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Baum und Halm
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Darna von Hohenfels





 Beitrag Verfasst am: 20 Feb 2007 21:58    Titel:
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Die Kräfte von Chaos und Ordnung

"Geht es, Kadett?"
"Jawohl, Frau Oberst!"


Zeiten änderten sich... aber darüber wollte sie gerade nicht nachdenken. Es war eine Zeit gewesen, in der sie es gewagt hatte, sich aus dem Kastell zu stehlen, früh vormittags - alle Befehle waren ausgegeben und bedurften wahrscheinlich noch keiner Korrektur, der Schriftkram war abgearbeitet. Und das letzte Treffen mit Adrian lag ihr noch wie ein Fausthieb in der Magengrube. Sie hatte schon einiges in den Katakomben erlebt, aber Entspannung... darunter hatte sie sich immer etwas anderes vorgestellt. Heute suchte sie hier etwas, das dem nahe kam. Ablenkung der Gedanken, und wenigstens das Gefühl, mit vollem Körpereinsatz etwas zu tun, sich mit der Waffe in der Hand nützlich zu machen.

Die nächsten Skelette fielen, und langsam begann sie, die nötigen Bewegungen für die Wucht des Morgensternes einzuschätzen, die Schwünge gleichmäßiger und doch schneller zu vollführen. Es war immernoch etwas ungewohnt, die Waffe kaum zur Parade einsetzen zu können und einige schmerzvolle Erfahrungen deswegen lehrten sie, mit ihrem Schild ebenso effektiver umzugehen.
Doch sie mochte sie nicht wirklich. Ihr fehlte die Leichtigkeit des Schwertes im Verhältnis dazu, die Möglichkeit für Finten und die gleißende Klarheit der 'lichten Schwester'. Als Darna vor den eben gefällten Knochen stand und wieder über das Kastell, die vergifteten Brunnen und Eileen zu grübeln anfing, machte sie auf dem Hacken kehrt und marschierte den Gang zurück - bis zu einer Leiter, die in die Tiefe führte.

Es hatte nur drei Kreaturen mit insgesamt sechs Köpfen gebraucht, um das Gefühl zurückzugewinnen, außer der hellen geraden Diamantklinge nie etwas anderes in der Hand gehalten zu haben. Die oftmals tumben Bewegungen der Trolle und Oger waren bestens dafür geeignet, wieder Freude daran zu finden, nicht mit der Keule Lücken in die Deckung zu reißen, sondern mit der zustoßenden Spitze Lücken zu finden und zu nutzen.
Dann... brauchte sie ihre ganze Geschwindigkeit auch. Diese Höllenhunde hatten ihr vor längerer Zeit schon arg zusetzen können, und mit einer Wuchtwaffe wäre sie bei dem plötzlich knurrend heranspringenden Vieh verloren gewesen. Seine Zähne schnappten nach ihrem Knie und sie rammte ihm die untere Schildkante auf den Rücken, drehte sich etwas und trieb die Klinge tief durch das dunkelrot metallisch glänzende Fell. Heißes Blut troff von den Schneide, als sie die Kratzer am Kniegelenk betrachtete und den Reichsschmieden einmal mehr für ihre von Cirmias begnadete Arbeit dankte.
Sie schaute nach vorne. Da waren noch mehr von diesen widernatürlichen hundeähnlichen Kreaturen...

Ein zweiter, ein dritter. Sie waren schnelle Gegner, deren Attacken ihre volle Konzentration erforderte - doch endlich hatte sie damit auch gefunden, wonach sie gesucht hatte. Eine Herausforderung, und sie fühlte sich körperlich gerade hervorragend. Zwei Gargylen... weder Fleisch noch Stein schienen ihr heute wesentlich etwas entgegensetzen zu können.
Was würde nach der Biegung des Ganges kommen? Andere mochten diese Tunnel wie ihre Westentasche kennen, doch irgendwie kam sie seltenst hierher, seit vor längerer Zeit die Begegnungen mit Rahalern überhand genommen hatten. Ein riesiger Schatten und schwere, donnernde Schritte. Das Schrittgeräusch passte nicht wirklich, nur von der Lautstärke... "Ein Ogerfürst?", die eher zweifelnde Frage. Mit einem Schaudern schienen sich sämtliche Härchen im Nacken aufzurichten. Es drehte sich, stampfte wieder ein Stück fort, der Schatten änderte sich...

"Ogerfürsten haben keine Flügel", stellte irgendein Winkel ihres Geistes fest, während die Lippen sich überrascht unter dem Helm schürzten und der Rest ihres Verstandes entsetzt registrierte, daß die Silhouette zu einem Dämonen gehörte.
"Dämon." Allein der Gedanke ließ sie nochmal schaudern, und ein paar Momente lang war sie auch kaum fähig, anderes zu denken. Una, diese zierliche kleine Person mit der Macht einer Erzmagierin war in der Lage, einen Dämonen ihrem Willen zu unterwerfen, und sie hatte gesehen, was eine dieser Kreaturen mit dem gewaltigen Rahaler Tor und seinen Wächtern angestellt hatte. Sie konnte dennoch dem Nutzen dieser Wesen nur mit Skepsis gegenüberstehen. Was sie als Ritterin mit einem Dämon verband, war einzig ein Gedanke:
Feind.

"Den kriegst du nicht erledigt."
"Du hast es nicht mal versucht. Du hast schon mal gegen sowas gekämpft."
"Ja - zu viert. Und erst hinterher hab ich richtig begriffen, was das war."
"Aber beim Ritual so tun, als würdest du es mit jedem Dämonen aufnehmen."
"Da war keine Wahl und es ging um Viola. Und ich hab mich nur für den Fall gerüstet."
"Das bist du jetzt auch. Es könnte nie besser sein."
"Wenn ich da rein renne, bin ich vielleicht tot."
"Du hast also nie gelernt, an einem Gegner festzustellen, wann er dir über ist? 'Ritterin'..."
"Naja, ich kann ihn ja mal testeshalber... ankratzen und dann weg oder so."


"Temora, steh mir bei", flüsterte sie und setzte sich mit einem kurzen Lauf selber stampfend und scheppernd in Bewegung. Die roten, ledrigen Flügel, durch die sich in irrwitzigen Verästelungen Adern und Muskeln zogen, entfalteten sich und ließen die ganze Häßlichkeit noch allumfassender wirken. Der schrankgroße Brustkorb senkte sich bedrohlich nach vorn und aus dem gehörnten Kopf mit den gelb-rötlich glühenden Augen und dem haifischzahnartigem Maul erklang ein Brüllen, das in den Ohren wehtat.
Doch die lächerlich klein anmutende Gestalt in der goldglänzenden Rüstung stürmte tatsächlich weiter auf ihn zu und streckte den klauenbewehrten Händen ihren Schild mit dem Hirschwappen entgegen.
Die helle Klinge fraß sich in seine Haut und glitt wieder hinaus, als er sie beiseite fegte - weniger stark als geplant, denn überraschend tat die Waffe mehr weh als die gewöhnlichen Schwerter irgendwelcher Narren, die sich hierherwagten.
"Feind", war nun auch das, was dem Dämon mehr als gewahr wurde, und er rief die Macht seiner Disharmonien in Eluives Lied zuhilfe, um diesem lästigen Wesen vor ihm hilflos erstarrt die Grenzen aufzuzeigen. Doch irgendwas störte ihn dann dabei, weiter seine Magie zu nutzen, und drei Zauber verpufften, ehe er zornig einen Blitzschlag auf sie herabbefahl. Meistens reichte das, um sich am Anblick irgendwelcher übermütigen Nicht-Gegner zu ergötzen.

Die Rüstung gleißte auf, innen drin spürte sie, wie es knisternd und funkenstiebend an ihr entlanglief, doch das unangenehm stechende Beißen wie von abertausend Nadeln hatte sie schon schlimmer erlebt.
"Damit kriegst du mich nicht", dachte sie trotzig und attackierte ihn erneut, von der Lähmung befreit. Ein Hieb, zwei Hiebe - ein Flügelschlag trieb sie zurück, doch der Huf stampfte damit auf leeren Boden und die Dämonenpranke fegte über ihren Kopf hinweg. Die Finger änderten ihren Griff und sie rammte ihm das Schwert ins Bein, als halte sie einen Dolch. Kurz umgreifen, rausziehen - ein Schlag von links presste den Schild gegen sie und trieb ihr die Luft aus den Lungen. Sie wusste kaum mehr, wo sie stand und keuchte. Raus hier.
Triumphierendes Gebrüll hinter ihr, als sie um die Ecke bog und sich in eine Felsnische rettete, ihren Atem zwang, nicht mehr so laut wie ein Zwerg mit Asthma zu klingen. Ihre Rippen taten weh. Einmal einatmen - nicht gebrochen. Ihr Schildarm - war noch dran. Vorsichtig drehte sie die Schulter. Gedankenfetzen, die ihr schon die ganze Zeit so selbstverständlich wie das Atmen durch den Kopf gingen, drängten sich in den Vordergrund, brachten ihr angespanntes nervöses Zittern zur Ruhe:
"...Licht erfülle mein Herz, dein Wort erfülle meinen Geist, deine Macht erhebe meinen Arm, der in Treue fechten soll..." - ihre Augen öffneten sich wieder, starrten fast entrückt auf einen leeren Punkt. Das Erleben, daß sie das erste Aufeinanderprallen überstanden hatte, gab ihr Mut und Kraft. Das Gefühl, daß gerade alles... absolut richtig war, versetzte sie in einen Rausch und ließ die Schmerzen vergessen.

Die Wunden, die dieses elende Schwert gerissen hatten, wollten sich kaum schließen und verbreiteten etwas, was jeder sterbliche Geist am ehesten mit "Schmerz" benannt hätte. Doch wer wusste schon, wie ein Dämon dachte und fühlte?
Keinesfalls erfreut war er, als er die vertrieben geglaubte Gestalt wieder um die Ecke biegen sah. Das durfte doch nicht wahr sein, so ein Geschmeiß! Er nahm weitere dieser schmerzend glatten Wunden hin, nur damit er sie endlich zu packen bekam. Dem Versuch, diesen sterblichen Wurm zu zerquetschen, hielt die Rüstung stand und so schmiß er sie wütend mit aller Kraft gegen eine der Felswände. Aus den klaffenden Furchen troff zischend schwarz-graue Flüssigkeit.
Sie rührte sich nicht mehr. Na bitte. Grollend wandte die Kreatur sich ab und widmete ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen - was immer das in einem leeren Stück Felstunnel sein sollte. Als er sich umwandte, war dieses sterbliche Ding verschwunden. Na gut. Wenn er tot war, verschwand er schließlich auch nach einer Weile.
Aber dann tauchte sie nochmal auf, mit nicht mehr ganz so schnellen Schritten, denn hier war doch unmöglich ein Nest von diesen goldenen Rüstungen mit diesen verdammungsunwürdigen Schwertern, oder?

"Das wird nichts mehr. Du wirst zu langsam. Zwei, drei... nein, nicht drei. Weg, oder er zerreißt dich!"
Keuchend bog sie wieder um die Ecke. Aber dieser Dämon schien auch keine Lust zu haben, ihr hinterherzukommen. Ein beunruhigter Blick wanderte zu anderen Ende des Ganges. "Wenn neue Höllenhunde aus der Lavakaverne hierherkommen, hast du Geburtstag..." Ein Blick um die Ecke: seine Flügel zierten lange Schnitte, daß sie wie Fetzen runterhingen, das gesamte Monstrum sah inzwischen reichlich lädiert aus.
"Den kriegst du."
"Ich bin ziemlich fertig."
"Er auch."

Sterne tanzten vor ihren Augen. Zu langsam, beim Rückzug hatte er sie noch erwischt und von den Füßen gefegt, daß sie der Länge nach auf den Boden schlug und vermutlich eine Weile die Besinnung verloren hatte. Wieso ignorierte er sie, als sie davonkroch?
Als sie selber wieder stehen konnte und noch überlegte, wie sie überhaupt heil hier wieder rauskommen sollte, sah sie ihn nochmal und erkannte den Grund: Der kroch ja selber fast.
"Den Rest kannst du umpusten."
"Naja... ähm... ne."
"Aber der ist so gut wie tot!"
"Ich auch, verflixt nochmal!"

Ächzend lehnte sie sich gegen die Wand und ermahnte sich, nicht so laut zu ächzen.
"Wenn du hier draufgehst, dreht Adrian dir den Hals um."
"Dann kann er mich wenigstens nicht mehr mit Stoffknoten bewerfen. Er wird eh wütend - was leg ich mich auch alleine mit einem Dämonen an?"
"Naja, es gibt unwürdigere Tode. Aber jetzt aufgeben? So? Das kannst du nicht auf dir sitzen lassen!"

Wie sie noch einen Fuß vor den anderen bekam, wusste sie nicht wirklich. Was sich an Schmerz vermissen ließ, war jetzt eher Taubheit als Euphorie.
"Ein Schlag. Komm... zwei. Himmel, wenn er mich jetzt... ich kann nicht me..." Ein gurgelndes, schief röhrendes Geräusch, das wohl ein Brüllen hätte werden sollen. Sie wankte - und der Dämon fiel. Fiel, knallte dumpf auf den Boden. Und blieb liegen. Eine ganze Weile konnte sie es gar nicht fassen.
"Herrin Temora, im Lichte deiner Gerechtigkeit danke ich dir für diesen Tag." Sie hob zum Ehrengruß die Klinge, dann machte sie sich an den beschwerlichen Rückweg.

Draußen zog sie die restlichen weißen Stoffetzen ihres ehemaligen Wappenrocks von den Schultern und warf sie weg. Erst, als sie sich zerrupft und in Rüstung, wie sie war, in den Sessel im Kaminzimmer warf, erlaubte sie sich ein breites, zufriedenes Grinsen. Es verging nicht mal, als sie sich vorstellte, was Fräulein Savea von ihrem Anblick halten würde.
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