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Aryon'eryl
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Aryon´eryl





 Beitrag Verfasst am: 22 Feb 2006 14:48    Titel: Aryon'eryl
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I)

Dunkelheit. Die Luft riecht nach Wald. Er hasst diesen Geruch seit jeher. Ein schlechter Traum? Eine unsichtbare Macht scheint ihn daran hindern zu wollen, die Augen zu öffnen. Ein dumpfes Wirrwarr von Stimmen und Gelächter dringen beängstigend auf sein Gemüt. Keine Muskel seines Körpers ragiert auf die Befehle, die er sendet. Der Wille ist vorhanden, doch die Kraft scheint nicht ausreichend. Wirklich ein Traum? Jetzt riecht es nach Rauch. Langsam breitet sich Schmerz in seinem Körper aus und gewährt nur noch verkrampfte, kurze Atemzüge. Noch erträglich, jedoch...kein Traum.

Die Schmerzen quälen ihn mehr und mehr. An einigen Stellen breitet sich leichtes Pochen aus. Die Schmerzen werden echt. Seine eigene Stimme klagt in seinem Kopf: „Verdammt, was geschieht mit mir...“ und übertönt das Stimmengewirr nur schwach. Doch auf eineAntwort wartet er vergebens. Der Kampf ums Erwachen lässt seine Kräfte wieder schwinden und ziehen ihn unaufhaltsam mit sich in die Tiefe. Die Schwärze bleibt, doch die Gedanken schwinden schnell.

Es ist wieder soweit. Schmerzen sind es diesmal, die ihn aus dem Traum, der keiner zu sein scheint, wecken. Wieder lässt nur der Geist einige geringe Handlungen zu; Der Körper, nur eine nutzlose Hülle, das Gefängnis in dieser seltsamen Zeit.Die Stimmen sind nach wie vor vorhanden, doch etwas lauter , wie es ihm scheint. Nun spürt er auch das laue Lüftchen, das von Zeit zu Zeit den Geruch des Waldes an ihn heran trägt. Widerlich. Doch ansonsten...stetige Dunkelheit. Die Augen schwer wie die Welt selbst und scheinbar magisch verschlossen, lichtundurchlässig und schmerzend.

Doch dieser Zustand wirkt tatsächlich beruhigend, betrachtet man die Fortschritte der letzten Zeit. Zeit. Wie lange er wohl schon hilflos in der Leere hängt?! Jedoch ist es nun Fehl am Platz, die wenigen vorhandenen Ressourcen für die Beantwortung dieser Frage zu verschwenden. Der Kampf mit dem Aufwachen soll es sein, dem er all seine Kraft zur Seite stellt, wie einem treuen Freund in der Not. Aus dem Stimmenwirrwarr erkennt er keine Sprache. Nicht mal einzelne Worte. Ob er sich in Gefahr befindet? Vermutlich. Schon wieder schweifen seine Gedanken ab und lenken ihn von dem Weg, den er eigentlich gedachte, einzuschlagen. Nun war es ihm nur noch vergönnt, ein lautes „Nein!“ zu denken, bis er es bereut, nicht standhaft gewesen zu sein.

Sein Unterbewusstsein meldet sich warnend und suggeriert einen Sturz. Einen tiefen, endlos scheinenden Sturz. Im Geiste bereitet er sich auf einen harten Aufschlag vor. Aus dem Stimmengewirr dringt eine einzelne Stimme lauter an seine Ohren. Die Herkunft kann er jedoch nicht lokalisieren. Es scheint, als laberten zehn Münder eines einzelnenen Mannes auf ihn ein. Der Aufprall bleibt aus. Gerade entspannt er sich innerlich wieder ein wenig, da trifft ihn etwas. Am rechten Bein muss es gewesen sein. Erleichtert nimmt er zur Kenntnis, dass er wieder Gefühl zu bekommen scheint. Die Augen jedoch, schwer wie stets zuvor. Nun kann er auch die Herkunft der Schmerzen erkennen und bräuchte wenigstens fünf mal soviele Hände, wie ihm zur Verfügung stehen, um auf jede schmerzende Stelle einen Finger lindernd zu legen. Keine einzige stand ihm zur jetzigen Zeit zur Verfügung. Ebenso keine, um der dröhnenden Stimme mit einem Schlag unvermuteter Präzision und Heftigkeit ein Ende zu setzen.


Keine Faser seines Körpers regt sich und er legt es auch garnicht mehr darauf an, herauszufinden, ob es ihm gelingen würde. Jetzt konnte er die Gefahr förmlich riechen, in der er sich befand. Nach und nach wird er sich der Lage seines Körpers bewusst und vermutet, dass er sitzend, halb liegend an einer Mauer, einem Baum oder ähnlichem lehnt. Die Schmerzen in den Armen und Händen sagen ihm, dass diese sich seit längerer Zeit in einer ungewohnten Stellung befinden. Diese Tatsachen in Verbindung mit dem verhassten Geruch lassen in vermuten, dass er an einen Baum gefesselt ist. „Keine gute Sache. Garkeine gute Sache.“ sagt er zu sich selbst. Die schallende Stimme entfernt sich wieder ein wenig und geht im allgemeinen Gemurmel unter.

Einige Zeit später gelingt es ihm, einzelne Wortfetzen zu erkennen. Seine Vermutungen lassen nur einen Schluss zu: „Menschen!“. Diese in seinen Augen niedersten und dem Glauben frevelnden Maden, die sie ihren zahlreichen sogenannten Göttern nachlaufen wie blinde Hunde der Stimme ihres Herrn. Wie konnte es passieren, dass er ausgerechnet wehrlos in die Hände dieser unfähigen Kreaturen geraten konnte? Das laute Gerede verrät ihm, dass es sich um wenigstens drei dieser Rasse handeln muss. „Verdammt“ dröhnt es in solch einer wuterfüllten Stimme in seinem Kopf, wie es ihm nur im Zustand höchster Erregung gelungen wäre, diese laut klingen zu lassen. Dieses erste Aufkommen von Wut veranlasst das Blut in seinen Adern, sich zu erhitzen und ein kleiner Teil seiner einstigen Kraft kehrt spürbar in seinen Körper zurück. Endlich findet sein Geist wieder die Verbindung zu seinem Körper und er könnte sich auf seine Kraft verlassen, sobald er nur ausgeruht genug wäre. Für sich beschließt er, angesichts seiner schlechten Lage, seine baldigen Opfer nicht wissen zu lassen, dass sie sich mit großen Schritten ihrem Ende nähern. Die Augen lässt er nun regungslos in ihrem vorherigen Zustand, die restlichen Sinnesorgane arbeiten jedoch mit zunehmender Präzision.

Fast gelingt es den Schmerzen, die von Wunden an seinem ganzen Körper ausgehen müssen, ihm ein Stöhnen zu entlocken. Sein Gesicht schmerzt an so vielen Stellen, dass er sich vorstellen kann, wie es insgesamt darum bestellt sein muss. Seine Brust ist schwer und jeder Atemzug lässt einen imaginären Dolch zwischen die Rippen fahren. Er würde eine verdammt gute Gelegenheit abwarten müssen, um sich selbst helfen zu können.

Durch seine Augenlider dringen einige helle Lichtstrahlen, jedoch vermag die Sonne nicht, sein Gesicht zu erwärmen. „Gleich wird sie den Kampf gegen die Dunkelheit der Nacht verlieren.“. Einige Zeit ist seither vergangen und er erholt sich zusehens. Vermutlich werden die Menschen für die kommende Nacht das Lager aufrecht erhalten und am nächsten Tage weiterziehen. Wohin sie ihn auch immer verschleppen mögen, anscheinend ist er ihnen die Strapazen wert. Sonst wäre er schon längst tot. Wird sich in der Nacht eine der heiß ersehnten Gelegenheiten bieten? Doch nun gilt es zuerst wieder zu Kräften zu kommen.

Nach und nach wird das Knistern des Lagerfeuers leiser und auch das Gelächter und Geschlemme ebbt langsam ab. Zu späterer Stunde ist nur noch das leise Gespräch zweier Menschen und ein leises Schnarchen zu hören. Dies ist der Moment, wo sich seine Augen das erste Mal einen kleinen Spalt öffnen. Es ist dunkel, doch vermag sein Blick diese Art von Dunkelheit zu durchdringen. Es ist die allabendlich wiederkehrende Dunkelheit und nichts, was ihm die Sicht versperrt. Die beiden Männer an dem Lagfeuer sitzen auf dem Boden. Einer hält ein Stück Fleich an einem Spieß über das Feuer, der andere ist ,leicht nach hinten gelehnt, auf die Arme abgestützt. In dem Feuer liegen nur noch kleine Äste, die die Flammen gerade ausreichend nähren und knisternd steigt von Zeit zu Zeit eine Blase aus Funken in den Nachthimmel.

„Jetzt nur nicht bewegen!“, die beiden Männer blicken durch das Feuer hindurch geradewegs auf ihn. „Nichts zu machen“. Er schließt die Augen wieder vollends und versucht, dem Gespräch der Männer Informationen entnehmen zu können, wie der weitere Verlauf der unfreiwilligen Gemeinschaft aussehen soll. Viel erreicht er dabei allerdings nicht. Lediglich das Wort „Kopfgeld“ konnte er aufschnappen. Ob es jedoch ihm galt oder in einem anderen Zusammenhang gefallen ist, kann er nicht sagen. Die Stunden schreiten voran, bis schließlich ein einzelnes Menschlein am Feuer sitzt und Wache schiebt. Das Feuer erleuchtet sein Gesicht, doch wäre dies wahrlich nicht nötig gewesen. „Mit dir werde ich meinen Spaß noch haben“, murmelt er ganz leise. Sogleich reckt die Wache den Kopf in Richtung des Gefangenen, gab sich jedoch mit dem scheinbaren Schlaf zufrieden.

Nach einigen weiteren Stunden weckt der Kämpfer einen seiner Gefolgsleute und legt sich selbst zur Nachtruhe. Die Unachtsamkeit und Unvorsichtigkeit mit der die Menschen ihn behandeln lässt ihn wieder diese Wut spüren. „Ihr würdet euch umsehen, wenn ich euch unter anderen Umständen über den Weg laufen würde. Zwei schlafende Betrunken und eine gelangweilte Feuerwache. Bevor ein Schmerzensschrei eurer Kehle entweichen würde, hätte ich euch alle drei aufgeschlitzt!“. Die entstehenden Geräusche beim Wachwechsel hat er geschickt genutzt, um herauszufinden, ob es eine Möglichkeit gibt sich aus dem Seil zu befreien. Doch hier haben sie ganze Arbeit geleistet. Das etwa daumendicke Hanfseil hat sich tief und fest um seine Knochen gezogen und tat seinen Dienst mit Bravur. Er wird auf eine andere Gelegenheit warten müssen.

Noch lange bevor der Mann am Feuer den ersten Sonnenstrahl erspähen kann, war ihm das sich unaufhaltsam nähernde Licht aufgefallen. Die Nacht neigte sich dem Ende zu. Geschlafen hat er nicht, doch eines, dem sollten sich seine Widersacher bewusst sein, Kräfte hat er gesammelt. Da es nun endlich auch für das schwache menschliche Auge hell genug war, stellt sich der Wachmann auf und biegt sich in alle Richtungen, um seine mehr als unbequem gelagerten Knochen wieder zu richten. „Das nächste Knacken, dass du hören wirst, wird dein Genick sein“. Fast hätte er geschmunzelt, doch behält er den steinernen Gesichtaausdruck bei, wie er es die ganze Zeit über getan hatte.

Ein Tritt in die Seite weckt den zweiten Mann. Dieser schüttelt nach einigem Gemurre den Dritten wach. Während der Erste bereits beginnt, das Lager aufbruchfertig zu machen, entschließt sich der Zweite ein paar Meter in die Büsche zu verschwinden, um sich zu erleichtern. Der Dritte, so bildet er es aufgrund der Geräusche vor seinem inneren Auge ab, schlendert geradewegs auf ihn zu. Nicht hören konnte er jedenfalls die sich rasch nähernde Hand, die ihn aufgrund dessen hart mit dem Handrücken ins Gesicht traf. Der Hass, den er nicht nur seinen Peinigern, sondern deren Kindern, Weibern, Vätern und Vätervätern entgegen brachte, wuchs von Sekunde zu Sekunde an. Fast schon hätte er die Augen aufgerissen und versucht, dem Wurm den Schädel einzuschlagen. „Noch nicht. Es geht noch nicht“, muss er sich brodelnd vor Wut eingestehen. „Meine Zeit wird kommen...“

Während die anderen beiden mit ihren Tätigkeiten bald fertig sein werden, schneidet die kurze Klinge des Dritten die Fessel auf der Rückseite des Baumes entzwei. Nichts regt sich, kein Zucken, kein Aufspringen, nichts. „Heute werde ich dich keinen Schritt weit mehr hinter mir herziehen, Gott verdammte Blauhaut!“, sind die Worte, die das Fass zum Überlaufen bringen sollen. Gerade holt der stämmige Mann zu einem weiteren Schlag aus, da reißt er die Arme vor und packt den Menschen an der Kehle. Während er fester und fester zudrückt, greift er mit der anderen Hand nach dem Dolch, entwendet ihn mit steifen, doch ausreichend geübten Fingern und rammt ihn zielgenau in das vor Schreck rasende Herz. Es dauerte insgesamt nur wenige Sekunden, doch ist der Geruch von vor Angst austretendem Schweiß deutlich wahrnehmbar.

Geschickt rollt er seinen etwas steifen Körper unter dem Sterbenden heraus und lässt diesen achtlos auf den Boden fallen. Erst jetzt sieht der andere Mensch, was geschehen ist und schreit sofort nach dem Dritten. Von dessen Ankunft bekommt er jedoch nichts mehr mit, sieht er doch nur noch den glitzernden Dolch von der anderen Seite des Baumstammes rotierend auf ihn zufliegen und in seiner Kehle verschwinden. Der Dritte kommt so schnell er kann zurück zu dem Lager, doch was er dort vorfindet lässt ihn sichtlich nervös auftreten. Er blickt zu dem Freund am Lagerfeuer, der immernoch zitternd und zuckend Blut verspritzt und dann zu dem Toten am Baum, wo eben noch der ohnmächtige Gefangene lag. Ein wütender Schrei entfährt seiner Kehle und verzweifelt fuchtelt er mit seinem Breitschwert herum. Welch ein Glück, dass er sich gerade erst erleichtert hat, sonst wäre dies sicher unfreiwillig in diesem Moment passiert.

Er genießt den Geruch von Furcht und Tod, der in der Luft schwebt und macht sich eine Freude daraus, den völlig verängstigten Wurm zu beobachten. „Eines lasse Dir gesagt sein. Bis an dein baldiges Lebensende wirst du nicht mehr ruhig schlafen können! Auf Heim und Hof solltest du stets gut achten, solange du noch kannst. Hier und heute lasse ich Dich ziehen, doch nur, um mir die Freude zu gönnen, dich tagtäglich zittern zu sehen, bis zum Tage unserer nächsten Zusammenkunft! Bis dahin vergiss nicht, wer dir das angetan hat und wer dir in der Stunde deines Todes in die Augen sehen wird! Menschenkind! Unwürdiger!“

Bei seinen Worten huscht er von Baum zu Baum, und lässt seine Stimme stets von einem anderen Platz erklingen. Die Art der Ausprache – mehr ein Stöhnen und Hauchen - hätte selbst einen Drachenjäger vor Furcht erstarren lassen und angesichts der ausgeprochenen Drohungen ergreift der Mensch umgehend die Flucht. Er macht keine Anstalten, ihm zu folgen. Mit seinen steifen Knochen und zahlreichen Wunden hätte er ihn eh nicht einholen können, doch schleppte er sich unter Schmerzen einige Meter von dem Lager weg, um sich kurz nieder zu lassen und die Muskeln und Knochen etwas durch zu walken.

Nach einiger Zeit der Erholung macht er sich auf, den Rückweg zu den Seinen zu finden. Alle Gedanken drehen sich ausschließlich um die Frage, wie er überhaupt erst in diese misslige Lage geraten konnte. So verkürzt er sich selbst den Heimweg und lässt nicht viel Platz für Gedanken an die Wunden an seinem Körper. Sein Gesicht fühlt sich an wie ein Schwamm. Aufgedunsen, blutend und aufgeplatzt. Bis zum nächsten Zusammentreffen mit dem Menschen, der daran Schuld war, sollte er es etwas behandeln lassen.
Diese Schmerzen soll er selbst erfahren dürfen, bevor er stibt...

Einige Tage sind nun vergangen, die Wunden behandelt und teilweise genesen, da macht er sich auf, das Schicksal des Überlebenden zu besiegeln. Es war so garnicht seine Art, ein Opfer davonkommen zu lassen. Das Lager im Wald findet er mit Leichtigkeit und die Wut, die mit jedem Schritt größer wird, lässt ihn die Waldlandschaft ignorieren. Vom Lager aus muss er nur den großzügigen Spuren des vor Angst sehr unachtsam vorgehenden Menschen folgen. Wie es scheint, legte er keine einzige Rast ein, obwohl es letztendlich ein Zweitagesmarsch war, das kleine Haus zu erreichen.

Etwas Rauch steigt aus dem Kamin und die Lichter wurden gerade gelöscht, da das Sonnenlicht ihre Arbeit übernahm. Seit etwa einer Stunde sitzt er auf dem Hügel und beobachtet das Haus. Die kleine Berghütte sieht nicht sehr komfortabel, jedoch auch nicht zerfallen aus. Einige Felle sind vor dem Haus auf Rahmen aufgespannt und zwei Ziegen grasen auf dem Gelände. Sein Opfer hatte die Nacht auf der Veranda verbracht, das Schwert im Arm und stets wachsam. Jedenfalls glaubt er das. Des öfteren wäre es ein Leichtes gewesen, ihm mit einem einfach Dolch die Kehle zu durchtrennen, wenn er wieder einmal eingenickt war. Doch so leicht wollte er es ihm nicht machen.
Der Mensch streckt sich und betritt das Haus. Er machte sich auf den Weg und lief geradewegs auf das Haus zu. Wozu sollte er sich anschleichen? Noch etwa 15 Schritte sind es zu gehen, als sich die Tür öffnet und der Mann wieder herauskommt. Die Farbe fließt ihm aus dem Gesicht und die geringste Kleinigkeit würde sein Herz zum Stillstand bringen. Er zieht tief Luft. „Schon wieder dieser Geruch. Hier bin ich also, um dich zu holen!“. Todesmutig tritt der Mensch mit vorgehaltener Klinge aus dem Haus. Die Augen geschlossen, die Arme leicht ausgebreitet, wendet er sich murmeld an seinen Gott, Alatar, um seine göttliche Macht zur Unterstützung anzufordern. Was sich dann ereignet, veranlasst Frau und Kind, die bereits am Fenster stehen, lauthals zu schreien.

Der Hausherr geht ebenfalls schreiend in die Knie, machtlos, das Schwert länger zu halten und windet sich im Dreck. Die Hände versuchen, den Körper vor den Schmerzen zu schützen, doch durchdringt der Zorn Alatars jede einzelne Faser. Nach wenigen Augenblicken ist das Schauspiel vorüber und Stille eingekehrt. Ein Schlag ins Gesicht des Ohnmächtigen und die Worte „wach auf Du Wurm und empfange deine Strafe“ beenden diese. Der Mensch öffnet die Augen und bleibt regungsunfähig am Boden liegen.

Im nächsten Augenblick bahnen sich Schläuche aus Feuer ihren Weg in Richtung der kleinen Familie im Inneren des Hauses. Holz und Glas zerbersten und unaufhaltsam zehren die Flammen sich an den Leibern der Ungläubigen. Genährt von dem falschen Glauben der Menschen, begleitet vom ehlenden Wehklagen der Opfer. Das Famlilienoberhaupt, immernoch gedehmütigt am Boden liegend, stimmt in den Klagechor mit ein, als Heim und Herd in Flammen stehen. Er steht vor seinem Werk und sieht zu, wie das Feuer sich voran arbeitet.

Dann wendet er sich seinem letzten Opfer zu, kniet sich nieder und flüstert ihm ins Ohr: „Es stinkt. Es stinkt nach verbrannten Leibern und verbranntem Holz!“. Lachend erhebt er sich, macht einen Schritt zurück und nimmt erneut die gefürchtete Pose ein. „Lehre diesen Ungläubigen, was es heißt, Alatar zu verschmähen. Lehre diesen Ungläubigen, was es heißt, einen deiner Jünger zu misshandeln. Lehre ihn den rechten Glauben. Nimm seine Seele auf, wenn er deine Prüfung übersteht oder leite sie gleich weiter an Eluive, solltet er scheitern!“

Ein letzter Blick in die weit aufgerissenen und angsterfüllten Augen des wehrlosen Opfers verschafft ihm die erhoffte Genugtuung, während dessen Leben in Schmerz und Schrei vergeht. Das Gejammer verstummt und Blut läuft in einem feinen Rinnsal aus Nase und Ohren und bildet eine kleine Pfütze neben seinem Haupt. Er legt den Kopf schief und betrachtet für einige Augenblicke das Vollbrachte. Dann wendet er sich befriedigt ab und tritt zufrieden den Heimweg an.



II)

So etwas war ihm noch nie zu Gehör gekommen. Gerade schlendert er noch die kleine Straße entlang und schon liegt er schreiend, qualmend und blutend am Boden. Dabei wollte er doch lediglich einen Spaziergang im Wald machen, um seine Gedanken zu ordnen und sich über seine Zukunftspläne klar zu werden. Und nun? Ein elender Gestank von verbranntem Fleisch und Haaren, vermengt mit kohlendem Holz und sengendem Blattwerk brannte sich in seiner Nase auf ewig ein. Ekelhaft.

Unfähig, sich kontrolliert bewegen zu können, nicht ganz bei Bewusstsein und unter großen Schmerzen kringelte er sich am Boden. Seine Haut brannte förmlich und mit jeder Sekunde, die er die Kleidung länger am Leib trug, verursachte sie mehr und mehr pein. Was war geschehen? Das Letzte, woran er sich erinnern konnte war, dass ein Fremder wie von Alathar persönlich verfolgt an ihm vorbeihetzte. Dann kam das grelle Licht, der laute Knall und schließlich, wie aus dem Nichts, diese höllischen Schmerzen.

Diesen musste er nach einiger Zeit trotz größter Gegenwehr nachgeben. Letztendlich war es das Beste für ihn, da mit dem Bewusstsein auch die Schmerzen schwanden. Chancenlos ließ er sich fallen und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Schon wieder dieser Gestank, dachte er, als sich wieder das erste Leben in ihm regte. Ekelhaft. Doch dieser Gedanke wurde ihm schnell wieder vertrieben, als die Schmerzen wieder einsetzten. Als ob man ihn an den Haaren in den brodelnden Schlund eines Vulkans hielt und sein Körper immer wieder nur ein ganz kleines bisschen mehr verbrannte. Schubweise duchrfuhren ihn die brennenden, stechenden und beißenden Stiche und zwangen ihn, es in alle Welt hinaus zu schreien. Er konnte nicht anders und obwohl das Schreien die Wunden niemals heilen würde war es, als müsse er es trotzdem loswerden.

Viele Male kam er kurz zu Bewusstsein, hielt den Schmerzen jedoch nicht stand und fiel wieder in tiefen, traumlosen Schlaf. „Was ist das? Warum lebe ich nicht, warum sterbe ich nicht? Ist es eine Prüfung Alatars? Warum quält er seinen Jünger so schrecklich?“. In den wenigen Minuten, denen er sich bewusst war, flehte er gen Alatar, auf dass er ihn erlöse, doch immer wieder musste er diese Qualen durchleben und durfte einfach nicht sterben.

Mit jedem Tag wurden die Wachphasen länger und er nahm mehr und mehr seine Umgebung wahr. Er befand ich in einer Art Lazarett und man kümmerte sich sorgsam um ihn. Ebenfalls kam sehr oft ein unbekannter Lethar ein seine Seite und schaute nach dem Rechten. Oft saß der Fremde ein ganze Weile neben ihm und murmelte irgendwelche Sachen. Schließlich folgerte er, dass es ein Unfall gewesen sein muss, der ihn in diese Lage brachte und vermutlich war der Fremde daran schuld. Gerne würde er all die Fragen stellen, die ihm im Kopf herum geisterten, doch vermochte er nicht zu sprechen. Noch nicht, wie man ihm glaubhaft mitteilte.

Er glaubte den Worten, da er selbst bemerkte, dass es Tag um Tag besser wurde. Ob nun die Schmerzen geringer wurden, oder er sich nur daran gewöhnte, was machte das für einen Unterschied. Hauptsache, es tat weniger weh. Nach einiger Zeit wurde der Fremde schon zu einem gern gesehen Gast, der ihn vom tristen Alltag ablenkte und ihm einige Geschichten erzählte. Als der Besucher eines Tages einen Zettel unter die Nase gehalten bekam, auf dem die Worte „was ist passiert“ standen, weigerte er sich jedoch, zu berichten. Statt dessen vertröstete er ihn mit den Worten „das erzähle ich, wenn es euch wieder besser geht!. Ihr würdet euch zu sehr aufregen, wie ich vermute.“

Eine lange Zeit ging ins Land und in der Zwischenzeit hatte er viel Haut verloren, dafür jedoch ebenso viele Narben erhalten. Sein gesamter Körper war auf Ewig gezeichnet, lediglich sein Gesicht war nicht ganz so schlimm betroffen. In den ersten Tagen nach dem Aufwachen hatte er einen Schatten im Blickfeld, doch auch dieser musste seinem Überlebenswillen irgendwann weichen.

Es kam der Tag, an dem er die ersten Worte sprechen konnte. Einfache Worte, ohne scharfen Laute, da diese noch zu sehr schmerzten. Mittlerweile konnte er auch wieder das Lager verlassen und durfte sich im Lazarett bewegen. Nur ins Freie durfte er noch nicht. Der Medicus meinte, er könne sich den Tod holen, wenn er ins Freie ginge. Ein Schmunzeln beendete damals das Gespräch, doch hat er es niemals gewagt. Anscheinend hatte Alatar noch etwas größeres mit ihm vor.

An einem Tag kam der mittlerweile zum Freund gewordene Fremde und bat ihn, mitzukommen. Er begleitete ihn ihn einen kargen Raum mit zwei Stühlen und einem Tisch. Das Gespräch dauerte Stunden und Stunden und unendlich viele Fragen wurden gestellt. Zu Beginn berichtete der neu gewonnene Freund, wie es damals zu dem Zwischenfall gekommen ist.

...er rannte und rannte. Am Anfang konnte ich ihm noch folgen, doch hatte ich irgendwann genug von der Rennerei. Als wir aus dem Wald auf den Weg abgebogen sind ergriff ich die Chance und wollte ihn mit Alatars Zorn niederschmettern. Nun, letztendlich habe ich das auch getan, doch ihr standet dazwischen. Der Blitz spaltete sich und traf euch geradewegs in den Rücken...

Während der Erzählungen musste er immerwieder schlucken, doch unterbrach er den Erzähler nicht. Stattdessen lauschte er sehr interessiert, versuchte sich Gedanken zu machen und heraus zu hören, was er ihm eigentlich sagen wollte. Es klang schon lange nicht mehr nach einer Entschuldigung für die Verletzungen und Entstellungen. Irgendetwas hatte er noch zu sagen.

...was ich damit sagen will ist, dass euch der Blitz hätte töten müssen. Ihr wurdet ebenso getroffen, wie mein Gegner und wäret ihr nicht so lange bewusstlos gewesen, ich hätte ihn euch zeigen können. Bei diesen Worten musste er selbst unweigerlich schmunzeln. Nun, es war nicht wirklich viel, was von ihm übrig geblieben ist und das bisschen was noch da war, zerfiel zu Staub und Asche, wenn man nur in die Nähe kam. Ihr hingegen lagt im Graben und habt gejammert. Ich gebe zu, ihr habt auf den ersten Blick nicht gut ausgesehen und gestunken habt ihr auch, ich hätte euch auch keine Stunde mehr gegeben - doch ihr wart noch in einem Stück!

Immerhin wusste er jetzt, dass es den Lethyren verwundert hat, dass es ihn nicht so stark erwischt hat, wie die andere arme Seele. Über die Hintergründe seiner Gedanken sollte er sogleich erfahren.

Ich denke, nun, da ihr wieder bei Sinnen seid, dass ich euch einigen Versuchen meinerseits unterziehen solltet. Junge, ihr versteht nicht, was ich euch sagen will. Ihr müsst etwas in euch tragen, was es euch ermöglichte, diesen heftigen Angriff zu überstehen. Einen kleinen Teil der Energie abzuwenden. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr die Gabe inne habt, Alatars Magie zu erlernen, zu verstehen und anzuwenden. Eine wahrlich seltene gabe. Ich kann es euch auch nicht versprechen, aber es stimmt mich nachdenklich, was geschehen ist. Ihr müsstet im Falle eins Falles noch viel lernen, doch lasst es uns herausfinden. Damit beendete er seine Ansprache und wartete geduldig auf eine Reaktion. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

Nun wusste er also, worum es ging. Die Tatsache, dass er noch am Leben war, könnte die besondere Gabe Alatars sein, seine Magie zu verstehen. Was sollte ihn davon abhalten, es heraus zu finden? Nichts hatte er zu verlieren. So kam es, dass er und der Lethyr viel Zeit damit verbrachten, die Fähigkeit auszubilden und zu schulen.Damit beendete er seine Ansprache und wartete geduldig auf eine Reaktion. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.

Nun wusste er also, worum es ging. Die Tatsache, dass er noch am Leben war, könnte die besondere Gabe Alatars sein, seine Magie zu verstehen. Was sollte ihn davon abhalten, es heraus zu finden? Nichts hatte er zu verlieren. So kam es, dass er und der Lethyr viel Zeit damit verbrachten, die Fähigkeit auszubilden und zu schulen.

Zum Ausgleich der schweren, geistigen Anstrengungen und als Alternative zu dem stinkenden Wald, wanderte er über Wiesen und Felder und suchte sich ruhige Stellen. Beispielsweise ein Platz mit einige stehenden Steinen war ihm sehr begehrt. Dort konnte er einen ganzen Tag damit zubringen, in Gedanken zu schwelgen und das gelernte zu manifestieren. Jeder Lethrixor würde ihn des unverzeilichen Leichtsinns bezüchtigen; Sich mitten in die Wildnis zu setzen und alle Sinne abzuschalten.Doch er genoss die Ruhe und abgeschiedenheit.

Auch an diesem einen Tag saß er gedankenverloren bei den stehenden Steinen und hatte die Welt hinter sich gelassen. Genau wie es ihm prophezeit wurde, bemerkte er nicht die drohende Gefahr und so kam es, dass er einen schweren Schlag auf den Kopf erleiden musste. Die Jäger der Menschen befürchteten zu Recht, dass er sich gnadenlos zur Wehr setzen würde. Sie kannte die Kampffähigkeiten der Letharen zur Genüge. Die Angst vor der Peinigung durch ihr Opfer trieb sie wohl, als sie mit allem, was sie hatte, auf ihn einschlugen. Immer und immerwieder. Knüppel, Fußtritte, Faustschläge hagelten unaufhaltsam nieder und gewährten keine Gegenwehr. Bis er kein Zucken mehr aufwies setzten sie die Gewalt fort, dann schleppten sie ihm mit sich.
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