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Tagebuch einer Schwärmerin
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Tagebuch einer Schwärmerin
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Elea Falon





 Beitrag Verfasst am: 06 Okt 2018 19:34    Titel:
Antworten mit Zitat

06ter Goldblatt 261, Grenzwarth, Glaubenshaus an der Grenze,

ich habe mich lange gescheut, mein eigenes Tagebuch zu öffnen. Der letzte Eintrag zeigt eindeutig, welche Schwäche in mir wohnt, gegen die ich innerlich noch allzu sehr bekämpfe und doch es nicht schaffe, sie niederzuringen. Bis heute verstehe ich wohl nicht ganz diese Prüfung des Herrn, nur um gleichzeitig darum zu bangen, wie sehr er mich durchschaut hat. Habe ich dann den Titel wirklich verdient? Bin ich einer Clerica würdig? Das Gefühl, dass ich dessen erst mich wirklich beweisen muss, lässt mich einfach nicht los.

Nicht nur die Abneigung gegen mich selbst hat mich aber zögern lassen, einen Eintrag zu hinterlassen. Nein, ich habe vielmehr meine Sachen gepackt, mein wenig an Hab und Gut und bin nach Sinael gereist. Ich musste meine Eltern wiedersehen, wollte ihnen unbedingt zeigen, was bisher aus mir geworden ist. Und irgendwo ganz tief in mir hoffte etwas auch darauf, dass vielleicht Lorcan in der Stadt sei. Wie er mich wohl nun ansehen würde? Hätte er endlich einen Blick auch als Frau auf mich? Unweigerlich stellt sich mir diese Frage, da ich nun jemand mit einem Rang und Titel bin. Bisher lebe ich gut das Bild der unnahbaren jungen Frau, die nichts anderes als das Wort und die Bücher liebt, die ihre Leidenschaft in den Disputen findet und erfüllt. Doch wie lange kann die Fassade halten? Die Begegnung mit dem Succubus war nachhaltig, beschäftigte mich die ganze Schiffsreise hinweg. Mein Verstand ist eine Sache, der Körper eine andere. Vielleicht war es das, was mir stets als junges Mädchen gefehlt hat: Ich wusste einfach nicht, wie ich welche Geste einzusetzen wusste. Doch so sehr diese Prüfung zugleich eine Warnung darstellte, so sehr konnte ich auch daraus lernen. Es kommt durchaus darauf an, wie man etwas sagt, welchen Blick man nutzt, welches Lächeln. Eine kleine Berührung, ein koketter Augenaufschlag... und schon könnte ein König einem zu Füßen liegen. Nicht umsonst heißt es wohl, das hinter einem starken Herrscher stets eine starke Frau steht. Ich weiß noch nicht, wie ich dieses neue Wissen nutzen soll oder ob es überhaupt einzusetzen ist, aber ich behalte es im Hinterkopf.

Sinael sah aus wie an jenem Tage, als ich es verlassen hatte. Im Hafen war die Hölle los, da die Schiffe nun noch ihre letzten Fuhren durch das herbstliche Gewässer schaffen wollen, bevor die Stürme und Fluten kommen auf hoher See. Ich hatte mich entschieden, ohne mein Ornat von Bord zu gehen und so als einer von vielen mich zu bewegen. Wie gut es tat, einfach umhergehen zu können und mittendrin im Getümmel zu sein. Jeder tat sein Tagwerk, benahm sich wie stets und erstarrte nicht sofort zur Salzsäule, wenn man näher kam. Ich kann bis heute nicht viel damit anfangen, dass die Leute sich sofort verneigen und stiller werden, sobald man näher tritt. Das ist für mich ein stilles Akzeptieren und kein Prüfen. Würden sie wenigstens den Disput suchen und nicht einem nach dem eigenen Mund reden... hach, aber was will ich eigentlich? Wollte ich nicht so weit kommen und beweisen, was in mir steckt? Ich bin hinaufgestiegen auf den Berg und komme nun nicht damit klar, wie einsam es dort sein kann. Und jeder schaut hinauf und wartet, ob ich falle oder oben bleibe. Zurück... kommt man nicht mehr auf normalen Wege. Außer... man wechselt die Stadt für einige Zeit und so kehrte ich an jenen Ort ein, der mein Leben geprägt hatte in der Kindheit: Der heimatliche Kontor. Ich hatte mich nicht angekündigt und so war die Überraschung natürlich groß, als ich durch die Türe kam. Herzliche Umarmungen und dutzende von Fragen prasselten direkt auf mich ein und sofort spürte ich, dass sich nichts geändert hatte. Die gleiche Liebe, die ich stets empfunden hatte von ihnen, strömte auf mich ein und gab mir die Sicherheit, hier als Mensch gesehen zu werden. Es war ein gutes Gefühl, eine richtige Entscheidung, um für einige Zeit einfach sich wieder frei zu fühlen. Doch hatte ich den Besuch nicht nur gewählt, um vor allem wegzurennen, sondern ich wollte auch mit den Templern der Hafenstadt sprechen und dort die Bibliothek einsehen, um eventuelle Abschriften mitnehmen zu können. Das hieß unweigerlich auch, preiszugeben, wer und was ich war. Meine Eltern waren mehr als stolz, würde ich nun einmal behaupten, doch nach einigen Tagen bemerkte ich, dass ab und an Gespräche verebbten, wenn ich den Raum betrat. Es wurde gern darauf geachtet, was gesagt wurde und dass ja auch nichts in irgendeiner Weise ketzerisch klingen könnte. Die Fassade bröckelte. Es lag nicht an ihnen, ich merkte es mehr und mehr, sondern an mir. So entschloss ich mich, schwerzen Herzens, nach dem Ausharren einiger Nächte, meine Obdach zu wechseln und die Gasträume des Tempels anzunehmen. Wenn man mich so sah, so sollte es so sein...

Sturheit? Ja vielleicht. Aber auch das Wissen, dass ich akzeptieren muss, das ich mich nicht immer verstecken kann. Ich wollte diesen Weg, also muss ich ihn bestreiten. Niemand warnte mich, keiner sagte mir, dass es ein einsamer Pfad werden würde. Und vielleicht ist es genau das, was mich so ärgert an dieser Sache: Es gab keine Warnung. Ich wurde hineingeworfen in einen Teich der Verantwortung und der Aufgaben und muss nun zusehen, wie ich darin nicht ertrinke. Es schürt den Zorn in mir, die Wut, nach der ich so lange suchte. Ich ahne mehr und mehr, welches Spiel Lorcan mit mir trieb und was er mit mir vor hatte. Und ich muss gestehen, er hatte Erfolg. Ich würde ihm wirklich gern wieder begegnen, um all die Fragen in mir beantwortet zu wissen. Aber die Zeit dafür wird auch noch kommen. Vielleicht, wenn ich offizieller Natur auf das Festland geschickt werde.

Es gab noch einige gute Gespräche im Tempel dort, nur leider keine Schriften, die es wert waren, über das Meer mitgetragen zu werden und dann war die Zeit gekommen, wieder nach Rahal zurück zu kehren. Meiner jetzigen Heimat. Wie schnell man dieses Wort doch so anpassen kann, dass es zu einem passt... Heimat. Ich fühle mich durchaus nun wohl in Grenzwarth, so fern ab und von der Stadt und umgeben von dem saftigen Grün der Wiesen und Wälder. Doch irgendetwas in mir ist weiterhin ruhelos und sucht nach Etwas. Wonach, weiß ich nicht genau. Die Unruhe ist ja aber etwas, was antreibt, demnach einen voranbringt. Mal sehen, wohin es mich führen wird.

Ich finde mich langsam nun also in die Position der Clerica ein. Der Berghang ist mir neu, die Spitze noch über mir, doch kann ich schon über das Tal blicken. Was mir bleibt, ist meine Liebe zu den Worten und der weiteren Suche nach neuen, mir unentdeckten Talenten in mir. Ich bin schließlich noch jung genug!

Die Zeit wird die Dinge voranbringen.


Zuletzt bearbeitet von Elea Falon am 06 Okt 2018 19:35, insgesamt einmal bearbeitet
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Elea Falon





 Beitrag Verfasst am: 03 Feb 2019 13:47    Titel:
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03ter Eisbruch 262, Grenzwarth, Glaubenshaus an der Grenze,

ich wünsche mir gerade nichts sehnlicher herbei als einen herben Kopfschmerz, um innerlich stets daran erinnert zu sein, was ich mir am gestrigen Abend geleistet habe. Aber nein, selbst das gönnt mir der Herr nicht. Als würde er mir damit sagen wollen: So nicht meine Liebe, du musst aus deinem Handeln lernen. - Und was lerne ich daraus? Wahrscheinlich, dass ich immer noch nicht gut Wein vertrage und mich diesem einfach nicht hingeben sollte. Oder noch besser... einfach bei einem Glase zu bleiben! Würde ich nicht hier sitzen, sondern ein fremder Leser, so würden ihm nun die umtriebigsten Bilder in den Kopf schießen. Wo war die Clerica in dieser Nacht? Welche Bettgeschichten verstecken sich hinter diesen Worten? Oh, was müsste ich ihn enttäuschen und mit einem Auflachen ihm gestehen, dass ich lediglich ein wenig zu viel vom Wein hatte, nur um es wenige Schritte in der Nacht wieder zu bereuen. Was folgte, war ein ungewolltes Bad und der durchzuckende Gedanke, welche Schwäche immer noch in mir wohnt.

Ich will es zu sehr: Das Mensch sein. Wie war noch mein Vergleich beim letzten Mal? Ich stehe auf einer Etappe des Berges und sehe neidend hinab, zu den Menschen, die in den kleinen Siedlungen am Hang leben. Ich neide ihnen das einfache Leben, die simplen Gedanken und die Sorglosigkeit. Es gab eine Zeit, da dachte ich, ich würde dort mein ganzes Leben verbringen, in einer dieser Siedlungen. Würde heiraten, einen Mann und mindestens drei Kinder für den Herrn zur Welt bringen. Oh ja, ich wollte so unbedingt einmal Mutter sein und am besten gleich eine ganze Schar von Kindern um mich herum; vielleicht, weil ich selbst Einzelkind war und so ein Chaos um mich herum mit Gleichaltrigen misste. Und dann kam Lorcan in mein Leben, als ich ein junger Backfisch war und brachte meine Gedanken und mein Herz so durcheinander, dass ich auf einmal mehr im Sinn hatte als in meiner Siedlung zu bleiben. Ich wollte mehr. Nur kannte ich den Preis dafür nicht. Die Erkenntnis dessen trifft mich immer wieder, auch wenn ich sie sicher hier schon dutzende Male auch niedergeschrieben habe. Vielleicht braucht es gerade dieses Erinnern, um mir aufzuzeigen, dass doch noch diese Menschlichkeit in mir lebt. Jene, welche ich manches Mal vermisse. Wie oft trage ich ein Lächeln, ohne es zu fühlen? Wie oft geschah es schon, dass ich dachte, der Zorn in mir sei durch ihn gelenkt und nicht durch mich? Ich weiß es nicht, kann es kaum begreifen, was manchmal mit mir geschieht. Du bist sein Werkzeug, Elea, und durch dich finden seine Worte den Weg auf die Erde. Es ist beängstigend manchmal, dieser Gedanke. Ich gehöre nicht nur mir, sondern auch ihm. Mein Herz, mein Gewissen, meine Seele und mein Verstand gehören ihm ebenso, vielleicht sogar mehr als mir mittlerweile. Denn mein Rang und mein Name sind mittlerweile untrennbar zusammengewachsen mit dem Tempel und seinen Handlungen. Egal, wie ich mich gebe, egal, was ich sage, es ist nicht mehr nur meine Meinung, sind nicht mehr nur meine Worte.

Ich suche in mir weiterhin nach einem Anzeichen einer Strafe, einem kleinen Funken seines Willens und Prüfens, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Da wollte ich doch glatt einfach wieder nur menschlich sein und ein wenig den Rausch genießen. Diesmal in einer Situation, die mir glücklicherweise nicht zum Verhängnis hätte werden können, aber trotzdem mit zu vielen Blicken um mich herum. Vielleicht vermisse ich auch die ablenkende Aufregung in meinem Leben, einen schmalen Grat der Selbstherausforderung. Es ist alles derzeit sonst sehr geradlinig: Die Schriften sind nach und nach archiviert und studiert, der Briefwechsel läuft in geordneten Bahnen und man hat keine Zeit zum weiteren nachdenken, da die Anfragen an den Tempel stetiger Natur ist. Natürlich erfreut es mein Herz, wenn das Interesse und Vertrauen an den Tempel wieder wächst und ebenso ich darum weiß, dass seine Lehren in verständlicher Weise vermittelt werden. Man ist ausgelastet, man hat keinen Grund, in Lethargie zu verfallen. Und dennoch... ist da ein Suchen in mir, das ich nicht weiter benennen kann. Vielleicht ist jener Zwiespalt jedoch nicht von schlechter Natur: Er erinnert mich daran, nie zu vergessen, woher ich stamme und dass in mir ebenso wie bei jedem anderen ein Herz in der Brust schlägt. Und gleichzeitig muss ich mir bewusst sein, dass jenes Herz nun in seinem Rhythmus schlägt, nicht mehr in meinem.

Ich lamentiere... Elea, du bist ein Sturkopf. Mein Vater nannte mich manchmal Trotzkopf, doch ich bevorzuge eher den Wortteil „stur“. Denn die Sturheit ist es, die mich soweit voranbrachte. Nicht die Stärke meines Körpers, nicht meine Ausdauer, sondern die pure Sturheit und mein Hang zu den Worten. Ich werde die Lösung meiner inneren Frage finden. Das kann doch nicht so schwer sein... oder?

Ich werde weiter suchen.
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Elea Falon





 Beitrag Verfasst am: 14 Apr 2019 17:53    Titel:
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*Ein loses Blatt in dem sonst so fein gebundenem Buch. Hineingelegt und zusammengefaltet, damit man nicht sofort des Inhaltes ansichtig wird. Man würde kaum glauben, dass die Verfasserin des sonst so ordentlichen Tagebuchwerkes ebenso dieses Blatt beschrieben hat: Durchgestrichene Worte, eine hastige, schnelle Schrift. Als hätte man die Gedanken loswerden müssen, sie irgendwo fixierend festgehalten, um sie von sich fernzuhalten:*

Ebbe und Flut.
Nichts andres in diesen Tagen.
Die Einsamkeit ist das Schlimmste. Allein in neuen Wänden, in einem neuen Heim. Haus? Heim? Was ist ein Heim, wenn man sich nicht angekommen fühlt? Wenn keiner auf dich wartet?

Und ich frage mich immer wieder: Warum?
Warum legt er mir jene Prüfung auf? Warum musste er ausgerechnet *fette dicke Striche, die den Gedanken wieder tilgen, ihn schwärzen, der zuvor formuliert worden war*
Bin ich dem gewachsen? Kann ich jene Prüfung bestehen?

Mein Herz schreit und schlägt in mir, rebellisch und mich dazu auffordernd, alles stehen und liegen zu lassen und zu gehen. Es will weg vor jener Verantwortung und dorthin, wo es Zuhause ist. Und ich... ich sitze in den neuen Wänden und schreie. Schreie und weine. Denn nur dort darf ich auch schwach sein. Einmal. Dann nie wieder.

Maske aufsetzen, Elea.
Du kannst es nicht ändern.
Irgendwann wird das Herz aufhören zu schreien. Irgendwann wird es weniger weh tun, die Haustür zu öffnen und die Stille um sich zu haben.
Ebbe und Flut.
Irgendwann wird das Meer Ruhe geben in dir. Der Sturm vorbei sein.

Irgendwann.
Aber jetzt... tut es weh.

*dicke Striche, eine ganze Passage wurde mit Tinte bearbeitet, kaum zu glauben, dass ein Papier so viel aufsaugen kann, doch ist die Stelle ordentlich geschwärzt worden*

Maske aufsetzen, Elea.
Sei stark. Keiner wusste es, keiner wird es wissen.
Niemals.
Nur dein Herz.
Lass es schreien. Es wird irgendwann ruhen.
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Elea Falon





 Beitrag Verfasst am: 05 Apr 2020 13:13    Titel:
Antworten mit Zitat

05ter Wechselwind, im Jahre 263 des Herrn, Tempel zu Rahal,

es ist bereits ein Jahr vergangen und ich wagte kaum, mein Tagebuch nur anzusehen, geschweige denn zu öffnen. Doch die derzeitige Einsamkeit gibt mir Zeit, mich zu ordnen und meine Gedanken zu sortieren. Einsamkeit. Wie oft begleitet mich dieser Begriff doch immer wieder in meiner Zeit der Lehre und des Reifens im Tempel. Doch ist es dieses Mal eine selbst gewählte und bewusst so gehalten, dass ich den Hauptteil meiner Zeit im Tempel verbringe. Zuerst die verwaisten Schlafräume der Catuli nutzend, wählte ich nun einen der Katakombenräume, der den Clericii vorbehalten ist.

Ein Jahr ist vergangen und ich wüsste gar nicht, von was ich alles berichten sollte. Welche Gedanken sind mir nun gerade wichtig? Die Reise auf das Festland vielleicht? Einen halben Jahreslauf war ich nicht auf Gerimor, war in Sinael und habe sogar eine Zeit lang in Shevanor verbracht. Ich war in Dörfern, in Weilern und Städten, die ich vorher nur vom Namen her kannte. Ich sprach mit Menschen und versuchte ihnen Hoffnung und Sicherheit zu geben. Ich versuchte zu begreifen, was die Menschen beschäftigt. Ich traf Händler, wohlhabende Menschen und jene von angesehenem Rang. Auch hier hörte ich zu und lernte mich auf fremden Terrain zu bewegen und zu äußern. Doch die wichtigen, die wirklichen Veränderungen, Zukunftspläne und derlei... lernte ich nicht kennen. Erst meine Rückkehr nach Gerimor hatte mir aufgezeigt, wie zerrüttet die Gemeinschaft und der Zweifel in unseren Alka war. Und ich? Ich wäre eine Verräterin gewesen, hätte ich meine Meinung kund getan. Bis Heute frage ich mich, was geschehen wäre, wenn Erhabene Dolvarn mich nicht angewiesen hätte, im Tempel zu bleiben. Sie kennt mich nicht, sie kann gar nicht wissen, welche Gedanken ich zu den ganzen Plänen hatte, die gemunkelt und zusammen getragen worden waren. Es musste ein Wink sein, ein kleines Zeichen des All-Einen. Er hat noch etwas vor mit mir... vielleicht.

Wenn ich nur wüsste, was.

Einsamkeit. Mein Vertrauen in den Begriff Menschheit schwand mit der Erkenntnis, das nur wenige so dachten wie Ich. Der Putsch an seiner Heiligkeit wirbelte so rauschend durch die Straßen und Gassen der Stadt wie ein Sturm. Alles, was sich dagegen stemmte, wurde weggerissen und weggeweht. Ich glaube nicht, dass so eine Brutalität nötig gewesen wäre; ich glaube auch nicht, dass die Gemeinschaft sich bereits auskuriert hat an diesem Ereignis. Wer kann hier sich untereinander derzeit wirklich vertrauen? Es fällt mir ja schon schwer, privat irgendjemandem mich zu öffnen und dass, wo ich es besser wissen und vorleben sollte. Als Templerin wahre ich aber den Anstand und die Erwartungen: Ich eine, ich nehme Zweifel, ich betone den Zusammenhalt. Immer und immer wieder kann ich nur seine Gebote und Lehren heranziehen und darlegen und hoffen, Gedanken dadurch zu beruhigen und einen Weg zu ebnen, dass wir einander wieder vertrauen können. Ich weiß nicht, was kommen wird, aber ich weiß, dass ich mein Vertrauen in seine Weitsicht legen muss. Mein Handeln, meine Worte werden ihren Sinn und Zweck haben...


Die Feder ruht über dem Pergament und ich weiß nicht, was ich erwähnen soll und kann. Jedes verfasste Wort ist immer eine Gefahr, egal, ob es Privat oder ein Aushang ist. Jede Schwäche kann gegen einen genutzt werden.... ich trage so viele Schnitte schon in mir ohne dass man sie sieht. Menschen, die gingen, Menschen, die mich verletzten. Wie gern würde ich ihre Namen aufschreiben und direkt wieder durchstreichen... nur damit ich sie endlich aus meinem Kopf habe. Kurz streift mein Gedanken zu dem Brief, den ich die letzten Tage im eigenen Briefkasten fand, als ich einige Wechselkleider austauschte. Ich muss die Augen schliessen... Einatmen.... Ausatmen. Es war nur ein kurzer Stich, wenngleich er spürbar war. Der Brief ist verbrannt. Es wird, wie stets, alles in dir verschlossen, Elea... Du brauchst es nicht aufzuschreiben, du weißt es auch so und wirst dich immer erinnern.

Wenn man lange mit sich beschäftigt ist, wird man sich vieler Gewohnheiten bewusst. Ich merke an mir, dass ich mich habe lange gehen lassen und musste mich geradezu dazu zwingen, wieder einen festen Rhythmus in meinen Tag im Tempel einzuhalten. Ich faste wieder strenger, suche in Meditationen meine innere Ruhe und bete zu regelmäßiger Stunde. Es gibt viel zu tun, auch wenn es im kleinen kaum auffällt. Doch da die Tempelhallen ruhig und leer sind, kann man sich dem regelmäßigen Entstauben widmen. Kerzen austauschen, die Bestände in den Regalen prüfen und immer wieder dafür sorgen, dass der Boden gefegt ist. Alles hat seinen Sinn, alles hat seinen Zweck. Vielleicht werde ich bald einen weiteren Catuli haben und hoffe, jenen regelmäßiger in den Hallen zu erblicken. Ich kann sie verstehen, wenn sie in diesen turbulenten Zeiten den Sinn suchen. Ich verdenke es keinem.

Der Riss am Himmel besteht weiterhin. Ich habe meinen Eltern geschrieben und sie gefragt, ob er auch dort, in Sinael, zu sehen ist. Vermutlich wird dem so sein und vermutlich wird man auch dort forschen und versuchen herauszufinden, wie es dazu kam. War es wirklich der Kampf der Geschwister oder welche Kräfte mischen in dieser Angelegenheit mit? Ich wünschte, ich hätte etwas dazu in den Archiven gefunden, doch sind sie so leer in dieser Sache wie meine Gedanken um diese Sache.

Ich bin ratlos. Ich habe Angst... doch nicht vor dem Riss als solchen, sondern vor meinem eigenen Versagen. Warum finde ich nichts dazu? Warum habe ich keinen Ansatz eines Gedanken, einer Idee? Warum muss ich jene, die Rat bei mir darüber suchen, immer wieder enttäuschen?

Warum, All-Einer, hast du mich damals verschont? Was hast du mit mir vor...?
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