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Das Grundlegende der Kunst…
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Das Grundlegende der Kunst…
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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 11 März 2018 18:16    Titel:
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    Temora - Trägerin des Lichts und Schwinge jedweder Hoffnung -
    Ich rufe dich an, in tiefster Demut, als deine Dienerin.


Der Raum war nicht nur Dunkel, er war von kalter Finsternis erfüllt. Seine Architektur erinnerte in einem pervers verdrehten Maße an die Räumlichkeit eines geweihten Ortes, einer Kirche, Kapelle oder Krypta. Klamm erschien es, erfüllt von einer kühlen Bedrohung, in der weder Menschlichkeit noch Hoffnung einen Platz hatten.

    Mit einer Gläubigen an meiner Seite treten wir mit Bitten und Verzweiflung im Herzen auf dich zu.
    Dein göttlicher Blick reicht weiter und tiefer, als unser Verstand es begreifen mag.
    Deine göttliche Gnade ist größer und barmherziger, als wir es verdienen könnten.


Dort stand sie. Eine Gestalt, die annährend als weiblich zu bezeichnen war, von einer nicht sonderlich hohem Wuchs– vermutlich eher zart in den Formen? Die Haare waren so schwarz, dass sie beinahe mit dem Hintergrund verschmolzen wären. Doch hatte diese Frau kein Gesicht, war frei jeglicher Züge – kein Erkennen.

    Hilf uns, Temora, dass nicht Angst aus Unwissenheit geboren wird, kein Versäumnis Unglück bringt.
    Sei unser Licht, unsere Hoffnung, unsere Wahrheit.


Ein Dolch schimmerte in ihren Händen. Kaltes Metall, betränkt in warmen, roten Blut. Langsam lief es in Bahnen die Schneide herunter und tropfte unheilvoll auf den Boden. Tropfen für Tropfen.

    Und so beten wir zu dir, in Sorge um zwei Seelen, die dir in Liebe und Glaube zugetan.
    Hilf uns sie zu finden, die Seelen der vermissten Landerwals, ihr kostbares Licht.
    Vor Sorge ist die Familie erschüttert, die Eltern, Geschwister und Kinder.


Da waren sie, zwei Lichter, so erhaben und rein, dass ihr Leuchten die tiefsten Sehnsüchte nach dem Hauch der Göttlichkeit weckte. Zaghafte, wunderschöne Lichter. Doch reichten sie immer weiter zurück in die Dunkelheit, wurden kleiner und blasser… und verglühten, beraubt ihrer gesamten Existenz, ihres Seins.


Johanna war an jenem Abend erschüttert gewesen von dem, was sie gesehen und was sie gefühlt hatte. Temora erkannte die Berührung der Priesterin während des Gebets, ihrer Anrufung, ihrem Bitten, und legte schützend ihre warmherzige Gnade über Johannas Schultern, als wäre ein Mantel über ihre Gestalt ausgebreitet worden. Temora hatte ihre Dienerin nicht einen Moment allein gelassen und die Trauer mit ihr geteilt - das hatte die Priesterin gespürt. Es fühlte sich an als bedauere Temora die zwei Seelen, wie sie um jedes ihrer Kinder wohl trauerte, das in den Schlund Kra'thors verloren ging.
Johanna war nicht nur dankbar um die Erkenntnis und die Auflösung der Zweifel, sie war auch dankbar um die Gnade der Herrin ihr nicht jedes Detail dieses unheilvollen Mordes vor Augen zu führen. Und doch würde diese Vision Spuren hinterlassen, ein Opfer einfordern und nichts lassen, wie es zuvor war.

Ein Brief würde Lynn hinterher geschickt werden, in die Heimat.

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Zuletzt bearbeitet von Johanna Hohenhain am 12 März 2018 10:11, insgesamt einmal bearbeitet
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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 24 Okt 2018 17:49    Titel:
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Am Morgen strahlten ihr nicht allein die Farben des beginnenden Herbstes entgegen. Es war ein mit einem gefärbten Stoffband umwickelter Blumenstrauß, der sie vor der Haustür begrüßte, sorgfältig und halb verborgen hinter ihren Briefkasten geklemmt. Es waren die markanten Blüten der herbstlichen Sonnenblume, das blühende, warme Licht, umkranzt von Chrysanthemen und wunderlicher Weise auch den frühlingshaften Krokussen. Mit einem noch eher seicht geprägten Lächeln bettete die edelblasse Frau in der frühen Kälte des Herbstmorgens die blütenreiche Geste in ihre Armbeuge und entriegelte den Metallkasten. Ihre schlanken, hellen Finger tasteten über den angerauten Boden des Kastens, bis sie über die Kante eines gefalteten Pergamentes strichen und ein tieferes Führen sie auch einen kleinen Lederbeutel ergreifen ließen, zugeschnürt mit einer dünnen, gedrehten Kordel. Es klimperte Hölzern im Inneren und weckte damit bereits durchaus ein gewisses Maß an Neugierde ob des unbekannten Inhaltes. Doch Johanna hatte sich abgewöhnt im Dorf Briefe oder Beutelchen zu öffnen. Kleine Ortschaften waren bar jeder Privatsphäre und das Kloster zog immer wieder Wanderer hinauf gen des Berges, selbst dann, wenn die Dorfbewohner selbst noch in der Wärme ihrer eigenen Stuben saßen. Und so zog sich die Geweihte mit einem Blick über beide Schultern vor das eigene Küchenfeuer zurück, auf dem noch der Rest eines Kräutertees über der knisternden Glut warmgehalten wurde.

Raschelnd wurde das Blatt aufgefaltet und die ersten Silben ließen sie das weiche Lippenpaar spalten, die Lider überrascht über das Gold ihrer Iriden schlagen, ehe der Mund ein erwärmtes, weibliches Lächeln offenbarte. Die Mühe, die in den Zeilen steckte, offenbarte sich nicht in der Schönheit und Sauberkeit des Schriftbildes oder in bardengleicher Lyrik der gewählten Worte. Jeder einzelne Buchstabe war Arbeit gewesen, ein kleiner Kampf, um Aneinanderreihungen zu Sätzen zu formen. Kleine Tintenflecke oder ausgebleichte Linien, wenn die Tinte auf der Federspitze rar geworden war, fielen aus der Wertung gänzlich heraus, so stolz war sie über jenen Fortschritt und so gerührt, dass die Zeilen an sie gerichtet waren.

Und Briefe erhielt sie alltäglich allgemein nicht zu wenige. Jeden Tag, den sie örtlich anwesend war, kontrollierte sie den Schriftverkehr innerhalb des Klosters, in dem sie mit eingeschlossen war. Berichte über Untote vor Bajard, Absprache über interne und externe Unterrichtseinheiten, Planungen der Symposien und Feiertage und auch sonstige Schwierigkeiten, die sich kirchenpolitisch in letzter Zeit aufgetan hatten. Und sie stand nun nach außen betrachtet in der Verantwortung diese Schwierigkeiten zu beantworten. Als ihr schriftlich bekannt gegeben worden war nun zum Vorstand des ersten und damit kirchengeschichtlich wichtigsten Klosters des Temoraglaubens ernannt worden zu sein, hatte es sie kurz übermannt und sie hatte sich zum Lesen tief zurück in den Sessel drücken müssen. Es war ein ähnliches Gefühl gewesen wie beim Lesen der drei persönlichen Sätze, die sie nun in den Händen hielt. Ähnlich. Nur war eine Botschaft lange unbewusst ersehnt gewesen, die andere kam ohne Erwartung.

Schließlich erinnerte sich die rothaarige Priesterin wieder an den geheimnisvollen Beutel. Sie schüttelte den Inhalt auf den Tisch und besann sich schnell des Fehlers, denn es waren kleine Holzmurmeln gewesen, die sie nun rasch einfangen und vor dem Sturz von der Tischkante bewahren musste. Alle zu einem Haufen zusammengerafft stachen einige Kugeln heraus, waren wesentlich dunkler gebeizt und als sie jene zu drehen begann sah sie die darauf hinterlassenen Bilder von Mond und Sternen. Und sie erinnerte sich, dass er sie einst als hellen Mond in der Nacht bezeichnet hatte.

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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 03 Jan 2020 22:15    Titel:
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Sie war oft so fern. Immer häufiger entrückte sie, als wäre es immer schwieriger auf der einen Seite so viel Bestand zu haben wie auf der anderen. Als könne sie nicht in mehreren Welten gleichermaßen existieren. Es war, als wäre dort die Welt des gemeinen Volkes, das reale Leben auf den Straßen des Herzogtums, in seinen Tavernen, Häusern und Familien. Dann war da die Kirche, als Institution, von innen geführt, nach außen verbunden mit der Kirchenpolitik, der Weltlichkeit und allen böswilligen, dämonischen Machenschaften, die es zu bekämpfen galt. Ja, und zuletzt die Geistlichkeit, die Verbindung zu Temora, die Fäden zum Göttlichen, das sie ausfüllte und stets wieder von neuem auffülle. Zunehmend häufiger entrückte die Priesterin in eben jenes Licht, in diese so einnehmende Verbindung. Momente der Ahnungen, Momente der Blicke, die niemand nachzuvollziehen wusste, der nicht selbst im Namen Temoras die Weihe erhalten hat. Und vielleicht nicht einmal davon alle. Johanna sah, sie spürte, aber sie konnte es nicht laut genug hören, nicht klar genug erkennen. Es blieben unbestimmte Gefühle zurück. Und dieses Wispern, das sie immer häufiger begleitete.

Nun saß sie da, in der großen Halle der ritterlichen Burg zu Schwertfluren, links und rechts gesäumt von Ritterschaft und Klosterwache, während sie mehr dem Schweigen verfallen die Knappen bei ihren Übungen beobachtete. Engere, dunkle Kleidung prägten die Gestalten, die sich zum Spott der sie umgebenden mit der Fechtwaffe mühten. Fremd und unbeholfen. Verwirrt durch unterschiedliche Anweisungen und den Korrekturen, die sich die beiden Lehrmeisterinnen zuwarfen. Und taten sie es nicht, so sprach die eine Kritik über das Vorgehen der anderen. So menschlich, so vertraut. Und da war er wieder: Tristobans Blick in ihre Richtung. Und da war sie wieder: Die Wahrung ihrer Fassung nach außen.

Tristoban war ihr weltlicher Anker gewesen, der Mann, der sie gewiss ein gutes Jahr lang hatte festhalten können. Doch sie hatten Entscheidungen getroffen, denen sie sich anfangs nicht zugeneigt gefühlt hatten. In ihrer sanft erblühten Liebe zueinander hatten sie geglaubt mit dem Wohlwollen einer Mitwissenden ihre Beziehung zueinander halten zu können. Und sie hätten es. Aber da war das Gewissen der reinen Seele, das sie daran erinnerte, den rechten Pfad zu wahren, mit der ihnen aufgebürdeten heiligen Stärke. Ein Knappe hatte keine solche Beziehung zu pflegen. Und wollte Tristoban jemals ein Ritter nach erstrebtem Vorbild sein, so musste er sich treu daranhalten, um auch später treu und worthaltend vor König und Göttin treten zu können. Er legte jetzt bereits den Grundstein, was für eine Art Mann er auch in Zukunft sein wollte. Und das Königreich brauchte starke Männer mit reinem Charakter. Was für eine Geweihte wäre sie also gewesen, wenn sie nicht bereit war zu opfern, was sie begehrte, wenn sie nicht voranschreitend die Wege der Tugenden ging und sie über sich selbst erhob? Keine, die sie sein wollte.

Also sahen sich schon viele Monate nicht mehr. Viele. Nur in solchen Momenten. Der Anker wurde blasser, das Herz tief verwahrt und die Unruhe in ihrer Brust wog auf. Was überhörte sie?


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Johanna Hohenhain





 Beitrag Verfasst am: 11 Apr 2020 14:14    Titel:
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Hinter den verschlossenen Mauern des Klosters der Lichteinigkeit weinte sie manchmal. Auch wenn es besser wurde. Mit der Zeit. Es war keine Trauer, die sie kopflos machte, sie war einfach unterschwellig präsent. Und es fühlte sich erleichternd an, den Druck und die Anspannung ein wenig fallen zu lassen. Nur weit genug, um wieder da zu sein und sich in das zu stürzen, was man nur mit viel Ironie das Tagewerk nennen konnte. Die Akoluthen und Novizen füllten die Struktur des Klosteralltages, jeder auf seine so individuelle, charakterliche Weise. Sie nahmen die ihnen gegebene, würdevolle Zuwendung an und das, was sie ihr als Lehrerin spiegelten, tröstete ein wenig das gelittene Herz. Sie hatte Diakon Salberg gern. Von Anfang an hatten sie eine fundiert, vertrauensvolle Basis zueinander gefunden. Vermutlich, weil Johanna ihn auch als Priesterin begleitet hatte und er im Gegenzug auch ab und an ihre Gedanken für sie mitgetragen hat. Sie hatten beide ein Kind verloren und erst spät, mit über dreißig, den Weg ins Kloster gefunden. Es war einfach und ohne Missverständnisse gewesen. Und das fehlte ihr. Er fehlte in diesen Mauern. Es waren viele Gesichter, die mittlerer Weile fehlten.

Auch jetzt, wo sie an einem warmen Frühlingsnachmittag in ihrer Schreibstube saß, füllten sich Johannas Augen mit einem brennenden Gefühl. Doch die zittrig zusammengelegten Lippen beruhigten sich nicht minder wie der androhende Vorstoß ihrer Tränen, als sie tief durchatmete. Sie verfasste gerade den Nachruf, die Gedenkrede, die noch vor der Beisetzung öffentlich gemacht werden sollte. Neben diesem Schreiben, der Vorlage für die zu fertigen Abschriften, ruhte ein Pergament, welches den Rücktritt des Kommandanten der Klosterwache kund machen sollte. Daneben Antwortschreiben auf weitere Korrespondenzen der Institutionen des Herzogtums. Berichte aus den Reihen der Klosterwache, begonnene Ausbildungs- und Terminlisten. Doch wogen diese Pergamentrollen und -bögen nicht mehr so schwer, wie vor einigen Wochen noch. Bevor ein Götterkampf über ihren Köpfen tobte und das Firmament barst. Bevor die Geweihtenschaft Temoras die Kleriker und Arkanen im Kloster vereinte und sie sich moderierend vor all ihnen wiederfand. Und alles fühlte sich so anders an, seitdem sie in einen Akt der Schöpfung geblickt hatte und sich zum ersten Mal seit langem in einer Intensität als Teil dieser verspürte. Das Licht, was sie gesehen hatte, war vertraut mit all ihrem Sein. Und die Gefühle der Finsternis dahinter hatten Verstörendes zugelassen. Aber die in ihrer Vision erkannte Gier war abgeklungen, nur eine dumpfe Erinnerung. Im Gegensatz zu dem Bild der tausend Lichter, die erblühten und vom Schicksal sprachen. Sie hatte es gesehen und seitdem ruhte sie nicht eine Nacht ohne den Traum von den Sternen. Als wäre das dieser unbestimmte Ruf gewesen, der sie schon so lange verfolgt hatte.

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