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Tagebuch der Luka Ehrenfeld
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Tagebuch der Luka Ehrenfeld
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 01 Apr 2015 12:53    Titel:
Antworten mit Zitat

Was hat mein Leben für eine seltsame Wandlung genommen……...

Die Erkenntnis eines fast vollständigen Mondlaufs: Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Ich weiß nicht, ob ich damit zu frieden sein soll oder dies lieber bedauern will. Denn es hat sich erstaunliches zugetragen im Laufe der letzten Wochen, was mich sehr verwundert.

- Eine Adelige hat mir die Stelle einer Zofe angetragen
- Die Schmiede eine Stelle zur Aufsicht und Führung ihres Adoraner Verkaufshauses
- Der Ritter hat mir noch immer nicht den Kopf abgerissen, auch wenn ich das anfänglich dachte, denn….
- ich kann mich inzwischen frei und völlig unkontrolliert überall bewegen
- Die Vogtin weiß, dass ich ein Gespräch mit ihr erbitte für die Bürgerschaft Adorans
- Hochwürden hat mich aufgeklärt, dass ich den Falschen des Verrats verdächtigt habe und offenbar wissen doch gar nicht so viele über meinen gesamten Werdegang Bescheid, wie ich fürchtete. Außerdem hat sie….
- den Akoluthen angewiesen, mich auf das Gespräch mit der Vogtin vorbereiten

Die Richtung ist erstaunlich, wirklich. Aber alles schwebt und nichts ist wahrhaftig erreicht. Denn die Adelige will erst noch mit den Handwerkern Rücksprache halten, weil sie sicher gehen möchte, dass meine zusätzliche Anstellung in einem Handelshaus keinesfalls ihrem Ruf schadet. Von den Schmieden bekäme ich eine ordentliche Bezahlung, wenn denn endlich die Formalitäten abgeschlossen wären. Von einer ordentliche Bezahlung bei der Adeligen war bisher jedoch noch nicht die Rede, eigentlich von gar keiner. Vielleicht ist es ja aber Lohn genug sich in diesen Kreisen bewegen zu können? Wer weiß, welche Türen sich da öffnen könnten? Der erste Versuch, meine erste Amtshandlung zu einem Frühlingsfest bei Wohlgeboren einzuladen, ist in die Hosen gegangen. Ein mieser Anfang, wahrhaftig!

Der Ritter übrigens konnte mir gar nichts abreißen, weil er gar nicht da war – oder vielmehr, weil wir uns nicht mehr begegnet sind. Nach dem letzten Treffen hatte ich nicht einmal das Gefühl, dass er es wirklich wollte……also das Kopf abreißen. Es war verblüffenderweise eine Unterhaltung gewesen und kein Gericht! Ich bin noch immer etwas verstört darüber.

Der Vogtin will ich erst dann wieder unter die Augen treten, wenn ich zuvor darauf vorbereitet wurde. Ich fürchte ernsthaft dieses Gespräch niemals bestehen zu können. Zumal sie von mir/über mich Bescheid weiß, wie sie sagte, und ich keine Ahnung habe, ob das gut oder schlecht ist, was sie denn tatsächlich weiß und wo sie womöglich bei irgend etwas nachbohren würde. So ein Mist, ich kann diese Unsicherheit nicht leiden !!!

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Aber von diesen Miseren abgesehen habe ich auch Schönes erlebt. Ich bin von Adelshand heraus geputzt worden für das Fest in Berchgard und bin meiner Dame als Zofe hinterher getippelt. Ich habe das sicher ganz artig und und überhaupt großartig gemacht! Dieser Aufwand hat sich tatsächlich doppelt und dreifach gelohnt, wegen der überraschten und bewundernden Blicke derer, die mich in der ‚dezenten‘ roten Robe dort gesehen haben und wieder erkannten. Hat das gut getan! Ja, nein, ihr Torfköpfe, ich bin nicht die dreckige kleine Lu, das verhuschte und abgemagerte Ding, von dem man nicht weiß wo vorn oder hinten ist. Ich kann gerade stehen und den Kopf hoch halten, ich weiß mich zu bewegen, zu benehmen – staunt, seht, bewundert mich! Und tatsächlich, bisweilen taten sie es, ich habe es ihnen angesehen, und das hat mich für so vieles entschädigt! Ich bin kein kleines, dreckiges Biest, keine Laus, kein Ungeziefer, ich bin auch kein Kerl!

- Habe mich gerade mit einem Törtchen belohnt. Hat gut getan. Mir tut die Hand schon langsam weh, aber ich will den Bericht nicht unvollständig lassen. Also fahre ich fort –

Na, und so gekleidet habe ich dann gar den König gesehen, zum ersten Mal. Was für ein imposanter Mann! Wenn es wirklich wahr werden würde, dass ich ihn einmal näher anschauen könnte, mehr in seine Nähe kommen….. Ich finde den Gedanken sehr berauschend und aufregend.
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Darüber hinaus gibt es aber gehöriges, das mich beunruhigt, innerlich schabt und mich höhlt. Zum einen die Mahnung, mich nicht zu sehr mit dem Adel einzulassen, verbunden mit dem Hinweis auf deren Sprunghaftigkeit und dem tiefen Sturz, wenn einem deren Gunst entzogen wird. Zum andren aber die immer näher rückende Möglichkeit mich doch im Licht der Mächtigen des Landes sonnen zu können. Sollte ich nicht schlauer sein und hören?! Warum lasse ich mich immer mehr und mehr auf diese Versuchung ein? Ist dies schändliche, leere Eitelkeit es doch versuchen zu wollen oder löbliche Zielstrebigkeit, jetzt, da sich mir diese Möglichkeit bietet? Nicht dass ich dies alles angestrebt hätte…. Aber wenn es sich wie von alleine ergibt, sollte ich es wirklich ablehnen? Könnte ich nicht gerade dadurch Beruhigung oder gar Ruhe finden?

Es zieht mich und stößt mich, das Leben. Noch höre ich mein eigenes Geschrei, als mir …… (auch hier will ich dabei bleiben keine Namen nieder zu schreiben) die Kerbe in mein Haar schnitt. Ich hielt die Haarnadel, die ich mir doch extra zu meinem Schutz hatte anfertigen lassen, zu spät in meiner Hand. Überdies war ich sowieso wie versteinert. Die bittere Wahrheit ist, der Groll, mein Vorsatz mich zu wehren, hat mir nichts genützt. Ich hatte die Situation nicht voraus geahnt, war viel zu erschrocken und viel zu langsam. Jedes Mal wenn ich daran denke, überkommt mich wieder diese Übelkeit und der Schwindel und für einige Nächte brachen wieder die düsteren Träume über mich herein. Ich versuche die Gedanken daran zu verdrängen und doch kehren sie immer wieder dahin zurück. Diese Selbstgerechtigkeit, diese Eigenmacht. Da nützt auch keine Entschuldigung. Es sind Worte, wenn auch womöglich ehrlich gemeint, sind es dennoch nur Worte. Gleichwohl, ich will es nicht ausschließen, dass die Entschuldigung wahrhaftig ernst gemeint war. Ich will daran glauben, ich will es, ich muss es und baue mehr darauf, als überhaupt jemand zu ahnen vermag. Ich merke, dass ….ja dass mich das verändert, dass ich mich verändere und sich die Gewichte in den Waagschalen meines Lebens verlagern. Und auch hier frage ich mich, ob das nun Verrat von mir ist, wenn dies geschieht. Verrat an denen, die mir in den düsteren Zeiten beistanden. Ich weiß nicht, ob das alles gut ist für mich, ich weiß nicht, ob es schlecht ist. Ich fürchte, es wird sich irgendwann erst herausstellen. Dieses Unwissen nagt an mir und ich fürchte schon jetzt, dass die größere Wahrscheinlichkeit der Entwicklung abermals Enttäuschung sein wird. Aber ich will das nicht, nein, ich will mich mit aller Kraft dagegen wehren!

Ich will diesem versteinerten Bild meiner selbst entfliehen, unbedingt. Also spreche ich mir Mut zu, versuche mich immer wieder zu ermuntern, sowohl was meinen Geist und Willen angeht, als auch meinen Körper. Nicht zuletzt deshalb trainiere ich viel, laufe große Strecken, auch in schwierigem Gelände. Ich will mich vorbereiten und nicht nur sitzen und warten, was auf mich zukommt, sondern dränge immer mehr danach die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ich will mich nicht davon abbringen lassen!
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Und noch zu meinem letzten Bericht, zwischenzeitlich war ich auch noch in der Wüstenstadt und habe tatsächlich eine Abschrift jeeeenes Buches bei den Menekanern gefunden, welches ich suchte. Bei allem was mir wert und teuer ist, ich hätte nicht gedacht, dass es solche Bücher gibt!

Darüber hinaus….….Blinddarm mit Zugband. Ich fasse es nicht, was ich noch alles gelernt habe oder vielmehr im Heilerhaus hätte tun sollen. Das war mir dann einfach doch zu peinlich, wirklich. Blind kann man davon werden und sogar sterben! Das war das erste Mal, dass ich das hörte. Ob das für die Menekaner auch gilt? Den Göttern sei’s geklagt, welch schreckliche Schatten, welche Risiken es gibt!!!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 02 Mai 2015 08:59    Titel:
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Ich bin im Heilerhaus, mal wieder. Mein rechter Fuß, nein, eigentlich das Gelenk mit dem Fuß, sind fest eingewickelt. Ich war einfach mal wieder zu neugierig und bin in unbekanntes Gelände marschiert - oder vielmehr gerannt. Eigentlich war ich aufgebrochen, um eine große Runde zu rennen, bin dabei aber nicht rechtzeitig in Richtung Nilzadan abgebogen, sondern landete in der Nähe von Junkersteyn im tiefsten Wald. Wenn es nur ein einziges Erdloch dort gegeben haben sollte, ich habe es gefunden! Natürlich. Habe mich übelst vertreten. Der erste Schrecken war groß, ich glaube, ich habe den ganzen Wald vollgeschrien, so weh hat das getan und das ganze Viechzeug dabei aufgescheucht. Doch der anfängliche Schmerz ist dann recht schnell vergangen und hinterließ an seinerstatt eine schmerzhafte Dauerpräsenz. Mir war klar, dass ich in diesem Wald nicht bleiben konnte und ich habe zu meinem eigenen Erstaunen gemerkt, dass ich tatsächlich unbedingt zurück nach Adoran wollte, sogar ins große Haus. Hmmm……

Irgendwie habe ich es dann tatsächlich doch zurück geschafft, aber der Weg war schrecklich und lang. Näher will ich das gar nicht ausführen. In dem Moment, wo ich zu laufen aufhörte und den geschnürten Stiefel auszog, konnte ich zusehen, wie das Fußgelenk dick wurde und sich langsam verfärbte. Und seitdem schillert es in den schönsten Farben. Rotlilagelbgrünschwarz.

Seitdem hängt der Fuß an meinem Bein und es ist nichts mit ihm anzufangen. Widerlich, irgendwie. Laufen war in den ersten Tagen undenkbar. Bin tagelang nur auf einem Bein herum gehüpft, habe gesessen, gelegen und als mir die Decke auf den Kopf fiel, bin ich ins Hospital gegangen. Na ja…es war alles andere als gehen, aber irgenwann war ich dann doch Dank Stock und vieler, vieler Pausen im Hospital angekommen, humpelnd, schlurfend, ausruhend, ausruhend, ausruhend…. (ich kenne nun die Lebensgeschichte aller Wachen auf der Strecke!)

Der Weg war wirklich ewig lang und ich hätte mir tatsächlich einen Galan gewünscht, der mich mal eben auf seinen staaaarken Armen durch Adoran trägt – weil ich ja so leicht und so süß und so niedlich bin und das sowieso eine so überaus großes Vergnügen ist dies zu tun……ha……ha…..ha……da hätte sich mal einer wirklich nützlich machen können, doch just in dem Moment waren die Straßen menschenleer. Typisch.

Aber ich habe es allein geschafft, nun bin ich wie erwähnt im Heilerhaus. Sie behandeln mich so freundlich und mit so viel Liebenswürdigkeit und Fürsorge, dass es mir wirklich sehr, sehr gut tut – dem Bein auch.

Das mit dem Fuß ist ja aber nur eine Episode, wie ich hoffe, und wenn ich mich nicht im Hospital kuriere, residiere ich ja nun in einem eigenen großen Zimmer im noch größeren Haus der Freifrau. Ja, ich habe meine Stelle als ihre Zofe angetreten. Ich bin wirklich fein raus, freie Kost und Logis (nach ihren Worten ist sie arm wie eine Kirchenmaus, aber das wird ja wohl nicht auf ewig so bleiben) und muss nicht einmal niedere Arbeiten machen - bin aber doch in hoher Anstellung bei einer Adeligen. Zu meinen Pflichten gehört die Korrespondenz und die Führung des Haushalts, schauen, dass alle Vorräte im Haus sind wie sie es wünscht, ihre Sachen in Ordnung halten. Im Grunde ist die Arbeit lächerlich wenig. Ich leiste ihr Gesellschaft, wenn sie da ist – und das ist der springende Punkt. Hochgeboren ist fast nie da, was ich herzlich bedauere. Sie ist viel unterwegs. Und wenn sie da ist, ist sie viel im Palast. Alles in allem war mein Leben nie einsamer gewesen als nun hier im Adelsviertel. Das hatte ich tatsächlich ganz anders erwartet. Ich sitze dort wortwörtlich im goldenen Käfig - es fällt mir kein besserer Vergleich ein.

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber der Adel hat tatsächlich viel mehr Pflichten, als ich gedacht hatte und führt, wenn er mal daheim ist, ein sehr zurückgezogenes Leben. Nichts mit rauschenden Festen und fröhlichen, kurzweiligen Besuchen, worauf ich mich so gefreut hatte. Tatsächlich habe ich auch den König nach Berchgard nie mehr wieder gesehen. So nah und doch so fern. Ich habe trotz allem das Gefühl, dass es dennoch für mich der richtige Schritt war, die Stelle anzunehmen. Es wird sich vielleicht / hoffentlich noch beweisen.

Das Alleinsein im Adelsviertel macht mich bisweilen dennoch etwas trübsinnig. Mein Trost ist dann mein kleines Häuschen im Adoraner Hafenviertel, das ist wirklich ‚Meins‘ und ich fühle mich dort nicht so fremd, wie in dem großen, einsamen Haus bei den Noblen. Hier habe ich meine ganz persönlichen Sachen untergebracht, die fürs Adelsviertel vielleicht nicht geziemlich genug wären, die ich aber für meine Seelenruhe nicht missen möchte. Hier ist Leben im Viertel, auch wenn es hauptsächlich nur um mich herum stattfindet, und ich kann hier sitzen, lauschen, beobachten, angeln und träumen. Auch wenn ich dieses Häuschen nicht verheimliche, keiner der hohen Herrschaften weiß davon. Es steht wohl eh nicht zur Wahl dies jemandem zu offenbaren oder verheimlichen zu wollen und letztlich, es ist für sie wohl sowieso unwichtig.

Was hat sich noch verändert? Ah ja! Inzwischen habe ich einen Arbeitsvertrag von den Schmieden erhalten. Langsam wird es ernst. Die Bedingungen sind gut, wie ich finde. Und ich würde mich freuen, wenn es klappt…..
Diese Anstellung würde mich auch räumlich in die Mitte zwischen die beiden Extreme bringen, nämlich in den wohl situierten Wohn- und Geschäftsbereich im Herzen der Stadt, dorthin, wo das richtige Gold sitzt. Ja, im Grunde könnte ich nun sogar selbst ein Haus dort anmieten, auch wenn ich es inzwischen nicht mehr will. Aber ich könnte es mir mit dem Gehalt der Schmiede dann leisten, denn die Erlaubnis dazu könnte mir inzwischen auch niemand mehr verweigern. Ja, auch diesen Schritt habe ich nun tatsächlich geschafft, denn ich habe diesen Bürgerbrief ergattert.

Das Bürgergespräch selbst war furchtbar! Ich überlege, sind es nun zwei oder gar drei Monde her, ich weiß nicht mehr wie lange, dass mich der Ritter mit Nachdruck zum Bürgergespräch geschickt hat. Ich weiß es nicht mehr, aber ich war wie erwähnt zu diesem Gespräch dort. Die Vogtin und ihre Helferin waren ja nett, auch geduldig mit mir, aber abgesehen davon, dass ich tatsächlich nicht alles wusste und nicht alle Fragen beantworten konnte, hätte ich doch einiges mehr sagen können zu dem, was ich eigentlich weiß. Aber stattdessen hatte ich bisweilen einen völlig leeren Kopf und habe herum gestottert und mich mehr schlecht als recht durch die Prüfung gehangelt. Als ich bestanden hatte war ich froh, stolz, erleichtert und fühlte mich dennoch wie ein Verräter. Eine furchtbare Mischung, furchtbar, fruchtbar und ich bin nach Bajard abgehauen…..wenigstens für kurz.

Was soll ich sagen, wie soll ich diesen Eintrag nun gescheit abschließen? Meine Knoten sind offenbar noch immer da und nicht nur Zierde an meiner Kleidung. So komme ich nicht vorwärts. Zermürbend.

Mir tut mein Hintern weh. Er ist wie taub von der vielen Sitzerei. Wird Zeit, dass ich wieder beweglicher werde!

Zu den Riesenpilzen dort aus dem Wald, wo ich mir den Fuß vertreten habe, habe ich noch nichts näher in Erfahrung gebracht. Wenn sich die wirklich verwerten und verkaufen ließen, ich würde sicher reich werden!

Außerdem bin ich mir noch immer nicht einig, wie ich das mit meinen Kleidern handhaben soll. Wie viel Dame muss oder will ich anziehen, ohne lächerlich und dämlich zu werden?
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 31 Mai 2015 00:08    Titel:
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Ich wollte einmal_____ ein einziges Mal wollte ich hübsch und gut angezogen und zurecht gemacht sein und lustig und mich gut genehmen, ich wollte feiern und tanzen
tannnnnnnn zeeeeeeeeennnnnn~~~~-----

DRECKMISTIGER !!!!

Bni so müde und so wach und mir is schlächt___ ich glaub_____

* Und hier hört die Eintragung auf. Ein übles Schreibwerk ist es, unähnlich den anderen Tagebucheinträgen. So kurz es gefasst ist, so unsauber das Schriftbild, dazu noch Schmierereien mit verwischten Tintenklecksen und womöglich Wasser. Eine Beleidigung für das Auge sind diese Zeilen und ähnlich dem Zimmer, in dem Luka ihre einstmals weißen Schuhe so achtlos herum gekickt hat, wie sie auch den Umhang, seidenen Rock und ihre Bluse einfach irgendwo zu Boden fallen ließ. Selbst dem wundervollen Hut, der vom Regen auf dem Heimweg sowieso schon so aufgeweicht ist, erging es nicht besser und er landete schließlich nach einem schwungvollen, leichten Schnicken aus dem Handgelenk, zwischen Sitzfläche und Lehne des Sessels in schiefer Lage - und muss so trocknen. Alles wie ein Spiegel der barfuß aus dem Badezimmer zurück schlurfenden, unglücklichen, verwirrten, verängstigten und betrunkenen Luka. Nur noch mit dem feinen Leibchen aus zartrosa Seide angetan, plumpst sie so ganz unelegant und mit letzter Kraft ins große Bett und bleibt genau so liegen. Nur Meister Valter’s Werk, die Frisur, sitzt! *
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 01 Jun 2015 12:57    Titel:
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Fortsetzung der letzten Eintragung:

Ich hatte feiern wollen, selbst aufs Schönste herausgeputzt, richtig schön feiern! Und als die Feier ein so ernüchterndes Ende genommen hatte, bin ich aufgekratzt und niedergeschlagen zugleich durch den Regen nach Hause gelaufen. Der Regen hat gepasst!

Die Zeremonie in der Kirche war feierlich und schön und die Kameraden des Regiments ein prachtvoller Anblick, wie sie so dastanden mit erhobenen Schwertern und das Spalier bildeten, durch das die Brautleute schritten. Der Bräutigam war schmuck und strahlte seine Holde an. Doch die Braut selbst überstrahlte ihn noch mehr, schon wegen ihrem prächtigen Kleid, ein Traum aus silber und weiß. Was soll ich sagen? Hochzeiten, die dem Herzen folgen, sind doch einfach etwas anderes als gestiftete Ehen.
Kurz gesagt, alles wunderschön.

Seitdem mich die Einladung zu diesem besonderen Fest erreichte überlegte ich mir, welches Geschenk wohl passend wäre und was ich anziehen könnte. Das Geschenk war bald gefunden oder vielmehr in Auftrag gegeben. Aber die Kleidung…… Es waren wirklich Stunden der Anprobe! Eine passende Garderobe zu finden kann wirklich so aufwändig sein!!! Wechselt man zu einem neuen Kleid, passt die Unterwäsche wieder nicht, das selbe mit den Schuhen. Dann muss die Frisur auch geändert werden und der Schmuck ja sowieso angepasst. Voillants vertragen nicht so viel Schmuck wie glatte, schlichte Kleider, die ein glänzendes Schmuckstück erst richtig zur Geltung bringen können. – So viel weiß ich, immerhin. - Und dabei sind so Spielereien wie Täschchen, Tüchlein, Bänder und Fächer noch nicht einmal berücksichtigt. Hahaha….Adoran kann ganz schön anstrengend sein….aber auch irgendwie, so knisternd.

Ich glaube, ich habe Ewigkeiten ausprobiert: Ohrringe? Ja! Eine Blume im Haar? Ja! Aber beides? ….Nein. Dann doch lieber eine Kette um den Hals - etwas prächtiges? Nein, zu viele Voillants. Etwas zurückhaltendes, feineres? Hmm…. Habe ich das eigentlich nötig mich so aufzubrezeln? Bin ich nicht schön genug auch ohne dieses Geblinke? Oder wirke ich ohne Geglitzer ärmlich und jämmerlich für eine Hochzeit? Ein Kerl mit Hochsteckfrisur im Rüschenkleid?

Ich wollte gut aussehen, weiblich, ich wollte perfekt aussehen! Und so wurden solche Überlegungen zu etwas ganz, ganz wichtigem. Es gab ja genug Zeit darüber nachzusinnen. Ich habe sogar mit dem Barbier gesprochen und ihn dann am Festtag her kommen lassen, dass er mir hier daheim, nach einem langen Bad, eingehüllt in wunderbare Duftwolken und für das Fest angezogen, sogar eine richtige Frisur steckt !!! Alles lief prächtig. Meister Valter ist wirklich ein Meister. Wie es damals eine gute Empfehlung von ihm war, mir das Haar an der Stirn kurz zu schneiden, so schien er mir jetzt fast übermütig, band mein Haar streng zurück und steckte es am Hinterkopf zu dicken, schimmernden Rollen auf. Nur eine Haarsträhne lockte er sanft und zog sie mir über die blanke Schulter herab. Er weiß was er tut – und es fühlte sich gut an! Fürwahr, dieser Schmuck war besser als jede Kette!!

Die kirchliche Trauung war anrührend, der Festplatz umwerfend schön geschmückt, die Schlange der Gratulanten ewig lang. Ich hatte meinen Platz neben der Bekannten aus Bajard gefunden. (Seltsam, die Voillants bei ihr wirkten so ganz anders als die meinen. Es war nicht die Farbe, nicht der Stoff, nicht der Kleiderschnitt. Aber sie ist insgesamt weicher und runder von der Statur und der Rock des Kleides war sowieso viel bauschiger.) Da sie sich an mich aus meiner Bajarder Zeit erinnerte, hatten wir nette Plaudereien. So kam es, dass sie mir offenbarte – sie war sehr diskret dabei -, meinen Namen auf irgend einer Liste gesehen zu haben. Ich sei dort aber als Mann eingetragen. Seltsam! Nunja….so lange ist es nicht her, dass die Leute mich mitunter tatsächlich für einen Kerl hielten. Außerdem hätte es ja auch eine Namensverwechslung sein können. Ich bin ja sicher nicht die einzige Luka. Aber nein, auch das räumte sie aus und bestätigte mir, dass ich als Luka Ehrenfeld dort geführt sei, als Mann. Ich war verblüfft, musste lachten, so herzlich lachen! Und später war mir doch jämmerlich zumute. Das hört wohl nie auf, dass ich als Kerl in den Köpfen der Leute bin? Obwohl …na also gerade bei der Hochzeit……. Nach dem Aufwand schick auszusehen…es ist eigentlich empörend! Aber trotzdem irgendwie lustig und kurios. Ich werde der Sache auf den Grund gehen!

Es wurde köstlich gespeist, gelacht, getrunken, geplaudert. Es war eine vergnügliche Runde, die Rede des Vaters des Bräutigams vortrefflich. Alles wunderbar. Dann begann es weniger wunderbar zu werden. Getanzt habe ich nicht. Ich habe nur zugesehen (darüber schreibe ich nicht länger, denke ich nicht länger nach, sonst leidet die Einrichtung). Und dann kam schon diese Unruhe in die Gesellschaft.

Die Stunde war fortgeschritten und einige Gäste waren schon aufgebrochen, da gesellte sich einer zu mir, der sprach, als ob er jemand andres sei und mich kennen würde. Meine Güte, Katzen, die keine Katzen sind, Raben, die keine Raben sind, ja auch Marder, die keine Marder sind habe ich schon angetroffen, aber das……?! Wenn es eine Verwandlung, Maskerade eines Menschen war, dann weiß ich, wer dahinter steckt. Auf diese Maskerade, seine Worte und den Hinweis kann ich mir aber keinen Reim machen. Und das ist um so schlimmer, weil ich nicht weiß, wie ich mich verhalten soll. Ich war völlig überrumpelt und habe begriffen, dass hier Welten aufeinander prallten und ich in der Mitte der Kräfte stand. Worüber ich mit wem auch immer reden würde, es wäre schlecht. Also schweige ich lieber? Aber muss ich nicht doch reden, erzählen? Kann ich damit meine Glaubwürdigkeit unterstreichen oder bringe ich mich damit eher zu Fall? Und wem überhaupt, von allen Formalien abgesehen, fühle ich mich denn verpflichtet? Wem ich es bin, ist klar und unstrittig. Aber wie ist es mit meinem Inneren, wo ist da meine Wahrheit?

Die magische Giftprüfung aller verbliebenen Gäste durch den Bräutigam war gräßlich. Sie tat nicht weh, sie war nicht schlimm, eigentlich. Aber für mich war sie furchtbar beschämend. Denn der Verdacht war im Raum, alles holte mich ein, ich war auf dem Prüfstand. Jedes Wort, jeder Hinweis hätte mich in ein Licht gesetzt…….. Ja in welches Licht? Ich konnte die Kette der Zusammenhänge kaum zu Ende denken und habe noch jetzt Mühe damit. Ich kann mich mit niemandem darüber beraten. Feststeht, schon in dem Moment der Untersuchung hatte ich verloren, so oder so. Es war zuviel. Ich trank, wurde entlassen, und irgendwie kam ich dann Heim.

Ich war so aufgekratzt daheim und aufgewühlt, dachte ich würde kein Auge schließen können, begann zu schreiben. Nach einmal tüchtig Magen entleeren hat mich die Entspannung wie ein Hammer erwischt und ich bin eingeschlafen. Wachte am nächsten Tag nur in Unterwäsche auf, die Haare waren noch immer aufgetürmt und hochgesteckt und die Ohrringe klimperten noch immer an meinen Ohren. An diesem Morgen danach war mir mein Anblick im Spiegel nicht mehr ganz so erfreulich und glanzvoll wie noch tags zuvor. Doch alles nur Tand. Das Haus war einsam und ich war mit meinen Gedanken mal wieder allein. Nicht gut! Also bin ich aufgebrochen, aufs Schiff nach Bajard und landete schließlich bei…meiner Sitznachbarin von Fest. Nicht dass wir uns besonders gut kennen würden, aber sie ist nett und in dem Moment hat mir ihre Gesellschaft gut getan – und auch die Auswahl der Kleider, die sie in ihren Truhen hatte. Ich war unvernünftig, es war verrückt. Aber ich habe ihr ein Kleid abgekauft. Ein Traum in Rot, einem anderen Rot freilich, als meine anderen Kleider. Feine Stoffbahnen, schlicht und doch raffiniert. Einziger Schmuck sind hauchzarte Stickereien von bunten Schmetterlingen. Dazu passende Schuhe. Es ist verrückt, aber ich habe mich danach besser gefühlt. Allein das Wissen darum, dass ich das Kleid habe, lässt mich mich wohler fühlen – auch wenn ich vielleicht nie die Gelegenheit haben werde es anzuziehen.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 22 Jun 2015 13:23    Titel:
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Tanzen - zweiter Versuch

Ich habe ja nun ausführlich genug von den Entwicklungen der Geschehnisse bei der Hochzeitsfeier berichtet. Und nun will ich diesen roten Faden des Tanzes wieder aufnehmen. Getanzt hatte ich trotz allem Aufwand und aller Hoffnung bei dem Hochzeitsfest ja leider nicht. Nun ja, das folgende Durcheinander hatte nur eine kurze Möglichkeit gelassen, sich dieser Vergnügung hinzugeben. Diesem traurigen Umstand ist es vielleicht geschuldet, dass ich den heiß ersehnten Tanz selbst nicht erleben konnte, sondern statt meiner dieser ungelenken Person beim Tanzen zusehen musste. Die anderen möglichen Tänzer waren, ich kann es leider nicht beschönigen, uninteressiert oder weder heldenhaft noch höflich genug, dass ich eben nicht in Verlegenheit kam aufgefordert zu werden.

Nun ist eine geschlossene Gesellschaft mit einer vergleichsweise geringen Anzahl von Gästen nicht mit den Menschenmassen auf einem Stadtfest zu vergleichen. Entsprechend habe ich innerlich gejubelt als ich las, dass in Adoran zum Maskenball geladen wird! Bürger und Adel, alle, alle sollten kommen, in Kostümen und Masken und sich einen Abend lang ohne Standesdünkel dem Vergnügen und der Kurzweil hingebe. Ich habe die vielen fleißigen Hände beobachtet, wie sie den Platz schmückten und für die Feier herrichteten. Ich habe mich wieder mit viel Hingabe meinem Kostüm gewidmet und fand mich wirklich hübsch und schön. Ich wusste, es würde die Gelegenheit werden einen Tanz zu ergattern, wenigstens einen einzigen Tanz. So hatte ich mir das gedacht. Und wenn ich bei der Hochzeit als Tanzpartnerin schon nicht interessant genug war, so sollte es mir dieses Mal durch die Anonymität meiner Verkleidung nun hoffentlich doch gelingen zu meinem Tanz zu kommen.

Was für groteske Überlegungen und wohl dümmliche Erwartungen, wenn ich mir diesen Plan jetzt am Tag danach nochmals durch den Kopf gehen lasse……

Ich will es kurz machen: Ich habe getanzt. Ja tatsächlich. Aber nur weil es Damenwahl war und ein armer, verdatterter Menekaner sich zur falschen Zeit am falschen Ort befand und mir somit über den Weg lief. Er hat so gezögert und gehadert, nachdem ich ihn um den Tanz gebeten hatte. Als ich begriff, dass das ein Mann vom Wüstenvolk ist, war mir schnell klar, in welch unangenehme Lage ich ihn mit meiner Anfrage gestürzt hatte. Der Moment, in dem wir uns gegenüber standen zog sich unter den Augen von Beobachtern für mein Gefühl ewig in die Länge. Retten konnte ich nichts mehr, die Frage war gestellt. Sein Zögern war mir zwar verständlich, aber die Situation an sich war mir doch sehr peinlich, wie ich so dastand, ihm und mir nicht zu helfen wusste und dabei begriff, dass selbst auch dieser Tanzversuch so kläglich in die Hosen ging. Aus Höflichkeit hat er sich dann doch durchgerungen und ich habe – mal wieder - Tanzunterricht erteilt. Er hat zwar recht schnell gelernt, aber dieser Tanz und das Drumherum war so gar nicht das, wovon ich geträumt hatte.

Ach…es ist ja nicht einmal so, dass es mir tatsächlich ums Tanzen an sich gehen würde. Natürlich auch darum... wäre ja schön gewesen.... aber es ist doch eher das, was der Tanz für mich symbolisiert. Es wäre eine Einleitung gewesen, ein Prolog meines Buches, das ich endlich verschlingen will. Entsprechend der selben Symbolkraft, die meine Tanzversuche, meine Tanzhoffnungen kläglich scheitern lassen, misslingt mir in dieser noblen und gediegenen Umgebung (und nur hier kann geschehen, was ich mir so sehr wünsche) mein Versuch des Ausgleichs der Kräfte innerhalb meiner Geschichte.

Mit jedem Tag Gleichklang an dem nichts geschieht, verfallen meine Hoffnungen mehr und mehr. Versprechen werden zu leeren Worten und drücken mit jedem tatenlos dahin ziehenden Tag die Waagschale meines Lebens noch schiefer herab. Für den Gewichtsausgleich kann ich nicht sorgen, ich kann es mir nur wünschen, erhoffen. Trotzdem ich mir dieser Möglichkeit bewusst war, bin ich das Riskio eingegangen. War das mutig oder doch eher dumm, naiv? Hätte ich es vielleicht doch besser gar nicht erst versuchen sollen? Wer nichts versucht, kann auch nicht scheitern. Ob dies der Weisheit letzter Schluss ist weiß ich nicht.

An diesem Tag nach dem eigentlich so wunderschönen Fest, gestatte ich mir diese ernsthaften Gedanken über meine allgemeine Situation. Personen und Schlüssel, alles, was ich mir bisher zu überdenken und in Frage zu stellen versagt hatte, erlaube ich mir nun zu prüfen. Allein dieses Zugeständnis mich in diesen Überlegungen zu verlieren, ist genauer betrachtet schon eine Niederlage meiner Hoffnung.

Ich verstehe, ich kann viel hoffen, aber nicht alles mit meinem Willen erreichen.Denn mein Wille kann nur mir gehorchen und nichts von anderen erzwingen. Aber nicht jede Lösung, auf die ich keinen direkten Einfluss habe, findet sich mit Geduld. Meine Geduld ist zu meiner Schwäche geworden. Ist dem so? Bin ich gerecht oder nur enttäuscht? Was nun?
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 08 Jul 2015 20:49    Titel:
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Ich sitze im Garten von Hochgeboren im Schatten und lausche den Vögeln, so sie überhaupt noch singen und bin glücklich, wenn ein laues Lüftchen die Luft etwas bewegt und die Blätter an den Ästen sacht rauschen lässt. Es ist schlagartig brütend heiß geworden und ich muss zugeben, es setzt mir ziemlich zu. Vielleicht liegt das aber auch an der heilenden Wunde an meinem Halsansatz. Ich habe überhaupt kein Bedürfnis herum zu streifen, obwohl ich eigentlich einiges klären müsste. Und was ich klären müsste hängt mit eben jener Verletzung zusammen.

Wie und wo fange ich an mit meinem Bericht? Vielleicht am Besten am Anfang, nämlich mit dem Nachmittag, den ich träge am Strand von Cabeza verbracht habe. Es war alles ruhig und schön, ich genoss die Sonne, das Meer und den Sand. Nachdem ich meine Tröpfelburg gebaut hatte bekam ich Gesellschaft…..und die stellte sich als bissig heraus, bissig im wahrsten Sinne des Wortes.

Eigentlich geschah es aus dem Nichts heraus. Sie kam und suchte offenbar Streit. Ich habe mich nicht darauf eingelassen, was sie vielleicht gar noch mehr ärgerte. Jedenfalls stürzte sie alsbald auf mich zu und machte Anstalten, als ob sie, ja, als ob sie mich beißen wollte. Seltsam, dachte ich mir noch. War sie ja nicht mal ein Kerl, was wollte sie dann von mir und so viel Ungestüm wäre selbst bei einem Kerl zu viel gewesen. Aber das Biest hat nicht locker gelassen. Und so haben wir uns schließlich auf dem Sand geprügelt. Ich kann mir vorstellen, dass das zu beobachten sicher manchem Spaß gemacht hätte, aber ich verfolge diesen Gedankengang jetzt mal lieber bewusst nicht weiter. Denn amüsant war die Angelegenheit ja ganz und gar nicht! Die Angriffe wurden immer heftiger und ihrer erbitterte Entschlossenheit ( und meine Unfähigkeit was Gegenwehr angeht – und wem hab ich das zu verdanken?!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! ) vermochte ich nichts entgegen zu setzen. Sie hatte mich dann im Würgegriff und drückte so fest zu, bis mir sogar die Sinne schwanden.

Als ich erwachte war ich allein. Mein Kopf dröhnte, die Sonne glühte auf mich nieder und mein Hals brannte und pochte wie verrückt. Ich war so mitgenommen und erschrocken, dass ich aufs nächste Schiff geflüchtet bin. Nur weg! Über Bajard bin ich dann wieder nach Adoran gereist.

Ich wollte niemanden wissen lassen was passiert ist und vor allem wo und mit wem es passiert ist. Also habe ich mich selbst versorgt. Hochgeboren war zum Glück nicht da und so konnte ich mich allein und ungehindert im Haus bewegen. Waschen, Kleider wechseln, Wunde versorgen. Wie Ma es mich gelehrt hat, habe ich die Wunde mit Honig versorgt, kleines Tuch drauf, einen feinen Schal locker um den Hals geschlungen und nichts war zu sehen. Genauer gesagt, es war kein Biß mehr zu sehen. Denn ja, das Drecksweib hat mich tatsächlich gebissen! Da ahnte ich das nur. Ein Messerschnitt war es ja auf keinen Fall, das war in dem Moment klar, aber erst später habe ich es aus Erzählungen erfahren, dass es wirklich Bißspuren waren.

Alles war gut, so weit man es gut nennen kann. Die Wunde hat gearbeitet, es hat weh getan, viel mehr war aber nicht – bis auf den Ärger eben über diese Angelegenheit selbst. Ich habe den restlichen Tag ruhig verbracht und überlegt, was ich bezüglich dieses irrsinnigen Weibes unternehmen wolle.

Tags drauf war ich bei Hochwürden, um ihr wieder eine Suppe zu bringen. Eine wirklich gute Kalbsbrühe, mit der ich mir wie tags zuvor schon mit der Hühnerbrühe, auch viel Mühe gegeben habe. Hochwürden hatte so elend ausgesehen, als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, dass ich mir vorgenommen habe, mal etwas wirklich Gutes zu tun und sie ein bisschen zu mästen. So war ich also bei Hochwürden ihr die Suppe zu bringen, sie bat mich herein, wir kamen nett ins plaudern…….alles gut.

Da auf einmal…..ich kann es mir kaum erklären….fand ich diese schlichte Plauderei so belanglos und nichtssagend, dass es mich anfing richtig aufzuregen und zu ärgern……. Es mag an der freundlichen Art von Hochwürden liegen oder an ihrer Gewohnheit Schlechtes auf- und abzufangen, jedenfalls machte ich mir bei ihr nun Luft. Ich kam von einem zum andren…….. Ich begriff noch während ich redete, wie mein einer Ärger mit dem andren und wieder anderen Ärger zusammen hängt, meine missliche Lage, über Schuld, leere Versprechungen und, und, und. Ein ums andere Mal versuchte sie noch in meinen Wortschwall einzuhaken. Aber wenn ich mich zurück erinnere – und das muss ich zugeben, nicht alles ist da mehr ganz klar – so hatte sie dazu keine ernsthafte Gelegenheit. Ich war schließlich tatsächlich so aufgebracht, dass ich aus dem Haus lief, ohne Abschiedsgruß oder was auch immer sonst der Respekt fordert würde, und stürmte quer durch Adoran……….unglücklicherweise gen Kommandantur.

Tja…….

Und da wird meine Erinnerung nun wirklich ziemlich grau oder ist vielmehr gar nicht mehr vorhanden. Ich habe wohl quer über den Hof nach Einlass gebrüllt und ihn offenbar auch erhalten. Aber das weiß ich schon nicht mehr. Meine nächste klare Erinnerung war dann das Büro des Herrn Oberst, in dem ich ihm gegenüber stand und ihn anstarrte.

Ich habe in den letzten Tagen viel darüber nachgesonnen und nach passenden Worten und Formulierungen gesucht, die auch nur halbwegs beschreiben könnten, wie ich meinen Besuch dort war. Zugegebenermaßen ist mir dies nicht möglich, um es schlicht zu sagen. Ein bisschen so wie in einem Traum war und ist es. Irgendwie da und auch nicht da, nicht zu greifen. Etwas, das auf der Zunge liegt, etwas, das man in seinem Bauch fühlt und weiß, doch was der Kopf nicht durchdenken kann. Ich fürchte jedenfalls, es ist wild dort zugegangen. Ziemlich übel sogar. Nicht der Hauch von Anstand und Etikette meinerseits, denn schlussendlich schleifte er mich sogar zum Hospital - und das würde er wohl in der Art nicht einfach so mir nichts dir nichts tun. (Mein Kleid ist gerissen, muss es nähen. Mist!) Aber da war ich schon ziemlich gut wieder bei mir und klar im Kopf und begriff, was geschah. Nur habe ich mir das nicht anmerken lassen. Zum einen, weil ich gerade so schön in Fahrt war und zum Henker noch eines, offenbar hatte ich mich eh so daneben benommen, dass ich es ruhig noch weiter treiben konnte – würde ja eh nicht mehr drauf ankommen -, und zum andren, weil ein Teil von mir tatsächlich mir Recht gab. Jawohl!

Nur klärt so ein Recht nicht zwingend was man tun darf, auch wenn man es kann. Bin ja hier in Adoran und nicht auf der Insel. Und letztlich…. Ich habe aufgegeben. Aufgegeben zu wollen und zu erhoffen, was ich will und von dem ich weiß, dass es recht wäre. Ich schätze, die Bitterkeit dieser Erkenntnis, die ich in den letzten Wochen und Monden errungen habe, hat meine Wildheit und Wut ungezähmt ausbrechen lassen. Schuldig bin ich und auch nicht schuldig, wie man es nimmt. Wie man es sehen will.

Habe beim Heiler noch versucht zu entkommen. Wollte mir Zeit verschaffen nachzudenken, bevor ich allen wieder begegne. Wollte überlegen, in Ruhe überlegen, ob ich nach diesem Betragen weitere Begegnungen überhaupt noch wagen kann, wagen will, ob es möglich wäre. Ausbruch aus dem Hospital war aber nicht möglich. Also ‚fiel ich in Ohnmacht‘ und konnte dann den Unterhaltungen lauschen, wo ich zum ersten Mal von einem Fluch und Bissen und davon hörte, dass wohl noch andere auch gebissen worden seien. Das brachte mir einen gewissen Trost. Ich war womöglich nicht allein so ausgerastet? Aber diese Gespräche warfen bei mir eine Unmenge weiterer Fragen auf.

So verweilte ich im Hospital unter strenger Bewachung. Einen Tag später schon spürte ich, dass es vorbei war. Was auch immer es gewesen war, es war vorbei. Ich habe mich an den eingeschlafenen Wachen vorbei geschlichen. Sie haben mich nicht gesucht, um mich wieder einzufangen. Sie wissen es wohl auch, es muss wohl wirklich stimmen. Was genau es aber wirklich gewesen war was nun vorbei ist, das muss ich noch heraus finden.

Wichtiger ist für mich aber die Frage, wenn ich es mir mit der Obrigkeit verscherze, welche Konsequenzen das von deren Seite für mich haben wird?!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 18 Jul 2015 08:34    Titel:
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Nachwort zum letzten Eintrag:
Offenbar habe ich mir nichts verscherzt. Ich staune darüber, aber so weit ich das beurteilen kann, haben die Leute hier in Adoran, also die, die es angeht und mit denen ich zu tun habe, diese Bisse und deren Folge früher als ich als eine Art Krankheit oder vielmehr Fluch erkannt. Insofern hatte ich tatsächlich Narrenfreiheit und man trägt mir nichts nach. Das finde ich großmütig von ihnen und ich bin darüber natürlich erleichtert! - Der Oberst übrigens hat sich sogar höchst anständig betragen und wollte nicht einmal näher darüber reden, was ich ihm alles so an den Kopf geschmissen habe (nach einer Bemerkung von ihm muss das so einiges gewesen sein!). Finde ich ziemlich nobel von ihm.

Meine Nachforschungen zu der Angelegenheit haben einiges ergeben, aber ich bin trotz aller Bemühungen nicht bis zum Ursprung all dessen gelangt. Für mich interessant und wichtig ist zu wissen, dass dieses Piratenweib offenbar ein wilder Beißer war und über mehrere Leute hergefallen ist. Aber da sie selbst ein bisschen schräg und seltsam zu sein scheint, konnte sie mir nicht erklären, woher ihre Beißwut stammte. Die zentrale Figur von dem allem, ist mir ein um das andere Mal schon in Bajard am Feuer begegnet. Schräger Kerl. Dem werd ich in Zukunft in jedem Fall aus dem Weg gehen! Aber die Sache ist wohl vorbei, der Fluch gebrochen. Wenn da keine Spätfolgen auftreten, dann heilt meine Wunde am Hals hoffentlich schön zu und die Sache ist damit für mich gegessen.

***

Gestern war ich dann wieder auf der Insel. Gab Rumverkostung. Nein ich habe da nicht mitgemacht und nicht getrunken. Oder doch, ich habe getrunken, aber nur einen Schuss im Tee. Nicht nur dass ich es rieche, selbst in solcher Verdünnung fließt das Zeug brennend in mich hinein und lässt mein Herz rasen. Der Nebel, dieses wattige Gefühl kam prompt. Habe hinterher noch eine gute Handvoll eingelegter Rosinen gegessen und war dann fällig für eine Übernachtung am Strand. Entsprechend ‚wohl‘ fühle ich mich heute (bin wieder in Adoran). Aber ich habe übel Schiss vor dem, was ich mir vorgenommen habe und wollte mich ablenken irgendwie….. Ich gehe wieder nach Rahal.

Eigentlich ist ja alles in trockenen Tüchern, wie man so schön sagt. Aber jetzt, da mein Weg so nah vor mir liegt, rutscht mir doch mein Herz immer mehr in die Hose. Ich merke, wie sehr mir meine Erfahrungen dort in den Knochen sitzen und nichts hat mich seither ernsthaft wieder dahin gezogen. Aber ich bin in gewisser Weise ideal für diesen Botengang und stehe im Wort. Daher muss ich besser die Erinnerungen bei Seite schieben, einfach selbstverständlich tun, was ich tun kann und einfach nach Rahal gehen. Ich will diesen Alp überwinden, zu meinem Wort stehen und den Gruß persönlich dorthin überbringen.

Eine schöne Sache will ich hier aber noch anmerken, denn sie hat mich wirklich überaus erfreut und ist mir tröstlich, gerade jetzt. Hochgeboren hat wie versprochen begonnen mich einzukleiden. Eine Auswahl von Hemden und Blusen sowie Mänteln ist bereits fertig gestellt. Sie war wirklich fleißig und näht sehr gut. Das Gefühl kann ich kaum beschreiben wie es ist, solch feine Sachen am Leib zu tragen. Ich freue mich riesig! Jetzt fehlt noch die Beinkleidung, Röcke, Hosen und die Farbe. Farbe wird mir immer wichtiger, wie ich gemerkt habe. Also nicht jede, aber doch überhaupt. Der Gedanke, dass ich so viel aussuchen und entscheiden kann macht mich ganz hibbelig. Dabei muss ich wirklich sagen, dass mir diese Unruhe um einiges besser gefällt als meine Sorgen bezüglich meiner bevorstehenden Reise. Muss mir noch überlegen, was ich für diese Unternehmung anziehen will. Es muss natürlich schlichte Kleidung ohne Adoraner Siegel sein, denn auffallen will ich auf keinen Fall. Ich tröste und ermuntere mich mit der Aussicht, dass ich mit Überbringung der Botschaft dann mein Wort gehalten habe und niemandem mehr etwas schulde. Na ja – fast...
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 05 Aug 2015 13:24    Titel:
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Ich sitze hier im Garten am Teich und will mal wieder mein Tagebuch füllen.

Hier zum Talgrund‘schen Anwesen bin ich vor zwei Tagen durch Herrenbegleitung zurück gebracht worden, tatsächlich. Aber die Erinnerung daran ist irgendwie vernebelt, so dass ich wieder dieses seltsam vage/ungute Gefühl im Bauch habe, das mich immer beschleicht, wenn ich nicht so recht weiß, ob und was ich womöglich angestellt habe. So viel weiß ich aber inzwischen, ich bin in Bajard gewesen. Dann brüllte wer ein ‚WEG‘, ich hörte wildes geifern-knurren und dieses hetzen und schaben von Füßen, die über den Kies rennen (komisch, an diese Geräusche kann ich mich ganz klar erinnern)…… und schon war ich tatsächlich weg. Als ich wieder zu mir kam lag ich auf dem Boden im Dreck und in meinem Kopf dröhnte es, als ob eine Horde Kaluren nach meinem Mithrill suchen würden (wenn sie es denn endlich mal finden würden!).

Es ist nicht alles klar in meinem Kopf (manch einer würde womöglich sagen, dass das ein durchaus normaler Zustand bei mir sei – aber solche Schlauköpfe sind eh Torfköpfe, alles Torfköpfe). Die Erinnerung ist teilweise also irgendwie verwischt. Ein bisschen so, als ob ich diese Geschichte wie durch einen Schleier sehe. Jedenfalls lag ich im Dreck und hatte aber Hilfe, einen von der Insel und diesen Heiler, vor dem ich ja sowieso jüngst geflüchtet war. (Meine Güte, als ob es nicht peinlich genug gewesen ist da einfach wegzurennen, so lag ich jetzt schon gleich vor ihm im Dreck!).

Wir sind wohl auch Schiff gefahren und dann hat er mich nach Adoran geschafft. Der Rest meiner Erinnerung ist mehr oder minder im Unklaren. Das ist hoffentlich nicht so dramatisch, aber trotzdem ein ungemütliches Gefühl. Ich will schon gern wissen, was da alles so war und so hoffe ich, dass ich das alles noch aufklären kann. Es wurmt mich, nicht vollständig Bescheid zu wissen!

Mir geht es sonst aber wieder gut. Die Kopfweh sind wieder weg und es drängt mich zu meinen Ausflügen. Ich verkneife sie mir aber, auch wenn ich deshalb leide wie ein Hund, denn ich will mich lieber ein paar Tage verkriechen. Irgendwie brenzelt es gerade mächtig und da will ich zwar in Adoran sein, aber trotzdem hier lieber ‚aus den Augen, aus dem Sinn‘. Zumindest was die Adoraner angeht. Meine Herren, ist das kompliziert! Aber bei meinem Spaziergang durch Adoran habe ich einen Steckbrief gesehen, wonach ein Kopfgeld auf Piraten ausgesetzt ist. Das beunruhigende dran ist, dass nicht wie sonst spezielle Leute gesucht werden, sondern es ist ein allgemeiner Steckbrief.

Zwischenzeitlich hat mich eine Botschaft von der Insel erreicht, dass ich zu meiner eigenen Sicherheit zurück kommen soll. Tu ich das, ist Adoran für mich futsch. Bleibe ich hier, verleiht das meiner Bürgerschaft im Prinzip mehr Gewicht. Aber das könnte auch mächtig schief gehen und dann säße ich hier auf dem Silbertablett. Das dumme ist, ich kann es noch immer nicht abschätzen, welche Informationen über mich hier bei wem in Adoran herum schwirren und wie viel Gewicht sie dem geben. Um nichts in der Welt will ich herum fragen, um meine Position hier besser zu verstehen und schlafende Hunde wecken. Ich habe mich für das Risiko entschieden und hoffe das Beste, bleibe also unwissend, halte die Füße still und hocke hier mit eingezogenem Kopf im idyllischen Garten meiner Adelelsdame die Zeit ab. Na ja, sie tut mir tatsächlich gut, die Ruhe, eigentlich, auch wenn ich in Gedanken viel auf Cabeza bin, so allgemein und überhaupt…

N. ist weg. Er ist tatsächlich gegangen. Es ist schon Monde her, dass ich ohne einen weiteren Kommentar von ihm seinen Schmuck bei mir vorgefunden habe. Da ahnte ich es schon. Ich habe die Kostbarkeiten sicher für ihn verwahrt, sie in eine Truhe geschlossen und nie mehr angefasst. Ich wollte das nicht. Hätte ich es getan, dann würde es wahr werden. Auch das wollte ich nicht. Vielmehr habe ich versucht mich zu konzentrieren, meine Sinne darauf zu richten, dass es nicht wahr werden würde. Doch nun weiß ich es endgültig, dass meine Bemühungen umsonst waren und nun blieb mir nichts anderes übrig, als mich dieser Veränderung zu stellen. Ich hasse solche Veränderungen! Der Mann hat mich im wahrsten Sinne des Wortes ab- und aufgefangen. Ich werde ihm das nie vergessen. Jetzt trage ich seinen Armreif. Im Moment tröstet es mich etwas.

Ich bin sehr träge, setze mich von einem Platz auf den anderen, schlafe viel, tagträume, schaffe es auf den nächsten Platz und bekomme wieder einige Erinnerungen zusammen.

Rahal habe ich erledigt. Ich war dort wie versprochen und habe den Brief abgegeben. Ich merke, wie sich allein beim Gedanken an die Reise und mein Versprechen dazu alles in mir verspannt – und daran ist nicht Rahal schuld! Ich begreife Männer nicht, diese Arroganz, die großen Worte und Versprechungen, das kurze Gedächtnis. Sie sind selbstgefällige Holzklötze, die sich schnell von ihren eigenen selbst gefassten Vorsätzen ablenken lassen. Wie oft, oder vielmehr, wie vereinzelt habe ich es nur erlebt, dass der ein oder andere wenigstens zum Teil aus diesem Muster ausbricht? Ein, zwei rühmliche Ausnahmen. Warum sind sie so wie sie sind? Ich gebe ihnen Farben, oder vielmehr, sie stehen für Farben. Ich wüsste ohne nachzudenken Schwarz, Gold, Blau, Lila und andere Farben ihnen zuzuordnen. Ich grüble viel zu oft über sie nach und verstehe sie trotzdem einfach nicht. Vielleicht wären Frauen ja die besseren Männer, die kann man wenigstens verstehen! Dann wären Männer die besseren Frauen? Jetzt musste ich selbst ein bisschen lachen……..

Dreckmiiiiiiiiist……….mir is so langweilig!!!
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 28 Aug 2015 10:24    Titel:
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Bin in Adoran in der Stadtstube und sitze im Schatten in der Ecke des Gartens. Vor mir ein kühler Saft, um mich herum ein schöner Blick ins Grüne, bis raus zur Straße, wo die Leute flanieren.

Es ist wieder ein herrlicher Tag heute. Der ganze Sommer war so weit wunderschön und ich habe ihn noch nie in meinem Leben mit so viel Muße erleben und genießen können wie in diesem Jahr. Im letzten Sommer noch war alles so anders, als ich noch in der Gegend um Bajard herum gehuscht bin und kaum wusste, wie ich mich geschickt durchschlagen kann. Gerade in jüngster Zeit gehen meine Gedanken immer wieder zurück zu dem geschorenen Schaf, dem Kerl Lu bis zur heutigen Luka. Es ist kein glatter Übergang gewesen vom einen zur anderen, wachsende Haare allein und hübsche Kleidung machen den Unterschied nicht aus. Schwierig, schwierig, dieses erwachsene Lukasein…..also auch mit allem was dazu gehört.
Vor ein paar Tagen erst hat mich noch morgens ein gestandener Kerl von der Art streunender Straßenköter ‚Schwanz wedelnd‘ umkreist….und am selben Tag lacht sich ein anderer Mann über die Vorstellung kaputt, dass seine Verlobte wegen mir eifersüchtig gewesen sein könnte. Dieses Gelächter war im ersten Moment gar nicht so schlimm für mich, muss ich gestehen. Aber je länger es her ist, um so lauter klingt es mir in den Ohren, dieses kräftige Lachen über diese offenbare Ab-sur-di-tät. Und dabei hätte ich schwören können….. Ich will dieser Sache aber nicht zu viel Bedeutung beimessen und kann dieses Lachen hoffentlich bald aus meiner Erinnerung verbannen. Torfköpfe, nein besser gesagt: gäääääääähnend leere Hohlköpfe!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Bin ins Hafenviertel übergewechselt. Hocke auf meiner kleinen Bank vor meinem Häuschen und setzte hier meinen Bericht nun fort. Ich liebe diesen Blick auf den kleinen Steg, aufs Wasser, das kaputte Boot, die Geräusche von Mensch, Tier und Elementen. Denen in der großen, gepflegten, schönen Stadt mit all den wichtigen Leuten ist gar nicht klar, was das hier für eine schöne Ecken ist. Sollen sie die Nase rümpfen, ich mag es!

Ist obiges im Vergleich nur mein persönliches Tralala, so beunruhigen mich die jüngsten Geschehnisse um so mehr. Gerade erst fand eine weitere Trauerfeier für eine weitere Tote aus dem Regiment statt. Zwischendrin die Entfühurng einer Edlen hier aus Adoran. Ich weiß, wer dahinter steckt, weiß einiges drum herum. Was den jüngsten Todesfall angeht, weiß ich sogar ziemlich gut Bescheid, womöglich mehr als jeder andere sonst. Erst gestern hat sich aber das Mosaik vollständig für mich zusammen gesetzt und die einzelnen Berichte, die ich unabhängig voneinander gehört hatte, stellten sich als die Beschreibung einer einzigen Begebenheit heraus, nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus betrachtet. Dann noch diese Gerichtsverhandlung mit einem solchen Urteil! Absurd! Für mich ist es klar, das Problem ist Bajard.

Natürlich sind es die Menschen, wie mir gestern noch so klug erklärt wurde. Das weiß ich von allein, darüber brauche ich keine Belehrung. Aber die Menschen werden immer gegensätzlich sein und neutrale Zonen, die von niemandem beachtet werden, können dann auch nicht neutralisieren und eine Art Sicherheitsabstand zwischen den streitenden Parteien schaffen. Das kann doch gar nicht gut gehen, wie sie es handhaben und wie jeder sein Machtgebiet ausweiten will! Mir juckt die Hand bei so viel Unvernunft. Ich würde sie am liebsten durchschütteln und ihnen meine klare Sicht einprügeln. Aber dem anderen die eigene Weltsicht einprügeln, das mögen die Großen, Sauberen und Ehrbaren von beiden Seiten gegeneinander, miteinander und aufeinander tun. Ich nicht!

Ich sorge jetzt für mich und bin glücklich, dass ich endlich jemanden gefunden, der mich lehrt, was ich zu meiner eigenen Sicherheit wissen muss. Endlich! Ein verschwiegener Lehrer, der von meinen Anfängen und meinen Kontakten weiß und dem ich tatsächlich vertraue. Schon von seiner ersten Lektion habe ich blaue Flecken. Wie ich fürchte, ist das nichts im Vergleich zu dem, was mich bei den nächsten Übungen erwarten wird. Aber ich bin voll Feuereifer und habe beschlossen, dass ich mir das was ich alles wissen und lernen will, sicher aus verschiedenen Ecken besorgen werde. Keiner soll vom anderen wissen. Ich halte diese Vorsicht für sinnvoll und hilfreich, um meiner eigenen Sicherheit und Unabhängigkeit willen. Ich hoffe, dieses Vorhaben gelingt.

Ergänzung: Heute Abend war im Palast Ritterschlag mit einem Fest und Ball........... ICH HABE GETAAAAANZT !


Zuletzt bearbeitet von Luka Ehrenfeld am 29 Aug 2015 07:22, insgesamt einmal bearbeitet
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 14 Sep 2015 16:35    Titel:
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„Das Wichtigste im Gespräch ist das zu hören, was nicht gesagt wird“
„Das Spannendste bei der Musik ist die Stille zwischen den Phrasen“


Immer wieder höre ich die warme, tiefe Stimme von Meister Gunther, wie er in seinen Unterrichtsstunden unermüdlich diese Worte zitierte. So oft ich sie hörte, so oft habe ich sie gar nicht oder höchstens zu einem kleinen Teil verstanden. Aber offenbar scheinen mir die Sätze schon damals so bedeutsam gewesen zu sein, dass ich sie mir sogar gemerkt habe und sie mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Gut so!

Nun ist eine gute Weile, mehr als ein Jahreslauf sogar, seit diesen Unterrichtsstunden vergangen und ich würde mich wirklich, wirklich gerne wieder mit Meister Gunther austauschen. Es würde mich klüger machen, denn nun kenne ich mehr vom Leben, er würde mir helfen können mich besser zurecht zu finden. Ich habe meine Möglichkeit bei ihm zu lernen nicht genug genutzt. Leider. Aber er hat dennoch Spuren bei mir hinterlassen und mich auf manche Wege gebracht, wie eben diese Sätze, wofür ich ihm heute dankbar bin.


Als ich gestern bei meinem abendlichen Spaziergang durch Adoran streifte, klärte sich etwas in meinem Kopf auf. Ich genoss die abendliche Stimmung, das laue Wetter, lauschte den Klängen des Abends und beobachtete zwei Menschen, die auf einer Bank nebeneinander saßen. Ich konnte nicht alle feinsten Einzelheiten erkennen, aber sah doch, wie sich die eine Person der andren zuwandte, ihr offenbar zuredete und die zweite Person steif, mit leerer oder gar missmutiger Miene und streng konzentriertem Blick da saß und stammelte oder gar schwieg.

Auf einmal wurde mir klar, dass dieses Bild zu den Sätzen zu Meister Gunther gehörte. Und ich konnte dieses Bild, die Erkenntnis für weitere Überlegungen nutzen und wusste, dass das, was ich höre und sehe – und das meine ich allgemein und auf mehreres bezogen - immer nur ein Teil des großen Ganzen ist, nur ein Teil davon sein kann. Ein guter Teil von allem ist dabei immer verborgen, aber er ist dennoch vorhanden, immer. Bei jedem Menschen ist das Ganze da, aber je nach Art der Person und vielleicht auch der Umstände, das vielleicht Wichtige von ihm ist in der Stille, im Dazwischen. Ja, vielleicht kommt es auf diesen Teil wirklich ganz besonders an und tatsächlich mehr noch als auf das Offensichtliche. Eigentlich hatte ich das doch gewusst! Warum ist ausgerechnet mir diese Erkenntnis so neu?

Aber dieses Bild der beiden Sitzenden und die plötzlich stattfindende Verknüpfung mit Meister Gunters Worten, traf mich mit einer solchen Wucht, dass ich nur darüber staune. Das was nicht gesagt wird und die Stille dazwischen....... Die Bewegungslosigkeit, der angehaltene Atem, die Spannung, die einen Menschen bis ins kleinste bisschen seines Seins umklammern und erfüllen und beunruhigen kann…….Und erlösen kann? War es das, was ich da gesehen habe? Ja, es muss auch eine Auflösung geben……es gibt sie sicher……es kann gar nicht anders sein! Und es hängt mit den Sätzen von Meister Gunther zusammen. Ja, ganz sicher!

Ich weiß nicht, wie klug oder bedeutsam diese alte / neue Erkenntnis wirklich für mich ist. Gern wäre ich bei diesem Anblick gestern über den Platz hinüber geeilt, hätte die Beiden begrüßt, mit ihnen gesprochen, aber ich bin dann doch nach Hause gegangen. Es war nicht meine Szene, es war nur ein Bild für mich, das ich dann aber auch nicht länger sehen wollte.

Im Moment regt es mich auf und an, das Dazwischen und die Welt der Stille. Ich merke wieder meine wohl bekannte Unruhe und fühle mich wieder rastlos im Käfig meines Seins an den Gitterstäben herum streifen.

Da kommt mir der Brief zustatten, den mir ein Bursche vorhin zugesteckt hat. Ein gesiegelter Brief ohne Absender – das hat mich tatsächlich überrascht…. Hahaha……wie ‚dramatisch‘. Ich hätte eigentlich gedacht, dass er mich eher persönlich einlädt, der Herr Heiler, oder mich entführt. Aber dafür ist er dann offenbar doch zu nüchtern, auch wenn er es durch die fehlende Unterschrift offenbar mit einem Hauch Dramatik versucht. Na wie auch immer, ich freue mich drauf und werde also mal wieder gen Insel schippern und den Sonnenuntergang auf Cabeza genießen.
Hmmmm…..was soll ich da anziehen?


Zuletzt bearbeitet von Luka Ehrenfeld am 14 Sep 2015 16:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 04 Okt 2015 09:31    Titel:
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Zeit für ein einen frischen Eintrag. Auch wenn es das Tintenfass leeren wird, mir dürfte es gut tun.

Ich kann manches nicht verstehen.

Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass ich weit mehr nicht verstehe, als ich bisher begriffen habe. Das ist keine Frage mangelnder Bildung, sondern zu geringer Kenntis der verschiedenen Fakten und Umstände, um die es mir geht. Wenn ich keinen Einfluss darauf habe, ob überhaupt oder wie schnell ich die gewünschten Informationen sammeln kann, macht mich diese Unsicherheit schier rasend und bringt mich so durcheinander, dass es mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Genauer gesagt, wenn es um Menschen geht, die mich warum auch immer interessieren, dann raubt mir Ungewissheit mitunter sogar den Schlaf. Überdies beunruhigen mich manche Leute sowieso irgendwie. Das hat offenbar verschiedene Gründe, auf die ich jetzt gar nicht eingehen will. Die Folge davon ist aber, dass ich dann im Zusammensein mit ihnen auf einmal herum stottere oder schrecklich umständlich daher rede, wie ein tumbes Gör. Auch das kommt vor und ich würde mich dafür am liebsten selbst ohrfeigen. Ich will mir ja doch keine Blöße geben! Aber ich kann diese Tölpelei nicht ändern oder vielmehr keine Änderung erzwingen, wie ich festgestellt habe. Je mehr ich mich um Besserung bemühe, um so auffälliger fehle ich. Ich muss mich einfach in Geduld fassen, bis ich diese Schwäche überwinde und bis dahin Ruhe bewahren. Ruhe, die ich nicht habe……das ist geradezu tödlichunmöglichüberhauptnichtmachbar!

Magus, Händler, Schneiderin, der Abtrünnige, dann noch ein Schneider, das Drecksweib, der Götterbote……
Ach und es gibt ja noch so manch anderen, von denen und über die ich gern mehr wissen will. Wie kann ich es geschickt anstellen mehr in Erfahrung zu bringen? Wissen ist ja oftmals interessant, manches Mal amüsant, mitunter aber auch ein wichtiger Schutz!!! Mit mehr Wissen und Verständnis könnte ich mich auf manches viel besser vorbereiten. Entsprechend gräßlich ist es, wenn ich allein an diese Informationen nicht ran komme, sondern auf den Kontakt und den Austausch mit anderen Leuten angewiesen bin und die sich nicht rühren, nicht da sind. Soll, muss ich dann warten? Wie viel von einem Kontakt kann ich forcieren ohne aufdringlich und lächerlich peinlich daher zu kommen? Frauen sind ja weniger das Problem ……
Ich hasse diese Angst im Nacken und mein Unvermögen die passende Dosis abschätzen zu können, dieses ewige probieren und sowieso das Gefühl tumb und unbeholfen zu sein! Ein schwacher Versuch zur Selbsthilfe sind meine erdachten Schauspiele, in denen ich Szenen und Umstände ersinne und Reden und Reaktionen durchspiele. Bisweilen hat mir das durchaus geholfen.

Wie auch immer, ich merke, ich brauche gewünschtes Wissen und eine gewisse Ordnung, um mich wohl zu fühlen, zumindest besser zu fühlen. Das habe ich jetzt immerhin grundsätzlich begriffen.

Aber ich will fair sein, auch mir gegenüber, denn gar so trampelig bin ich ja nicht immer. Wenn ich jetzt gut ein Jahr zurück blicke, erleichtert mich die Erkenntnis, dass mit der Veränderung meines Äußeren tatsächlich eine gewisse Veränderung meines Inneren stattgefunden zu haben scheint. Ich bin sehr glücklich darüber, das muss ich zugeben. Aber auch höchst besorgt, ob mich nun etwa wieder meine unbesorgte Dummheit Oberhand gewinnen könnte. Ich vermisse Ma so sehr! Wie gern würde ich mit ihr zusammen sein, ihre Stimme, ihren Rat hören……

Ja, auch wegen der Einladung meines Kavalliers zum Strand auf der Insel. Das war natürlich doch ein dummer Scherz erwiesen. Warum macht ein Kerl sowas? Er ist nicht gekommen, so oft ich auch da war. Nur einmal hatte ich dann wenigstens Gesellschaft von diesem Mörderweib. Ich schelte mich, dass ich sie nicht von grund auf verachte. Ich sollte das mit so einigen Menschen tun, mit denen ich noch immer Umgang pflege. Aber ich kriege es nicht hin. Ich schätze, ich bin also auch selbst ein ziemlich schlechter Mensch. Zumindest ein Teil von mir scheint es zu sein. Vielleicht ist deshalb alles so wie es ist?

Ach und vom Tanz, dem Fest in Berchgard muss ich natürlich auch noch berichten.
Mein Dornenheckenkostüm hat sogar einen Preis gewonnen! Ich sah aber auch wirklich prächtig aus mit diesem bauschigen Kleid und der Maske und dem engen Mieder mit dem aufgestickten Schwert und dem wild zerzausten Haar. Das Mieder hat mich so geschnürt und gepresst, ich war sogar ein bisschen kurvig, immerhin.
Bei der Damenwahl habe ich mir aber prombt trotzdem wieder einen Korb gefangen! Ich wollte es schon gar nicht mehr ein zweites Mal versuchen, nahm dann aber doch noch einen Anlauf und hatte einen Treffer. Es war dann schließlich doch ein so schönes Tanzvergnügen, dass ich es mir nicht besser hätte wünschen können. Ich bekam von dem unbekannten maskierten Tänzer zum Abschied sogar noch ein paar Ohrringe geschenkt. Er würde mich an den Ohrringen erkennen können und sich mir dann in Adoran offenbaren, hat er gesagt. Ich weiß inzwischen welcher Schmied sie hergestellt hat, aber der Tänzer hüllt sich noch immer in Schweigen.

Inzwischen habe ich nun ledernes Rüstzeug und schließlich dazu passend eine Waffe geschenkt bekommen. Dieses großzügige Geschenk freut mich so sehr, wie es mich beunruhigt. Mein Kopf raucht heftig, aber ich finde nicht den Hauch einer passenden Revange. Derweil setze ich meine Übungen hinter verschlossenen Türen fort. Es soll dabei bleiben, niemand muss davon wissen. Bei der letzten Übungsstunde habe ich erschreckend deutlich Panik in mir aufsteigen gespürt. Er hat die Peitsche genommen mich anzutreiben. Ich weiß nicht, ob ich eine weitere Steigerung werde ertragen können. Allein meine Angst davor nagt und zerfrisst mich, wenn ich nur an einen Lederstreich denke. Ich fürchte, dass ich meine Beherrschtheit dann nicht mehr werde aufrecht erhalten können. Ich beginne wieder unruhiger zu schlafen.
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Gerade komme ich vom Spaziergang zurück. War im Kessel und habe erfahren, dass ‚Van‘ mein Tänzer von Berchgard ist. Von ihm ist auch die Einladung zum Tanztee und die Bitte mit ihm vorzutanzen. Freut mich, ehrt mich - und wieder beginnt die Mühle. War dann lange unterwegs im Wald und habe das Herbstlicht genossen. Dieser dunkle türkisblaue Himmel mit den goldenen Bäumen. Fast würde ich sagen, dass dieser Anblick mir zu den beeindruckendsten eines Jahreslaufs gehört.

Habe beim spazieren gehen vielleicht einen guten Einfall bekommen. Ich werde mal wieder auf die Insel fahren, schauen, ob sie nicht vielleicht edles Zeug aufgebracht haben. Etwas, das so edel wie die feinsten Häuser Adorans ist, aber hier im Handel dennoch nicht erhältlich.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 04 Okt 2015 20:53    Titel:
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Zeit für ein einen frischen Eintrag. Auch wenn es das Tintenfass leeren wird, mir dürfte es gut tun.

Ich kann manches nicht verstehen.

Es ist wohl nicht übertrieben zu behaupten, dass ich weit mehr nicht verstehe, als ich bisher begriffen habe. Das ist keine Frage mangelnder Bildung, sondern zu geringer Kenntis der verschiedenen Fakten und Umstände, um die es mir geht. Wenn ich keinen Einfluss darauf habe, ob überhaupt oder wie schnell ich die gewünschten Informationen sammeln kann, macht mich diese Unsicherheit schier rasend und bringt mich so durcheinander, dass es mich nicht zur Ruhe kommen lässt. Genauer gesagt, wenn es um Menschen geht, die mich warum auch immer interessieren, dann raubt mir Ungewissheit mitunter sogar den Schlaf. Überdies beunruhigen mich manche Leute sowieso irgendwie. Das hat offenbar verschiedene Gründe, auf die ich jetzt gar nicht eingehen will. Die Folge davon ist aber, dass ich dann im Zusammensein mit ihnen auf einmal herum stottere oder schrecklich umständlich daher rede, wie ein tumbes Gör. Auch das kommt vor und ich würde mich dafür am liebsten selbst ohrfeigen. Ich will mir ja doch keine Blöße geben! Aber ich kann diese Tölpelei nicht ändern oder vielmehr keine Änderung erzwingen, wie ich festgestellt habe. Je mehr ich mich um Besserung bemühe, um so auffälliger fehle ich. Ich muss mich einfach in Geduld fassen, bis ich diese Schwäche überwinde und bis dahin Ruhe bewahren. Ruhe, die ich nicht habe……das ist geradezu tödlichunmöglichüberhauptnichtmachbar!

Magus, Händler, Schneiderin, der Abtrünnige, dann noch ein Schneider, das Drecksweib, der Götterbote……
Ach und es gibt ja noch so manch anderen, von denen und über die ich gern mehr wissen will. Wie kann ich es geschickt anstellen mehr in Erfahrung zu bringen? Wissen ist ja oftmals interessant, manches Mal amüsant, mitunter aber auch ein wichtiger Schutz!!! Mit mehr Wissen und Verständnis könnte ich mich auf manches viel besser vorbereiten. Entsprechend gräßlich ist es, wenn ich allein an diese Informationen nicht ran komme, sondern auf den Kontakt und den Austausch mit anderen Leuten angewiesen bin und die sich nicht rühren, nicht da sind. Soll, muss ich dann warten? Wie viel von einem Kontakt kann ich forcieren ohne aufdringlich und lächerlich peinlich daher zu kommen? Frauen sind ja weniger das Problem ……
Ich hasse diese Angst im Nacken und mein Unvermögen die passende Dosis abschätzen zu können, dieses ewige probieren und sowieso das Gefühl tumb und unbeholfen zu sein! Ein schwacher Versuch zur Selbsthilfe sind meine erdachten Schauspiele, in denen ich Szenen und Umstände ersinne und Reden und Reaktionen durchspiele. Bisweilen hat mir das durchaus geholfen.

Wie auch immer, ich merke, ich brauche gewünschtes Wissen und eine gewisse Ordnung, um mich wohl zu fühlen, zumindest besser zu fühlen. Das habe ich jetzt immerhin grundsätzlich begriffen.

Aber ich will fair sein, auch mir gegenüber, denn gar so trampelig bin ich ja nicht immer. Wenn ich jetzt gut ein Jahr zurück blicke, erleichtert mich die Erkenntnis, dass mit der Veränderung meines Äußeren tatsächlich eine gewisse Veränderung meines Inneren stattgefunden zu haben scheint. Ich bin sehr glücklich darüber, das muss ich zugeben. Aber auch höchst besorgt, ob mich nun etwa wieder meine unbesorgte Dummheit Oberhand gewinnen könnte. Ich vermisse Ma so sehr! Wie gern würde ich mit ihr zusammen sein, ihre Stimme, ihren Rat hören……

Ja, auch wegen der Einladung meines Kavalliers zum Strand auf der Insel. Das war natürlich doch ein dummer Scherz erwiesen. Warum macht ein Kerl sowas? Er ist nicht gekommen, so oft ich auch da war. Nur einmal hatte ich dann wenigstens Gesellschaft von diesem Mörderweib. Ich schelte mich, dass ich sie nicht von grund auf verachte. Ich sollte das mit so einigen Menschen tun, mit denen ich noch immer Umgang pflege. Aber ich kriege es nicht hin. Ich schätze, ich bin also auch selbst ein ziemlich schlechter Mensch. Zumindest ein Teil von mir scheint es zu sein. Vielleicht ist deshalb alles so wie es ist?

Ach und vom Tanz, dem Fest in Berchgard muss ich natürlich auch noch berichten.
Mein Dornenheckenkostüm hat sogar einen Preis gewonnen! Ich sah aber auch wirklich prächtig aus mit diesem bauschigen Kleid und der Maske und dem engen Mieder mit dem aufgestickten Schwert und dem wild zerzausten Haar. Das Mieder hat mich so geschnürt und gepresst, ich war sogar ein bisschen kurvig, immerhin.
Bei der Damenwahl habe ich mir aber prombt trotzdem wieder einen Korb gefangen! Ich wollte es schon gar nicht mehr ein zweites Mal versuchen, nahm dann aber doch noch einen Anlauf und hatte einen Treffer. Es war dann schließlich doch ein so schönes Tanzvergnügen, dass ich es mir nicht besser hätte wünschen können. Ich bekam von dem unbekannten maskierten Tänzer zum Abschied sogar noch ein paar Ohrringe geschenkt. Er würde mich an den Ohrringen erkennen können und sich mir dann in Adoran offenbaren, hat er gesagt. Ich weiß inzwischen welcher Schmied sie hergestellt hat, aber der Tänzer hüllt sich noch immer in Schweigen.

Inzwischen habe ich nun ledernes Rüstzeug und schließlich dazu passend eine Waffe geschenkt bekommen. Dieses großzügige Geschenk freut mich so sehr, wie es mich beunruhigt. Mein Kopf raucht heftig, aber ich finde nicht den Hauch einer passenden Revange. Derweil setze ich meine Übungen hinter verschlossenen Türen fort. Es soll dabei bleiben, niemand muss davon wissen. Bei der letzten Übungsstunde habe ich erschreckend deutlich Panik in mir aufsteigen gespürt. Er hat die Peitsche genommen mich anzutreiben. Ich weiß nicht, ob ich eine weitere Steigerung werde ertragen können. Allein meine Angst davor nagt und zerfrisst mich, wenn ich nur an einen Lederstreich denke. Ich fürchte, dass ich meine Beherrschtheit dann nicht mehr werde aufrecht erhalten können. Ich beginne wieder unruhiger zu schlafen.
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Gerade komme ich vom Spaziergang zurück. War im Kessel und habe erfahren, dass ‚Van‘ mein Tänzer von Berchgard ist. Von ihm ist auch die Einladung zum Tanztee und die Bitte mit ihm vorzutanzen. Freut mich, ehrt mich - und wieder beginnt die Mühle. War dann lange unterwegs im Wald und habe das Herbstlicht genossen. Dieser dunkle türkisblaue Himmel mit den goldenen Bäumen. Fast würde ich sagen, dass dieser Anblick mir zu den beeindruckendsten eines Jahreslaufs gehört.

Habe beim spazieren gehen vielleicht einen guten Einfall bekommen. Ich werde mal wieder auf die Insel fahren, schauen, ob sie nicht vielleicht edles Zeug aufgebracht haben. Etwas, das so edel wie die feinsten Häuser Adorans ist, aber hier im Handel dennoch nicht erhältlich.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 28 Okt 2015 14:29    Titel:
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Bin seit langem mal wieder über Nacht im Hafenviertel geblieben. Ich bin seit den späten Stunden des gestrigen Nachmittags dort gewesen, habe da nur auf meiner Bank gesessen und ins Leere geschaut, bis ich schließlich ins Bett gegangen bin und dort heulend wie ein Schlosshund irgendwann einschlief. Ich war völlig aufgebraucht und leer. Mir war schlecht, ich habe geschwitzt und ich habe gezittert. Mein Triumph hat mich sehr angestrengt, weil er mir gleichzeitig die verhassten Erinnerungen wieder so lebendig zurück gebracht hat.

Mein Triumph: Eine Haarsträhne, meine Haarsträhne, die ich mir wieder geholt habe. Diese dicke Strähne wieder zu haben fühlt sich gut und richtig an. Nein, es ist richtig. Ich habe ein Stück meiner Selbst zurück geholt. Wer könnte das wohl verstehen? Meine liebe Ma vielleicht…ja, sie sicher. Aber ein Mann wie er….?.......... ???

Es hat mich doch selbst überrascht, wie sehr mich diese ganze Angelegenheit tatsächlich mitgenommen hat. Hatte ich doch gedacht, dass ich inzwischen in der Lage wäre Vergangenheit und Gegenwart besser voneinander zu trennen. All die Monate lang habe ich mir zugeredet, dass das alles doch sicher letztlich gar nicht so wichtig ist, nicht so bedeutsam, dass er mein Haar einfach so abgeschnitten und verwahrt hat. Ich habe mir gesagt, dass er es womöglich, ja ganz sicher sogar, inzwischen vergessen hat. Doch nein, er hatte es nicht vergessen.

Lange, lange hatte ich gegrübelt und gehadert, ob ich es überhaupt wagen soll die Strähne anzusprechen und zurück zu fordern. Immerhin wollte ich keine schlafenden Hunde wecken. Aber vieles gleicht sich ja auch durch ein Geben und Nehmen aus und nach meinem Geben hatte ich nun den nötigen Mut gefasst meine Bitte zu wagen. Doch dann seine Ablehnung, sein feines, dünnes Lächeln, Grinsen….

Mir ist richtig schlecht geworden, es war so entwürdigend! Seine Miene war ein Spiegel seiner Macht. Überlegen, selbstgerecht, und dann dieses entspannte lehnen in dem großen Sessel….. Überhaupt seine betonte Entspanntheit. Es war reine Provokation und machte mir die Dringlichkeit meines Wunsches und, viel schlimmer, mein Ausgeliefertsein nur um so schmerzlicher bewusst. Ich konnte es nicht übersehen, ich kann es gar nicht vertragen ….

Vielleicht ist es wirklich zu viel verlangt von einem solchen Mann, mir zu vertrauen. Auf der einen Seite Macht, seine Macht, auf der anderen Seite ich, vollkommene Bedeutungslosigkeit. Trotz meiner Raserei war mir schon auch irgendwie klar, dass ich im Grunde für seine Augen dreist von ihm Vertrauen forderte und im Gegenzug keine Offenheit bot. Ich habe es einfach nicht fertig gebracht auch nur zu versuchen, meine Not in Worte zu fassen. Mir waren die Lippen verschlossen. Ich habe nur gespürt, wie sich alles in mir an der Frage festmachte, ob ich die Strähne bekomme oder nicht. Je weiter mir die Felle davon schwammen, um so mehr brausten Wut und Verzweiflung in mir auf. Ich war so erschüttert, ich hätte ihm schier an die Kehle springen können. Aber alles Lichte sei mein Zeuge, ich habe gekämpft und mich unter Aufbietung all meines Willens trotz allem zurück gehalten und gedemütigt bis in die Tiefen meines Seins. Ich wusste, wenn ich das nicht fertig bringen würde, wäre alles verloren. Aber so habe ich mich bezwungen und schmerzhaft überwunden und das hat tatsächlich die Wende gebracht.

Er hat wohl begriffen, dass es mir überaus wichtig war. Und dann hat er mir offenbar tatsächlich geglaubt, dass er mit einem Nachgeben eben nicht sein Gesicht verlieren würde, sondern im Gegenteil. – Ich wage es nicht dem Gedanken zu folgen, was hätte geschehen müssen, wenn er mir schlussendlich doch nicht nachgegeben hätte -. Aber er hat es getan , auch wenn er es nicht verstehen und die Tiefen dieser Wahrheit begreifen kann. Er denkt in seinen Mustern und wird das wohl kaum durchbrechen können, und ich kann ihm das ehrlicherweise auch nicht einmal zum Vorwurf machen. Für ihn war sein Entgegenkommen vielleicht eine genau so große Leistung, wie es umgekehrt für mich meine Zurückhaltung war. Na, und um der Wahrheit die Ehre zu geben, wird ihm diese Strähne letztlich dann vielleicht doch nicht wichtig genug gewesen sein. Er wird im Fall der Fälle sicher noch andere Mittel haben. Aber sei's drum. Er hat mir nachgegeben und ich bin beruhigt und erleichtert, denn ich habe was ich seit langem wollte. Das ist gut so, auch wenn er mir letztlich mein Haar dann doch nicht auf anständige Weise wenigstens in die Hand zurück gegeben hat. Diese letzte Demonstration hat er sich offenbar nicht nehmen lassen wollen. Schade und auf so vielfältige Weise.

Ich habe diesen Kampf gekämpft und gewonnen und ich grübele nun über Sieg oder Niederlage und die Bedeutung und Möglichkeiten von Vertrauen nach. Das ist um so interessanter, als mir just dieser Tage selbst mit überraschender Offenheit so viel Vertrauen entgegen gebracht wurde, dass es mich tief betroffen macht und ich kaum weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich weiß sehr wohl, was von mir erwartet wird. Doch sind manche Dinge von solcher Wichtigkeit und Intimität, dass man sie einfach nicht gegeneinander aufwiegen kann. Das würde die Bedeutung des einzelnen Geschehnisse schmälern und würde ihnen nicht gerecht werden. Eine Situation, der ich ratlos gegenüber stehe.

Vielleicht sollte ich aber auch aufhören zu denken und zu versuchen alles begreifen zu wollen. Vielleicht reicht der nächste Schritt erst einmal auf meinem Weg. Vielleicht reicht es vollkommen, mich jetzt erst einmal auf den Tanztee in ein paar Tagen zu freuen.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 13 Nov 2015 08:05    Titel:
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Nun wird es wahr und die Wolken am westlichen Horizont verdunkeln sich immer mehr.....

Also hat sie mich rausgeschmissen, tatsächlich rausgeschmissen! Hochgeboren. Ich solle mich in der Stadt irgendwo einmieten, waren ihre Worte, und verkünden, dass ich nicht länger in ihren Diensten stehe. Die Entlassung aus meiner Anstellung in adeligem Haushalt sei ein Akt der Gnade und Fürsorge, wie mir von der Edlen das Vorgehen von Adeligen in solchen Situationen erklärt wurde. Die gekappte Verbindung würde mich im Krieg schützen. Hat sie eine Ahnung!!! Ich grolle darüber. Ich empfinde dieses Vorgehen mehr als Schmach für mich selbst, denn als Fürsorge. Dabei habe ich von der gesamt politischen Entwicklung schon viel früher Bescheid gewusst als sie alle! Darüber hinaus offenbart ein solches Vorgehen wenig Zuversicht. Heikel. Ob der gesamte Adel so eingestellt ist? Verstärkt diese Form Fürsorge für die Untergebenen nicht eher die allgemeine Furcht des Volkes? Aber was geht’s mich an? Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, mein Rauswurf gibt mir tatsächlich mehr Freiheit als sie nur ahnt - und das mit allen Nachteilen, die er ihr bringen kann.

Nun wird es also ernst und jetzt wird mir tatsächlich ganz mulmig zumute. Fürs erste bin ich im Hafenviertel der Stadt gelandet, in meinem kleinen gemieteten Häuschen. Was für ein Glück, dass ich das habe! Die Stadt ist schon jetzt voll gestopft mit Leuten, wo könnte ich denn sonst wohnen? Wenn der Krieg wirklich ausbricht, werden sich noch mehr Leute hinter die schützenden Mauern der Stadt zurück ziehen wollen. Ich mag gar nicht daran denken, mag es mir gar nicht vorstellen. Ich habe Angst mitten in die Wirren hinein zu geraten. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Wann beziehe ich klar Stellung, wo halte ich mich besser bedeckt? Was kann ich tun, was soll ich unterlassen? Wie schütze ich mich? Wo ist Hilfe zu erwarten, wo nicht? Will ich überhaupt Hilfe und wenn ja, von wem? Will ich in jemandes Schuld stehen? Zum Henker, nun ist es so weit aber ich selbst bin noch nicht so weit!

Ganz unvorbereitet bin ich nicht, zum Glück! Meine Kampfübungen im trauten Heim sind nicht ohne Erfolg geblieben, aber ich habe nur begrenzt Erfahrung mit echten Gegnern. Die Ausbildung war und ist tatsächlich hart. Jakob, meinen Trainingspartner, habe ich immer und immer wieder flicken müssen. Haha. Diese Schneiderpuppe ist ziemlich am Ende ihrer Tage angelangt inzwischen. Aber die blauen Flecke, die schmerzenden Glieder, all die Hiebe und Schläge, die ich mir von meinem echten Lehrer habe einfangen müssen, das alles hat mich zusätzlich gelehrt, mich voran gebracht, aber nicht dahin, wo ich eigentlich in so einer Situation, in die ich offenbar nun hinein gerate, sein wollte. Ich habe Angst wirklich verletzt zu werden. Ich piense ja schon, wenn ich mich beim Kartoffeln schälen mal in die Hand schneide…

Vorbei der Rausch und die Pracht der Farben und all meiner Kleider. Ich habe sie zurück gelassen im hochherrschaftlichen Haus. Was soll ich damit? Was könnte er mir denn nützen? Nur ein paar einzelne Kleidungsstücke habe ich mitgenommen. Der Rest….. Tand….. Ich könnte heulen!!!

Wie seltsam weit weg erscheint mir nun auch der schöne, friedliche Tanzabend im Bunten Kessel. Hatte ich doch so darauf hin gefiebert, und er war viel zu kurz. Aber nun erscheint mit die Erinnerung daran fast unwirklich in Anbetracht des Bevorstehenden. Der Zauber davon ist vorbei, wie auch all das, was ich mir von diesem Abend erhofft hatte. Ob es unter diesen Umständen noch wie geplant zu diesem Tanzvergnügen am Strand kommen wird, kommen kann? Vielleicht wäre eine solch ungezwungene Feier gerade jetzt eine gute Idee? Oder vielleicht ist es auch nur der Wahnsinn und pietätlos auch nur daran zu denken, in Anbetracht dessen, was uns alle erwartet.

Soll ich unter diesen Umständen überhaupt hier bleiben oder wäre es womöglich besser abzutauchen und ganz zu verschwinden? Ich bin mir uneins.
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Luka Ehrenfeld





 Beitrag Verfasst am: 11 Dez 2015 16:32    Titel:
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Bin ich dumm, bin ich klug? Ich war doch dort, nämlich in Schwingenstein, im Kriegslager Lichtenthals.

Die Entscheidung dahin zu kommen war irgendwann dann gefallen, als ich das Gefühl hatte allein in einer leblos ausgepumpten Stadt zu sein, die zeitlos, ja atemlos wartet, schwebt, ausharrt und hofft, dass sie sich wieder mit Leben füllen wird. Sicher, das Regiment war und ist hier im Einsatz, der Schutz der Stadt war stets gewährleistet und doch war es mir erschienen, als ob die Stadt wie gelähmt sei, bedrückt von den Sorgen und dem Kummer um den neu erwachten Krieg.

Nach einer Weile konnte ich es hier nicht mehr ausgehalten und bin aufgebrochen, den Weg hoch nach Schwingenstein. So lebte ich dann also mit den Kriegern, den Heilern, den Handwerkern, Mägden, den Knechten und den Heiligen Brüdern und Schwestern zusammen. Ich habe versucht mich nützlich zu machen, hier und da, so gut ich es vermochte zu helfen. So schrecklich alles auch war, ich fühlte mich aber dort wohler als hier in der Stadt, hatte dort das Gefühl mehr ‚dabei‘ zu sein. Ich sah und erlebte Erschöpfung, Leid, Tapferkeit, Mut. Vieles, das ich gesehen habe und beobachtete, nahm ich einfach hin und ließ es geschehen. Ich schob es zur Seite und dachte nicht darüber nach. In Kriegszeiten ist es eben wie es ist. Auch diese magischen Erscheinungen habe ich als gegeben hingenommen und habe einfach weiter gemacht.

Und doch hat mich mein stoische Gleichmut nicht gänzlich vor Ungemach bewahren können. Denn etwas hat mich wirklich mitgenommen, es war keine Verletzung wie ein zertrümmerter Arm oder ähnliches, sondern die Leere im Blick eines Mannes, der eine Freundin verloren hatte – durch seine eigene Hand. Das, ja einzig das hat mich nach allem, was ich schon erlebt hatte, dann wirklich aus der Fassung bringen können und die Mauern meiner Selbstbeherrschung einstürzen lassen. So saß ich schließlich an der Seite jenes Mannes im eisigen Schnee und konnte nach seinem Bericht die Tränen nicht mehr zurück halten. Nicht dass er all zu viel darüber geredet hätte, aber ich kenne ihn, seine und meine Situation ja doch gut genug, um wenigstens zu ahnen, was alles dahinter stecken dürfte. Wir hatten über solche Probleme gesprochen, noch eine gute Weile bevor der Konflikt der Parteien erneut ausgebrochen war, dass genau so eine solche Situation wie jetzt geschehen entstehen könnte. Er wusste es sehr genau, wie auch ich es genau wusste und doch…..nun war es geschehen und so schrecklich, dass es mehr zerstören konnte als die schlimmsten Fleischverletzungen. Eine echte Tragödie!

Ich spürte, wie ich immer mehr die Haltung verlor und wandte mein Gesicht immer weiter von ihm ab, je mehr ich den vollen Umfang seines Dramas begriff. Ich habe mich wirklich sehr darum bemüht, mich trotz allem zurück zu halten und ich hoffe, ich habe meine Erschütterung gut genug verbergen können. Aber als er wieder ging, konnte ich es nicht mehr und alles brach auf. In der hintersten Ecke des Geländes hatte ich mich schließlich zurück gezogen und wie ein Schloßhund geheult, bis ich mich irgendwann wieder beruhigen konnte. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.

Dieses Bild, seinen leeren Blick, diese Verzweiflung, hat sich tief in meine Seele gefressen. Es ist mir, als ob das ein Bild sein könnte, das ich bis ans Ende meiner Tage nicht werde vergessen können. Es mahnt und erinnert mich und lässt mich auch jetzt nicht zur Ruhe kommen, da das Kriegsirrsinn ein Ende genommen hat.

Inzwischen ist wirklich beißend kalt geworden und ich merke die klirrende Kälte in dem kleinen Häuschen, meiner besseren Hütte, die ich im Adoraner Hafenviertel bewohne sehr stark. Zum Glück habe ich diese Unterkunft und kann sie mir auch leisten! Aber bei dieser Kälte ist sie alles andere als bequem. Die Wärme der Feuerbecken verfliegt geradezu durch die dünnen Holzwände. Ich bewege mich, gehe in die Stadt spazieren. Wenn ich abends so richtig ausgekühlt bin, gehe ich meist in die Taverne. Wenn ich Glück habe, findet sich nette Gesellschaft, mit der ich kurzweilig den Abend verbringen kann. Wenn nicht, so habe ich wenigstens den großen Kamin mit dem Feuer, das mich wieder auftaut.

Der Tag der kleinen Geschenke ist gekommen und wieder vergangen. Er ist gekommen und vergangen wie ich es geahnt hatte……. Habe keine Lust weiter darüber nachzudenken.

Ich breche mal wieder zu einem Rundgang auf. Merke, wie die Kälte mich wieder packt.
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