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„Wenn einer eine Reise tut…“
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » „Wenn einer eine Reise tut…“
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 12 Feb 2023 21:29    Titel: „Wenn einer eine Reise tut…“
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“… so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen.“

So wirklich geplant hatte sie den Aufbruch nicht. Erst war ihr bei der Karawane, die heute in die Stadt kam, jemand aufgefallen, den sie zwar erkannte, aber eigentlich nie hatte wieder sehen wollen. Es war nicht so, dass sie sich verdrücken wollte, sondern eher die Gelegenheit nutzen wollte andere Dinge zu erledigen. Fern von der Stadt. Fern von dem Durchreisenden.

Den Weg zum Familienhaus hatte sie eh schon halb angetreten. Vor der Tür fand sie Dakhils treuen Lamafreund Kemal, wartend auf den Schmied. Der würde sicher noch ein paar Stunden warten müssen, da könne sie den Pelzträger sicher ausleihen. Nicht ungefragt natürlich. Sie hatte durchaus noch in Erinnerung, wie viel ihm der Begleiter bedeutete. Also verfasste sie ein kurzes Schreiben, dass die an dem Platz des Lamas unter einem Stein hervorluckend deponierte.

Zitat:
Salam,

Habe mir Kemal für ein paar Stunden ausgeborgt. Bekommst ihn gefüttert und gestriegelt wieder. Er mag sicher Datteln.

Mirah


Es war nur etwa ein halber Stundenlauf seit der Entdeckung be der Karawane vergangen, als sie mit Kemal im Schlepptau die Wüste verlies. Sie wollte nur ein wenig zeitlichen Abstand, ein paar Stunden würden genügen und dann wären die Besucher sicher wieder weiter gezogen.

So der Plan. Ein wenig durch den Norden reisen. Ein paar Kräuter sammeln, ein paar Federn - für die Armee. Ein guter Vorwand. Die Taschen waren auch innerhalb von ein paar Stunden gut gefüllt. Also Zeit für den Rückweg. Bis auf ein paar Beissversuche und Zerrereien war Kemal ein ruhiger Begleiter, dem sie auch die Tasche aufhalsen konnte.

Sie sah das Nächste nicht kommen und auch ihre eigentümliche Gabe, die sie aus manchen Situationen schon gerettet hatte, schwieg. Ein dumpfer Schmerz überkam sie. Von vorne? Von hinten? Sie bekam es nicht mit, und ehe sie sich umsehen konnte, wurde es ihr schwarz vor Augen.
_________________
Das Leben ist eine nicht enden wollende Reihe von vernichtenden Niederlagen, bis man sich nur noch wünscht, Flanders sei tot.

-Homer J. Simpson-
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 12 Feb 2023 22:02    Titel:
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Mit voll beladenen Taschen und etwas eilig kam er aus dem Haus, schnalzte nach Kemal, die ersten Schritte trat er bereits gen Stadttor an, als er verwundert stehen blieb. Etwas war anders. Etwas fehlte. Richtig! Das treue Hufeklappern von Kemal, wenn er schnalzte. So drehte er sich um und sah einfach mal nichts. Kein Tier weit und breit. Mit einem Stirnrunzeln ging er langsam und vorsichtig zurück zum Haus und blickte um sich. Normalerweise stand sein treuer und verfressener Freund doch immer beim Futtertrog.
Dort schaute er sich genauer um und erblickte tatsächlich das Schreiben. Seufzend ließ er die Schultern fallen und wischte sich einmal durchs Gesicht. Dann zog er seinen Kohlestift heraus, ergänzte etwas auf dem Pergament und schob es zurück unter den Stein. Nach einem Boten rufend ging er wieder ins Haus zurück, den Handel konnte er vergessen.

Zitat:
Salam,

Habe mir Kemal für ein paar Stunden ausgeborgt. Bekommst ihn gefüttert und gestriegelt wieder.
Er mag sicher Datteln.
Bananen und Pfirsiche
Mirah
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2023 14:19    Titel:
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Abends saß er an der Küchentheke und wartete mehr oder weniger geduldig auf das Geräusch der Tür. Doch nichts passierte. Keine sich öffnende Tür, keine Mirah, kein Kemal. Mit einem sorgenvollen Stirnrunzeln begab er sich zu sehr später Nachtstunde dann doch zur Ruhe. Vermutlich hatte Mirah sich wieder mit irgendwas ablenken lassen oder Kemal war besonders zickig auf dem Rückweg. Hoffentlich hat sie ihm keinen Lastsattel angelegt oder Taschen übergehangen. Er mochte doch partout keine Lasten außer Dakhil als Reiter tragen. Mit diesen Gedanken und der Hoffnung, dass Mirah ihn morgen in der Küche mit einem Saft in der Hand begrüßen würde, schlief er unruhig ein.

Doch auch am nächsten Tag war weder von seiner Cousine, noch von seinem geliebten Reittier eine Spur zu sehen. Auch das Schreiben unter dem Stein lag genau so dort, wie er es hinterlassen hatte am Tag zuvor. Das gefiel ihm ganz und gar nicht! Durch einen Hausboten seine Handel für den Tag absagen lassend, zog er seine Rüstung an, stattete sich mit Speis und Trank aus und stiefelte los. Genau genommen wusste er nicht, wo er anfangen sollte, doch aus der goldenen Stadt gab es nur einen Weg mit Lama heraus. Und das war die Durrah.
Am Stadttor fragte er noch einen der Janitschare nach Mirah. Dieser nickte nur gen Durrah und zuckte mit den Schultern. Seufzend stiefelte er los und kehrte erst etliche Stunden später zurück, die Sonne war vor wenigen Momenten gänzlich hinterm Horizont verschwunden. Doch er kehrte alleine zurück, keine Mirah, kein Kemal. Sein Gesicht war glücklicherweise hinter dem Helm und der Maske verborgen, sonst wäre ein jedem die äußerst sorgenvolle und doch auch wütende Mine aufgefallen.


Zuletzt bearbeitet von Dakhil Bashir am 14 Feb 2023 14:22, insgesamt einmal bearbeitet
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 14 Feb 2023 20:25    Titel:
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Es war laut. Sie hörte ein Kreischen, dann ein Knacken, Bersten und dann den Aufschlag gemeinsam mit einem Rauschen. War das eine Erinnerung? War das eine aktuelle Wahrnehmung? Sie konnte die Gedanken nicht sammeln, und ihr Körper verweigerte ihr den gewohnten Dienst. Also stellte sie die Gedanken hinten an und ließ sich wieder in die tiefe Schwärze fallen.

….

Es war heiß. Das war die einzige Wahrnehmung. Sie schien sie völlig einzuhüllen, aber da war kein gesonderter Schmerz. Nur Hitze, wie die Wüstensonne zur Mittagszeit, und doch ganz anders. Brannte es? Sie meinte auch Brandgeruch wahrzunehmen, aber es war zu anstrengend bewusst zu schnuppern. Immerhin atmete sie, oder? War sie in Gefahr? Doch bevor sie dem nachgehen konnte, sank sie wieder in die Schwärze.

….

Es war kühl. Irgendetwas zerrte an ihr. An ihrer Rüstung. An ihren Gliedmaßen, beließ ihr ins Gesicht. Es war frische Luft, die sie scheinbar versuchte anzuheben. Stand sie im Wind? Warum? Sie konnte sich nicht erinnern aufgestanden zu sein. Oder lag sie? Es war nicht festzustellen, ihre Wahrnehmung spielte ihr weiterhin Streiche,



Es war weich. Da war etwas an ihren Händen. Sie spürte, wie ihr Körper ihrem Wunsch nachkam und die Arme anhob. Die Finger krallten sich in weiches, warmes Fell. Kemal? War Dakhils sturer Freund noch bei ihr? Sie roch den Atem des Lamas, das mit der Nase ihr Gesicht anstubste und dann zielstrebig an ihrer Tasche knabberte um an die Vorräte zu kommen. Sie spürte die Bewegung. Aber ehe sie endlich die Augen wieder öffnen konnte, war sie erneut in Schwärze versunken.



Als sie das erste Mal die Augen wieder öffnete, war es Nacht. Sie roch den Wald um sich herum, den moosigen Boden, auf dem sie lag und Holz. Eine Mischung aus frisch geschlagenem Holz und angebranntem nassen Holz. Es dauerte, bis sie die Wahrnehmungen sortierte und dann auch sich selber wieder wahrnahm. Es war anstrengend. Sie war durstig, und da waren Schmerzen. Sie versuchte zu sortieren, wo genau die Schmerzen herkamen. Nach einiger Zeit schob sich ein Lamakopf in ihre Wahrnehmung.

<<Steh auf Mädchen, steh auf.>>

Die Stimme klang langgezogen und unwirklich. Hatte Kemal gerade gesprochen? Was war hier los? Die nächste Stufe des Wahnsinns? Oder war sie nun statt in die Schwärze in einen Traum hinab geglitten?
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-Homer J. Simpson-
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 15 Feb 2023 14:49    Titel:
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Es gefiel ihm ganz und gar nicht! Absolut nicht! Mirah war mit Kemal nun bereits 3 Tagesläufe weg. Dakhil hatte seine Suche in der Durrah mittlerweile aufgegeben, ohne irgendeinen Anhaltspunkt war dies ein zweifellos aussichtsloses Unterfangen. Sämtliche Wege und Pfade, welche er in einem knappen Tagesmarsch erreichen konnte, waren abgelaufen.
Seufzend bemühte er sich abzulenken, mit wem sollte er auch darüber reden? Jeder würde nur sagen, es ist Mirah. Es wird schon nichts passiert sein. Mirah wird halt ein paar Tage wieder wo hin sein. Wer weiß schon, was sie nun wieder plant? Und so weiter, und so fort.
So machte er sich daran seine längst überfälligen Handelsaufträge zu erledigen und seine Handelspartner aufzusuchen, welche er seit einigen Tagen bitter vernachlässigte. Das einzig beruhigende war, dass Kemal noch nicht zurück gekehrt war. Sein treuer Wegbegleiter wäre bereits hier, sollte Mirah was zugestoßen und er ohne Führung geblieben sein. Seufzend straffte er seine Schultern, belud das ungewohnt hohe Pferd und stiefelte ins Grünland.
Doch gänzlich das ungute Gefühl abschütteln ließ sich nicht. So war es nicht verwunderlich, dass auf dem langen Marsch von Kronwalden heim seine Gedanken wieder zurück glitten. Ein anderer Gedanke drängte sich nun vor: Was wäre, wenn Kemal bei seiner Cousine geblieben ist, weil sie gerade hilflos oder gar verletzt ist und er sie beschützt, so wie Kemal es stets bei Dakhil tut?
Mit äußerst verbissener Mine - dazu war selbst seine Mimik auf dem Schiff nach Alwa'Shiral beinahe harmlos - zog er ungeduldig an den Zügeln des trägen Pferds und verdoppelte seine Schrittgeschwindigkeit.
Mirah war mittlerweile bestimmt heim gekehrt und saß mit Kemal im Garten des Familienhauses. Ganz bestimmt!
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 16 Feb 2023 21:31    Titel:
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Als sie das nächste Mal wach wurde, war es zum Glück helllichter Tag und sie konnte die Misere, in der sie steckte, besser erkennen. Überall um sie herum war es grün. Nicht nur, weil sie im Wald war. Das grün war viel zu nah und das dazugehörige braun, beziehungsweise das Holz war auch der Grund, weshalb sie sich nicht rühren konnte. Ein Baum. Und offenbar hatte er sie beim Stürzen unter sich begraben. Tja… wer konnte so einem wendigen und heimtückischen Gegner schon ausweichen? Humor - so schlimm ging es ihr also nicht. Soweit sie es beurteilen konnte, hatte sie verdammt viel Glück gehabt - trotz der misslichen Lage. Ein Felsen links von ihr hat den Baum gehindert sie einfach in zwei Teile zu zerdrücken. Ein recht mächtiger Ast lag quer über ihrem Brustkorb und hielt sie so am Boden fest. Sie musste also „nur“ hervorkriechen. „Nur“ ein schönes, einfaches Wort, das selten etwas mit dem eigentlichen Problem zu tun hat, und gerne von Leuten verwendet wurde, die die Anstrengung schon geschafft hatten, oder sie sich einfach nicht vorstellen konnte. Der Versuch - skeptisch von Kemal beäugt - sich mit den Händen am Ast wegzudrücken führte zu einem stechenden Schmerz, tanzenden Sternen vor den Augen und ein erschrockenes Schnauben Kemals, als Mirah aufschrie. Das nächste Problem. Offenbar hatte sie sich beim Sturz oder Treffer des Baums eine Rippe oder irgendwas am Oberkörper verletzt. Es war auszuhalten, so lange sie sich nicht bewegte. Das war ein weiteres Problem, oder eher eine Folge der vorherigen Probleme. Sie musste sich irgendwie befreien. Der Ast war zu massiv, als das sie ihn unverletzt ohne Werkzeuge hätte bewegen können. Rauszerren war ebenfalls nicht möglich.

Es wollte ihr lange keine Lösung einfallen, während sie zumindest die Reste an Vorräte aus ihrer Tasche angelte. Kemal hatte nicht alles erwischt und sie selber hatte unglaublichen Durst und hunger. Das Obst teilte sie mit dem Lama, immerhin war es noch brav an ihrer Seite, obwohl es nirgendwo festhänge. Vielleicht konnte sie irgendwie über Kemal eine Nachricht losschicken? Nur wie? Der pelzige Begleiter indes verputzte nicht gerade zufrieden die letzten Datteln und schabte im Anschluss mit dem Vorderhuf auf dem Boden herum. Dieses Lama war eindeutig noch hungrig. Und das kleine Loch, dass es da in den Boden schabte, brachte sie auf eine Idee.

Wenn sie den Baum nicht hoch bekam, dann musste sie sich runter bekommen. Sprich, wenn sie nur ein paar Zentimeter Waldboden unter sich loswerden würde, könnte sie zur Seite oder Richtung Kopf rutschen und dann unter dem Ast hervor schlüpfen.

Wenn sie ihre Gabe richtig einschätzte, dann konnte sie theoretisch so einen Aufwand bewerkstelligen. Dazu musste es ihr nur gelingen bewusst auf das Lied zuzugreifen und dann auch noch den gewünschten Effekt hervorrufen. Kinderspiel! Das war ihr ja schon hundertmal.. ach nein… einmal gelungen. Es war zumindest eine Chance, bis ihr was besseres einfiel.

Also galt es fürs erste ihre Panik und den Schmerz auszublenden und irgendwie ihren Kopf frei zu bekommen. Bei dem Versuch das zu erreichen, fiel ihr weiteres auf. Die Rinde des Asts war in dem Bereich wo sie lag angekokelt und an den Zweigen in direkter Nähe war kein einziges Blatt mehr. Ob das irgendwie mit ihren seltsamen Träumen zusammenhing. Ein skeptischer Blick ging anschließend zu Kemal hoch.

<<Hast du etwa mit mir gesprochen?>>
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 17 Feb 2023 11:23    Titel:
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Die aktuelle Form der Erschöpfung war den Versuchen sich zu konzentrieren nicht zuträglich, ihr Kopf war einfach zu schwer um leer zu sein. Aber dennoch kam sie nach vielen Fehlschlägen auf die Idee, dem lauernden Gefühl, der Magie, dass immer wieder durch ihren Körper jagte nachzugeben. Nicht, weil sie einen Geistesblitz hatte, sondern weil ihr die Energie fehlte, sich diesem immer noch fremden Gefühl entgegen zu stellen. Sie ließ es einfach zu, ohne zu versuchen es in irgendwelche Bahnen zu lenken. Was bisher nur im Hintergrund ihrer Wahrnehmung lauerte, wie ein Schatten im Augenwinkel war nun präsent. Wunderbar. Nun war sie nicht mehr auf Grund der eigenen Unfähigkeit genervt, sondern auf Grund der viel zu vielen Eindrücke überfordert.

Würde sie es beschreiben wollen, wären es eine Vielzahl an losen die Fäden, aus denen die Welt bestand. Sobald sie versuchte einen genauer zu betrachten, schien dieser nur aus noch mehr losen Fäden zu bestehen. Sie gab den Versuch sich das genauer anzusehen schnell auf. Das war einfach zu viel. Gerade als sie versuchte, danach zu greifen, spürte sie ein pelziges Lamamaul im Gesicht. Es fiel ihr schwer, diese Wahrnehmung wieder zurück zu drängen. Die hungrige Lamazunge half.

Das hungrige Lama machte ihr bewusst, dass ihr pelziger Freund sie wohl bald verlassen würde, wenn ihn der Hunger in die Heimat zurück trieb. Wie konnte sie ihm ein Zeichen mitgeben? Es war keine Wegbeschreibung, aber sie sammelte einige Gräser und Zweige aus der Umgebung auf, knotete sie zusammen und verpasste Kemal ein improvisiertes Fussbändchen. Er hatte zwar auch Laub in den Locken, doch ob das blieb, war fraglich. Sie kraulte das Lamamaul und gab ihm einen kleinen Stupser, dass er doch gehen möge.

Ehe sie ihre Versuche fortsetzte…
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Zuletzt bearbeitet von Mirah Bashir am 17 Feb 2023 12:38, insgesamt einmal bearbeitet
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 17 Feb 2023 20:18    Titel:
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Mal wieder hatte Dakhil seine Verzierungsarbeiten in das Familienhaus verlegt, Abinayah oder Zyrsha würden schimpfen, wenn sie die ganzen Metallspäne und den Staub in der Sitzecke sehen, doch es war ihm gleich. Er wollte anwesend sein, wenn Mirah zurück kam. Wenn sie es unbeschadet und mit einem Grinsen tat, würde sie etwas zu hören bekommen. Und für den anderen Fall? Nun, da wollte er erst recht direkt vor Ort sein. Aber den Gedanken schüttelte er ab, als er erneut die Feile an einen Edelstein ansetzte. Doch er hielt inne und horchte. War das nicht gerade ein verdächtig bekanntes Hufgetrappel draußen? Er schüttelte den Kopf, er bildete es sich bestimmt nur ein. Doch erneut! Direkt danach hörte er ein all zu bekanntes Schmatzen und das typische Klong, wenn Kemal mit seinem sturen Schädel beim Fressen ungeduldig gegen den Futternapf schlug.

Mit einem erstickten Aufschrei ließ Dakhil sein Werkzeug und den Edelstein fallen und war mit wenigen schnellen Schritten bei der Tür, riss sie in freudiger Erwartung auf und sah: Nichts.
Verwirrt blickte er nach links Richtung Futternapf und entdeckte tatsächlich einen gut bekannten Lama- Hintern. Erleichtert ging er auf Kemal zu und tätschelte ihm gleich den Hals, während er sich nach Mirah suchend umblickte. Erst nach einer Weile bemerkte Dakhil, dass sein treues Reittier recht zersaust aussah. Er begann ihn zu Striegeln und die Sorge um Mirah kam zurück. Wenn Kemal alleine zurück kam, bedeutet dies, Mirah war in Gefahr. Seufzend versorgte er erst zu Ende sein Tier, als ihm das Fußbändchen auffiel. Vorsichtig nahm er es ab und musterte es. Das war definitiv handgemacht. Kemal war vergessen und er eilte damit zu einem Kräuterkundigen Heiler. Es waren ein paar seltene und schwer zu findende Gräser eingeflochten und so hatte er eine Hand voll Anlaufstellen genannt bekommen, wo diese herkamen.

Zurück am Familienhaus nahm Dakhil sich seine Rüsttasche und Kemal, dieser sollte ihn zu dem Ort führen und stiefelte wieder einmal los zur Mission Mirah finden. Bei den ersten beiden Orten war weit und breit nichts zu sehen, doch als er gerade mal in die grobe Nähe der nächsten Stelle kam, wurde Kemal erstaunlich unruhig und drängelte immer mehr, bis er einfach loslief und Dakhil allein zurück lassen wollte. Dieser bemühte sich schnell hinterher zu kommen, ehe er von der Ferne bereits einen umgestürzten Baum sah und drumherum viel aufgewühlte Erde. Eilig darauf zu rennend sah er bald, dass wer drunter lag und mit den größten Befürchtungen kniete er sich daneben und untersuchte den Körper.

Ein äußerst verdreckter Mirah- Kopf lag auf der einen Seite, genauso dreckige Beine auf der anderen Seite des Baumstamms. Dakhil sprach sie an, doch bekam nur undeutbares Gemurmel zu hören. Sie lebte! Welch eine Erleichterung durchflutete ihn, als er sich direkt daran machte und den Baumstamm beiseite hob. Kemal schleckte unterdessen immer wieder über ihr Gesicht. Die Ironie der Situation blieb ihm nicht verborgen und er musste kurz schmunzeln.
Doch sogleich wurde ihm der Ernst der Lage wieder bewusst und er half Mirah auf. Zumindest versuchte er es, sie schrie gleich schmerzhaft auf. Erschrocken ließ er sie wieder zurück in eine liegende Position fallen. Er gab ihr etwas Wasser und ein Stück Brot zu essen, ehe er mit seiner Axt, einigen starken Ästen, seiner Rüstplatte und einigen Stoffbahnen eine Art Trage bastelte und bemühte, sie so vorsichtig wie möglich auf diese zu legen. Kemal ließ sich ausnahmsweise recht geduldig das Gestell festbinden und langsam, möglichst behutsam traten sie die Heimreise an.

Zurück in der goldenen Stadt brachte er sie gleich ins Familienhaus, ehe er einen Boten zum Maristan schickte und dringend um einem Hakim bat.
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 17 Feb 2023 21:49    Titel:
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Ihre Versuche im Lied führten sie zumindest zu mehreren Erkenntnissen:

    1. Es war unglaublich anstrengend und ihr aktueller Zustand ließ nur wenig Anstrengungen zu.
    2. Auch wenn sie rausgefunden hatte, wie sie Dinge oder eben die für sie wahrnehmbaren losen Fäden bewegen konnte, sagte das wenig über den eigentlichen Effekt aus. Griff sie nach den losen Fäden, die vermutlich für Luft standen, kamen andere wie mitgerissen in die gleiche Richtung mit. Wie sie das verhindern konnte, hatte sie noch nicht raus.
    3. Versuchte sie das gleiche bei der Erde unter sich - was sie ja vorhatte - erreichte sie nur die Bewegung von kleinsten Steinchen und Erde. Es erinnerte sie irgendwie schmerzhaft an den Vergleich des Shojen mit den Sandkörnchen, die ein Anfänger sammelte.
    4. Schmerzen störten die Konzentration ungemein. Sie hatte noch mal versucht, sich zur Seite, zu dem Stein hin zu bewegen - seitdem wollten ihre Rippen gar nicht mehr aufhören zu pochen.
    5. Es war unglaublich anstrengend. Hatte sie das nicht schon mit gedanklich aufgelistet?


Ihre Idee war wahrscheinlich nicht die schlechteste gewesen, wenn sie denn mehr Erfahrung mit der Gabe gehabt hätte. Oder wenn sie mehr Zeit hätte, in Ruhe zu probieren, oder wenn sie sich hätte erholen können.

Die Anstrengung (war das mit in ihrer Liste?) riss sie immer wieder aus der Konzentration raus und führte dazu, das ihr Körper sich den dringend notwendigen Schlaf auch gegen ihre bewusste Entscheidung holte und sie dämmerte wieder davon.

<<Mirah? Mirah!>>

Irgendwer rief ihren Namen, kurz gefolgt von einer nassen Lamazunge, die ihr durchs Gesicht schlabberte. Sie war noch zu müde um die Augen zu öffnen.

<<Kemal…? Kannst du doch reden?>>

Ihre Stimme erklang undeutlich und nuschelnd. Lag bestimmt am Lamasabber. Irgendwas oder irgendwer nahm ihr das Gewicht vom Bruskorb und sie spürte regelrecht, wie sie schlagartig tiefer einatmen konnte. Gerade als sie ihre erschöpften Sinne soweit sortiert hatte, dass sie ihre Augen öffnen wollte, spürte sie, wie sie gepackt und hochgehoben wurde. Schmerz schoss ihr bei der unvorbereiteten Bewegung durch den Körper und riss sie wieder in einen unfreiwilligen Dämmerzustand.

Ihre nächste bewusste Erinnerung setzte dann wieder ein, als sie in ihrem gewohnten Lager im Familienhaus lag und gerade wer die Tür von aussen schloss und eilig hinab ging. Daheim. Sie atmete beinahe frei durch, ein leichtes pochen erinnerte sie an die Verletzung, aber gerade war es auszuhalten. Hatte sie ihre Befreiung also einem fälligen, sabbernden Lama zu verdanken. Wobei da noch jemand gewesen sein muss… Dakhil wahrscheinlich.
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 18 Feb 2023 11:31    Titel:
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So ein richtiges Ausschlafen war es nicht, bis die Heilerin vorbei kam. Aber zumindest war Mirah dann wieder wach und ohne Waldboden und Baum um sich fühlte sie sich auch gleich mal viel besser.

Die Diagnose war schnell gestellt und sogar hörbar. Beim Abtasten der unteren Rippen am Brustkorb konnte Mirah ein leises Knirschen hören. Zwei Rippen waren gebrochen und angrenzende Bereiche wiesen entsprechende Prellungen auf. Die begleitenden Schmerzen ließen sie auch gleich wieder aufheulen. So hörte sie immerhin das Knirschen nicht.

<<Das ist zwar schmerzhaft aber mit entsprechender Ruhigstellung und Bettruhe wird das schnell und gut verheilen>>

<<Wie ruhig?>> Mirah sah sich vor ihrem geistigen Auge schon mit der Höchststrafe konfrontiert. Bettruhe.

<<Liegen. Möglichst wenig bewegen. Keine Jagden. Liegen. Kein Rumrennen. Liegen. Ruhen. Kein klettern, springen, oder hüpfen.>> Man konnte meinen, die langverdiente Heilerin hätte Mirahs Art im Laufe der Jahre zur Genüge kennen gelernt.

<<Und wenn ich nur kurz….>> Doch Mirah konnte den Satz nicht beenden, da wurde ihr das Wort schon abgeschnitten.

<<Nein.>>

<<Und….>>

<<Auch nein. Keine Ausnahme, Mirah. Die Knochen sind zum Glück sauber gebrochen und sollen so wie sie jetzt liegen auch wieder zusammen wachsen. Alternativ muss ich sie wieder brechen, damit sie richtig zusammen wachen>>

Sprachlos starrte Mirah die Heilerin an und gerade als sie den Mund wieder öffnen wollte, wurde sie gleich wieder unterbrochen.

<<Ich nehme an, du hast verstanden. Ich schau in ein paar Tagen wieder vorbei.>>

Unglücklicherweise gab sie den „Behandlungsplan“ auch an den wartenden Dakhil weiter. Mirah hatte das ungute Gefühl, dass er auf die Einhaltung höheren Wert legt, als sie selber. So ein klein bisschen vermisste sie gerade „ihren“ Baum. Aber wirklich nur ein klein bisschen.
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2023 13:46    Titel:
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Als die Heilerin Dakhil von Mirahs Verletzungen berichtete, war er einerseits erleichtert, dass sie wieder vollends gesund werden würde, aber in gleichem Maße war er auch erschüttert über die Schwere UND dem Behandlungsplan. Wusste sie eigentlich, was sie damit Mirah und dem ganzen Haus antat?

<<Es nützt nichts, sonst wird sie neda jemals wieder richtig gesund werden!>>

War ihre eher pragmatische Antwort auf sein Entsetzen, als er den Behandlungsplan erfuhr. Es nützte also nichts. Nun, er wollte für seine Cousine auch nur das Beste und das war nun einmal strenge Bettruhe. Er bezahlte die Heilerin und sah gleich wieder nach Mirah, wollte sie fragen, was alles in den letzten Tagen passiert war. Doch diese schien wieder eingeschlafen zu sein. Seufzend ging er runter, setzte sich in die Sitzecke und überlegte.

Wie bei der All'Mara bringt man den Wirbelsturm Namens Mirah dazu ihre Bettruhe einzuhalten? Von Fesseln bis hin zu jeder sinnlosen Art von Beschäftigung kam ihm alles mögliche in den Sinn, doch all dies würde nicht ihrem Bewegungsdrang, den sie von Natur aus hatte, gerecht werden. Dakhils Blick fiel auf das hektisch fallen gelassene Werkzeug am anderen Ende der Sitzecke. Mit schräg gelegtem Blick musterte er es, ehe sich immer mehr eine Idee in seinem Kopf ausformulierte. Wenn ihre Hände beschäftigt waren, nun vielleicht bändigte dies zumindest ein wenig ihren Bewegungsdrang. Sichtlich zufrieden grinsend packte er sein Werkzeug zusammen, fegte die gröbsten Späne mit der Hand unter ein Kissen und holte von der Mine einige ungeschliffene Edelsteine. Allen voran einen großen Beutel voll Bernsteine. Diese fand er in großer Zahl in der Durrah, daher waren sie nicht wirklich wertvoll für ihn, sodass er diese gerne für Übungszwecke zur Verfügung stellte.
Auch einige bereits angefertigte, aber noch nicht verzierte Schmuckstücke packte er dazu. Dies wäre seine Beschäftigung, während er Mirah versuchen würde zu beschäftigen.

Alles in einem Korb zusammengeräumt wurde dieser im Familienhaus an der Treppe bereit gestellt. Wenn Mirah wieder wach und ausgeschlafen war, hoffte er, dass sie seine Idee nicht gänzlich ablehnen würde. Und einige Antworten für ihn parat hätte!
Er nahm sich noch vor, Kemal eine Riesenportion Bananen zu geben, aber zuerst gönnte er sich einen heißen, leider nicht frisch aufgekochten Mocca. Seufzend ließ er sich damit auf dem Hocker an der Theke nieder. Doch die Anspannung und Sorge der letzten Tage zollten auch seinen Tribut und so sank sein Kopf müde auf die Tischplatte und er war eingeschlafen. Die Moccatasse stand unangetastet vor ihm.


Zuletzt bearbeitet von Dakhil Bashir am 19 Feb 2023 13:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 20 Feb 2023 10:45    Titel:
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Die erste Zeit hielt sie sich brav an alle Vorgaben. Man könnte sogar meinen, dass sie einfach dauernd schlafen würde. Dabei schlief sie überhaupt nicht gut. Jedes Mal, wenn sie versuchte sich im Schlaf zu drehen (wer schläft schon gerne nur auf dem Rücken) schoss ihr ein Schmerz durch den Körper, der sie effektiv weckte und dann auch eine Weile wach hielt.
Immerhin kam sie langsam wieder zu Kräften. Essen wurde brav verputzt, allerdings, wenn jemand den Raum betrat, stellte sie sich wieder schlafend. Sie wollte aktuell mit niemanden reden, sie wollte sich -noch- nicht erklären. Es war nicht direkt ein schlechtes Gewissen, dass ihr da zu schaffen machte. Es war das Wissen, dass sich jemand Sorgen um sie gemacht hat, und dass es ihr nicht egal war. Sie fühlte sich nicht wohl damit.

Also sorgte sie mit den wenigen Möglichkeiten dafür, dass sie alleine blieb. Wäre das mit dem Aufstehen geglückt, hätte sie sich irgendwo verkrochen, wo sie keiner fand. Paradox. Denn das Alleinsein mochte sie eigentlich überhaupt nicht - wie schon viele Male zuvor fehlte ihr aber der Fünkchen Mut sich das selber einzugestehen. Dabei wäre es einfach gewesen. So einfach. Eine Hand vorstrecken und die Hand des Besuchs festhalten. Oder das Handgelenk. Sie hätte nicht mal was sagen müssen. So stellte sie sich aber einfach regungslos schlafend. Im Moment.

Ihre langen Wachphasen nutzte sie auf ungewohnte Art, sie hatte in der Zeit des Unfalls herausgefunden, wie sie sich auf das Lied konzentrieren konnte und sehr bald stellte sie fest, dass sie ihren Bewegungsdrang auch da ausleben kann. Nicht mit eigentlichen Bewegungen. Aber das rumprobieren und Beobachten forderte so viel ihrer Energie, dass einfach nichts zum Zappeln übrig blieb.

So schaffte es Mirah, trotz ihrer Bewegungslosen Lage den Raum immer wieder umzudekorieren. Da im Schlafraum hauptsächlich sie für das herrschende Chaos verantwortlich war, fiel es nur dem aufmerksamen Beobachter auf, dass sich das Chaos wie eine Wanderdüne durch den Raum bewegte. Kisssen, Decken, Klamotten, alles lag immer wieder woanders. Nie ordentlich. Einiges war kaputter als vorher. Aber wer achtete da schon drauf.
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 20 Feb 2023 13:18    Titel:
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Wieder einmal sah er nach Mirah und stellte ihr einen neuen Saft hin. Wieder einmal war sie am Schlafen. So langsam kam seine Sorge der letzten Tage zurück. Die Heilerin sagte, sie braucht Ruhe, ja, aber sie sagte nichts davon, dass Mirah so viel schlafen würde. Aber ändern konnte und wollte Dakhil es nicht. Wenn ihr Körper den Schlaf einforderte, dann wäre er der letzte ihn zu stören. Einen Funken froh war er darüber jedoch schon, so müsse Dakhil sie einen Tag weniger zur Bettruhe zwingen. Beim Verlassen des Raums stolperte er über ein aufgeplatztes Kissen. Leise fluchend schob er es mit dem Fuß zur Seite und zog endlich die Tür hinter sich wieder ins Schloss. Er meinte noch, ein leises Seufzen von drinnen zu hören, doch vielleicht spielten seine Sinne ihm nur wieder einen Streich. Mirah schlief ja. Vielleicht würde sie bei der nächsten Mahlzeit ansprechbar sein. Vielleicht. Hoffentlich.

Hoffnung.

Ein so kleines Wort für eine so mächtige Emotion.
Wie sehr hat ihn dieses Wort durch die letzten Tage getragen. Wie erleichtert war er, dass seine Cousine - mehr oder weniger - wohlbehalten zurück war. Wie froh war er, dass es Hoffnung gibt. Wie dankbar war er, dass die All'Mara Hoffnung beantwortete.
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Dakhil Bashir





 Beitrag Verfasst am: 22 Mai 2023 14:15    Titel: Wenn Mirah eine Reise tut...
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Wieder einmal ist Mirah zu einer Reise aufgebrochen. Wieder einmal hat sie Kemal dabei. Wieder einmal bleibt ein Dakhil in der Stadt zurück.
Der Unterscheid zu der letzten Reise? Mirah hat sie angekündigt, Mirah hat um Kemal gebeten, Dakhil weiß grob wo sie hin möchte und wann sie zurück kehrt. Sorgen macht er sich dennoch, kam doch die Erinnerung an ihre letzte Reise zunehmend zurück und galt die Durrah derzeit auch nicht als sonderlich sicher. Wenn innerhalb kürzester Zeit zwei Janitschare bei der Ausübung ihres Dienstes ihr Leben lassen mussten, möchte ein Oberhaupt seine Cousine ungern jetzt auf einer Reise wissen.

Doch es nützte alles nichts, Mirah ging auf Reisen und wenn Mirah eine Reise tut, so kann sie was erzählen.

Am Abend kam glücklicherweise auch Ramon zum Lamaabend in der Taverne und hörte von dem unglückseligen Huhn, welches seit einiger Zeit im Bashirhaus lebt. Dakhil nahm sein Hilfeangebot dankend an. Er wusste um Ramons Fähigkeiten mit Tieren und wollte auch endlich das Huhn wieder im Garten wissen. Das Gegacker jeden Tag, die Eier im oberen Stockwerk, von dem ganzen Dreck erst gar nicht zu sprechen - seine Geduld war wahrlich strapaziert!
Erleichtert hörte er sich den Lösungsvorschlag von Ramon an.
Siegessicher schmunzelte er darüber, dass das Huhn bald zurück zu seinen Artgenossen kann und er wieder seine Ruhe im Haus hat! So gut ein Anaan mit zahlreichen Natifahs im Haus seine Ruhe halt finden kann.
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Mirah Bashir





 Beitrag Verfasst am: 25 Mai 2023 18:01    Titel:
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Sie war nun schon einige Tage auf ihrer Reise durch die Durrah unterwegs. Das Ziel hatte sie nicht mal für sich selber festgelegt. Im Endeffekt suchte sie den Ort mit den wenigsten Eindrücken, wo auch immer der sein sollte. So entfernte sie sich schon bald von den bekannten Wegen der Karawanen und wagte sich weiter in die Dünenlandschaft. Sehr zum Leidwesen Kemals, der trotz seiner loyalen Art von der Reiseroute nicht begeistert war. Immerwährende versuchte er sie zielsicher zur nächsten Oase zu lotsen, als könne er das Wasser und die Früchte dort wittern.
Die beiden fanden eine Art Kompromiss, so dass sie sich nicht weiter als einen knappen halben Tagesmarsch von der nächsten Quelle entfernten. Das war der Bereich, in dem Kemal noch mitspielte, danach stemmte er sich bockig auf die Hinterbeine und weigerte sich einfach weiter zugehen.
Doch warum der langweiligste Ort der Durrah? In der letzten Zeit hat Menek‘Ur so viele Veränderungen - angefangen bei der Familie, bis zu ihrer eigenen Magiegabe und schlussendlich zu ihrer eigenen Einstellung ergeben, dass sie das erstmal ohne neue Eindrücke verarbeiten wollte. In der mirah‘schen Welt war „verarbeiten“ allerdings nur eine nette Umschreibung für verdrängen. So drängte sie Gedanken für Gedanken aus ihren Kopf, während die Sonne eben diesen zu versengen versuchte. Es klappte in den meisten Fällen. Ihre Gedanken und Sorgen schrumpelten wie Weintrauben in der Sonne zusammen, bis man ihren Ursprung nicht mehr erkennen konnte. Fast alle Gedanken. Zwei hefteten an ihr wie eine Klette in Kemals Fell, die jeden Tag aufs Neue auftauchte, obwohl sie keine dieser nervigen Pflanzen auf dem Weg bemerkt hätte.

Bei der Gedankenklette „Magie“ war es nicht verwunderlich, denn - so hatte sie es nun auch akzeptiert - war die Magie nun ein unauslöschlicher Teil von ihr. Allerdings noch ein Teil, den sie mit sich schleppte wie ein lahmes Bein. Ein weiterer Grund für die Suche nach Abgeschiedenheit. Sie wollte eine Lösung finden, wie sie sich auf das wesentliche Konzentrieren konnte, ohne gleich von allen Details mit einem mal erschlagen zu werden. Sie schaffte es aktuell nur dann Magie einzusetzen, wenn sie sich auf den kleinsten Zusammenhang konzentrierte, und mit diesem arbeitete. Das sorgte dafür, dass ihre Zauber unfassbar mickrige waren. Mit Ausnahme aller Dinge, die sie nur in Bewegung setzen wollte. Das fiel ihr einfach. Die Luft war ein Element, dass ohne großes Nachdenken ihrerseits die Bewegungen die sie anstieß, mitmachte und tendenziell mächtigere Effekte hervorrief, als sie eigentlich beabsichtigte. Das machte Zauber dieser Art zu recht unkontrollierten und groben Sachen. Wie sie es auch drehte, sie stellte sich schlecht an. Schlechter als alle Mitschüler. Hier in der Durrah konnte sie üben - ohne Rücksicht, ohne Angst zu versagen. So begann sie auch gleich im ersten Abschnitt ihrer Reise ihre Wahrnehmung auf das Lied einzustellen. Und so wie sie ihre Gedanken zuvor verbannt hatte, ging sie nun auch in der magischen Wahrnehmung voran. Sie versuchte die Vielzahl an Bindungen und Verknüpfungen, die in der Welt um sie herum waren, für sich zu sortieren und ihre Wahrnehmung auf die übergeordneten Bereiche zu verlagern. So war zumindest die Idee. Eine anstrengende Idee. Denn das Aufrechterhalten der Konzentration kostete hier in der lebensfeindlichen Umgebung noch mehr Kraft als in der Stadt. Sie gönnte sich viele Pause, und häufig rastete sie einfach an Ort und Stelle, wenn Kopf und Füße nicht mehr im Einklang waren. Kemal blieb geduldig bei ihr, sofern sie sich nicht zu weit von seinem Ziel entfernten und stupste sie regelmäßig an um sie an seinen eigenen Hunger und Durst zu erinnern.

Die Übung der Wahrnehmung war ein Anfang, und selbst nach einigen Tagen konnte sie nicht sagen, dass sie den Dreh nun raus hatte. Aber es gelang ihr mehr und mehr, das was ihre Augen normal wahrnehmen auch im magischen Bereich als Ganzes zu erfassen. Himmel, Sonne, Sand, Kemal.

Aber da war noch die zweite Gedankenklette. Immer wieder, auch während der Übungen, sobald ihre Konzentration nachließ, kehrten ihre Gedanken dahin zurück. Zu Gesprächen, die geführt wurden, zu Streitigkeiten die ausgefochten worden sind, zu Verbindungen, die mehr und mehr an Bedeutung gewinnen können, wenn sie es nur zuließ. Immer und immer wieder drängte sie die Klette beiseite, versuchte sie loszuwerden. Doch sie blieb so beharrlich an ihrer Seite, wie Kemal.
_________________
Das Leben ist eine nicht enden wollende Reihe von vernichtenden Niederlagen, bis man sich nur noch wünscht, Flanders sei tot.

-Homer J. Simpson-
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