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Tagebuch der Luka Ehrenfeld
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2016 18:31    Titel:
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Ratta

Es ist so weit, sie sehen mich als ‚Ratta‘, wie mir mein Mohr gesteckt hat. Niemand sonst hat sich getraut mir das direkt ins Gesicht zu sagen oder zumindest offen zu sagen, dass sie das als eine Möglichkeit ansehen. Nichts geschieht ohne Folgen und wie ich sehe, sind die Geschehnisse um den letzten Kriegsausbruch zwischen Rahaler und Lichtensteiner Seite viel weittragender in ihren Auswirkungen auch für mich, als ich es anfänglich vermutet hatte. Der Pakt, den J. mit Adoran hat schmieden und sich nicht zuletzt auch gut bezahlen lassen wollen, ist nicht zustande gekommen. Aber die Rahaler haben von diesen Bemühungen durch Indiskretionen aus den eigenen Piratenreihen erfahren und das Pack nun fallen lassen. Kein Grund zur Trauer, wahrhaftig nicht. Genau genommen kenne ich niemanden, der dieser Auflösung des Vertrags zwischen Rahal und den Piraten nachtrauert. Gleichwohl führt mich diese Entwicklung, ich will es mal vorsichtig beschreiben, zu heftigem Unmut und Unwohlsein, denn ich kenne die näheren Zusammenhänge nicht und habe sie, trotz aller Bemühungen, auch nicht heraus finden können. Ich habe ganz gezielt und direkt danach gefragt. Nichts, ich habe nichts heraus bekommen können und das wurmt mich gewaltig! Wäre ich nichtsahnend über die Grenze gegagangen und erwischt worden……
Es war viel zu beiläufig, wie ich von all dem erfahren habe, viel zu gefährlich beiläufig! Und J. war viel zu freundlich zu mir noch tags zuvor. Selbst Ratta!
Wissen schützt, oder besser gesagt, es kann schützen, könnte schützen, sofern man eben davon weiß. Im Moment weiß ich allerdings nur, dass ich lieber rundum vorsichtig bin. Ich werde erst einmal schauen wohin die Fahrt geht und mich ein bisschen bedeckt halten. Sicher ist sicher.

Adoran

Davon abgesehen ist in Adoran wieder das normale Leben eingekehrt und das Rüstrecht aufgehoben worden. In Verbindung mit den jüngsten Entwicklungen auf der Insel überdenke ich meine Stellung hier in Adoran um so ernsthafter. Gerade in den letzten Tagen frage ich mich, wie lange ich noch suchen will. Womöglich sehe ich vor lauter Bäumen den Wald nicht?


Bad - und was gut war

Richtig gut war der Besuch des Edlen. Er hatte Wort gehalten und hat mich wirklich in meinem Häuschen gefunden (und fantastische Leckereien mitgebracht). Richtig gut war auch die Türe im Bad, dass er sie tatsächlich verschlossen ließ. Das war richtig, richtig gut! Ich glaube, auch die Zurückhaltung war gut. Also ich meine damit meine Zurückhaltung (muss ich mich doch auch mal loben!). Die war gut, auch wenn sie mich fast verbrannt hat. Sie war gut, weil ich mich dann auch nicht blamiert habe, auch wenn ich zuvor ein paar Schlückchen getrunken hatte. Diese Erfahrung war also gut und ich rieche köstlich!

Tja….was gibt es noch zu berichten, was steht an?

Ball

Der Ball, das Fest zum Jahreswechsel ist am Wochenende. Zwei Tage lang feiern! Juhuuuuh !
Seitdem ich davon weiß, kann ich es wieder kaum erwarten, bis es so weit ist.
In drei Tagen ist endgültige Kostümwahl. Für die Frisur habe ich auch schon eine Idee. Mal schauen, ob sie mit dem Kostüm kombinieren wird. Und ich hoffe, dass sie genug Feuerschalen aufstellen, dass nicht sämtliche Überlegung für das Kostüm letztlich umsonst ist, weil ich mich ob der Kälte doch in einen Mantel packen muss!

Dass ich nicht alleine, sondern in Begleitung zu dem Ball gehen werde, hat mich heftig aus dem Ruder geworfen, denn ein verliehener Verlobter begleitet mich! Verrückt ist das und ich finde das so amüsant wie auch schmählich, irgendwie. Niemand sonst hat mich eingeladen ihn zum Ball zu begleiten und all diese Torfköpfe, die den Hintern nicht in die Hose kriegen um mal zu fragen (bin ich wirklich so gräßlich unzumutbar???), sind somit dafür verantwortlich, dass ich in diese Mitleidssituation gekommen bin! So jämmerlich bedauernswert bin ich wohl, dass diese Frau ihren Verlobten zu meiner Begleitung abgeben will. Ich hätte das an ihrer Stelle keinesfalls gemacht! Na ja, das Angebot stand und ich habe nach Luft geschnappt. In mir hat es getobt wie eine Horde wild gewordener Orken. Ja, ich habe mich bei meiner Reaktion mal wieder wie eine dumme Zicke benommen, schätze ich (obwohl ich mich dabei noch mächtig zusammen gerissen habe!). Woraufhin mich die Verlobten nur erstaunt und verständnislos anstarrten. Ich saß am Ende so in der Klemme, dass ich dieses Angebot schlussendlich gar nicht ablehnen konnte! Tatsächlich wirkten sie so selbstverständlich und auch verbindlich bei ihrem Vorschlag, dass ich dann doch anders herum stutzig und verunsichert worden bin und mich entschlossen habe, mich mutig auf das Abenteuer einzulassen. Immerhin sind sie Ausländer. Vielleicht ist das eine Art unbedenkliche Sitte bei ihnen, irgendwie normal, ein Zeichen der Höflichkeit, Vertrauen oder gar Wertschätzung, den Partner jemand anderem zur Begleitung anzubieten und selbst zu verzichten?

Wie dem auch sei, so habe ich nun tatsächlich einen Begleiter, der mir wenigstens einen Pflichttanz abliefern muss (wofür nun kein armer Menekaner bei der Damenwahl herhalten muss – der arme Kerl tut mir vom letzten Mal noch immer leid). Ja, vielleicht ist dieser Plan vom verliehenen Verlobten ja sogar ein hervorragendes Arrangement für alle Seiten, selbst bei einem Ball, wo die Verlobte keinen all zu großen Wert auf tanzen legt? Zumindest sage ich mir das immer wieder und langsam fange ich nun auch wieder an, mich trotz dieser Umstände und Peinlichkeit dennoch wieder richtig auf den Abend zu freuen!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2016 13:11    Titel:
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Ich habe mir gerade meine letzten Eintragungen durchgelesen und überdacht, was seither geschehen ist. Einen ganzen Mondlauf lang ist das nun her und in Beziehung Cabeza und dem Pack ist nichts mehr geschehen. Das ist nach meinem letzten Besuch dort eigentlich eine recht gute Sache, denn ich habe nicht mehr gewagt zur Insel zu fahren und es hat mich offenbar keiner gesucht. Das ist für den Moment sicher als sehr gut und beruhigend zu werten.

Interessant ist in dem Zusammenhang übrigens, dass mir inzwischen schlagartig klar geworden ist, wer hier in Adoran der inoffizelle Verhandlungspartner mit dem Pack war und sicher noch ist. Es haben sich auf einmal wie von Zauberhand in meinem Kopf all meine Informationen zusammen gesetzt und ein sehr stimmiges Bild ergeben. Ich werde mich hüten das hier nieder zu schreiben, aber ich muss zugeben, dass mich dieses Wissen irgendwie amüsiert und auch in gewisser Weise lockerer und entspannter werden lässt. Das Geflecht der Beziehungen untereinander ist doch wirklich hoch interessant!

Nicht entspannen tut mich im Vergleich dazu ein bestimmtes Pärchen hier in Adoran. Ich behalte die Gewohnheit bei die Namen nicht zu benennen, aber es geht mir dabei, so viel will ich präzisieren, um diese Verlobten, die ich zuerst in Bajard und dann später hier in Adoran angetroffen habe. Inzwischen sind wir uns immer wieder begegnet und in gewisser Weise gut miteinander bekannt. Obwohl, eigentlich kennen wir uns so gut auch wieder nicht, aber wir begegnen uns immer wieder und irgend eine Art Band besteht durchaus. Jedenfalls kann ich es kaum glauben, wie sehr es mich immer wieder aufwühlt ihnen über den Weg zu laufen und zu erleben, wie sie sich miteinander und auch mir gegenüber verhalten. Ihr Umgang miteinander ist so anders, als ich mir eine gute Partnerschaft oder vielmehr ein Liebesverhältnis vorstelle. Immer und immer wieder falle ich hinein und meine offenbar diese so seltsame Beziehung der Beiden richten zu müssen. Die Frau ist….tja, wie soll ich es nennen?....verträumt, naiv und wie mir scheint zu eigen, um wirklich begreifen zu können, was ihr fehlt oder vielmehr zusteht. Oder anders gesagt, es mangelt ihr an Courage und/oder auch Vermögen, um sich besser zu behaupten - was nebenbei bemerkt für jeden normalen Menschen schwer sein dürfte. Ich habe immer das Gefühl ihr helfen zu müssen. Anstrengend! Und er …ja, da fehlen mir eigentlich wirklich die Worte. Mal blitzt ein Hauch Freundlichkeit auf und schon folgt wieder der nächste Eiskübel, dieses provokante Desinteresse sowie die nächste Unverfrorenheit, die er ihr wie auch mir über den Kopf schüttet. Auf mich kommt es ja aber gar nicht an, sondern auf sie, die Verlobte. Denn viel schlimmer ist, wie er sich ihr gegenüber verhält. Er scheint ein Zartgefühl zu haben, das wie ein Stein, ein Klotz alles platt macht.

Beispiel Neujahrsball: Von wegen, er begleitet mich dahin… HA! Ein Missverständnis war es gewesen. Er hatte offenbar nie vor gehabt mich zu begleiten und ich stand mit meiner Erwartung (immerhin hatte ich von ihr so ernsthaft und nachdrücklich den Verlobten ‚verliehen‘ bekommen!) am Ende nur um so dämlicher da, als er sich weigerte. Na das war ja mal wieder ein großes Kompliment für mich und hat wirklich unglaublichen Spaß gemacht!!!

So…habe gerade ein bisschen unterbrochen, mich bewegt. Hat geholfen, bin wieder etwas ruhiger. Dieser Ball und das alles…..das regt mich so was von auf!

Ich weiß inzwischen schon gar nicht mehr, wie ich mich diesem Mann gegenüber verhalten soll, um ehrlich zu sein, und ich merke, wie ich allein bei den Namen der Beiden innerlich verkrampfe. Geholfen hat dabei nicht wirklich, dass mich offenbar irgend welches blutsaugendes Viechzeug angefallen hat und er einen Tag später meinte, er hätte das Viechzeug von mir abbekommen! Im Heilerhaus waren wir uns wieder begegnet - ausgerechnet! (Wäre ich ein paar Momente später gekommen, wir hätten uns verpasst. Aber nein!) Ich, Viechzeug verbreiten? Das ist grotesk! Es folgte ein kurzer, aber heftiger Schlagabtausch. ‚Wann ich mich das letzte Mal gewaschen hätte?‘, wollte er wissen. Ich war so perplex, dass ich gar nichts auf diese Frage oder vielmehr auf diesen Vorwurf antworten konnte. Aber ich muss zugeben, es hat mich schon fies gejuckt und nach meinem Besuch im Heilerhaus und der Behandlung hatte es tatsächlich aufgehört…… Also es war leider schon was dran, aber sicher nicht wegen mangelnder Sauberkeit!!! Ja, es ist alles so ein bisschen verkorkst mit diesen Beiden und mir, muss ich schon sagen, denn wir rempeln immer wieder zusammen.

Um so mehr hat mich eine persönliche Einladung von ihnen, nein von ihm sogar, überrascht und ja, auch gefreut. Na ja, irritiert gefreut. Ja, das muss ich zugeben. Ich will hingehen zu dieser Taverneneröffnung, klar, und egal wie, ich werde mal den Angriffsplan des Novizen ausprobieren. Vielleicht bin ich wirklich nicht freundlich genug zu ihnen und sie, nein eigentlich nur er, antwortet nur im selben Ton? So eine Idee ist eigentlich verrückt, denn ich bin ja schon aus Gewohnheit immer freundlich! Wo sind wir denn hier? Ist doch Adoran! Tatsächlich kann ich es kaum glauben, dass da was an mir liegen könnte…. Aber gut, ich werde es ausprobieren. Pah!

Aber genug von denen. Was dieses Pärchen schwierig und kompliziert macht, ist hingegen erstaunlich unbeschwert und angenehm meinem anderen Kontakt zum E. Ich ‚darf und muss nichts‘, wie er meint. Und das ist soooooooooooooooooooooooooooooooooooo wohltuend! Er ist schlau genug zu begreifen, wie wohltuend das ist. Haha! Außerdem ist er gebunden, nett und eine wirklich angenehme Gesellschaft. Mit ihm hab ich so gar keine Probleme. In gewisser Weise hat sich sogar eine gewisse Vertrautheit zwischen uns eingeschlichen. Wie kommt es nur, dass die selbe Sache bei der einen Person leicht und bei einer anderen so schwer sein kann?

Von diesen lästigen und unverständlichen Dingen abgesehen habe ich zwischenzeitlich eine grandiose Entdeckung gemacht, die all diese menschlichen Kompliziertheiten hintenan stehen lässt. Es fing an, als es in der Ecke meines kleinen Häuschens knirschte und knackte. Das war mir nicht ganz geheuer und ich habe mit viel Anstrengung die genau in dieser Ecke stehende Truhe weg gerückt. Das stellte sich als eine gute Entscheidung heraus, denn die Dielen sind an dieser Stelle doch viel morscher gewesen, als ich anfänglich vermutet hatte. Aber das Beste daran ist, dass ich mal fester aufs Holz drauf getreten bin und die Dielen dann richtig gekracht sind. Ich habe dann noch etwas an den Brettern gerissen, Holz ist raus gebrochen und ich habe ein richtiges Loch mit einer Art Tunnel entdeckt, das in ein Gewölbe führte. Es ist grandios, ich habe durch meinen kaputten Fußboden einen Zugang zu einem Gewölbe! (Das binde ich niemandem auf die Nase! Na ja, fast niemandem). Ich habe alles schön abgeklopft, die Steinwände in dieser Halle sind stabil und trocken. Kein anderer Tunnel führt da hin, ich scheine den einzigen Zugang zu haben. Juhuuuu!!! Das verrückte dabei ist, dass von wenigstens einige Nachbarn weiß, dass auch sie solche Kellerräume unter ihren Häusern haben. Also nehme ich an, dass es bei den anderen Nachbarn mit guter Wahrscheinlichkeit auch so ist. Ob sie das selbst haben anlegen lassen oder auch vorgefunden haben wie ich, ist ja eigentlich egal. Jedenfalls scheint es mir so, dass mehr oder minder das ganze ach so schäbige Hafenviertel mit einem ausführlichen Netz von Gängen und Gewölben unterkellert ist. Und was ich da an Ausstattung und Wohlstand bisher gesehen habe, kann im Königspalast nicht prachtvoller sein. Ein zweites Adoran unter der Wasserlinie. Ich finde das einfach fantastisch!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 31 März 2016 18:25    Titel:
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Ich bin zu der Hinrichtung von Melina gegangen und bin dann doch recht bald wieder fort, noch bevor sie am Strang hing, noch bevor sie überhaupt zum Richtplatz geführt worden war. Ja, ich war feige, ich hätte nicht gehen sollen, aber ich konnte es nicht ertragen. Diese schreckliche Wartezeit bis sie kommen und gehenkt werden würde…. Ich konnte es nicht aushalten. Sie ist, nein sie war die, die mich damals in ihrer irren, kranken Raserei gebissen und somit selbst krank gemacht hatte. Sie war die, mit der ich manches Mal zusammen gesessen hatte. Ich war mir sicher, selbst nie bei ihr in Gefahr zu sein, obwohl ich wusste, dass sie schlimme, wirklich schlimme Dinge getan hatte. Ich weiß, dass sie von sich selbst wusste, dass sie bisweilen nicht wirklich Herr über ihr Handeln und Tun war und in sich gefangen. So manches Mal hatte ich über sie nachgedacht und mich gefragt, wohin sie ihr Leben bringen würde. Von mir selbst weiß ich, dass ich eher Herr meiner selbst bin als sie es bei sich vielleicht je war, und ich frage mich, wohin mich wohl mein Lebensweg führen mag. Auch an den Galgen?

Ich bin nach der Vollstreckung wieder auf einige Schaulustige gestoßen und mit ihnen in die Taverne, habe dort brav meine Milch getrunken und mir hier daheim in meinem Keller dann schärferes eingeflößt. Ich würde mich vielleicht nicht so fühlen, wie ich mir gerade geht, wenn mich nicht vor ein paar Tagen erst dieser bestimmte Auftrag erreicht hätte. Es ist noch nicht alles besprochen, klar gemacht sowieso noch nicht. Aber ich weiß genug, dass mir richtig schlecht ist und ich mich elend in eine Sackgasse gedrängt fühle, wenn ich nur daran denke. Ich soll graben, wühlen in alten Geschehnissen…..

Sich selbst die Hände schmutzig machen? Nein, lieber nicht! Das kann jemand andres! Natürlich, ich habe Kontakte. Trotzdem! Was, wenn ich es nicht schaffe? Mit wie viel Biss soll ich es versuchen? Soll ich es überhaupt versuchen? Dann ende ich ähnlich wie Melina…. Tja, Pech gehabt, Mädel!, würden die sagen. Dann wäre es für die nur schade für die verlorene ‚Möglichkeit‘, durch mich etwas heraus finden zu können. ‚Nennt mir euren Preis‘, hatte er gesagt. Ein gestandenes Mannsbild schaut mich an und sagt mir allen ernstes, dass ich ihm meinen Preis nennen soll. Da frage ich mich, wie teuer ist denn Gefahr, richtige Lebensgefahr? Wie teuer ist ein Menschenleben? Wie teuer das meine?

Für den Moment ist es gut nun, dass ich dies nieder geschrieben habe. Ich kann es nun hoffentlich wenigstens ein bisschen sein lassen, ständig darüber nachzugrübeln und meine düsteren Gedanken nun bewusst schönerem zuwenden:

Da wäre das neue Badehaus in Adoran zu nennen, das die Schmiedin errichtet hat. Ich werde dort Massagen anbieten. Im Moment warte ich noch auf meine bestellten Öle. Verschiedene Mischungen mit unterschiedlichen Düften und Wirkungen. Ich werde sie alleinig anwenden und womöglich auch vereinzelt verkaufen. Vielleicht läuft das ja dann gut genug, dass ich mir dann andere Verkäufe meiner selbst ersparen kann?

Als außergewöhnliches Ereignis der letzten Zeit muss ich noch den großen Frühlingsball im Palast erwähnen. Tja, das wird mal wieder ein spezieller Bericht. Alle Welt schien in Begleitung oder gar in Gesellschaft dorthin gegangen zu sein. Ich bin nicht alle Welt. Nicht nur, dass ich keine Begleitung hatte, nein, ich schätze, ich war auch die einzige Adoraner Bürgerin, die ihren Bürgerbrief hat vorlegen müssen, um überhaupt Einlaß zu erlangen. In der Tat, der Anfang des Festes war somit wirklich ganz faaaaamos und meine erste Laune prächtig verhagelt.

Hier und da hatte ich ein paar kurze und auch nette Plaudereien, aber alles in allem schlenderte ich doch alleine durch die Gesellschaft. Ich hatte viel zu viel erwartet von diesem Ball und viel zu viel von netten Gesprächen, Höflichkeiten und schwingenden Tänzen im sicheren Griff galanter Herren geträumt. Ich weiß es ja, je größer die Erwartungen, um so wahrscheinlicher werden sie nicht in Erfüllung gehen. So gesehen kann die Realität im Vergleich zu meinen Träumen und Fantasien ja nur vernichtend ernüchternd sein. Wie ich am Rande mitbekam, wurden die Herren des Regiments von ihren Vorgesetzten sogar bedrängt die Damen zum Tanz aufzufordern, und widerstrebten mitunter doch nach Kräften. Nein, da habe ich wirklich mehr erfahren als ich wollte, das war wahrhaftig nicht mehr amüsant! Ich hatte mein Vergnügen schon aufgegeben…….und habe dann doch ein Mal getanzt.

Dieser Tanz war ein langer, fast unwirklich harmonisch anmutender Reigen voll Fröhlichkeit und Magie. Meinen Galan hat es nicht geniert mit mir dort an diesem Ort zu tanzen und zu lachen, und ich habe das einfach genossen. Nie zuvor hat sich jemand wirklich so um mich bemüht – und ich meine damit nicht nur diesen einen Tanz. Dieser Mann verhält sich mir gegenüber, als sei ich die einzige Frau in seinem Leben, und doch weiß ich, dass ich es nicht bin. Er schenkt mir seine Aufmerksamkeit auf so vielfältige Weise und ist dabei behutsam, achtsam und so wunderbar charmant. Ich habe den Eindruck, er kennt sicher alle Spielweisen und ich weiß dabei sehr wohl was er letztendlich will. Er ist da ganz ehrlich und hat nie ein Geheimnis daraus gemacht. Diese Offenheit stört mich nicht. Nein, im Gegenteil schmeichelt sie mir, denn durch diese seltsame Form des Anstandes bin ich mir sicher, dass er mich nie ernsthaft bedrängen würde. Ich frage mich, ob das seine ureigene Art ist, oder ob sein Benehmen, ja sein Umgang mit Frauen im allgemeinen, eher seinem Alter und seiner Lebenserfahrung geschuldet ist. Fast meine ich es sei zweiteres, denn von Jüngeren kenne ich eine solche Souveränität und Eleganz des Wesens bis auf vereinzelte Ausnahmen eher nicht. Das erstaunt und verwundert mich selbst, wie ich es auch bedauere, und ich frage mich immer wieder, ob ich die Zusammenhänge wirklich richtig verstehe und einschätze. Bin ich, sind wir Frauen so erschreckend und zu mühsam für jüngere Herren?

Aber ist das nicht eigentlich auch egal, was mache ich mir darum denn Gedanken?! Ich sauge Außergewöhnlichkeiten und schöne Dinge wie ein trockener Schwamm auf, nehme was ich kriegen kann, selbst wenn ich mich gleichzeitig für diese Gier irgendwie auch schäme oder zumindest vermute und befürchte, etwas verwerfliches damit zu tun und damit Unheil herauf zu beschwören. So verunsichert ich auch bin, ich kann nicht anders, selbst da ich fühle, wie sich Vergangenheit und Gegenwart immer fester umschlingen und miteinander taumeln. Ich habe sehr wohl Angst, dass eines das andere umreißt. Ich bin bange, will aber glauben, hoffen, träumen und auch wagen, auch wenn keiner mich zu verstehen vermag. Es ist so furchtbar aufregend und so entsetzlich schön!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 16 Mai 2016 12:09    Titel:
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Genau einen Mondlauf ist es nun her…. Ich bin umgezogen!

Noch kurz vorher wäre es für mich ein Umzug aus dem Hafenviertel unvorstellbar gewesen. Undenkbar! Und dann war doch alles ganz einfach und ging auch ganz schnell.

Das neue Badehaus in Adoran, die Möglichkeit dort Massagen anbieten zu können, hatte die Wende gebracht. Denn meine Überlegung war, dass ich auch in nicht so öffentlicher Umgebung wie dem Badehaus massieren könnte, also daheim. Aber dazu war das Haus im Hafenviertel nun wirklich vollkommen ungeeignet. Als dann das eine Haus im Bauernviertel frei geworden ist, das mir sowieso schon seit langem gefällt, habe ich nicht mehr gezögert. Durchdacht hatte ich ja bereits alles. Und nun wohne ich hier ganz geziemlich in einem richtigen Haus mit Garten, umgeben von Höfen, Bauern, Handwerkern und Edlen. Eine nette Nachbarschaft ist es, fleißig, gediegen, ein bisschen unaufgeregt und auch ein bisschen unaufregend. Aber sie sind immerhin freundlich und haben mich so weit nett aufgenommen. Kein Argwohn, kein Naserümpfen, alles gut. Ich warte zwar auf den Knall, nehme die momentane Situation aber zwischenzeitlich vorsichtig zufrieden als gegeben hin.

Das Haus habe ich hell und licht gestaltet. Die Herren unter meinen Besuchern befinden es als ein typisches ‚Frauenhaus‘, den Frauen gefällt es sogleich und sie finden es harmonisch erholsam. Interessant, diese ersten Reaktionen zu beobachten! Vielleicht ist es das ja wirklich, ein Frauenhaus? Aber ich habe mich entschlossen dazu zu stehen und mich nicht verunsichern zu lassen. Es ist nun einmal mein Haus, worin ich die Sonne gefangen habe und es macht mich stolz und zufrieden.

Dass die Edlen hier in direkter Nachbarschaft leben ist für mich sehr bequem. Denn mit ihr habe ich schon stundenlang zusammen gesessen und an der Mischung von Cremes und Düften gearbeitet. Also genauer gesagt hat sie gearbeitet, vorgeschlagen und mir erklärt und ich habe verworfen, zugestimmt oder auch ergänzt. Eine hoch interessante Angelegenheit ist das, wie ich finde, und ich sehe noch viele, viele Möglichkeiten in diesen Gebieten vorwärts zu kommen und es mir zunutze zu machen. Adoran ist reich und ich will ein Stück vom Kuchen abhaben!

Mit ihm, dem Edlen, habe ich auch schon zusammen gesessen, allerdings in seinem Garten. Da habe ich dann die dämliche Idee ausgesprochen, dass ich die Frau, also seine Frau kennenlernen will. So entschlossen und ruhig ich in dem Moment gewesen war sie sehen zu wollen, so hatte ich mir das doch eher für irgendwann vorgestellt und nicht damit gerechnet, dass sie just zugegen war und sogar in den Garten runter kommen würde. Ich habe mich selbst völlig überrumpelt, die Begegnung war ein einziges Desaster. Erde tue dich auf und verschlinge mich!, war mir da ein paar Mal durch den Kopf geschossen. Nichts, nichts, nichts, nichts von meiner Ruhe, meiner Gelassenheit und Überlegenheit hatte ich mir bewahren können beim Anblick dieser Frau, als sie dann wirklich so darstand. Ich habe gestottert, ich bin rot angelaufen, ja bisweilen wusste ich nicht einmal was ich antworten und reden will. Oder vielmehr ich wusste es schon, habe es nur nicht gescheit raus gebracht. Alles, was vorher in meinen geübten Gesprächen so souverän geklappt hatte war wie weggeblasen.
In gewisser Weise war sie durchaus nett, und doch aber auch gleichzeitig irgendwie geradezu schnippisch und hat mich überdies als dummes Kamel bezeichnet. Nur weil ich nicht machen will, was sie sagt. Das vergeß ich ihr nicht, nein! Und er, er hat nichts gemacht. Er hat sie angehimmelt, und in gewisser Weise auch mich angehimmelt …. Und dann hat sie sich natürlich richtig selbstgefällig und betont neben ihn gesetzt und sich an ihn gelehnt. Mir dieses ach so traute Glück gezeigt….reine Provokation! Bin froh, sie nicht mehr gesehen zu haben seitdem.

Aber jetzt will ich lieber eine Liste machen von all den Dingen, die ich in nächster Zeit tun will, um mich hier in Adoran mit meinen Plänen weiter einzunisten:

1. Ich muss mal wieder meine Kontakte auffrischen, mich mal wieder nach Cabeza trauen, mich auch beim Oberst melden und ein bisschen plauschen und Herrn Z. nachfragen, warum er mich als spröde und zurückweisend einschätzt. Zum Henker, was haben die Leute für Ideen?!

2. Desgleichen will ich mich mal wieder in der Bibliothek sehen lassen, mich wegen der ‚Nebelpost‘ erkundigen. Ein Bericht in der Zeitung könnte sicher nicht schaden.

3. Zu überlegen:
Nützt es dem Aufbau eines Geschäfts, zu versuchen den Adel mit einzubinden? Immerhin gibt es ja auch einen Hofbäcker oder Fleischlieferant für den Hof. Kann ich das mit dem Massieren auch irgendwie adelig bewerben? Adelsmasseurin? Adelsmasseuse? – Ich weiß ja nicht einmal wie das Wort richtig heißen würde. Ob mich das vom Grundsatz her besser ins Geschäft bringt?

4. Preise, Preise, Preise.
Ich schwanke noch immer, welchen Preis ich für eine Behandlung berechnen soll und welche Behandlung ich überhaupt anbieten will. Die bisherigen Rückmeldungen für meine Massagen waren wirklich höchst erfreulich! Wie kann ich das alles gut unter einen Hut bringen, für mich werben und doch niemandem damit lästig fallen und mit dem Massieren doch genug zu verdienen, so dass ich gescheit davon leben kann?!

5. Einweihungsfeier
Ich will hier in jedem Fall eine Einweihungsfeier machen! Muss noch die Verpflegung und Datum abklären sowie Einladungen aussprechen.


Ich schreibe nachher weiter, denn heute ist erst einmal ein Frühlingsfest hier in der Stadt. Freue mich drauf, aber mache mich nicht mehr so verrückt wie zu den anderen Festen. Bringt ja nichts. Habe nicht einmal meine Haare extra dafür gerichtet, ziehe aber immerhin ein Kleid oder Rock an.......


*Mit weiteren Eintragungen wurde es dann aber doch nichts, weder im Anschluss an das Fest, noch in den nächsten Tagen. Alkoholisiert und mit einer brennenden Wut im Bauch war Luka vom Fest zurück gekehrt, verkroch sich in ihren Keller und grollte so ohne Maß, dass sie alles und jeden und insbesondere bestimmte Leute hätte zusammen schlagen mögen. Es folgten mehr Alkohol, mehr benebelte Sinne, mehr Schmerz, mehr Empörung, mehr Mitgefühl und Hader und noch mehr schäumender Zorn. Halbwegs nüchtern wird sie sich dann irgendwann zweckmäßige, dunkle Kleidung anlegen, ihr Messer griffbereit in dem Futteral unter dem Hosenbund verwahren, nach einer Keule greifen und auf Jagd gehen. Jagd nach dem Ehrlosen.*
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 05 Nov 2016 21:37    Titel:
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Ich fasse es nicht! Ich habe dieses Buch den ganzen Sommer über nicht mehr in der Hand gehalten? Vom Frühlingsfest sind meine letzten Eintragungen….und jetzt ist es Herbst!

Ein ganzer Sommer ist also vergangen, recht ruhig vergangen, wie ich eigentlich anmerken muss. Aber im Frühling gab es ja auch genug Aufregung, die mich eine ganze Weile aufgewühlt und für eine noch längere Zeit beschäftigt hat. Es fand hier in Adoran nämlich ein Frühlingsfest statt. Ich bin begierig hingegangen, wie ich es eigentlich zu jedem Fest, jedem Tanz, zu jeder Veranstaltung tue, voll von Erwartungen und Hoffnungen. Ein hübsches Fest so weit…. Aber! Denn da sah ich diesen einen Mann, wie er in trauter Eintracht mit einem mir fremden Weib beisammen stand und so liebevoll und fürsorglich mit ihr tat, als ob es das selbstverständlichste der Welt sei. Mir stockte das Herz. ‚Betrug‘ brüllte es empört in mir auf, ja beim Anblick der Beiden würgte es mich schier. Das ganze Getue anzusehen, mit dem Wissen um seine Buhlereien zuvor, war mir dermaßen unangenehm und bereitete mir solche körperlichen Schmerzen, als ob ich selbst das Opfer dieses Betrugs sei und nicht ‚nur‘ meine liebe Freundin. Ich starrte empört rüber und konnte mich bei diesem Anblick nicht mehr beruhigen. Was für ein Haderlump, ein mieses, dreckiges Schlitzohr, dreckiger, mistiger Mistkerl!

Nicht nur dass er bei der Frau so schön tat. Er schleimte und sülzte auch um diese Adelsperson herum. Und was dieses Weib veranstaltete, nur um offenbar ihren ach so famosen Gatten beim Adel gut zu platzieren und ihm somit eine vielleicht gute Anstellung verschaffen zu können…. Einfach ekelhaft! Ein schreckliches Schauspiel war es, fürwahr, das mich dermaßen in Rage versetzte….. Ich hätte ihm, ja eigentlich beiden, aber ganz besonders ihm, augenblicklich an die Kehle springen mögen!

Dies tat ich aber nicht. Ich sprang nicht, nein, ich hielt es aus und als ich genug gesehen hatte, ging ich zurück nach Hause und verkroch mich in den Keller. Ich bin noch immer stolz auf meine Besonnenheit, denn ich war klug genug nichts unüberlegtes aus dem Bauch heraus zu tun. Aber ich tat trotzdem etwas, denn selbst nach einer Nacht Ruhe und Erholung (genau genommen ist das zu relativieren, denn ich hatte am nächsten Morgen einem wirklich schrecklichen Kater, den ich mir in meinem Groll angesoffen hatte - und meine Stimmung war damit wahrlich nicht besser geworden) und einem Überdenken der Situation und des gesehenen in sämtliche Richtungen, war es noch immer und um so mehr klar, dass dem Kerl, diesem Ehrlosen, eine Lektion verpasst werden musste! Tatsächlich erhielt er die auch, nämlich am nächsten Tag, als ich ihm dunkel und unscheinbar gekleidet, in der Nähe seines Hauses auflauerte.

Wenn ich es recht bedenke, so kann ich mich schon jetzt nicht mehr an alle Einzelheiten des Geschehens erinnern. Ich weiß nur, dass mir meine Wut derb im Bauch brannte und von solcher Macht war, dass sie mir sicherlich die Kraft verleihen hätte, mich gegen ein Heer von Orken verteidigen zu können, so es sie denn gegeben hätte. So weit kann ich mich noch zurück erinnern. Einzig, es war ja kein Orkenheer da, dem es sich gegenüber zu stellen galt, sondern nur ein einzelner ausgebildeter Kämpfer. Aber dem würde ich allemal gewachsen sein, dessen war ich mir sicher. Und so stand ich ihm schließlich unerschrocken gegenüber, bewaffnet mit einem Dolch in der einen und einem Knüppel in der anderen Hand und….ja, und bedrohte ihn. Ich bedrohte ihn, ich verhöhnte ihn ob seiner Schandtaten, ich verspottete ihn als ärmlichen Wicht. Ja ich forderte ihn gar heraus und wartete ungeduldig, dass er auf mich losstürzen würde…….

Und was tat er? Ich kann es bis zum heutigen Tage nicht sagen, ob es besonders mutig oder besonders dumm von ihm war. War er ein Held oder ein Wurm? Er zeigte sich sehr wohl bereit Strafe von mir zu empfangen, aber verweigerte mir den Kampf. (Ich hatte wahrlich mehr Glück als Verstand, wie ich mir inzwischen sicher bin!) Tatsächlich hielt er meinen Groll für gerechtfertigt und erzählte schlussendlich, dass er seine Frau tot geglaubt und deshalb so gehandelt hatte, wie es geschehen war.

Meine Wildheit, meine Empörung purzelte wie ein Turm umgeschubster Bauklötze in sich zusammen und nahm mir somit den Wind aus meinen Segeln. Auch darüber war ich empört! Dann erinnerte ich mich zurück an das Fest, an dieses Weib, wie ich sie erlebt hatte. Ich lauschte seiner Erzählung und ward erfüllt von dem Verdacht, dass er im Grunde mehr als ich es je für möglich gehalten hätte, ein armes Männlein war. Äußerlich ein stattlicher, ansehnlicher Mann, doch innerlich ein Männelein. Vollkommen unter dem Pantoffel der Frau, von ihr gedemütigt und an der kurzen Leine gehalten, gefangen in seinem Versprechen an ihrer Seite zu stehen und bemüht gute Miene zu ihrem bösen Spiel zu machen. Seine Freiheit war dahin und seine Freiersfüße in Ketten gelegt.

Da ertappte ich mich, dass ich sogar Mitleid für ihn empfand. Das ging ja nun so wirklich vollkommen wider meinen Plan! An Rache war nicht mehr zu denken. Ja im Gegenteil, ich begriff, dass ich mich selbst mit diesem Rachefeldzug in Gefahr gebracht hatte, denn ich hatte auf Lichtenthaler Grund einen lichten Bürger bedroht!

Ob mir von ihm Gefahr drohte, ob er mich anzeigen würde? Ich bezweifelte es. Aber dieses schöntuende Giftweib konnte ich nicht einschätzen. So oder so, die Sache ließ mir keine Ruhe mehr. Ich sprach mit Hochwürden im Kloster, mit einem engen Freund, wie auch einem Vertrauten aus dem Regiment darüber. Ich wagte offene, klare Fragen, gar Vorwürfe und offenbarte, mich bis aufs Mark innerlich entblößend, mein Unverständnis, was den kirchlichen Umgang mit dieser Situation und der Frage der Sühne und Wiedergutmachung angeht. Es war nicht klug was ich da tat, das war mir in dem Moment bereits klar. Aber ich konnte nicht anders.

Wie können Gerechtigkeit und offizielle Sühne nur so weit auseinander liegen???

Um das abzukürzen und die Geschichte zum Ende zu bringen, im Grunde hat sich dann alles im Sande verlaufen. Ich wurde nicht angeklagt, der Mann und seine Frau waren alsbald nicht mehr gesehen. Verzogen? Was weiß ich…. Unendlich leid tat es mir dennoch für meine Freundin, die diese wirklich unschöne Erfahrung machen musste. Vertrauen schenken und es so bitter gelohnt zu bekommen, bei meiner Seele, das hätte ich ihr wirklich gern erspart!

Seitdem ist der Sommer vorüber gezogen und sie hat sich wohl wieder erholt von diesen unschönen Erlebnissen. Ich selbst habe mich derweil in meinem Häuschen im Bauernviertel Adorans nun endgültig heimisch eingerichtet. Den Garten habe ich in ein Blumenmeer verwandelt und freue mich an einem jeden Tag an seiner Pracht. Ich versuche die Kontakte zu den Menschen hier zu pflegen. Manches Mal fühlt sich das für mich vertraut und selbstverständlich an, zu anderer Gelegenheit komme ich mir wieder fremd und wie ein Beobachter vor. Es ist mir bis jetzt noch nicht gelungen zu ergründen, ob es anderen Menschen auch so ergeht wie mir. Im Gegenteil scheint es mir bisweilen eher so, als ob sich alle Welt amüsiere und ich wie in einem zähen Traum nebenher lebe und nicht von der Stelle komme. Ein wirklich, wirklich seltsames Gefühl bisweilen.

Darüber hinaus habe ich den Eindruck, dass sich meine Massagen langsam aber sicher recht gut etablieren. Darauf bin ich so stolz, wie ich mich in gewisser Weise auch dafür verachte, so etwas zu tun. Nun ja, es ist nicht dass ich es mache, sondern eher das dahinter. So genial ich es auf der einen Seite auch finde, so sauer stößt es mir auf der anderen Seite auch wieder auf. Erbärmlich irgendwie. Aber das will ich nur nebenbei erwähnen und nicht weiter vertiefen. Es ist nicht reif zur Niederschrift, wird es vielleicht auch nie sein.

Viel wichtiger hingegen ist folgende Notiz, nämlich dass ich von der Adeligen vom Nebelpass erfahren habe, dass der Oberst fortgezogen ist. Er ist gegangen ohne Abschied von mir zu nehmen. Ich versuche den Gedanken daran immer schnell von mir zu schieben, so bald ich mich daran erinnere.

Benennen und erwähnen will ich überdies auch meine Trauer um eben jene Adelige von Nebelpass, die, wie ich hörte, gar verstorben sei. Viel zu jung hat sie ihr Leben verloren, wahrlich ein Jammer! Ich weiß nicht, wie andere zu ihr standen, ich werde ihr Andenken in Ehren halten.

Nach diesen Zeilen bin ich in der Chronologie meines Tagebuches nun im Hier und Jetzt angekommen. Nun ist der Sommer vorüber und ich bin noch immer recht viel im Wald unterwegs, schaue nach den Pflanzen, sammle, rieche. Ich suche noch immer nach einer Rezeptur für diese besondere Creme, die ich schon so lange anfertigen lassen will. Bisher hat es noch nicht gepasst, war die Mischung der Zutaten noch nicht perfekt. Ich bin mir aber sicher, dass ich eines Tages die richtige Zusammensetzung finden werde.

Derweil halte ich bei meinen Spaziergängen und Wandertouren immer wieder inne, wenn dieser besondere Herbsthimmel wieder zu sehen ist. Die tief herab gesunkene Sonne, die alles in ihr güldenes Licht taucht. Dazu das betörende Blau des Himmels. Zu keiner anderen Jahreszeit ist dieses besondere Blau zu sehen, das mit dem Lichtspiel der Sonne alles Grün schier glühen lässt. Ich finde dieses Blau so schwer und ehrwürdig, gar betörend in seiner Wirkung auf mich, dass es mir stets auf neue die Sprache verschlägt. Ich stehe dann da und schaue und schaue und sauge die Bilder ein. Sollte ich Äonen eine Farbe geben, so wäre es dieses güldene Blau, das sich im Herbst über den Himmel spannt und alles Wissen und alle Wahrheit in sich zu vereinen scheint.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 19 Apr 2017 09:00    Titel:
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Ich habe eine wirklich schlimme Woche hinter mir. Zum Henker, ich würde das niemandem gegenüber zugeben. Aber mir ging es wirklich nicht gut. Ich habe in meinem Keller gehockt und bin dabei vollkommen versackt und versumpft.

Zu dumm das alles, denn ich habe es mir im Grunde ja alles selbst zuzuschreiben. Ja, ich war ‚mutig‘ gewesen und offenbar schlichtweg auch zu gutgläubig, arglos, dämlich.....eine üble Kombination! Zwei Ereignisse sind innerhalb kürzester Zeit zusammen gekommen, die mich doch tatsächlich aus der Bahn geworfen haben. Zum einen dachte ich mir, mich durch Klarheit letztendlich besser fühlen zu können. So habe ich auf Anraten eines Vertrauten Mut gefasst, um Dinge zu klären, die für mich nun seit viel zu vielen Monden unsicher und unverständlich waren. Es handelte sich um ‚meinen‘ Schneider, um den, der mir durch sein Dasein geholfen hat, wieder mit festerem Tritt zu laufen. Immer wieder hat er mich abgefangen und mir mit seiner Ruhe geholfen....und ich war ihm so dankbar dafür! Lange und offenbar immer wieder war er unterwegs gewesen und ich hatte keine Nachricht, keinerlei Information, warum und wohin er gegangen war. Immer habe ich auf Nachricht gewartet, auf eine Begegnung gehofft. Ich wusste zwar irgendwann, dass er von seinen Reisen zurück gekehrt ist und dass er sein Anwesen in Adoran aufgelöst hat. Aber dass er sich nun im nahen Städtchen niedergelassen hat, bemerkte ich erst per Zufall. All die Zeit über hatte ich mich gefragt woran es liegen kann, dass exakt in dem Moment, da ich es wirklich wage mich zu öffnen und ihm mein Vertrauen zu schenken, die ersten ängstlichen Schritte in seine Richtung wage, ausgerechnet diese Person ohne Information einfach verschwindet und trotz Wiederkehr nicht einmal mehr Kontakt zu mir aufnimmt. Warum? Ich habe mir trotz angestrengter Grübelei nie einen Reim darauf machen können. Also war ich mutig und habe mich so weit erniedrigt, dass ich selbst ihn nun angesprochen habe, um ein paar Informationen zu diesem Rätsel zu erhalten.

Ich merke, wie mein Herz allein bei der Erinnerung an dieses Gespräch wieder stärker zu schlagen beginnt. Denn wenn ich es recht bedenke, so hätte dieses Treffen oder vielmehr seine Reaktionen auf mich, nicht deutlicher sein können. als ich es da erlebt habe. Er hat mich nicht einmal ins Haus hinein gebeten, sondern auf der Straße abgefertigt!

So schmerzlich die Erkenntnis auf der einen Seite ist, so brachte sie mir doch auch Erleuchtung. Denn ich stellte mit einiger Verwunderung, ja fast Schrecken schon während dieses Gespräches fest, welch unterschiedliche Vorstellungen wir offenbar jeweils von unserer Freundschaft hatten. Wenn ich es recht überlege, so hatte mir die Freundschaft an sich damals viel mehr bedeutet, ja war mir fast heilig gewesen und war letztlich weit weg von dem, worüber er offenbar nachgesonnen hatte und wofür ich vielleicht wirklich nicht reif genug war. Doch sei‘s drum. Der Faustschlag seiner besonnen, ruhigen Antworten ging zwar in meine ungeschützte Magengrube, aber hat mir wenigstens tatsächlich Klarheit gebracht. Und so habe ich nun hier im Haus etwas umgeräumt und Erinnerungen an mein Hirngespinst eines treuen Freundes weggeräumt.

Und weil ich so schön in Schwung bin, habe ich auch gleich eine weitere Erinnerung, aber an jemand anderen, weggeräumt, nämlich meinen silbernen Pokal der ‚lieblichsten Querulantin‘, über den ich mich doch immer wieder so gefreut habe. Das ist die zweite Geschichte. Dieses Geschenk wird jedenfalls auch nicht länger auf seinem Ehrenplatz stehen und ich dummes Huhn muss mich deshalb nicht mehr länger geschmeichelt fühlen. Alles nur Augenwischerei!

Es fehlt mir wahrhaftig an Talent mich Menschen gegenüber so zu verhalten, dass sie mich ernst nehmen und/oder respektvoll behandeln. Nur bei einigen klappt das, bei anderen nicht. Bei dem Schreiberling gelingt es offenbar nicht. Auch hier wieder das selbe, na ja, ein ähnliches Muster. Ich wage ein wenig von mir zu zeigen, vertraue auf das Ehrenwort, seine Ehre an sich und werde mit Respektlosigkeit belohnt. Mit voller Absicht hat er den Wein verschüttet, es war reine Provokation!!!!!!! Und ich habe nun einen weiteren Flecken im Teppich!

Was mich aber so richtig zur Weißglut bringt ist die Tatsache, dass meine Wut darüber so gut im Voraus berechenbar war und er es trotzdem oder vielmehr genau deshalb getan hat. Er wollte sich weiden und ich habe ihm wissend genau dieses Schauspiel geboten. Aber ich konnte nicht anders! Was ist das nur für ein fieses Vergnügen auf mir herum zu trampeln und das im Dankesbrief auch noch als ‚genussvollen Abend‘ zu bezeichnen? Ich habe beschlossen, ich werde diesen Brief nicht antworten! Für mich war es eindeutig zu viel Genuss gewesen und ich wünschte mir, ich hätte ihm noch mehr als nur eine Ohrfeige verpasst. Einfach, dass es sich richtig lohnt! Verdient hat er es!!!

Wie erwähnt, es war eine üble Woche. Zuerst der Schneider, dann der Schreiber… Und vor allem, WIE das alles vonstatten ging und so knapp hintereinander……. Zuerst habe ich getobt und Geschirr zertrümmert...na ja und Stühle durch die Gegend geschleudert. Dann habe ich mich in den Keller verkrochen und dort geheult wie ein Schlosshund…..und danach den Fischen im Aquarium zugesehen, stundenlang, meine Kleider durchwühlt und noch später so lange im warmen Wasser gebadet, bis meine Haut ganz schrumpelig war, mich eingecremt, bullig warm eingefeuert, neues Holz geschleppt…...und dann alles wieder in umgekehrter Reihenfolge. Na so in der Art jedenfalls. Geschlafen habe ich auch noch. Anfänglich nicht, später viel gedöst. Üble Träume... Essen war mir eklig, ich habe gegrübelt, bis mir der Kopf zu platzen drohte und habe doch nichts erreichen können. Ich habe nicht einmal den Überfall auf das Bauernviertel mitgekriegt, so war ich mit mir beschäftigt! Jetzt ist Schluss damit, sowohl mit dem Selbstmitleid und dem Unverständnis, mit der Wut, der Verachtung, den Plänen und all dem Mist! Ist wirklich alles zum Kotzen!

Habe mich salonfähig gemacht und bin wieder ausgegangen, war in der Stadt unterwegs, im Hospital und habe nun im zweiten Anlauf einen Plan in der Tasche. Zum Henker, ich werde ihn umsetzen und zeigen, wo der Hammer hängt und ich werde nicht im Keller versauern und mich weder von diesen noch von anderen Torfköpfen fertig machen lassen!


Zuletzt bearbeitet von Luka Ehrenfeld am 19 Apr 2017 09:32, insgesamt einmal bearbeitet
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 11 Okt 2017 14:17    Titel:
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Ich schwebe noch immer…...!
Ich fühle mich wie auf Wolken. Ja, es sind nun elf Tage her, dass das große Fest zu Ehren der Einweihung der neuen Burg stattgefunden hat. Es war wahrlich ein rauschendes Fest! Kämpfe und Kräfte messen der edlen Recken, allerlei Volk, Gedränge, plaudern hier und plaudern da, sehen und gesehen werden. Mein Höhepunkt war der Ball, zu dem alle geladen waren. Den konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Ich habe mich sehr sorgfältig heraus geputzt, oh ja! Und dann, ich war schon drauf und dran aufzugeben, stand ich doch eine gute Weile zwar sichtbar, aber unbeachtet da und schaute sehnsüchtig dem munteren Treiben auf der Tanzfläche zu, da kam ein sehr eleganter Herr zu mir und forderte mich zum Tanze auf. Älter als ich, gereift, eben einer, den gutes Benehmen nicht mehr müht, sondern selbstverständlich ist. Ich tanzte mit ihm, und es war himmlisch. Wir flossen einfach so dahin und bewegten uns vollkommen unangestrengt im Gleichklang zur Musik. Aaaach was war das für ein schönes Erlebnis! Es erinnert mich schmerzlich an den Edlen, der so plötzlich verschwunden ist und mit dem ich auch so wunderbar tanzen konnte. - Vorüber, vergangen, vorbei…. Aber vielleicht kommt mein Tänzer von diesem Fest ja mal auf einen Besuch hier vorbei. Immerhin weiß er wo ich wohne, weil er mich galanterweise und für ihn auch so selbstverständlich – ach, was für eine Freude - danach seit Geleit nach Hause gegeben hat.

Doch zurück zum Ball. Welche Überraschung, kam doch Meister Torjan plötzlich auf mich zu und überbrachte mir eine kleine Notiz von…..ja von einem Verehrer. Er hätte meine elfischen Ohren vermisst, schrieb der Unbekannte, so grazil würde ich tanzen und er hätte sein Herz an mich verloren. Ach, liebes Tagebuch, welche Seligkeit zog da in mein Herz ein! Ich weiß, so etwas mag dem einen überaus uninteressant erscheinen, mir ist eine solche Nachricht aber ein köstlich Ding, sie lässt mich so hübsch träumen.....verwöhnt bin ich diesbezüglich ja wahrhaftig nicht! Ich habe dort vor Ort in der Burg die Zeilen nur flüchtig überflogen und freilich mein Bestes gegeben mir nichts groß anmerken zu lassen. Aber daheim habe ich die Worte immer und immer wieder gelesen, dass ich sie nun fast auswendig kann.

Vor ein paar Tagen folgte dann eine weitere Nachricht von Meister Torjan, dass bei ihm ein neues Brieflein auf mich warte. Was für ein köstliches Spiel mit dem Weh und Ach meines Herzens. So sehr mich das alles auf der einen Seite amüsiert, so sehr spannt mich die Ungewissheit aber auch auf die Folter. Jung soll er sein und wirklich sehr schüchtern, ist die Beschreibung des Unbekannten. Kaum anders zu erwarten, will ich meinen. Vielleicht gar zu jung? Ich will mich nicht darüber grämen, sondern erfreut der Korrespondenz folgen und auf ein mögliches Treffen harren.

Überdies, ja, ich habe nun beschlossen diesen Eintrag ausschließlich solcherlei Geschichten amouröser Natur zu widmen, wurde mein Picknickkorb in einer öffentlichen Versteigerung von noch einem anderen Herren ersteigert, der sich wahrlich zu freuen schien, meinen Korb erwischt zu haben. Soll ich mich schämen ob der Eitelkeit die mir das Herz über diese Tatsache wärmt? Nein, gewisslich nicht! Denn insgeheim freue ich mich darüber, das muss ich wohl ehrlich wenigstens und ausschließlich mir gegenüber zugeben. Überaus peinlich für mich empfinde ich allerdings, dass ich bisher noch nicht zu meinem eigenen Picknick geladen wurde. Das beschämt mich doch sehr. Und ich bin heilfroh, dass der Herr nichts davon weiß, wie tief mich das wirklich trifft! Aber ich habe ihm dennoch tüchtig die kalte Schulter beim letzten Treffen gezeigt. Strafe muss sein, jawohl! Da schien er dann irgendwann doch begriffen zu haben, dass er etwas falsch gemacht hat und ist nach einer Entschuldigung abgezogen – freilich wieder ohne mich zum Picknick zu bitten. Aber ich lasse mich des nicht verdrießen. Nein, das will ich nicht (auch wenn es mich dennoch wurmt). Ich habe schon andere Wege auch Nachrichten zu senden und mich in Erinnerung zu bringen, wenn auch auf andere Weise, als manch einer denken würde.

So, und nachdem ich nun dies alles zu Papier gebracht habe, kann ich schon gleich auf das nächste Fest verweisen, auf das ich mich seit gestern nun besonders freue. Die Schmiede Adorans richten ein Straßenfest aus mit allerlei Feierlichkeit, Spiel und Kurzweil. Zu meiner eigenen Überraschung bin ich mit eingebunden und werde mich mächtig anstrengen, meinen Teil zum gelingen beizutragen. Bei so einer Gelegenheit, wer weiß, wen man da alles wieder treffen kann…...
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 09 Nov 2017 11:54    Titel:
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Bin in einer miesen Lage und das beunruhigt mich sehr. Ich weiß nicht, was geschehen ist und warum es mich erwischt hat. Irgend jemand bedroht mich und fordert Zahlungen. Keine zu großen Beträge, zweitausend Goldstücke, die ich in eine Kiste am Rittersee hinterlegen soll. Ich habe alles wie beschrieben vorgefunden, aber mich bisher noch nicht überwinden können der Forderung nachzugeben. Vielleicht sollte ich es tun, um Zeit zu schinden und nachdenken, nachforschen zu können. Aber ich habe hin und her überlegt und feststeht, solche Forderungen können sich auch mehren und ich habe keine Sicherheit, dass aus den zwei nicht alsbald zehn wird oder noch mehr.

Ich weiß nicht, warum ich in diese miese Lage gekommen bin. Die Drohung mit niemandem darüber zu reden nehme ich ernst – vorerst -, denn ich kann so gar nicht abschätzen, wie groß der Schlamassel ist, in dem ich hocke.

Habe versucht mir selbst zu helfen und einen Pfiffikus angeheuert, dass er sich bei seinen Botengängen mal im Wald dort in der Ecke umsieht, ob er jemanden...Seltsamen….dort sieht. Einer eben, der sich ungewöhnlich verhält. Gar so pfiffig hat er sich aber nicht angestellt, ist offenbar eher ein Gierhals, gleichwohl aber Schlaukopf genug zu vermuten, dass dahinter so einiges steckt. Woher soll ich das viele Gold nehmen das er verlangt um für mich zu spionieren, wenn ich das Erpressungsgold aufbringen muss? Ich muss mein Gold zusammen halten!

Habe abgelehnt, ihm gesagt, er solle alles vergessen. Für mich war das erledigt.
Beim nächsten Treffen am Feuer dann lauthals seine Ansage, dass er jene Kiste gefunden hätte. ‚Ja zum Henker, die hab ich auch gefunden, du Torfkopp!‘, wollt ich ihn anbrüllen, ‚geh doch gleich auf den Marktplatz, Glocke vorher bimmeln und es lauthals rausbrüllen‘. Aber ich hab es sein lassen, hab nix erwidert, wollt es nicht noch schlimmer machen. Habe mich aber wahnsinnig aufgeregt. Wie kann er sich erdreisten so unbesorgt dieses Thema anzuschneiden, als ob nichts dahinter stecken würde und mich bloßzustellen?!! Ein Glück waren die anderen ahnungslos. Aber meine Meinung zu dieser Dämlichkeit sollte er wohl noch hören!

Es war zäh und schwierig ihn aus der Runde abzusondern, aber schließlich war es mir gelungen ihn zu locken. Er trottete wie ein einfältiger Tölpel hinter mir her. Muss man nur ‚Süßes‘ sagen und mal die Brauen lupfen und er folgt aufs Wort. Ich spüre mein Herz wieder fest schlagen – bis zum Hals, wenn ich nur daran denke. Aber immerhin, schließlich standen wir an der Seite und ich hab ihm ganz klar gesagt, dass er vertrauliches auch vertraulich behandeln soll. Kein Ton kam von ihm. Er schaute mich an, als ob es bei ihm angekommen sei. Aber wenn es das gewesen wäre, dann hätte er ja schon zuvor beim Feuer die Klappe gehalten. Mist.

Ich bin immer unsicher zu solchen Gelegenheiten, viel zu unsicher. Zerreiße mich innerlich bei der Frage, ob ich recht urteile, etwas zu genau nehme oder fünfe auch mal gerade sein lassen soll. Zum Henker, hier geht es um kein Tralala! Und so beschloss ich, ihm zu einer Erinnerungsstütze zu verhelfen. Er bekam meine letzte Schokoladenkugel von Cabeza. Was süßes, wie er es sich wünschte…. Naja...und ein bisschen Kräuterzeug dazu.

Sein wilder Ausbruch, aber auch seinen erstaunten Blick habe ich seither ständig vor Augen. Hoffe, das hat ihm die Nachdrücklichkeit meiner Bitte klargemacht. Etwas lachen hab ich schon müssen. Er war wohl wirklich überrascht. Aber das geschieht im recht, ich kann auf seinen Spaß auf meine Kosten verzichten!

Ich merke, dass mir diese ganze Angelegenheit doch ziemlich zusetzt. Das unbeschwerte Gesicht aufrecht zu erhalten fällt mir immer schwer und die Unruhe kribbelt überall.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 11 Nov 2017 18:12    Titel:
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* Das Schriftbild verändert sich vielmals in den Zeilen. Es fängt ordentlicher an, wird ungenauer, bisweilen sehen die Worte schließlich fahrig hingekritzelt aus. Ein paar feine Tintenflecken klecksen über das Papier und an einer Stelle ist die Schrift gar etwas verschmiert. Ein unübliches Schriftbild *

Es geht weiter, das Grauen holt mich ein. Ich bin vollkommen fertig und aufgelöst, habe keine Ahnung, wie das geschehen konnte. Ich fühle nackte Angst.

Gerade hatte ich einen entfernten Bekannten hier bei mir sitzen. Erst dachte ich, es würde ein gemütlicher Nachmittag daraus werden mit einem angenehmen Plausch. Da erwähnte er einen ‚gemeinsamen Freund‘, von dem er eine Nachricht erhalten hätte:

Ehrenfeld hat alles verraten, ihr werdet alle dafür büßen‘.

Ich bin wie betäubt, gelähmt, erstarrt. Was ist da nur geschehen?!!! Warum geschieht mir das?

Ich spüre, wie die Panik in mir immer wieder nach oben spült und wie ich das Gefühl habe daran zu ersticken. Das kann doch gar nicht wahr sein!!!!!!!!!

Ich will versuchen ganz nüchtern meine Gedanken zu ordnen:

1. Der Bote in Bajard war mein erster Versuch einen Helfer bei dieser Erpressung zu gewinnen. Ich habe ihn in keine Details eingeweiht, sondern ihm nur einen allgemeinen Auftrag erteilen wollen. Aus der Sache ist nichts geworden und er hat überdies unbedacht oder gar bösartig am Feuer in Bajard von der Truhe im Wald erzählt, die er gefunden hatte.

2. Zu diesem Zeitpunkt schien es mir nicht so, als dass die beiden Frauen, die noch mit am Feuer saßen, diese Information sonderlich beachtet hätten.

3. Ich bin nüchtern genug zu verstehen, dass ich dieses Problem der Erpressung ernst nehmen muss, es aber nicht alleine lösen kann. Ich brauche Hilfe. Das Regiment ist zu aufgebläht und zu schwer überschaubar, keine Option!
Es kann sich nur eine Person eignen, die erfahren und kampferprobt genug ist, um auch schwierige Situationen meistern zu können. Habe eine solche Person gefunden, ich vertraue ihr. Habe sie in alles eingeweiht. Das war vorgestern Abend.

4. Der Brief mit der Drohung und dem Hinweis auf mich taucht bei dem Bekannten wohl gestern oder heute auf. Das Überbringen des Briefes blieb unbemerkt. Woher kommt diese Information, wer hat sie aufgegriffen und weiter getragen?
Da meine Vertrauensperson ausfällt, kann die Information nur aus dem Kreis am Bajarder Feuer stammen. - Hilfe, da war ein Kalur und zwei Frauen! Nein, es waren sogar außer dem Boten noch ein Mann. Oder verwechsele ich nun etwas? - Ich merke, wie mir die Panik immer wieder hochsteigt und ich kaum noch klar denken kann.

5. Warum hat der Bekannte die Anzeige auf meinen ‚Verrat‘ in seinem Briefkasten gefunden und warum habe ich keine zusätzliche Drohung erhalten? Sollten noch andere erpresst und mit der selben Nachricht über meinen Verrat bedacht worden sein, so wird sich womöglich alles bei mir sammeln. Oder?

6. Der Bekannte und ich haben einen Pakt geschlossen. Wenn der Erpresser wirklich zuschlägt und einer von uns sterben sollte, dann geht der andere doch zum Regiment und gesteht den ganzen Unbill.


Ich hatte schon Hoffnung geschöpft, dachte, es ließe sich mit der Hilfe meines Vertrauten alles regeln. Doch nun ist alles dahin und zu der erpresserischen Bedrohung, die mir gilt, habe ich nun noch die Verantwortung für, ja….für wie viele andere Leben womöglich auch noch? ..auf mich geladen. Ich bin am Boden zerstört, atme wie ein Fisch an Land und japse nach Luft. Gleichzeitig brennt und glüht die Unruhe in mir. Nein, es ist mehr als nur Unruhe…… Gedankenfetzen jagen durch mich hindurch und mir fällt es wirklich schwer auch nur eine Überlegung zu Ende zu denken. Ich spüre, wie ich in die lähmende Schwärze des Unrechts zurück sinke. Dabei ist mir so elend schlecht und übel bei dem Gedanken, was ich womöglich noch zusätzlich schreckliches angerichtet habe. Es ist so bitter, ich bin wie gelähmt, traue mich nicht rauszugehen.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 16 Nov 2017 09:13    Titel:
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Die Sache ist eskaliert, eine unglückliche Verkettung hat mir die Möglichkeit geraubt ausweichen zu können.

Dieser hornochsige Bote hat es doch tatsächlich fertig gebracht, ist wie ein Kleinkind heulend zum Regiment gelaufen und hat mich dort angezeigt…...wegen einem Stück Schokolade! Miese kleine hinterhältige Ratte!

Ich hatte es wohl angenommen, zumindest nicht die Möglichkeit ausgeschlossen, dass es diese speziell gewürzte Schokolade war – sicher war ich gleichwohl nicht gewesen. Aber sei‘s drum...dann hat er halt ein paar bunte Bilder gesehen, das Schleckermaul. Geschieht ihm recht., schließlich hat er mich wissentlich ins offene Messer laufen lassen, dieser hinterhältige Lump. Aber dass er dann so übel gelogen hat und beim Regiment Drohungen von mir zu Protokoll gegeben hat, die ich nie ausgesprochen habe, damit hat er sich ins bodenlose versenkt.

Das Regiment hat sich natürlich höchst ordentlich der Sache gleich überaus ernst genommen und sofort reagiert. Die neue ‚van‘ hat mich dann prompt in Bajard aufgegabelt und zum Regiment ‚begleitet‘, um diese 'Ungeheuerlichkeit' aufzuklären. (Ganz so steif sind sie nicht einmal, denen hat schon der wahre Hintergrund geschwant.) Für mich machte es aber erst einmal keinen Unterschied, ich saß dort fest. Mein Kampf war hart, sehr hart und ist auch über meine Kräfte gegangen - ich war sogar über Nacht dort Gast -. Aber die Drohungen des Erpressers sind keine Kleinigkeit, betreffen ja letztlich nicht nur mich, sondern das ganze Reich….. und dank der Anzeige dieses bajarder ‚Helden‘ saß ich letztlich so unausweichlich in der Falle, dass ich dem Tribunal gestehen musste. Es gab kein entrinnen, ich konnte meine Verschwiegenheit einfach nicht länger aufrecht erhalten, so sehr ich es auch versucht hatte. Nun wissen sie Bescheid, über alles. (Nein, doch nicht über wirklich alles, aber sie wissen genug.) Ja, und nun bin ich die Frau mit den zwei Gesichtern. Der Plan ist gemacht und ich warte nun auf weitere Zeichen, dass die Sache voran getrieben werden kann. Ich versuche die Ratte abzupassen.
Freund und Feind….wie gut sich doch die Sicht klärt in solchen Ausnahmesituationen.

Ich bin sehr angespannt, versuche mich nicht ablenken zu lassen, sondern bin innerlich sehr konzentriert, um meine Aufgaben zu bewältigen. Anders kann ich es nicht durchstehen. Ich hoffe sehr, dass ich meine Fassade lang genug aufrecht halten kann und die Geschichte ein glückliches Ende nimmt.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 06 Dez 2017 20:38    Titel:
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Drei Wochenläufe sind inzwischen vergangen. Ich habe mich sehr zurück gehalten, nicht Gift und Galle speiend den nächsten Tagebucheintrag vorzunehmen, habe gewartet und versucht zu verdauen. War mühsam – bin noch immer nicht fertig!

Alle Versuche den Erpresser vielleicht bei der Kiste zu erwischen sind gescheitert. Meine Bemühungen den halunkigen Boten in Bajard abzufangen sind nach einigen fruchtlosen Versuchen schlussendlich gelungen. Das ist letztlich gut, aber grundsätzlich scheußlich gewesen. Immerhin habe ich ihn erwischt. Das mit dem ausquetschen verlief aber keinesfalls so wie geplant. Viel zu oft muss ich über das alles nachdenken! Viel zu viele Gedanken verschwende ich daran. Warum? Vielleicht weil ich es einfach nicht verstehe. Ich verstehe nicht, warum er sich nicht zu erkennen gab bei der ersten Begegnung, sondern mich nur penetrant und stumm anstarrte. Ich begreife nicht, warum er es beim nächsten Treffen in der selben Weise wieder tat, nur stumm blieb, keinen Ton sprach und für eine ganze Weile nicht reagierte, obwohl ich ihn schließlich sogar derbe provoziert habe. War ich mir ja anfänglich gar nicht sicher gewesen, ob er es wirklich ist, einzig seine Größe, die Haltung, seine Bewegungen ließen es mich vermuten. Er war schon stumm gegangen, kam dann aber schlussendlich nochmals schnaubend zurück gestapft und offenbarte mir erst dann sicher seine Identität – unterstützt mit gespanntem Bogen. Seltsam!

Natürlich ist mir das Herz in die Hose gerutscht, stand ich doch nahe genug vor ihm, um sicher durchbohrt zu werden. Ich weiß nicht, ob ich schnell genug ausgewichen bin oder womöglich doch mit Absicht verfehlt wurde. Nur mein Umhang hat zwei Löcher abgekriegt, der zweite Schuss ist knapp an mir vorbei gezischt. Das alles macht für mich einen ‚gewissen‘ Sinn. Ja, womöglich habe ich tatsächlich vor lauter Schreck selbst für mehr Wirbel gesorgt, als notwendig gewesen war. - Zu dumm, ich bin Erpressungen einfach nicht gewöhnt und reagiere offenbar kopflos. - Begreifen kann ich dennoch nicht, warum ein so wütender Mann beim ersten Treffen, als er und ich allein waren, nur schwieg, ja sich nicht einmal zu erkennen gab, aber beim zweiten Treffen dann in Begleitung einer Frau so explodierte. Das alles wegen einem Stück krautiger Schokolade? Oder eher weil ich ihn reingelegt hatte?! Ist der fröhliche Herr dann doch nicht so fröhlich und kann es nicht verwinden, wenn jemand anderes die Kontrolle hat? Und was zum Henker meinte er mit dieser dämlichen Falle, die ich ihm gestellt haben soll? Die Schokolade eine Falle? Die Antwort werde ich wohl nie erfahren, hat er mir doch Lebensgefahr für weitere Treffen angekündigt.

Ich schreibe das alles auf Cabeza auf, sitze im Sand und warte auf meinen Vertrauten, hoffend, dass er bald auftaucht. Wartewartewarte....... In meiner Tasche habe ich einen magisch bearbeiteten Beutel von der Frau Oberst erhalten. Ich soll ihn als ‚mein‘ Erpressungsgold in der Kiste deponieren. So wollen sie dem Schlitzohr auf die Spur kommen. Alles gut und schön. Wenn ich es mache, bringe ich mich in Gefahr, mache ich es nicht, ebenso. Dabei gehen mir ständig die Worte der Frau Oberst durch den Kopf, nachdem ich ihr von meiner Lebensbedrohung durch den Boten berichtet hatte: ‚Wer sich in Bajard in Gefahr begibt, der kommt darin um‘. Hat mich da die Wahrheit ihrer Worte ins Herz gestochen oder war es eher der fehlende Beistand für einen Lichtenthaler Bürger? Sie wollen zum einen, dass ich helfe diesen Erpresser zu fassen und antworten zum anderen nur mit einem lauen ‚selbst Schuld‘?!

Neben mir ein Fässchen Zwergenstarkbier. Das Gesöff will getrunken werden. Ich weiß nicht, wem ich wirklich vertrauen kann. Auf wessen Seite steht mein Vertrauter (brauche ich Gänsefüßchen?) wirklich? Ist er nur ein guter Schauspieler? Ich will, ich muss Klarheit finden. Schritt für Schritt.


Zuletzt bearbeitet von Luka Ehrenfeld am 06 Dez 2017 20:45, insgesamt einmal bearbeitet
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2018 20:08    Titel:
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Die nun folgenden Eintragungen in dich, mein stummer, treuer Begleiter, fallen mir dieses Mal wirklich schwer, denn sie sind im Grunde eine Auflistung meiner Schmach.

Gerade habe ich mir meinen letzten Eintrag durchgelesen und will nur so viel darauf Bezug nehmen und voraus sagen, dass ich die Gänsefüßchen brauche. Leider! Aber nun lieber der Reihe nach:

Die Ausgangssituation zu den nun folgenden Zeilen ist noch immer diese vertraxte Erpressung. Ich habe keinen anderen Ausweg gesehen dieser, meiner Bedrohung endgültig Herr zu werden, als das Gold zu zahlen und habe mich überwunden, den Betrag mit meinem Namen versehen wie gefordert in die Kiste zu werfen. Das danach folgende warten und hoffen auf Klärung war sehr schwer und wurde mit jedem Tag unerträglicher. Meine Fantasie hat sich immer schlimmere Folgen für mich ausgemalt, was passieren würde, wenn die von mir gelegte Falle des Regiments versagen und der Verbrecher meiner habhaft werden würde. Mit jedem Tag der verstrich, fühlte ich mich mehr und mehr der Willkür dieses Schurken ausgeliefert. Ich konnte das nicht mehr aushalten und also beschloss ich für den schlimmsten Fall der Fälle Vorkehrungen zu treffen und schiffte mich gen Cabeza ein, um meinem Vertrauten meinen letzten Willen zu übergeben und ihn gleichzeitig als dessen Vollstrecker zu benennen.

Doch da fand nun die erste große Wendung für mich statt, nämlich seine Einladung doch auf der Insel zu verweilen, sicher in seiner Nähe und fern von dem Schurken, der mir das Leben schwer machte. Seine Einladung war so plausibel, so verständlich und logisch, dass ich dem Angebot schlussendlich doch erleichtert nachgab. Warum auch nicht, was sollte daran auch unpassend sein? Zum einen war die Gefahr für mich damit weitestgehend gebannt und zweitens war mir seine Zuneigung zu mir wohl bekannt. Wer jemand anderen mag, wertschätzt oder gar liebt, der sorgt aufs beste für die Person, und also blieb ich und vertraute darauf, dass auch er bestmöglich für mich Sorge tragen würde.

Für die ersten Tage und Nächte zog ich in seine Wohnung und vertrieb mir wie früher, vor scheinbar langer, langer Zeit, so manche Stunde des Tages mit herumstreunen auf der Insel. Die Nächte auf meinem Lager in der Ecke des Raumes, so sehr in seiner Nähe, fraßen aber die neu gewonnene Leichtigkeit des Tages auf und wurden mir schließlich zur Qual. Ich fand kaum Schlaf, war stets mit einem Ohr und halbem Sinne wach, lauschte dem Atmen des Mannes, hörte sein Bett knarzen, wenn er sich bewegte und bemerkte immer wieder, wie ich mir ausmalte nicht getrennt in der Ecke, sondern an seiner Seite zu liegen…... An Schlaf war nicht mehr zu denken und so wich ich schließlich nach einigen schlechten bis gänzlich schlaflosen Nächten in die freie Wohnung neben der seinen aus. Er will mich schützen, will um mich werben?, dachte ich mir, dann sollte dies auch in Richtigkeit mit dem gehörigen Abstand geschehen! Ich wollte unbedingt sicher sein, dass sich nichts aus versehen entwickelte, sondern klar beabsichtigt und voll stolz erkämpft wäre! Ich Dummchen träumte davon erobert zu werden, mit aller Ehr- und feierlicher Ernsthaftigkeit und zog mit meinen spärlichen Habseligkeiten wie ein paar Decken, Lampe, einer alte Kiste für ein paar Sachen dort zwar in seine Nähe, aber doch betont getrennt eben in die Nachbarwohnung um. Er wandt sich, quälte sich ob meiner Entscheidung – quälte sich scheinbar, wie ich es jetzt sage –. Aber er sollte klar den Unterschied begreifen zwischen dem Zusammensein, das er sich mit mir erträumte und einer zufälligen, nutzbringenden Gemeinschaft.
(Ich will noch vermerken, dass ich mich in all der Zeit nie und in keiner Weise durch ihn bedroht fühlte, auch wenn stets im Zusammensein mit ihm ein Prickeln in der Luft schwebte und ich weiterer Avancen harrte. Aber mit diesem Prickeln paarte sich auch immer wieder eine Art Fahrigkeit. Immer dann, wenn es Zeit gewesen wäre einen weiteren Schritt auf mich zuzugehen um die Verbindung zu vertiefen, ließ er diesen missen. Alles in allem war es seine seltsame Situation mit ängstlichen, friedvollen, auch aufrichtigen - das will ich gar nicht bestreiten -, wie aber auch unruhigen Momenten.)

Ich beschreibe dies alles deshalb so ausführlich, weil er nun mal im Laufe der nächsten Wochen und ja, knapp zwei Monate meine fast ausschließliche Bezugsperson war, während ich zumeist auf der Insel ausharrte und hoffte, dass sich derweil die Angelegenheit mit der Erpressung klären würde. Doch nichts geschah, es klärte sich nichts. Mein Bote, der mir stets meine Post bringen sollte, brachte mir nie den heiß ersehnten Brief des Regiments, der mir von der Lösung des Falls kündete. Also blieb ich und wartete weiter und mein Vertrauter beließ es bei meiner Umschwärmung, stürmischen Wortbekenntnissen, aber keiner weiteren Anstrengung und Tat.

Ich will das alles nicht bis ins kleinste ausdehnen, nur noch so viel berichten, dass der Stolperstein in dieser zwischenmenschlichen Geschichte eine weitere Person war. Eine Frau, natürlich, wie könnte es auch anders sein. Ich hatte sie schon öfters gesehen, wusste von ihr, wie auch deren Zusammenarbeit. Auch diese Frau umtanzte er, offenbar zur selben Zeit wie er es bei mir auch tat mit seinem Feuertanz. Doch bevor meine Beschreibung hier zu sehr ins Detail geht – immerhin habe ich nur von meiner Seite und aus meiner Sicht Kenntnis des Hergangs -, will ich meinen Bericht auf das letzte Beisammensein lenken, wie ich auf meine verwunderte Frage tatsächlich eine Antwort erhielt.

Besagte Frau jedenfalls bewegte sich mit einer verblüffenden Selbstverständlichkeit in seiner Nähe und auch in seinem Haus, dass ich ihn, von einigem Argwohn befallen, schließlich deutlich auf sie ansprach. Seine Antwort zum Stand dieser Frau ließ er in dem Moment eher offen, was bei mir schon für einiges Magendrücken sorgte. Gleichwohl fand ich beim nächsten eintreffen in meiner Wohnung meine Lagerstatt von den herrlichsten Blumen umkränzt. Rosen, das innige Zeichen der Liebe! Was für eine bezaubernde Antwort, gar schöner als Worte! Mein Herz begann zu brennen und zärtliche Wärme breitete sich in mir aus. Es war ein wunderbares Gefühl so beachtet zu werden! Ich bekleidete mich mit meinem duftig leichten Sari, kämmte meine Locken, tropfte mir köstlichen Rosenduft auf die Haut und ging, so verführerisch und weiblich wie ich es an diesem Ort zu sein vermochte, zu ihm, bereit für einen schönen Spaziergang und für mehr.

Ich war erfüllt von inniger Freude, dass ich es trotz aller Erfahrung sonst doch einmal erleben konnte so aufrichtig umworben und begehrt zu werden. Ich klopfte an seine Türe, er öffnete und starrte mich voll Verblüffung und jubelnder Freude an, bewunderte meine Erscheinung und….schon wieder war diese Frau in seinem Haus! Egal, dachte ich mir, soll sie weiter kochen und das Haus mit ihren Kochdünsten vollstänkern…... und entführte ihn gen Strand. Doch auf dem Weg dahin jammerte er auf einmal von ‚das wird Schwierigkeiten mit ihr geben‘…… Und da begann die zweite Wendung!

Merkwürdig, seltsam…..Meine Gedanken rasten, ich stockte, mir schwante….. Dann stellte ich ihn noch auf dem Weg zur Rede und er gestand mir, trotzdem er mir schon vor Wochen beteuert hatte kein amouröses Interesse an ihr zu haben, inzwischen doch eine Liebesbeziehung mit ihr begonnen zu haben. SCHUFT, SCHUFT, SCHUUUFT!, brüllt es in mir auf, während ich ihn stumm anstarrte.

Noch jetzt bin ich verwundert, wie gut ich in dieser Situation denken konnte, wie klar trotz der bitteren Erkenntnis mein Verstand arbeitete und wie rasch ich mich innerlich von einem Moment zum anderen mit dieser unbekannten Hausmamselle verbündete. Es gibt Situationen, da müssen Frauen einfach zusammenhalten! Denn wenn ich nicht wusste, dass er inzwischen was mit ihr angefangen hatte, wusste sie womöglich auch nichts näheres bezüglich seiner Werbung um mich selbst?! Nicht nur dass er mich damit gedemütigt hatte, sein Handeln hatte mich gleichzeitig zu einem kompletten Torfkopf ihr gegenüber gemacht! Und so zwang ich ihn sofort zurück zu gehen und ihr die gesamte Wahrheit zu offenbaren. Ihre Antwort war verblüfftes Schweigen und eine schallende Ohrfeige in sein Gesicht. Wunderbar!!!

Dies alles fand zeitgleich mit der Erkenntnis statt, dass ich sowieso dringend nach Adoran musste. Zu lange war der Briefbote nicht bei mir aufgetaucht und ich musste unbedingt prüfen, ob es Nachricht vom Regiment gab. Nach diesem Eklat also reisten dann wir Frauen von der Insel ab. In Adoran fand ich schließlich auch diesen wichtigen Brief in der Bank lagernd, der mir bezüglich der Erpressung die Erlösung brachte. Also bin ich nun wieder in Adoran und beabsichtige auch hier zu bleiben.

Wenn ich jetzt nach einigen Tagen das alles hier daheim genauer überdenke, so war nicht die zweite Frau der Stolperstein, sondern eher er, der sich verzettelt hat. Er mag das Liebe, Sorge und Wohlwollen oder weiß der Geier was sonst noch nennen (und selbst das würde ich nicht einmal vollkommen bestreiten, dass etwas in der Art ihn nach seinem Verstand und Vermögen leitete), ich habe da aber noch ganz andere Namen dafür! Ich weiß nicht, ob diese andere Frau ihn nach allem nun noch an ihrer Seite duldet. Aber es ist mir eigentlich auch egal. Die gesamte Entwicklung schmerzt und beschämt mich wohl, aber nach den Eintragungen hier in dieses Büchlein erkenne ich sie auch nicht nur als ungeheuerlich, sondern als im Grunde schon grotesk. Horche ich nun in mich hinein, bin ich seltsam unberührt und nüchtern. Eigenartig.

Was für ein Kapitel! Die Gänsefüßchen hat er sich redlich verdient! Wenn ich es recht bedenke, kann sich der Galan sogar glücklich schätzen, dass sein Doppelspiel schon jetzt aufgeflogen ist, noch bevor ich ihm weiter vertraut habe, bevor ich mich mehr auf ihn eingelassen habe und lange bevor wir tatsächlich Seite an Seite gemeinsam morgens aufgewacht wären. Wäre die Wahrheit dann erst ans Licht gekommen, dann hätte er womöglich in meine bezaubernden blauen Augen geblickt und alsdann mein Messer in seiner Kehle gespürt. Ups.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 31 Mai 2018 10:40    Titel:
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Ich sitze fest! Es ist widerlich!!

Es heißt, die Beulenpest ist in Adoran ausgebrochen und dann haben sie die Stadt weitestgehend abgeriegelt. Ich verstehe es, aber es ist furchtbar! Ich habe wieder das selbe Gefühl wie damals, als mich der Oberst auf die Probe stellte und mir für einen Monat Ausgehverbot aus der Stadt erteilt hat. Mir fehlt schon jetzt die Luft zum atmen. Der Gedanke eingesperrt zu sein macht mich schier irre. Dabei hat das Drama ja gerade erst angefangen!

Allerorten werden tote Tiere aufgesammelt und verbrannt, um größeren Ansteckungen vorzubeugen. Ob das was nützt? Die Bevölkerung hat Verhaltensregeln bekommen. Eigentlich nichts ungewöhnliches für so eine Situation. In der Fülle sind sie allerdings doch erschreckend, wie ich finde. Bin auf dem Marktplatz fast selbst über eine tote Katze gestolpert. Habe es im letzten Moment erst bemerkt, dass sie da liegt. Ich habe sie nicht berührt, aber war viel näher dran, als mir lieb ist.

Was machen? Habe beschlossen mich etwas zurück zu halten im Umgang mit anderen Menschen. Man sollte sein Glück wohl nicht zu sehr herausfordern und eher vernünftig sein. Massagetermine habe ich alle abgesagt. Wer weiß, was ich mir womöglich alles an Krankheit auf diese Weise ins Haus holen würde? Nein!

Ich bin heilfroh, dass ich mir im Laufe der Zeit doch eine gute Menge an Lebensmittelvorräten angeschafft habe. Wie ein Hamster, immer ein bisschen. Es ist sicher niemandem aufgefallen, aber ich könnte in meinem Keller für eine gute Weile ohne Probleme zurecht kommen. An Essen und Trinken habe ich keine Not…..das beruhigt mich denn doch. Aber es ändert nichts daran, dass nicht nur mir klar ist, dass Gevatter Tod gewissermaßen direkt neben einem sitzt.
Ich kann mir nicht helfen, aber unter solchen Umständen schwindet mein Mut dahin. Mir ist diese Hilflosigkeit, dieses Ausgeliefertsein so verhasst! Es nützt kein weglaufen….kein Schwert in die Hand nehmen…….nichts, das man so richtig bekämpfen könnte. Nur diese stinkigen Essigreinigungen und all das…. Wahrhaftig eine Zumutung für die Nase! Ich räuchere also wie eine Wilde mit Kräutern diesen Dünsten entgegen...das hilft.

Tja, was macht man zu solchen Zeiten? Unfassbar wie lange mir unter solchen Umständen ein Tag wird. Und wenn ich tags nicht richtig was unternehme und arbeite, dann bin ich auch nicht müde genug und auch die Nacht wird elend lang, weil ich einfach nicht richtig schlafen kann – von den Angstträumen sowieso abgesehen.

Nun, ich flüchte mich wieder ins Land der Tagräume….das hat sich bewährt Was wäre wenn…. Ziemlich kindisch eigentlich, aber bisweilen noch immer vergnüglich. Bei den was-wäre-wenn‘s muss ich allerdings nach wie vor achtgeben, dass ich mich darin nicht verliere. Das weiß ich inzwischen immerhin gut genug, das habe ich gelernt. Das wirkliche Leben ist mitunter so erschreckend zäh und unverständlich und die Träumereien hingegen so luftig leicht und erquicklich…..Warum müssen solcherlei Nettigkeiten immer auch mit einer gewissen Gefahr verbunden sein? Es wäre so schön glatt und geschmeidig…….

Na ja …...wenn ich mich ablenken will von meiner Angst und Sorge und mir sicherheitshalber Träumereien versage, dann richte ich meine Gedanken auf erfreulichere Begebenheiten, die ich erlebt habe. So hat es sich zum Beispiel vor einer Weile zugetragen, und darüber habe ich ja noch gar nicht berichtet, dass ich eine ziemlich interessante Aussprache mit diesem Schlitzohr aus Bajard hatte. Das war der Kerl, den ich anfänglich in meiner Erpressungssache um Hilfe gebeten hatte und mit dem ich dann so allerübelst in Streit geraten bin und Ärger hatte, dass er mich sogar mit dem Leben bedrohte und darüber hinaus noch die Frechheit besessen hat, mich beim Regiment wegen ‚Vergiftung unschuldiger Bürger‘ anzuzeigen. Dreckskerl mistiger! Aber gut…...wenn er mich nicht gerade angeschmiert hat – und das will ich für ihn hoffen!!! -, so hat er tatsächlich einen einigermaßen einleuchtenden Grund….. Keine Ahnung, ob das möglich ist, vielleicht sollte ich mich mal darüber mit jemandem vom Heilerhaus besprechen….. Jedenfalls klang es so, als ob er viele Menschen in einem ist. Nein, viele hat er nicht gesagt. Aber offenbar mehrere….also zumindest zwei. Denn wenn er gereizt und geärgert wird, dann sei er nicht mehr Herr seiner Sinne und Taten. So sei sein Handeln zu erklären. Hmmm…..entweder eine geniale und derb feige Ausrede, oder eine bedenkliche Tatsache. Er kann so nett sein...wirklich. Aber ich habe ihm gleich gesagt, ich traue ihm nicht über den Weg – nicht mehr oder vielmehr trotzdem. So viel Ehrlichkeit muss sein...auch wenn er es (tapfer?) geschluckt hat. Immerhin, es tat mir sehr wohl diese Erklärung von ihm zu hören und ich habe förmlich gespürt, wie mir eine Last von den Schultern gewichen ist. Wirklich sehr angenehm, dieses erleichterte Gefühl.

Meine Erinnerungen gehen aber auch zu einem hübschen Weiberabend zurück. Ach was habe ich es genossen! Es war tatsächlich die größte Gesellschaft in meinem Haus, die ich bisher empfangen habe. Es hat tatsächlich Spaß gemacht und war in keinem Fall lang genug. Der Barde, den ich extra für diesen Abend geladen hatte, hat unsere Gemüter bewegt. Zuerst mit der melodischen Träumereien samt seiner blumigen Überraschung und hernach mit der derben Ballade. Wie grob von ihm so etwas vor einer Gruppe junger Frauen zu Gehör zu bringen….und doch auch ein bisschen entzückend, diese Verruchtheit. Pfui…..hmmm….

Viele weitere ungewöhnliche Erinnerungen aus jüngster Zeit bleiben nicht mehr. Habe eine Wette verloren, ein Rennen zu Pferd. Stand schließlich im Stall zu Schwingenstein, habe meinen Wetteinsatz abgearbeitet, dem Ross das Winterfell ausgebürstet und es glänzend gestriegelt. Immerhin, es war nicht nur Arbeit, sondern auch verbunden mit einer netten Plauderei mit dem Gewinner. Zu dumm nur, dass er just in dem Moment gerufen wurde und gehen musste, als seine Ausführungen – auf mich bezogen – um so interessanter geworden wären. Aber ich muss schon anmerken, es ist ungemein erholsam, mit einem verantwortungsvollen Menschen zu plaudern und zusammen zu sein, wenn man sich keine Gedanken um Ruf und Moral machen muss oder dabei erwischt zu werden, vielleicht das eine oder andere etwas nach anderer Leute Ansicht etwas zu biegen. Ich achte und respektiere die Gesetze und benehme mich wirklich gut. Da kann keiner was beanstanden! Und eine Weihung Temoras schließt so angenehm vieles aus und anderes wiederum ein. Reinheit und Keuschheit ist doch ein nützlich Ding und so überaus angenehm mit umzugehen!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 28 Aug 2018 12:04    Titel:
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Ich habe wunderbar geschlafen!

Ich fühle mich so selig und entspannt, dass ich endlich mal wieder habe gut schlafen können.
Die Nacht war wie ein Zusammenbruch, offenbar hatte kein Funke in mir mehr die Kraft sich unruhig und aufgewühlt dem Ruhen zu widersetzen. Ja, ich habe sogar so gut geschlafen, dass ich quer im Bett aufgewacht bin und tatsächlich nur halb zugedeckt war…..!!

Wenn ich Glück habe, ist somit das Kriegslager weitestgehend überstanden. Die Übergriffe aus dem Westen waren im Laufe der letzten Zeit immer dreister geworden, bis der König schließlich den Krieg befahl und somit die blutdürstenden Massen lenkte. Eigentlich gelingt es mir ja immer recht gut mich um solche Konflikte herum zu bewegen. Aber dieses Mal war ich zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und es hat mich voll erwischt.

Ich hatte mein Lederzeug angezogen, um doch etwas besser geschützt als sonst einen Ausritt zu wagen und mich ein wenig umzusehen. - Immerhin waren ja schon seit einer Weile Gerüchte von sich mehrenden Überfällen aufgetaucht und ich wollte einfach mal schauen, wie so die Lage war. - Weiter als bis zum Regiment bin ich aber mit meinem Vorsatz nicht gekommen und bin schneller einkassiert worden, als ich mich in Sicherheit bringen konnte. Es half auch nichts zu erwähnen, dass ich weder Platten- noch Kettenrüstung besitze und keine Kampferfahrung habe. Es schien mir gar, dass es den Kriegern ein völlig unverständlich Ding ist, dass sich jemand nicht in der Kriegskunst auskennt und eine geschmiedete Rüstung besitzt. Ich konnte aufrecht stehen, war gesund, also war ich wehrfähig und musste antreten. …….Ich merke schon wieder, wie es beginnt in mir hochzukochen...also will ich diese Umstände um meine ‚Rekrutierung‘ nicht weiter niederschreiben und verlege mich daher lieber darauf zu berichten, dass und wie ich alles wohlbehalten überlebt habe. Dieser Erfolg freut mich überaus, zumal mich eh in den ersten beiden Tagen irgend ein Unwohlsein erwischt hat, das mir den Magen tüchtig verkorkste und mich sowieso ‚kampfunfähig‘ machte. Also hing ich in den Ecken des Lagers herum und hoffte unsichtbar zu sein, während mich Magenkrämpfe plagten. Dieser Plan hat wenigstens weitestgehend geklappt, bis ich schließlich soweit wiederhergestellt war, dass ich versuchen konnte mich im Lager nützlich zu machen. Pferde versorgen, Wasser für die Leute bringen, Stütze für die Verletzten, wenn die Truppe von einem Ausfall zurück kamen und so weiter. Und einmal mehr wünschte ich mir, mehr von der stoischen Ruhe und Gleichmut in allen Lebenslagen von Mutter geerbt zu haben. Es hätte gut getan, hätte mir sicher geholfen. So aber habe ich zu allem Elend noch meinen eigenen Kampf mit mir selbst geführt, still und leise, den sicher in dieser Situation dort keiner bemerkt hat, nämlich meinen Kampf zwischen meinem inneren Wüten über diese Notwendigkeit des Krieges, den Zweifeln über die Vernunft und Unvernunft des Menschen oder sonstiger Geschöpfe und der Notwendigkeit mir meine äußerlichen Ruhe, die für meine weitere ‚Unsichtbarkeit‘ absolut notwendig war, zu erhalten. Ich glaube, ich habe dieses Hin und Her meiner inneren Zerrissenheit ganz gut ohne äußere Sichtbarkeit bewältigt. Insofern war ich sicher wie Ma, wenigstens halbwegs...hoffe ich. Aber es war wirklich furchtbar anstrengend.

Das Leben in einem Kriegslager ist ein Leben in einer ganz eigenen Welt. Ich spüre es schier in den Händen, greife in die Luft und meine es noch tatsächlich körperlich nachfühlen zu können, dieses Lagerleben in all seinen Facetten. Schwer zu ertragen die Erinnerung. Man ist einer von vielen. Und obwohl ich mittendrin war, war ich doch ausgeschlossen, sowohl von meiner inneren Haltung von der Masse distanziert, als auch, na ja, eben weil ich kein Teil der Krieger war und eben deshalb ausgeschlossen. Was die Krieger verbindet kann ich ahnen, mir sogar irgendwie auch vorstellen, aber ich war kein Teil davon. Und eigentlich wiederholte sich dort das, wie ich es so oft auch sonst erlebe. Ich schaue von außen. Ich kann drinnen sein, mittendrin sogar, und bin doch außen. Warum nur? Ist das gut? Ist das schlecht? Ich sehe zu und je mehr ich schaue, um so weiter scheine ich ….wegzufliegen und von weiter höher auf das Ganze zu sehen. Und dann strenge ich mich an mich nicht zu verlieren, nicht nur das Ganze zu sehen, sondern auch das Einzelne, den Einzelnen. Und ich mutmaße über deren Gedanken und Empfindungen, Leben, Hintergründe, Sorgen und Nöte, Freuden, Hoffnungen, Wünsche. Und dann kommt wieder diese Gier….. Das feine Plätschern des Interesses wandelt sich zu einem sprudelnden Wasser und unversehens in einen Strom wilder Vorstellungen und Mutmaßungen, bis alles durcheinander purzelt und spült, dass ich

Was für eine dämliche Beschreibung! Aber ich weiß gar nicht wie ich es ausdrücken soll, dieses Viele was auf mich einstürmt, wenn ich mittendrin bin und doch außen und irgendwie weit weg. Das merkt keiner, glaube ich jedenfalls nicht, dass das irgendwer merkt, wo ich bin und was ich denke. Es kümmert auch keinen, kann es ja nicht. Es ist jeder mit sich selbst beschäftigt und das kann ich auch verstehen. Ein jeder will überleben und das kostet Kraft und Konzentration.

Ein Bruder des Klosters hat mir für die Dauer des Lagers sein Schutzamulett geliehen. Das hat mir wohl getan. Immer, in solchen und ähnlichen Situationen blüht dann Wärme in mir auf, wenigstens für einen Moment, und so auch in diesem. Eine Kugel, diese Sonne, die sich in meiner Brust weitet und dann irgendwie wohl auch wieder schrumpft. Die Geste hat mich jedenfalls getröstet, das kann ich in aller Schlichtheit und Aufrichtigkeit sagen. Ich weiß nicht, ob das Amulett mich wirklich beschützt hat, aber ich habe überlebt, selbst die Gefahren meines späten Aufbruchs.

Ich war zu lange im Lager verblieben. Wenn ich es jetzt überdenke, war es völlig irre von mir. Die Truppe zog ab, alle Pferde wurden mitgenommen, auch das meine, und ich bin geblieben, merkte kaum, dass sie gingen und habe all die Dinge bedauert, die dort zurückgelassen wurden. Was für eine Verschwendung! Ich hing zu lange meinen Gedanken nach, durchstöberte diese und jene Ecke und überdachte, was und ob man noch dieses oder jenes brauchen oder retten könnte, da hörte ich schon den Rammbock am Tor. Sie haben nicht lange gebraucht und das Holz des Tores barst entzwei und die ersten Krieger zogen in das eroberte Lager ein. Und da saß ich dann richtig im Schlamassel! Ich habe mich sogleich in eine Nische des zerfallenden Gemäuers versteckt und konnte dem Feind beim gemächlichen Einzug zusehen. Es war gespenstig und fast unwirklich. Ich bin noch jetzt fasziniert von meinem eigenen Erleben dieses Rauschen in mir und gleichzeitig verwundert über die Klarheit in meinem Kopf…..absolut, ja, faszinierend. Aber bei meiner Treu, ich will so etwas kein zweites Mal erleben müssen! Und hier nun habe ich die glorreiche Entlohnung für meine ‚ach so schlechte Rüstung‘ empfangen können. Denn bei mir hat bei keiner Bewegung etwas verräterisch geklappert oder geschabt, denn ich hatte ja nur Leder und Leinen am Leib und so gelang es mir mit einiger Geduld und sicher auch einigem Glück – oder Schutzzauber durch das Amulett? -, mich von einer Deckung in die andere zu schleichen und schließlich durch das Westtor zu entkommen und dem Tross zu folgen. Der Weg über das Schlachtfeld war entsetzlich. Wir alle sind mit dem Tod vertraut, aber der Anblick dieser Masse von toten Leibern war erschütternd. Die Luft war geschwängert von diesem metallischen Geruch des Blutes, manche Leiber gar zerfetzt. Waffen steckten in den Körpern, leere Augen, gebrochene Blicke…. Die Bilder haben sich mir ins Herz gebrannt. Wie im Nebel rannte ich durch den Totenacker und war dabei doch so seltsam klar. Ich kann es nicht beschreiben. Und jetzt bin ich hier, daheim.

Ich habe gebadet, lange, lange gebadet, bis die Haut so schrumpelig wie eine gedörrte Pflaume war. Und ich habe mir die Haare gewaschen, fünf Mal allein bei diesem Bad. Es drängt mich seitdem sie immer frisch zu haben, mehr als vorher, vor dem Lager. Ich habe die Zeit dazu und ich nehme sie mir auch. Und jetzt habe ich sogar gut geschlafen.

Hinter diesem Erleben verblasst alles andere. Die ‚Rabenjagd‘ zu Kronwalden, die Sorge um eine Freundin, die Freude über ein hübsches Geschenk….. Ich habe überlebt und ich bin wieder daheim.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 16 Okt 2018 20:57    Titel:
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Unerträglich, diese Erbsenzählerei, dieses hochnäsige Verbessern anderer, diese Zweideutigkeiten und Anzüglichkeiten, die Scheinheiligkeit, Frömmigkeit, der ehrfürchtig aufmunternde Lobpreis…. und das alles – Dreckmist nochmal! - ohne Ergebnis!!!

Ich bin sauer und stinkig und es ist sicher gut, dass ich hier aufschreibe, was mich so dermaßen aufgeregt hat, dass ich es kaum verbergen konnte. Was für ein Glück, dass ich Kopfweh habe...dass ich es schon hatte, als ich zu diesem besinnlichen Abend ins Glaubenshaus gegangen bin und jetzt noch viel mehr habe. Das Kopfweh war die passende Entschuldigung und ich konnte gehen. Braves, armes Adoraner Mädchen, so lieb und leidend.
Eigentlich hatte es doch gut angefangen. Erfahrungen austauschen, Gedanken austauschen….

Ich kann nicht erkennen was daran schlimm wäre, tatsächlich mal fühlen zu können, wie es ist in einem anderen Körper zu stecken. Es wäre nicht nur interessant, sicherlich sehr abwechslungsreich und womöglich sogar vergnüglich. Es gäbe sogar einige Lehren daraus zu ziehen, eben nicht nur interessantes, sondern auch wirklich lehrreiches. Fette Leute könnten merken wie sich Schlanksein anfühlt und vielleicht aufhören zu fressen. Und ich könnte mal fühlen wie es wäre groß und stark und ein Kerl zu sein. Heiler könnten erfahren, wie sich die Kranken fühlen und somit viel mitfühlender und besser helfen. Männer könnten fühlen wie es ist Kinder auf die Welt zu bringen! Es gäbe so viel nützliches, was so ein Zauber bewirken könnte. Aber neeeeeeiiiin, der ist ja unnötig und nutzlos. Nö, macht sie nicht, die Dame-‘ich-sag-dir-nicht-wie-ich-heiße‘. Sie sagt zwar, sie könnte so einen Zauber wirken, aber wenn es dann konkret wird, dann will sie doch nicht. Und die Männer, die zuerst ihre plötzliche Ablehnung hinterfragten, machen auf einmal Männchen vor ihr und loben diesen Verzicht auf diese magische Möglichkeit. Pack!

Pack, die Schleimer…

wie auch all die anderen, ist ja nicht nur in der Runde so…

Pack, die ihr Versprechen nicht halten……mit Absicht…

Pack, die ihr Versprechen sowieso vergessen……

Pack, die einfach entschwinden und mir Antworten schuldig bleiben…….

Pack, die nur scheinen und glänzen wollen………

und Mist und Dreck und Mist und Mist…..ich weiß nicht wohin damit, mit dem Ärger und dem Alleinsein damit
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