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Abeer Eluv - Erfahrungen einer Wüstenblume
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 22 Jan 2018 09:17    Titel:
Antworten mit Zitat

Der eintönige Klang der Spitzhacke füllt den heiligen Berg. Es ist sonst niemand hier. Ahmedin bin ich schon eine ganze Weile nicht mehr über den Weg gelaufen. Die Nähe der All-Mara fühle ich sehr und ich genieße sie.
Ein grösserer Gesteinsbrocken schlage ich von der Wand und betrachte ihn nachdenklich. Er glitzert golden als ich ihn in meiner Hand hin und herdrehe:




“Es ist nur so, das … Neda, das kann ich nicht sagen.“


Als wäre es gestern gewesen waren diese Worte noch frisch in meinem Kopf. Und immernoch habe ich einen starken Drang nachzufragen, was er damit meint. Was kann er nicht sagen?
Es klackert als der Stein im Sack landet. Die Entfernung wird mit jeden meiner Schritte immer größer und doch treffe ich fast jeden Wurf. Aber er wird langsam zu voll und zu schwer. Ich bin bestimmt bereits seit einigen Stunden hier und habe noch andere Pflichten zu verrichten. Das Schreiben habe ich bereits im Palast abgegeben und bin gespannt, ob und wann der Erhabene antworten wird.

Ich zerre den Sack hinter mir her und lege den Kopf in den Nacken als die heisse Sonne vom Firmament herunterbrennt. Es ist bereits Mittag. Zada und Alia sind zu beneiden. Die beiden Hyänen waren für so ein Wetter und so eine Landschaft gemacht.
Zada war nach einer Zeit so verschmust, als ich vorgestern Abend mit Ahmad vor meinem Haus auf dem Boden kniete und das Tier kraulte. Anfänglich dominierte die Furcht in mir, aber das Vertrauen in den Tieren und im Akemi wuchs von Augenblick zu Augenblick.


“Und du hälst mich auf dem Laufenden?“


Die Erze packe ich grob getrennt in Formen und feuer die Esse an. Immer und immer wieder betätige ich den Blasebalg und spüre schon rasch die Hitze in meinem Gesicht und auf meiner rechten Schulter.

“Ich würde mich für dich freuen. Wirklich.“


Immer wieder diese Gesprächsfragmente, die wirr in meinem Kopf umhersausen. Als graben sie tiefe Tunnel in mein Gedächtnis. Ich merke ganz deutlich, dass ich die Esse anstarre und wie angewurzelt davor stehe und lasse mich einfach treiben.
Ich habe es getan. Vollkommen bewusst habe ich in diese tiefbraunen, flammensprühenden Augen gesehen und wäre am liebsten darin versunken. Der Blickkontakt hat nicht lange gedauert, aber ich spürte, wie er tiefer durchatmen musste. Eine Reaktion! Gut – es könnten auch die vorhergegangenen Worte gewesen sein, die ihn dazu veranlasst haben so zu reagieren. Aber – es war eine Reaktion!
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 26 Jan 2018 08:05    Titel:
Antworten mit Zitat

Heute ist ein besonderer Tag oder vielmehr Abend für mich gewesen. Der Erhabene gewährt mir eine Audienz. Ich bin zugegebenermaßen nervös, aber die All-Mara schenkt mir Kraft. Wo ein Wille da auch ein Weg. Es ist still in meinem Schlafgemach, keinerlei Geräusche dringen aus dem oberen Bereich herunter. Die Straßen in Menek'Ur sind ebenfalls ruhig. Lange und ausgiebig betrachte ich mein Augenpaar im Spiegel und atme tief durch. Vor dem Erhabenen zu treten ist wieder eine ganz andere Situation als mich mit Fremden zu unterhalten. Schließlich ist er einst von unserer All-Mara erwählt worden das Reich zu führen.
Mit einem erlösenden Ausatmen drücke ich mich hoch, streiche über mein Kleid und begebe mich zum Palast. Ich bin etwas früher dran als ausgemacht aber der Diener nimmt mich bereits an den Toren in Empfang und bringt mich zum Emir.




Grüsse anständig, so wie es sich gegenüber dem Erhabenen gehört. Atme vorher tief durch und schöpfe Kraft aus deinem Herzen.“, denke ich und mit dem Ausatmen schlüpfe ich durch den Vorhang und betrete den Raum in dem Abbas bereits auf mich wartet. Während ich mich tief vor ihm verneige, ich spüre sogar den Drang mich auf die Knie fallen zu lassen und kann das gerade noch verhindern, merke ich seinen Blick, der an mir auf und abscheift bevor er mich neugierig betrachtet.

In mir tobt ein Orkan der Nervosität, den ich möglichst versuche zu verbergen. Ich fokussiere mich auf seinen Torso als er mich bittet Platz zu nehmen. Und so nimmt das Gespräch seinen Lauf....


„Was allerdings eine Zusage angeht, werde ich diese Entscheidung nicht allein treffen, da du schliesslich der gesamten Familie Omar dienen wirst und nicht nur meiner Person.“


Im Begriff die Bestellung des Erhabenen abzufertigen, ich feile gerade an einigen Werkzeugen herum, schrecke ich zusammen als die Glocke an der Türe betätigt wird. Wie immer prüfe ich den Sitz meines Schleiers, lege die Feile beiseite und öffne die Türe. Ein fremder Nordländer. Im ersten Augenblick behagt es mir nicht sonderlich ihn zu empfangen, da ich eigentlich keine Zeit habe, aber ich komme dem trotzdem nach und höre mir an, inwiefern ich ihm helfen kann. Ein Glas Wasser stelle ich ihm hin und werde seinem Wunsch kurze Zeit später nachkommen und ihm einige Schaufeln der heiligen Tränen verkaufen. Er scheint mir, dem Alter verschuldet, etwas durch den Wind zu sein. Auch habe ich Schwierigkeiten ihn zu verstehen. Was bei der All-Mara meint er mit dem Satz: „Was wäre man nur ohne seine kleinen Helferchen.“ Diesen Ausdruck habe ich in der Handelssprache noch nicht vernommen. Beizeiten werde ich jemanden fragen.

Kurze Zeit später erwische ich mich dabei, wie ich feilend meinen Träumen nachhänge. Der Nordländer ist noch nicht lange fort, als es erneut klingelt. Er hat sicher was vergessen und öffne die Türe und steht dem Akemi gegenüber. Mein Herz in der Brust setzt aus und kommt stolpernd wieder in Gang. Er ist im Dienst. Das kann ich deutlich an seiner Ausrüstung erkennen. Mit meinem geübten Blick schweife ich an seinem Shamshir empor und bitte ihn höflich herein. Viel Zeit besitzt er nicht, aber diesen kleinen Augenblick den er mir gönnt, sauge ich wie ein Schwamm auf. Auf seine reservierte Art und Weise knien wir uns schräg gegenüber.

Wenn ich zu diesem Augenblick gewusst hätte, wie Ahmad sich zur späteren Stunde verhalten würde, dann hätte ich ihn schon viel früher nach Wulfgard geschickt...


Zuletzt bearbeitet von Yousra Khadija Falah am 26 Jan 2018 08:07, insgesamt einmal bearbeitet
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 30 Jan 2018 09:37    Titel:
Antworten mit Zitat

Wieder lasse ich die vergangenen Tage Revue passieren. Den Schleier habe ich abgelegt und bemale gerade ein wunderbares Werkstück. Gleich werde ich den oberen Kranz mit Gold verzieren und dem Stück eine besondere Note geben. Die Luft ziehe ich tief zufrieden in meine Lungen und schliesse einen Augenblick meine Augen. Der Pinsel verweilt dabei wenige fingerbreit über der Malerei...

Rück --- blende


Ich genoss es, dass er mein Angebot angenommen hatte um seine Hände von der Reise aus Wulfgard zu reinigen. Ergeben kniete ich neben ihm auf dem Kissen und hielt ihm die Wasserschale auf richtige Höhe hin, sodass er ohne Mühe seine Hände waschen konnte.

'Neda, denk nicht mal daran, seine Hände zu berühren. Sei nicht neidisch auf das Wasser...', schoss mir der Gedanke durch den Kopf. Es gab viele Augenblicke in denen ich zwanghaft meine Gedanken vertreiben musste.
Ich ließ es mir aber nicht nehmen, beim Ablegen des Handtuches heimlich darüber zu streichen. Ich wusste, dass er es nicht mitbekommen würde, da mein Körper meine Handlung vor seinen Blicken abschirmte.

'Yousra benimm dich! Er sitzt dort und wartet auf seinen Mocca.' Gedanken. Sie fressen sich in den Kopf und sind nur schwer loszubekommen.
Und da rissen mich folgende Worte aus seinem Mund aus meinen Gedanken:
„Kommt es mir das nur so vor oder trägst du heute deinen Schleier....anders?“
Mein Herz setzte aus und machte erstmal keine Anstalten wieder in Gang zu kommen.
Da wusste ich, er schaut mich doch einmal genauer an. Er war redseliger als sonst. Was auch immer in Wulfgard passiert war, es tat mir einmal gut. Er roch zwar nach Rauch und vermutlich Met, aber
es legte seine typische Reservierung ab.


Gegen --- wart




Den Pinsel säuber ich mit Wasser und einem Tuch. Das Werkstück neige ich etwas nach hinten und drehe es am Kranz hin und her um die Malerei besser betrachten zu können. Es ist mir gut gelungen, die Liebe zum Detail springt ins Auge. Nun muss ich nur noch das Gold anbringen...

Rück --- blende


Verträumt stand ich vor dem Oaseneingang und hing mal wieder meinen Gedanken nach. Tagträume können schön sein und dann soll man sie auch zulassen. In der Gegenwart der beiden Janitschare vor mir fühlte ich mich sicher.
Da hörte ich Ahmads Stimme dicht hinter mir. Innerlich zuckte ich zusammen und doch wagte ich nicht, mich zu bewegen:
„Du hegst großes Vertrauen in die Arbeit der Janitschare, oder?“
Ja das tat ich. Hier in Menek'Ur fühlte ich mich so sicher wie ich es sonst noch nie erlebt hatte.
Am liebsten hätte ich auch die Zeit angehalten.
'Liebe All-Mara, lasse die Zeit nicht so schnell vergehen. Lass ihn noch ein wenig hier stehen. Nur... ein wenig.'

Gegen --- wart


Mit einem Spatel trage ich das Gold am oberen Rand auf. Ich beginne sogar zu summen, als ich eine Freude in meinem Herzen spüre. Ich erinnere mich an Viv's Worte. Was auch immer ein „Oragel“ ist...

Rück --- blende


Ahmad begleitete mich an dem einen Abend nach Adoran. Er hatte mich schon einen Wochenlauf zuvor gefragt, ob ich ihn begleiten möchte. Adoran hiess es. Aber nicht was genau. Er wollte eine Überraschung daraus machen.
Eine Überraschung war es. Es war voll. Eine Taverne hatte Neueröffnung und Ahmad warf mich in das kalte Wasser um schwimmen zu lernen. Oder auch: lerne die Handelssprache und den Umgang mit den Nordländern.
Der einzige Vorteil: Ich konnte Ahmad näher sein als den üblichen Armlängenabstand. Es war so ein Gedränge dass ich instinktiv die Nähe des Wüstensohnes suchte. Allerdings achtete ich penibel darauf ihn nicht zu berühren.
Bei der All-Mara! Er nahm mir sogar den Mantel ab. Höflich habe ich diese Geste weder kommentiert noch habe ich es ihm über Blicke zukommen lassen. Vielleicht hätte ich es tuen sollen?


Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich etwas von einem Würfelorakel. Ich war neugierig und Ahmad gestattete mir, es sich anzusehen. Und so stand ich kurze Zeit später in einen abgegrenzten Bereich Viv gegenüber. Sie hatte sich sehr gefreut mich zu sehen. Es beruhte sich aber auch auf Gegenseitigkeit. Viv war bislang die einzige Blüte aus den Nordlanden, die viel Geduld mit mir hatte und auch Interesse an meiner Person zeigte.
Und so stellte ich ihr zwei Fragen. Sie war überrascht und offenbarte mir:
“Oh, solch eine Frage hat sich heute noch keiner getraut.“ 'Bei der All-Mara. Und gerade jene aus meinem Mund.' Das war das Erste was ich dachte. Aber ich warf die Würfel und Viv sagte: „Du wirst alleine keine Lösung finden. Hole dir Hilfe von einem Aussenstehenden.“
Das Herz fühlte sich in dem Moment an, als würde es zerquetscht werden. 'Alleine keine Lösung.' Aber ich wusste auch, dass dieser Satz nicht verkehrt war. Denn immerhin habe ich Mina gefragt und selbst meine geliebte Esra um Ratschläge gebeten. Vielleicht sollte das irgendwann fruchten? Das die Saat gesät wurde war mir schon da klar, als der sonst so reservierte Ahmad sich bereit erklärte, selbst zu Viv zu gehen um das Würfelorakel zu befragen....

Gegen --- wart


Ich bin fertig geworden. Jetzt musste mein Werkstück nur noch trocknen. Sanft lehne ich mich etwas zurück und strecke die Wirbelsäule durch. Kaum das ich die Augen für diese Entspannung geschlossen habe sehe ich, wie Ahmad dicht neben mir steht. Erst gestern war es, als wir nach seinem Gemeinschaftsvortrag alleine in der grünen Lagune gestanden haben. Seine tiefe Stimme höre ich immernoch:

“Und aus diesem Grund werde ich dafür kämpfen, dass Adal seine Meinung eines Tages ändert.“


Und wieder werde ich Opfer meines Tagtraumes. All-Mara stehe mir hudad bei!

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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 04 Feb 2018 18:34    Titel:
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„Ich liebe ihn mit so viel Intensität und Hingabe, als wolle ich in meinem Geiste ein Bild von ihm mit all seinen Facetten zeichnen. Erinnerungen für die Ewigkeit.“


Das Fest und die Schwurerneuerung unseres Erhabenenpaares war schön, abgesehen von dem Moment wo ich mich aufgefressen fühlte. Aufgefressen von Zhenzraels Blicken. Wie konnte ich es wagen vor ihm meine Geschenke zu überreichen obwohl es offenkundig war, dass er seines überreichen wollte. Wäre er etwas früher gewesen, so hätte ich garnicht erst den Versuch gestartet den Augenblick für die Geschenkübergabe zu nutzen.
Das Erhabenenpaar liess mir den Vortritt. Eine Blüte durfte vor einem Wüstensohn sprechen. Ich betete heimlich zur All-Mara und merkte deutlich, dass ich Mühe hatte, meine im Kopf zurecht gelegten Worte zu äussern.

Nun stehe ich Ahmad gegenüber und blende die Umgebung aus. Selbst der Geruch der abendlichen Wüste nehme ich nicht wahr und konzentriere mich vollends auf meinen Gegenüber. Er gibt mir zu verstehen, dass ich nichts Falsches tat bei der Feier. Der Yazir-Sohn würde schon noch seinen Fehler einsehen. Ich hingegen weiss genau, dass ich vermutlich noch etwas zu hören bekomme. Aber den Gedanken daran möchte ich nicht verschwenden. Nicht jetzt. Und nicht hier.

„Sag mal, kommst du eigentlich optisch nach deinen Eltern? Dein Teint ist nicht all zu oft hier in Menek'Ur.“, spricht Ahmad auf einmal aus. „Also nicht, dass das – das sollte nun nicht persönlich klingen.“

Innerlich schrecke ich zusammen und hoffe, dass meine sichtbaren Gesichtszüge nichts verraten. Natürlich war es persönlich aber das gestatte ich ihm. Er zeigt Interesse an mir. >>Los mach den Mund auf, Yousra und antworte ihm!<< Kaum habe ich zuende gedacht lege ich mir Worte zurecht und antworte sogar recht gelassen. „Mein Radeh hat auch hellere Haut. Aber ich vermute, das kommt eher von der Arbeit im heiligen Berg wenn ich die Tränen wasche und zuvor natürlich auflese.“
Was auch immer mich gerade reitet, ich kann es nicht von meinem Rücken schmeissen und sehe wie in Zeitlupe, wie ich ihm meine Hand reiche. Seine Überraschung ist nicht zu übersehen auch wenn ich weiter penibel darauf achte, ihn nicht direkt ins Gesicht zu sehen. Doch er greift nach meiner Hand und streift mit seinen Fingerkuppen kurz über meine Handfläche bevor er sie wieder zurückzieht. Sofort kribbelt es in meiner Hand, was aber nicht von der Berührung seiner Hand stammt aber doch davon herrührt. Er hat mich berührt. Das Kribbeln steigt den Arm hoch und erreicht mein Herz. Jetzt weiss er zumindest, dass meine Hand nicht rauh ist sondern nur trocken. „Das ist leider das Opfer, das wir Tränensucher bereitwillig geben. Und die Augen und Haarfarbe habe ich von meiner Mara.“
Vielleicht sieht er meine Worte als Erlaubnis an, aber er sieht mir genauer ins Gesicht. >>Atmen, Yousra, lass dir nichts anmerken. Gestatte ihm einen Blick in deine Augen.<< Als ob das so einfach wäre.

„Ich mag die Farbe deiner Augen.“ Zack. Er spricht den Satz einfach so aus als würde ihn gerade nichts zurückhalten. Ich muss was erwidern. Mein Herz schlägt schnell, ich höre das Rascheln von Skorpionen die in der Umgebung langsam auf die Jagd gehen.
„Deine dunklen Augen mag ich sehr. Neda oft hineingesehen, aber wenn so habe ich das Gefühl ins Endlose zu fallen und keinerlei Angst zu verspüren weil ich weiss, dass mich unten etwas Gutes empfängt.“ Mein Blick wandert an ihm abwärts und fokussiert sich auf seine Schärpe. Sie steht ihm unheimlich gut. Er sollte sie öfters tragen. Ich erwarte keine Antwort. So hoffe ich sogar, dass er mein Geständnis stillschweigend hinnimmt. Jetzt sollte ich lieber gehen, aber meine Beine sind steif.
„Wenn du etwas Gutes erwartest, wieso fällt es dir dann so schwer dem entgegen zu blicken?“ So erwider ich kurz darauf nach befeuchten meiner Lippen, dass es eine Gewohnheit ist. Ein direkter Blick zieme sich nicht. Denn so brachte man es mir bei. Und ausserdem habe ich Angst, mich darin gänzlich zu verlieren und herumzuirren.
„Darf ich dir anbieten, dir einen Weg zurück zu gewähren, wenn du dafür das Risiko zumindest heute eingehst?“ Seine tiefe Stimme umlullt mich, ich kann garkeine Furcht spüren. So vertrauensvoll sie klingt umso grösser wird mein Mut und blicke ihm in die Augen. Die innere Zufriedenheit kann ich sofort in seinen Augen sehen und wäre am liebsten darin ertrunken...




Zuletzt bearbeitet von Yousra Khadija Falah am 04 Feb 2018 18:36, insgesamt einmal bearbeitet
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 09 Feb 2018 11:13    Titel:
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Meine Zunge hat gestern meine Zuneigung ausgesprochen. Zwar nicht in direkten Worten, aber ich sah es in seinen Augen, dass er genau wusste von was ich sprach. „Die zwei Zeilen sind nicht mehr von Belang. Ich 'will' das du das weisst.“ Ich musste es loswerden. Und auch jetzt fühle ich mich erleichtert. Endlich ausgesprochen zu haben, was mir seit einigen Wochenläufen schwer auf dem Herzen ruht.
Ich genieße die Sonne, die noch seine ganze Kraft entfaltet. Sie war wie mein Verlangen. Erst sind die Sonnenstrahlen schwach und küssen die Umgebung um dann im Stand des Zenites seine volle Kraft zu entfalten. Ich will ihm so gerne das Gefühl vermitteln, dass er geliebt wird. Egal in welcher Gemütsverfassung er ist. Es ist mir gleich, ob er militärisch reserviert handelt oder doch seine offene Art zulässt.

Ich gestehe mir selbst ein, dass ich über meine Gefühle nicht stolz bin, sie nicht gänzlich mehr zu unterdrücken weiss. Meine Augen wandern über einzelne Kakteen hinweg, die an manchen Stellen bereits Blüten aufweisen. Widersprüchlich. Die Stacheln sind schmerzhaft und doch sind die Blüten die schöne Seite der Pflanze. Fast alles besitzt zwei Seiten. Ahmad, ich, die Natur.

~~~


Mir ist nun auch vollkommen bewusst, dass ich diesem Anan überall hin folgen würde. Erst gestern, ich weiss nicht ob es seine Absicht war, oder er einfach nur vergessen hatte, dass ich diese Brücke meide, hat er uns zielstrebig dort hingeführt. Wir wollten zum Aussenposten um Futter für das Kaninchen zu holen.

„Möchtest du es probieren?“ Nein! Mein Herz schrie in dem Augenblick laut auf und ich hatte Bilder vor Augen, die jeglichen Mut wieder in den Boden stampfte. Die Brücke stürzt zusammen. Unsere Leiber fallen dabei zu Boden und zerschmettern auf den Boden. Gut...die Höhe war vielleicht nicht so groß, das die Körper zerschmettern würden. Aber Verletzungen waren garantiert.
Doch ich wollte ihm vermitteln, dass ich ihn Vertraue. Mit Leib und Seele. Und so tastete ich mich Stück für Stück über die Brücke. Er ging dabei zwar vor, allerdings rückwärts. So hatte er mich immer im Blick. Ich spürte zwar die Bewegung der Brücke, aber blendete die Umgebung vollkommen aus. Wichtig war in dem Augenblick nur er und ich. Meine Augen fokussierte ich auf seine Maske, die seine herrlichen Lippen verbargen. Yousra!

~~~


Ich bemerke, dass ich vor der Oase stehen bleibe und starre die beiden Janitschare verträumt an. Irritiert nickt der eine der beiden mir nur zu während der andere so tat, als müsse er mich vor dem Skorpion beschützen und ihn anstarrt. Ich bin tatsächlich wieder in einen Tagtraum gerutscht, während ich den gestrigen Abend Revue passieren lasse.
Zielstrebig steuer ich einige Dattelpalmen an und öffne das kleine Körbchen. Darin hatte ich ein weisses Tuch drapiert, welches die Früchte später sicher umarmen wird. So beginne ich die Datteln zu pflücken und summe leise vor mich her. Eine Melodie, die meine Mara mir immer vorsummte, als ich noch eine junge Blüte war.

Als meine Hand einen Farn entlangstreicht fühle ich mich an den Abend bei Viv zurückversetzt. Ahmad bat mich tatsächlich seinen Wissensdurst in Hinsicht Kultur zu stillen, indem ich sein 'Reihen-Tanzpartner' sein sollte.
Ich weiss noch heute, wie sich seine Hand angefühlt hat. Kräftig, groß und doch auch sanft.




Sogar jetzt spüre ich, wie mir die Röte ins Gesicht steigt und ich für andere wohl scheinbar in unbegründete Scham versinke. Schnell zupfe ich die Kaffeebohnen von den Sträuchern und begebe mich auf dem Heimweg.

Zuhause angekommen sortiere ich meine gepfückte Beute erstmal auf der Anrichte und lasse die Kaffeebohnen erstmal trocknen. Unten in der Schmiede habe ich noch ein Rüstungsteil für Ahmad anzufertigen. Mein Blick fällt auf den Brustpanzer und unweigerlich sehe ich seinen nackten Oberkörper vor mir. Er sah es tatsächlich nicht ein, den Gambeson in einem anderen Raum anzulegen. Ich war... zwangsläufig seinem Anblick ausgeliefert.
Die kleinen, grauschwarzen, kurzen Löckchen auf seinem Kopf. Sein prachtvoller Oberkörper, der bereits von etlichen Kämpfen erzählte. Ich atmete in dem Augenblick durch den Mund ein und aus um seinen Geruch nicht einzuatmen. Denn insgeheim wusste ich, dass sein Duft mich wohl prägen würde und es mir noch schwerer fallen würde ihm nicht sofort mein Herz auszuschütten. Was er wohl davon überhaupt halten würde?
Yousra! Kopf ein Herz ausschalten. Er soll nur den Brustpanzer probieren.

Ich schüttel mich und setze mich vor meinen Arbeitstisch und teste die kleinen Verbindungsglieder der Handschuhe.

Aiwa, mein Herz gehört diesem Anan. Ihm ganz allein..
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 26 Feb 2018 08:55    Titel:
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Meine Sinne sind geschärft. In jedem Geräusch, dass ich nicht definieren kann vermute ich immer erst etwas Schlechtes. Dabei hat der Abend so gut angefangen:

Zu Ahmad gedreht saß ich auf der Bank vor meinem Haus und bot ihm Pfannkuchen und Wasser an. Denn sein Magen hat lauter zu mir gesprochen als so manches Wort, dass aus seinem Mund kommt. Zugegeben, ich genieße es immer wieder, wenn ich ihm etwas anbieten kann und er es nicht ausschlägt. Er weiss um die Gastfreundschaft aber auch da würde er nur, so er weder Hunger noch Durst hat, zumindest ein Glas Wasser annehmen. Denn er war schliesslich die Höflichkeit und Reservation in Person.

Ich habe gerade die Pfannkuchen und den zerbrochenen Teller vom Boden aufgesammelt und schaue immer wieder nach Osten. Als die Alarmglocken Menek'Urs geschlagen haben ist mir das Missgeschick passiert und damit war auch der Abend gelaufen. Im wahrsten Sinne des Wortes sprang Ahmad auf und lief zu den Toren. Um was für eine Gefahr es sich handelt, weiss ich nicht.
Allerdings ist mir vollstens bewusst, dass ich Angst spüre.

So verbarrikadier ich mich in meinem Haus, ich verschliesse sogar meine Türe, und haste die wenigen Stufen ins Obergeschoss. Wie eine Löwin wander ich auf dem Balkon von einer Seite zur anderen. Wieder die Alarmglocken! Mein Herz zieht sich zusammen und so beginne ich zu beten:


Meine geliebte All-Mara,
segne unsere Janitschare und gib ihnen die Kraft die sie brauchen,
um gegen den Feind standhaft zu bleiben.
Wir sind dein Volk.
Ich danke dir und werde dir aufs Beste dienen.“




Immer wieder höre ich meine eigene Stimme diese Sätze wiederholen. Als nach fast einem Stundenlauf nichts zu hören ist wage ich mich hinaus und stelle mich ans Osttor.
Es wurde zur Sicherheit heruntergelassen und so kann ich auch nur durch die Gitter hinausblicken. Keine Janitschare...kein Ahmad.
Bei der All-Mara!
Ich drehe mich um und erdreiste mich, vor Ahmads Haus auf der Bank zu warten. Er muss ja irgendwann heimkehren und so werde ich sicher sein, dass er heil zuhause angekommen ist.

Die Wartezeit ist eine Qual. Ich versuche mich an bestehende Momente zu erinnern. Unbewusst bekomme ich eine Gänsehaut als ich daran zurückdenke, wie bewusst Ahmad meinen Arm zum Abschied mit seinen Fingerspitzen berührt hatte. Es war bewusst! Ich bin mir sicher, meine All-Mara. Unbewusst bewusst vielleicht? Als er sich abwandte machte er so einen Bogen, dass seine Hand meinen Arm berührte. Es fühlte sich fremd und doch so erquickend an. Ist das eine Sünde, die wir beide begangen haben, meine All-Mara? Aber es war nur ein Zeichen seinerseits. War es doch, oder nicht? War es doch Zufall?

Ich ziehe die Beine zu mir auf die Bank und achte darauf, dass das Kleid die Beine weiter bedeckt und lehne meinen Kopf an die hohe Rückenlehne an. Als ich die Augen schliesse befinde ich mich mit ihm im Keller. Er hatte Interesse zu sehen, wie genau Mocca zubereitet wurde. Aiwa, er hat das sicher schon mehr als einmal gesehen, zumindest auf Distanz, aber er wollte es erfahren wie genau das Mocca-aufbrühen geht. So standen wir gemeinsam vor seiner Küche und suchten die Utensilien zusammen, die wir benötigten. Und Ahmad war gewillt meinen Worten zu lauschen und nahm meine Anleitungen an und brühte selbst einen Mocca auf. Ein Anan! Innerlich bin ich stolz auf ihn und versprach im Anschluss dass ich niemanden berichten werde, dass er in meiner Gegenwart Mocca aufgebrüht hatte. Und er war nichtmal schlecht. Also der Mocca!

Ein Lächeln huscht trotz der Sorge über meine Lippen. Kurz schaue ich auf und lausche angestrengt ob ich das metallerne Geräusch von bewegenden Rüstungen hören kann. Aber bis auf die übliche Nachtgeräuschkulisse ist es still.
Mir wird übel. Ich hätte vielleicht auch noch etwas essen sollen. Die Sorge auf leeren Magen war nicht gut. Es fühlt sich an, als würden mir die Innereien herausgerissen und verkehrtherum wieder hineingestopft. Nicht das ich weiss, wie sich das genau anfühlt, aber so stelle ich es mir vor.

Langsam verändere ich meine Sitzposition minimal und lege meine Wange auf meinen Arm. Immer mehr sinke ich auf der Bank zusammen und bemerke nicht einmal, dass ich nach einer gefühlten Ewigkeit in der Nacht vor Ahmads Haus einschlief...
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 30 März 2018 07:45    Titel:
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Das frischgebackene Brot lege ich eingewickelt in das kleine Körbchen und lege noch diverse Obstsorten hinzu. Ja, er war Jemaat. Ja, er begleitet mich als Jemaat. Aber ja, ich habe das Gefühl ihn versorgen zu müssen. Also was das leibliche Wohl angeht.
Der Gastraum in meiner Sonnenschmiede verdunkelt allmählich. Ich will die Fackeln nicht mehr entzünden. Selbst die Esse ist nun erkaltet.
Arika, eine Cousine, wird wohl darauf achten dass das Haus nicht abbrennt, aber dennoch fühle ich mich so viel sicherer. Immerhin ist das hier alles mein Leben. Bei dem Gedanken drehe ich mich einmal um meine eigene Achse und bleibe schliesslich vor der Statue der All-Mara stehen, die meine Esra mir vor einigen Mondläufen schenkte.

Während ich mein Bündel packe fällt mir jetzt erst bewusst das Medaillon an meinem Hals auf. Lächelnd greife ich danach und schaue mir beide Innenseiten an. Eine Sonne und eine Blüte. Ahmad wirkt auf andere vermutlich völlig gefühlskalt. Aber nein, das ist er nicht. Er teilt nicht mit Worten seine Gefühle mit, sondern nutzt Gesten oder tatsächlich auch Gegenstände.
Das er mein Jahrestag mit mir und Freunden feiern wollte das zeigt doch ein Gefühl?!



So fällt mir auch der Abend ein, als seine Mutter mich besucht hat. Ich war so schrecklich nervös, als mir bewusst wurde, wer da hinter Ahmad steht. Eine herzensgute Frau. Warmherzig und zeitgleich sieht man immer einen kleinen Funken von Schalk in ihren Augen erkennen. Das besitzt Ahmad auch manchmal. Aber ich fürchte, er kommt vom Verhalten nach seinem Vater. Mehr als eine Vermutung bleibt mir nicht, denn Ahmad scheint Gründe zu haben, warum er wenig über ihn erzählt oder ich ihm bislang noch nicht begegnet bin.

Die Räume muss ich noch kontrollieren bevor ich mich zur Karawanserei begebe. Die Sonne zeigt sich langsam. Zumindest huschen die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont. Ob Ahmad dort schon wartet? Gerüstet, um auf mich aufzupassen? Da lache ich auf. Ein seltsames und vorallem egoistisches Gefühl beschleicht mich. Aber das tut er doch, nicht? Aufpassen? Auf mich? JA!
Oben angekommen gehe ich auf den Balkon hinaus und sehe auf ein Sitzkissen. Dort hat er gesessen und völlig erledigt von seinem anstrengenden Diensttag an der Wand angelehnt. Das zeigt mir, dass er sich in meiner Gegenwart langsam fallen lassen kann.
Und hätte ich mich fallengelassen, dann hätte ich gewagt seine Wange zu berühren.

Ich zucke zusammen. Nein, das durfte ich nicht denken, geschweige denn machen! Es ziemt sich nicht. Nein, ganz und garnicht. Aber die Vorstellung, ja, die war was Besonderes.
Mir bleiben noch wenige Augenblicke bevor ich mich dann aufmache. Darum verbleibe ich etwas auf dem Balkon und lasse die Sonne allmählich mein Gesicht küssen und stelle mir vor, es sind keine Sonnenstrahlen....



Yousra! Los, hör auf damit und beweg dich zur Karawanserei....
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 03 Apr 2018 14:27    Titel:
Antworten mit Zitat

Insgeheim freue ich mich auf die Heimreise. Andererseits habe ich ein wenig Angst davor, was mich, uns, erwarten wird. Ahmad habe ich schnell ausgemacht unter all den Janitscharen. Seine Körpergrösse sticht deutlich hervor und als ich bei ihm angekommen bin neige ich wie gewohnt meine Stirn zum Gruße. Vermutlich wieder ein Stückchen tiefer. Das habe ich schon garnicht mehr so unter Kontrolle. Es kommt einfach. „Salam Aleikum Jemaat Ahmad.“ Und wie gewohnt kommt gleich seine Erwiderung: „Aleikum va Salam Yousra.“
Das war es auch schon. Ich geselle mich zu einer Gruppe Natifahs und darf mein weniges Gepäck auf ein Lama schnüren. Der Zusammenhalt bei einer Karawane ist immer besonders und so fühle ich mich schnell wohl.

Wir kommen gut voran. Keinerlei großen Unterbrechungen oder Vorkommnisse abgesehen von den üblichen Rastpausen in denen ich es mir nicht nehmen lasse Ahmad das frischgebackene Brot anzubieten. Geschwind brühe ich Mocca für diejenigen auf, die Verlangen danach haben und setze mich zufrieden ans Feuer. Ahmad wird ebenso seine gewohnte Tasse schwarzen, ungesüssten Mocca erhalten und ich ernte ein Nicken. Ja, so ist er...




Nach zwei Tagen kann ich die Umrisse von meiner Heimatstadt Sulara sehen. Wir passieren das Haupttor und halten an der Karawanserei an. Als haben die Bewohner Sularas auf ihre Familienangehörige gewartet erwartet uns eine Menge Menekaner.
Meine Augen suchen die Gesichter ab bis ich schliesslich meinen Radeh erblicke und gleich neben ihm meine Mara.
„Atmen, Yousra, lächeln, neda weinen vor Freude...“, denke ich und höre mich schon Luftschnappen.
So wende ich mich herum und suche Ahmad. Ihn finde ich auch nur wenige Meter von mir entfernt und nähere mich ihm um gedämpft zu sprechen:
„Jemaat Ahmad, dort vorne steht mein Radeh und meine Mara. Möchtest du mich begleiten?“
„Aiwa....“, kommt sein Lieblingswort über seine Lippen.

Im armeslängen Abstand folgt Ahmad mir. Ich begrüsse meinen Vater als erstes und neige meine Stirn, berühre sie mit den Fingern und lege die Hand gleich auf mein Brustbein.
„Salam Aleikum lieber Radeh!“ Mein Vater, Bassam Halim erwidert den Kopfneig und lächelt mich warmherzig an. Seine dunklen Augen strahlen mich freudig an. „Aleikum va Salam meine Abla!“ Kaum sind die Worte zu hören drängt sich meine Mutter in den Vordergrund. „Yousra! Der All-Mara sei dank, da bist du aiwa! Salam Aleikum meine Liebe!“ Und schon lag ich in den Armen meiner Mutter. Es tut so gut ihren Geruch wahrzunehmen und ihre Herzlichkeit zu spüren. Noch in der Umarmung verwickelt erwider ich ihren Gruß. Nur wesentlich zurückhaltender: „Aleikum va Salam Mara!“

Safiye nimmt Abstand zu mir ohne die Hände von meinen Oberarmen zu nehmen. Ich kann ihr Lächeln förmlich unter dem Schleier sehen, denn es spiegelt sich herzlich in ihren Augen wider.
„Gut siehst du aus!“ Ich neige dankbar meine Stirn und trete einen Schritt zurück. Mit einer halben Körperdrehung deute ich alleine mit dieser Bewegung auf den Sohn der Azeezahs. „Radeh, Mara, das ist Jemaat Ahmad Fadlan Azeezah. Er war so freundlich mich auf der Reise zum Schutze zu begleiten.“ Nur leise höre ich Safiyes Worte: „Zum Schutz, soso...!“ Der All-Mara ist es zu verdanken, dass nur ich und nicht mein Vater die Worte vernommen hatte und so trete ich zur Seite.

Wie es für Ahmad üblich ist stellt er sich traditionsgemäss vor. Nach einem Kopfneig meines Vaters gehen wir zu der einfachen Behausung meiner Eltern. Es ist schlicht aber man fühlt sich sofort wohl. Ein Moccageruch begrüsst uns und ebenso kann meine Mutter nicht verheimlichen, dass sie gekocht hatte. Schliesslich genügt der Geruch und das Wasser im Mund läuft mir zusammen.

So essen wir erst einmal zusammen. Meine Eltern haben gerne Gäste und so wird auch Ahmad nach bestem Gelingen mit Mocca und Essen verwöhnt.



Nachdem wir gegessen haben räume ich mit meiner Mutter alles ab und lassen die beiden Männer alleine. So ist das bei uns so üblich. Ich gehe mit Safiye in den Nebenraum und lasse mich da auf meinen üblichen Platz, einen dunkelblauen Teppich mit Silberfäden, nieder und atmet zufrieden durch. Es dauert nicht lange und meine Mutter beginnt mir Fragen zu stellen. Ich vermute arg, dass es Ahmad wohl nun gerade ähnlich gehen wird. Der einzige Unterschied liegt wohl darin, wie sie gestellt werden. So wird mein Vater eher strenger und reservierter nachhaken. Aber das passt ja zu Ahmad. Meine Mutter hingegen ist nur neugierig. Schliesslich hat sie bereits ein Schreiben erhalten von Vorkommnissen in meinen Leben in MenekUr.
Ich werde Ahmad wohl später vielleicht fragen, ob das Gespräch mit meinem Vater unangenehm war....
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 20 Apr 2018 08:46    Titel:
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Ich befinde mich kniend auf dem grünen Teppich im Keller und betrachte meine Skizzen für einigen Skulpturen. So wirklich mag meine Konzentration aber nicht konstant bleiben und schweife immer wieder ab zu den letzten Tagen und auch zurück zu meinen Eltern. Meine Mara.
Das ich sehr gefühlvolle Worte mit ihr gewechselt habe, als ich mit Ahmad zu Besuch war, habe ich Ahmad nicht mitgeteilt. Es wäre nicht rechtens zumal er ein Anaan ist. Mit soetwas behelligt man keinen Wüstensohn. Umso schöner war es zu hören, dass er sich mit meinem Radeh verstanden hat. Ja, das freut mich wirklich.

Nur kurz, wie ein Flügelschlag, heben sich meine Mundwinkel ehe mein Herz sofort wieder schwer wird.
Mein Treffen mit der Esra war etwas völlig ungewöhnliches als ich es bislang kenne. Es hagelte an Kritik und zum ersten Mal habe ich das Gefühl doch nicht dafür geschaffen zu sein: für meinen Traum als Palastdame.
Ich habe den Drang die Skizze zu zerknüllen und es weit von mir wegzuwerfen. Doch das wäre nicht ich, wenn ich das tuen würde. Und so entspanne ich meine Hände wieder und hole tief Luft. Dabei lasse ich meinen Blick umherschweifen und erkenne abermals, was ich alles in diesem Reich geschafft habe. Sollte mich eine Enttäuschung so zurückwerfen? Ich erschauder und lasse meine sonst so akurate Körperhaltung fallen. Vornübergebeugt stütze ich mich auf dem Teppich ab und lasse meinen Tränen freien Lauf. Ungesehen war es gestattet auch einmal die Gefühle rauszulassen. Denn ich habe nicht nur die Esra enttäuscht sondern vielmehr mich selbst.

Diese Gefühlsregung hält nicht lange an. Ich zupfe aus meiner Tasche ein weisses Tuch heraus und bilde mir ein, Ahmads Geruch daran zu erschnuppern. Immerhin hielt er es in seinen Händen, als er einen heftigen Schlag auf die Nase bekam. Auch wenn das Tuch gewaschen wurde, man kann doch Einbildungen haben?
Darum trockne ich meine Tränen und falte das Tuch mehrmals zusammen.


„Gut, du hast nun zwei Möglichkeiten: Zum einen den Kopf in den Sand zu stecken und davon gibt es hier reichlich oder aber aus dem Fehler lernen und voranzustürmen.“ Habe ich das jetzt wirklich laut vor mir hergesprochen? Yousra, Yousra, Yousra....

Und so höre ich die Worte Ahmads und die von Raniya in meinen Ohren: „Hast du Adal schon in Kenntnis gesetzt wegen deinem Wunsch eine Palastdame zu werden?“


„Neda! Aber das werde ich die nächsten Tage in Angriff nehmen. Und wenn ich Adal aus einer dieser Höhlen zerren muss oder seine Rüstung vorschiebe. Mir wird etwas einfallen.“ Ja, ein Ziel habe ich jetzt vor Augen. Ein Ziel was bis zum Anfang der Woche erreicht werden muss, so ich die Esra nicht wieder enttäuschen will.

Die Skizzen werden eingesammelt und in ein Buch hineingelegt. Zeitgleich fühle ich mein kräftiges Herz, das mir mehr Kraft verleiht. Ich bin keine kleine Natifah mehr. Ich bin keine Natifah, die sich hinter ihrem Schatten zu verstecken hat.
Energischer werden meine Handgriffe und so nehme ich einen Hammer und Meißel in die Hand und bearbeite einen rohen Salzklotz mit groben Schlägen. Die Feinheiten kamen später, genauso wie im Leben. Erst hart hineinschlagen und dann weich die Konturen formen...




Wieso muss ich nun an Ahmad denken?
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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 30 Mai 2018 08:42    Titel:
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Euphorie. Es fühlt sich wahnsinnig an. Das Herz schlägt schnell, ich habe unentwegt rote Wangen. Mir ist warm. Euphorie.
Im Gegensatz zu Ahmad war ich doch recht gelassen gewesen als ich erfuhr, dass er mit Adal zum Emir geht. Ich wusste worum es sich in dem Gespräch drehen würde. Denn mein Erhabener hat mich darauf vorbereitet. Er hatte mich zu einer Audienz eingeladen. Aus heiterem Himmel. Dort hat er mir klar gemacht, was passieren könnte wenn ich wirklich meine Zustimmung gebe, dass ich Interesse an Ahmad habe.

Das Ergebnis vom Gespräch zwischen meinem Kafa Adal, Ahmad und unserem Erhabenen konnte ich Ahmad aus dem Gesicht lesen. Der sonst so pflichtbewusste, stoische Ahmad hatte seine Gefühle nicht im Griff. Das amüsierte mich insgeheim und gleichzeitig kehrte nun Ungewissen in mein Körper ein.
Was ist erlaubt?
Wie soll ich mich verhalten?
So wie bisher?


Fragen. Das Leben besteht aus sovielen Fragen.

Wie hoch ist die Ablöse?
Wielange würde die Ausbildung zur Palastdame dauern?
Würde ich mich weiterhin zurückhalten können, so wie es die Sitte vorschreibt.
Und... würde ich jemals so tanzen können wie Samija?


Ich liebe das Tanzen. Bei meinen Eltern haben wir Natifahs oft zusammengesessen und getanzt. Aber das war nicht nach traditioneller, menekanischer Tanzart.
Mein Körper erschaudert bei dem Gedanken an der letzten Unterrichtseinheit bei meiner Esra und der Unterstützung von Samija. Ebenfalls Palastdame.

Meine Esra und ich sollten die Grundschritte eines menekanischen Bauchtanzes lernen. Und dazu mussten wir unsere Hüften lockern. Wie waren Samijas Worte? „Ungelernte haben oftmals eine steife Hüfte.“
Konnte ich nun von mir aus nicht sagen, da ich mich oft bewegte, aber ich machte die Übungen mit.

Mein Blick schweift bei dem Gedanken zu dem Melkschemel und atme tief durch. Wenn ich schon einmal daran denke, dann könnte ich auch gleich üben.
Hier im Keller bin ich vor Blicke geschützt. Arika ist auf Reisen und sonst traut sich niemand unangekündigt hier hinein.
Meine übliche Gewandung entledige ich mich und atme tief durch als ich nach dem durchaus sehr knappen Oberteil greife und über die kleinen Goldplättchen unterhalb meiner Brust streiche. Sie klimpern leise, als sie andeinanderschlagen. Der geschlitzte Rock mit dem Hüfttuch habe ich ebenso schnell angezogen als wollte ich es schnell hinter mich bringen.
Also nehme ich den Melkschemel und setze mich darauf. Die Hüften lasse ich langsam kreisen und muss wieder daran denken was mir bei der Unterrichtsstunde passiert ist:


„Yousra! Yallah Yallah, tanze so, als ob du für Ahmad tanzt!“ Das waren Samijas Worte die sofort auf mich wirkten. Das Ergebnis dieser Worte war der plötzliche Gleichgewichtsverlust und so fiel ich nach hinten auf meinen Hintern. Es tat weh. Aiwa. Aber die Überraschung über Samijas Worte war grösser. Woher wusste sie, dass Ahmad nun um mich werben durfte? Oder war das einfach der Instinkt einer Natifah? Ich spürte den amüsierten Blick Raniyas und wagte es nicht, sie anzusehen. Für Ahmad tanzen. Aiwa, das würde mir in Gedanken leicht fallen.

Nach meinen Lockerungsübungen auf dem Melkschemel richte ich mich auf und lasse meine Hüften zu den Seiten schwingen. Der Schmuck an meiner doch recht knappen Gewandung erklingen als geben sie einen Rhythmus vor.
Und so lasse ich mich durch ein Lied in meinen Kopf führen und sehe Ahmad vor meinem geistigen Auge vor mir sitzen. Ihm gefällt was er sieht...


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Yousra Khadija Falah





 Beitrag Verfasst am: 25 Jul 2018 07:50    Titel:
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Bei der All-Mara. Es war viel passiert. Viel in den Wochenläufen das nun verarbeitet werden musste.
Die Ausbildung zur Palastdame bereitet mir wirklich viel Freude. Immer wieder freute ich mich, wenn die geliebte Esra uns zu einer weiteren Unterrichtsstunde einlud.
Einmal durfte ich sogar als Palastdame richtig tätig werden, als der Erhabene eine Delegation anderer Völker empfang um etwas Wichtiges zu besprechen. Und ja, es wurde so wie ich es mir vorstellte. Alles was ich hörte blieb in mir verborgen und trat nicht nach aussen. Ein Geheimnis worauf ich stolz war. Denn das machte eine Palastdame aus: Man hörte und sah viel und nichts wurde ausgesprochen.



Die Verbindung zu Ahmad hingegen machte eine kurze Wendung. Als wir meinen Keller gemeinsam eingerichtet haben und uns eine Pause gegönnt haben durfte ich seine Nähe erfahren. Auch wenn wir nur nebeneinander saßen berührten sich unsere Arme. Es fühlte sich an, als würde ein Sturm durch meinen Körper fegen aber gleichzeitig behütet umarmen. Es war wunderbar. Ich denke gerne an diesen Augenblick zurück. Solange, bis wir das Gespräch mit der Kaliq Maheen hatten. Was durften wir tuen, was nicht, seitdem Ahmad um mich werben durfte.

Fakt war: Das was wir im Keller taten jedenfalls nicht. Noch im Gespräch sank ich immer mehr in mich zusammen und hatte Mühe meine akurate Körperhaltung einzuhalten. Ahmad hingegen liess sich nichts anmerken. Typisch für ihn: seine Reservation. Die hatte er im Gespräch vorbildich inne gehalten und ich wurde neidisch.
Nach dem Gespräch suchte ich ein privates Gespräch mit Maheen um ihr mein schlechtes Gewissen mitzuteilen und natürlich um anschliessend um Vergebung zu unserer All-Mara zu beten.
Das Gespräch wurde leider unterbrochen und so teilte ich mein Gewissen der All-Mara mit. Jeden Abend. Mehrere Stunden. Und ich schwor mir, eine vorbildhafte Blüte zu sein.

Und so rutschte ich wieder in die Reservation hinein. Nannte meinen Ranim immer nur noch Jemaat Ahmad. Immerhin kam er tatsächlich immer nur noch in Uniform, sodass es mir leichter fiel.
Unsere Treffen beschränkten wir auf die Oase, den Brunnenplatz oder dem BeK. Dabei gewöhnte ich mir an, die Türe mit einem Keil offen zu lassen um niemandem die Gelegenheit zu geben etwas falsches zu denken.
Als Ahmad verletzt wurde, er hatte etwas an seiner Schulter, besuchte ich ihn im Maristan und las ihm aus einem Buch vor. Es war eine einfache Geschichte, aber sie regte zum nachdenken an. Passte sie irgendwie zu Ahmad und mir.

Ich höre mich jetzt noch seufzen wenn ich daran zurückdenke. Eine schwierige Zeit und ich hoffte so sehr, dass irgendwann Adal und der Erhabene zustimmte eine Verlobung öffentlich zu machen. Dann wäre alles einfacher. Oder bildete ich es mir da nur ein?

Der Wunsch erfüllte sich einige Wochen später. Ich entschloss mich dazu, der Armee beizutreten. Nicht nur um mich verteidigen zu können, sondern auch dem goldenen Reiche noch dienlicher zu sein. Das Ahmad dann vermutlich mein Vorgesetzter wird nahm ich in Kauf. Ich schlage somit ja zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich lerne und gleichzeitig ist er in meiner Nähe.
Ich stand also in der Kaserne und wartete auf Ahmad, der mit mir etwas besprechen wollte zwecks einem Umbau des Kellers.
Und da geschah es. Dieser Moment hat sich tief in meine Seele eingebrannt und ich werde es nie vergessen: Ahmad nahm mich in den Arm. In den Arm!! Behutsam als wäre ich ein zerbrechliches Geschöpf. Heute weiss ich, dass er vermutlich Angst davor hatte, dass ich erneut in Ohnmacht falle, sobald er mich berührt. Aber an jenem Tag hatte ich gut gegessen und das teilte ich ihm sogar mit, als er sich vergewissern wollte, dass ich nichts dagegen hätte. Also gegen die Umarmung.
Sie fühlte sich fantastisch an. Meine ganze Hautoberfläche kribbelte. Aber nicht so, als würden abermillionen Ameisen über meinen Körper krabbeln. Nein eher wie der Sonnenschein, der meine Haut liebkost und sie erwärmt.

Wieder seufze ich auf. Dieser Moment in meinem Leben war etwas Besonderes. Wir waren offiziell verlobt. Kann man sich etwas Schöneres vorstellen? Aiwa, schon. Hazarrs dem Volke zu schenken. Dem Wüstensohn Hazarrs zu schenken, dem man hoffnungslos verfallen war.
Jetzt aber schnell. Lasse dich nicht weiter zu Tagträumen verleiten Yousra! Du hast Bestellungen für den Basar zu erledigen.
Und so gehe ich sehr früh in den Basar edler Künste und werde mich auf das freuen, was die All-Mara für mich bereit hält.

Kaum bin ich im Basar und mache mich an die Arbeit, eine Legierung herzustellen schweifen meine Gedanken wieder ab. Zu einem Unterricht der Armee als Akemi. Der Wüstensohn Rasin musste den Dienst vorzeitig woanders antreten und so war ich mit Jemaat Ahmad alleine. Was musste beachtet werden, wenn Gäste das goldene Reich betreten. Welche Fragen mussten gestellt werden? Welche Aufgaben hatte ich als Janitschar, wenn mir diese Person suspekt vorkommen würde? Eine Leibesvisitation. Warum auch immer, ich errötete. Ich erinnere mich noch ganz genau und eigentlich weiss ich auch den Grund dafür.
Wenn Jemaat Ahmad nun auf den blöden Gedanken kam bei ihm...? Also, sicher war dass ich als Wüstenblüte keinen Mann durchsuchen durfte, aber... man kann es sich aiwa einmal vorstellen, neda? Neda! Bei der All-Mara. Selbst jetzt, wo der Dienst schon Tage zurückliegt wird mir warm.

Insgeheim würde ich die Leibesvisitation aber abändern. Also bei Ahmad. Und während ich so die Barren aus der heissen Esse herausziehe habe ich ein wunderbares Bild vor Augen und werde es wohl die nächste Zeit nicht verlieren:


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