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Müde Glieder wecken - How to menek again
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 02 Dez 2017 20:09    Titel:
Antworten mit Zitat

02. Rabenmond 260, 20. Tagesstunde - Menek'Ur


"Heeey, Hilfe!!!", rief Riko, als er Arme wedelnd am Stadttor ankam. Alarmiert, aber auch etwas verwundert schauten ihn die wachhabenden Janitschare an.
"Salam Aleikum, Suktir. Was ist los?", frug einer der Beiden.
"Die Karawane, sie wurde überfallen. Ihr müsst ihnen helfen.", brabbelte der Bursche aufgeregt, ohne vorher zu Atem zu kommen.
"Welche Karawane? Wo ist das denn passiert?"
"Na, die eine. So 'ne große. Das waren voll viele Leute. Keine Ahnung."
Dem einen Janitschar entwich ein Seufzen. Dann besann er sich jedoch wieder und meinte weiter ruhig: "Hör zu, Junge. Menek'Ur hat nicht nur eine Karawane. ... Kanntest du jemanden davon oder hast du gesehen, was sie transportieren? Und wo wurden sie überfallen? In der Durrah?"
Als auch Riko sich wieder etwas beruhigt hatte, atmete er durch, um zu antworten: "Also das, ähm, den Ahmad, der hatte mir einen Kurierauftrag gegeben, und der ist auch dabei gewesen. Also unter den Wachen."
"Ahmad Fadlan Azeezah?"
"Keine Ahnung. Kann sein, ja. Ich kenn den nicht näher. Der war schon was älter, glaub ich."
"Gut, einen Moment. Ich gucke nach, für welche Eskorte er eingetragen ist. Wir kümmern uns darum, keine Sorge."
"Ist gut. Aber beeil dich, ähm, Euch."
Nach diesen Worten war Janitschar 1 auch schon in Richtung Karawane verschwunden und während er in Erfahrung brachte, um welche Karawane es sich handeln müsste, frug Janitschar 2 weiter Riko nach Informationen.
"Sag mal, hast du denn erkennen können, von wem oder was die Karawane überfallen wurde?"
"Ich, ich kannte die nicht. Aber das waren so dunkel gekleidete Reiter. Deren Pferde waren auch alle schwarz und, naja, die wollten halt erst mich töten, aber ich bin vor denen weggelaufen und zur Karawane, weil ich halt wusste, dass da Wachen sind. Eigentlich war ich auf meinem Heimweg,
weil ich ja meine Arbeit hier erledigt hatte. Und dann haben mich die Wachen halt hinter sich gelassen und die Karawanenleute sind halt so voll schnell weg gerannt. Also so schnell wie es halt ging. Und da bin ich eben hinterher.
Als die aber nach einem Stundenlauf nicht wieder zurück waren, die Wachen,
haben wir uns Sorgen gemacht und dann habe ich gesagt, dass ich schnell laufen kann. Also bin ich hier hingeschickt wurden. Den Weg kannte ich ja noch halbwegs von heute Morgen. Naja und jetzt weiß ich nicht, wie es den Wachen geht."

"Hm, dunkle Reiter.. Waren sie mit roter Uniform ausgestattet?"
"Nein, nur Schwarz. Komplett. Von oben bis unten. Und die waren so in Leder oder sowas gekleidet. Also nicht so wie Ritter halt."
"Hmhm, in Ordnung. Wo genau war das denn nun?"
"In der Steppe. Also so ganz am Rand. Ich musste total weit laufen bis hier."
"Aiwa, das glaube ich dir. Das hast du auch sehr gut gemacht."
Gerade, als er das gesagt hatte, kam der Kamerad zurück und meinte schon auf den letzten Schritten des Rückweges: "Das war die Tuchweber Karawane, die nach Wulfgard und Kalurien aufgebrochen war. Jemaat Berkan hat das Kommando. Offiziell dürften sie erst in ein paar Tagen wieder zurück sein. Aber der Akemi wird wohl kaum zwischendurch die Karawane gewechselt haben."
"Na und? Die sind in Gefahr."
"Ich weiß. Wo war das nun?"
"In der Steppe." / "In der Steppe. - Aber die Karawane ist in der Wüste schon. Sie haben gesagt, sie halten sich auf dem offiziellen Weg und gehen vorsichtig etwas weiter, bis es dunkel ist."
"In Ordnung. Abdul, kannst du dem Jungen den Weg zur grünen Lagune zeigen? Dann kann er sich da ausruhen bis morgen früh.
Ich werde ein paar Kameraden zusammen suchen und mit ihnen in Richtung Steppe aufbrechen."

"Aiwa, Jemaat."
Es folgte noch ein Salut seitens der Janitschare und ein flüchtiges Winken von Riko. Dann trennten sich ihre Wege. Abdul und Riko suchten die grüne Lagune auf und etwa einen Stundenlauf später hatte sich ein kleiner Freiwilligen Trupp an Janitscharen zusammengefunden, um die schutzlose Karawane und die vermissten Kameraden suchen zu gehen. Natürlich nicht, ohne einen entsprechenden schriftlichen Vermerk in der Kaserne zu hinterlassen. Schließlich sollten die Jikbans und die Sekban notfalls Bescheid wissen.
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 06 Dez 2017 11:02    Titel:
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"All-Mara..!"
Mit diesen Worten lehnte er sich rücklings gegen die soeben geschlossene Türe und ließ sich bereitwillig mit dem Hosenboden auf den Flur herunter. Seine Augen schlossen sich und für einen Moment konzentrierte er sich nur auf seinen ruhigen Atem. Unweigerlich spürte er dabei aber auch seinen Herzschlag, der so dermaßen rannte, als habe Ahmad gerade eine Trainingseinheit hinter sich gebracht. Als es sich erdrückend anzufühlen begann, öffnete er die Augen wieder und legte den Kopf in den Nacken, um zur Zimmerdecke hoch zu sehen.
<<Noch einmal... Wozu der Termin beim Erhabenen? ... Höflichkeit, Anstand... Aber nun wieder zurücknehmen, was ich gesagt habe..!?>> Er seufzte schwer und nur langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Wieso musste er jetzt an Yousras Worte denken, dass sie ursprünglich sogar einmal darüber nachgedacht hatte, sich dem Rudel anzuschließen, wenn es sich etabliert hätte? Warum musste er überhaupt so oft an Yousra denken? Natürlich wusste er es. Aber in diesem Moment fragte er es sich dennoch ein erneutes Mal. Nervös begannen seine Füße unrhythmisch auf die Fliesen unter sich zu tippen. Nein, er verurteilte Adal nicht für seine Worte. Keineswegs. Sie waren weise und gerecht gewesen. Die rationale Seite Ahmads lobte den Yazir insgeheim sogar für dessen Entscheidung. Und doch war da dieser für ewige Zeit als winzig, fast nicht existent eingestufte emotionale Teil Ahmads, der sich nun dafür umso lauter bemerkbar machte.
"Lasse meine Worte sacken... denke in Ruhe darüber nach... und handle besonnen. Vor allem nimm dir stets die Zeit über zu treffende Entscheidungen nachzudenken."
Die Worte des Yazirs hallten noch eine Weile in Ahmads Kopf nach. Wie lange er am Ende so an seiner Haustür saß und die gegenüberliegende Wand anstierte, wusste er nicht. Die Sonne hatte bereits annähernd ihren Zenit erreicht, als er sich wieder regte und dazu aufraffte, irgendwas Sinnvolles zu tun. So viel Sinnvolles ihm eben derzeit zur Verfügung stand.
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2017 00:03    Titel:
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"Mein Blut ist dünn, Ahmad. Darum wundert mich meine jetzige Lage nicht."
"Gleiches und Gleiches gesellt sich gern."
"Gleich und gleich... Da ist nichts mehr von Gleich und Gleich zu sehen."
"Wenn zwei Leute unterschiedlich viel Wasser zusammenlegen und es dann gerecht aufteilen, haben beide am Ende gleich viel und womöglich genug."
"Was ist, wenn einer mehr Wasser dazugeben muss, was er vielleicht nicht kann?"
"...Wo ein Wille da ein Weg."
"Mit der richtigen Motivation dahinter."

Er hatte ihre geflüsterten Worte am Ende noch verstanden. Als sein Dialog mit Yousra im Kopf nachhallte, kniff er nur noch die Augen zusammen und sandte innerlich verzweifelte Worte an Eluive: <<All-Mara, wieso verleitest du mich so sehr? Bist du dir all zu sicher, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin? Wozu muss sie so früh erahnen, was ich krampfhaft vor ihr zu verbergen suche?>> Ja, er hatte Yousra gesagt, dass er zuversichtlich sei, was die Erholsamkeit dieser Nacht anging. Aber am Ende lag er wohl doch wieder mehrere Stundenläufe noch wach auf seiner Schlafmatte und stierte die Zimmerdecke an, ohne dabei einen bestimmten Punkt zu fixieren. Erst, als das tiefe Schwarz der Nacht immer mehr einem Blau der Morgendämmerung wich und sich die Farben der Sonne in unregelmäßigen Streifen dazwischen drängten, fielen Ahmad doch übermüdet die Augen zu und so versank er in einen tiefen Schlaf, der ihn ungewollt den gesamten Morgen verschlafen ließ. Unscharfe Bilder zeigten viele bekannte Gesichter, aber wiederum auch neue, nicht zuzuordnende Szenarien und Visagen. Sie alle verschwammen miteinander und am Ende wurde er einfach nicht schlau daraus...
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 11 Dez 2017 23:16    Titel:
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11. Rabenmond 260, 22. Tagesstunde - Grenztor im Norden der Steppe



Angestrengt blickten die tiefbraunen Augen des Azeezahs gegen den Schnee durchzogenen Wind über die Reichsgrenze hinweg und suchten dort das Land nach potentiellen Gefahren oder anderen Auffälligkeiten ab. Wie auch schon die letzten Tage, seit er wieder offiziell Dienst schieben durfte. Der Dienst am Nordtor der Durrah war immer schon der unbeliebteste bei den Janitscharen gewesen. Aber seit über einem Jahr meldete Ahmad sich immer freiwillig dafür, wenn es um die Schichtplanung ging. Denn stand man hier, konnte man einfach die Ruhe genießen und war unter Gleichgesinnten. Ganz der Einzelgänger eben. Hier musste er sich seltenst Sorgen um übereifrige Grünschnäbel machen, die noch groß etwas erleben wollten und somit bei jeder Kleinigkeit gleich einen Aufstand veranstalteten, als marschiere der Alka mit Gefolge im Reich der Sonne ein oder als würde der Erhabene höchst persönlich gerade bis aufs Äußerste beleidigt werden. Nur er und, heute, Dzenan Ryzan - auch ein Akemi, allerdings erst seit Anfang des Jahres. Es passierte auch heute den ganzen Tag nichts. So pünktlich wie man die Uhrzeit eben am nächtlichen Horizont ausmachen konnte, kam die Ablöse schließlich und übernahm ihren Posten nach einem kurzen, routinemäßigen Wortwechsel. Jemaat Berkan und Akemi Safi übernahmen die Nachtschicht.
Durchgefroren vom stürmischen Herbstwetter begaben sich Ahmad und Dzenan sodann auf den Heimweg in Richtung Menek'Ur. Da die Sonne bereits einige Stundenläufe zuvor für den heutigen Tag untergegangen war, wärmte fast nichts die müden Glieder der Akemis. Doch sie waren es gewohnt und beschwerten sich auch nicht. Es gehörte dazu. An der Karawanserei trennten sich ihre Wege wie jedes Mal, wenn sie gemeinsam Dienst gehabt hatten. Dzenan begab sich auf den Weg ins Staubviertel, wo er noch mit zwei Brüdern seinerseits lebte und Ahmad bog noch zu den Postkästen ab, bevor er ganz heim wollte.
"Salam Aleikum, Akemi!"
"Aleykum va Salam, Khaloon!"
"Na, Dienstschluss?"
"Aiwa. - Ist irgendetwas für mich abgegeben wurden?"
"Tatsächlich. Hast du diesmal etwas erwartet?", lächelte der ehemalige Ifrey verschmitzt auf.
Ahmad jedoch rollte nur kurz mit den Augen und streckte still fordernd die linke Hand flach aus.
"Aiwa, aiwa. Ist ja gut. - Hier.", winkte Khaloon sofort belustigt wie auch beschwichtigend ab und drückte dem Azeezah sodann den Brief und die Blüte bedacht in die offene Hand. "Hier. Adressat unbekannt, wenn du verstehst.." Natürlich war es eine Anspielung, aber Ahmad antwortete nur trocken, wie er nun mal immer im Dienst war:
"Ich weiß, was 'unbekannt' heißt, aiwa."
Beinahe lautlos seufzte der jüngere Anan theatralisch, entgegnete darauf aber erst mal nichts, während Ahmad das Schreiben vor Ort entfaltete und zu lesen begann...

Ich bewache meinen Blick, dass er nicht dein Aug' erreicht, [...]

Er atmete tief durch, fast zur Gänze vertuscht vom noch getragenen Wams seiner Uniform. Einen Augenblick lang tat er noch so, als lese er weiter. Jede einzelne Zeile wurde in authentischer Geschwindigkeit mit dem insgeheim ungezielten Blick abgetastet, nur um das Schreiben dann wieder zusammen falten und sorgsam verstauen zu können, ohne sich etwas anmerken lassen zu müssen. Die Blüte wurde festgehalten, um sie nicht unnötig der Gefahr auszusetzen, beschädigt zu werden. Noch bevor Khaloon fragen konnte, hob Ahmad den Blick an und nickte militärisch knapp wie eh und je.
"Dhabir; Ma'Salema!"
Es folgte bereits das Senken der Stirn zum Abschied und so ließ er seinem Gegenüber keine andere Wahl, als sich selbst als zu neugierig zu entlarven oder sich eben dem Abschied anzuschließen. Khaloon entschied sich für Letzteres, indem er höflich meinte:
"Nichts zu danken. Ma'Salema, Akemi!"
Und so trennten sich auch die Wege dieser beiden Anan's Durrah an jenem Abend, oder eher gesagt, in jener Nacht. Erst im Eigenheim angekommen, von der Uniform befreit und in die deutlich bequemere Schlafkleidung gehüllt, erlaubte Ahmad es sich noch einmal, das Schreiben herauszuholen und sich nun wirklich für jede einzelne geschrieben Zeile die Zeit zu nehmen, sie durchzulesen und auf sich wirken zu lassen...

[...] Geh dir also aus dem Weg, meide dein Revier, [...]

Sein Blick wurde wieder unfokussierter und es verging wohl noch eine ganze Weile, in der er das Pergament nur anstarrte und dabei aus einem natürlichen Reflex heraus atmete. Selbst nach der letzten Zeile wagte er es nicht, irgendetwas darüber zu denken oder zu sagen. Fühlen tat er dabei aber unmissverständlich. Als er das realisierte, begann er sich auf dieses Gefühl zu konzentrieren und es zu analysieren. Eine Sache, die er in den letzten Wochenläufen nur all zu oft gemacht hatte, um sich selbst ein wenig Normalität vorzugaukeln. Denn wenn er noch analysieren konnte, war er auch noch nicht hoffnungslos in seinem inneren Chaos versunken.
Es fühlte sich an wie ein ein Stich ins Herz - so wie man sich eben einen Stich ins Herz vorstellte. Seine Luft deutete an, sich dem Ende entgegen zu neigen, ohne ihm das Empfinden zu geben, in Not zu sein. In seinem Gesicht erschlaffte die Muskulatur und, würde er nun nach rechts hoch in den kleinen Stahlspiegel schauen, so würde er wohl 'weiche Gesichtszüge' erkennen können, dachte er sich. Nicht die harten, unnahbaren seiner Reservation. Kurz darauf merkte er, dass sich kaum merklich eine gewisse Art Wärme in ihm auszubreiten begann, ausgehend von seiner linken Brust.
Wenige Herzschläge später schloss er jedoch wieder seine Augen, legte das Schreiben blind zur Seite weg und atmete tief durch. Seine Hand blieb noch regungslos auf dem Pergament liegen, als sei sie daran gebunden. Doch er spürte, wie er sich wieder etwas zu beruhigen begann.

"Er glitzert. Ist dir das aufgefallen?"
"Hudad? Der Schnee?"
"Aiwa."

"Es waren Worte einer Natifah, die die Welt mit anderen Augen erblickt als ein Anaan, der als Akemi dem Reich der Sonne dient. Ich gestehe, dass ich nicht annahm, dass du darüber noch nachdenkst."
"Ich auch nicht. Beim Dienst eben habe ich mich aber an unser Gespräch in der Oase erinnert und mir dann doch noch einmal die Zeit genommen..."
"Es ist schwierig für mich, dass ich etwas in den Kopf eines Anaans sähe und er auch noch darüber nachdenkt. Ich bin es neda gewohnt. Verzeih, das kommt neda mehr vor. Also - ich werde mich bemühen, abeer Eluive."

"Dann nehme ich an, du hast.. keine Geschenke erhalten? Wenn ich deine Worte noch im Kopf habe..."


Er schwelgte lange in Erinnerungen an seine Dialoge mit Yousra. Es wunderte ihn dabei nicht einmal, dass er sich noch an jedes einzelne Wort zu erinnern schien. In diesem Moment ließ er sich einfach von seinen Gedanken treiben und vernachlässigte gänzlich seine Umwelt. Der All-Mara sei Dank, war es ohnehin nur ein nächtliches Gemach, das darauf wartete, dass auch das letzte Licht durch die kleine Kerze auf dem Schrank bald erlischen würde. Der Tag war beinahe vergangen, als sich seine Augen noch einmal öffneten, um gedankenverloren zum Schreiben unter seiner Hand herunter zu schauen, es behutsam wieder aufzugreifen, sorgsam in seinen Ursprung zurück zu falten und dann unter das eigene Kopfkissen zu legen. Die Gardenienblüte hatte längst, noch vorm Ablegen der Uniform, einen sicheren Platz auf seinem Wohnzimmertisch gefunden. Um sie musste er sich für die Nacht also keine Sorgen mehr machen. Somit erhob er sich nur noch einmal, um die Kerze auszupusten und sich dann zu Bett zu begeben.
Mit einem stillen Lächeln auf seinen Zügen, von dem wohl nur die All-Mara und er je wissen würden, versank er schließlich in einen ruhigen Schlaf. Wieder waren da die Bilder von den ganzen Leuten, Orten und Symbolen, doch diesmal bedrängten sie ihn nicht. Viel mehr wirkten sie wie ein sich langsam klärender Blick voraus, in die Zukunft...


Zuletzt bearbeitet von Ahmad Fadlan Azeezah am 09 Jan 2018 11:34, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 18 Dez 2017 09:45    Titel:
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Argwohn gegenüber einem Anan's Durrah, weil er eine Natifah kritischst konservativ behandelt. Oder viel mehr - weil er absolut unnachgiebig auf seine Rechte ihr gegenüber besteht. Yousra gegenüber. Fraglich, ob es Ahmad bei einer anderen Natifah genauso gereizt hätte. Iskender war eine andere Hausnummer gewesen. Er hatte Natifahs nicht wie Vieh betrachtet, sondern wie ein Lustobjekt. Gegen Zaina hatte er sogar seine Hand erhoben. Aber Ahmedin hatte Yousra im Basar als unhöflich abgestempelt und ihre Fähigkeiten in Frage gestellt, nur weil sie eine Natifah war. Er hatte sie förmlich ausgelacht. Selbst nach der Erwähnung, dass selbst der Emir persönlich bei Yousra im Laden gewesen sei, spürte man noch seine herablassende Art.
Ahmad hatte sich zurück gehalten, um weder Yousras, noch Ahmedins Autorität zu untergraben. Aber er spürte, wie in ihm die Alarmglocken läuteten. Er hatte das Gefühl, sie beschützen zu müssen, ohne die Aufgabe oder eine Bitte dazu erhalten zu haben. Im nächtlichen Gespräch mit Yousra, als Ahmedins Besuch schon einige Zeit zurück lag, deutete Yousra an, dass sie Hilfe benötigte. Sie sprach oft in Bildern, so auch dieses Mal. Ahmedins Worte seien Steine, die auf sie hernieder regneten und sie begrüben, und sie hoffe, dass jemand kommen und sie aus diesem Steinhaufen herausziehen würde.
Für diese Nacht hatte Ahmad es bei gut gemeinten Ratschlägen belassen. Sie dürfe ihre Sorgen nicht mit nach Hause nehmen, es auf keinen Fall persönlich nehmen und müsse unbedingt ihren Stolz beibehalten. Besser konnte er es nicht ausdrücken, als zu sagen, dass sie ihren Stolz zurecht hatte. Dass er sie vor Ahmedin in den höchsten Tönen gelobt hatte, erwähnte er nicht. Und auch, dass er da wäre, um sie aus den Steinen zu ziehen, behielt er für sich. Möglicherweise in der Annahme, dass sie nach seinen Andeutungen bezüglich seines 'behinderten Willens' solche Zusagen nicht mehr benötigte.
<<Eluive, schenke ihr Kraft!>>


Zuletzt bearbeitet von Ahmad Fadlan Azeezah am 18 Dez 2017 11:50, insgesamt einmal bearbeitet
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 09 Jan 2018 13:37    Titel:
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09. Hartung 261, 13. Tagesstunde - Menek'Urs Straßen


Gedanken eines Akemis bei der Arbeit...

"Ich heirate nicht. Ich bin viel zu jung für die alle. Also brauchst du keinen suchen."
"Zu jung? Ich war auch gerade 19 oder 20, als ich das erste Mal über das Heiraten nachgedacht habe."
"Und, hast du es?"
"Neda."
"Siehst du? Du wolltest auch was erleben und das will ich auch." // "Aber aus einem anderen Grund."
"Welchen?"
"Weil wir nicht durften."
"Du darfst neda?"
"Unsere Radehs waren nicht einverstanden."
"Dann war es neda die Richtige für dich."

...

"Aber zwischen euch ist alles gut?"
"Was soll zwischen uns sein?"
"Na, du hast sie mal mit anderen Augen angesehen."
"Was auch immer ich vorher gemacht habe, ich versuche es zu vermeiden.
Wieso?"
"Ich.. darf nicht. Reicht das als Antwort?"
"Und daher gibst du auf?"
"Neda. Ich will nur nicht, dass sie.. Die Voraussetzung dafür, dass ich um sie werben darf, ist hart. Ich möchte nicht, dass sie ahnt, dass ich gewisse Dinge nur für sie tue."
"Aber wäre das nicht besser mit ihr das abzusprechen, anstatt diesen Weg zu gehen? Sie denkt du magst sie nicht."
"Meinst du? Also ich meine.. wie 'nicht mögen'? Es wäre auch nicht normal, dass irgendein daher gelaufener Anan sie 'mag'."
"Na, sie denkt, du willst mit ihr nichts zu tun haben."
"Hat sie dir das gesagt?"
"Neda. Aber angedeutet... mehr. Sie hat gesagt, du bist anders geworden ihr gegenüber."

    "Es gibt nichts zu entschuldigen Ahmad. Du hast dich neda verändert."


"Ich kann mit jemandem reden, aiwa, wenn du es wünschst.."
"Adal hat Besseres zu tun, als darüber zu reden. Wenn, dann müsste man schon mit ihr reden."
"Mir kann er nichts und wenn ich mich verplapper, dann ist es halt so."
"Ich habe nie mit dir darüber geredet. Wenn du gute Menschenkenntnisse hast, kann ich nichts dafür."
"Ich glaube, dafür muss man nicht erwachsen sein, um so was zu sehen. Das sieht ein kleines Kind und ich bin, naja, halbes. Und eigentlich hab ich es ihr schon gesagt... wenn du es so siehst..."
"Hm?"
"Naja. Sie meint, Mina hätte zu ihr gesagt, dass jemand Interesse an ihr hätte und da habe ich zu ihr gesagt, dass du es bist."

    "Ich sagte ihr, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, sie bei mir wohnen zu lassen, bevor ich von Mina erfahren habe das... Also... dass sie Dzemilla zu sich eingeladen hat."


"Aber ich denke, sie wird neda mit dir darüber reden."
"Natürlich nicht."
"Ich gehe davon aus, dass sie wartet, dass du auf sie zugehst."
"Aiwa.. Ist aiwa auch meine Aufgabe."
"Aiwa, ist es."

    "Und wenn man Erfolge sieht, erfreut es einen umso mehr und die Motivation... steigt wie von selbst an mehr im Leben und im Leben anderer zu erreichen."
    "Es ist aiwa auch ein Miteinander.. Und vor allem auch ein Füreinander.."
    "Wie sagt man? Ein Nehmen und Geben."
    "Aiwa. Und ich denke, das hat Dzemilla definitiv schon verstanden."
    "Neda nur sie."
    "Aiwa..."
    "Aiwa..."

...

"Ich habe neda damit gerechnet, dass du mich solange im Laden besuchst. Was neda bedeuten soll, dass es mich stört."
"Ich war selten nur kurz hier, oder?"
"Ich gestehe, sofern es mir erlaubt ist...? Es klang durchaus wie ein flüchtiges Aufsuchen um eine Bestellung abzugeben. Und das nahm ich auch an, als ich vorhin dich vor den Türen des Basars sah."
    "Na, sie denkt, du willst mit ihr nichts zu tun haben."

"Wäre es flüchtig gemeint gewesen, hätte ich dir die Bestellung gestern Abend noch mit auf den Weg gegeben. Ich freue mich immer über einen Anlass, um jemanden besuchen zu können. Weil ich aber für gewöhnlich nicht einfach so zu Besuch kommen mag."
"Das stimmt. Daran habe ich neda gedacht. Neda? Als Anan ist schon ein Mocca Grund genug."
"Aiwa. Und jedes Mal, wenn ich also Zeit mit jemandem verbringen möchte, frage ich ihn oder sie, ob ich auf einen Mocca vorbei kommen kann?"
"Aiwa, warum nicht? Es gibt keine Blüte die dir diesen Wunsch verweigern wird, es sei denn sie hat andere Pflichten zu erfüllen. Eine gut erzogene Blüte wird sich freuen den Wunsch eines stolzen Anans zu erfüllen."
"Es fühlt sich komisch an. Also nicht komisch, aber ungewohnt irgendwie."
"Ist das... in diesem Reiche nicht der Fall? In meiner Heimat war das fast schon Tradition."
"Ich weiß nicht, was für Traditionen hier gepflegt werden, um Kontakte aufrecht zu erhalten. Das war nie meine Art. Bisher habe ich immer alle Kontakte über meine Arbeit begründet und gehalten. Da braucht man keinen Mocca als Grund, weißt du?"
"Aiwa. Aber nicht jeder hat mit deiner Arbeit zu tun. Das wirft für mich eine Frage auf... die ich aber unausgesprochen lassen möchte, so es dir nichts ausmacht."
"Aiwa..."


...

"Ahmad!"
Der Angesprochene stoppte abrupt und blinzelte im nächsten Moment eine Palme an. Ohne einen Blick zum Kameraden zu werfen, machte er sogleich einen Bogen um die große Pflanze herum und wollte sich gerade wieder auf den Weg begeben, als der Jemaat meinte:
"Sag mal, hast du zu wenig geschlafen? Du bist schon die ganze Zeit so unkonzentriert."
Nun blickte Ahmad ihn doch fragend an und antwortete sogar wahrheitsgemäß:
"Meine Nacht war kurz, aiwa."
"Dann solltest du vielleicht deinen Dienst abbrechen, bevor die Sekban mitbekommt wie du hier herum läufst."
"Neda, es geht schon. Wer soll denn sonst den Dienst übernehmen? Das fällt auf, wenn du alleine herum läufst."
"Meine Güte.. Immer diese Pflichtenreiter. - Abdul hätte heute Abend Dienst. Tausch mit ihm. Er wohnt doch hier in der Ecke."
Ahmad brauchte nichts mehr erwidern. Sein Kamerad wusste genau, dass er in Runde 3 einfach hätte die Befehlsform nehmen müssen und schon wäre Ahmads Widerstand beendet gewesen. Also gab sich der Azeezah schon in Runde 2 dieser Diskussion geschlagen. Sie Beiden gingen sodann zu Jemaat Abdul nach Hause und verhandelten über einen Diensttausch. Natürlich wollte Abdul aber auch nur eine halbe Schicht an den Akemi abdrücken, denn dieser hatte ja schon ein paar Stundenläufe tagträumend hinter sich gebracht. Seinem Schicksal ergeben, sagte Ahmad schließlich für den Dienst zwischen der 22. und 02. Tagesstunde zu. Es brachte ohnehin nichts, sich mit zwei Vorgesetzten anzulegen, die im Notfall doch noch die Sekban mit solchen Nichtigkeiten belästigen würden...
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 10 Jan 2018 09:50    Titel:
Antworten mit Zitat

"Hat man dir im Palast schon beigebracht, wie man als Natifah herum steht?"
"Hände aus den Taschen."
"Schultern zurück."
"Mirah!"
"Haltung!"


Er hatte das Gefühl, mit einem Lama zu reden, dass es wirklich einfach nicht besser konnte und vor allem nicht in der Lage dazu war, sich Dinge zu merken, an die es sich dann auch halten müsste. Dabei war Mirah bald erwachsen, sie sah zumindest aus wie etwa 14-16 Jahre, hatte es mit Sicherheit schon ein paar Mal gehört, wie man sich als Natifah gab und bekam es an diesem Abend ja sogar schon alleine zwei Mal erklärt. Strenggenommen sogar drei Mal. Immerhin versuchte Ahmad es erst freundlich, dann mit deutlichem Nachdruck und schließlich hatte er sogar Yousras Angebot angenommen, es sie versuchen zu lassen. Aber Mirah wollte heute einfach nicht mehr und so gab der Azeezah es auch erst einmal wieder dran. Es brachte nichts, die junge Bashir Knospe noch mehr zu reizen. Der Optimist in Ahmad sagte sich: <<Sie hat das Wort "hudad" in den Mund genommen, ihre Bitte begründet und sich ohne eine ausgesprochene Strafe oder nur die verbale Androhung dessen von alleine wieder beruhigt. So ganz lernresistent ist sie nicht.>> Und den Aspekt, dass er neben ihrem Starrsinn und der Wut auch Angst in ihrem Blick gesehen hatte, behielt er für sich. Sie sollte ruhig noch etwas damit zu kämpfen haben, ihn als Respektperson anzuerkennen. Er musste ihr ja nicht gleich von Anfang an sagen, dass ihre Panik tatsächlich unbegründet war.
Nichts desto trotz. Die befürchteten grauen Haare mochten wohl doch früher kommen, als gedacht. Mirah trieb ihn innerlich wirklich in den Wahnsinn. Er würde Pausen zwischen den Lektionen lassen müssen, um nicht vor ihr oder jemand anderem die Fassung zu verlieren. Das war nicht der Ahmad, den die Gesellschaft kannte. Einzig Yousra hatte er einmal einen Einblick in sein Inneres erlaubt und so schnell sollten es nicht mehr Leute werden.


Zuletzt bearbeitet von Ahmad Fadlan Azeezah am 10 Jan 2018 09:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 18 Jan 2018 18:01    Titel:
Antworten mit Zitat

    "Ich glaube, ich weiß was du damit meinst. Der ein oder andere von uns zieht den Ehrgeiz und Tatendrang der raschen Häuslichkeit und Verantwortung für eigene Familie vor, eh?"

Zhenzrael hatte offenbar wirklich nicht verstanden, dass Ahmad wenig zugänglich für dieses Thema war. So hatte Ahmad dem Sohn der Yazir zwar noch geantwortet, aber innerlich hatte der Azeezah schon blockiert, seit er sagte: "Neda, ich bin ledig." Er wollte schlichtweg nicht darüber reden. Weder im Basar, noch vor Yousra, noch mit seinem Nachbarn, der von Ahmads Hintergrund rein gar nichts wusste. - Natürlich ward das dadurch begründet, dass Ahmad eben mit keinem so wirklich über Privates redete. Aber in diesen Belangen wollte er es auch nicht ändern. Nicht mal vor Yousra würde er jemals freiwillig Naomi und ihr Schicksal ansprechen. Dzemilla war, und blieb hoffentlich, die Einzige, die darüber jemals etwas erfahren hatte. Ja, Ahmad wollte eines Tages heiraten und er wusste auch schon, welche Natifah. Aber bis dahin war es noch ein sehr steiniger Weg und bis dieser überwunden wäre, würde er weiterhin tunlichst vermeiden, nur in der Öffentlichkeit anzudeuten, dass er eine Natifah im Auge hatte.
    "Ich.. tue mich schwer mit langanhaltenden Kontakten.. Darüber fällt mir immer auf, wie viel ich bereits verpasst und verschenkt habe."
    "Langanhaltende Kontakte... Muss ich nun damit rechnen, dass du flüchten könntest?"
    "War nicht der Plan. Ich habe da ein paar Leute, die mich den Umgang mit anderen lehren."
    "Und du..."
    "Ich tue mein Bestes mich lernfähig zu geben.. Ich möchte das wirklich lernen, weißt du? Und ich lege viele Hoffnungen in die Geduld und Zuversicht meiner Mitmenschen."

Nur das mit dem 'tunlichst vermeiden, dass Yousra etwas ahnte' wollte irgendwie in der letzten Zeit dann doch nicht so funktionieren. Immer wenn er sich absolut in seiner Rolle wähnte und sich sicher war, dass er sie nicht zu sehr mit irgendetwas in den Bann zog, gab es wieder irgendein Missverständnis, das er dann doch beseitigen musste, um zu verhindern, dass er Yousra kränkte, statt nur auf Distanz zu bleiben. So auch dieses Mal, als er ihr von der Wehrmauer aus die angekündigte zweite Statue zeigte. Natürlich hatte sie Angst, dass er einen Rückzieher machen würde. Aber All-Mara, was sollte er denn bitte sonst sagen? Er war ja wirklich nicht gut darin, private Kontakte lange zu halten. Es behagte ihm einfach nicht und er war nicht der Typ dafür. Das wusste sie doch eigentlich schon vorher.
Auch der 'Moment', den Yousra wenige Meter später erbat, führte Ahmad wieder sehr deutlich vor Augen, dass es ein nahezu unmögliches Unterfangen war, diese Natifah auf Abstand zu sich zu halten. Er konnte nur schwer nein sagen, wenn sie ihn in ihrer so bescheidenen Art um etwas bat und sie wiederum wirkte immer verträumter, je näher sie ihm war. So hatten sie auch an diesem Abend auf keiner halben Armlänge Abstand zueinander eine Weile lang einfach nur da gestanden und die Präsenz des jeweils anderen in sich eingesogen. Und Ahmad hatte ganz genau gemerkt, wie ihr Geruch ihn für einen gefährlichen Augenblick drohte anzuziehen. Es war, als fiel seine Fassade einfach so in sich zusammen, als habe man den Grund darunter weggezogen. Sein Herzschlag erhöhte sich jetzt noch, wenn er daran dachte, dass er einem Letharen in die giftigen Augen voll Hass stieren konnte, Yousra aber auf selber Distanz keine 10 Herzschläge lang wirklich Stand halten konnte.
    "Vielleicht findest du unten einen verborgenen Schatz, wenn du es schaffst durchzubrechen."
    "So naiv bin ich nicht."
    "Naivität kann manchmal gut sein, weißt du? Man muss nur die richtige Dosis erwischen."
    "Lehre es mich!?"
    "Ich bin kein guter Lehrmeister. Aber du lernst bereits."
    "Tue ich das?"
    "Aiwa. Es gibt Momente, wo du dir sichtlich Mühe gibst aus deiner militärischen Haltung herauszuschlüpfen."
    "Ich glaube kaum, dass das Bemühungen sind. Es ist.. eher ein Zulassen."
    "Und dieses Zulassen... kommt neda von alleine."
    "Hm, aiwa.. Ich muss es wollen. Und der Wille führt zu einer Bemühung um etwas.."

Seine Versuche, die militärische, reservierte, berechnende Art beizubehalten kamen durchaus bei Yousra an. Sie sagte ihm mehrfach, dass es auffiele wie er zwischendurch die Art wechselt und dass sie ihn auch für beide Seiten von ihm mochte. Aber machte es das besser? Ihn selbst machte es wahnsinnig, wenn er darüber nachdachte. Das mit dem Nachdenken war ein Instinkt, während irgendwas in ihm ihn schon darauf hinzuweisen versuchte, dass Denken eben nicht immer hilft. "Schlägt das Herz, schweigt der Kopf besser. Denn enden wird ohnehin der Quell deines Lebens, mein lieber Anan.", hatte seine Mutter ihm vor vielen Jahren einmal erklärt. Es war zu der Zeit, als er noch die Hoffnung hatte, sein Vater würde sich mit Ismail Yazir einigen. Aber es traf auch hier zu. Unweigerlich.
    "Warum bittest du den Erhabenen neda den Posten des Hajinedar zu übernehmen?"
    "Ich habe Sorge, zu viel auf einmal anzufangen. Der Dienst, die Versuche der Gemeinschaft, mein Privatleben."
    "Aiwa. Man muss Prioritäten im Leben setzen."

Es war wohl das zweite Mal schon, dass Yousra ihm diese Frage gestellt und er mit denselben Worten geantwortet hatte. Insgesamt wurde er das sicherlich schon fünfmal gefragt. Die Leuten sahen ihn scheinbar tatsächlich in dieser Rolle und er konnte nicht verleugnen, dass ihm das in gewisser Weise schmeichelte. Schon unter Hadir hatte er gerne im Handelsministerium gearbeitet. Dass der stolze Sohn der Yazirs den Posten an den Nagel gehangen hatte, war eine Schande. So gut er auch die Beweggründe des letzten Hajinedars verstehen konnte. Aber hätte Ahmad wirklich das Durchhaltevermögen, um genug Zeit für die dort anfallenden Arbeiten aufzubringen? Er wollte weder den Emir, noch das Reich damit enttäuschen, ähnlich schnell wie seine Vorgänger wieder alles aufgeben zu müssen. Hadir war mit einem knappen halben Jahreslauf schon recht 'lange' dabei gewesen. - Diese Überlegungen müsste er bei Zeiten noch einmal in Ruhe angehen.
    "Na ich bin gespannt zu erfahren, wie sich das entwickelt. Also... deine Prioritäten."
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 19 Jan 2018 21:41    Titel:
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Sein Morgen begann, wie die meisten seiner Morgen, sehr früh. Noch mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages stand er auf, wusch sich und rüstete sich. Kurz darauf hatte Faatimah auch schon das Frühstück zubereitet und es ihm auf den Tisch der Wohnstube gestellt. Deftig wie immer und mit einer Tasse stark aufgebrühtem Mocca. Immerhin musste es bis zum späten Nachmittag halten. Nach dem Frühstück begab er sich dann auch schon an das Westtor Menek'Urs. Dort standen nun 8 Stunden Tordienst an. Langatmig an diesem Tor, denn der Großteil der Besucher und Händler passierte die Tore im Osten und am Hafen. Doch so hatte er zumindest genug Zeit, den Rest seiner Woche zu planen.
Er musste unbedingt noch mal Maheen sprechen wegen des Gemeinschaftsprojekts. Offenbar hatte seine älteste Cousine wieder etwas mehr Zeit für Aufgaben und Projekte außerhalb des Tempels. Noch hielt sich recht reges Treiben in Menek'Ur. Dieser Aufschwung in der Gesellschaft musste unbedingt nun ausgenutzt werden.
Dann waren da einige offene Bestellungen beim Herrn Buchenhain, Dzemilla, Yousra, ... Sie alle musste er im Hinterkopf behalten, damit sie notfalls nicht untergangen, wenn sich die Fertigung der einzelnen Waren etwas hinziehen sollte. Sie waren Bestandteil der Einrichtung des Hauses, das für die entstehende Gemeinschaft ein erster Sammelpunkt werden sollte.
Bereits vor einer Weile hatte der Erhabene ihn darum gebeten, auch einmal einen Dienst anzuberaumen. Das lies sich bestimmt mit dem Projekt 'Hyänen für das Heer' verbinden, nachdem Suraya die ersten beiden Hyänen an eine Führung durch menekanische Hand gewöhnt hatte. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Musste nur noch ein Termin gefunden werden. Bestenfalls wohl im Eisbruch. Im Hartung staute sich nun alles ein wenig an und viele Janitschare waren noch nicht so richtig wieder von ihrem Heimaturlaub zurück. Zumindest nicht geistig.
Weiter musste er sich noch mit Jijkban Adal kurzschließen, wann dieser Zeit für einen Nachholunterricht in menekanischen Formationen hatte. Auf ein zweites Mal von Jijkban Abbas angebrüllt werden konnte Ahmad sehr gut verzichten und selbstredend war ihm auch daran gelegen, sich engagiert und eigenverantwortlich zu zeigen. Dazu gehörte es auch, Schwächen sowie Wissenslücken zu erkennen und sie eigenständig zu schließen.
Zu guter letzt blieb noch abzuwarten, wann die Esra mit Mirah und dem Erhabenen klären würde, ob Ahmad die junge Bashir Blüte auch etwas unter seine Fittische nehmen durfte oder nicht. Ihm war es wichtig, dass Mirah auf keinen Fall mehr das Gefühl bekam, von den anderen Menekanern verstoßen und ignoriert zu werden. Je mehr Zeit sie mit anderen verbrachte und je intensiver diese sich mit ihr beschäftigten, desto eher war wohl gesichert, dass sie sich zum Besseren entwickeln würde.
Alles in allem würde der Hartung wohl noch ein sehr turbulenter werden. Immerhin, zu viele Gedanken auf sein Emotionsdilemma mit Yousra konnte er dabei wohl kaum verwenden. Einen Vorteil hatte es also.
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 22 Jan 2018 20:11    Titel:
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Yousra hatte sich verändert. Nicht so, dass man meinen könnte, sie sei nicht mehr dieselbe. In einigen Situationen konnte man immer noch genau erkennen, dass sie sich ihrer Rolle und Position als Natifah bewusst war. Je selbstsicherer und bestimmender Ahmad auftrat, umso mehr wurde ihm genau das von ihr signalisiert. Er bemerkte jedes Mal, wenn sie beschämt den Blick senkte, weil sie ihm wieder einmal ungewollt ins Wort gefallen war oder etwas Vorschnelles gesagt hatte. Dass sie an manchen Tagen den Sitz ihres Schleiers fünf Mal korrigierte, und keines Mal davon aus einer erkenntlichen Not heraus, sah er, kommentierte es aber nie. Ihre Hände suchten fast immer eine Beschäftigung. Sei es in Form von Arbeit, dem Zubereiten und Anrichten von Speis oder Trank, dem Glätten ihrer Kleider, dem Festhalten ihres eigenen Getränkes oder nur dem still auf ihrem Schoß Verweilen. Die Kraft, mit der ihre wohl klingende Stimme an seine Ohren drang, wechselte von Tag zu Tag, manchmal sogar mitten im Gespräch immer wieder. Mal war es der Klang einer verhaltenen Natifah, die sich viel mehr zu wünschen schien, in einem Loch zu verschwinden oder schlichtweg nicht selbst reden zu müssen. Dann war es eine klare Stimme, die offen mit ihm sprach und nicht scheute, die Erlaubnis zu einen ehrlichen Kommentar oder einer neugierigen Frage zu erbitten. Und selten war es auch die Stimme einer heiteren, aufgeschlossenen Natifah, die nicht einmal mehr darüber nachzudenken schien, dass sie zuweilen die gesellschaftlichen Grenzen der Höflichkeit zu überschreiten drohte, wenn sie mit Ahmad über Privates redete oder gemeinsam mit ihm lachte.
Letzteres wurde in den letzten Tagen häufiger. Ob es damit zu tun hatte, dass er sich auch häufiger einfach mal fallen ließ? Sie hatte ihm gesagt, dass sie seine Bemühungen wohlwollend bemerkte und zu denjenigen unter den Hazar's Durrah gehörte, die sich über seine Art freuten. Was, wenn ihr Verhalten ein Spiegel seines eigenen Verhaltens war? Nach seinem fluchtartigen Rückzieher vor mittlerweile ungezählten Tagen hatte sie ihn durch ihr zunehmend reserviertes Verhalten an ihren Brief erinnert, in dem sie ihm ursprünglich zugesichert hatte 'sein Revier zu meiden'. Sie widersprach sich aktuell, aber er konnte es ihr nicht verübeln. Vor allem wollte er es auch nicht.

"Ich beneide Alia."
"Wofür?"
"Sie schaut dich an. Ganz offen, ohne etwas falsch zu machen."
"Du.. also ich verbiete es dir nicht, mich anzusehen.. Falls du das meinst.."
"Neda, davon bin ich nicht ausgegangen. Also... glaube ich. Es ist nur... für mich neda einfach. Und bei Alia sieht es so.. einfach und selbstverständlich aus."

Alia und Zada waren ihm auch zwei Kandidaten. Mirah im Doppelpack auf insgesamt acht Beinen. Was sie verband? Alia tat was sie wollte, sobald Ahmad nicht genau hinsah und Zada war ganz gut darin patzig zu reagieren oder einfach nur nicht aufs Wort zu hören. Was sie unterschied? Die beiden Hyänen schafften es, in Ahmad das Herz aus der Reserve zu locken. An dem Abend, als er die Beiden durch Menek'Ur geführt hatte, damit sie die Stadt und ihre Bewohner kennenzulernen, war das Trio auf Yousra getroffen und hatte folglich ein paar schöne Stunden miteinander verbracht. Lachen, Kuscheln, Tratschen und liebevolles Tadeln hatten den Abend bestimmt. Zada hatte mit ihrem ungestümen Temperament und ihrer aufgeschlossenen Art gegenüber Yousra für einen ungalanten Kniefall Ahmads vor der Falah Blüte gesorgt und Alia brachte die Salzschürferin immer wieder zum Lachen, wenn Ahmad von der Hyänen Dame geneckt wurde. Über den gemeinsamen Umgang mit Tieren schienen tatsächlich so einige Hemmungen wegzufallen. An der ursprünglich als romantischem Kitsch abgestempelten These schien etwas dran zu sein. Ob auch etwas daran war, dass Tiere viel eher spürten, was Hazar's Durrah erfolgreich vor den Leuten, die sie umgaben zu verheimlichen vermochten?

"Ich gestehe dir allerdings auch, so es mir gestattet ist... Es fühlt sich neda richtig an, wenn es dir neda gefällt."
Wieder das leidige Thema der Palastdame. Yousra hatte lange davon geträumt, einmal im Palast ausgebildet zu werden und, warum auch immer, nach einem kurzzeitigen Begraben ihres Traumes, eben diesen Gedanken doch wieder aufgegriffen. Vor ein paar Tagen hatte sie schon wissen wollen, ob es ihm etwas ausmachte, wenn sie tatsächlich Palastdame würde. Nach reiflicher Prüfung der Wirkung seiner Antwort hatte er, aufrichtiger weise, mit "Neda." geantwortet. So kurz und bündig wie sie es haben wollte. Aber sie hatte, so schien es, wieder falsch interpretiert. Nur weil es ihm etwas ausmachte, hieß das nicht, dass er was dagegen hatte. Das sagte er ihr auch. Aber er konnte ihr einfach nicht erklären, was an der ganzen Sache ihn denn dann überhaupt zu seiner verneinenden Antwort verleitet hatte. Irgendetwas musste es geben, dass ihm die Sache wichtig erschienen ließ. - Natürlich. Das hatte Yousra richtig erkannt. - Aber er konnte ihr doch schlecht sagen, dass es ihm wichtig war, weil er sie liebte. Wie hätte er ihr im nächsten Moment erklären sollen, dass er sich gleichzeitig dann so dämlich anstellte und immer wieder emotional auf Abstand ging? Sie war eine Natifah. Sie würde erwarten, dass er auf sie zu ging und sich ihr öffnete, wenn er sie doch liebte. Aber er konnte es nicht. Er hatte es Adal insgeheim versprochen, als dieser ihm ein Werben um Yousra verboten hatte.
Ahmad war nicht auf den Kopf gefallen. Würde Yousra zur Palastdame ausgebildet werden, so ginge die Verantwortung der Entscheidung, wer wann um sie werben durfte an den Emir. An den Anan's Durrah, der Ahmad genau einen Tag vorm Gespräch mit Yousra noch in bester Kasernenmanier angebrüllt, im Laufschritt durch Menek'Ur geschickt und auf sämtliche Wissens- und Aufmerksamkeitslücken im militärischen Bereich aufmerksam gemacht hatte. Mit Abstand der Anan's Durrah, vor dem Ahmad wohl am meisten Respekt hatte. Würde Yousra unter dem Erhabenen in eine Ausbildung zur Palastdame gehen, hätte er nicht nur noch einmal die Überwindung vor sich, einem anderen seine irrationale Seite zu offenbaren, sondern auch noch einmal die Sorge eine Ablehnung zu erfahren.
Aber nein, das würde er Yousra _definitiv NICHT_ beichten!

Es war mitten in der Nacht, als Ahmad gedankenverloren durch die Durrah streifte. Sein Glück war wohl, dass die Monster dieser Lande in jener Nacht scheinbar Besseres zu tun hatten, als einen nicht gerüsteten Anan's Durrah anzugreifen und damit schmerzhaft in die Realität zurück zu reißen. So konnte der Azeezah sich darin verlieren, den vorletzten Abend Revue passieren zu lassen.
"Hudad, kommentiere meine folgenden Worte neda, aiwa?"
"Versprochen."
Er hatte geahnt, das es ihm nicht das Angenehmste werden würde, dieses Versprechen zu halten. Aber er hatte auch gewusst, dass Yousra nicht ohne Grund auf das Anhören seiner Meinung verzichtete. Zu oft hatte sie ihn in der Vergangenheit gar darum gebeten, ehrlich zu kommentieren. Also wollte er ihr dieses Mal mit seinem Schweigen einen Gefallen tun. Sie hatte ihre Stimme abgesenkt, als sie vor ihm am Fenster ihrer Schmiede gestanden und in Richtung Fußboden gesprochen hatte...
"So nah bei dir zu stehen fühlt sich so an, als würde ein warmer, feiner Regen über mich nieder nieseln. Wenn das Gesicht gerötet ist und die Hitze deutlich spürt, ist es ein angenehmes Gefühl, den kühlenden, streichelnden Regen auf der Haut zu spüren."
Auf einmal wechselte sie das Thema. Wie er es vermutet hatte - Sie hatte scheinbar wirklich Sorge, er könne sein Versprechen, wenn auch nur ungewollt, brechen. - Stattdessen hatte er aber seinen Blick vor dem ihren vorsorglich verborgen gehalten, indem er seinen Kopf abgewandt gehalten hatte. Seine Haltung hatte er ganz bewusst keinen Millimeter verändert, damit Yousra ja keine Rückschlüsse hatte ziehen können. Gesprochen hatte er auch nicht. Selbst, als sie bereits das Thema wieder gewechselt hatte, hatte er noch gezögert seine Stimme zu erheben. Zum Ende hin war sein Atem ein wenig fester gegangen. Möglicherweise ein einziger kleiner Anhaltspunkt für die Falah Blüte, um zu erraten, was sie ihm mit ihren Worten angetan hatte, während sein Herz zwar zu bersten gedroht hatte, aber nach außen hin natürlich nicht zu bemerken gewesen war.
Ihre Worte waren positive, schöne, wie er sie stets von ihr kannte. Aber wie die erste Flasche Wasser nach einem langen Marsch durch die trockene Durrah, taten sie so gut, dass sie eine enorme Bedrohung für sein darauffolgendes Wohlbefinden darstellten. Zu viel, zu schnell, zu gierig aufgenommen. Er hatte alles gehört und jedem Wort intensiv gelauscht, um sie nicht miss zu verstehen. Er hatte sich später erst seinen Teil dazu denken wollen und hatte dafür gar jedes Wort innerlich abgespeichert. Doch nun, wo er tatsächlich darüber nachdenken konnte, tat es weh. Viel mehr noch, als zu dem Zeitpunkt, an dem er befürchtet hatte, diese nachdenkliche Einkehr würde bald kommen. Denn nun wusste er, dass nicht nur sie mit dem Ausbleiben eines Kommentars leben musste, sondern auch er. Er musste seine Antwort auf diese Worte in sich behalten und zum ersten Mal in seinem Leben wollte er genau das nicht.
Sein nächtlicher Spaziergang endete mit dem Gedanken: <<Anweisung ist Anweisung. Du hast deine Aufgabe erfüllt. Vergiss es, blicke nach vorn!>> Fraglich, ob er seinen Kopf immer noch mit solchen gewohnten Phrasen überlisten konnte...


Zuletzt bearbeitet von Ahmad Fadlan Azeezah am 22 Jan 2018 20:13, insgesamt einmal bearbeitet
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 29 Jan 2018 11:19    Titel:
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27. Hartung 261, etwa zur 23. Tagesstunde - Adoran Stadtstube, bei Viv im Separee


"Du wirst allein keine Lösung finden. Hole dir Hilfe von einem Außenstehenden."
->Gutes Gelingen<-
"Die Würfel sagen... Ja, aber es sind Einschnitte in das alltägliche Leben nötig, zu denen du bereit sein musst. Was die Würfel nicht sagen... weil vielleicht bei deinem Wurf ein dritter Würfel fehlte.. ist: Höre auf dein Herz!"
"Wie hört man auf sein Herz?"
"Was sagt es dir denn, wenn du die Blüte Yousra siehst? Was sagt es dir, wenn du mit ihr sprichst, reist, zusammen bist?"
"Ich spreche wirklich sehr schlecht die Sprache meines Herzens. - Ich kann dir nur sagen, dass es... fester schlägt, wenn ich es zulasse.. und manchmal ist es schwer, es nicht zuzulassen.."
"Nimm noch einen Rat mit, den nicht die Würfel gegeben haben, weil vielleicht ein vierter Würfel fehlte.... Lass es zu!"
->Federleichter Schritt<-
->Kraftschenker<-



28. Hartung 261, 9. Tagesstunde - im Grenzland mit Alia und Zada


"Zada! Hier! - Alia, neda!" Die Hyänendamen hatten wieder mal ihren Spaß daran, den Anan's Durrah herauszufordern. Er sollte auf sie aufpassen und sich um sie kümmern, bis Sekban Khalida sich endlich zum geplanten Dienst mit den Beiden geäußert hatte. Die Beiden waren also so etwas wie zeitweise Zieh'kinder'. Als Ahmad dieser Gedanke kam, während er gerade wieder der einfach nicht hörenden Zada hinterher stiefelte, stutzte er. <<Hazar's? Ahmad, du hast zu wenig Schlaf gehabt.>> Stirnrunzelnd blieb er nun doch stehen und verlor sich für einige Augenblicke in seinen Gedanken. Das waren Hyänen, keine Hazar's. Und sie gingen ihm noch mehr auf die Nerven, als er es von echten Hazar's erwarten würde. Naja, auf die Nerven gehen nicht direkt. Aber es war eben anstrengend und er konnte sich einfach nicht damit identifizieren so etwas wie ein Radeh zu sein. Gleichwohl er Hazar's eigentlich mochte. Bei eigenen wäre es wohl ohnehin noch einmal anders. Die hätten dann ihre Mara, die sich um sie kümmert und würden vermutlich gar nicht so sehr von ihm erwarten, dass er viel Zeit mit ihnen verbrachte und seine Freude über ein Wiedersehen, nach zum Beispiel einem langen Arbeitstag, groß zum Ausdruck brachte. Aber Zada und Alia erwarteten das. Sie spürten ganz genau, ob Ahmad gerade gut auf sie zu sprechen war oder nicht.
Seine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als er einen einzelnen, bellenden Laut nahe seines Standortes hörte und im nächsten Moment unaufhaltsam zu Boden ging, als Alia sich in den Stand erhob und mit ihren Vorderpfoten an seinem Brustkorb abstützte. Yousra hatte einmal gefragt, wie viel so eine Hyäne wiegt. Nun war Ahmad sich sicher, dass die Antwort: "Mehr als ein halber Anan." lautete. "Alia, neda-", wollte er gerade noch erschrocken protestieren, als die Hyänendame ihm auch schon quer durch das Gesicht schleckte und ihn angewidert zusammen zucken ließ. Doch auf einmal entrang sich ihm ein herzhaftes Lachen, während er seinen Kopf sichernd zur Seite drehte und seine Arme so ausstreckte, dass sich die Hände um Alias breiten Hals legen konnten. Er drangsalierte sie damit merklich nicht, sondern stoppte sie nur in ihrer Vorwärtsbewegung. "Das ist widerlich, Alia. Lass das." Jeglicher Versuch nun ernst zu bleiben und streng zu klingen, war vergebens. Ahmad brauchte auch nicht lange, um das zumindest unterbewusst zu realisieren und sich dann doch dem befreiten Spiel mit Alia und der hinzu gestürmten Zada hinzugeben. Hier war ohnehin niemand und die beiden Hyänen würden wohl kaum den Hazar's Durrah in Menek'Ur stecken, dass Ahmad auch anders konnte und sich sogar tobend mit ihnen auf dem Boden wälzte, wenn man ihn nur entsprechend behandelte.



28. Hartung 261, 20. Tagesstunde - Taverne zur grünen Lagune in Menek'Ur


Benazir war pünktlich und damit die erste Besucherin des Informationsabends, den Maheen und Ahmad ausgerufen hatten. Sie war sogar noch vor Maheen selber da. - Seine Cousine war eine viel beschäftigte Geweihte der All-Mara. Sicher war wieder im Tempel eine unerwartete Arbeit angefallen, die es noch zu erledigen galt, bevor sie kommen konnte. - Erst einen Viertelstundenlauf später kamen Afsaneh Azar und Mirah Bashir hinzu. Mehr als einen weiteren Viertelstundenlauf brauchte es, bis auch Ahmedin als erster anan'scher Besucher die grüne Lagune betrat und kurze Zeit später hatte sich sogar die Esra dazu gesellt. Ahmad war ein wenig überrascht, wusste die Geste ihrer Anwesenheit aber zu schätzen und versuchte einfach umso mehr darauf zu achten, dass alles ja gesittet ablief und keine großen Missverständnisse im Raum stehen blieben, während er - und später auch Maheen - das Konzept vorstellten, das sie vor Wochenläufen schon erarbeitet hatten. Yousra war zwischen der Ankunft der Esra und Maheens Hinzustoßen auch noch erschienen, nachdem sie wohl Niola Felshammer und Viv als Besucher ihres eigenen Hauses erfolgreich verabschiedet hatte. Ein weiterer Lichtblick an diesem Abend, der ihn in seiner Sicherheit als Redner nur wachsen ließ und sogar, zum erneuten Male an diesem Tag, für eine gleich etwas empathischere Art am Azeezah sorgte. Ob es den Anderen aufgefallen war? Er selber hatte sich nur an Vivs Worte erinnert und es für den Moment einfach zugelassen.
Am Ende war der Abend sogar in gewisser Weise erfolgreich. Die Esra hatte verlauten lassen, dass sie die Ansätze der beiden älteren Azeezahs sehr interessant fand und hoffte, dass sich einige Hazar's Durrah für eine Gemeinschaft zusammenschließen würden. Dann hatten Benazir, Afsaneh und sogar Mirah sich sehr kritisch, aber produktiv am Gespräch beteiligt und einige Fragen gestellt. Das bedeutete, dass Interesse vorhanden war. - Und über Mirahs Anwesenheit sowie Wortbeiträge freute er sich tatsächlich heimlich am meisten. Er hatte anfangs nicht einmal damit gerechnet, dass sie ohne einen ersichtlichen Grund seiner Einladung Folge leisten würde. Aber sie tat es, schien wirklich guter Laune zu sein und sogar zu erkennen, dass ihre Meinung an diesem Abend gefragt war.



"Eure Ansätze der Gemeinschaft klingen in meinen Ohren wunderbar.", hatte Yousra im Anschluss an den Abend noch gesagt, als bis auf Ahmad und sie alle schon gegangen waren. "Zu spät für mich." Diese Worte jedoch legten in Ahmads Kopf einen Schalter um. Eine bessere Steilvorlage konnte sie ihm eigentlich nicht geben, um endlich mal Klartext zu sprechen und sich nicht immer, ergeben seiner Pflicht, mit dem "Ich kann aktuell nicht so wie ich will." herauszureden. Die Würfel, oder eher Viv, hatten ihm gesagt, dass er Yousra offen sagen musste, wo sie dran war. Auch gegen den Willen Adals. Selbst Dzemilla hatte gesagt, dass es vielleicht zu früh gewesen sei, auf Adal zuzugehen. Zu früh nicht, aber hätte er es gar nicht erst getan, hätte er nicht die letzten Wochenläufe mit jeder Andeutung seiner Gefühle gegenüber Yousra das Gefühl gehabt, seinen Vorgesetzten zu hintergehen. Dennoch setzte er an diesem Abend ein paar Schritte auf sie zu, sodass er leise genug reden konnte, um die Ohren der letzten Mitarbeiter der Taverne aus dem Gespräch auszuschließen. "Du weißt, dass es auch für dich eine Möglichkeit gäbe, sich dem anzuschließen."
"Dafür müssten alle Mitglieder der Klingen des roten Skorpiones ihr Einverständnis geben. Dafür scheine ich wohl zu... wertvoll, weil ich bislang die einzige Schmiedin bin."
"Oder ein bestimmter von ihnen. Was glaubst du, warum Adal dich so behütet und ja keine Anan an dich heran lässt?"
"Hudad, teile es einer blinden und naiven Wüstenblume mit. Die Frage kann ich dir nicht beantworten."

'Naiv' - wieder ein Schlüsselwort, das nie offiziell als solches deklariert wurde.
"Du hast sie eben schon selbst beantwortet, im Grunde genommen. Was ich dir damit aber eigentlich sagen wollte, ist dass.. ich dich gerne eines Tages dabei hätte. Also.. als Natifah. Nicht wegen deines Berufes."
Er verspürte in diesem Moment eine tiefe innere Anspannung. Die Zeit, in der er das letzte Mal so nervös war, schien ewig her, bald nicht mehr real.
"Wir werden sehen, was Adal davon halten wird."
"Wir werden sehen, ob ich ihn umstimmen kann."
"Du würdest ein Wort für mich einlegen?"

Sie war wirklich naiv. Und in einer anderen Situation hätte er sich vielleicht sogar dafür entschuldigt, dass er ganz kurz auflachen musste.
"Du hast mich im Mausoleum etwas gefragt, auf dass ich mit ''Aiwa'' geantwortet habe. Ich glaube das nicht nur... Ich weiß das. Und aus diesem Grund werde ich dafür kämpfen, dass Adal seine Meinung eines Tages ändert."
Es war raus. Kein Klartext, wenn man es streng sah. Aber es war erst mal raus. Für sein Gewissen. Und womit antwortete Yousra? "Fenster..." Völlig zusammenhanglos im ersten Moment. Wieso Fenster? Fenster! War das nun auch ein Wink mit dem Zaunpfahl? Hatte sie verstanden, dass ein Verlangen nach frischer Luft damals aus genau diesem Gefühl heraus entstanden war, das sich gerade in diesem Moment wieder entwickelt hatte? Oder wollte sie wirklich nur raus? Weg? Wieder war da dieses pochende Herz und er ertappte sich selbst dabei, ganz logisch erst einmal zu ergründen, ob sie frische Luft benötigte. Brauchte sie. Die nächsten Momente forderten ihm einiges ab, um sich nicht sofort wieder in seine Schutzhaltung zurück zu ziehen. Wenn er jetzt einen Rückzieher machte, würde das mit Sicherheit nur wieder für Missverständnisse sorgen. <<Lass es zu!>> Ihre Wege hatten sich schließlich vor Yousras Haustür getrennt, wie so oft. Doch auch, wenn rein objektiv betrachtet nichts anders war als sonst, betete Ahmad auf dem Heimweg zur All-Mara, dass das nun kein Fehlschritt gewesen war.



"Es sind Einschnitte in das alltägliche Leben nötig, zu denen du bereit sein musst."
<<Welche Einschnitte? Was passiert nun?>> Er setzte sich auf die Steinbank vor seinem Haus, statt hinein zu gehen, und schaute in den Nachthimmel hoch. Die Luft um ihn herum wurde immer kühler, doch das störte ihn nicht. Sein Kopf war gerade schlichtweg nicht in der Lage dazu klare Gedanken zu fassen und das brachte den Azeezah aus der Fassung. Immer noch nervös, obwohl Yousra längst außer Seh- und Hörreichweite war, drückte er sich schon wieder in den Stand auf und ging ein paar Schritte auf und ab.
"Glaubst du, es ist möglich sein Herz zu verlieren, wenn man sein unverhülltes Antlitz neda ein einziges Mal gesehen hat?"
<<Aiwa! Aiwa, verdammt!>> Er hatte es nicht geglaubt, sondern gewusst. Schon im Mausoleum hatte er es gewusst. Noch davor, aber da hatte ihn nie jemand gefragt, ob er das tat. Wie ferngesteuert ließ er sich kurze Zeit später auf den Treppen vor seiner Haustüre nieder sinken und schaute undefiniert in Richtung Osten. Die Straße endete von hier aus nur noch an einem bestimmten Punkt. <<All-Mara, lass mich jetzt nicht hängen. Hudad!>>



Zuletzt bearbeitet von Ahmad Fadlan Azeezah am 29 Jan 2018 11:21, insgesamt einmal bearbeitet
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2018 22:46    Titel:
Antworten mit Zitat

31. Hartung 261, 22. Tagesstunde - Menek'Ur Wohnhaus


Auf dem Tisch im Wohnraum lagen noch die letzte Nacht unsortiert in das Buch gelegten Pergamente. Eines davon war eine Notiz Ahmads, die seinen aktuellen Dienstplan zusammenfasste.
Ahmad Fadlan Azeezah hat Folgendes geschrieben:
Dienstplan:

29. Hartung: 08. - 16. Tagesstunde, ca. 20. Tagesstunde Jijkban Adal - Unterricht in Formationen
30. Hartung: 17. - 21. Tagesstunde
31. Hartung: 08. - 16. Tagesstunde
01. Eisbruch: 08. - 16. Tagesstunde, ca. 18. Tagesstunde Gunnar Buchenhain - Kurzbögen Handel
02. Eisbruch: 08. - 12. Tagesstunde, 20. - 00. Tagesstunde
03. Eisbruch: 20. - 00. Tagesstunde
04. Eisbruch: frei

Ein weiteres Schreiben waren die Notizen zum letzten Unterricht bei Jijkban Adal. Ahmad wollte unbedingt verhindern, dass er sich noch mal vor irgendeinem Vorgesetzten mit vermischtem Wissen blamierte. Also wurde noch am selben Abend Anfang des Wochenlaufes alles feinsäuberlich niedergeschrieben.
Ahmad Fadlan Azeezah hat Folgendes geschrieben:
Formationen:

(Einzel-)Reihe:
geschlossen: XXXXXX
    *zu förmlichen Anlässen
    *kein militärischer Vorteil

offen: X..X..X..X..X..X
    *Bewegungsfreiheit, flexibel
    *Vermeidung von Kollateralschaden durch feindliche Angriffe, indem mehr Platz zwischen den einzelnen Janitscharen besteht


Doppelreihe:
geschlossen: XXXXXX
____________XXXXXX

offen: X..X..X..X..X..X
_____.......................
_____.......................
_____ X..X..X..X..X..X
    *Bewegungsfreiheit, flexibel
    *Vermeidung von Kollateralschaden durch feindliche Angriffe, indem mehr Platz zwischen den einzelnen Janitscharen besteht
    *Säbelschwinger vorne, Liedwirker/Heiler/Fernkämpfer/etc. dahinter
    *Emir/Omars möglichst nicht an den Flanken, sondern in die schützende Mitte
    *möglichst nicht nach Rängen sortieren, um dem Feind Rückschlüsse auf die Befehlsstruktur zu erschweren

-> Wechsel von "geschlossen" nach "offen" immer am mittigsten Janitschar der Reihe orientiert!
*"Reihen zusammenrücken!" bedeutet, dass die Lücken zu den Nebenmännern geschlossen werden, die zu den Vorder- und Hintermännern aber bestehen bleiben.


In den fortschreitenden Abendstunden gesellte sich ebenso ein Notizzettel dazu. Das Schriftbild war jedoch genau so säuberlich wie auf allen sonstigen Schreiben.
Ahmad Fadlan Azeezah hat Folgendes geschrieben:
Glückwünsche für den Emir und die Esra verschriftlichen
Vorhänge für den Torbogen bei Dzemilla bestellen


Bei all dem Verfassen und Durchlesen von Schriftstücken sowie dem Aufräumen am Wohnzimmertisch fiel Ahmads Blick irgendwann auch auf das Schachbrett, dem er sonst keine große Bedeutung bei maß. Doch heute Abend fiel ihm auf, dass genau eine Spielfigur auf dem Brett versetzt worden war. Nachdenklich betrachtete er den weißen Bauern und es vergingen ein paar Momente, in denen er sonst nichts tat. Dass es wohl kaum Faatimah, sondern eher Yousra gestern bei ihrem Besuch hier gewesen sein musste, die den Bauern vor gesetzt hatte, dachte er nur im Unterbewusstsein.



Nach einer Weile streckte er sich dann doch mit dem Oberkörper über den Tisch und stemmte einen Arm auf die Tischplatte, sodass er mit der Hand des anderen Armes nach und nach, den Spielregeln entsprechend immer im Wechsel der Farben, einige Figuren versetzen konnte...



Warum er das tat, wusste er nicht. Es könnte ewig dauern, bis Yousra das nächste Mal hier zu Besuch sein würde. Und ob es ihr dann überhaupt auffallen oder die Anordnung der Figuren noch aktuell sein würde, war fraglich. Aber einmal versetzt, ergab es irgendwie Sinn, wie sie sich gegenüber standen und so ließ er sie stehen wie sie eben nun standen. Faatimah würde höchstwahrscheinlich auch denken, dass er sich dabei etwas gedacht hatte, so untypisch wie es aussah, wenn man von einem ernsthaften Spiel ausging.
Gedanklich bei Yousra angekommen, musste er unweigerlich an ihre Kleidung denken, die sie am gestrigen Abend getragen hatte. Sicher, den offeneren Schleier hatte sie in der letzten Zeit schon öfter getragen. Darauf hatte er sie ja auch schon angesprochen vor ein paar Tagen. Und dass sie gelegentlich schulterfreie Kleider trug, hatte er auch schon mal mitbekommen. Aber nicht so, dass es ihm auch wirklich im Gedächtnis hängen geblieben wäre. Hatte es damit zu tun, dass sie nach seinem Geständnis in der grünen Lagune das erste Mal seit Langem wieder zu ihm, und nicht er zu ihr gekommen war? Letzte Nacht hatte sie wunderschön ausgesehen.. Er ertappte sich selbst dabei, beinahe verträumt ins Leere geschaut zu haben. Auf jener Stelle, an der die Falah Blüte gestern noch am Tisch gekniet hatte. Sofort riss er den Blick zur Seite weg und atmete feste durch. Tagträumereien... Das war nicht sein Stil!
"Lass es zu!"
Er kniff die Augen zusammen und presste die Lippen aufeinander, als er Vivs Stimme schon wieder in Gedanken vernahm. Die Grünländerin verfolgte ihn nun, oder? So lange, bis ihre Worte ihn nicht mehr daran erinnern müssten, sich zumindest vor sich selbst nicht mehr zu verstellen. So fühlte es sich zumindest an. <<Ahmad, du kannst dich selbst nicht belügen.>>, versuchte er sich einzureden, während er neuerlich tief durchatmete. <<Du weißt ganz genau, dass dein Radeh deine Gefühle nicht abgetötet hat.>>, erklärte er sich selbst, nur um dabei langsam über die Tischplatte vor sich zu blicken. <<Lass es zu..>>, sagte er nun selber, ohne Vivs Stimme dabei wie ein Echo zu vernehmen. Unterbewusst legte sich seine Hand um die Tischkante. Seine Finger streiften mit den Kuppen immer wieder über das unebene Holz vor und zurück, als seien sie fern gesteuert. Ihre Bewegungen waren langsam und unregelmäßig. Es war ihm noch nie so bewusst aufgefallen, dass er in Gedanken an Yousra oder in ihrer Gegenwart sehr oft eine Beschäftigung für seine Hände suchte. Bisher hatte er das nur an ihr festgestellt und sich nicht weiter darüber gewundert. Doch nun fielen ihm die ganzen Moccatassen, Wassergläser und Gesten ein, die er für seinen Beschäftigungsdrang missbraucht hatte. Blinzelnd schaute er auf seine Hand runter und löste sie von der Tischplatte, nur um sie sich genauer anzusehen. Instinktiv zogen sich die Finger zu einer leicht gekrümmten Haltung zusammen, während im ersten Augenblick sogar ein kaum merkliches Zittern seine Hand durchzog. Dann konnte er sie ruhig halten und fand nichts Außergewöhnliches mehr an ihr. Es war eben seine Hand. Groß, von Kraft und seiner Arbeit zeugend, gebräunt wie der Rest seiner Haut, ...
Gedankenverloren streckte er nach wenigen Momenten seine Finger durch und drehte die Hand aus ihrem Gelenk heraus, sodass er teilweise die Handinnenfläche sehen konnte. Statt sich jedoch darauf zu konzentrieren, bildete er sich schemenhaft eine zweite, schlankere wie auch blassere Hand der seinen gegenüber ein. Jene war ihm genauso wenig fremd wie die eigene, wurde aber genauso eingehend betrachtet wie eben schon das dunklere Pendant. Beide Hände bewegten sich langsam aufeinander zu und krümmten sich fast sehnsüchtig nach der jeweils anderen, doch bevor ein Kontakt stattfinden konnte, verblasste das Trugbild, bis es sich in Luft aufgelöst hatte und Ahmad irritiert ins Leere blinzeln ließ. Es war bestimmt schon spät. Vielleicht brauchte er nur endlich etwas Schlaf. In keinen 10 Stundenläufen würde sein Dienst wieder beginnen.
So drückte er sich schließlich in den Stand auf und begab sich ins Schlafzimmer. Dort entledigte er sich endlich mal auch dem Rest seiner Uniform und schlüpfte in leichtere Kleidung zum Schlafen. Kaum jedoch in der Waagerechten, erinnerte er sich an die nächsten Worte Yousras... "Doch wenn ich mich schlafen lege, dann verein ich mich mit dir: Lass die Seelen beieinander liegen Herz an Herz - körperloses, inniges Umschmiegen - Ohne Schmerz." Ihm entrang sich ein tiefer Seufzer, während der tiefbraune Blick noch auf die dunkle Zimmerdecke über sich gerichtet war. "Höre auf dein Herz! ... Was sagt es dir?" Sehr langsam schloss er seine Augen schließlich und gab sich dem Gefühl hin, das sein Herz pochend in ihm hervor rief. In dieser Nacht ließ er es zu, dass er gedanklich bei Yousra war und sie so auf sich wirken lassen konnte, ohne sich irgendwelchen Befürchtungen ergeben zu müssen. Niemand würde ahnen, dass er heute einmal nicht von seiner Arbeit träumte.


Zuletzt bearbeitet von Ahmad Fadlan Azeezah am 17 Mai 2018 23:05, insgesamt einmal bearbeitet
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 06 Feb 2018 10:46    Titel:
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06. Eisbruch 261, 10. Tagesstunde - Menek'Ur Wohnhaus


Sein Atem ging stoßartig und mit jedem weiteren Zug breitete sich das innere Zittern in seinem Körper weiter aus. "78, 79, ..." Er spürte, wie er immer langsamer wurde, mit jedem Mal das er sich erneut an der Stange hoch zog. Die 80. Ausführung war schließlich weniger fromschön, als viel mehr nur noch schnell irgendwie ausgeführt und dann ließ er sich auch schon die wenigen Fingerbreiten runter auf den Boden fallen. Angestrengt schnaufte er und schüttelte seine Arme aus. Schweiß rann ihm spürbar über das erhitzte Gesicht und über den gesamten Rest des Körpers. Wie lange er nun trainiert hatte, wusste er nicht genau. Es war ohnehin nur als Ventil angefangen wurden, um seinen Kopf einmal frei zu bekommen. Doch kaum dass er die Treppe hoch in den Wohnbereich gegangen und an seiner Waschschüssel angekommen war, um sich das lauwarme Wasser ins glühende Gesicht zu schöpfen, war es bereits wieder um seine Gedankenfreiheit geschehen. Er fühlte sich an Yousra erinnert, als er den Kopf an hob und in den Spiegel vor sich sah. Nur wenige Herzschläge lang blickte er in seine eigenen dunkelbraunen Augen, ehe er jene resigniert schloss. Er konnte nicht anders, als das grünbraune Pendant der Falah Blüte vor seinem inneren Auge zu sehen und sich still zu fragen, ob es nur eine Einbildung oder doch Tatsache war, dass sie ihm in den letzten Tagen öfter, beziehungsweise offener in die Augen gesehen hatte.


In Gedanken ging er den Abend der Schwurerneuerung des Herrscherpaares, das Gespräch mit der Esra, den Spaziergang an der Küste entlang und den Abend bei Viv durch. Immer wieder hatte er sich selbst dazu ermutigt sie unaufdringlich in ganz kleine Bedrouillen zu bringen. Einmal sollte sie ihm gezielt in die Augen sehen, dann musste sie sich entscheiden, ob sie sich lieber weit weg, zur Esra hin, gar zu Grünländern oder doch direkt neben ihn setzte und sie entschied sich in 2 von 3 Fällen für den Platz zu seiner Linken. Den Blickkontakt hatte sie ihm am 01. Eisbruch auch gewährt. So vertrauensvoll als hinge wirklich etwas davon ab. Während des Spaziergangs war es zugegeben eher Eluive gewesen, die ihm den ersten Anstoß gegeben hatte, indem sie ihn vom schrägem Ufer direkt ins kalte Meereswasser rutschen und dabei fast mit Yousra kollidieren ließ und ihm somit die Chance gab, rein gar nichts dafür zu können, die diskrete Armlänge Abstand unterwandert zu haben.
Ahmad erhob sich gerade wieder aus seiner Hocke vor der Waschschüssel, als sein Blick auf seinen Oberkörper fiel. Sofort waren seine Gedanken wieder beim 04. Eisbruch, der strenggenommen nicht mit dem Besuch bei Viv und dem Schnellkurs im Reihentanz angefangen hatte, sondern mit der Anprobe des bereits soweit fertigen Brustpanzers der kürzlich bei Yousra bestellten Rüstung. Nach außen hatte er versucht sich entspannt zu geben. Doch insgeheim hatte er jede noch so kleine Regung an Yousra genauestens beobachtet. Der Grund war eine ganz wirre Mischung aus Sorge um ihr Wohlbefinden in der für sie ungewohnten Situation, ein Hauch von persönlichen Schamgefühlen und auch - er musste es sich eingestehen - ein unauffälliges Prüfen seiner Wirkung auf sie. Er hätte schließlich auch, prüde wie er ja sonst ist, auch um Erlaubnis bitten können das Hemd eben oben gegen den Gambeson auszutauschen und dann mit maximal nur freiem Haupt wieder vor sie zu treten. Aber mit ihrer indirekten Erlaubnis auf diesen 'Aufwand' zu verzichten hatte er sich für die direkte Variante entschieden. Allerdings wollte er bei genauerem Nachdenken nicht so recht schlau daraus werden, was genau sie ihm über ihre Art signalisiert hatte. An sich hatte sie es einigermaßen gefasst genommen, obgleich sie an ein, zwei Stellen - auf ihrer Muttersprache - gestottert und sich nach der Anprobe künstlich lange mit dem Rücken zu ihm aufgehalten hatte, während er sich wieder umzog. Typisch Yousra eigentlich. Bestätigterweise versuchte sie sich ja immer wieder in der von ihm anfangs vor gelebten Sachlichkeit. Das sollte beide Parteien vor Unannehmlichkeiten schützen. Ob er das noch wollte?
Sein Blick fiel wieder auf den Spiegel vor sich und fokussierte sich endlich doch noch mal. <<12. bis 16. Tagesstunde Dienst am Westtor. Los jetzt!>> Ja, er wusste genau, dass weder Eile geboten war, noch das Training unmittelbar davor zu setzen. Aber irgendwie musste er ja garantieren, dass er noch zuverlässig seinen Dienst erledigte.


Zuletzt bearbeitet von Ahmad Fadlan Azeezah am 06 Feb 2018 10:52, insgesamt einmal bearbeitet
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 16 Feb 2018 11:32    Titel:
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Dienst, Dienst, Dienst, ... Ahmad war wieder voll in seinem Element. Immer dann, wenn er seine 8 bis 12 Stundenläufe Dienst hinter sich gebracht hatte, häuften sich am Wohnzimmertisch noch die Unterlagen und Briefe, bevor er sich frisch machen und dann ausruhen konnte. Für das Haus des Berglöwen mussten noch weitere Mitglieder gefunden werden, Maheen bekam immer schön Zwischenberichte im Privathaus hinterlegt, die Bäuerin am Rittersee in Lichtenthal musste schon einmal die Bestellung bestätigt bekommen, damit die Ware auf jeden Fall gesichert war, dafür musste aber noch mit Sekban Khalida geklärt werden, ob und in welchem Rahmen die Kaserne die Kosten für das Maristan übernahm, Noura wollte er dringend noch am Wochenende sprechen, Afsaneh hatte eventuell demnächst Zeit und nach dem letzten Gespräch mit dem Erhabenen wollte er sich auch noch mit der Sekban kurzschließen zwecks einem eigens anberaumten Dienst. Nicht zu vergessen Alia und Zada, die immer noch in Ahmads Obhut waren, solange nicht klar war, wie die Sekban nun mit den Beiden verfahren wollte. Aber das konnte Ahmad ja auch direkt nach dem Finanziellen klären. Finanzen! Fahd hatte ein paar gute Anmerkungen gemacht am Tag der Mitte. Notizen dazu gab es schon. Nun musste Ahmad sich nur noch seine Cousine schnappen und diese Punkte abklären. Arbeit über Arbeit. Ab Lenzing würde es sicher wieder ein bisschen entspannter werden. Zumindest für wenige Wochenläufe. Immerhin war ja jetzt schon absehbar, dass die Dienstzeiten Richtung Wechselwind, bis rein in den Eluviar noch einmal unregelmäßig werden würden. Und Yousra sollte nicht zu kurz kommen dabei. Das nahm er sich fest vor. Es standen noch zwei Unternehmungen auf der Liste von Dingen, die sie Beiden demnächst einmal machen wollten.
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Ahmad Fadlan Azeezah





 Beitrag Verfasst am: 25 Feb 2018 08:09    Titel:
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25. Eisbruch 261, 08. Tagesstunde - Nordtor in der Steppe


Er blinzelte, als ihn die jungen Strahlen der Morgensonne kitzelten. Zuvor waren es stets Kälte und die unbequeme Lage sowie 'Gewandung' gewesen, die sein ganzes aktuelles Sein ausgemacht hatten. Zumindest gefühlt. Nun aber sandte die All-Mara den noch eingeschanzten Streitern aber erstmals wieder wohltuende Wärme. Ein Blick um sich herum verriet ihm, dass ein Teil seiner Kameraden schlief. Andere hielten mit ihm Wache und harrten der Unbequemlichkeit aus.
Da es gerade eh still war, schaute er auch einmal auf seine Beine herunter. Der Beinschutz lag immer noch neben ihm, ebenso wie die Stiefel und der abgeschnittene Teil der Gambeson Hose. Dafür sah sein Bein selber dank Eluives Hilfe besser aus, als er es in Erinnerung hatte. Dort, wo gestern noch einen Schusswunde gewesen war, sah man nun nur eine kleine Narbe und die junge Haut, die sich normalerweise erst nach zwei Wochen gebildet hätte. Doch trotz aller stillen Freude über den glimpflichen Ausgang des Kampfes, den er unfreiwillig nach einem 14 stündigen Dienst hatte führen müssen, war ihm einfach nur noch kalt, so mit dem einen halb frei liegenden Bein. Also rappelte er sich schwerfällig auf und legte erstmal wieder die komplette Ausrüstung an.
Der Stand wurde sodann ausgenutzt, um abschätzend zu beiden Seiten von den Zinnen herunter zu schauen. Im Wald Bitterforsts war ruhig geblieben seit der Nacht und ein Blick nach Süden in die Durrah versicherte ihm selbiges. Nur mit dem Unterschied, dass hier nun ganz eindeutig das Ausmaß der nächtlichen Schlacht zu Tage kam. Ruß zierte alles, das aus Sandstein gebaut war. Was auch immer aus brennbarem Material gewesen war, hatte die lodernden Flammen und die giftige Galle des Feindes nicht überlebt. Unten lagen, so weit das Auge reichte, immer wieder vereinzelt gefallene Kameraden, die noch mit Ahmad aus Menek'Ur her geeilt waren.
Irgendwann im Laufe der nächsten Stunden wollte die Sekban ursprünglich wieder nach Menek'Ur zurück, sobald sie und die Anderen sich von der ersten Wachschicht erholt hatten. Dann könnten sie Bericht erstatten, sich alle ausgiebig erholen und vor allem etwas essen! Jetzt, wo es ruhig war, hing Ahmad der Magen auf den Knien. Seine letzte wirkliche Mahlzeit musste nun bald genau einen Tag her sein. Um das Glas Wasser bei Yousra, das er zumindest noch hatte zu sich nehmen können, bevor Suraya Alarm geschlagen hatte, war er sehr dankbar. Abeer Eluv'!
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