem Ahad Bruchsteig konnte ich nur wenige erkennen die wirklich noch zu kämpfen im Stande waren und doch versuchte ich bis zum Schluss durchzuhalten. ''Auf die Lethra!!'', konnte ich noch die Stimme einer Nordfrau rufen hören als mich der erste Schlag eines Kieselfressers erwischte und die Pfeile begannen auf mich niederzuprasseln. Einige Minuten schaffte ich ihnen auszuweichen und meinen inneren Schutz aufrecht zu erhalten ehe die Lichter mich für den Moment verließen.

    ''Steh auf und lieg nicht so nichtsnutzig herum!'', zischte meine Schwester zu mir hinab und ließ mich blinzeln, ehe ich mich im nächsten Moment vom Boden aufrichtete. Nichtsnutzig... das ich ihr nicht gleich half. Wie lange ich die Meute alleine in Schach gehalten hatte, hatte sie wohl nicht gesehen.. Meine Kettenhose war an einer Stelle gerissen und ließ eine klaffende Brandwunde zurück um die ich mich schleunigst kümmern musste wenn ich am morgigen Abend wieder in den Reihen stehen wollte. Und so machte ich mich auf meinen Stab gestützt, humpelnd auf den Weg Richtung Lager während der Diener wieder an meine Seite trat und mich begleitete. Im Lager angekommen ließ ich mich ächzend auf einem der Stämme nieder und versuchte mich sogleich auf meinen Vater zu fokussieren.. einige Wörter und Sätze und auch bestimmte Stimmen die ich hören wollte drangen noch entfernt an meine spitzen Ohren und ich antwortete benommen, doch die meiste meiner verbliebenen Kraft galt meinen Gebeten. Ehe ich mich jedoch gänzlich der Ruhe hingab hob ich meine Hand von meiner Wunde ab und ließ die Wärme meiner Hand entschwinden. Geschlossen hatte sich die Brandstelle noch nicht, doch siehe da.. die Rötung war bereits geschwunden also ja, ich lebte im Wissen das Vater stets ein Teil von mir war. ''Xrul Qual xu Atar.'', flüsterte ich und schloss die Augen. Jeder Hass und jeder Schmerz gilt Vater!




Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 28 Aug 2018 09:15, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 28 Aug 2018 10:47    Titel: Stärken und Schwächen
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    > Der gefährlichste Gegner der Kraft ist die Schwäche.<



    Wie versprochen war ich nach meinem Gebet im Tempel in unsere Höhle zurückgekehrt. Das
    pinke Fläschchen in meiner Robentasche war so zierlich und klein, vermochte es jedoch schwerer zu wiegen als meine vollen Waffengurte. Während ich mich auszog, stellte ich es auf dem Tisch neben dem Schlaflager ab und betrachtete es auch noch beim Ablegen meiner Rüstung. Je nackter ich wurde, desto ungeschützter fühlte ich mich.. hatte die diamantene Rüste doch ihren eigenen Wert gewonnen, mich stets im Hinaufziehen meiner inneren Mauer unterstützt während ich meine Gesichtsausdrücke hinter dem Blutkristall besetzten Helm verbergen konnte. Mit jeder meiner Bewegungen geriet die leuchtende Flüssigkeit im Inneren des Glases zum schwanken. Es reichte dass ich sie einmal gerochen hatte. Irgendwas blumiges.. ich würde behaupten Rose und Lavendel. Nichts ekelhafteres hätte der Lethrixor auswählen können und das war auch gut so, denn das Fläschchen stand für vieles, aber nicht für einen ''guten'' Geruch. Schon als seine Worte an meine Ohren gedrungen waren, die Worte das er noch etwas für mich hätte, war mir bewusst gewesen dass ich mich einem weiteren Test näherte. ''Das ist etwas... dabei musste ich an dich denken.. es entspricht fast dem Ideal unserer Lethrae im Axorn!'', hatte er gesagt bevor er mir die in Leder gebundene, grellpinke Flasche angereicht hatte. Ich kannte ihn besser, ich wusste er würde mir niemals etwas mit solchen Worten übergeben wenn er es Ernst meinte. ''Welchem Ideal soll das bitte entsprechen Lethrixor?'', kam es angewidert aus meinem Mund nachdem ich einen Luftzug der entkorkten Flüssigkeit in meine Lungen gesogen hatte. Ohne darüber nachzudenken presste ich den Korken zurück in den Flaschenhals und hoffte gleichsam niemals mehr diesen Geruch wahrnehmen zu müssen ehe ich Zyd'arak anstarrte und abwartete. ''Das war zu einem Zeitpunkt als ich dich nur als verweichlichtes, ungehobeltes Etwas angesehen habe. Ein Duft für die klassische, schwächliche Lethra.'', erwiederte er kühl und besah mich eingehender, woraufhin ich meinen aufglimmenden Zorn wohlwissend hinabschluckte und mich in Beherrschung übte. Ich hatte erfahren was dabei herauskam wenn ich meiner Wut nachgab und ihm wiedersprach.. Tage hatte ich aus falschem Stolz zwischen den Runenlosen verbracht weil ich dachte die Stärkere zu sein. Das mein Verhalten mehr Schwäche als Stolz gewesen war, hatte ich erst erkannt als ich all meine Kraft genutzt hatte um sein Bein wieder in Ordnung zu bringen. Wirkliche Stärke war erst dann zu erlangen wenn wir eine Einheit bildeten, ganz gleich wie sehr ich manchmal unter seinen Worten litt. Eine Einheit in der wir die Stärken und Schwächen des jeweils Anderen provozierten, ausmerzten oder sie nutzten um weiter daran zu wachsen. Beherrschung und Stille waren die Schlüssel zum Erfolg, denn am Ende galt seine Härte nur meiner Schulung. Dass das der richtige Weg war erkannte ich abermals als seine Stimme wieder durch unsere Höhle drang: ''Unter dem Schlachtengetümmel habe ich dich das erste Mal als etwas anderes angesehen. Sehe diese Flasche als Zeichen, nicht wieder in jenen Zustand, der verweichlichten Lethra zu verfallen.'' Ich konnte nicht umhin die Worte wie frische Luft aufzusaugen, mich einen kleinen Moment lang in meinem Tun bestärkt zu fühlen und tatsächlich etwas wie Zuneigung zu ihm zu empfinden.. doch wieder kehrte ich alles in mein Innerstes und senkte meinen Kopf hinab ehe ich das Thema in eine andere Richtung lenkte und das pink schimmernde Duftwasser in meine Tasche gleiten ließ. Ich dachte zweimal über jedes Wort aus meinem Mund nach, ihm keine Chance gebend noch am heutigen Abend ein Merkmal meiner Altlasten zu erkennen. Doch eben jenes war genau das was ich mein ganzes Leben lang im Kopf behalten musste. Worte waren mein Werkzeug, mit ihnen konnte ich Menschen beeinflussen ganz gleich ob ich sie wütend machen wollte oder ihnen etwas vorsäuselte, von dem ich wusste, dass es nicht der Wahrheit entsprach.

    Jetzt da ich meine Zeit eingefordert hatte und aus dem Tempel zurückgekehrt war, setzte ich mich in Bewegung um mich zu ihm in die Felle zu gesellen. Mein Kissen lag unberührt am selben Platz wie immer.. nah an die Seite des Letharfen gezogen wo ich schon in vielen Nächten meinen Platz an seinem Körper gefunden hatte. Doch da stand sie,
    die Flasche der Schwäche und beobachtete mich.. oder ich sie? Den Kopf auf meinem Kissen abgelegt, lehnte ich mich nur kurz zur Seite um den Blumenduft aus meiner Nase zu vertreiben und den Geruch von Blut, Schweiß und Axorn aus seinen Haaren aufzunehmen. Ich unterdrückte den Drang ihn auch nur zu berühren und so legte ich eine meiner Hände unter meinem Gesicht ab und drehte mich auf die andere Seite, sodass nur mein Hinterteil dezent an seinem Körper ankam. ''Hat meine Lethra den Kampf überstanden?'', hallte seine Stimme in Mitten des Kriegslärmes in meinem Kopf nach und ich schloss die Augen. Hier lag ich, noch immer in den Gunsten Vaters.. ich hatte dem Kampf Stand gehalten und meine Belohnung davon getragen - das Blut der Ketzer. Vater hatte ein wachsames Auge auf meinen Leib gelegt und selbst wenn ich es nur selten erkennen konnte, der Lethrixor ebenso. Wenn er also eines Nachts wieder den Kontakt zu meinem Leib benötigte, so würde er ihn sich schon von alleine nehmen..








Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 28 Aug 2018 10:57, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 24 Sep 2018 23:57    Titel: Die Opfergabe.
Antworten mit Zitat


    > Wenn man seinem Schöpfer ganz ergeben ist,
    tut man ihm zu Gefallen alles, mag es auch den bitteren Tod bedeuten.<




    Einige Tage und Stunden waren seit dem Krieg gegen die Ostlande vergangen. Die Brandnarbe an meinem Oberschenkel schien gänzlich verheilt, wenngleich eine kräuselige, neu verwachsene Stelle zurück geblieben war, die nur ein weiteres Erlebnis auf meiner Hülle darstellte. Es war gleich wieviel und wie oft mein Körper noch geschunden werden würde, um den Ketzern die Wahrheit und ihre eigene Schwäche vor Augen zu führen und sie gleichsam in Vaters Namen zu strafen hätte ich auch den letzten Hauch meines Lebens gegeben. Ich ließ mich vor meinem Altar nieder und senkte meinen Schopf hinab. Die untypisch langen Strähnen meiner Haare schmiegten sich in spinnenseideartigen Wellen um meine Hüften und kamen mit den Spitzen am Boden an, doch wie immer zählten nur wenige Gedanken in meinem Schädel. Die Stimmen der nahen Erinnerung ließen sich nur schwerlich ausstellen und so hörte ich die weisende und lehrende Stimme der Tetrarchin, welche mir die große Schale mit dem Blut der Nordriesen angereicht hatte.
    ''Das Blut des Feindes, Vicaria Anwa'qulae. Opfert es dem All-Einen im Axorn wenn es hier ruhiger wird...'', hatte sie geflüstert und mir die gesamte ''Ernte'' des Krieges bereitwillig übergeben. Ja, ein Opfer welches ich Vater nur allzu gerne darbieten würde, jedoch nicht im Axorn. Nicht in den tiefen des schützenden Heimes wo niemand der Streiter etwas davon sehen oder bemerken würde. Es musste an der Oberfläche sein, es musste im Beisein meiner Glaubensschwester geschehen und vollbracht werden. Menschen brauchten nun einmal diese trügerische Empfindung welche sich Hoffnung nannte, da würde der Sieg alleine nicht ausreichen. Nichts was viel meiner Unsicherheiten in Anspruch genommen hätte, ganz und garnicht. Denn ich wurde sicherer in dem was ich tat, mein Mund geschulter darin mit Worten zu jonglieren wenn ich mich innerhalb der Menschlinge bewegte. Wie stets hatte ich mich auf die Zeremonie vorbereitet, hatte das Blut der Thyren gar genutzt um ein feines Muster auf meiner Haut zu hinterlassen, welches während des Trocknens dunkler und dunkler wurde und zu spannen begann. Der rote Stoff des Zeremoniekleides ließ sowohl die gemalten als auch die runenverzierten Stellen meiner Arme und meines Halses offen. Doch das Ziel welches ich erreichen wollte, erreichte ich uneingeschränkt. Die Blicke der Streiter und der Gläubigen hatten fest und ununterbrochen auf mir gelegen während sie meiner Predigt gelauscht hatten... ''Die Lehren die ich mein ganzes Leben erfahren habe, sprechen vom Erlangen der Perfektion. Niemals darf Einhalt geboten werden, nie darf man sich neuem Wissen und neuer Erfahrung verschließen und vor allem darf nie geduldet werden der Stagnation zu verfallen. So wird man sein gesamtes Leben nach diesem Perfektionismus streben. Was aber, wenn wir in unserer Einheit bereits in der Lage sind eine Art Vollkommenheit zu erreichen? Ich habe in die Gesichter der Streiter gesehen und sah... Mut, eisernen Willen, blindes Vertrauen und Respekt. Ich sah Kampfesstärke, Entschlossenheit, Konzentration und Verantwortung. Ebenso konnte ich Ehrfurcht, Hingabe, Kälte aber auch Schmerz und daraus entsprungenen Hass erblicken..'' Einmal ausgesprochen, verließen solche Worte meinen Kopf nur in den seltensten Fällen wieder, erreichten mich noch des Nachts wenn ich mich in die heimischen Felle gewunden und die Augen geschlossen hatte. Während die Silben meine dunklen Lippen verlassen hatten, hatte das bekannte und Gänsehaut bereitende Grollen sich immer wieder einen Weg durch das Tempelschiff gesucht, hatte sich wie ein leiser Windhauch an den Umsitzenden zu schaffen gemacht und einen furchtsamen Ausdruck in vieler Gesichter hinterlassen. In mir jedoch.. hatte es ein vertrautes Gefühl freigesetzt, eine schützende und lauernde Sicherheit welche jederzeit ebenso einen bedrohlichen Tod hätte bedeuten können. Doch ganz gleich wie oft die Ketzer oder unwissenden Menschlinge sich unsicher waren ob Alatar in uns ruhte, ich wäre mir stets gewiss ihn unentwegt in mir zu tragen. Jedem meiner Worte schenkte er Gehör und würde es, so ich mich selbst nicht als völlig unvermögend herrausstellte, auch noch in ferner Zukunft tun. So lauschten sie zwar alle meinen und den Worten der Glaubensschwester, mit dem Einläuten des Grollens richtete ich meine Stimme jedoch zumindest gedanklich in eine völlig andere Richtung. ''Standhaft sind wir gegen die Verblendung der Ketzer gezogen, haben nicht wenigen von ihnen die blauäugigen Vorstellungen entrissen und ihnen ihren Lebensfunken entzogen. Jeder Schritt den sie auf das Reich Vaters setzten, wurde wie versprochen mit Blut vergolten. Ich vernahm die Frage, ob Wir wirklich im Glauben leben würden das Alatar in uns sei, uns stets begleiten würde. All jenen, die am heutigen Abend hier in den heiligen Hallen Vaters versammelt sind, dürfte es nicht schwer fallen eine Antwort auf diese völlig überflüssige Frage zu finden. In Momenten in denen wir unsere Stimmen erhoben um den Ungläubigen die Wahrheit vor Augen zu führen, in Augenblicken in denen wir das Heft unserer Waffe fester umgriffen um uns vereint gegen das Heer des Ostens zu stellen, in all diesen Momenten durchdrang uns Alatar in Seiner Anwesenheit und Stärke.'' Mit Zunahme meiner Worte wurde auch die Präsenz Vaters im Tempel spürbarer, ließ den Stoff meines Kleides noch dünner erscheinen denn der kalte Zug auf meiner Haut verdeutlichte sich mehr und mehr. Ich merkte, dass es mir in Seiner Anwesenheit schwerer fiel, mich auf die sanftere Stimme zu fokussieren die ich unter den Menschen nutzte.. das Kratzen und der akzentuierte Teil meiner Sprache drang immer wieder durch und ließ keinen Zweifel an meiner letharischen Herkunft. ''Es galt unsere Beherrschung im richtigen Moment in den Hintergrund zu rücken und den gesammelten Zorn an richtiger Stelle einschlagen zu lassen. Es zählte, das von jedem von uns der absolute Opferwille ausging, seinen eigenen Weg in Seine Hände zu legen, sein eigenes Leben für Sein Ziel aufzugeben, ganz gleich ob es der letzte Augenblick für uns ist, ganz gleich ob wir dafür eine Festung geben mussten, die für einen wahren Gläubigen nur dem Materialismus entspringt. Niemand unserer Verbündeten hat sein Leben wertlos gegeben, sie alle handelten und starben im Glauben an Vater und ihnen allen ist ein Platz in der schwarzen Festung Nileth'Azurs gewiss. Und so finden wir uns am heutigen Abend zusammen um die Ernte unseres Zusammenhaltes demjenigen zuzuführen, der uns vereinte, uns stärkte und der uns den Willen gab durchzuhalten.'' Kaum das meine Stimme im Tempel verklungen war, besann ich mich auf die Anwesenden und besah einen Gläubigen nach dem anderen, ehe die Glaubensschwester mir einen Dolch entgegen reichte, den ich kurzum über meine Handinnenfläche zog, um die entstandene Wunde unter dem Bilden einer Faust über die volle Opferschale zu halten und mein Blut für Vater, zum Blut der Thyren zu geben. Als auch die Vicaria meinen Vorgang wiederholt hatte blieb nur eines zutun.. und so setzte ich mich vorsichtig in Bewegung und stellte die randvolle Kristallschale vor dem Altar ab. Die Schatten der züngelnden Kerzen sammelten sich langsam hinter dem Altar und verfestigten sich zu einer dunklen Gestalt an der Pantherstatue. Doch mit dem nächsten Knurren welches zu hören war, hob die schmale Sillhouette sich ab und kam auf dem Tempelboden auf, wo man die sanften Abdrücke der Pantherpfoten fast deutlich spüren konnte. Die Gestalt umrundete uns, schlängelte sich an uns entlang und schmiege den Leib an die Opferschale am Boden. Die Stille breitete sich aus und nahm Überhand, die Blicke aller waren auf die vermeindliche Gestalt Alatars gerichtet und mit einem lauten Klirren wurde die Stille augenblicklich gefüllt. Die Schale fiel um und ließ ein breites und dunkelrotes Rinnsal über den Tempelgang schwappen.. Ich senkte meinen Blick ab, wagte es kaum den Panther anzusehen oder mir gar ein Beispiel an manch anderen zu nehmen und zu starren. Gerade als ich mich überwunden hatte und meinen türkisen Blick anhob sah ich, wie die Gestalt bereits schwand.. sich mehr und mehr verflüchtigte und nur eine Spur aus blutenden Pranken auf dem Mittelgang zurückließ. Ich schluckte, konnte das lähmende Gefühl in meinen Gliedern noch immer spüren, als ich meinen Körper zwang sich in Bewegung zu setzen und vor dem Altar auf die Knie zu sinken. Als ich begann die Gemeinde zu einem Gebet anzuleiten keimte das Kratzen in meiner Stimmlage wieder auf, doch es war egal.. ein jeder hatte gesehen was auch ich wahrgenommen hatte.. der Beweis das Alatar stets in uns war und alles sah, ganz gleich was wir taten. Und so hatte ich mich an diesem Abend nochmals zusammen gerissen um mich auf das Gebet zu besinnen.. ''Vater, mach uns zu Deinem Werkzeug. Lass uns Einigkeit erlangen wo die Ketzer schwächlich in Liebe zurückbleiben. Lass und Stärke finden, wo andere Versagen. Lass uns die Wahrheit sprechen, wo Irrtum und Verblendung herrscht. Lass uns Glauben sähen wo Zweifel droht. Lass uns die Dunkelheit durch gleißende Flammen Deines Zornes erhellen. Denn wer sich hingibt, der empfängt. Wer sich selbst in den Hintergrund stellt, der findet. Und wer im Glauben für Dich stirbt, der erwacht zu ewigem Leben. Für Dich. Für Vater. Für Alatar.'' Das stille Gebet in meinem Geist wiederholend, sank mein Kopf nun noch etwas weiter hinab, denn die Pantherstatue an meinem Alatar starrte unentwegt in meine Richtung, blinzelte nicht - nein niemals. Das Maul war maginal geöffnet und gab die scharfen Fangzähne frei, welche bedrohlich und vielversprechend im Kerzenschein glänzten. Ich erhob mich mit knackenden Knien vom Boden und streckte meinen Leib. Zyd'arak hatte gesagt er würde heute Nacht in der Höhle nächtigen, also wandte ich mich für den Moment der Kurzweil vom Altar ab und stieg die Treppen zu unserem Schlaflager hinab, wo ich zielstrebig und nackt an die Seite meines Letharfen kroch und meinen Platz einforderte.



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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 01 Nov 2018 16:30    Titel: Tag der Erneuerung
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    > Der wirkliche Schmerz ist der, den man ohne Zeugen leidet.<


    Langsam löste ich mich aus dem eng umschlungenen Schlaf mit dem Lethrixor. Selten dass ich vor dem Letharfen aus den Fellen kroch, doch meine Schulter schmerzte und die Pein vom Zusammenstoß mit dem Nordriesen, hämmerte in stetigem Rhythmus gegen meine Schädeldecke. Mein Körper schien zu glühen, auch wenn ich diesen Umstand weniger bei meinen derzeit ausgefochtenen Kämpfen suchte. Kurz verlor ich meinen Fokus und sah zum ruhenden Letharfen zurück, schloss meine Augen konzentrierend ehe ich den Blick auf dem pinken Fläschchen ablegte, um mich zu besinnen. Die Nächte hatten etwas seltsames an sich. Als würde ich über die kurze Zeit aus meiner steif gewordenen Hülle schlüpfen und somit in einem gänzlich anderen Körper zum ruhen kommen.. jedoch nur, wenn der Lethrixor in meiner Nähe war. Den angestammten Platz welchen ich in jeder Nacht, die er in der heimischen Höhle nächtigte, einforderte - den ich aber nicht einfordern musste. Sobald der strenge Letharf zum liegen kam, streckte er den gewohnten Arm bereits in meine Richtung aus, auf dass ich zuerst den abendlichen Luftzug aus dem nach Blut, Schweiß und Rauch riechendem Haar saugen konnte ehe ich meinen Kopf auf der nackten Haut seines Armes bettete. Blut, Schweiß und Qualm.. Schwefel. Etwas bei dem ein gewöhnlicher Menschling oder möglicherweise auch der ein oder andere Lethar seinen Mund angewidert verzogen hätte, ich jedoch sah darin den heimischen Geruch meines Letharfen. Tatsächlich hatte ich das Gefühl dass es mittlerweile genauso geworden war... ich war nicht mehr nur seine Lethra, sondern war er ebenso zu meinem Letharfen geworden, den ich nach vergangener Zeit noch weniger mit einem anderen Weibchen teilen würde als zuvor. Während ich meinen Brustschutz festschnallte und die Gedanken mich in eine völlig falsche Richtung gesogen hatten, zog ich die Verschlüsse zu und griff nach meiner Hose, welche ich in fließender Bewegung über die verheilte Rune an meiner Hüfte zog. Sobald die Rüste über meinem Leib saß, waren auch die Gedanken im Inneren verschlossen und wurden weit in den Hintergrund geschoben. An keinem anderen Ort außer hier durfte ich mich dieser persönlichen Schwäche oder dem Verlangen hingeben.

    Es war spät am Abend als ich die Stufen des Tempelaufganges erklomm. Die Tempelhallen hüllten sich in aussagekräftige Stille und unterstützten mich spürbar in meinem lautlosen Gebet zu Vater. Andächtig positionierte ich die perfekt geformten Pantherstatuen am Rande des Tempelganges ehe ich mich gen Altar wandte um meine Kristallschale sorgsam abzustellen. Nur zu seltenen Zwecken nahm ich sie von meinem heimischen Altar auf und trug sie wie ein rohes Ei in den Menschentempel. Die Fertigung Xen'draxols war das perfekte und einzigartige Beispiel einer Opferschale. Aus dunklen Kristall gebildet, hatte er die Bruchstücke einer Klinge eingearbeitet und sie auf einem Sockel in Form einer Pantherpranke platziert. Der Effekt, welchen ich in gänzlicher Schönheit wahrnam traf allerdings erst ein, wenn die Schale von frischem Blut gefüllt wurde, denn dann erst liefen die feinen Kristallrinnsale mit dem Blut voll und zeichneten sich in einem zerbrochenen Muster am Schalenrand ab. Als ich das Adlerblut in die hohe Opferschale gab und mich hinabbeugte um mir das langsam wachsende Muster anzusehen, pochte es schmerzhaft in meiner Stirnhöhle. Blitzartig schoss der Schmerz durch meine Schläfen und festigte sich hinter meinen Augen, woraufhin ich diese zur Beruhigung schloss. Scheinbar hatte Vater mir am Tag unserer Entstehung zur Prüfung gemacht, die Qual schweigend und hinnehmend zu überstehen, denn auch die Einstichstelle an meiner Schulter ziepte einstimmend auf. Ich sah zur Tempeldecke hinauf und flüsterte einige Worte in letharischer Sprache, der einzige Weg in solchen Momenten die gänzliche Fassung zu behalten. Der Tempel füllte und füllte sich und als auch die Schwester bereits zum Sprechen ansetzt, nahm ich einen tiefen Atemzug und straffte meine Schultern. Das Wummern in meinem Schädel ließ mich gar schwindeln, doch mit der Steinwand im Rücken konnte ich für den Moment durchhalten. Ich hatte meinen Geist und auch meinen Kopf abgeschottet, weit hinfort getragen um dort gegen die Beschwerden anzukämpfen. Erst als die Lethra wieder neben mich trat wurde mir klar, dass ich mich von meiner sicheren Wand lösen musste um an den Altar zu treten. Nur ein Schritt.. ein einzelner Schritt um mich in Sicherheit zu wissen. Langsam trat ich voran und legte die behandschuhten Hände auf dem Stein des Altars ab, wagte noch einen Blick an den Schalenrand, welcher sich nun rot hervorhob um von unserer Ernte zu erzählen. Doch ich musste voransehen, den Schmerz für den Moment verdrängen und mich konzentrieren. Meine Stimme hätte mich in den Augen des Lethrixors sofort verraten. Das Kratzen welches sich unter dem Akzent unserer Sprache deutlicher hervorhob blitze kurzzeitig auf und ließ den Farbton der Stimme dunkler als normal wirken. Was jedoch für mich zählte war, dass ich es schaffte ohne zu Stocken zu sprechen, die perfekte Mauer um mich herum hinaufgezogen hatte um mir rein garnichts anmerken zu lassen.
    ''Immer wieder stehe ich hier und spreche von etwas, das wir Stagnation nennen. Einhalt, Monotonie, Stillstand ... ja vielleicht sogar Langeweile oder Eintönigkeit. Die Sitte, mit diesen Worten und Taten zu brechen hat erst Vater in uns allen hervorgerufen. Doch lange bevor ein Lethar von der Stimme Alatars durchdrungen wurde, lange bevor die Dunkelheit sich über unsere Haut gezogen und uns von unseren Vettern sondiert hatte, schienen Elfen alleine aus symbolischen Zwecken zu bestehen. Ein Lobeslied an die unverkennbare Verzweiflungstat eines Ketzergottes. Glänzend Gold und mit dem Geschenk der Unsterblichkeit bestraft, hatten sich Sieben von ihnen in den Wald zurückgezogen, als Vater sie in der Gestalt des Panthers aufsuchte und beobachtete. Still und regungslos verharrten sie an ihrem Platz und ließen die Zeit ohne jedwede Handlung verstreichen. All das Wissen welches sie besaßen, hatte ihr Schöpfer ihnen verdienstlos und ohne jegliche Anstrengung ihrerseits, in den Schoß gelegt. Doch die Panthergestalt weckte etwas, dass sie lange nicht gekannt oder gespürt hatten...'' Meine Handschuhe rutschten unter der Anstrengung ein wenig vor, die Haltung welche ich dabei einnahm war leicht nach Vorn gebeugt und hinterließ den Eindruck als wolle ich die Predigt intensiver verfolgen, einem jeden tief in die Augen blicken um durchdringend weiterzumachen. ''...er weckte Interesse, schürte die Neugier der sieben Elfen durch eine unbekannte, flüsternde Sprache aus den Schatten. Ihr Drang nach dem neuen, dem unbekannten Wissen war plötzlich so stark, dass sie Vater anflehten sie zu unterrichten. Und so führte Alatar die Sieben fort vom ewig friedlichen Wald, lehrte sie Seine Sprache und Seine Weisheiten. Die Lehren, welche ihnen mehr und mehr vor Augen führten, in welch Täuschung sie ihr bisheriges Leben gefristet hatten. Und als Vater erkannte, dass sie ihre Monotonie abgelegt hatten, stets nach weiterer Schulung eiferten, gewährte er ihnen ein endliches Leben. Keiner der Letharen, keines seiner Kinder sollte sich je wieder mit dem Stillstand zufriedengeben. Eine willentliche Entscheidung zu Alatar, zu seinem Weg, wie jeder Gläubige sie trifft. Das bewusste Verfolgen Seiner und der eigenen Ziele, daran festhaltend um die aufkommende Flamme des Ehrgeizes und der Stärke nicht zu ersticken. Denn nur wer stetig nach höheren Zielen strebt, nicht müde wird mehr von sich selbst zu fordern, wird am Ende den wahren Lohn erhalten. So dienen wir Ihm seither als unerschütterliches und unerbittliches Werkzeug, leben im Bündnis mit den Menschen und tragen Seine Lehren an die Oberfläche, dort wo jeder Unwissende und Verblendete sie vernehmen und sich bewusst für Seinen Pfad entscheiden kann. Keine Seele kann uns diesen Entschluss zu Vater nehmen und niemand außer Alatar selbst, ist in der Lage uns unseren eigenen, hart erarbeiteten Fortschritt zu nehmen. So gedenken wir heute nicht seiner Schöpfung, sondern allein unseren Herrn, Vater und Erschaffer.'' Ich zog die Hände weiter an mich heran, wobei die Kristallkrallen an meinen Handschuhen hörbar über den Stein kratzten. Das Pochen welches von meinen Schläfen ausging ließ mich beim Absenken des Kopfes neuerlich die Augen schließen. Durchhalten.. dachte ich und erhob meine Stimme hörbar und abschließend meiner Predigt nochmals: ''Für Vater!''
    Der Rest der Messe festigte sich fast tranceartig in meinen spitz geformten Ohren, ließ mich die Stimme Rilytias nur vage verfolgen, aber aufnehmen. Erst als die Gläubigen sich vor dem Altar niederließen um zu beten, befreite ich mich von meinem Platz und kehrte in die hinteren Tempelgänge ein, wo ich sogleich wieder mit dem Rücken an die Wand sank und mich der kurzzeitigen Stille hingab. Erst die Worte des Ala'thraxors holten mich ins hier und jetzt zurück:
    ''Es wurde auch langsam Zeit dass man etwas über unser Volk hört, weiter so. Und nun geh dich ausruhen Lethoryxae-shu, deine Hülle sieht müde aus.. als würde sie etwas stören.'' Ertappt aber in gewisser Weise Stolz, schlurfte ich die Stufen hinab, eine Hand dabei tastend an den Höhlenwänden abgelegt und hinter mir herziehend. Die Dunkelheit umpfang mich wie das Wasser den Durstigen, mild, einhüllend und wohltuend. Meine Schritte führten mich auf dem selben Weg zur Höhle zurück wie ich ihn hergegangen war, und ebenso mechanisch zog ich an selber Stelle die Rüstung von der empfindlichen Haut und schob sie mit den Füßen von mir. Die Felle waren leer, streckten sich mir aber gierig und einladend entgegen. Die langen Haaren über die Kissen gelegt, bettete ich meinen Kopf auf den Federn und schloss die Augen. Jeder helle Tag hat ein dunkles Ende - Vater sei Dank.





Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 01 Nov 2018 18:21, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 07 Nov 2018 12:56    Titel:
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    > Glaube bedeutet Vater zu vertrauen, wenn man unbeantwortete Fragen hat. <
    Aus ''Die gierige Hand des Wahnsinns.''


    Blinzelnd wachte ich aus einem viel zu festen Schlaf auf. Wieder lag ich fest umschlungen in den Fellen, die Haare vereinzelnd in meinem Gesicht oder in langen Strähnen auf dem Kissen gebettet. Das Pochen in meinen Schläfen hatte vorerst nachgelassen auch wenn sich meine Gedanken noch beim wach werden überschlugen. Zuerst betrachtete ich das mir gegenüberliegende Gesicht. Es war in die Jahre gekommen keine Frage, selbst für die Hülle eines Letharfen zeichnete sich das Leben in seinem Gesicht. Die geschlossenen Lider verbargen das tiefe rot seiner manchmal blutunterlaufenen Augen. Die Haare lagen schweigsam und ruhig auf seinem Kissen während ein Arm um meinen Leib geschlungen war, die Ansätze seiner Finger noch in meinen Haaren vergraben. Erst nach einem ganzen Moment wurde mir klar, dass es sich nicht um den Lethrixor handelte und so strampelte ich die Felle von meinen Beinen und wandt mich aus der schlafenden Umarmung des Meisters. Die kräftezerrende Weitergabe seiner Vision, hatte scheinbar in beiden Leibern seinen Zoll gefordert und eine einnehmende Müdigkeit über uns gelegt. Einer meiner Mundwinkel kräuselte sich als ich meine langen Strähnen sorgsam aus den Ecken meines Kragens zog und sie über die Schulter strich. Der Gedanke an die Menschlinge, die nun in heller Panik ausgebrochen wären amüsierte mich, doch das hier war etwas anderes - eine andere Art der Verbindung, dennoch eine Bindung. Sie war bereits am ersten Tag in diesem Axorn bestimmt gewesen, heraufbeschworen durch eine dunkle, grau gezeichnete Katze, welche sich zielstrebig einen Weg auf meinen runenlosen Schoß gesucht hatte. Doch hier lag er, hatte für den kurzen Moment des Traumes seine bedrohliche Präsenz abgelegt und zur Ruhe gefunden. Ich war barfuß hierher gekommen, also fand ich keinen meiner Stiefel als ich mich an das Ende der Felle niedersetzte und die Erinnerung des Meisters Revue passieren ließ. Ich hatte die sechs Gestalten wahrgenommen, als wäre ich ihnen selbst begegnet. Neugierig hatte ich versucht meinen Kopf zu recken, gar einen von ihnen an den Schultern zu packen um mir ihr elfengleiches Gesicht anzusehen. Doch musste ich mich an den Gedanken gewöhnen, die Sechs nur durch die Augen des Meisters zu betrachten, starrend jedes Detail in mein Hirn zu saugen was mir später möglicherweise nützlich sein konnte. Der unverständliche Rhythmus ihrer Ritualworte hallte noch immer in meinen Ohren nach, ließ mich neugieriger werden, machte mich fast wahnsinnig weil ich ihre Bedeutung nicht verstanden hatte. Andächtig waren die Worte von den leeren Tempelwänden zurückgegeben worden und hatten sich zu einer Einheit manifestiert. Doch war es wirklich ein klerikales Ritual gewesen? Beim Gedanken daran bildete sich eine Gänsehaut auf meinen nackten Armen und ich wünschte mir mehr Stoff um meinen Körper, als dieses Fesselkleid je hergegeben hätte. Der Erhabene wollte klerikalen Beistand bei der Verbindung zu seinem Meisterstab, etwas mit dem ich mich bisher nie befasst hatte - meine Gebete mit dem Wirken eines Lethyren zu verbinden. Viel wichtiger war, wie sollte ich einen Nachhall des Mael'rayats im Stab hervorrufen? Konnte ich gar ein Gebet in einer Rune verankern, damit der Meister einst eine Art Signal der Splitter empfing? Erneut fiel mein Blick auf den schlummernden Letharfen hinab, den Arm noch immer dort gebettet, wo ich zuvor geruht hatte.
    ''Wieso sollte ich dir helfen können, wo doch die Lethoryxae die logische Wahl wäre?'', hatte ich den Meister nach dem Sehen seiner Erinnerung gefragt. Doch die Antwort war so einfach, dass sie trotz der menschlichen Ader beinahe einen direkten Sinn ergab. ''Auch wenn der Stand der Lethoryxae deinen uebersteigt, hat sie nicht die Verbindung zu mir, wie du sie hast Anwa'qulae.'' Sollte es wirklich so simpel sein? Ich rieb mir durch das Gesicht und verlies die Höhle des Meisters noch während ich die vom Schlaf ungeordnete Kleidung an mir, zurecht zog. Und auch wenn er gesagt hatte das jeder beliebige den Zielen Vaters nachkommen könne, wenn es nur sein Wille war.. was war, wenn gerade ich es nicht sein sollte, die den Meister bei seinem Vorhaben unterstützte? Bevor ich mich aber traute dieses Unterfangen durchzuführen, mich ihm anzunehmen, musste ich wissen ob meine Idee ausreichen würde, ob ich etwas anderes zutun hatte. Aber kein Wissen war umsonst, nichts erhielt man geschenkt. Meine Füße trugen mich recht zielstrebig in die Bibliothek, wo ich den gesamten Vormittag Regal um Regal auseinander nahm um mich über Visionen und damit einhergehende Meditationen zu informieren. Nicht dass ich nie eine Meditation vollzogen oder sie gebraucht hatte, eine Vision zu empfangen war aber bisher nie mein Ziel gewesen. Veränderte Bewusstseinszustände wie Trance oder Meditation, unterstützt durch ein beruhigendes Kraut oder ähnliches, würden dieses Ziel begünstigen, aber eine Garantie bekam man niemals. Ich würde möglicherweise etwas erhalten, also war es nicht verkehrt eine gewisse Menge meines eigenen Blutes dafür zu geben. Und auch wenn der Stab des Meisters nie eine Wirkung in meinen Händen zeigen würde, ich nicht ansatzweise einen Teil des Liedes wahrnehmen konnte welches der Meister in ihm vernahm, so würde die körperliche Verbindung zum Stab mir für den Moment zumindest Konzentration verschaffen. Die haptische Wahrnehmung war etwas auf das ich mich jederzeit verlassen konnte. Zumeist galt diese Wahrnehmung meiner Gebetskette.. den kleinen, schwarzen Onyxperlen welche ich sooft in meiner Handfläche verbarg. Abgesehen von den ausgezeichneten Flugeigenschaften und der Trefferquote bei unaufmerksamen Runenlosen, sorgte sie stets für den Fokus auf meine Gedanken oder förderte meine Beherrschung wenn ich meinen Handschuh knirschend um sie zusammenzog. Mit einer tiefen Furche auf meiner Stirn verließ ich den Wissenshort des Axorns um mich in meine Höhle zurückzuziehen. Selbst wenn der Lethrixor dieser Nacht möglicherweise allein in unseren Fellen verbracht hatte und es meinen Körper fast dürstete, noch etwas der abgeschiedenen Nähe unserer Höhle zu genießen, hatte ich keine Zeit für solcherlei. Heute war ich nur das, wozu Vater meiner Hülle seine Essenz gegeben hatte. Ich war ein Werkzeug des Meisters und somit ein reines Instrument Vaters. Atar' Sorth!





Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 26 Nov 2018 16:15, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 19 Nov 2018 17:48    Titel:
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    > Was auch immer für ein Ende mir Vater bestimmt, ich werde es ertragen. <
    Aus ''Die gierige Hand des Wahnsinns.''



    Blut.. mehr Blut. Schwimmende Augäpfel, seltsame Grimassen, das Knistern des Feuers - ohrenbetäubend, wie ein unangenehmes Rauschen und Knacken. Warmes Rot, welches dickflüssig in den Stoff meines Kleides gesogen wurde. Ein grünes Schimmern in meinem Augenwinkel als würde der Kristallstaub sich in den weißen Teil meiner Augen ziehen und mir meine Sinne rauben. Der Schnitt in meiner Handfläche welcher mit zunehmender Konzentration zu brennen begann. Gänsehaut auf meinen Armen, meinen Schultern als das zerberstende Geräusch im klerikalen Gefüge zu vernehmen war, welches mich kurz ermutigte meinen Kopf einzuziehen. Zu allem Überfluss mein eigenes Gesumme, ein Widerhall meiner Erinnerung - des Meisters Erinnerung.


    Das schmatzende Geräusch des Lebens welches über den Schalenrand geschwappt war, hatte all die Wahrnehmungen nur unterstrichen, die Erfahrung umso seltsamer gemacht.
    Mehr Blut. Woher war es gekommen? War es von mir? Gar vom Meister? Die Wunde in meiner Handfläche hatte unheilvoll gepocht, stärker und schmerzhafter als ich es gewohnt war.. und ich hatte mir meine Hand schon unsäglich oft durchstochen um mich in Beherrschung zu üben. Den pulsierenden Schnitt zusammen mit meiner Hand um den Meisterstab gelegt, machte auch dieser es mir nicht unbedingt leichter mich zu fokussieren. Doch meine Gedanken waren klar, all meine Anstrengung galt meinem Gebet und der unaufhörlich, sich wiederholenden Tonabfolge des Summens. Strahlend, nein gleißendes Licht hatte sich seinen Weg durch meine fest verschlossenen Augen gesucht. Es brannte, zog unwillkürlich in meine Schläfen und setzte zu einem dumpfen, klopfenden Gefühl an. Je tiefer das Pulver seine Bahnen durch meine Adern zog, desto schwieriger war es meine eigenen Gedanken auch nur zu erahnen. Hätte ich es verantworten können, so hätte ich bereits nach einem halben Stundenlauf meine Hand vom Stab gelöst, um sie hinter mir auf dem Boden abzustützend, nur an etwas mehr Halt zu gelangen. Doch heute und hier, war ich noch immer einzig und allein ein Werkzeug zum Ziel Vaters, des Erhabenen, zum Ziel aller. Ich fühlte mich wie betäubt, die Geräusche tönten in lauter werdender Aufmerksamkeit an meine Ohren, schrien mir förmlich zu ich solle endlich still sein. Und je mehr ich mich darauf versteifte, je mehr ich mich bemühte, umso mehr Blut quoll aus der Schale und ergoss sich über den Boden, benetzte beinahe die gesamten Fliesen. Zuviel Blut.. Zuviel auf dem Boden, zuviel in meinem Kopf.. denn es begann bereits schmerzhaft in meinem Leib zu singen. Als würden die Flammen ihre Mäuler nach dem letzten Fetzen Stoff verzehren, so griff der Schmerz nach meinem Gehör, meiner Sicht und meinem Tastsinn. Er raubte mir in einem stummen Ziehen meinen Atem und ließ mich Innehalten, das Summen verklingen - komplett verstummen. Gesammelte Konzentration lag nun einzig und allein auf dem Schmerz, dem versengenden Brennen meiner Augen und meiner spannenden Haut. Und erst als ich mich ihm annahm, ihn gänzlich erfasst hatte um mich auf ihn einzulassen und letztendlich aus meiner Wunde zurück an die Oberfläche zu schieben, je mehr klarten sich auch meine Sinne. Das Blut sickerte in die Fliesen hinab und ließ den makellosen, schwarzen Steinboden zurück auf dem ich noch immer mit dem Meister kniete. Ich hatte meine Augen geöffnet, sie unter dem strengen Kopfschmerz auf dem Meister abgelegt der völlig regungslos und konzentriert vor mir saß, lediglich eine angestrengte Falte auf der Stirn. Stille. Ich konnte weder etwas in seiner Umgebung vernehmen als auch nur einen Hauch seines Wirkens zu spüren. Obwohl die Verzerrung der Wahrnehmung der Klarheit gewichen war, schien meinen Körper das nur wenig zu interessieren. Dennoch musste ich weiterhin meine Fähigkeiten in seine Richtung lenken, ihn stärken und auf gewisse Weise auch schützen. Als er plötzlich leblos zu Boden sank, blieb auch mein Geist stumm während meine Augen sich in seinen Leib bohrten. Stillstand, in meinem Kopf war absolute Leere, während sich ein tiefer Stich in meiner Herzgegend breit machte. Hatte ich ihn umgebracht? Hatte Vater ihm seine Essenz genommen? Ich tastete nach meiner Brust, rieb konzentriert über mein Schlüsselbein bis hinab zum Brustbein, dort wo der Schmerz sich eben in diesem Moment festigte. Es zog, brannte sich einen Pfad bis zu meinem Hals hinauf und drohte in unerschütterlicher Wut auszubrechen, sich Platz machen zu wollen. Die Zeit breitete sich aus, schien langsamer zu verlaufen bis der Meister sich rührte, einen mühenden und pfeifenden Atemzug von sich gab. Rotes Blut an meinen Fingern. Auch wenn ich es nicht sehen konnte, ich konnte es fühlen als würde es wie Säure meine Haut verätzen. Unter einem ebenso angestrengten Luftzug ließ ich mich zurück sinken und lehnte mich an die Bank hinter mir. Ich hatte den Geschmack meiner Galle auf der Zunge - Verbitterung. Hatte ich versagt? Lag es an mir oder was hatte der Meister falsch gemacht? Was hätte ich getan, hätte er nicht mehr geatmet? Ich roch bereits den alles auslöschenden Geruch von verbranntem Fleisch, hörte das Zischen meiner Haarspitzen die in der Lava versanken, mich bei lebendigem Leib einäscherten. Alles und jeder konnte ersetzt werden. Meine Hände zitterten.. ob es die Anstrengung war? Ich zog den Meister unter einem Ächzen an mich heran und bettete seinen Kopf neben meinem Schoß, um immerhin meine unruhigen Finger auf seinem Kopf abzulegen. Bevor er sich nicht regen würde, würde ich keinen Schritt aus dem Tempel tun oder mich auch nur ansatzweise von meinem Platz bewegen. Und wenn ich ehrlich war, ich war müde.. ausgelaugt und erschüttert von der Anstrengung. Vielleicht reichte ich einfach nicht aus, vielleicht wäre er erfolgreicher gewesen, hätte er einen der Lethyren oder auch den Lethoryx gefragt. Zweifel. Nein soetwas konnte ich mir als Lethar nicht leisten, nur die Schwächlinge der Menschen zweifelten an sich selbst. Ich schloss die gepeinigten Augen und konzentrierte mich auf die ungleichmäßige Atmung des Meisters, fuhr meinen Körper gedanklich hinunter und versuchte gleichmäßig Luft zu holen. Schon bald würde er mir berichten was geschehen, was genau misslungen war. Bis dahin galt es seinen Körper zu stärken. Blut. Überall Blut.. roter Lebenssaft der alles bestimmte.



Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 26 Nov 2018 16:15, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 03 Jan 2019 14:58    Titel: Stille
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    > Die größte Offenbarung ist die Stille. <



    Die Tempelhallen blieben zum Ende des Jahreslaufes weitesgehend leer und so konnte ich mich weiterhin meinen Meditationen widmen. Zwar stieg ich, in der Hoffnung dass meine Gebetspartnerin wieder zu mir fand, weiterhin die steinerne Treppe zum Tempel in Rahal hinauf, jedoch blieb es ruhig. Ich mochte die Stille, ich schätzte die Zeit in der ich meine eigene Gesellschaft war und mich Vater und meinen Gedanken hingeben konnte.. diese Lautlosigkeit jedoch stieg mir ab und an in die Adern, hinterließ eine stumme Unruhe in meinem Puls welche ich nicht oft erlebte. Nachdem ich mein Gebet beendet hatte ging ich in ruhigen Schritten in das Gewölbe hinab. Ein Blick in den Bürogang der Tetrarchin, ein Augenmerk in den Zellengang, ehe ich mich zielstrebig nach links wandte. Der Lagerraum welcher oberhalb des Kerkers lag sah aus wie immer, die Truhen sahen ordentlich geschlossen aus und nur einige Kräuter waren auf der Arbeitsfläche zurückgeblieben. Die Schritte meiner Stiefel hallten von den sonst so lautlosen Wänden wieder, als ich weiter zum Kaminzimmer stapfte. Groß umzusehen brauchte ich mich nicht, die rote, gefaltete Robe fing meinen Blick sofort ein. Still und unbewegt war sie über einen der Sessel gelegt worden ohne das jemand in der Nähe schien. Würde ich auf die üblichen Eindrücke achten welche wohl auch Menschlinge wahrnahmen, so hätte ich diese Ruhe gar als friedlich bezeichnet. Doch friedlich empfand ich hier fast garnichts.. das Feuer knisterte mir versprechend entgegen und die Robe warf eine Unruhe in das Bild, welche ich nur schwer ignorieren konnte. Die dunklen Finger nach dem blutroten Stoff ausgestreckt, nahm ich ihn von seinem Platz auf und zog ihn an mein Gesicht heran um daran zu riechen. Kurz schlossen sich meine Augen um meine Konzentration zu unterstützen, vielleicht auch um etwas des Geruchs in meinem Kopf zu speichern. Wohin war sie gegangen? Und wieso bei Vater.. trug sie ihre Robe nicht gefälligst am Leib, wie es sich gehörte? Mein erster Impuls war, sie an den blonden Haaren hierher zu zerren um ihr die Kutte an den Leib zu nähen, doch dieser Gedanke wurde von weiteren Überlegungen überschattet.
    ''Nicht stark genug für Vater.. kein Durchhaltevermögen.. versagt.'', kam es unkontrolliert über meine Lippen wobei sich meine Oberlippe verächtlich emporzog. Einen kurzen Moment fühlte ich mich vom möglichen Unvermögen angewidert. Ich hatte Monde lang meine Zeit mit diesem Weibchen verbracht, mich jeden Abend zum Gebet im Tempel zusammengefunden.. konnte es wirklich sein dass ich meine Zeit verschwendet hatte? Ich warf die Robe ungeordnet über die Lehne des Sessels und drehte mich dem Ausgang zu. Ohne einen Blick zurückzuwerfen ging ich geradewegs durch den Gang und ebenso entschlossen stieg ich abermals die Treppe in den Tempel empor. Vor dem Altar ließ ich mich auf die Knie sinken und stützte meine Hände und die spitz geformten Nägel auf dem kühlen Steinboden ab. Weiter und weiter gruben sie sich in den Stein während ich meine Augen fast angestrengt geschlossen hielt. Wieso hatte ich mich an dieses Weibchen gewöhnt? Wieso hatte ich zugelassen einen Menschen auf meinem eigenen Pfad zu akzeptieren, ihn sogar zu schätzen? Und wie hatte sie es wagen können nicht mehr aufzutauchen ohne auch nur ein einziges Wort darüber zu verlieren? Ein leises Knacken meiner Finger verriet mir den Grad meiner Wut, welcher sich wie gewöhnlich in einem üblen Brodeln in meiner Brust festigte. Ich biss die Zähne aufeinander sodass die Kieferknochen sich deutlich an meiner Wange abzeichneten und ließ die angestauten Fragen und Gedanken durch ein entnervtes Brummen meiner Kehle entweichen. Konzentriert brachte ich meine Gedanken zurück zu Vater, ehe ich mich aufstützte und langsam erhob. Ich ging auf den Axornabgang zu und überlegte wie oft ich mir den aufkommenden Ritus schon ins Gedächtnis gerufen hatte... Beherrschung. Kein einziger dieser Gedanken würde meinen Mund verlassen, nicht eine Nuance meiner Wut durfte zu diesem Grund zurückgeführt werden. Es galt die schmerzlich, mühevoll und hart erarbeitete Fassade aufrecht zu erhalten. Niemals durfte ich vergessen dass ich ein Kind Vaters war und keines der strauchelnden Menschlinge, die hier und da ihren Glauben und ihre Ideale wechselten, die nicht standhaft genug waren zu wahrer Vollkommenheit und Stärke zu finden, denen es nicht vergönnt war sich hinter einer Mauer abzuschotten um die bemittleidende Schwäche zu verdrängen. Mir selbst allerdings konnte ich nicht ausweichen, ich war wütend, schrecklich hasserfüllt und enttäuscht zugleich. Hatte ich meine Vertraute und damit eine seltsam anmutende Verbindung verloren, welche gewöhnliche Zungen womöglich als Freundschaft bezeichnet hätten? Durfte ich überhaupt an etwas so.. instabilem wie einer Verbindung festhalten? Vielleicht war es klüger sich von solchen Dingen vollends zu entfernen um nichts was mich ablenken konnte auch nur in meine Reichweite zu lassen. Schon garnicht wenn dieser Jemand nicht mehr von Vater geduldet wurde. Von soviel Unklarheit geschunden, kam mir jedoch ein wirklich klarer und feststehender Gedanke: Sollte es tatsächlich so sein, dass meine Glaubensschwester die Gunst meines Vaters verloren hatte.. so war es nicht zu vermeiden dass sie mein Leben verließ. Das würde ich weder akzeptieren noch dulden.. noch weiterhin schätzen. Doch wozu trauern, alles würde eines Tages enden. Ich jedoch würde mich so schnell nicht mit einem Abschluss zufrieden geben. Auch mein letzter Atemzug würde ihm gehören - Vater.






Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 03 Jan 2019 15:08, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 06 Feb 2019 02:41    Titel: Geduld, Beherrschung, Unvermögen.
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    > Kaum jemand geht ohne Blessuren durch's Leben.
    Aber das muss uns nicht schwächen.
    Die Risse sind Teil unserer Geschichte,
    sie werden uns immer begleiten.
    Sie haben uns voran gebracht,
    haben uns stärker gemacht -
    sie haben uns definiert. <




    Ich ließ mich auf die Holzbank sinken und übte mich in vielsagendem Schweigen. Ich beobachtete, wie ich es schon am Abend zuvor getan hatte. Manches Mal brachten Beobachtungen uns soviel mehr als dümmliche Fragerei, die bei den meisten doch nur einem Ziel entsprang - es hinterher garantiert wieder zu vergessen. Ich blendete die Worte der Lethra aus und ließ einige Gedanken und Erlebnisse der letzten Tage Revue passieren. Mein Rücken trug noch immer die Taubheit an sich, ein Wunder dass er überhaupt noch etwas an Gefühl für mich übrig hatte sowie er mittlerweile aussah. Wenn ich die Hiebe hätte zählen müssen, die ich in meiner Zeit im Axorn erhalten hatte, würde ich wahrscheinlich ins Straucheln kommen weil es soviele gewesen waren. Dieses Mal waren es zehn gewesen. Das kalte Leder hatte peitschend und zielgerichtet auf meine dunkle Haut gefunden. Es hatte die verblassten Striemen zu neuer Röte überredet, hatte die abgestorbenen Hautzellen dazu angespornt noch etwas Blut aus den darunter liegenden Poren zu pumpen. Wenn ich darüber nachdachte, spannten sich die Muskeln meiner Arme automatisch an, auch die Adern an meinem Hals traten spürbar hervor und mein Kiefer war zum zerbersten aufeinander gepresst. Fast sorgsam hatte der Lethrixor meine Wunden einen Moment später gesäubert und verbunden, als würde er die Klinge seiner Lieblingswaffe pflegen. Erst dann hatte er von mir abgelassen und war die Nacht über in der heimischen Höhle geblieben. Besitzergreifend hatte er mich an sich heran gezogen und eine Hand auf meiner Hüfte abgelegt. Die dreiste Weisung, seine verknoteten Haare nicht so gründlich zu waschen, hatte er dabei tatsächlich berücksichtigt. Der Geruch der eisigen Kälte hing noch immer an ihnen, Blut, Schweiß und Schwefel hatten sich wieder dazu gesellt. Und doch war es genau der Geruch, welchen ich in den Wochen seiner Abwesenheit.. ja, vermisst hatte. Meine Gedanken sprangen weiter, während ich meinen Blick auf die erklärende Lethra gelegt hatte. Auch am gestrigen Abend hatte ich all das, was mich umtrieb einfach hingenommen. Die Fragen der Menschlinge und auch die Naivität der Frage Rilytias hatten mir immer wieder eine kurze Regung abgewinnen können, richtig überrascht war ich allerdings erst als ich meinen Letharfen neben dem Meister auftauchen sah. Das konnte nur interessant werden, hatte ich gedacht und mich instinktiv weiter an die Wand gelehnt.
    ''Sag mir Lethrixor.. was würdest du tun wenn ich dein Weibchen fuer mich beanspruchen wuerde?'', kam es unerwartet vom Meister in Richtung einer nicht zu überblickende Ecke, ehe ich die helle Robe erkennen konnte. Einen ganzen Augenblick lang blieb er still und starrte auf den Steintisch. Dann aber ertönte die Stimme unter seinem Helm und gab einige ungewöhnliche Worte wieder: ''Bei der Beanspruchung meiner Lethra wurde ein gewisses Zeitintervall angegeben, indem Einsprüche oder Einwände gegeben werden konnten. Dies wurde nicht gemacht. Daher ist eine Beansprachung nach der Berunung.. nichtig. In deinem Fall jedoch..'' Mir war von Anfang an klar gewesen was aus seinem Munde kommen würde. Wahrscheinlich würde niemand an seiner Stelle anders antworten, hatte ich mir gedacht. Dann jedoch hielt er kurz inne ehe er den Kopf fest schüttelte ''Sie trägt meine Rune. Ich würde ablehnen.'' Ich hing diesem Moment noch eine kleine Weile nach, zweifelsfrei hatte ich mit einer anderen Antwort des rationalen Lethrixors gerechnet. Vielleicht hatte der Meister Recht und man benötigte einige Zeit, ehe man den Sinn oder gar eine tiefere Bindung zu seinem Weibchen erkannte.. Dann jedoch katapultierte mich eine Regung im Augenwinkel ins hier und jetzt zurück.

    Was bei Vater war das schon wieder für eine Gestalt? Ich ließ angespannt und zugleich genervt die Luft entweichen. Wie angewurzelt stand er da und regte sich kein Stück, schaute sich lediglich um wie ein Nagetier, dass gerade auf seinen ärgsten Feind gestoßen war. Ich hob mein Kinn abwartend, während mein Blick sich kühl und brennend auf ihm ablegte.
    ''Setzt dich neben deines Gleichen!'', wies die Lethra am Altar den Runenlosen an, und brachte mein Gesicht dazu für einen Moment zu entgleiten und warnend nach vorne zu schauen. ''Falsch!.. Er kniet vor Vater und zwar unverzüglich!!, entkam es mir rau, wobei meine Beherrschung kurzzeitig zu zerbrechen drohte. Ich spürte die Hitze in mir aufsteigen, ich hörte wie die leisen Worte zum Gebet sich automatisch aus meinen Lippen lösten und ebenso konnte ich spüren, wie sich die roten Partikel Asche ähnlich um mich sammelten und sich zu einer Robe verdichteten. Die Zornesfalte in meinem Gesicht wissend, drückte ich mich von meinem Platz auf, ging auf den Runenlosen zu und presste seinen Körper grob weiter auf die Fliesen hinab. Erst dann ließ ich von ihm ab und wartete solange bis er sein Gebet beendet hatte. Vater unterzog mich neuerlich einer Prüfung.. dies wurde mir klar als der Runenlose sich erhob und sich einfach weiter vorne im Tempel, vor der Lethra wieder niederließ, ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren. ''Hatte ich dir erlaubt zu gehen?.. Nein? Dann beweg dich!'' herrschte ich ihn an und schloss meine Finger versprechend knirschend um meine steinerne Gebetskette. Als er sich erhob und wieder auf mich zukam, konnte ich meinen Leib nur schwer im Zaum halten. ''Kennst du einen dieser anwesenden Letharen hier?'' Er wagte es tatsächlich den Kopf zu schütteln und so erging ein leichtes Zittern der Anstrengung meinem Körper. ''Und, hat man dir nicht beigebracht was zu passieren hat, wenn du dich dir unbekannten Letharen gegenüber wiederfindest?!'' Als er dann nickte, hob ich nur abwartend meine Augenbrauen, als es ihm doch gelang den Mund aufzumachen. ''Ich bin Shiam'nybraa, ich werde mich als angehender Junglethoryx beweisen.'' Unangetastet verblieben meine Augenbrauen in der Höhe und um ein Haar entkam mir ein Lachen. Ein spöttisches Lachen, ihm deutlich machend, wie lächerlich er sich mit diesem Satz bereits jetzt gemacht hatte.''Ob du dich beweist.. oder nicht, das wird nur einer entscheiden kleine Made. Und das... wirst nicht du sein. Sondern allein Vater!'' Ich hatte für einen Moment das Gefühl zu zerplatzen, die Ader an meiner linken Schläfe begann bedrohlich zu pochen und meine Hände waren zu festgefrorenen Fäusten geworden. Ich nickte der Lethra unter einem Brummen zu und wies den Runenlosen an sich zu setzen, damit es nun endlich voran ging. Es verging kaum genug Zeit um mich in meine alte Sitzposition zu bringen, da machte die Lethra den ersten Fehler den ich verbessern musste.. und es sollte nicht der Letzte gewesen sein, wie sich herausstellen würde. Ich hatte diesen Unterricht schon sooft an die Ohren der Runenlosen getragen, dass ich die Geschichte auswändig kannte, ich hatte sie sooft vernommen, dass ich die Fehler die sich einschlichen immer sofort ausmerzte und trotzdem... hier schlichen sie sich immer wieder ein und so unterbrach ich das Schauspiel um die erzählende Lethra selbst zu befragen. Seit Wochen waren meine Fragen die selben. Immer wieder wollte ich dieselben beiden Dinge wissen, doch sie kam scheinbar nicht dahinter. Mit einem tiefen Atemzug wandte ich mich dann der zweiten Frage zu: ''Erzähl mir von Erqual'sidar und seiner Perfektion.'' Schon immer hatte ich eine besondere Bindung zu diesem der Sieben gehabt, hatte ich seinen Namen doch fast seit meinem ersten Tag in diesem Axorn auf der Haut getragen. Ich umgriff meine Gebetskette fester und war mir bereits sicher, dass ich in ihr Gesicht zielen würde, würde sie es auch nur wagen Demut zu sagen. ''Erqual'sidar verkörperte das Wissen darum, dass es stets jemanden gibt der mehr als man selbst weiss, besser als man selbst ist. Er verkörperte die Selbsterkenntnis.'' ''Die.. was?! Nenn mir seine Perfektion, und zwar genau'', entfuhr es meiner Kehle sogleich und ließ meine Stimme gar ein wenig schrill wirken. ''Die Erkenntnis der eigenen und der Schwäche anderer.'' Ich konnte mir nicht helfen, ich war eine Perfektionistin und wollte die exakte Antwort hören und keine weiteren Umschweife, also richtete ich lediglich meinen Blick neben mich, starrte den angehenden Lethrixor streng an, als wolle ich eine Antwort aus seinem Munde erzwingen. ''Ehrfurcht, Junglethoryxae.''', erklang es rau und einfach, auf den Punkt. Automatisch fuhr mein Kopf neuerlich zur Lethra nach Vorn und fixierte sie unheilvoll. ''Ehrfurcht!! Keine Erkenntnis, keine Demut.. Ehrfurcht! Wie oft, bei Vater, soll ich es noch verbessern?'' Ich atmete einmal tief durch und besah sie nachdenklich. ''Beantworte mir, wieviele Letharfen galten als die Ersten?'' Sie runzelte die Stirn als müsse sie zuerst darüber nachdenken, ehe sie dann doch antwortete: ''Sieben.'' Ich schmatzte einmal trocken, ehe ich nickte und umso dumpfer erwiderte: '' Ausgezeichnet, dann weißt du, wieviele Peitschenhiebe du von mir erhalten wirst.'' Meine Beherrschung würde ich an diesem Ort nicht mehr lange bewahren können, und nachdem der Runenlose es tatsächlich gewagt hatte den Tempel mit den Worten ''Ich muss einer höhren Verpflichtung nachkommen'' zu verlassen, fragte ich mich, welche Art von Prüfung das hier sein sollte. Meine Zähne knirschten gewaltig als ich mich erhob und mich zum kurzen Gebet am Altar niederließ. Ich musste hier raus.. ich brauchte den Rausch eines Kampfes. Was für eine höhere Verpflichtung sollte das sein?! WAS konnte wichtiger sein als Vater? Wenn dieses Gewürm das nächste Mal in meine Nähe kommen würde, würde er Rede und Antwort stehen. Blieb nur zu hoffen dass er den Unterschied zwischen Demut und Ehrfurcht kannte. Langsam hing es mir zur Nase hinaus. Vielleicht war es meine vorherbestimmte Aufgabe mich in Geduld zu üben und einfach immer.. weiterzumachen. Für mich und meinen Leib würde es keinen Einhalt geben, keine Verpflichtung würde sich zwischen meinen Dienst für Vater drängen, komme was wolle.






Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 06 Feb 2019 16:50, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 10 Feb 2019 23:32    Titel: Respekt und Furcht.
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    > Wenn das Mächtige, das uns regiert
    ein großes Opfer heischt, wir bringen's doch. <





    Ryal'Axorn - im Jahre 262

    Ich schloss die dunklen, behandschuhten Finger um den Bucheinband. Ich konnte die Blicke der befallenen Geschwister auf uns allen förmlich spüren. Es kribbelte in meinem Nacken als würde der Schleim der am Boden kroch mir den Körper emporklettern. Mit wachsamen Augen schlug ich das Buch auf und fuhr den Namen Shir'kur'lor mit einem Finger nach - der Erzlethoryx. Ich konnte nur hoffen dass ich wirklich zu dem im Stande war, was der Meister von mir verlangte. Was wenn er wieder seine Hoffnung in mich setzte und ich wie beim letzten Mal versagen würde? Ich quetschte das Buch in meine Armbeuge und folgte den Geschwistern den langen Weg hinaus, vorbei an all den befallenen Lethrixoren, vorbei an Schleim und tropfender Seuche. Nachdem unsere Ausrüstungen kontrolliert worden waren und wir uns wieder gerüstet hatten, wanderten wir zielgerichtet auf den Ort des Geschehens zu.
    An besagter Stelle angekommen begann der Meister selbst ein Loch freizuschaufeln und einen Ankerstein in der Erde zu verbuddeln. Mein rettender Anker, wenn man so wollte. Meine Hände schlossen sich fest um die dunklen Steinperlen meiner Gebetskette und das Buch des Erzlethoryx. Auf Anweisung des Meisters kamen die übrigen Geschwister mir näher, legten gar die Arme um meinen Leib um eine ständige Verbindung zwischen unseren Körpern zu schafffen. Ich schloss meine Augen und rief mir das Bild des fremden Tempels in Erinnerung während ich meine Worte Vater zuteil werden ließ. Die Perlen in meinen Händen begannen sich langsam aber sicher aufzuwärmen, ob es eine Einbildung meiner Nervosität war würde mir aber verborgen bleiben. Nachdem sich das Bild des Tempels deutlich vor meinem inneren Auge hervorhob begann es zu bröckeln.. nein zu flimmern und verschwand. Ich hatte es geahnt, der jetzige Zustand des Tempels war ein anderer, weswegen ich ihn nie erreichen würde. Die Schultern kreisen lassend fokussierte ich meine Gedanken und meinen Willen an einen anderen Punkt. Eine kleine Treppe sollte angeblich hinab in eine winzige Bibliothek führen. Ich dachte an den beschriebenen Ort, das Aussehen des beschriebenen Erzlethoryx und an den Platz, an dem ich mich in diesem Moment am meisten zu Vater hingezogen fühlte. Und wie ich es gewollt hatte.. wie sie es alle verlangt hatten, riss diese unscheinbare Macht Vaters mich fort. Fort aus meinem eingeengten und umschlungenen Zustand und hin zu einem dunklen, modrigen Ort welcher von stickiger Luft nur so trotzte. Der Raum war düster und ließ keinen Platz für Spekulationen. Die Enge um meinen Körper war fort und mir fiel es wie Schuppen von den Augen als ich erkannte, dass ich allein hier war. Das Atmen fiel mir schwer, meine Lungen rasselten unter der Anstrengung und der fehlenden Luft. Erst die raue und schneidende Stimme ließ mich herumfahren und die Luft anhalten.
    ''WER ist da?!''.. Ich räusperte mich vergebens und setzte die kratzige und heiserne Stimme zur Antwort an und stellte mich sogleich vor. ''Anwa'qulae.. Junglethoryxae im Leth'Axorn.'' ''Leth'axorn... ist weit weg. Zu weit für eine Junglethoryxae.. Shir'ku'lor..Erzlethoryx des verlorenen Axorns.'' Mit einer einzelnen geflüsterten Silbe schlug ein kaum zu vernehmendes Licht in die Kammer, als ich mich tief vor ihm verneigte. Als ich mich aufrichtete konnte ich das Übel jedoch schon erkennen. Über und über vom giftigen Schleim besudelt, wusste ich längst welches Schicksal ihn ereilen würde. Ebenso ungewiss war ich mir, wie ich aus diesem kleinen Kabuff hinaus finden würde. Ich ließ den kleinen Ankerstein welchen der Meister mir gegeben hatte auf den Boden fallen und stellte meinen Stiefel hinauf. ''Nun... schwinden deine Worte Junglethoryxae? Es benötigt mehr als das um einen Erzlethoryx niederzuringen..doch nicht viel mehr schätze ich.'' Ich schluckte schwer und versuchte meine Nervosität zu verbergen ehe ich begann Fragen zu stellen. Die Antworten kamen einfach und doch so endlos über seine Lippen, verkündeten das kommende Ende noch ehe es eingetreten war. Das Atmen fiel mir schwerer und auch sein Gesicht verunsicherte mich. Erst als der Meister scheinbar Gebrauch vom kleinen Anker unter meinem Stiefel gemacht hatte, wurde die stickige Luft von einem Riss zerschnitten, welcher nach und nach meine Geschwister freigab. Ich sah den iritierten und blinden Blick Shir'ku'lors in meine Richtung gleiten. ''Was tust du, Junglethoryxae?'' Ich räusperte mich neuerlich und antwortete bedacht: ''Ich habe lediglich ein Zeichen hinterlassen, am Ort, an dem ich mich befinde.'' ''Ein Zeichen wofür?'' kam es nun fragend aus seiner Richtung. ''Damit ich nicht in stillem Einhalt in diesem Raum verende.'' Seine Fragen weiteten sich aus, die Stimmen meiner Geschwister gesellten sich dazu und so verblieb ich in nachdenklicher Stille an meinem Platz. So besudelt er auch war, so ungewohnt sein fremdes Gesicht für mich war - ich konnte nicht anders als tiefste Ehrfurcht für diesen Letharfen zu empfinden, welcher seine trüben Augen den Stimmen folgen ließ. Erst als der Erzlethoryx forderte mit dem Meister allein zu sprechen brach das Flimmern im kleinen Raum wieder an und öffnete das magische Tor. ''Geht nun. Wenn ich nicht zurueck kehre Lethrixor, kennst du deine Aufgabe.'' Die Forderung des Meisters war deutlich und hinterließ den warnenden Hinweis, dass man ihm ja nicht widersprechen solle. So drückte ich mich aus meiner Ecke und schob dem Meister den Ankerstein mit dem Fuß zu. Ich basah den Erzlethoryx ein letztes Mal und kam einer weiteren Verbeugung nach ehe ich durch den Riss stieg und im verlassenen Axorn ankam. Wieder sollten die restlichen Geschwister mir auf dem Fuße folgen.. einer nach dem anderen kontrollierte sein Rüstwerk und wendete sich um, um den kleinen vergrabenen Ankerstein anzustarren und auszuharren bis der Meister zurückkehrte. Unruhig löste ich mich aus der Reihe und wanderte durch das kleine Axorn. Wenn er nicht zurückkehren würde, wäre ich die nächste. Ich wusste dass ich an diesem Abend ein Opfer gebracht hatte. Ich hatte bereits, als ich das Buch zwischen meinen Fingern gefühlt hatte gewusst, dass ich möglicherweise keinen Weg zurückfinden würde. Und doch saß ich nun hier und der Meister war im kleinen Raum mit dem befallenen Erzlethoryx gefangen. Vaters Wille war und würde immer unergründlich bleiben - mir blieb nur mich seinem Weg zu fügen und ihm treu ergeben zu folgen. So würde ich diese Tat jederzeit wiederholen wenn es sein musste.






Zuletzt bearbeitet von Anwa'qulae am 11 Feb 2019 16:40, insgesamt einmal bearbeitet
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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 06 März 2019 13:11    Titel:
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    > Ihr wollt meinen Platz wissen? Überall dort, wo gekämpft wird. <
    Aus ''Die Rabendienerstatue im Wald von Tirell''


    Ich blinzelte gegen das Licht an, nachdem ich mich zwei Wochenläufen unter der Oberfläche aufgehalten hatte. Meine Glieder fühlten sich schlaff an, als hätte ich die Übung zu lange vernachlässigt. Die Narben auf meinem Rücken zerrten an meiner Haut, wie ein Panther, dessen Klauen sich in einem Stück Fleisch versenkt hatten. Erst nachdem meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten sah ich die Gestalt, welche durch die verfilzten, grauen Haare direkt in mein Blickfeld fiel. Die Worte des Lethrixors umpfingen mich in liebevoller Natur, zumindest für die Ohren einer Lethra. Die Zeit war vergangen und er ließ keinen Zweifel mehr daran, dass ich seine Lethra war. Als er mir sagte, dass er und das Menschenmännchen in die Ostlande ziehen würden spürte ich bereits das Kribbeln meiner Finger. Seit dem Auszug mit dem Meister hatten sie sich nicht mehr um einen Klingenknauf geschlossen. Stets waren es die kleinen und dunklen Steinperlen meiner Gebetskette welche ich umschlossen hielt. Natürlich würde ich ihm folgen, das würde ich immer.. und so schloss ich zu ihnen auf und zog meine Maske über die dunklen Lippen.

    Bajard, wie sollte man Bajard noch beschreiben? Aus dem stinkenden Dorf in dem sich die Menschlinge hinter ihrer feigen Neutralität versteckten, war nur noch der Fischgeruch zu vernehmen. Hier war es schon lange Zeit mehr tot als lebendig, wenn man von den Wachen mal absah. Jedoch lösten sich weitere, dunkle Gestalten aus den Dickichten, schlossen sich uns an. Unter ihnen auch meine alte Bekannte, welche bereits im Krieg an meiner Seite gestanden hatte. Sie berichtete von einer Gruppe Ketzer, welche sich am Kloster sammelte und so entschloss mein Letharf, dass wir ihnen den Weg abschneiden würden. Elende Menschenweibchen, schoss es durch meinen Kopf als eine andere von ihnen sich entschuldigte, um die passende Garderobe ausfindig zu machen. Am liebsten hätte ich ihr den Kopf abgebissen als feststand, dass wir die Gruppe von Lichtenthalern verpasst hatten. Denn wie ein unscheinbares Flüstern konnte ich die Klinge in meinem Schwertgurt förmlich rufen hören. Bluuut.. gib mir Bluut.

    Der Anweisung des Lethrixors nach wandten wir uns gen Westen und langsam aber sicher mussten wir uns keinen Weg mehr zusammenreimen, denn die Leichen der Banditen säumten den Weg, sodass wir ihnen nur zu folgen brauchten. Ich hörte die Stimme meines Bruders, des Lethrusars, und wusste das wir fündig geworden waren. Zehn.. oder vielleicht fünfzehn Mann, ich wusste es nicht. Aus meiner Position war es nur schwer etwas zu erkennen und so bahnte ich mir einen Weg, um hinter meinen Letharfen zu treten. Ich sah Ritter, diese grässlich verweichlichten Elfen die wir nur als unsere Vettern schimpften. Ich sah Magier, Schützen und sogar das kleine naive Ketzerweibchen, welches sich für alle Zeiten in meinen Kopf gebrannt hatte. Wenn ich nur daran dachte dass sie mit dem Balg in ihrem Leib in den hiesigen Höhlen umhergelaufen war, bildete sich bereits eine Faust aus meinen Fingern. Doch noch galt es Beherrschung zu verzeichnen, also lehnte ich mich an einen nahegelegenen Baum und besah die Ausrüstung unserer Gegner.

    Dieses Geschwafel.. dieses ewige Geschwafel von Licht und Reinheit. Langsam hing es mir zu den dunklen Spitzohren hinaus. Ja, mein Leben war meinem Vater verschrieben, mein Kampf war jener der Worte und dennoch, es waren nur Floskeln die aus den Mündern der Ketzer drangen. Ich dachte an das achte Gebot Vaters, an den Zeitpunkt an dem Worte nicht mehr ausreichten und man nach seiner Klinge griff um ihnen Nachdruck zu verleihen ehe sich eine einzelne, weibliche Stimme herauskristallisierte und die Worte aussprach, zudem die Männchen ihrer Sippe nicht im Stande gewesen waren.
    ''Dieses ewige Geschwätz! Bei Temora, Ausgeburten des Westens. Verschwindet wieder in den Westen, oder aber...'' Es war mir gleich welche Worte darauf folgen würden denn ohne mein Zutun lösten sich bereits zwei Wörter aus meinem Mund, welche das ''Oder aber'' begleitet von einem sanften Nicken meines Kopfes, aus meiner Kehle dringen ließen.

    Ich wusste dass sie sich bereit machten zu kämpfen als Bewegung in ihre Leiber kam. Sie umfassten ihrer Waffen und begradigten ihre Haltung, sie warfen sich Blicke zu welche sich versichterten, dass ein jeder vorbereitet war. Ich jedoch stieß mich ruhig mit der Hüfte von meinem Baum ab und besann mich auf meinen Vater und meine Kräfte. Die Gebetskette welche ich in meiner Handfläche verborgen hatte fiel hinaus und baumelte bereits versprechend hinab. Und als ich begann ein Gebet des Schutzes zu sprechen spürte ich bereits, dass die Steinperlen sich erwärmten. Ich konnte fühlen wie sich Vaters Wille wie eine unsichtbare Blase um meine Verbündeten legte. Ja, denn als ich mich entfernte konnte ich den Widerhall förmlich an meiner eigenen Haut spüren. Ich hörte die Stimme meines Letharfen, welche im Einklang mit dem singenden Geräusch seiner Pantherklaue von ihm abglitt. Ich sah das Weibchen aus meiner Kriegsgruppe, welche sich ebenfalls ein wenig in meine Richtung gesellte. Und zu meiner eigenen Freude konnte ich die umliegende Angespanntheit gar riechen.

    Die Geräusche wurden leiser ohne das ich auch nur in die Nähe meines Ylor'qils gekommen war. Ich hatte mich so sehr auf die Kämpfer Vaters fokussiert, dass ich nicht darauf geachtet hatte wieviele von den Verblendeten zu Boden gegangen waren. Mein Platz war der sicherste des ganzen Kampfes gewesen und hatte somit auch die Standorte meiner Verbündeten zu einem sicheren Ort gemacht. Erst einen Moment nachdem die Klingengräusche abflachten, ließen auch die eindringlichen, letharischen Worte aus meinem Mund nach. Ich watete einige Schritte durch den Wald und erblickte einen letzten Kämpfenden, welchen ich mit den Augen fixierte. Mein Kopf legte sich zur Seite und mein Mund öffnete sich um ihm die Schwere in die Glieder zu treiben, alles in seinem Körper zur absoluten Ruhe zu fördern und so reichte ein letzter Schlag des Lethrixors und auch ihr letzter Streiter ging zu Boden.

    Mein Kopf dröhnte unter der Anstrengung meiner Konzentration. Und nachdem ich gesehen hatte das viele von ihnen das Schlachtfeld verließen, wendete ich mich ebenfalls um und verließ das kleine Waldstück. Dort wo gekämpft wird ist mein Platz. Vaters Wille wird mich stets führen und lenken, dachte ich und schob die Gebetskette in meine Robe. In dieser Nacht würde ich nicht an das Ziepen meines Rückens erinnert, nur an den Anblick des Ketzerdurchtränkten Waldes. Mor Al Mul.



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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 14 Apr 2019 10:51    Titel:
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    >Zieh dich dann vor allem in dich selbst zurück, wenn du gezwungen bist, unter vielen Menschen zu sein. <



    Das Sonnenlicht drang quälend hell durch die Fenster des Menschentempels. Die Arme vor der Brust verschränkt, saß ich auf der Steinbank in der Nähe des Axornabganges. Ich hatte das Zeitgefühl ein wenig verloren und überlegte, während ich über mein Gesicht rieb, wie lange es her war, dass ich in der heimischen Höhle bei meinem Letharfen genächtigt hatte. Nie hatte ich gedacht dass ich diesen Platz erreiche, doch je länger ich im Leth'Axorn gewesen war, desto mehr hatte es mich zu Vater gezogen. Mit den Geschwistern die das Axorn wieder verlassen hatten waren auch meine Bemühungen mehr geworden. Kaum ein Tag an dem ich es hinab in die dunklen und nach Heimat riechenden Höhlen schaffte. Und umso länger ich an der Oberfläche wandelte, desto schwerer wurde es mein wirkliches Ich im Zaum zu halten. Die Wut über die Naivität der Menschen pochte bereits an meiner Halsschlagader, sie grummelte bedrohlich in meinem Bauch als wolle Vater mich mit einem Knurren daran hindern meine Beherrschung zu verlieren. Doch ich war wütend, ich spürte den Hass wachsen.. den Ärger über all die schwächlichen Menschen die das Reich und vor allem den Tempel verlassen hatten. Hatten sie denn nie etwas von Durchhaltevermögen und Standhaftigkeit gehört? Waren die Lehren die Vater gab nur in das eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder hinausgesickert?

    Der derzeit größte Verlust allerdings war die Tetrarchin. Selbst wenn sie nur auf dem Festland war um dort die Lektionen Alatars zu verbreiten.. selbst einer Lethra fehlte ihre Weisheit, ihre unnahbare Ruhe die sie verbreitete und die respektvolle Würde die sie ausstrahlte. Meine Mentoren waren verschwunden oder gegangen und hatten nicht weniger Schwäche bewiesen als die Menschlinge die dem Tempel abgeschworen hatten. Ich war mir sicher Vater besah ihre Taten mit allem anderen als Wohlwollen. Doch eben diese Entscheidungen hatten mich dem Tempel näher gebracht, mich dazu gebracht mich auf Menschen wie die Tetrarchin zu verlassen und mich vor allem auf ihre Lehren einzulassen, ja sogar ein Vorbild in ihr zu sehen. Und obwohl die Menschen mich mit diesem seltsamen Verhalten besahen, die meine dunkle Haut und mein runenvernarbtes Gesicht nun einmal mit sich brachten, schien sie mich aufrichtig zu schätzen und ein gewisses Vertrauen in mich zu hegen. Mein Leben lang würde ich an dem Ziel festhalten Vater zu dienen, immer würde er den absoluten Vorrang für mich haben, der essentielle Punkt meines Daseins. Doch von wem würde ich lernen wenn sie nun doch länger fortblieb? Es war eine Antwort die ich jedem gegeben hätte.. die Erfahrung und der Rückschlag würden mich lehren. Mir beibringen dass ich standhafter als die anderen sein konnte und meinem Vater nie den Rücken kehren würde. Selbst wenn ich kleinere Pausen einschlug, die meinem Körper helfen sollten sich zu regenerieren, mein Kopf war doch immer wieder an diesem Ort, an dem ich mich Ihm näher fühlte. Die kommende Zeit würde eine neue Prüfung an mich sein, denn jetzt wo der Lethoryx und die Lethoryxae scheinbar verschollen waren, galt es mir die neuen Hüllen zu formen und ihnen ihre Selbstgefälligkeit in den Rachen zu stopfen bis sie endlich verstanden. Ich hatte ihn zwar einige Wochenläufe nicht zu Gesicht bekommen, war nicht in seiner Nähe gewesen oder hatte mit ihm gesprochen.. doch ich spürte ihn unter meiner Haut. Als würde die Rune an meiner Hüfte ein seichtes Pochen von sich geben, wenn ich an ihn dachte. Gleich wie das Band zwischen einer Lethra und ihrem Letharfen war, ich wusste dass sein Denken von mir ein anderes als zu Anfang war. Er schätzte mich wie ich ihn, auf die Art wie wir Letharen soetwas nunmal taten. Nicht nur ich würde neue Geschwister formen, er würde es genauso.. sie alle. Doch alle Überlegungen halfen nichts, es war Zeit in das Axorn zurückzukehren, die Luft tief in meine Lungen zu saugen und meinen Leib in den warmen Schlamm zu tauchen, der meine Glieder umschmeicheln würde. Eine Nacht in den heimischen Fellen mit der Wärme des anderen Körpers neben mir, und ich konnte erneut an die Oberfläche treten. Es würde mir helfen mich unter Kontrolle zu halten und das ganze Gefasel von Liebe und Verliebtheit zu ertragen, welches derzeit mehr als genug im Tempel vertreten war. Helfen, die kindischen Streitereien der Menschlinge zu vernehmen und sie in ihre Schranken zu weisen. Vor allem aber würde es helfen die endlosen Aufgaben weiter zu verfolgen, welche die Clerica und ich noch zu erledigen hatten. Ich drückte mich von meinem Platz empor um die moos- und pilzbewachsenen Stufen in die tiefgelegenen Höhlen hinabzusteigen. Der Schwefelgeruch stieg mir in die Nase bevor ich einen einzigen Atemzug getan hatte. Er erinnerte mich an den Geruch der Haare des Lethrixors. Trotzdem stapfte ich wie automatisch zuerst in Richtung Tempel, wo ich mich eine Zeit lang an Vater wenden würde, in der Hoffnung dass er dem Axorn neuen Nachwuchs schicken würde.




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Anwa'qulae





 Beitrag Verfasst am: 14 Mai 2019 23:49    Titel: Schmerztagebuch - Die Lehren des Schmerzes.
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    >Wer ganz mit seinem Schmerz allein, der lernt den Schmerz genießen. <



    Ich ließ mich erschöpft an den heimischen Altar niedersinken. Wie lange es wohl her war, dass ich hier gesessen hatte. Aus dem Augenwinkel sah ich Zyd'arak starrend mit dem Rücken an der Höhlenwand stehen, das Augenpaar auf der Tür verankert als könne jeden Augenblick der Tod selbst hinein schneien. Kurz hatte ich das Gefühl gut behütet beten zu können doch so richtig wollte sich keine Ruhe in meinem Inneren einstellen. Zu sehr hallten die Worte des vermeintlichen Letharfen in meinem Kopf wieder.
    ''Und ich dachte ihr Jungen lernt wenigstens das Grundlegende, scheinbar ein Irrtum..'' Noch immer fragte ich mich was er 'wollte' das wir herausfinden. Diese vagen Worte und die unverschämten Behauptungen seinerseits machten mich wütend, vielleicht fühlte ich mich auch einen Moment gar hilflos. Ich hatte in meiner bisherigen Zeit soviel gelernt wie fünfzig Jahre zuvor nicht. Trotz seiner Worte war ich mir sicher, dass er gewollt hatte dass man seine Anwesenheit spürte. Jemand der ungesehen im Nichts verschwinden konnte würde sich keine zufälligen Fehler erlauben. Als wollte er uns ständig im Nacken sitzen und uns im Stillen dafür triezen dass er uns für den Moment überlegen war. Ob meiner Unruhe lehnte ich mich ein wenig zur Seite und betrachtete die Bücher welche auf der Seite lagen. ''Die Lehren des Schmerzes I & II''. Ich griff danach und schlug den Bucheinband auf. Über einen Jahreslauf war es her dass ich die Aufgabe der Schwester erhalten und ausgeführt, wie auch dokumentiert hatte. Ich erinnerte mich kaum an mein Gekritzel, die Empfindungen jedoch fuhren mir beim Lesen in Mark und Bein.


    Tag Eins – 6. Hartung 261
    Ich habe mich entschieden direkt heute damit zu beginnen. Der Widerstand unter dem Dolch fühlte sich ungewohnt an, doch habe ich ihn hindurch gestoßen. Ob der Mittelhandknochen war es ein nicht ganz einfaches Unterfangen durch die gesamte Handfläche zu gelangen, was das Ganze nicht gerade schmerzfreier gestaltete, da ich den Dolch mit Gewalt hindurch drücken musste. Schon beim ersten Stich quoll das Blut aus der Wunde. Ich bin unzufrieden mich selbst verletzten zu müssen. Diese Empfindung wiederum treibt erneut meinen Zorn an, welcher sich in einem unguten Gefühl in meiner Magengegend ausbreitet. Es ziept, erinnert mich beim Schreiben immer wieder an den Stich selbst. Es kostet mich Geduld den Kohlestift nicht an die Höhlenwand zu werfen und das Buch gleich hinterher. Mein rechtes Auge zuckt unentwegt, als wollte mein Körper mich zur inneren Glut antreiben. Zuerst habe ich versucht Ruhe zu bewahren, doch es scheint als wolle mein Geist sich an meine Lehre erinnern und sich auf diese Wut fokussieren. Lange Zeit bin ich mit den Gedanken rund um die Dinge, die ich am liebsten anstellen würde durch die Höhle gewandert. Der Drang hat sich allerdings so breit gemacht, dass ich noch mit einem Runenlosen in den Höhlen war um diesem Drang nachzukommen. Jeder Schlag auf einen Gegner hat den Handschuh in die Wunde sinken lassen, sodass der Schmerz, das Brennen die ganze Nacht wieder hervorgerufen wurde.



    Tag Zwei – 7. Hartung 261
    Meine Haare wachsen schnell.. deswegen habe ich mir am Mittag diesen Tages einen Dolch geschnappt und mich zurückgezogen. Das Schaben der Klinge über meinen Kopf ist aufreibend. Die Blicke der übrigen Letharen haften bereits am zweiten Tag ekelerregend auf mir. Es kostet mich Geduld, mein Puls verlangt dabei aus meinem Hals zu springen und umso mehr ich mich auf dieses Gefühl konzentriere um so lauter pocht er in meinen Ohren. Ich habe einige Worte zu meiner Aufgabe mit dem Lethyr getauscht und mich entschieden, nicht nur einmal am Tag meine Hand zu durchbohren sondern direkt am Morgen und wieder am Abend. Es kostet mich noch immer Überwindung den Dolch durch die bereits zugefügte Wunde zu bohren.. Allerdings ist der erste Widerstand verflogen und nur die Knochen und das sengende Brennen machen sich bemerkbar. Dabei verläuft der Schmerz bis in die Schulter hinauf, lässt meine Augen reagieren ebenso wie ich mich langsam an den Geruch meines eigenen Blutes gewöhne..

    Heute über den Tag hinweg ist meine Pein intensiver gewesen. Die Ränder meiner Wunden haben sich unschön verändert und sind aufgequollen oder geschwollen. Um es dieses Mal kurz und 'schmerzlos' zu gestalten habe ich mir eine Bank in den Sumpfhöhlen gesucht, meine Hand abgelegt und den Dolch mit Schwung durch meine Hand und in das Holz getrieben. Ich wusste nicht recht ob ich weinen oder lachen sollte als die Klinge sich fest im Holz vergrub. Nicht beim ersten und auch nicht beim zweiten Versuch gelang es mir die Klinge hinauszuziehen, jedoch überkam mich wieder eine Welle des Schmerzes und ich versuchte wie in unserer Lehrstunde meine Gedanken darauf zu fixieren. Ich erinnerte mich an all die Dinge die bisher im Axorn mit mir geschehen waren, die Schläge, die Tritte.. Peitschenhiebe und die unkontrolliert dummen Worte der Runenlosen. Ich konnte spüren wie die Ader an meiner Stirn zu Pochen begann, und mit einem weiteren, tatsächlich müheloseren Zug, glitt die Klinge des Dolchs aus dem Holz und aus meiner Hand. Meine Finger fühlen sich heute jedoch deutlich taub an.

    An diesem Bericht hatte das Buch scheinbar damals wirklich gelitten. Noch immer konnte ich die braunen, getrockneten Blutstellen am Rand der Seiten erkennen. Es sah abgegriffen und schmuddelig aus.



    Dritter Tag – 8. Hartung 261

    Wieder machte ich einige Blutspritzer aus, das Papier sogar noch immer unter leichten Wellen zu erkennen.

    Heute, am dritten Tag.. habe ich meine Vorgehensweise verändert. Während ich meine Worte niederschreibe, steckt der Silberdolch noch immer in meiner Handfläche. Das unangenehme war, dass ich mit der Spitze zuerst die gebildete Kruste durchbrechen musste, ehe ich in die Wunde gleiten konnte. Ich habe das Gefühl dass es schon jetzt einfacher wird weil ich weiß welches Gefühl dabei auf mich wartet. Schon bevor ich hineinsteche, weiß ich das ein Brennen meine Hand und meinen Arm erklimmen wird. Am gestrigen Abend erhielt ich einen Schlag des Lethyrs, welcher mich bestrafte weil ich vergessen hatte seine Echse zurückzugeben. Der Bluterguss welcher sich dabei auf meiner Magengegend gebildet hat, ist eine willkommene Ablenkung zu meiner Handaufgabe. Es ist ein fast angenehmes Pochen zu spüren, an der Stelle, an der sich das Blut dunkel unter meiner Haut sammelt. Durch die Übungen welche ich mit der Verletzung durchführe, habe ich versucht den gesamten Tag meinen Zorn zu nähren, mich immer wieder an ihn zu erinnern und dabei einige Gebete gen Vater zu senden, weswegen es mich einiges an Kraft gekostet hat nichts auf diesen Schlag zu erwidern. Jedoch habe ich mich mit einem Nicken entfernt, den Raum verlassen um keinem Fehler zu verfallen.

    Weitere Tropfen rostbraunen Tones..

    Der Dolch lässt sich bisweilen einfacher hinausziehen, als habe er sich bereits die perfekte Kerbe für den Weg gebildet, welche ich immer wieder durchkreuze. Ich habe nicht begonnen das entstandene Loch zu verbinden, keine Salben oder Tinkturen benutzt, um weiterhin einen recht freien Weg für meine täglichen Übungen zu haben. Während ich allerdings diese Vorgehensweise begann, glitt ich wohl ob des Blutverlustes in eine kurze Ohnmacht, bei welcher mir die Sicht verborgen blieb und sich meine Umgebung schwarz färbte. Jenes hatte ich allerdings nach einem Moment wieder unter Kontrolle.



    Vierter Tag – 9. Hartung 261

    Mit der Gewohnheit meines morgendlichen Besuchs in der Badehöhle, fällt es mir zusehends leichter mich auf das Bevorstehende zu konzentrieren. Ich habe im Vorfeld eine Art Meditation durchgeführt, wie ich sie bei einem Unterricht der Menschen beigebracht bekommen habe. Dabei habe ich versucht mir den Schmerz des vorherigen Abends ins Bewusstsein zu rufen, das Gefühl wie mein Arm, meine Finger langsam taub wurden und auch das pulsieren der Wunde aus welcher das Blut noch immer seinen Weg sucht. Um meine Übung etwas effektiver zu gestalten und mir hoffentlich im Gegenzug weitere Fortschritte zu versprechen, habe ich am heutigen Morgen mit meiner andere Hand begonnen, um sie die Tage darauf abzuwechseln. Hiervon erhoffe ich mir einen durchgehenderen und beständigeren Schmerz, um mich an jene Anwesenheit dauerhaft zu gewöhnen. Auch kann die nicht verwendete Hand somit den Tag über ein wenig ruhen. Nicht nur dass ich meine Hände womöglich noch für einige Kämpfe benötigen werde.. auch um die Heilung soweit anzuregen, dass ich mich an jedem zweiten Tag neu durch die entstandene Kruste hindurch ringen muss. Nachdem ich meine Konzentrationsübung beendet hatte, habe ich wie zuvor einen kurzen aber effektiven Prozess durchgeführt und mit einem gezielten Ruck durch die noch unbeschädigte Hand gestoßen. Hierbei habe ich meine Hand auf dem Boden aufgelegt, damit ich weiteren Druck beim Aufstoß aufwenden konnte. Zu meinen Gefühlen während dieser Behandlung kann ich berichten, dass sich langsam ein Ritual daraus entwickelt, was es mir ebenso leichter von der Hand gehen lässt. Der Hieb an sich hatte nichts erschreckendes mehr, da ich mir die Gefühlsregungen meiner Haut schon vorher ins Gedächtnis gerufen habe. Somit ist auch der erste ''Schrecken'' über die selbst zugefügte Wunde ausgeblieben, während das Brennen mich nicht so unwirsch gestört hat wie noch beim ersten Versuch. Von meiner Hülle als solche kann ich weiterhin berichten, dass der Blutverlust sich in einer trägen Müdigkeit entwickelt, während ich ob jenem versuche meine Hülle genug zu nähren und ihm Flüssigkeit zuzufügen. Noch immer ist mir allerdings nach beiden Verletzungen des Tages schwindelig, mein Kopf surrt in einem stetigen Geräusch während auch mein Augenlid weiterhin unruhig vor sich her zuckt. Was meine Haare angeht, so halte ich mich auch hier strikt an die Anweisung, indem ich zu meinem morgendlichen Treffen mit dem Dolch auch meinen Schädel mit der Klinge rasiere. Was die abwertenden Blicke der übrigen Letharen angeht, habe ich diese bereits vorbeugend durch eine Kapuze gelöst, welche ich für diesen Wochenlauf tief in mein noch nicht ganz kontrolliertes Gesicht gezogen habe.


    Fünfter Tag – 10. Hartung 261

    Über die Nacht hinweg hatte ich ein seltsames Erlebnis. In der frühen Morgenstunde bin ich aus meinem Schlaf aufgewacht. Es herrschte Leere und es war still, zu still. Die Heilung hatte scheinbar eingesetzt und der Nachhall des Schmerzes in meiner Hand war fast verschwunden. Tatsächlich bin ich so unruhig aufgewacht als hätte man mich über Nacht beraubt, und nachdem ich einige Zeit so dagelegen hatte, konnte ich den Drang kaum überwinden bis zum späteren Morgen abzuwarten um mir das übliche Gefühl wieder zuzufügen. Soll es so sein? Dass ich mich nach dem üblichen Schmerz umsehe, ihn in meinen Körper zurückwünsche um der Gewohnheit Willen? Sicher bin ich mir dessen nicht, jedoch habe ich wie an jedem anderen Tag mit meinen Übungen weitergemacht. Als ich die Klinge durch meine Handfläche stach, dieses Mal wieder die Rechte, überkam mich ein beruhigtes Gefühl als das gewohnte Ziehen im Inneren wieder seinen Lauf nahm. Ich brauchte keine große Anlaufzeit um den Dolch wie immer durch die schon entstandene Kerbe und auch die Kruste zu drücken, zumindest war der Schwindel nicht so stark vorhanden wie noch die Tage zuvor. Meine inneren Empfindungen scheinen jedoch gestrafft wie ein Drahtseil während nur ein lautes Geräusch mich nach meinem Dolch greifen lässt um das potentielle Ziel anzugreifen. Ich denke über viele Worte nach welche an meine Ohren drangen, Warnungen, Beschimpfungen über meine Hülle welche noch gefüllt werden muss. Dinge denen ich mich nicht hingeben darf, nicht begehren sollte.. und sie hallen stetig in meinen Gedanken wieder. Ich werde versuchen sie mit dem Schmerz zu unterdrücken..


    Sechster Tag – 11. Hartung 261
    Gestern Abend begleitete ich den Knappen Rabenstein und einige Gefolgsleute der Garde und den Orden der Arkorither nach Bajard. An dieser Stelle sollte eine Bekehrung der Bajarder Bürger oder den Reisenden stattfinden. Ich war hauptsächlich damit beschäftigt dem Knappen zu lauschen, während die Ritter scheinbar mit aller Mühe gegen seine Worte einwirkten. Gedanklich fest an meine Empfindungen geklammert um den Hass in mir nicht entkommen zu lassen hörte ich mir auch jene Worte viele Momente an. Tatsächlich war ich an diesem Abend nicht so sehr mit dem Schmerz beschäftigt, welchen ich mir nur einige Stunden vorher zugesetzt hatte. Die linke Hand hatte ich rasch durchstochen und obwohl es mir einen Schauer über den Rücken sandte, war der Schmerz gut auszublenden. Mein Körper hatte zu diesem Thema scheinbar eine andere Meinung, denn als ich meinen Kopf bearbeitete, glitt der Dolch in einem kurzzeitigen Aussetzer meiner Wahrnehmung an meinem Ohr entlang, ganz davon abgesehen dass ich den Griff nur schwer umfassen konnte, weil meine Finger mir nicht gehorchten. Es macht mich wütend, zornig und frisst sich in meine Eingeweide, dass mein Körper mir wieder und wieder einen Strich durch die Rechnung macht obwohl ich mich schon sehr viel besser im Griff habe. Zum Gespräch in Bajard habe ich ebenso einige Fragen welche ich gerne in einem Wortwechsel wieder aufgreifen würde. Der Knappe erzählte einem deutlich unbelehrbaren Weibchen davon, dass Vater den freien Willen geschaffen habe.. im nächsten Moment wurde ein weiteres Weibchen an das Feuer geführt und durch die Worte ''Entweder ihr lauscht, oder ihr landet im Kerker'' festgehalten. Zwar mag ich unerfahren sein, doch ist es nicht eher gegenwirkend in einem solchen Moment den freien Willen dieses Weibchens zu unterdrücken? Der Knappe Aschengardt fügte noch eine Art Drohung hinzu, und schon hatte der Knappe Rabenstein seine ohnehin unsichere Zuhörerin verloren. Oder sehe ich es gar falsch und es heißt ''Freier Wille unter Vater oder die ewige Gefangenschaft?'' Es ist mir ein Rätsel wie ich solche Gespräche führen sollte, wenn jemand anders mit gegensätzlichen Handlungen dagegen wirkt. Außerdem kann ich mir kaum vorstellen wie ich als Lethra mit den Menschen umgehen soll ohne mich auf ein unechtes und ekelerregendes Lächeln zu konzentrieren oder womöglich die Wut in mir wohnt.. und diese dümmlichen Menschen, die es zu beeinflussen gilt, nur Schwachsinn von sich geben – oder ist auch das es was man von mir erwartet? Für den morgigen letzten Tag, habe ich mir vorgenommen die Schmerzgrenze nochmal etwas zu erhöhen und bei Hände unter diese Behandlung zu ziehen.


    Siebter Tag – 12. Hartung 261
    Scheinbar hatte ich an diesem letzten Tag nochmals alles rausgeholt, was ich zu geben hatte, denn erst hier setzten nach ein paar Aufzeichnungen die deutlichen Flecken wieder ein. Meine Schrift ließ sich schwer lesen und war sogar etwas verwackelt. Wie unordentlich ich doch geschrieben hatte.

    Die Flecken welche ich hier hinterlassen habe waren nicht beabsichtigt, doch schreibe ich so gut es geht mit meinen kaum gehorchenden Fingern welche sich in Taubheit hüllen. Den Griff an eine Waffe habe ich einige Tage unterlassen um meine Hände nicht gänzlich zu verlieren. Wie gestern angekündigt, habe ich vorhin beide meiner Hände mit dem selben Silberdolch wie jeden Tag durchstochen. Ich fürchte mich nicht mehr die Klinge anzusetzen und die Wunde aufzufrischen, der Schmerz ist eine willkommene Gesellschaft geworden welche meine Sinne schärft sofern ich ihn auskoste und ihn gedanklich durch meinen gesamten Körper wandern lasse. Auch die Stoppeln auf meinem Kopf habe ich abermals entfernt, nicht ohne einige wunde Stellen auf dem kahlen Schädel zu hinterlassen. Die Verletzungen als solche betrachte ich nicht mehr kritisch, denn eigentlich verletzten sie nur meine Hülle und nicht meinen Geist. Zwar hätte ich am ersten Tag noch etwas anderes geantwortet.. doch die Gewohnheit um diese Tat lässt solche Gedanken verblassen, weswegen ich mehr Zeit habe mich um die hässlichen Gedanken zu kümmern welche mich Hass empfinden lassen. Die Frage welche sich mir hierbei stellt ist: Kann ich nichts anderes mehr außer diesem Zorn und eben jenem Hass empfinden wenn ich mich auf die Taten der Geschwister besinne? Ist dort überhaupt noch Platz für etwas anderes? Doch vielleicht sind auch diese Fragen zuviel und ich muss sie ebenso unterdrücken wie den Rest. Eine leblose Hülle aus Hass. Dieser Hass welcher mich in seinen Händen hat und mir die schönsten Taten ins Gedächtnis ruft.

    Ich habe bei meinem zweiten Versuch am Nachmittag nochmal darüber nachgedacht. Wahrscheinlich hat Vater nicht vorgesehen dass es andere Empfindungen außer Wut, Zorn, Hass und Stärke gibt. Alles was uns weiterhin zuviel vermenschlicht macht uns schwach und angreifbar.. und sollte wohl im Keim erstickt werden. Auch darüber habe ich einige Empfindungen, doch diese werde ich versuchen auszumerzen und sie vorerst für mich zu behalten. Was meine Hände angeht... so werde ich sie noch zwei Tage ohne jegliche Behandlung belassen ehe ich, sollte sich keine Heilung nach den Tagen der Wiederholung einstellen, einen Lethrusar aufsuchen werde. Bis dahin werde ich versuchen soviel Kraft aus dem Brennen, dem Ziepen und der Taubheit zu ziehen wie ich kann. Die Angst vor dem Schmerz ist jedoch nach dieser Erfahrung gewichen.

    Ich klappte das Buch zu und legte es neben meinem Leib ab. Erst jetzt atmete ich tief durch und schloss meine Augen zum Gebet. Ich wusste dass mein Letharf dort oben am Höhleneingang wachte und ich mich für einen Moment in Ruhe versetzten konnte. Auch wenn ich noch immer ein Werkzeug seiner Person war, so schnell würde er nichts auf mich kommen lassen.


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