Auszug aus vergangenen Tagen..

[Ancoron Nysal]

Eine schlanke und hochgewachsene Gestalt streift durch den Wald. Trotz der Dämmerung scheint sie sich gut zurecht zu finden. Man erkennt bei näherer Betrachtung, dass es sich um einen jungen Mann aus dem Volke der Menschen handelt. Ein Uhu späht von seinem Ausguck auf ihn hinab, wie er fast lautlos durch das Unterholz gleitet.

Er schaut hinauf, zu dem alten Uhu, der ihn schon eine Weile betrachtet und seufzt etwast. „Der Wald ist wachsam“ murmelt der junge Mann. Doch sein Weg führt in weiter, hastig scheint er dahin zu eilen nur fort von wo er herkam:

In seinen Aufzeichnung notierte er:

„Vieles geschah in letzter Zeit, altehrwürdiger König der Nacht. Noch nicht lange bin ich in diesen Landen und dennoch überwältigen die Ereignisse mich jetzt schon. Wunden trage ich, von denen mein Körper geschwächt und mein Geist abgelenkt. Gedanken plagen mich, wie ich sie bisher nicht zu beachten hatte.
Mein Pfad beschritt ich mit strenger Aufmerksamkeit. Stetig setzte ich daran mich weiter zu entwickeln. Viele der Kontrahenten konnte ich im Kampfe schlagen-wenn doch alle nur so jämmerliche Geschöpfe wären.Im Kampfe ließ sie mich der Eine Wahre nie im Stich, in der Gunster der Oberen huldigte er mir den notwendigen Respekt und das Geschick nicht weiter als notwendig aufzufallen.. bis zu jenem Tage..

Ich probte mit meinem Schützlingen einen schnellen Angriff auf mehrere Ziele. Wieder und wieder ließ ich sie ihre Aufgaben bewältigen. Ich fühlte mich sicher, denn keiner würde es wagen Hand gegen mich zu erheben. Doch das Gemurmel hinter meinem Rücken war schon in den letzten Tagen lauter geworden. Neid und Hass stierte aus den Augen der anderen, aber ich war zu nachlässig und kümmerte mich nicht um sie. Ich fühlte mich in der Gunst des Einen vollkommen in Sicherheit. So geschah es, dass sie mich in den Übungen ueberraschten. Geplant und hinterlistig stießen sie mir ihre Klingen hinterrücks in den Leib-ganz wie ich es ihnen gelehrt hatte.
Mein Frevel mich in Sicherheit zu wiegen wurde bestraft. Doch nicht, dass mein Leiden nun eine Ende fand. Der Tod wäre wohl nur eine Erlösung gewesen. Fort trug man mich in einen alten Tempel.
Aufwendig hatten meine ehemaligen Schüler ein Ritual vorbereitet, ich bekam nur schemenhaft etwas davon mit.
Dunkler Nebel umhuellte meinen Geist, der Schein der flackernden Kerzen und der Geruch von giftigen Kräutern und Blut drang mir in die Nase.

Schmach, Hass und Neid umgarnten meinen Geist. Abgelenkt durch ihr Wirken, war ich unfähig mich zu wehren. Wie es geschah ist mir bis heute schleierhaft, doch als man mich irgendwo aussetze, war mein Körper gezeichnet, geschwächt... Man wollte mich demütigen, all die Kraft, die ich im Laufe der Zeit inne trug, war dahin. Schmerzen durchzogen meinen Leib und ließen nicht ab von ihm...und nichts als Stille und Dunkelheit schwirrte um meinen Geist: Keine Wahrnehmung, keine Gefühle.. nichts.


Irgendwo dort draußen ist mein Bruder, er wird mir beistehen, ganz gewiss...