FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Schatten der Vergangenheit
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Schatten der Vergangenheit
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Gabriella Mittgenstein





 Beitrag Verfasst am: 08 Mai 2016 22:29    Titel: Schatten der Vergangenheit
Antworten mit Zitat

Kälte kroch ihr in die Glieder und ließ sie frösteln. Jegliche Regung schien zu viel verlangt. Alle Kraft war verbraucht und ihr schmaler Körper schmiegte sich sicher nicht des aufregenden Gefühles wegen an den Seinen. Ohne seine stützenden Arme wäre sie wieder zusammen gesunken. Daher verwendete sie die verbliebene Konzentration darauf mit ihm zu sprechen und stimmte dem Angebot hinauf getragen zu werden dankbar zu. Bislang hatte sie nie zugelassen das er ihr in dieser Form half. Gerade jedoch hatte sie den blonden Schopf matt gegen sein Haupt gelehnt, genoss den gewohnten Duft nach Zedernholz und Lavendel wie auch das sichere Gefühl, dass ihr in diesen Armen nichts passieren würde. Kaum im Bett abgelegt fielen ihr die Augen zu und sie spürte noch wie man die Decke über ihren Körper zog ehe sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf sank. Stunden später erwachte sie mit schrecklichen Kopfschmerzen und einem nagenden Hunger. Dennoch sondierten die blaugrauen Augen das Zimmer einen Moment während sie den Geräuschen um sich herum lauschte. Sein Atem ging ruhig und die Züge sahen geschafft aus. Vermutlich hatte er noch eine lange Weile über sie gewacht. Darauf bedacht ihn nicht zu wecken, schwang sie die Beine über die Bettkannte und stand auf. Barfuß schlich sie zur Türe, schob sie gerade soweit auf das sie hinausschlüpfen konnte und zog sie lautlos wieder hinter sich zu. Jegliche Schritte wurden vom Teppich im Flur gedämpft und inzwischen wusste sie sehr genau wo sie auf der Treppe hintreten konnte ohne das kleinste Geräusch zu verursachen. Schnurstracks ging es dann in die Küche wo sie erst einmal energisch die Vorräte plünderte. Dieser Hunger! Unfassbar was so ein schmaler Körper an Ressourcen brauchte, wenn man seine Grenzen überschritten hatte. Zwei Spiegeleier, belegte Brote, als auch einem großen Krug mit Milch, später fühlte sie sich besser. Einzig die nagenden Kopfschmerzen blieben und nachdem die Küche sauber war zog sie etwas über und beschloss einen Spaziergang zu machen.

Kalt und klar kam ihr die Luft entgegen und sie zog den nächtlichen Duft ganz bewusst in die Nase ein ehe sie ihre Schritte dann vom Anwesen fort lenkte. Gemessen ging sie die Gassen entlang, nickte den Wachen stumm zu als sie das Tor passierte und in Richtung Schattenklam entschwand. Hier war die Luft noch einmal weitaus besser und sie steuerte doch recht zielgerichtet den Tavernengarten an um sich auf dem Steg leicht gegen einen der Pfosten zu lehnen und den Wellengang zu betrachten. Bald schon würde die Sonne aufgehen und es war eine Ewigkeit her seit sie diesem Anblick beiwohnen durfte. Beide Hände hebend strich sie die Gugel zurück und hob das Kinn als auch den Blick etwas an. Schillernd wich das dunkle Nachtkleid des Meeres verschiedensten Violetttönen die alsbald zu Rot und Orange wechselten, während leise Schritte sich näherten. Lauschend doch keinesfalls all zu auffällig legte sich ihr Haupt eine Winzigkeit zur Seite hin. Konnte es wirklich..? Lange überlegte sie nicht und ganz bewusst verblieb der Blick auf dem Meer während sie die Stimme anhob.



Ärger? Oder warum komme ich in den Genuss?


Gelegenheiten müssen ihre Nutzung finden, du siehst... furchtbar aus.


Verschwinde.


Das dunkle, tiefe Lachen sorgte dafür, dass ihre Mundwinkel für einen Herzschlag hinauf zuckten. Dann jedoch drehte sie sich unvermittelt um, eine Hand am Heft des Dolches. Sekunden verstrichen während Sie sich umsah und verwirrt blinzelte. Verflixt, das gab es doch nicht. Niemand war zu sehen. Ihr würde es doch jetzt nicht so gehen wie ihrer ehemaligen Vertrauten?! Mit der ihr typischen Bewegung hob sie die Hand und fuhr sich damit über die Züge hinweg. Wunderbare Aussichten.. im Grunde jedoch war sie sich (ziemlich) sicher, dass es lediglich an der Erschöpfung lag. Schließlich ließ man nicht jeden Abend jemanden so tief in seinen Geist vordringen. Zumindest nicht ohne gründlich über eventuelle Folgen nachgedacht zu haben. Der Reiz des Experimentes jedoch war ob der letzten Übungen groß gewesen und sie vertraute ihm genug um gewisse Bedenken und Gefahren bei Seite zu schieben. Jetzt jedoch bekam sie die Quittung und der Körper schrie nach Erholung und Schlaf. Sodann kehrte sie seufzend um und zurück in die Stadt. Müde zog sie ihr Nachtgewand an, kroch zurück unter die Decke und kuschelte sich an den warmen Körper ehe sie erneut in einen tiefen, diesmal traumgeplagten Schlaf glitt.





Stunden später:

Erholt war eindeutig ein anderer Zustand. Tief durchatmend drückte sie sich empor und ging der täglichen Reinigung nach, ehe sie in ihre Tagkleider schlüpfte. Erneut zog es sie in die Küche wo eine wilde Nahrungssuche begann. Nichts fand sich in annähernd vertrauter Ordnung und wenn sie nicht so geschafft gewesen wäre, hätte sie diese Unordnung spätestens zu diesem Zeitpunkt beseitigt. So jedoch wühlte sie sich tapfer durch die ganzen Gläser, Schalen und Krüge ehe sie sie abermals eine unglaubliche Menge an Nahrung, begleitet von zwei Gläsern Saft zu sich nahm. Das ein schmaler Körper soviel Essen vertragen konnte war schon eine Wissenschaft für sich. Erst danach horchte sie einige Momente in sich hinein Ihre Kopfschmerzen waren verflogen, der nagende Hunger besänftigt und sie hörte nichts was nicht auch wirklich da war. Zufrieden hoben sich die Mundwinkel etwas an. Nachdem sie Ordnung geschaffen hatte verließ sie das inzwischen leere Haus.

Gerade führten ihre Schritte sie am Tempel vorbei als ihr ein Mann entgegen kam. Grußlos hastete er vorbei und sie war schon einige Meter gegangen ehe sie stockte und die Stirn runzelte. Hatte sie dieses Gesicht nicht gekannt? Nachdenklich ging sie weiter, den Sammelkorb am Arm zog es sie hinaus in die Wälder. Frische Luft, Ruhe, Tee und giftige Kräuter waren etwas das ihr in diesem Moment sehr entgegen kam. Manches davon brauchte sie für gewisse Dinge, manches davon wollte sie haben. Nachdem sie den Hof und die Taverne passiert hatte wandte sie sich nach Nordwesten um den Minzbusch auf der Wiese um einige Blätter zu erleichtern. Gerade als sie sich wieder aufrichtete, drang die Stimme an ihr Ohr.


Einen angenehmen Tag... 'meine' Dame.

Erschrocken wirbelte sie herum, starrte den Mann vor sich an und blinzelte bei dem Anblick erst einmal. Seine Gewandung war ein Witz! Zerschlissen war schon gar kein Ausdruck mehr dafür und doch... war die Haltung so kerzengerade wie gewohnt. Früher hätte sie sich gefreut und wäre ihm sicherlich freundschaftlich um den Hals gefallen. Heute jedoch war sie vorsichtiger, misstrauischer und er.. hatte etwas an sich das diese Gefühle noch verstärkte. Es war so verdammt lange her, sie konnte sich kaum mehr an ihn als Mensch erinnern. Flüchtige Bilder zuckten in ihren Gedanken auf. Das gemütliche Zimmer, Schneiderutensilien und der Moment wo sie ihn, den Dolch an seiner Kehle, an die Wand gepresst hatte. Nach jenem Moment hatte er seine Finger brav bei sich behalten. Er war unauffällig und tüchtig gewesen. Was aber wusste sie Heute von ihm? Was konnte er noch von ihr wissen? Ihre Gedanken lenkten sie ein wenig ab während man nach und nach 'Höflichkeiten' austauschte. Im Schatten gewandelt..? Ja nun.. so sah er auch aus. Kurzerhand beschloss sie das Heute einfach nicht ihr Tag war und begegnete dem Gespräch, das immer unwillkommenere Wendungen nahm, nun wesentlich aufmerksamer.
 Nach oben »
Phelan Klaust





 Beitrag Verfasst am: 10 Mai 2016 20:41    Titel:
Antworten mit Zitat

Immer wieder betrachtete er die kleine, geflochtene, Kette.
Das war es wohl. Eher gelangweilt steckte er einen der vielzähligen Dolche in den leblosen, verstümmelten, Körper vor sich. Erneut ein prüfender Blick in die starren Augen. Oder eher das verbliebene Auge. In der Tat, das war es.
All die Jahre, der Masken, die Lügen und der Weg des Panthers. Alles nur für den einen Moment, die Antwort auf seine Fragen. „Sie ist tot und wir haben...“ Die letzten Worte bevor er die Zunge aus dem Mund des Mannes löste.

Danach schritt er einige Stunden im Raum herum. Die Kette in der Faust verborgen. Dann sein Entschluss!
Er hatte sich erkämpft was er wollte, doch er wollte es nicht. Er hatte gebetet, sich gefügt. Nur um am Ende nur Leere zu empfinden.
Er war gut, hat alles gelernt die Anatomie jeder Person studiert und in den Schatten gemordet um näher an das Ziel zu kommen. An jenem Tag hatte es kein Glück mehr und er ließ sich Zeit. Mit Dolchen und Nadeln ward der Körper nichts mehr als ein blutiger Brocken Fleisch.

„Warum?“ Schrie er seine Frage in den Raum. „Du hast versprochen, wenn ich stark genug bin kann ich es zurückholen!“ Er trat gegen den Leichnam.
„Hast du gehört? Sie ist tot, verdammt! Was bist du, das du mit uns spielst...“

Er sackte zusammen. „Ich hasse dich und deinen Glauben... Ich nehme sie dir weg, alle oder ich schicke sie an deinen Thron. Und dort... werde ich dich töten!“ Mit den Worten schritt er wieder an den Kadaver und zog sein feinstes Messer heraus.
Der Hof. Dort hatte die Klinge feine Stoffe durchtrennt. Die Erinnerung war angenehm, dort zu sitzen mit Nadel und Faden in der Hand.
Die Klinge am Hals, als er einen Moment unvorsichtig wurde... Er hatte ihr nie sagen können, wie nahe ihm das ging, die Berührung und die Nähe und der Geruch. Das hatte er nie zugelassen. Oder zulassen können.
Aber der Hof war nicht mehr... er hatte die Feuer in den Schatten gesehen.

Zu schwach, er brach erneut zusammen, zu lange nur auf ein Ziel gerichtet... Wenn wenigstens die Anderen wären. Er könnte vielleicht...
Kein Antrieb mehr er fand nur Leere und die kalte Gewissheit das er damals schon starb. Das war es wohl.

Es dauerte lange bis er sie fand, mehr Zufall als alles Andere bei den Reisen durch die Lande, die ihn langsam aufzehrten. Der Medicus sagte er hätte nicht mehr viel Zeit. Doch es scherte ihn nicht.

Aber als sich ihre Blicke einen Moment trafen, blieb er still nur um ihr zu folgen. Was tat sie?
Er folgte ihr bis zu einem Ort an dem niemand hören oder sehen konnte.

Einen angenehmen Tag... „meine“ Dame.

Worte, schärfer als damals.

Er hatte nur noch zwei Dinge. Hass und seine Würde. Die Kleidung war mehr als miserabel und er hatte zu lange nicht auf sich geachtet. Es war schon peinlich aber er bewahrte Haltung.
Sie sprachen, aber aller Worte war nicht genug um sie zu retten. Das Messer glitt in seine Hand, er wusste nicht dass er noch Bedauern empfinden konnte.
Aber sie war stark geworden und sein Körper ward ihm entrissen. Dann schleifte man ihn fort und sperrte ihn ein.
Man ließ ihn hungern und dursten aber es war ihm gleich, ein letzter Versuch. Es sollte es wert gewesen sein.
Ein Verrottender Kadaver leistete ihm Gesellschaft als er auf das wartete, was kommen möge...
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gabriella Mittgenstein





 Beitrag Verfasst am: 11 Mai 2016 13:28    Titel:
Antworten mit Zitat

Eskaliert. Natürlich war es eskaliert, was auch sonst? Wann verging schonmal ein Mondlauf der vollkommene Ruhe und Entspannung mit sich brachte? Vielleicht sollte sie doch noch einmal über mangelnde Kontrolle nachdenken und sich zur Entspannung einem Rausch an ... ach was solls.... schnaubend verwarft sie den Gedanken. Verflixt, verflixt, verflixt – jetzt zwang er sie zu handeln, sich mit ihm zu befassen und diese unliebsame Begegnung nicht einfach bei Seite zu schieben. Es schmeckte ihr nicht, es schmeckte ihr um genau zu sein absolut gar nicht. Er war überrascht gewesen. Ja nun, was hatte er denn erwartet? Dass sie sich wie ein unliebsamer Hund beseitigen lassen würde? Lächerlich! Die einfachste Lösung wäre gewesen ihn nach diesen ganzen ketzerischen Phrasen dem Tempel auszuhändigen. Dummerweise würde ihr das nicht die Antworten bringen auf die er sie neugierig gemacht hatte. Seufzend sah sie gen Himmel, verwünschte den Tag innerlich erneut und sah ihn dann wieder an. Erbärmlich wie er da im Griff der Elementare hing, wie er sich wand und versuchte die Arme frei zu bekommen. Noch immer fand sein Mundwerk keine Ruhe, er trieb es weiter ehe er in stures Schweigen verfiel. Aber wenn man nichts mehr hatte, was blieb dann noch? Was wollte er? Nachdenklich ging sie los, ignorierte ihn und wurde natürlich auch noch gesehen wie ihre Elementare den Kerl verschleppten. Großartig – besser konnte es doch gar nicht laufen. Ihre Lippen wurden schmaler, es formte sich ein verbissener Zug und sie grüßte freundlichst und ging beständig weiter als wäre das nur eine alltägliche Übung. Fortschreitend brachte sie Phelan in die abgelegenen Zellen der schwarzen Burg. Einige Tage ohne Nahrung und Wasser mit seinem neuen Zellenkumpanen würden ihm sicher nicht schaden.



Vier Tage später:
Es gab soviel zu erledigen. Zwar waren die ganzen Beratungen und Gespräche mit den Ordensmitgliedern und den Letharen langsam abgeflaut, dennoch wollten die Amulette fertig gestellt werden. Nebenbei griff sie Cara nach Kräften unter die Arme und so kam es, dass sie 'ihren' Gast nur spärlich besuchte. Er war sich dessen vermutlich nicht bewusst, sie hüllte die Schatten um sich, blieb verborgen oder beobachtete ihn aus blauen Katzenaugen. Heute jedoch war es Zeit ihm etwas Wasser zukommen zu lassen, er dämmerte immer wieder weg. Immerhin hatte sie noch vor sich mit ihm zu befassen. Es wäre bedauerlich sollte er davor einfach still verenden. Gemessen lenkte sie ihre Schritte sodann die Treppen hinunter. Stufe um Stufe um Stufe in der Hand ein winziger Becher mit Wasser. Eilig hatte sie es nicht sich der stinkenden Zelle zu nähern. Ekelhaft! Nicht einmal Ferrlikas Drüsenflüssigkeit hatte so erbärmlich gestunken. Dennoch achtete sie darauf ihre Bewegungen nicht stocken zu lassen, sah ihm fest in die Augen und blieb dann vor der Zelle stehen. Er war so jung, so unfassbar jung und doch.. der Ausdruck in den Tiefen seiner Augen warnte einen vor. Behutsam stellte sie den Becher ab, schob ihn in die Zelle und hatte nur ein einziges Wort für ihn ehe sie ihn wieder der Einsamkeit übergab. Auch wurden seine Hinterlassenschaften derweil nicht beseitigt, er war – allein.


Tiefste Dunkelheit wurde in der Nacht dieses Tages von einem leisen Tappgeräusch unterbrochen.


Tapp, tapp, tippel, tapp.


Eine kurze Pause folgte, es klang als würde sich etwas kleines schnell über den Boden bewegen.


Tapp, tapp, tippel, tapp.

Stille.


Gerade als die Stille sich so lange gezogen hatte das man schon vermuten könnte es würde still bleiben erhob sich in der Zelle ein frischer Wind. Kühl, feucht und einem kontrollierten Wirbel folgend sorgte das Konstrukt für Sauberkeit. Alle Fäkalien, Staub und sogar der Dreck von ihm selbst wurden beseitigt und entfernt. Die Sauberkeit jedoch hatte ihren Preis. Auf Nässe folgte Kälte und auf Kälte folgte erneut die Einsamkeit. Etwas lag in der Luft und immer dann, wenn er drohte einzuschlafen, wirkte es als rege sich sein stummer Zellengenosse. War da wirklich ein Klappern? Knirschten diese alten Knochen? Hatte sich der Kopf einen Millimeter bewegt oder war er nicht so einsam wie er glaubte?
 Nach oben »
Phelan Klaust





 Beitrag Verfasst am: 11 Mai 2016 23:16    Titel:
Antworten mit Zitat

Eingesperrt. So wollte er nie enden, in der Tat hatte er Angst. Alleine mit den Gedanken und seiner Gewissheit. Sein neuer Freund war umgänglich also lieh er sich einen kleinen Finger in der Hoffnung das Schloss zu öffnen, aber sogar das Glück hatte ihn verlassen.

Der Durst war das schlimmste.
Anatomie. Er wusste genau wie lange der Körper ohne Wasser auskommen würde und er wollte Energie sparen.
Immer wieder döste der zerschundene Leib weg. Oft wurde er schreiend wach, Verkroch sich in der hintersten Ecke der Zelle und weinte dann während er sich an das klammerte was von der Kette übrig war.
Er fing an mit den Gedankenspielen, die man ihn lehrte. Aber er brach ab, beschäftigte sich mit seinem Zellengenossen.
„Hör auf! Verräter! Du willst mich doch nur aushorchen! DAS haben schon ganz andere versucht.“ Sein Lachen war bitter. Einige Stunden später saß er neben dem Kadaver und nahm maß, wie er es früher tat, bis er dann aus dem Rucksack, den sie ihm merkwürdigerweise überließ... vielleicht als Zeichen der Hoffnung... Einen sauber gefalteten Stoff holte und begann das Messer dadurch zu ziehen. In Mangel an Fäden, musste er Stroh verwenden aber am Ende war der Leichnahm recht angemessen angekleidet.

Dann dieses sanfte Geräusch, wie ein sauberes Messer durch Seidenstoff. Eine Katze!
Er setzte sich in ihre Richtung an die Gitter. „Hallo du!“ Die smaragdenen Augen wurden sanft. „Ich hoffe dir geht es hier besser. Kennst du die Geschichte vo... ach vergiss es.“

Irgendwann brachte man ihm Wasser, nur ein wenig. Hätte sie ihre Hand an das Gitter geführt hätte er sie ergreifen können. Wasser, wenigstens etwas, nur kleine Schlucke...

Die Reinigung kam überraschend aber willkommen, der Gestank machte ihn krank und er wünschte sich zumindest ein Duftwasser zu haben aber so musste es reichen. Er begann zu husten, feuchte Kälte und das in ihm. Wahrscheinlich war seine Zeit verkürzt.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Phelan Klaust





 Beitrag Verfasst am: 31 Aug 2016 18:00    Titel: Tage vergingen
Antworten mit Zitat

Die Flucht in Gedanken war kurz.
Sie hatte ihn Besucht. Ihre Methoden waren exzellent, das musste er eingestehen.
Ihn hungern lassen und vor ihm ihre Nahrung zu sich zu nehmen, von der er wusste wie gut sie war. Sein Körper verriet ihn, was ihn nur zornig werden ließ.
Aber er würde es ihr nicht derart einfach machen.

Seine Gedanken entflossen ihm. Er verlor gegen sich beim Schachspiel als sie redete und ihre Fragen stellte. Dabei hatte sie alle Antworten, sie waren dort, direkt in seinem Kopf, irgendwo hinter jenem verdammten Mahlstrom aus Erinnerungen.

Ja, er hatte seinen Zellengenossen eingekleidet, nicht um die Normalität zu wahren, mehr um die alte Erinnerung zu hüten. Und um seinen Notfallplan zu verbergen.

Sie kam nahe genug. Der Griff war geübt, wahrscheinlich fast zu oft angewandt. „Töte es! Jetzt oder nie!“ Schallte es in seinem Kopf und jede Faser seines Körpers war darauf fixiert zu morden... Doch er konnte es nicht, oder wollte er es nicht?

Er hielt ihr Handgelenk fest. Was dann geschah war unerwartet. Ihre Form löste sich oder vielmehr... war anders. Gleißend und schön in seinen Augen. Er lies sie nicht los. Sein Körper reagierte, ebenso wie die weißglühenden Gitterstäbe. Doch was bedeutete es?
Der Geruch nach verbranntem Fleisch erfüllte den Raum. Er betrachtete die Hand einen Moment. Unversorgt würde sie sich entzünden, ihn wahrscheinlich weiter schwächen. Und es machte zwei der Fluchtpläne zunichte. Warum eigentlich fliehen?

Sie ging nicht ohne ihm einige Beeren in seinen Käfig zu werfen. Er beäugte sie nur und legte sie seinem Freund in den Schoß. Sie waren nicht geheuer aber er musste essen. Wie immer wieder trank er kleine Schlucke des Wassers. Langsam wurde das Schlucken zum Problem.

„Gib dich nicht preis!“ Dann der rasende Schmerz, immer wieder. Seine Mentorin war gründlich als er noch... Kind war, wenn man es so nennen darf.

„Es ist wie früher...“ Murmelte er seinem Kumpanen vor. Und zeigte ihm die Reste der Kette mit dem Anhänger an die er sich seit Tagen geklammert hatte

Dann der Blick auf den verbrannten Ärmel und das Fleisch. Das konnte nicht... Hektisch riss er den Rest des Ärmels ab und machte sich, unter Schmerzen und ob der verbrannten Hand, die er kaum noch nutzen konnte, daran einen neuen Ärmel zu machen, einen Teil des Stoffes benutzte er als Bandage ohne Hoffnung es würde helfen. Denn es begann sofort zu nässen, wenigstens sah es besser aus.

Darauf begann er beiden eine alte Geschichte zu erzählen. Er war unendlich müde.

Aber er fand erst Schlaf als er seinen Kumpanen gefesselt, die Augen verbunden und ihn geknebelt hatte, der undankbare Kerl.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gabriella Mittgenstein





 Beitrag Verfasst am: 01 Sep 2016 14:58    Titel:
Antworten mit Zitat

Er war zäh, war er schon immer gewesen. Derweil jedoch hatte sie Geduld und genug um die Ohren um ihn sehr lange schmoren zu lassen. Was war wohl schlimmer? Die Krankheiten, die den geschwächten Körper unweigerlich irgendwann befallen würden, der Hunger, der Unrat oder die eingeschränkte Bewegungsfreiheit. Der Tage dachte sie viel über Grausamkeit und Milde nach. Er hielt sie für naiv, hilfsbereit, freundlich, zugänglich... und was noch wusste nur der All-Eine. Teilweise mochte es stimmen, zum Teil schürte sie so manches Bild und dennoch, sie hätte erwartet das er mehr erkannt hätte. Sicherlich, sie hätte ihn aufklären können, ihren Standpunkt in seinen Schädel hämmern - doch wozu? Es bedeutete ihr nicht mehr viel was die Menschen von ihr hielten, annahmen oder vermuteten. Während sie nachgedacht hatte, hatten ihre Schritte sie an die Treppe geführt. Der süßliche, tote Geruch des inzwischen verdorbenen Festmahles welches Magister Lemo aufgebahrt hatte um Phelans Qual zu vermehren verschlug ihr schier den Atem. Wie konnte überhaupt irgendetwas schlimmer stinken als die Drüsen dieser Ferrlika. Angewiedert verzogen sich die vollen Lippen zu einem dünnen Strich und die schmalen Schultern wurden gestrafft. Treppenstufe um Treppenstufe ging es hinunter und noch ehe sie gänzlich die Füße auf dem Kellerboden hatte sah sie in seine Richtung.

Ein zitternder Berg aus spärlicher Kleidung, nahe seines knöchernen, geknebelten Kumpanen. Was der Mensch in der Not nicht alles für seltsame Freundschaften schloss. Mal lag sein Blick mordlüstern bei ihr, mal verzweifelt und manchmal gar hoffend. Ihrer derweil war studierend, kühl und am heutigen Tag blieben die Lippen schmal. Es gab keinen Grund 'es' noch länger aufzuschieben. Sein wirrer Geist würde ihn nicht mehr sagen lassen als er bereits gesagt hatte. Selbst hier in der Burg hatte er für einen kurzen Moment versucht mit Worten zu verwirren. Hatte vielleicht manche ihrer Schwestern und Brüder kurz zweifeln lassen. Sie jedoch kannte ihn besser, kannte diese Spielchen und bei Alatar.. sie hatte es satt. Diesem hier würde sie überhaupt nichts zugestehen. Längst hatte er den wahren Pfad verlassen, suchte Vergebung und Erlösung wo es keine gab und das nachdem er feststellen musste das sie nicht so einfach zu töten gewesen war wie er sich das gewünscht hatte. Dafür war sie dankbar, überaus sogar und es ließ sie weiterhin glauben ihre Entscheidungen stetig für den Herrn zu treffen.


Seinen Segen mit dir Phelan.

Er kauerte kraftlos anmutend neben dem Skelett. Doch hob er bei ihrer Stimme den Kopf matt an. Irgendetwas in seinem Blick ließ sie noch vorsichtiger werden. Er mochte am Ende sein aber ihr war bewusst das er sie mitnehmen wollte. Lange hielten die Blicke aneinander fest ehe er von einem rasselnden Husten geschüttelt wurde. Es klang nicht danach das diese Krankheit ihn jemals wieder loslassen würde. Sie könnte sich umdrehen und einfach fortgehen, diese Sache vergessen und die Dinge begraben lassen. Wer würde es denn je erfahren? Wer außer ihr selbst? Der Gedanke ließ sie tatsächlich amüsiert durch schnaufen, was sie ob des süßlichen Gestankes der Verdorbenheit und dem beißender Beigeschmack nach Kot und Ammoniak sogleich bereute.

Steh auf... jetzt.

Gepresst kamen ihr die Worte über die Lippen und sie sah zu wie er vollkommen regungslos verharrte. Nicht einmal ein Versuch folgte. Mit den Augen rollend sah sie zur Decke hin und stellte den Kontakt zum Lied her. Sich ob des Geruches ebenfalls aushelfend sah es für ihn in den nächsten Sekunden weniger angenehm aus. Brachial, ohne Rücksicht, ganz die typische Art des Ordens zeigte sich in diesen Momenten eine Seite die zumindest ihr schon sehr lange klar gewesen war. Freude oder Trauer empfand sie nicht. Vielmehr war es das Gefühl, genau das zu tun was nötig ist, welches sie durchströmte. Kälter und kälter wurde es, als schillernd und glitzernd die ersten Schneeflocken einem stummen Tanz durch die Luft um Phelan herum folgten. Die Zelle und sein toter Kumpan wurden von der glitzernden Schicht überzogen. Sein Körper zucke, sie war sicher das es nicht an ihm vorbeiging und doch blieb er sitzen. Hoffte er auf Mitleid? Verbundenheit? In diesem Moment konnte sie ihn nicht einschätzen. Zwei, drei Herzschläge lang zögerte sie, sah auf die schillernde Schönheit und dann... hüllte sie ihn in einen Eisturm. Scharf und schartig wirbelten Eis und Schnee um ihn herum. Den Luftstrom lenkte sie einer Spirale gleich um ihn herum.

Steh endlich auf... oder stirb.

Weich erklang ihre Stimme mitten in seinen Gedanken als gäbe es die aktuelle Situation gar nicht. Eindringlich sollte sie den letzten Winkel seiner Selbst anregen sich zu erheben. Vielleicht jedoch zog der junge Mann auch die Alternative vor. Es war was er gewollt hatte und doch, sie kannte den Selbsterhaltungstrieb der Menschen. Was würde wohl siegen?

 Nach oben »
Phelan Klaust





 Beitrag Verfasst am: 08 Sep 2016 14:44    Titel:
Antworten mit Zitat

Er starb, oder langsam tat er es. So, wie der Heiler es ihm sagte.
Er hatte so lange gehofft wenigstens sie retten zu können. Das Amulett, sein einziger Gegenstand an den er sich klammern konnte. Schmerz in seinem Bauch, er wusste wie lange es dauerte zu verhungern... es machte es nicht besser das verwesende Festmahl zu riechen.
Die Nächte, unbeobachtet von den Katzen verbrachte er damit, die Rippe seines Kumpanen zu schleifen. Er brauchte jede Waffe, die er haben konnte. Die unteren Rippen verbarg er in den Ärmeln. Er würde nicht so einfach sterben, nicht ohne Kampf. Selbst wenn er den Panther jetzt verabscheute...
Er war darauf gefasst erneut zu morden und als sie nahe genug war zog er die Waffe... nicht schnell genug. Ließ ihn etwas zweifeln? Hatte er... er suchte nach der Kälte und der Härte seiner Lehrzeit in sich, sie war da. Warum das Zögern?
Dann der Moment des Eises, seine Kleidung war nutzlos, die Waffen zerstört und schwer und feucht sank der Inhalt seines linken Auges schwer das Gesicht hinab, der verdammte, magische, Eissturm hatte es zerschnitten. Die klebrige Flüssigkeit lief sein Gesicht hinab
Es war zu schnell geschehen. Der Geist war wirr. Seine eine Hand hatte sich entzündet, blutiger Eiter...
Sie missbrauchte seinen Geist mit Magie. Wie lange würde er noch können? Wahnsinn umfing ihn, so weit sollte es nicht kommen. Sie suchte etwas, Antworten die er verborgen hielt.
Die verletzte Augenhöhle hatte sich entzündet und begann zu eitern. Seine Rechte konnte er kaum bewegen. Die Zeit verkürzte sich, aber es wurde egal, er würde es vor ihr verbergen, so lang er konnte.

Er versank in Gedanken und kauerte dort als das tödliche Eis ihn umschloss.
Er stand auf wie sie ihm befahl und blickte ihr entgegen. „Was? Warum?“ er sprach während die Muskeln sich anspannten als Fleisch und Haut vom eisigen Malstrom durchschnitten wurden.
„Wenn Du nichts hören willst, töte das Raubtier einfach!“ erneut überkam ihn der schwere Husten. Das Blut in seiner Hand wischte er in der Kleidung ab. Stehen war schwierig aber er blieb nahe seines Zellengenossen, so aufrecht er vermochte, den Blick auf sie geheftet.
Es war einfach die junge Dame zu verführen nur den einen Schritt. Aber sie hörte auf ihre Meisterin. Nur eine Minute zu spät. Er war sich sicher sein Netz gut gewoben zu haben, aber es wurde zu Nichte gemacht. Sie war schlauer als der Zögling. Hätte er sie nur alleine gehabt.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Gabriella Mittgenstein





 Beitrag Verfasst am: 02 Feb 2018 00:52    Titel:
Antworten mit Zitat

Ganze drei Herzschläge starrte sie das leere Glas an und verzog die Lippen. Der Tag hatte kommen müssen da das lindernde Pülverchen sein Ende gefunden hatte. Zufrieden war sie damit natürlich nicht, es zermürbte sie, ging sie an und instinktiv griff sie nach der gewohnten Menge an Geistenergie um sie, wie jeden Tag für sich zu nutzen. Erleichterung - im ersten Moment. Dann aber setzten die Kopfschmerzen ein und das Glas glitt ihr aus den Fingern, sie hielt sich an der Küchentheke fest und knirschend glitten die Zähne übereinander. Einer der schlanken Arme hob sich in einer etwas unbedachten Bewegung, dennoch fand die Hand recht zielsicher in den Schrank. Erst vor wenigen Tagen hatte sie neue Stränge von der Lethra ihres Vertrauens erstanden. Wo bei Kra'thor waren die verfluchten Dinger hin? Hatte sie alle aufgebraucht? Bei Alatar! Es war so mühsam seine Gedanken zu ordnen, sie klar zu halten wenn der Verstand einem Dinge eingab die man gut vergraben hatte.


Ich hätte dich retten können aber du...
... du hast es vorgezogen all meine Geheimnisse meinem Geist zu entreißen


Verschwinde!

Es wäre so einfach gewesen sich einfach hinzugeben Gabriella...
... nur ein kurzer Schmerz, ein kleiner Stich dem die erlösende Dunkelheit gefolgt wäre. Für dich, wäre es schnell gegangen.


Halt die Klappe!

Stinkwütend gingen da ein paar weitere Gläser zu Bruch, diesmal im vollen Bewusstsein an die Wand gepfeffert. Vermutlich hatte der Candidatus recht sich derartig zu fürchten, sie hatte ohne einen manipulierten Geist ganz offensichtlich nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. Schnaubend folgte ein tiefer Atemzug, nein... nein so weit war es noch lange nicht. Wenngleich sie die Gräueltat vor Augen hatte als sie Lider schloss, wirbelte sie mit kontrollierter Energie herum und ließ das Scherbenchaos im Haus zurück. Mit jedem Schritt wurde die Haltung korrigiert, das Haupt hob sich und die Züge wurden von der inzwischen gewohnten Maske überschattet. Ein Blick in die Heilerstube in Düstersee, gefolgt von einigen freundlichen Worten, die den Gardisten wissen ließen das sie seiner Bitte nachgekommen war, ehe sie wieder hinaus schlüpfte. Wie lästig es war, nicht die Schatten um sich zu sammeln, Blicken auszuweichen. Vollkommen gedankenverloren ging sie nach der Kutschfahrt an den Gardisten in Rahal vorbei, schrak nahezu auf als der übliche Salut erfolgte und grüßte aus den Gedanken heraus ehe sie die schwarze Burg aufsuchte. Nahezu anklagend haftete der Blick auf dem Sarg des Grünhaarigen ehe sie in bester Gesellschaft einige Werke im verschlossenen Teil der Bibliothek studierte. Ein Knarren hier, ein Knarzen dort, ein unwirkliches Augenpaar das beobachtete. Sobald diese Liedsache überstanden war musste sie unbedingt daran denken die Maestra nach ein paar Dingen zu fragen die in ähnliche Richtungen gingen.

Du bist auch nicht hilfreich.

Fast etwas herausfordernd klangen die Worte in Richtung der Regale auf und kurz hatte der hungrige Blick, der sie bis dahin fixiert hatte, etwas spöttisches ehe das Augenpaar wieder in der Beschaffenheit des Regales verschwand. Einbildung? Der Tage würde es sie ja keinesfalls wundern. Seufzend hob sie die Hand und fuhr sich über die Züge. Wenn das bisschen, gewohnte Magie schon so viel kostete wie zum Henker sollte dann möglich sein was auf sie zu kam? In diesen Momenten vermisste sie Florentine, ihre prägenden Lektionen und ihr Wissen. Kaum jemand war ihr bislang mit so einem wachen Geist begegnet. Der Gedanke an die einstige Mentorin genügte aber um die verinnerlichten Lektionen abzurufen um die Burg dann auch wieder zu verlassen. Am Abend saß sie mit dem kleinen Mann zusammen. Von der üblichen, eher entspannten Haltung im eigenen Heim fehlte jegliche Spur. Er wusste es, mehr als alle anderen Menschen um sie herum. Wem hätte sie es auch sagen sollen? Wer hätte es auch nur zum Teil verstanden? Kysira vielleicht, ja – aber sonst? Da hatte sie dann doch so ihre Zweifel. Dennoch war es dieses Wissen das sie dazu bewegte mit ihm über das Problem zu sprechen. Nachdem die Zeit fortgeschritten war hatte man sich dann auch auf einen Versuch geeinigt. Tatsächlich war sie skeptisch. Aber mal ehrlich, was konnte jetzt eigentlich noch alles schief gehen?


~ Der nächste Morgen ~
Knochensplitter um die nackten Füße auf dem Boden, die Klinge nahezu restlos zersplittert. Ihre silberblonden Locken waren verklebt und hingen schwer vom Kopf hinunter. An der Schläfe eine leicht geschwollene blau-violette Stelle, etliche Flecke am Körper und ein Schnitt in der rechten Hand und dann auch noch an einen Pfosten gekettet. Großartig. Soviel zu einer Lösung. Ihr brummte der Schädel und im Moment war sie nicht sicher, ob sie lachen oder weinen sollte. Immerhin hatte es der kleine Mann irgendwie geschafft, dieses Mal. Die viel beunruhigendere Frage war, ob es ein nächstes Mal geben würde. Missmutig trank sie später ihren Tee und hörte seinen Worten zu. Ihre sonst so sonnige Laune hatte sich gründlich verabschiedet. Vermutlich hatte niemand sie in den letzten Jahren auch nur annähernd mit so einem Blick herumlaufen sehen. Seine Vorschläge ergaben allerdings Sinn und auch sie war bereits zu einer ähnlichen These gelangt. Bis die Lethry sie mit neuen Strängen versorgt hatte beschloss sie sich daran zu halten. Beizeiten würde sie sich aber wohl bei dem kleinen Mann revanchieren müssen.


Zuletzt bearbeitet von Gabriella Mittgenstein am 02 Feb 2018 00:58, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Gabriella Mittgenstein





 Beitrag Verfasst am: 08 Jul 2018 01:33    Titel:
Antworten mit Zitat

In den letzten drei Mondläufen:


Einatmen...


.... ausatmen....


.... einatmen


Wie lange war es her seitdem sie sich so auf die Atemübungen konzentrieren musste? So lange, dass sie es nicht einmal auf einen Zeitraum eingrenzen konnte. Er war also zurück, unerwartet, unvermutet und doch hatte sie es für sich eine Zeit lang gehofft. Dummerweise erhielt man selten exakt das was man sich erhoffte und was einst geschmiedet worden war entpuppte sich als wahre Zerreißprobe. Nervosität, Angst, Unruhe, all das was auf sie einflutete, wenn sie sich zu nahe kam. Gepaart mit dem was in den Tiefen dieses inzwischen irren Geistes lauerte, kostete es sie eine Fülle an Geduld nicht an dem verdameleiten Band zu zerren, es zu zereissen oder sonst was damit anzustellen. Ihre Gedanken jedoch kreisten darum. War sie es ihm schuldig das Band zu bewahren? War es der letzte dünne Faden vor dem finsteren, finsteren Abgrund?

Verdammte Axt.

Sie waren eindeutig zu weit gegangen mit ihren Experimenten. Jetzt ließ sich nicht mehr trennen was in der Vergangenheit verbunden worden war. Schmerzen hätten sie Beide dafür in Kauf genommen die Gefahr des vollkommenen Wahnsinns oder das einer der beiden Magier dafür daran glauben musste jedoch nicht. Dass man diesen Mann aber auch nicht alleine lassen konnte! Kaum drehte man ihm den Rücken zu geriet er irgendwo in Schwierigkeiten, die deutliche Spuren und ebenso quälende Erinnerungen zurückließen. Das letzte Mal waren es Ketzer, dieses mal.. tja was war es eigentlich..? Nicht einmal das wusste sie so genau und ihr Ärger in dieser Angelegenheit war immens. Jede seiner Behauptungen hatte sie im Liedgefüge genau sondiert - lediglich um zu registrieren das im Lied selbst keine dieser Veränderungen zu erkennen war. Nicht was auch nur auf den klitzekleinsten Riss hingedeutet hätte, nicht einmal eine besonders hohe Dichte an Energien oder sonst irgendetwas auffälliges. Auch ihm selbst oder der Vernetzung schien nichts anzuhaften.

Mit einem tiefen Seufzen glitten ihre kühlen Fingerspitzen an die Schläfen, um dort ihre Kreise zu ziehen. Tatsächlich konzentrierte sie sich darauf ruhig zu bleiben, Sicherheit zu vermitteln, ein stetiger Gegenpol zu den Ängsten und der Furcht. Wie lange dauerte es bis ein gebrochener Mensch derlei verarbeitete? Würde er es je überwinden oder zog er sie mit in diesen erschreckenden Abgrund hinunter. Wann würde sie in jeder Ecke Dämonenpfuhle sehen, Risse die sich öffneten und all die anderen exotischen Dinge die ihnen, seinen Geist Worten nach, schaden wollten? Wann würde sie selbst Salz ausstreuen, Silber oder Eisen nahe der Fenster platzieren? Wann irgendein Rauchwerk anzünden und sich diesem Wahnsinn selbst ergeben? Knurrend presste sie die Zähne zusammen. Solange sie alleine war, verbarg sie diesen lästigen Zustand nicht, vor fast allem Anderen hatte sie sich zurückgezogen und machte sich auffallend rar.


Bücher.


Waren sie nicht immer eine Lösung? Ein Wink mit dem Zaunpfahl in die richtige Richtung? Was hatte sie sich in Büchern vergraben und doch - nichts. Was die beiden Arkorither da in vielen Stunden vertieft hatten schien nicht gerade alltäglich zu sein. Zu Anfang war es großartig, brachte die gewünschten Erfolge mit sich doch jetzt.. mit einem angegriffenen Geist auf der einen Seite trugen Beide die Folgen. Dazu kam der persönliche Ärger, Enttäuschung - es war nahezu unmöglich es ihn nicht zu wissen, was zumindest ihren Ärger nur noch mehr schürte. Langsam, sehr sehr langsam tastete sie sich an jener Verbindung entlang. 'Der Dunkle' wie sie ihn Beide genannt hatten, ruhte. Nein, er lauerte. Wie ein gefangenes Tier in seiner dunkelsten Ecke schien er sie zu beobachen, seine Präsenz flackerte nicht mehr, sie war nahezu greifbar und das Gefühl, das sie Schuld daran trug wollte einfach nicht nachlassen. Ihr schlechtes Gewissen regte sich, natürlich hatte er ihr leid getan, sie mochte ihn schließlich aber.. wie immer gibt es in solchen Fällen ein sehr großes 'aber'. Egal wie sanft sie gewesen war, sie hatte ihm weh getan, sie wusste es, er wusste es und dummerweise wussten sie beide auch das sie es wussten. Diese Kreise und Bahnen der Eindrücke und Emotionen waren die Pest.

Gänsehaut kroch ihren Nacken hinab und breitete sich gen der Schultern aus. Jedes der feinen Nackenhärchen stellte sich auf. Ihr war klar, dass sie nicht da sein sollte, wo sie sich gerade befand. Die derzeitigen Umstände brachten es bedauerlicherweise nicht mit sich das sie dieser Gefahr viel entgegen zu setzen hatte. Aufgeben war jedoch keine Option. Stur weitete sie ihr Licht aus, vertrieb die grauen Schlieren die nach ihr Griffen. Entweder sie bestanden diese Prüfung beide oder sie würden beide daran zerbrechen. Ein weiterer, lästiger Fakt, der den Magiern sehr bewusst war.


'...du darfst dich ihm nicht entgegenstellen wenn er gewinnt Gabriella.. '


Ein weiteres, tiefes Seufzen und sehr sanft kreisende Fingerspitzen an der bereits gewohnten Stelle. Er wusste ebensso gut wie sie das sie genau das tun würde, genau dies als ihre Pflicht ansah, wenn er diesen inneren Kampf verlieren würden. Was hätte sie auch sonst tun sollen? Diese ganze Angelegenheit war derartig verworren, dass es ihr schwerfiel sich auf die üblichen Dinge zu fokussieren. Nachforschungen an verschiedenen Stellen hielten sie auf Trab und Frieden fand sie der Tage lediglich in den starken Armen ihres Liebsten. Ihm wenigstens hatte sie 'es' sagen können, ansonsten bewahrte sie an jeder Stelle stillschweigen. Es gab Tage, an denen mied sie die Nähe jene das Band aufflackern lies. Tage, an denen es auch ohne jegliche Nähe aufflackerte als stünde er neben ihr, dann wieder rückte es in den Hintergrund. Verschwindend nahezu und sie musste keine Maske tragen die Anderen vermittelte das alles in bester Ordnung sei. Wie lange sollte das noch so gehen? Es lief nicht sonderlich gut, das wussten sie beide und keiner fand derweil eine Lösung. Verwundert war sie daher nicht als sein Haus der Tage leer stand, von ihm keine Spur zu entdecken war und die ersehnte Ruhe wieder in ihrem Schädel einkehrte. Ein paar Körnchen Salz fanden sich noch nahe der Türe, das einzige Zeichen das er wieder eine Weile in Rahal verweilt hatte. Es verstrichen Tage bis sie merkte das die Verbindung nicht ruhte. Zwar nicht so deutlich wie in bestimmten Fällen und doch immer am Rande ihres Bewusstseins, greifbar, nutzbar und gefährlich.


Was treibst du da Arkorither?



Eher murmelnd, die Augen halb geschlossen und mit einem tiefen Atemzug klang die Frage auf. Wie sie Situationen hasste die sich auftaten, ohne sich besprochen zu haben und ganz so einfach würde sie es ihm diesmal nicht durchgehen lassen. Immerhin hing sie gezwungener weise am anderen Ende der Verbindung. Also suchte sie sich eine bequeme Ecke, nahm entsprechende Haltung ein und vertiefte ihren stetigen Kontakt zum Klanggefüge. Mühelos griff sie nach der vertrauten Verbindung, glitt an ihr entlang bis zu ihrem Ziel, erhaschte Eindrücke und Informationen ehe sie dann mit erschreckender Leichtigkeit in die Tiefen seines Geistes tauchte. Wie gewohnt verbarg sie ihre Anwesenheit dabei nicht - wozu auch? Die endlosen Stunden, die sie so verbracht hatten hätten jede Maskerade sofort zerschmettert. Sie kannte all seine Geheimnisse, selbst die grausamsten und traurigsten Dinge und er kannte die ihren. Er wehrte sich nicht, wofür sie tatsächlich einen Moment dankbar war. Zusammenarbeit war immer besser, als gegen einen alarmierten Geist arbeiten zu müssen. In diesem Bereich waren ihre Fähigkeit ausgereifter, ihre Erfahrung größer, das hier war ihr Steckenpferd. Als er begriff, was sie vorhatte, begann er dann doch sich zu wehren und wollte sie hinausbefördern. Ein brachialer Eingriff, bildlich dargestellt hämmert die goldene Lichtgestalt die sie bei dem Unterfangen bevorzugte auf den fort brechenden Boden, was eine beeindruckende Lichtwelle auslöste die sich vom Ausgangspunkt entfernte. Oh er würde Kopfschmerzen haben, er würde sie vermutlich mit bester Seemannszunge verfluchen und doch, war ihr das in jenem Moment gleich. Es gab Dinge, die konnte sie nicht ändern aber hier und jetzt konnte sie helfen. Wunderschön, zornig und machtvoll hob sich der Kopf der goldenen Gestalt in selbstbewusster Art und Weise ehe der Kampf entbrannte. Diese Gegner, die für niemanden sonst zu sehen waren schenkten sich nichts. Bedauerlicherweise kannten sie sich gut und so glich der Kampf eher einem unendlichen Tanz. Griff sie an, wich er zurück - preschte er vor, wich sie aus. Jede Bewegung, jedes Zucken, jede Magie es war als kämpfe man gegen sein eigenes Spiegelbild, ermüdend, aussichtslos und höchst unbefriedigend. Während die ungleichen Gegner aufeinander prallten rasten ihre Gedanken, das er mental auf sie ein schrie war dabei, am Rande erwähnt, nicht sonderlich hilfreich.

Schließlich, ließ sie es darauf ankommen und die Goldene verharrte an Ort und Stelle. Blitzschnell schossen die grauen Schlieren auf sie zu und der Dunkle folgten jenen unwirklichen Gebilden, als sei er mit ihnen verbunden. Ihr stockte das Herz und sie sah ihren Geist schon zerschmettert. 'Goldfische schwimmen glücklich ihre Kreise im Glas.' Für einen Moment war es fast so, als fülle die Stimme ihrer Mentorin sie gänzlich aus, sporne sie zu mehr an. Genau in diesem Augenblick hob die Lichtgestalt den Kopf, sah dem Teil seines Geistes der normalerweise gut im Zaum gehalten ward unerschrocken entgegen und breitete die Arme aus. Seine grauen Schlieren prallten auf das Licht jenes sich einer Umarmung gleich ausweitete, schmolzen darin wie Butter in der Sonne. Schritt um Schritt bewegte sie sich, er wich zurück und sie folgte ihm nach. Hätte jemand in diesem Moment ihren wirklichen Körper beobachtet, so hätte er sie erschreckend blass gesehen, tiefe Ringe bildeten sich unter den Augen und der Schweiß rann ihr über den Körper. Es dauerte zu lange, forderte seinen Preis. Doch würde sie nun aufgeben würde sie diese Chance nicht noch einmal erhalten. Also ging die Goldene in der Ferne weiter. Schritt um Schritt, sie kannte den Ort, wo er sich normalerweise verbarg, wo er 'gefangen' war und dorthin trieb sie ihn. Jede der dunklen Schlieren die gegen sie brandeten, kostete sie Kraft, ließ das Licht ein wenig erlöschen und am Ende war kaum mehr etwas davon übrig. Ihr wurde klar, dass sie es nicht schaffen konnte, das sie versagen würde und kurz vor dem Augenblick in dem sie zusammen brach, hörte er auf sie anzuschreien und griff endlich ein. Mit letzter Kraft zog sie sich zurück. Es war, als glitte man einen glühend, heißen Faden entlang. Schmerzhaft und ganz deutlich nicht so wie es bisher gewesen war oder normalerweise sein sollte. Kaum das Geist und Körper wieder vereint waren schrie sie gellend auf. Lang währte der hohe Schrei nicht , doch beinhaltete er all die Schmerzen die in diesem Moment auf sie einfluteten ehe die gnädige Schwärze sie Sekunden später erlöste.



 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Schatten der Vergangenheit
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de