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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 21 Jan 2019 17:21    Titel: Yvaines erster Geburtstag
Antworten mit Zitat

Wenn Eisdrachen und kleine Entchen gemeinsam etwas ausheckten, musste das Ergebnis wahrlich atemberaubend werden. Und doch... das Größte aller Dinge wurde heute einen Jahreslauf alt.

Mit einem Nasewackeln wurde Yvaine geschnappt und in warme Sachen gewickelt, damit das kleine Entchen nicht frieren würde. Ein neugieriger Blick wurde nochmals auf Earon und Anneen geworfen, die beide friedlich auf den vielen Fellen im Bett schlummerten. Leise wuselte Kaleya mit Yvaine in den Armen aus dem Haus, als der Mond noch voll am Himmel stand und von einem Wolkenschleier umwoben war. Ein Lied fiel Kaleya bei diesem Anblick wieder ein, das sie im letzten Jahreslauf geschrieben hatte anlässlich der Jahresnacht, welche auch Samhain genannt wurde. Mit einem Summen wurde die Melodie getragen, während sich der Text eher in ihrem Kopf abspielte... war das Lied doch eher ein wenig schaurig für zu kleine Kinderohren.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Der Nachtwelten Wunder

Man erzählt sich so manch geheimnisvolle Sagen, 
in denen sich flinke Kobolde durch finstere Wälder jagen. 
Und es raschelt auch leise im Unterholz des Wald’s, 
sowie mit seltsamen Rufen der Natur jetzt schallt’s. 

Wenn es Nacht wird unter der Sterne Zelt, 
dann entführen wir euch in eine ganz besondere Welt. 

Wenn sie erwacht und taucht Mutters Welt in ein Märchen, 
finden sich im Dunkel auf beschützende Art so manche Pärchen. 
Selbst die Kinder sehen mit großen Augen aus dem Fenster, 
und hoffen doch irgendwie, dass sie sehen kleine Gespenster. 

Wenn es Nacht wird unter der Sterne Zelt, 
dann entführen wir euch in eine ganz besondere Welt. 

Selbst der tapferste Soldat wird zur Jahresnacht wachsam, 
auch seine Hände, die sind an der Hellebarde nun klamm. 
Sei kein Feigling und stell’ dich den Schrecken der Nacht, 
aber gebe immer gut auf dich Acht, auf dich Acht! 

Wenn es Nacht wird unter der Sterne Zelt, 
dann entführen wir euch in eine ganz besondere Welt.


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Ein kindliches Quietschen holte Kaleya wieder zurück in das Diesseits, und bei Yvaines Anblick lächelte der Eisdrache direkt. "Aye, meine Aufmerksamkeit sollte heute voll und ganz dir gehören. Du bist etwas ganz besonderes, weisst du das?" Die Nase der Kleinen wurde angestupst und kurz darauf setzten die beiden ihren Weg zum Argantfels fort. Dort war Eluives Schöpfung eingewoben wie mit hunderten schimmernden Fäden, welche im letzten Dunkel der Nacht unter dem Sternenzelt funkelte wie ein kostbarer Schatz. "Sieh nur, mo leannan, Mutter hat die Welt wieder verwandelt. Diese Besonderheit findet man nur im Winter, es muss besonders kalt sein. Dann funkelt jeder Baum, jede Wiese und jeder Stein." Kaleya lief mit Yvaine zu einer Tanne und zeigte ihr einen der vereisten Zweige. Das rothaarige Kind quietsche vergnügt auf und fing an wild zu schnattern. In diesem Wirr Warr aus Lauten hörte der Eisdrache jedoch etwas, das sie zum Kichern brachte. "Was hast du erzählt, kleines Entchen? Na, sag es mir noch einmal." Mit großen blauen Augen blinzelte Yvaine ihre Mutter an, verzog das Gesicht vor Anstrengung und spitzte ihre kleinen Lippen. "Pa-Pa-dri-de!" Der Rotschopf wurde liebevoll gestreichelt, und innerlich fragte sich Kaleya bereits, was Earon dazu sagen würde. "Aye, mo leannan, dein Papa ist ein Druide, ein Diener Mutters. Und er zeigt dir all die wunderbaren Dinge, die sie vollbringt nicht? Heute sehen wir noch ganz viel von ihrer kostbaren Schöpfung." Und so wurde der Spaziergang durch den Wald am Argantfels fortgesetzt. Erst am späten Mittag fanden sich die beiden wieder in Junkersteyn ein und während das Entchen von Earon gebadet wurde, verzog sich Kaleya in den Raum der Träume zurück, um dort ein Gedicht für Yvaine niederzuschreiben.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Eluives Silberschleier

Ein anmutiger Schleier aus Silber legt sich über das ganze Land,
in des nachts, wenn alles friedvoll ruht unter ihrem Schutz,
es berührt Eluives Schöpfung gar von magischer Zauberhand,
so die Natur erstrahlt im reinen Schimmer des Perlmutts.

Es ist ein Hauch, der nicht einmal die reinste aller Seele berührt,
nur die eines unschuldigen Kindes kann sich damit vergleichen,
jede Bestrebung, so edel sie noch mag sein, die ihr hier verspürt,
nichts auf der Welt wird jener absoluten Reinheit je gereichen.

Wie das helle Funkeln von Diamanten auf des Baumes Geäste,
gleich einer eisig schimmernden Wiese mit anmutigen Blüten,
ein Schatz, der niemals könnt’ füllen die größten aller Paläste,
drum will Dunkelheit jene Schönheit solang‘ wie möglich hüten.

Kommt mit den ersten sanften Strahlen der Sonn‘ kühne Klarheit auf,
wenn das Zwitschern der Vögel verkündet, was da wurd‘ vollbracht,
es bricht sich wie aberhunderte Sterne an des ewigen Himmels Lauf,
im Schein des Morgens zeigt sich ein zaghafter Blick auf Eluives Macht.

So nennt man es Reif in des Menschen einfachen Munde für wahr,
doch jenes schlichte Wort vermag die Schönheit nicht zu bekunden,
im Anblick seiner zerbrechlichen Art wird jedem offenbart und klar,
dass man sollt‘ nutzen für dies Schauspiel die frühen Winterstunden.

gewidmet an Yvaine im Hartung 262


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Als die Gedanken in all ihrer Gänze zu Papier gebracht waren, grinste Kaleya auf und steckte das beschriebene Papier in eine rotbraune Ledermappe. Auf der Vorderseite war ein kleines Entchen eingeprägt und der Name Yvaine Lilia Auenbacher prangte darunter. Kaleya griff noch einen weiteren Bogen Papier und schrieb dort noch mehr Worte nieder.

- Yvaine Lilia Auenbacher -
geb. am 21. Hartung 261 in Junkersteyn
Tochter von Kaleya und Earon Auenbacher
Hebammen Nathelia und Tiara Salberg
Paten Andra Amaryll und Helisande von Gipfelsturm

Erstes Wort an deinem Geburtstag im Jahre 262 "Pa-Pa-dri-de"


Vergnügt wurde die zusätzliche Seite in die Mappe gelegt, ehe diese im Bücherregal neben anderen wichtigen Mappen ihren Platz fand. Mit einem Summen wurde dann nach Earon und den Mädchen gesucht, die mittlerweile von den Großeltern bespaßt wurden. "Da steckst du, wir dachten schon deine Bücher haben dich verschluckt!" Tadelnd sah Anchia ihre Tochter an, lächelte dann aber und schloss sie zur Begrüßung in die Arme. Und so nahm der erste Geburtstag von Yvaine seinen weiteren Verlauf.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 30 Jun 2019 22:11    Titel: Anneens dritter Geburtstag
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Die größten Zauber im Leben wirkten bis in alle Ewigkeit. Und einer dieser Zauber versetzte den Eisdrachen regelmäßig in eine andächtige Stille, die das gesamte Gegenteil zu ihrem eigenen Charakter darstellte. Dem kindlichen Atem zu lauschen, der ruhig und behütet auf und ab ging, war eines der größten Wunder überhaupt.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —



Die Jahresläufe verstrichen schneller als es Kaleya lieb war. Und doch war es eine Zeit, die so sehr von Liebe geprägt war, dass sie jeden einzelnen Moment davon genoss. So auch wieder diesen Tag, denn ihre Ältere Anneen war heute bereits drei Jahresläufe alt. Und wie es still und heimlich Tradition geworden war, so verbrachten der Eisdrache und Anneen den Tag wieder im Wald, wenngleich die schwüle Hitze ob des Sommers in den Bäumen hing. Indessen war Yvaine bei Earon geblieben, damit die beiden Drachen sich ganz allein füreinander hatten. Anneen war durch den Wald getollt und hatte jedes Blümchen angestupst, das aus dem Boden sprießte, ohne es aber herauszureißen und aufgeregt ihrer Mutter zu präsentieren. In dieser Hinsicht schlug sie langsam nach Earon, denn ihre Tochter zeigte immer mehr, dass die Natur zu behüten war und man ihr mit Achtung begegnen musste. Und Kaleya war dankbar dafür, denn es zeigte, wie sehr sie eine Familie geworden waren. In dieser Hinsicht würde Anneen noch viele Jahresläufe behütet aufwachsen, und eines Tages… nun, da würde Earon sicher auch die ersten Freunde der Großen skeptisch inspizieren. Immerhin wollten sie beide als Eltern nur das Beste für ihren Nachwuchs. Und Earon war ganz der besorgte Vater, den Anneen verdient hatte.

Am späten Nachmittag waren die beiden Drachen wieder in Junkersteyn eingeflogen. Während Earon das schmutzige Würmchen im Zuber badete, widmete sich Kaleya den weltlicheren Dingen, die sie außerhalb der Familie beschäftigten. Zum einen war da die Bewerbung für eine Stelle im Hort des Wissens… und Kaleya wusste, wie sehr sie die Stelle wollte, immerhin waren Bücher und Geschichten, im Allgemeinen die schönen Künste, ihre große Leidenschaft und eine absolute Berufung. Und was war ehrenvoller als auch noch Wissen zu verbreiten und dabei auch in die großen Fußstapfen von Hochgeboren von Nebelpass zu treten? Earon wusste, dass diese zusätzliche Aufgabe Kaleya fördern würde, doch er konnte es nachvollziehen, dass sie sich darauf bewarb… immerhin war Lilian ihm eine gute Freundin gewesen bis zu ihrem Tode und sie war auch Namensgeberin für Yvaine. Bei all den Gedanken war da noch die Ausschreibung für eine Kämmererstelle des zukünftigen Vogtes von Berchgard… lange hatte der Eisdrache überlegt, doch mit einer Gemeinschaft zu führen und dann noch einer Familie, neben ihrer Berufung als Bardin… so sehr sich Kaleya wünschte allem gerecht zu werden, sie musste den Worten ihres Mannes Recht geben. Es gab sie nur einmal und ihre Zeit auf Erden war doch begrenzt. Sie gab bereits alles für die Gemeinschaft, und auch für die Familie. Irgendwann brauchte sie auch noch Zeit für sich selbst. Und heute besonders für ihre Tochter Anneen.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


„Mo nighean, wo steckst du denn schon wieder? Nun komm schon zu uns, der Apfelkuchen ist noch heiß!“ Aus den Gedanken gerissen blickte Kaleya zur Treppe, welche in den Raum der Träume führte, in ihr ureigenes Reich. Und als dort das Gesicht ihrer Mutter Anchia auftauchte, lächelte sie herzlich. „Aye, ich komme schon… nur noch etwas Papierkram, den es zu erledigen galt. Aber nun… bin ich nur für euch da, für das Wichtigste in meinem Leben.“ Und so wuselte Kaleya ihrer Mutter folgend hinunter in das Wohnstübchen. Als sie dort ihren Vater Laidir sah, der Yvaine am Schoß festhielt, lächelte sie sanft. Selbst Earon und Lili mit Arti saßen an der Geburtstagstafel. Und auch Andra ließ es sich nicht nehmen, dem kleinen Eisdrachen namens Anneen die Ehre zum dritten Geburtstag zu erweisen. „So wie ich es immer wollte…“, hauchte Kaleya nur leise für sich und ließ sich dann an einem der freien Stühle nieder, das Bild jener großen familiären Runde genießend und sich dann dem Geburtstagskind widmend.


Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 30 Jun 2019 22:24, insgesamt einmal bearbeitet
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Aerandir Elinlith





 Beitrag Verfasst am: 30 Jun 2019 22:39    Titel:
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..
_________________
Die Erfahrung lehrt: Alle sind gleich, aber ein paar sind gleicher!


Zuletzt bearbeitet von Aerandir Elinlith am 30 Jun 2019 22:40, insgesamt einmal bearbeitet
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Liliana van Drachenfels





 Beitrag Verfasst am: 30 Jun 2019 22:42    Titel:
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Extra für den Geburtstag hatte Lili den Lieblingskuchen von Anneen gebacken. Arti hatte natürlich fleissig mit geholfen. So hatten sie erst Eier und Mehl beim Bauern besorgt und daraus einen Teig zubereitet. Äpfel wurden in Scheiben zerschnitten und auf den Teig gelegt und dieser noch mit Hilfe von Rosinen mit lustigen Gesichtern verziert, bevor dieser in den Ofen geschoben wurde. Dazu gab es natürlich frische Sahne.. Ein Leckerchen für jedes kleine und große Kind! Und so wurde dieser auch restlos bei der Feier verspeist..
_________________


Zuletzt bearbeitet von Liliana van Drachenfels am 30 Jun 2019 22:57, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 20 Nov 2019 06:33    Titel: Eisdrachige Herausforderungen
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"Man wächst an seinen Herausforderungen, es führt einen zu mehr Ordnung, Disziplin und Organisation."

Während des Gesprächs mit Knappe Beak über die Lichtenthaler Chroniken kamen ausgerechnet diese Worte aus dem Mund des Eisdrachens. Von der Person, die seit ihrer Kindheit ein unbändiger Freigeist gewesen war, eine unbeschwerte Frohnatur und die manchmal viel zu viel koboldhaften Schabernack in ihrem Blondschopf hatte. Waren das wirklich ihre eigenen Worte gewesen? Oder hatten Feen den Eisdrachen klammheimlich ausgetauscht gegen ein anderes Wesen, das nicht von dieser Welt war? Irgendwie war es komisch gewesen und doch... genau jene Worte kamen aus vollem Herzen, denn Kaleya hatte diese Herausforderungen selbst durchlebt. Und es war noch gar nicht so lange her, dass eine neue Herausforderung ihre Nase gekitzelt und ihr Drachenherz vereinnahmt hatte.

Der Hort des Wissens... aye, seit dem 14. Cirmiasum war der Eisdrache ein Teil dieses Erbes, dass Lilian so schmerzhaft hinterlassen hatte. Und Kaleya wollte in jene Fußstapfen treten, wenngleich sie viel zu groß waren, um jene auch nur ansatzweise gerecht werdend auszufüllen. Die Aufgaben in den altehrwürdigen Hallen des Horts rissen indessen nicht ab. Seit Wochenläufen wurden Bücher katalogisiert und sortiert, und neben dieser Tätigkeit war da zuletzt noch das Reitturnier mit Markt vor Adoran gewesen, was zu Ehren ihrer Majestäten veranstaltet wurde unter Beihilfe des Hortes. Zu allem Überfluss wollte die Königin selbst den Hort besuchen und so war jener Ort dieser Tage ein reinstes Bienennest. Kaleya hoffte innigst, dass der Etikettenunterricht für Damen, der vor längerem ebenfalls im Hort stattgefunden hatte, einen Beitrag dazu leistete sich halbwegs zu benehmen. Doch sie war wie sie eben war, und nichts und niemand konnte den Eisdrachen das manchmal zu direkte Plappermaul und ihre freigeistige Frohnatur austreiben. Mochte Eluive sie beschützen und die Begegnung nicht in einem Disaster ausarten lassen...

Wenn Kaleya nicht im Hort des Wissens weilte, gab es auch in der Gemeinschaft genügend zu tun, zuletzt hatten die Hüter am Nordquartier einen schaurigen Marktabend zu Samhain abgehalten und im Ashatar war da noch eine Gedenkfeier zu Ehren des Seefelser Friedens am Strand von Argantfels gewesen. Selbst die Ritterschaft hatte jener beigewohnt und so hatte Kaleya der Drachenschwester abgenötigt die Feierlichkeiten mit einer Eröffnungsrede einzuläuten. Den ganzen Abend über waren am Strand winzige Glühwürmchen herumgeschwirrt und hatten den Ort verzaubert. Gekrönt war der Abend von dem Segenswünschen, welche mit kleinen Schiffchen auf das Meer geschickt wurden. Und ein jeder hatte in seinem eigenen Schiffchen ein Zettel untergebracht, auf dem die eigenen Wünsche für die Zukunft standen. So auch in dem Schiffchen von Kaleya und Earon... und es sah ganz so aus als würde jener gerade in Erfüllung gehen.

Mit einem Nasewackeln grinste Kaleya und riss sich aus ihren Gedanken, nur um dann wieder auf ihren Schreibtisch zu sehen. Dort lagen zahlreiche Entwürfe für neue Bände der Junkersteyner Zauberschriften, etliche Notizen für neue Lieder und Gedichte, halb fertige Bücher zu Kleidungsetikette und zu den Bräuchen im Rabenmond. Auch einige Notizen zu den Geschehnissen bei den Hütern des Nordlichts lagen als halbfertige Chroniken in mangt des großen Haufens. Und dann war da noch ein Zettel über den Etikettenunterricht im Hort des Wissens, mit lustigen Zeichnungen und Randnotizen darauf. Kaleya grinste bei dem Anblick koboldhaft auf, es würde ein lustiges Buch werden, zweifelsfrei nicht ganz ernst gemeint aber mit viel Liebe zum Detail. Doch bis es jenes Stück zu einem fertigen Werk schaffen würde, verging sicher noch einiges an Zeit. Ganz klar war aber, dass die Zeit, seitdem Kaleya sich entschieden hatte den schönen Künsten zu folgen, wie im Flug verging. Trotz der vielen Herausforderungen war aus Kaleya ein Mensch geworden, der noch immer seine freigeistige Frohnatur bewahrt hatte.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 11 Dez 2019 12:20    Titel: Eisnacht
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Langsam führte Kaleya ihr Pferd Cahlan den Weg Richtung Norden gen Tiefenberg entlang. Die weiße Stute trug die vollgestopfte Bücherkiste zuverlässig auf der Tragetasche und dank ihres sanften Charakters hatte die beiden binnen weniger Wochenläufe eine starke Bindung zueinander aufgebaut. Das junge Tier stammte von Ercas Hof und Kaleya war froh, dass sie Caelai nicht dabeihatte, denn auf dem Hengst wäre sie sicher nach Junkersteyn geritten. Sie nutze die Gelegenheit also, um ihren Gedanken während des Heimweges nachzuhängen.

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Ihr wohl gehütetes Geheimnis brach allmählich auseinander. Seit dem Gedenkfest im Ashatar am Argantfels anlässlich des Seefelser Friedens hatte sich der Wunsch von Earon und Kaleya erfüllt. Sie trug nun bereits im beginnenden 5. Mondlauf ein Kind unter ihrem Herzen. Was anfangs gut zu verheimlichen war, zeigte sich zunehmend schwerer zu verbergen. Der Eisdrache wollte verhindern, dass man sie abermals wie zerbrechliches Glas behandelte, sie hatte es in den letzten beiden Schwangerschaften schon oft genug erlebt. Trotzdem hatte sie eine Person eingeweiht, die ihr dabei half ihren Umstand zu vertuschen, und insgeheim war Kaleya dankbar, dass Amelie es schon eine Weile wusste. Mutter behütete, zum Glück war diese Schwangerschaft bisher weniger anstrengend und kräftezehrend, doch falls es doch Anlass zur Sorge gegeben hätte, so wäre die Vogtin zumindest informiert gewesen - vor allem, da sie im Hort des Wissens zusammenarbeiteten. Mit der Zeit erfuhren auch andere Damen von Kaleyas Zustand, so auch Luciens Frau Majalin, nachdem Earon diese Neuigkeit am Markttag anlässlich des Reitturniers nicht hatte verbergen können. Oder Feliciana, direkt nach der Lesung für die Königin im Hort des Wissens, die Kaleya bewusst eingeweiht hatte. Und zu guter Letzt hatte es Nathelia bei dem Abend in der Burg Schwertfluren anlässlich des Tages der kleinen Geschenke selbst herausgefunden, da sie den Eisdrachen beobachtet hatte. Auch wenn sie nun eine Kriegerin war, dem geschulten Blick der einstigen Heilerin war es nicht entgangen.

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Kaleya atmete tief durch und zog im Laufen da Boucle-Kleid von Amelie etwas mehr hinauf, um ihren Hals vor den eisigen Winden zu schützen. Das Kleid war ein Geschenk zum Tag der kleinen Geschenke gewesen und es wärmte mit seinem Innenflies gut. Auch der Leib wurde Dank des lockeren Schnittes gut verborgen und Kaleya war dankbar darüber, dass Amelie ihr so bei der Vertuschung ihres Geheimnisses half. Doch es würde nicht mehr lange dauern, bis es zu offensichtlich wurde, schließlich konnte der Blondschopf nicht in einem Kartoffelsack herumlaufen. Bis dahin hatte Kaleya ihrem Mann noch eine Bitte abgeschlagen, und trotz seiner Besorgnis hatte er am Ende ob Kaleyas Überzeugungskraft eingestimmt. Bevor ihr Leib zu sehr aufquoll, wollte sie eine letzte große Runde durch die Höhlen des Lichten Reiches machen, um danach in ihrem Zustand eine längere Pause von diesen Abenteuern einzulegen.

Das würde dem Eisdrachen sicher auch die Gelegenheit geben, um die unzähligen Werke fertig zu stellen, die im Raum der Träume auf ihrem überquellenden Schreibtisch lagen. Immerhin hatte sie es geschafft, im Auftrag von Beak die Chroniken Lichtenthals niederzuschreiben, nachdem Feliciana ihn mit zahlreichen zusätzlichen Informationen für eben jenes Werk versorgt hatte. Auch Kaleyas eigene Bücher mehrten sich zunehmend, und so waren die Junkersteyner Zauberschriften um den Band „Die Winterfee“ und „Junkersteyner Eiswinde“ angewachsen. Insgeheim arbeitete Kaleya auch bereits an dem nächsten Band „Der Schneefuchs“, dank dem Funken, den Amelie ihr eingehaucht hatte ob der Einladung zum Vorlesen in der Burg Schwertfluren. Auch das Buch über die Bräuche des Rabenmondes war seit einiger Zeit fertiggestellt. Und so hielt die Feder irgendwie nie still und aus dem Blondschopf sprudelten immer neue Ideen für Bücher hervor.

Mit einem leichten Durchatmen sah Kaleya zum Himmel empor und bemerkte, dass es nach Schnee in den Wolken aussah. Die Luft war eisig kalt, und während sie weiterlief, glitten ihre Gedanken abermals ab.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Die Lesung im Hort des Wissens war so aufregend gewesen, dass Kaleyas heitere Frohnatur beinahe gänzlich verschwand an diesem Abend. Die Königin mit ihrem Gefolge im Hort zu begrüßen, war schon Aufregung genug für den Eisdrachen. Glücklicherweise konnte sie sich mit Amelie und Feliciana eher im Hintergrund halten, während Eveliina die Führung durch den Hort vollführte. Als jene vorüber war, wurden der Königin als auch ihrem Cousin Partian und der Gräfin Isolde die ersten fertigen Abschriften der Chroniken Lichtenthals überreicht, schließlich erhielt auch Beak ein Werk von Amelie. Was danach aber anstand, ließ den Eisdrachen fast ohnmächtig werden, denn sie begann eine Lesung aus ihren Junkersteyner Zauberschriften. Die Auswahl war auf den Band „Das Regenbogenmädchen“ gefallen und Kaleya hoffte innig, dass die ausgewählten Textpassagen den Geschmack von Königin und Hochadel trafen. Mit der Zeit wurde Kaleya während der Lesung sicherer, und irgendwann kam der Moment, da sie wieder ganz in ihrem Element war. Vorbei war die Aufregung, nur noch ihre Frohnatur zeigte sich und versuchte mit der Lesung das Publikum mitzureißen. Am Ende des Abends hatte man ihr nicht den Kopf abgehackt, und Partian erstand auch noch ein Exemplar des Buches. So schlimm konnte es also nicht gewesen sein.

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Mit einem Schnauben riss Cahlan den Eisdrachen aus den Gedanken, als eine herunterfallende Schneeflocke die Stute an den Nüstern kitzelte. Mittlerweile waren sie auf halbem Weg nach Junkersteyn und bei Berchgard angekommen. Das Näschen wackelte verdächtig, und kurz blickte Kaleya zum Himmel, ehe sie die weiße Stute sanft streichelte. „Nicht mehr weit, versprochen. Du bekommst eine gute Ration Heu, während ich... meinen Mann umbringe.“ Nuschelnd lief Kaleya weiter und dachte an den heutigen Abend zurück.

Eigentlich hatte es ruhig werden sollen. Etwas, das weder die Hüter des Nordlichts betraf noch den Hort des Wissens. Es sollte einfach nur ein Abend sein, an dem Kaleya sie selbst sein konnte und ihre Werke in Adoran am Markt verkaufte. Solche Momente gab es viel zu selten, seitdem sie Leiterin der Gemeinschaft und Mitarbeiterin des Hortes war. Aus diesem Grund hatte sie die Mädchen bei ihrer Mutter Anchia einquartiert, damit sie sich den ganzen Abend Zeit dafür nehmen konnte. Doch nur Kaleya sein war an diesem Abend nicht mehr möglich gewesen, denn eine Eskorte mit dem Königspaar war an dem Buchstand vorbeigezogen. Wie vom Blitz getroffen hatte Kaleya zu ihnen gesehen und eine Verbeugung auf halber Höhe vollführt, soweit es ihr eben in ihrem Zustand noch möglich war. Earon, der ebenfalls am Marktstand gewesen war und statt dem Königspaar eine respektvolle Begrüßung zuteilwerden zu lassen, zog er sich zurück, nur um darauf hin vom Hausdrachen selbst in die Mangel genommen zu werden. All das bekam Kaleya nur am Rande mit, denn sie hatte Not und Mühe der Königin gegenüber nicht zu straucheln und ihr auf Fragen zu antworten. Irgendwann im Laufe des Geschehens wurde eine Stimme vom Wind an ihre Ohren getragen und jene reichte, um sich kurz vor der Königin abzuwenden, nur um ihren Mann einen Blick zuzuwerfen, der eindeutig verriet, dass sie ihn am liebsten gefressen hätte. Und so verschwand Earon aus Adoran und Kaleya blieb an dem Buchstand allein zurück. So kam es später dazu, dass Partian, der in der Eskorte ebenfalls dabei gewesen war, ein Buch für Ciarda erstand über die Geschichte der Tapferkeit aus der Reihe über die Tugenden. Wenig später zog die Eskorte dann ab, doch Partian ließ es sich nicht nehmen und rief Kaleya immerhin noch zu, dass ihm das Buch über das Regenbogenmädchen außerordentlich gut gefallen hatte. Ein kleiner Lichtblick, nun da Kaleya einsam zurückgeblieben war.

Mit einem Blinzeln bemerkte Kaleya, dass sie in Junkersteyn angekommen war. So wurde Cahlan im Stall der Hüter an Lianan übergeben, während sie ihre Bücherkiste zum Drachenhort schleppte. Schnaufend wurde sie in das Heim getragen, und nur kurz sah sie dabei aus den Augenwinkeln, wie Earon am Tisch im Wohnbereich saß. Sie ignorierte ihn und schleppte ihre Kiste weiter in das Kaminstübchen, um diese krachend auf den Boden fallen zu lassen. Es dauerte nicht lange, bis Earon vorsichtig zum Kaminstübchen lief und von Kaleya den gleichen fressenden Blick erhielt wie schon am Markt von Adoran. Was dann geschah, lief für Kaleya binnen weniger Augenblicke ab. Sie war so wütend und fuhr dermaßen aus ihrer Haut, dass sie ihn anschrie und für wahnsinnig erklärte, dass sie ihm Respektlosigkeit und fehlendes Benehmen vorwarf, ja sogar Unverschämtheit und Anmaßung. Und zu guter Letzt kochte sie dermaßen über, dass sie ihm den Goldbeutel, der sich in Adoran mit einigen Münzen gefüllt hatte, mit voller Wucht gegen die Schläfe warf.

Damit hatte Earon offenbar nicht gerechnet und er griff sich augenblicklich an die Schläfe, wo eine Platzwunde entstanden war. Leise murmelte er dem wutschnaubenden Eisdrachen zu, dass dieser Treffer weh getan hatte, doch sie schrie ihm nur zu, denn es sollte ihm auch wehtun. Das Geschrei ging weiter und Kaleyas Rage wollte einfach nicht verebben. Kurz darauf flog dann auch noch eine Räucherschale vom Tisch, doch dieses Mal konnte Earon die Schale durch einen Eingriff in das Lied aufhalten, sodass sie zu Boden fiel, bevor sie ihn traf. „Du hast mich allein gelassen! Weil dein Stolz es nicht zuließ einem Herrscher gebührend zu begrüßen! Allein! Mich, schwanger mit deinem Kind!“ Das Geschrei hielt weiter an und es war gut möglich, dass man es auch außerhalb des Hauses hören konnte. Doch dies war Kaleya in dem Moment egal, die Mädchen waren bei ihrer Mutter und konnten den Streit nicht mitbekommen. Earons Beschwichtigungen, dass er die Familie nie in Gefahr bringen würde, ließen Kaleya dann noch einen weiteren wutschnaubenden Ausbruch erleiden. „Du hast deinen eigenen Stolz über das Wohl deiner Familie gestellt! Was glaubst du eigentlich, was passiert wenn man mir als Bürgerin nachsagt, dass mein Mann die Gesetze des Reiches nicht achtet!“

Als Earon darauf hin reagierte, dass er sich vor keinem Herrscher beugte, ganz gleich, ob Emir, König oder Fürst, war es vorbei und das letzte bisschen Zurückhaltung verschwand im Sog von Wut und Enttäuschung. „Du lebst hier in Lichtenthal, mit mir... mit uns! Und wenn du dich den hiesigen Gepflogenheiten nicht anpassen kannst, ohne dabei dein Gesicht zu verlieren, dann schleich dich fort!“ Es prasselten noch zahlreiche Beispiele auf ihren Mann ein, in denen es nicht darum ging vor irgendwem zu buckeln, sondern den notwendigen Respekt und Anstand an den Tag zu legen. Wäre eine thyrische Bratpfanne an diesem Abend in der Nähe gewesen, hätte Kaleya sie ganz sicher auch noch in Richtung Earons Kopf geworfen. Als der Eisdrache allmählich ihre Wut verlor, rief sie Earon noch etwas zu und beförderte ihn so rigoros aus ihrem Heim. „Weißt du eigentlich wie befremdlich es gerade war, dass mein Mann weggeschickt wurde, während ich dort allein weiter meine Frau stand und den Majestäten Respekt erwies? Ich habe mich im Stich gelassen gefühlt, so war es. Und ich will, dass du in deine Hütte am Vernementon gehst... ich will dich heute nicht mehr sehen.“ Der Eisblick wurde gesenkt und zurück blieb nur noch ein verbitterter Eisdrache, während Earon nach anfänglichem Zaudern das gemeinsame Heim verließ. Kaleya blieb noch eine ganze Weile im Kaminzimmer stehen, löschte dann aber irgendwann die Lichter und zog sich in den Keller zurück.

Das Kinderzimmer und auch das Schlafgemach waren leer und so war es auch Kaleyas Eisblick. Mit einem Seufzen glitt sie in dem Aufenthaltsraum, der alle Zimmer miteinander verband, auf die dort vorhandenen Kissen und machte es sich vor dem Kamin bequem. Die Eisaugen starrten in das Flammenspiel des Kamins und in jenem Moment, da ihr klar wurde, dass sie immer noch an Earon dachte, schnaufte sie tief durch. Natürlich liebte sie ihren Mann, ganz ohne Zweifel, doch manches Mal... und aye, ganz besonders heute, da wurde ihr umso bewusster, dass er ein komplizierter Charakter war. Jemand, der Dinge tat, die man nie ganz durchdringen würde. Kaleya hoffte in solchen Momenten stets, dass ihr die Frohnatur dabei nie abgehen würde, denn jene brachte sie durch solche Situationen. Bis auf den heutigen Abend... aye, die Pferde waren mit ihr durchgegangen. Und insgeheim fragte sie sich, ob dieses feurige Temperament daher rührte, dass sie ein Kind erwartete. War das wohlmöglich ein Zeichen, dass es dieses Mal ein Junge werden würde, der den gleichen Dickkopf haben würde wie sein Vater? Als Antwort erhielt Kaleya einen Tritt in ihrem Unterleib und da musste sie erstmals wieder sanft koboldhaft Grinsen. „Warte nur, bis du auf der Welt bist...“ Mit einem Nasewackeln sank Kaleya tiefer in den Kissenberg vor dem Kaminfeuer und schlief dort ein, während im gesamten Haus Stille herrschte. Eine Stille, die viele Jahresläufe nicht mehr da gewesen war und sie nun in tiefe Träume wiegte. Sie würde heute für sich alleine bleiben und die nächsten Tage würden zeigen, welche Konsequenzen aus diesem Abend entstanden.


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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 18 Dez 2019 18:07    Titel:
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Des Nachts in Junkersteyn

Ruhe und der Frieden waren eingekehrt über Junkersteyn, nach einigen turbulenten Tagen. Schneeflocken würden die ganze Nacht über die Häuser und Wiesen herabrieseln und mit einer weißen Haube überziehen. Im Heim der Familie Auenbacher war es, trotz des kälter werdenden Wetters, warm und gemütlich. Im Schlafgemach der Eltern schlummerte Kaleya, fest eingekuschelt in die Decke und das Schafsfell, tief wie ein Drachin auf ihrem Ei.

Earon betrachtete sie dabei leicht aufgelehnt im Bett liegend. Ganz leise und ohne ein Geräusch, wollte sie nicht stören und schlummern lassen. Nur sehr schwach war das Zimmer beleuchtet, doch es war mehr als nur ihr Anblick, der ihn in diesem Moment verzauberte. Es war ihr Geruch, der oft noch eine Note von der Arbeit, die sie am Tag ausgesucht hatte und den wundervollen Seifen erfüllt mit denen sie badete. Mal war da der feine Hauch von Pergament und Tinte, mal ein Geruch nach Wald und Meer, mal von einem ausgeprägten Mal, mit dem sie die Familie verzauberte und hin und wieder ganz eigentümliche Gerüche, wenn sie mal wieder Dinge tat, von denen er eigentlich gar nicht so genau wissen wollte, was das alles war. Wie man wohl Knochenleim herstellte? Ihr Anblick verzauberte ihn immer wieder aufs Neue, ihr Lächeln und der Blick dieser Eisaugen, die manchmal so viel mehr sagten als alle Worte. Dass sie eine wundervolle Stimme, egal ob gesungen oder beim Vorlesen hatte, wusste ja nun schon bald das halbe Reich, durch ihre vielen Auftritte.

Für ihn als Druiden war da aber auch ihr Liedklang, der ihn nun seit so vielen Jahren begleitete und der ihn ebenso verzauberte. Die Veränderungen, die in ihr vorgingen hatten ließen die Melodien noch viel heller und intensiver erklingen. Immer wieder merkte er, dass er da mehr als nur einem Herzschlag lauschte und dass sie wie die letzten Monate und noch einige folgende nie mehr ganz allein sein würde. Dabei stieg ihm immer wieder ein Grinsen voller Freude ins Gesicht, auch wenn die Gedanken, mit denen er sich quälte und die ihn nicht schlafen ließen, auch dadurch nicht ganz verdrängen konnte.

Ja, er hatte über sich selbst geärgert und es war ein harter und steiniger Weg dahin gewesen. Einer, bei dem Kaleya so hart sein musste, wie noch nie in ihrer beider Beziehung. Sie hatte ihm gezeigt, dass sie, die Kinder und alles, was sie sich aufgebaut hatten, auch wieder vergehen konnten, wenn man achtlos wurde. Er hatte also den König von Alumenas wieder getroffen. Schon einmal war er ihm begegnet, hatte mit ihm gesprochen. Damals im Feld vor Schwingenstein, als der Orden der Temora fiel und der letzte Paladin Gerimors das letzte Mal auf dem Schlachtfeld stand. Damals hatte es angefangen, dass er den Glauben an Eluives Kinder verlor. Dass Alatar nicht gerade ein Kind der Freude und der Liebe war, war wohl bekannt. In seinem Hass und seiner Wut würde er alles vernichten wollen, bis ihn der Hass auch selbst zerfressen würde und das Einzige, was noch übrig blieb zu hassen er selbst war. Doch wie stand es um Temora? War all ihr Wirken im Einklang mit der Mutter? Konnte es das überhaupt sein, wo sie doch für das Licht stand, während sich im Wirken Mutters schon immer Licht und Schatten gezeigt hatten? Oder war sie der Aufgabe, die sie gestellt bekommen hatte, überhaupt gewachsen? Was würde geschehen, wenn das Licht den Schatten endgültig vertrieben hatte? Wie würde eine Welt ohne Gleichgewicht aussehen und welche Rolle würden die siegreichen Götter einnehmen wollen? Schon einmal hatte er sich darüber mit dem Emir der Menekaner Abbas gesprochen. Beide hatten damals ihre Zweifel zum Ausdruck gebracht. Nach dem Fall des Ordens war es ein steter Wechsel gewesen. Mal liefen die Beziehungen zu jenen, die Eluives Tochter folgten, mal schlechter. Doch was war nun die Konsequenz aus all den Zweifeln? Sich zurückziehen und auf Neutralität beharren oder aber der Versuch eine so starke Partnerschaft zu knüpfen, dass aus Zweifeln Gewissheiten wurden, die aber kein Grund für Sorge mehr darstellten?

Die Frage brauchte er seinem Eisdrachen gar nicht erst zu stellen, die Antwort wäre im besten Fall einer ihrer Faucher oder aber einer der stärkeren Gefühlsausbrüche, mit denen er es nun zu tun bekam. Verdammt, sie hatte ihm wirklich einen Goldbeutel an den Kopf geworfen! Ganz leise wurde die Stelle massiert, die schon wieder verheilt war. Vielleicht gab es da mehr als ein Privileg, an welches er sich so gewöhnt hatte, dass er sie nicht mehr als das Wunder begriff, welches sie waren. Aber auch, dass er aufgegeben hatte, sich für seine Sache einzusetzen, dass er die Chance des Königsbesuchs nicht genutzt hatte. Vor allem, wo der König offenbar sehr aufgeschlossen war Bindungen zu knüpfen. Hätte dies eine einmalige Gelegenheit für die Druiden sein können?

Lange wären die Gedanken sicher noch weiter gegangen, ohne ein Ende zu finden, als ihn etwas aufhorchen ließ. Es war kein Geräusch, sonder eine Empfindung im Lied. Eine Melodie, die er schon gekannt hatte, als auch sie noch mit Kaleyas verwoben war. Sehr leise reckte er sich auf und sah zum Eingang des Schlafgemachs, in dem schüchtern Anneen in ihrem grünen Nachthemd stand, nur schwach beleuchtet vom Kamin im Hintergrund des Raumes. Sie war so ein höfliches und duldsames Kind. Sie hatte offensichtlich etwas und war doch zurückhaltend die Eltern beim Schlaf zu stören. Er war stolz auf sie und wie sie mit all den Veränderungen umging, die ihr kurzes Leben schon gebracht hatte. Noch leiser als zuvor erhob er sich, vergewisserte sich, dass Kaleya ruhig schlafen konnte, während er sich der Ältesten annahm. Bei dem kleinen Mädchen angekommen, hob er sie vorsichtig auf seinen Arm, woraufhin sie sich ankuschelte.

"Was ist denn los, Anneen, kannst du nicht schlafen?", fragte er leise, nachdem er einige Schritte Richtung Kinderzimmer mit ihr gegangen war. Instinktiv fühlte er dabei ihre Stirn und er erkannte, dass sie leichtes Fieber hatte. Sie schüttelte nur den Kopf und er streichelte sie kurzerhand nachdenkend. Yvaine lag noch im Bett, in dem sie neben ihrer Schwester schlief. Fest angekuschelt an den gewaltigen Plüschbär, den Laidir von Anchia für Yvaines ersten Geburtstag hatte nähen lassen. Sie war noch immer kleiner als das Kerlchen und Earon wusste nur zu gut, dass Laidir doch noch auf eine Handwerkernatur in der Familie hoffte und der Bär sicherlich zur frühkindlichen Prägung beitrug. Wie gut es die jungen Eltern hatten, dass die beiden Großeltern sich so liebevoll um ihre Enkel kümmerten und damit viel an Lasten abnahmen. Doch jetzt galt es sich erstmal um Anneen zu kümmern, Yvaine würde morgen noch gründlich untersucht werden, fürs erste wirkte sie munter und wohlauf, tief schlummernd im Reich der Träume.

Langsam und ruhig stieg er mit Anneen auf seinen Armen dann hinauf, zu erst einmal in die Küche. Während sie leise durchs Haus stiegen und Earon sich beinahe schon wieder an dieser Kiste mit den Geschenken gestoßen hätte, wurden die Feuer im Haus, die nur schwach brannten, wieder munterer. Sie reagierten auf seine Anwesenheit und die Melodie, die er ins Lied wob und aus der nur zu gut die Sorge um seine Familie und der Wunsch sie zu beschützen herauszuhören war. Etwas, auf dass auch das Feuer zu antworten wusste, war es doch nicht nur zerstörerisch, wütend und vernichtend, sondern auch wärmend, stärkend und behütend. Licht und Schatten eben.

Vorsichtig setzte er Anneen auf der Küchenzeile ab, welche daraufhin schon etwas munterer mit ihren Beinen schlackerte und Earon betrachtete. Während er das Teewasser erhitzte und immer mal wieder einen Blick auf das Mädchen warf, wurde ihm klar, dass er nicht alleine am Grübeln gewesen war in dieser Nacht. Als das Wasser heiß genug war, streute er einige besondere Kräuter hinein. Sie wuchsen nur im Hain der Druiden und wirkten bestens gegen Erkältungen. Mit dem heißen Becher in den kleinen Händen schien auch Anneen langsam wieder aufzutauen. Neugierig betrachtete er das Würmchen, welches nun schon über drei Jahre alt war, denn er wusste, was unweigerlich kommen würde. Und so bildete sich auch ein feines Lächeln auf seinen Zügen, als sie leise ihre Frage stellte.

"Warum muss Mama so oft aufs Klo? Geht es ihr gut?", murmelte sie leise und etwas nuschelnd über ihre Tasse hinweg. Er hatte mit einigem gerechnet, einem Streit mit Yvaine oder dass sie vielleicht etwas angestellt hatte, was alles nur sehr selten vorkam. Doch dies hier war anders und so brauchte er eine Weile, bis er Worte fand auf ihre Antwort. Während er sie so ansah wurde ihm klar, dass sie mittlerweile immer deutlicher ihre Umwelt und die vielen Veränderungen wahrnahm und beim Anblick des kleinen Mädchens bekam er ein Gefühl, was in ihrer Welt die Frage, ob es der Mama gut ging für Dimensionen hatte. "Ja, Mama geht es gut und du musst dir keine Sorge machen. Ihr beiden bekommt nur wohl hoffentlich in einigen Monden ein kleines Geschwisterchen."

Aufmerksam und mit dem tiefen Vertrauen eines Kindes zu den Eltern in diesem Alter hörte sie ihm zu. Er hatte sich entschlossen die Wahrheit zu sagen, denn es war eine der tiefen Überzeugungen der Druiden, dass Lügen keinen Sinn hatten. Offenbar musste sie auch eine Weile nachdenken, was das nun zu bedeuten hatte, doch dass es Mama gut ging, schien sofort eine tief beruhigende Wirkung auf das Mädchen zu entfalten. Genau wie der mit Honig gesüßte Tee, den sie nun in kleinen Schlucken trank. Gleich würde es wieder passieren, ganz gewiss und so kam es auch.

"Darf Yva dann noch bei mir schlafen?", war die nächste Frage, die sie ihm stelle. Abermals brachte sie ihn zum Lächeln. Sie schien zu verstehen, was es bedeutete, dass da noch jemand Teil der Familie werden würde. Aber sie schien bereits zu versuchen zu begreifen, was dies für sie bedeutete. Die Liebe zu ihrer Schwester war dabei aus ihrem Gesicht so leicht herauszulesen, dass es ihn abermals Stolz machte an diesem Abend. "Ja, natürlich, das Kleine würde erst mal bei uns schlafen. Und mit Oma und Opa könnt ihr auch noch ganz viel spielen.", antwortete er dann vergnügt und Zuversicht spendend. Auch das schien weitere Zweifel zu zerstreuen und so trank sie ihren Tee, während sie ihm so viele weitere Fragen stellte zu all dem, was sie so erlebte. Ihre Begeisterung und kindliche Neugierde auf all das, was die Welt zu bieten hatte, erfüllten auch ihn immer wieder mit Faszination, ließen ihn stärker denn je, dass das, was so selbstverständlich war, aus einer anderen Perspektive auch mal fremd, unbekannt und vielleicht sogar bedrohlich wirken konnte.

Nachdem der Tee ausgetrunken war, wirkte sie auch schon um einiges schläfriger. "Magst du jetzt lieber Schlafen gehen, Anneen?", fragte er dann leise, während er ihr erst durchs Haar wuschelte und dann die Tasse noch säuberte. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass das Kind abermals in einem Zwiespalt war. Sie war sehr müde und doch gleichzeitig schien sie die Zeit mit nur mit einem Elternteil zu brauchen und aufzusaugen wie ein Schwamm das Wasser. Ja, es war einmal nur um sie gegangen und um ihre Sorgen und Freuden. "Noch eine Geschichte... von Mama!", nuschelte sie dann vorsichtig und deutlich freier als zuvor. "Natürlich mein Schatz, die von der Winterfee?", erwiderte er und wusste, dass sie sicher nach der ersten Seite eingeschlafen war. Eifrig nickte sie und so zogen sie sich ins Reich der Träume zurück, wo sie sich in das warme Schafsfell kuschelten, welches da bereit lag und an welches Kaleya natürlich gedacht hatte.

Am nächsten Morgen könnte eben jene dann die beiden auch so beim Schlafen finden, eingekuschelt und mit reichlich Kissen bequem ruhend, ein aufgeschlagenes Buch an der Seite und vollkommen friedlich. Das Grinsen des Eisdrachen war dabei sicher so breit wie das eines Honigkuchenpferdes, denn der Winter hatte endlich Einzug gehalten und der Schnee war liegen geblieben.

Die Welt veränderte sich wie das Wetter und wie ihre kleine Familie.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 30 Dez 2019 12:11    Titel: Rauhnächte
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Mit einem leisen Summen lief Kaleya den Weg nach Schwingenstein entlang. Dabei nahm sie den Nebelpass und ihre Schritte waren nicht so wuselig wie sie es sonst üblicherweise waren. Sie hatte Yvaine auf ihren Armen dabei und das kleine Mädchen erfreute sich an dem Schnee, welcher in sanft tänzelnden Flocken Richtung Erde fiel. „Aye mo leannan, der Zauber der Winterfee hält wieder Einzug im Lande. Heute Abend lese ich dir das neue Abenteuer mir ihrem fuchsigen Freund Shionn vor. Nun lass uns das Buch zu Lucien und Majalin bringen, damit auch ihre Kinder Freude daran haben.“

Und während Kaleya den Weg entlanglief, zog sie ihre Gedanken in großen Kreisen. Es gab so vieles, was dieser Nächte zum Nachdenken anregte, sie sogar ungewöhnlich still werden ließ. Und dann gab es da auch wieder diese Momente, in denen sie laut wurde und ungezügelt, so als wäre in sie die Percht gefahren. Die Raunächte waren wirklich eine seltsame Zeit zwischen den Jahresläufen und so ganz hatte sie es sich noch nie erklären können. Was sich in den letzten Wochenläufen nun immer mehr abzeichnete, war die Veränderung, die sie in diesem Jahreslauf durchlebt hatte. Sie war noch immer Kaleya, ganz eindeutig zu jedem Schabernack aufgelegt, doch da gab es mehr als die freigeistige Frohnatur, die sie Zeit ihres Lebens gewesen war. So viel mehr... und die Zeit verrann immer zu.

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Es war nun kaum noch zu verbergen und immer mehr Personen erfuhren von ihrem so gut gehüteten Geheimnis. Nun wussten es also auch Liliana und Andra, und der Hausdrache hatte es auch aus Earon herausbekommen! Jetzt half es nicht mehr es länger zu verbergen, es wurde zu offensichtlich. Nach dem Streit mit Earon hatte Kaleya die Mareauxs aufgesucht, einerseits um eine Heilsalbe für die drachige Platzwunde zu erstehen, andererseits um sich von Majalin untersuchen zu lassen... denn das kleine Feuer sich nach dem elterlichen Streit sehr deutlich bemerkbar gemacht. Und so war es nur ratsam gewesen sich von Majalin untersuchen zu lassen. So kurz, wie sie die kleine Frau kannte, so schnell hatte sie jene in ihr Herz geschlossen. Es war seltsam, dass sie sich früher nie begegnet waren, wo Lucien doch immer irgendwo herum streunerte. Wie dem auch war... alles war in bester Ordnung und es stand außerdem noch ein Essen im neuen Jahreslauf aus, welches sie Lucien und Majalin abgeschwatzt hatte.

Nach dem Besuch bei den Mareauxs war ein Tag vergangen, bis Earon wieder aufgetaucht war. Er hatte sich in seine alte Heimat zurückgezogen, wie er ihr dann erklärt hatte. Es waren lange Gespräche gewesen, die zwischen ihnen beiden gefolgt waren. So ganz konnte der Eisdrache dem Naturburschen dann doch nicht verzeihen und wann immer sie konnte, erinnerte sie ihn daran, dass sie ihm jeder Zeit wieder etwas an den Kopf werfen würde. Die letzte Platzwunde war bereits verheilt, und diesen Umstand hatte er nur den geheimnisvollen Urkräften zu verdanken, die ihm als Diener Eluives zur Verfügung standen. Zwar war damit eine Untersuchung bei Lucien obsolet geworden, doch vielleicht war es besser, wenn die zwei sturen Böcke vorerst nicht aufeinandertrafen.

Was indessen aber definitiv wieder aufeinander getroffen war... waren Earon und das Königspaar. Anlässlich der Hochzeit am 15. Alatner in der Kirche von Adoran hatte Kaleya als Gast mit Earon ebenfalls daran teilgehabt. Auch Liliana und Andra waren dort gewesen und so war es ein spannender Abend geworden, den so schnell sicher keiner vergessen würde. Die anschließende Feier im Palastgarten hatte Kaleya mit Spannung ersehnt und als es darum ging, dem Königspaar Glückwünsche zu übermitteln, hatte es sich der Eisdrache nicht nehmen lassen im Namen der Hüter des Nordlichts eine Treueschwur als Geschenk auszusprechen. Und an ihrer Seite hatte Earon gestanden, der am Ende doch noch das Knie beugte. So ganz würde der Eisdrache es nie verstehen, denn für sie war der angemessene Gruß eines Herrschers das Mindeste, was man erwarten konnte. Und auch wenn Earon niemals seine Loyalität gegenüber irgendeinem Herrscher aussprechen würde, unbewusst hatte der dem König schon so oft Beistand geleistet und war irgendwie doch ein Teil vom großen Ganzen.

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Ein leises Kinderlachen beförderte Kaleya aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Yvaine zappelte auf ihren Armen und griff mit den winzigen Händen nach den Schneeflocken, die immer stärker werdend vom Himmel tänzelten. Mit einem koboldhaften Lachen ließ sie das Mädchen aus ihren Armen zu Boden sinken und schon rannte das rothaarige Kind auf und davon. Zwischenzeitlich waren sie in Schwingenstein angekommen und so hatte Kaleya die Gelegenheit, um Majalin das Buch in den Briefkasten zu stecken. Sie hoffte, dass Lucien es ihr vorlesen würde, zumindest war an das Buch noch ein Zettel für Lucien geklemmt mit der Androhung, dass sie selbst zum Vorlesen erscheinen würde und dabei sämtliche Vorräte an Süßkram vernichten würde. Mit einem vergnügten Nasewackeln lief der Eisdrache wieder zu Yvaine, die sich zwischenzeitlich an der Taverne von Schwingenstein an einem Schneemann ergötzte mit sämtlicher kindlicher Freude, die es gab. „Na komm, mo leannan... wir müssen wieder zurück. Unser Spaziergang führt noch am Hort des Wissens vorbei, dort steht auch ein Schneemann vor der Tür.“ Kaleya nahm das Mädchen bei der Hand und lief dann mit ihr in deutlich kleineren Schritten Richtung Nebelpass. Es dauerte eine ganze Weile länger und auf dem Weg dorthin kreisten ihre Gedanken wieder einmal.

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Im Raum der Träume stapelte sich die Arbeit und der Eisdrache fragte sich langsam, ob sie noch genug Platz für all das hatte. Sowohl betrachtet im Räumlichen, denn ihr Schreibtisch war viel zu klein, als auch betrachtet im Zeitlichen, wo so viel Schreibarbeit noch anstand. Da waren die Chroniken Lichtenthals, die nun zu ihrer Erstausgabe dem Volk zugänglich gemacht wurden. Fortwährendes Schreiben also und erst der enorme Buchverbrauch! Aber auch die Chronik der Hüter schrieb sie fortlaufend weiter. Dazu arbeitete sie noch immer an dem eher scherzhaft gemeinten Buch über Etikette für Damen. Und was sich noch dazu gesellt hatte, war ein Buch über Kleidung. Schon immer hatte Kaleya als Schneiderin etwas Derartiges verfassen wollen, doch nie war sie dazu gekommen. Die nächsten Mondläufe würde sie mehr Zeit für all das haben, da war sich der Eisdrache ganz sicher.

Ein Faktor, der zweifelsfrei wegfiel und ihr Zeit gab, war der Wegfall der Übungen und Jagdrunden. Erst am gestrigen Abend hatte sie mit Earon ihre erste Karte zu einem legendären Hort ausgehoben, und nachdem sie ihn dazu genötigt hatte dieses letzte Abenteuer vor ihrer Auszeit zu erleben, war es umso überraschender, dass die Karte sie direkt vor die Burg von Schwertfluren geführt hatte. Die Kämpfe um den Schatz waren ganz eindeutig verbittert gewesen, doch gemeinsam hatten sie es geschafft und Kaleya war wirklich umsichtig vorgegangen. Am Ende war der Schnee von den Kampfspuren überall geschmolzen und es waren zudem tiefe Gräben im Erdreich zu erkennen. Und zwischen all dem lag ein schneeweißer Drache, den Kaleya um seinen Kopf erleichtert und der Baronin zum Geschenk gemacht hatte. Insgeheim fragte sich Kaleya, ob der Hausdrache ihre Botschaft schon entdeckt hatte... ganz klar war der Schabernack aber aus den koboldhaften Gedanken des Eisdrachens geboren, und so war Seltsames vor der Burg von Schwertfluren passiert.

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„Yvaine, lass dem Schneemann seine Nase. Nein nein nein! Der Hase wurde schon gefüttert, lass ihn in Ruhe! Kind, krch grmph!“ Mit einem ergebenen Seufzen sah Kaleya dabei zu, wie der Sprössling die Schneemannnase an den Hoppler verfütterte, der mittlerweile steinalt war. Sie fragte sich, ob Lilian das Viech verzaubert hatte, denn so alt konnte ein Hase niemals werden? Der Eisblick schweifte durch den Garten und dort waren die Umbauarbeiten bereits zu sehen. Neue Tische und stabile Kohlebecken machten den Garten zu einem gemütlichen Ort und auch Innen waren die ersten Ergebnisse ihrer aller Arbeit zu erkennen. Die menekanische Kissenburg war bereits verschwunden und dort standen nun einige neue edel gehobelte Bänke. Fehlte nur noch ein dazu passender Tisch. Und als nächstes kamen die Bücherregale dran, dies war wohl ohne jeden Zweifel die umfangreichste Arbeit von allen. Doch bevor das geschah, mussten sie sich erst einmal Gedanken über die neue Sortierung der Bücher machen... Adoran war auch nicht an einem Tag erbaut und so würde die Zeit sicher alles ins rechte Licht rücken.

Mit einem Nasewackeln sah Kaleya auf Yvaine und fragte sich insgeheim einmal mehr, was wohl Lilian dazu sagen würde, wenn sie den Zweitnamen ihrer Tochter erfahren würde. Mit einem Kopfschütteln wandte sich der Eisdrache vom Stall im Garten ab und ließ das rothaarige Kind mit dem Hasen spielen, während sie Innen die leeren Bücher einpackte, um weitere Abschriften der Chroniken Lichtenthals anzufertigen. Kurz darauf kehrte sie in den garten zurück und traute ihren Augen kaum. Yvaine hatte den Hasen mittlerweile auf ihrem Schoss und streichelte ihn in aller Ruhe. „Der Hase bleibt hier, haben wir uns verstanden Fräulein?“ Die eisblauen Augen der Kleinen starrten sie nun glasig an und kurz darauf ging ein großes Geschrei los. Sie klammerte sich an das Tier und weinte unaufhörlich weiter. Kaleya ließ die Schultern hängen und kurz darauf kam ihr eine Idee. „Mo leannan, wir kommen jeden Tag her und füttern den Hasen mit Möhren. Der Schneemann hat bestimmt noch welche irgendwo im Garten versteckt, wir suchen sie morgen gemeinsam, aye? Nun lass den Kleinen aber in Ruhe, er braucht seinen Mittagsschlaf, ganz so wie du.“ Yvaine nickte zögerlich und gab den Hasen frei, dann nahm Kaleya das Kind auf den Arm und machte sich mit ihr zurück auf den Weg zurück nach Junkersteyn.

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Während des winterlichen Gewusels musste Kaleya wieder an die Tarotkarte denken, die Earon vor ein paar Tagen in seiner Hütte gezogen hatte, als der Eisdrache mit Umdekorierungsmaßnahmen beschäftigt war. Es war die Karte der Hohepriesterin und ganz so, als hätte die Karte die Veränderung an Earon gespürt, deutete sie darauf hin die verschiedenen Glaubensrichtungen und Weltanschauungen in Einklang zu bringen... und dabei soziales Geschick und Feingefühl zu zeigen. Eine wirklich spannende Karte für ihren Mann, der an der Schwelle zu einer großen Veränderung stand. Während jener Schritt für Earon ausstand, hatte auch der Eisdrache eine Karte gezogen... mehr in einem Reflex als wirklich aus Neugierde vor der Zukunft. Und jene Karte war ebenso interessant, denn sie zeigte, was auch Kaleya in letzter Zeit durchgemacht hatte und welchen Wandel sie beschritt. Der Eremit also - er stand für geistige Reife und Weisheit, vor allem für den Weg, den man bis dorthin zurückgelegt hatte.

Kaleya schöpfte ein Lächeln aus dieser Erkenntnis und ihr war klar, dass sie sich mehr verändert hatte, als sie es je gemerkt hatte. Verantwortung als Leiterin der Gemeinschaft und auch als Mitarbeiterin im Hort des Wissens. Nicht zuletzt Verantwortung als Mutter und natürlich auch als Bürgerin Lichtenthals. Das wichtigste aber war... ihre Entscheidung sich den schönen Künsten zu widmen, bereute sie bis heute nicht, denn es war genau der Weg gewesen, der für sie der richtige war. Als Bardin vor dem Volk aufzutreten, sei es durch durch Lesungen, Geschichtserzählungen oder musikalische Auftritte, lag dem Eisdrachen im Blut. Und in dem Moment, wo sie mit Yvaine unter dem Mistelzweig ihres Hauses hindurchtrat, wusste sie, dass sie alles richtig gemacht hatte, ohne es vorher zu wissen. Sie und ihre Familie waren wahrlich von Eluive gesegnet.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 01 Feb 2020 06:57    Titel: Wenn der Eisdrache etwas ausbrütet
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Der Kopf war unendlich schwer. Es war als trüge der Hals ihn nicht mehr länger. Der Dienst wurde verweigert, und so sank die Stirn gegen eine schützend ineinander verschlungene Ärmelei, bevor er mit Wucht auf dem Tisch aufkommen konnte. „Maaa, was ist mit dir? Tut dein Kopf weh?“, hörte sie es von der Seite und als sie den Kopf drehte, stand da Anneen mit ihren grüngelben Augen und sah mit kindlicher Ahnungslosigkeit zu ihrer Mutter. Natürlich ahnte die Dreieinhalbjährige nicht, was ihre Mutter umtrieb, doch sie spürte die Unruhe ganz deutlich. Kaleya hob den Kopf und richtete den Oberkörper gerade auf, um ihre Älteste dann auf den Schoss zu ziehen. „Er macht sich zu dick! Maaa, er soll mir Platz machen. So dick wie ein Baum ist er!“ Kaleya blinzelte erstaunt, begann im nächsten Moment aber leise zu lachen. Sie wusste was Anneen damit meinte, denn ihr Bauch wuchs beständig und schränkte ihre Bewegungsfreiheit immer mehr ein. „Sag das mal deinem Vater, mo leannan, der wird sich freuen.“ Kaleya strich der Kleinen über die aschblonden Haare und da versanken ihre Gedanken wieder.

Der Krieg war ein ständiger Begleiter auf dieser Insel. Mal war er leise wie wippende Grashalme im Wind, und mal tobte er direkt vor der eigenen Haustür. Und gerade jetzt flammte er wieder auf wie die Glut eines noch glimmenden Lagerfeuers. Kaleya hatte den Kampf schon immer gehasst und Kettenrasseln von Rüstungen trieb ihr noch heute einen Schauer über das Rückgrat. Doch seit Anneen und später auch Yvaine geboren waren, hatte sie gelernt zu kämpfen, wenngleich sie auch kein besonderes Talent dafür aufwies, sie wusste mit einem Degen und mit einer Armbrust umzugehen. Allein aus dem simplen Grund, weil sie ihre Mädchen beschützen wollte, und sie würde es wie eine Berglöwin, wenn es nötig war. Und doch saß sie nun im Drachenhort fest und brütete darüber, was sie noch bewirken konnte in diesen neuerlichen Auseinandersetzungen. Sie hatte erst kürzlich gehört, dass Isidor wohl auch Kinder in den Kampf schickte und sie fragte sich seitdem, wie verderbt eine Seele eigentlich sein konnte. Vielleicht gab es hier einen Ansatzpunkt und sie konnte helfende Hand sein, wenn Kinder aus der Gegenseite in ihre Lager kamen, um… nein, sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken. Innerlich fragte sich der Eisdrache auch, ob man sie so nah an das Kampfgeschehen lassen würde, denn ihr Zustand ließ sich zwischenzeitlich vor niemanden mehr verbergen. Vielleicht konnte sie damit überzeugen, dass sie im eigenen Lager ein paar Lieder anstimmte, um die Laune der Kämpfer zu heben?

Es war müßig sich darüber Gedanken zu machen, denn während sie hier mit den Mädchen und ihren Eltern festsaß, war Earon gerüstet losgezogen, um in Schwingenstein nach dem Rechten zu sehen. Mit einem fauchelnden Seufzen starrte sie aus dem Fenster und konnte im Licht der Hauslaterne zwei flackernde Schatten erkennen. Es waren sicher Orwid und Arvin, die ihre Runde zogen. Die Gardisten waren seit wenigen Tagen hier stationiert und wann immer Kaleya es ihnen andrehen konnte, versorgte sie die beiden mit einer wärmenden Tasse Kaffee oder mit einer kräftigen Brühe. Dass die beiden Gardisten ihre Wachrunde immer enger zogen und dabei das Nordquartier und den Drachenhort zunehmend stärker bewachten, ließ Kaleya einerseits aufatmen und andererseits erfüllte es sie mit Sorge. In der Familie hatte man sich zusammengerottet und ihre Eltern waren nun dauerhaft bei ihnen. Sie lösten sich mit dem Schlaf ab, sodass man im Ernstfall mitbekam, wenn die Schergen des Westens über Junkersteyn herfielen. Kaleya war noch nicht bereit Junkersteyn zu verlassen und Nordquartier wie Drachenhort in Ungewissheit zurückzulassen. Sie wollte nicht weichen, noch nicht… der Verlauf der nächsten Tage würde mehr Aufschluss über die Taktik der Rahalischen Truppen bringen.

„Zeit zu schlafen, meinst du nicht?“ Anchia hatte sich zu Kaleya gesellt und deutete auch auf Anneen, die zwischenzeitlich Kaleyas Bauch als Kissen nutzte. „Aye, mathair… ich versuche es.“ Und so reichte sie ihrer Mutter das schlafende Bündel von ihrem Schoss an, damit sie selbst aufstehen konnte. Und so seufzte Kaleya und sah dabei zu, wie Anchia am Tisch eine weitere Kerze aufstellte und sie entzündete. Es war Imbolc geworden und der Eisbruch war gekommen. Was war da besser als ein Zeichen des Lichtes und des Lebens im eigenen Heim brennen zu lassen? Mit brütenden Gedanken wuselte sie in das Schlafgemach und versuchte ein paar Stunden zu ruhen, während ihre Mutter das kleine Würmchen in das Bett zu legen und ihr Mann irgendwo da draußen in den Reihen Lichtenthals unterwegs war. Dort, wo sie sein sollte. Mit brütenden Gedanken fiel Kaleya daraufhin in einen unruhigen Schlaf.


Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 01 Feb 2020 10:51, insgesamt einmal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 02 Feb 2020 15:08    Titel: Yvaines zweiter Geburtstag
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Entchen wuchsen manchmal schneller, als es einem lieb war. Als es der Mutter lieb war vielmehr, denn das kleine Entchen konnte zwischenzeitlich laufen und auch das Sprechen fiel Yvaine immer einfacher. Sie wurde erwachsen, und mit ihr wurde es auch Kaleya immer mehr.

Yvaine Geburtstag lag bereits ein paar Tage zurück. Kaleya und die gesamte Familie hatten de Ehrentag des kleinen Entchens am 21. Hartung eher ruhiger gefeiert. Die Zeiten waren im Augenblick alles andere als einfach und Kaleya wollte keine großen Feiern für die Jüngste, zumal ihr eigener Zustand sie stetig mehr erschöpfte. Was indessen aber nicht erschöpflich war, war die Tatsache, dass Kaleya fortwährend Gedichte und Lieder schrieb, neben den zahlreichen Büchern wie die Junkersteyner Zauberschriften oder neuerlich die Beiträge für die Nebeleule. Und so war es wirklich nicht verwunderlich, dass Yvaine auch in diesem Jahr etwas Kunst von ihrer Mutter geschenkt bekam, wenngleich das Entchen jene erst in vielen Jahresläufen wirklich begreifen würde. War es zu ihrem ersten Geburtstag noch ein Gedicht über Eluives Silberschleier, so bekam sie nun den ersten Band der Eisdrachenlieder geschenkt. Das letzte Lied dieses Bandes hatte Kaleya geschrieben, um es in dem Buch über die Bräuche und Sitten des Alatners als Liedvorschlag einzubringen, doch es war auch zweifellos ein Lied, welches in die Eisdrachenlieder gehörte.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Lichtnächte

In dunkler Stunde, wenn alles friedlich schläft,
ganz gleich ist es ob Mensch, Tier oder die Natur,
in allen Dingen stets ein Lichtlein lebt,
kommen wir dem Leben auf die Spur.

Im Alatner finden wir das Licht,
fürchten dabei wirklich nicht.
Gesell dich zu uns nun geschwind,
damit die dunkle Zeit verrinnt.
Hab keine Ängste mehr und Sorgen,
es kommt gewiss ein neuer Morgen.

Im Hause ist alles geschmückt mit Grün,
finden bei heißer Schokolade zusammen,
hier werden nun Liebe und Licht erblühen,
und im Kamin brennen knisternd Flammen,

Im Alatner finden wir das Licht,
fürchten dabei wirklich nicht.
Gesell dich zu uns nun geschwind,
damit die dunkle Zeit verrinnt.
Hab keine Ängste mehr und Sorgen,
es kommt gewiss ein neuer Morgen.

- Gewidmet der goldenen Zeit des Julfestes -


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Mit einem Nasewackeln dachte Kaleya daran, wie Yvaine an ihrem Geburtstag an der Buchkante des ersten Bandes genuckelt hatte, nachdem Laidir seiner Enkeltochter das Geschenk ausgepackt hatte. Sie würde in ein paar Jahresläufen dazu sicher eine Anekdote von ihren Eltern hören, wie die Zahnabdrücke in das Leder gekommen waren. Kaleya grinste und blickte dann auf den angefangenen Band 2 der Eisdrachenlieder. Auch hierin waren bereits ein paar Lieder enthalten, die sie im letzten Jahreslauf geschrieben hatte. Zwei Lieder hatte sie dabei aufgrund des Dorffestes komponiert. Das eine war entstanden, nachdem sie Amelie und Carina ausgiebig über diese Tradition befragt hatte. Und das andere... aye, das hatte sie Earon gewidmet, denn Kaleya war nie eine Tänzerin gewesen. Sie hatte zeitweise begonnen es zu hassen, doch jenen Hass hatte sie Dank ihres Mannes zumindest überwinden können und gegen Akzeptanz eingetauscht. Was blieb, war das unwohle Gefühl, wenn sie wirklich tanzen sollte. Sie versuchte sich immer wieder einzureden, dass es wie Eislaufen war... nur ohne Eis und mit weniger Freude.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Von Freude und Heiterkeit

Es kehrt in Kronwalden schon lange ein,
das kann nur das wunderbare Dorffest sein.
Die Salbergs brachten diese Sitte aus Maradon,
das liegt im nördlichen Winterfall laut Lexikon.
Nun ist es wirklich schon der vierte Streich,
möge jener werden facettenreich.

Dies' Tradition ist geboren aus Freude und Heiterkeit,
tragt sie frohen Mutes weit hinaus zu jeder Zeit,
kann so erblühen in jedem Herz auf unserer Welt,
auf dass wir ewig tanzen unter unserem Himmelszelt.

Frohlockend läuten es ein die Glocken,
Frühling ist da, so schlüpft aus den Socken.
Hüpft zum großen Apfelfass und werft die Messer,
mit jedem Jahreslauf werden die Spiele besser.
Hauptsache ist ihr lacht und habt euren Spaß,
heben wir an zum Dorffest nun das Glas.

Dies' Tradition ist geboren aus Freude und Heiterkeit,
tragt sie frohen Mutes weit hinaus zu jeder Zeit,
kann so erblühen in jedem Herz auf unserer Welt,
auf dass wir ewig tanzen unter unserem Himmelszelt.

Wer zum Dorffest fehlt verpasst so allerhand,
nun entführt eure Begleitung ganz charmant.
Drum laden wir euch nun zum ausgelassenen Tanze ein,
bei Funkenregen soll's ein unvergesslicher Abend sein.
Genießt diese Zeit mit jedem Atemzug,
und der Abend wird vergehen wie im Flug.

Dies' Tradition ist geboren aus Freude und Heiterkeit,
tragt sie frohen Mutes weit hinaus zu jeder Zeit,
kann so erblühen in jedem Herz auf unserer Welt,
auf dass wir ewig tanzen unter unserem Himmelszelt.

Und wenn das Köpfchen erst schwirrt wie muntere Bienen,
dann fangen wir noch viel munterer an zu tanzen und zu musizieren.

Dies' Tradition ist geboren aus Freude und Heiterkeit,
tragt sie frohen Mutes weit hinaus zu jeder Zeit,
kann so erblühen in jedem Herz auf unserer Welt,
auf dass wir ewig tanzen unter unserem Himmelszelt.

- Gewidmet dem Dorffest von Kronwalden am 05. Wechselwind 262 -


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Der verlorene Tanz

Im Morgentau bereiften Gras hat sich's gemein versteckt,
als ihre nackten Füßlein haben munter dort getanzt,
ein freches Steinchen hat sich ihr entgegen gereckt,
und unendlichen Kummer in ihr Herzchen gepflanzt.

Schlagt die Trommel so laut ihr nur könnt,
im Takt unserer Füße erschallt der Moment.
Wenn sich alles dreht, dann sei's uns vergönnt,
erst dann zeigt sich das uns innewohnende Talent.

Wollt nimmer mehr fröhlich tanzen nach jenem Tag,
auch wenn noch so honigsüße Melodie sie immer zu lockte,
nur auf fluffigen Winden vergaß sie dies auf einen Schlag,
bis zum Tag da sie beim Anblick eines anderen Steins stockte.

Schlagt die Trommel so laut ihr nur könnt,
im Takt unserer Füße erschallt der Moment.
Wenn sich alles dreht, dann sei's uns vergönnt,
erst dann zeigt sich das uns innewohnende Talent.

Als der eigenartige Stein aufgeregt zu hüpfen begann,
und eine wundersame Melodie in's Herzchen ihr lenkte,
fasste sie wieder Vertrauen zu sich wie in einem Bann,
und da erst merkte sie wieder was der Tanz ihr schenkte.

Schlagt die Trommel so laut ihr nur könnt,
im Takt unserer Füße erschallt der Moment.
Wenn sich alles dreht, dann sei's uns vergönnt,
erst dann zeigt sich das uns innewohnende Talent.

Tanzt nun wie ein Staubkörnchen dem Abendlicht entgegen,
nichts hält die Tänzerin auf auf dieser wundersamen Reise,
mit diesen frohen Gedanken hat sie Mutters Segen,
wenn sie die Füße bewegt auf ihre ganz eigene Weise.

Schlagt die Trommel so laut ihr nur könnt,
im Takt unserer Füße erschallt der Moment.
Wenn sich alles dreht, dann sei's uns vergönnt,
erst dann zeigt sich das uns innewohnende Talent.

- Gewidmet meinem Mann Earon zum Dorffest von Kronwalden -


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Mit einem Kopfschütteln schloss Kaleya den zweiten Band der Eisdrachenlieder und blickte aus dem Fenster im Raum der Träume. Hier in dieser kleinen Kammer war sie für sich, ganz gleich welche Irren und Wirren außerhalb auf sie und ihre Familie warteten. Sie betete zu Eluive, dass sie nicht wieder aus Junkersteyn flüchten mussten. Sie waren hier zuhause und sie konnte sich nicht mit dem Gedanken abfinden, dass sie dieses verlassen sollte. Am Drachenhort herrschte ein ganz besonderer Zauber, der es dem Eisdrachen ermöglichte all ihre Inspiration für ihre zahlreichen Werke zu finden.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 03 März 2020 08:50    Titel: Winterliche Schreibzeit
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Manchmal betete man so intensiv für eine bestimmte Sache, dass sie wirklich wurde und Erfüllung fand. In diesem Fall hatte sich der Eisdrache gewünscht, das Heim nicht verlassen zu müssen ob der Irren und Wirren des Krieges. Nun aber... war sie für viele Tage unfreiwillig eingesperrt gewesen in den eigenen vier Wänden, den Unwettern und Stürmen der Götter wegen.

Nur sehr langsam löste sich der eisblaue Blick vom Fenster. Kaleya saß im Raum der Träume und hing ihren Gedanken seit geraumer Zeit hinterher. Hier war sie für sich, hier gab es nur ihre Bücher und ein Quell unendlich sprudelnder Ideen. Manchmal nahm sie die Mädchen mit hinauf und erzählte ihnen eine Geschichte aus den Junkersteyner Zauberschriften. Doch zumeist war sie hier allein, war Kaleya und sonst weder Mutter, noch Leiterin einer Gemeinschaft oder Mitarbeiterin im Hort. Blinzelnd schüttelte Kaleya ihre Gedanken ab und sah dann zu einem Stapel aus fertigen Büchern, der ihren Schreibtisch füllte. Seitdem die Schergen des Westens ihr Unwesen getrieben hatten und der Himmel aufgerissen war bei dem Götterkampf, war Kaleya viel Zuhause und füllte die Zeit mit winterlicher Schreibarbeit. Und es war dabei nicht zu verleumden, dass sie in gewisser Weise auch stolz darauf war, was sie an Werken neuerdings zu Ende brachte.

Zunächst war da ein in eisblaues Leder gebundenes Buch über die Bräuche des Hartungs. Längst überfällig, denn sie hatte nun alle Bräuche der dunklen Jahreszeit von Rabenmond bis Eisbruch in 4 Bände niedergeschrieben. So konnte es also bald an die Bräuche und Sitten der anderen Mondläufe gehen. Der nächste Band über den Lenzing lag schon als grobes Manuskript auf ihrem Schreibtisch... sie seufzte kurz, soviel Schreibarbeit. Manchmal wünschte Kaleya sich ein Krake mit 8 Armen zu sein. Nasewackelnd wurde ein Gedankenfunke auf einen rumliegenden Fetzen Papier notiert, sie wusste bereits, was sie damit anfangen würde.

Das nächste Buch, das sich auf ihrem Schreibtisch befand, war etwas dünner gebunden und in ihrem Lieblingsgrünton gehüllt. Ein sattes und strahlendes Grün, das an die Berghänge von Tiefenberg im Frühling erinnerte, wenn die Gräser gerade erst frisch und kräftig aus der Erde sprießten. Mit vorsichtigen Fingern wurde der Buchtitel befühlt, welcher in das Leder einpunziert war. Auenbachers Rezeptbuch Band 1 stand darauf und es entstand bei dem Gedanken, dass dies der Auftakt für viele weitere Rezeptbücher war, ein freudiges Gefühl in ihrem Herzen. Dieses Buch hier enthielt vier Rezepte, beginnend mit der Tiefenberger Drachenkopfsuppe mit Moccasauce, gefolgt von Junkersteyner Druidenbeeren und Feuerechsenfüschen im Algenmantel. Den Abschluss bildete das Familienrezept für die berühmten Junkersteyner Honigkekse.

Vorsichtig legte Kaleya das Rezeptbuch beiseite und blickte auf ein darunterliegendes Werk, das in den gleichen Grünton eingehüllt war. Die Etikette für Damen, ein Werk, das zu lange gelegen hatte. Es fertigzustellen, war ihr ein Herzenswunsch gewesen, zumal es nun auch eine Erinnerung an Eveliina war, welche damals den Unterricht im Hort des Wissens gehalten hatte. Der Eisdrache hoffte innig, sollte die Freiherrin eines Tages aus Winterfall zurückkehren, dass der Schabernack in den Zeilen ihr nichts ausmachte und sie vielleicht sogar zum Lächeln bringen würde. Kaleya war schließlich nie jemand gewesen, der broternst war und gerade das Thema Etikette konnte etwas Auflockerung gut vertragen.

Weitere Bücher kamen zum Vorschein... Neben dem fertig gewordenen Band 1 der Nordlichtverse, arbeitete sie bereits an Band 2 sowie an einer Sonderedition über bereits vorhandene Gedichte zum Julfest für die Hüter. Das gleiche galt auch für die Eisdrachenrätsel, welche nun in einem Buch ihren Platz gefunden hatten. Es würde auch hier noch einen zweiten Band geben, die Rätselseiten füllten sich laufend. Schlussendlich folgte da noch die Eisdrachenfeder, ein Buch mit privaten Gedichten, welches stetig um neue Seiten anwuchs. Mit einem Nasewackeln schob Kaleya auch dieses noch unfertige Werk beiseite und besah sich zwei Notenblätter, die am Tisch zum Vorschein kamen. Das eine Lied war im letzten Jahreslauf entstanden, das andere erst kürzlich in Erinnerung an den Götterkampf. Und beide Lieder würden ihren Weg in die Eisdrachenlieder Band 2 finden.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Frühlingszauber

Frühling beginnt, wenn die Schneeglöckchen klingen,
alles wächst munter und bunte Farben lachen auf,
auch wir Menschen fangen an heiter zu singen,
wenn der Frühling nimmt seinen frohen Lauf.

Frühling blüht auf, der Zauber erwacht, seht nur hin was er mit all seinen Farben macht.
Erklingt wie ein Lied im ganzen Land, drum tanzt nun außer Rand und Band.

Überall erklingen Farben, sie füllen das Herz,
jedes Summen und Singen klingt fröhlich für wahr,
der 1. Wechselwind 262 war des Winters letzter Scherz,
der Frühling macht sich nun wirklich nicht mehr rar.

Frühling blüht auf, der Zauber erwacht, seht nur hin was er mit all seinen Farben macht.
Erklingt wie ein Lied im ganzen Land, drum tanzt nun außer Rand und Band.

Selbst die Tiere finden nach langem Schlaf wieder hinaus,
und zarte Frühlingsgefühle binden die Menschen zu Paaren,
als mutiger Gruß wird überreicht so manch verehrender Blumenstrauß,
und bei einigen Liebenden wird daraus ein Wesen mit Augen und Haaren.

Frühling blüht auf, der Zauber erwacht, seht nur hin was er mit all seinen Farben macht.
Erklingt wie ein Lied im ganzen Land, drum tanzt nun außer Rand und Band.

- (OOC) Gewidmet dem Aprilscherz des Staffs am 01.04.2019, zu welchem Schnee auf die Map gezaubert wurde -


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Die tiefschwarze Nacht

Der Wahnsinn findet seines Weges zu Adorans Toren,
er brüllt den Bruder wütend aus der Stadt hinaus.
Ihn niederzustrecken hat er sich aufs Blut geschworen,
und schon bald bricht sirrendes Klingenrasseln aus.

Am Himmel hoch oben liegt ihre göttliche Kraft,
von güldenem Schimmer wird sie umgeben.
Erhellt alle Herzen und diese tiefschwarze Nacht,
Gebete zu ihr stärken uns, auf ewig im Leben.

Stehen zu Ador bei seines mutigen Schwertes Streich,
geeint im Glauben liegt die wahrhaft göttliche Kraft.
Geschwisterkampf bricht tosend aus im Himmelreich,
markiert uns den Beginn einer tiefschwarzen Nacht.

Am Himmel hoch oben liegt ihre göttliche Kraft,
von güldenem Schimmer wird sie umgeben.
Erhellt alle Herzen und diese tiefschwarze Nacht,
Gebete zu ihr stärken uns, auf ewig im Leben.

Wolken ziehen in Schwärze und Licht zusammen,
Umwinden einander in tosender, göttlicher Macht.
Wenn Adler und Panther sich kraftvoll übermannen,
hält der König sein Schwert, für diese epische Schlacht.

Am Himmel hoch oben liegt ihre göttliche Kraft,
von güldenem Schimmer wird sie umgeben.
Erhellt alle Herzen und diese tiefschwarze Nacht,
Gebete zu ihr stärken uns, auf ewig im Leben.

Wolkenbruch kündet von Göttlichem Schaffen,
der Kampf um den Glauben hält fortwährend an.
Am Himmel beginnt es unheilvoll zu knacken,
spaltend ein Himmelsriss, zieht uns in den Bann.

Am Himmel hoch oben liegt ihre göttliche Kraft,
von güldenem Schimmer wird sie umgeben.
Erhellt alle Herzen und diese tiefschwarze Nacht,
Gebete zu ihr stärken uns, auf ewig im Leben.

Wenn der Kampf gefochten, ruhen wir doch nicht,
traumlos sind die Nächte unter sternenlosem Zelt.
Gebete werden geflüstert, tauchen ein in ihr Licht,
dann sehen wir mutig in diese tiefschwarze Welt.

Am Himmel hoch oben liegt ihre göttliche Kraft,
von güldenem Schimmer wird sie umgeben.
Erhellt alle Herzen und diese tiefschwarze Nacht,
Gebete zu ihr stärken uns, auf ewig im Leben.

Lass tiefschwarzes Nichts deine Seele nicht überkommen,
sei mutig und hoffnungsvoll von allen Ängsten entnommen.

Am Himmel hoch oben liegt ihre göttliche Kraft,
von güldenem Schimmer wird sie umgeben.
Erhellt alle Herzen und diese tiefschwarze Nacht,
Gebete zu ihr stärken uns, auf ewig im Leben.

- Gewidmet der Schlacht zwischen Brüdern und Göttern am 12. Eisbruch 263 –


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Ein letztes Nasewackeln folgte. Der Stapel an fertigen oder begonnenen Büchern war so groß, dass Kaleya nicht mehr aus dem Fenster hinaussehen konnte. Es wurde definitiv Zeit für einen größeren Tisch. Sie würde sich nach einem Schreiner umsehen müssen und hoffte Aly würde sich dieser unlösbaren Aufgabe annehmen. Kurz schweifte der Eisblick noch beiseite zu einem kleineren Stapel. Dort lag das angefangene Buch über die Kleidung sowie die Chronik der Hüter, und obenauf das Buch der Liebe. Sie verschluckte sich beinahe bei dem Gedanken daran, was am 1. Lenzing in Adoran passiert war. Sie hatte sich wieder aus dem Haus gewagt, nachdem die Stürme vorüber schienen und am Markt einen Stand angemietet. Sie war der Meinung, die Menschen brauchten Zerstreuung und sie leistete so einen Beitrag mit ihren Büchern. Was sie an dem Tag bekam, war allerdings Pfeffer und Salz als Würze für das Buch der Liebe. Und es war klar geworden, dass sie ihr neues Werk Innes und Earon widmete, die sich in herrlichster und natürlich rein verbaler Manier über die Sitten der Liebe ausgetauscht hatten. Kopfschüttelnd schnappte sich Kaleya ein Buch über die Junkersteyner Zauberschriften und wuselte zum Kinderzimmer, wo Anneen und Yvaine von Anchia bespaßt wurden. Es wurde wieder Zeit ihren Mutterpflichten nachzukommen, nachdem sie sich die letzten Stundenläufe im Raum der Träume ausgetobt hatte. Ein Lächeln folgte, als sie die Mädchen sah und Anchia nickte dem Eisdrachen zu, so als verstünde sie, dass es Kaleya wie von allein sehnsüchtig zu ihren Kindern hinzog.


Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 03 März 2020 08:52, insgesamt einmal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 05 März 2020 10:37    Titel: Von Vergangenem und Gegenwärtigem
Antworten mit Zitat

Wenn man das Gegenwärtige besah, so wurde einem manches Mal bewusst, dass auch das Vergangene eine gewisse Präsenz hatte. Und auch wenn man manches Mal vor dieser Vergangenheit die Augen verschloss, sie war immer da. Prägte einen Mensch, half dabei ihn weiter erwachsen zu lassen.

Nasewackelnd saß Kaleya wieder einmal im Raum der Träume. Wie immer hing sie hier ihren Gedanken nach und schrieb unaufhörlich. Heute waren ihre Finger besonders mit Tinte beschmiert, denn sie hatte ein Lied komponiert, welches ihr bei Anblick des Salzfrosches in den Sinn gekommen war, der am Gartenteich im Nordquartier saß. Aus irgendeinem Grund hatte sie dabei eine Melodie gedacht, und an Andra, die ihr am 3. Lenzing zum Geschichtenabend sehr herzliche Worte zugesprochen hatte. Es war daher nur recht, dass sie jenes Lied ihr allein widmete. Vorsichtig band Kaleya diese neue Seite in das zweite Buch der Eisdrachenlieder in und nahm sich dabei vor, Andra ein Exemplar in die Morgenpost zu legen.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Der wandernde Frosch

Friedlich plätschert es im Tiefenberger Bach,
ein grüner Frosch sitzt dort auf seinem Stein.
Quakt hin und wieder laut, was für ein Krach,
er übt zu singen wie ein gar lieblich‘ Vögelein.

Der wandernde Frosch zieht aus in die Welt,
er verweilt überall dort wo es ihm gut gefällt.
Und er sucht nach Gesang und Instrument,
genießt im Leben absolut jeden Moment.

Als der Gesang irgendwann gemeistert wird,
beginnt der grüne Frosch am Stein zu springen.
Wenn seine Beinchen sind vollkommen verwirrt,
quakt er dann „Steinmusik wird mir nie gelingen“.

Der wandernde Frosch zieht aus in die Welt,
er verweilt überall dort wo es ihm gut gefällt.
Und er sucht nach Gesang und Instrument,
genießt im Leben absolut jeden Moment.

Als ein Mann mit seiner Geige den Frosch entdeckt,
hüpft er auf das Instrument mit ganz viel Schwung.
Die Beinchen werden voller Freude nun gestreckt,
sie machen liebliche Melodie mit jedem Sprung.

Der wandernde Frosch zieht aus in die Welt,
er verweilt überall dort wo es ihm gut gefällt.
Und er sucht nach Gesang und Instrument,
genießt im Leben absolut jeden Moment.

Dieser Frosch ist ein wahrlich musikalisches Talent,
mit Gesang und Geigenklang in seinem Element.

Der wandernde Frosch zieht aus in die Welt,
er verweilt überall dort wo es ihm gut gefällt.
Und er sucht nach Gesang und Instrument,
genießt im Leben absolut jeden Moment.

- Gewidmet meiner lieben Freundin Andra Amaryll am 3. Lenzing 263 -


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Nachdem das Liederbuch gut verpackt und geschnürt war, legte Kaleya das Päckchen beiseite und nahm sich einen weiteren losen Zettel zur Hand. Auf jenem befand sich ein Gedicht, das ebenfalls für eine bestimmte Person gedacht war. Die Eisaugen betrachteten die saubere Handschrift und in Gedanken flog der Eisdrache zum 3. Lenzing zurück. Wenngleich der Ort des Geschehens sie anfangs mit Schrecken versetzt hatte, war der Abend doch auf so viele Weisen ein warmer Lichtblick gewesen. Anfänglich hatte Kaleya den Bunten Kessel nicht aufsuchen wollen, zu viele Erinnerungen hingen daran. Erinnerungen, die sie damals aus Adoran fortgetrieben hatten. Wenn sie daran zurückdachte, so gab es jedoch nicht nur schlechte Zeiten in diesem Kapitel ihres Lebens. Sie hatte viele Menschen kennengelernt, die ihr am Herzen lagen, nach all den Jahren noch immer. Allen voran Helisande als Mitkesslerin und Innes als ewige Besucherin dieser Gemäuer. Und nun war in diese erkalteten Wände wieder etwas Wärme eingezogen, durch Andras Worte und auch durch Rheaonnas Erzählung. Eben jene Erzählung hatte Kaleya dazu inspiriert ein Gedicht für das kleine Mädchen zu schreiben. Und nun hielt der Eisdrache es in den Händen. Dazu schrieb sie Rheaonna noch eine persönlich Widmung und schnürte den kleinen Schatz dann ebenso gut zusammen, auf dass die Post sich auf den Weg zu ihr machen konnte.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Von Frühling und Liebe

Wenn die Leichtigkeit in des Winters Armen scheint gefangen,
und gar frostige Kälte in den Gliedern und im Leibe sich mehrt,
dürfen wir in jener winterlichen Zeit der Stille niemals bangen,
denn es kommt gewiss der Moment, da der Frühling einkehrt.

Wenn erst zarte Strahlen der Sonne die schlafende Erde küssen,
und die kalte Umarmung sodann wohlfühlender Wärme weicht,
wenn leises Rauschen zum Leben erwacht in Bächen und Flüssen,
und Fischlein springen Stromschnellen hinauf so anmutig leicht.

Statt frostiger Kühle wartet Wohlbehagen unter des Baumes Dach,
selbst zwitschernde Vöglein stimmen in die Frühlingsmelodie ein,
wenn auf grüner Wiese nun so manch Seel' seufzt wonnig „Hach!“,
und sich Farbtupfer noch hinzu gesellen so strahlend bunt und rein.

Auch zarte Schmetterlinge lassen sich vom Frühlingsklang anziehen,
wenn farbenfrohe Blümlein erwachen an dies' zauberhafter Stätte,
sie flattern so sanft, und Flügel erklingen in lebendigen Melodien,
selbst Libellen gesellen sich dazu, tanzen mit ihnen um die Wette.

Was gibt es Schöneres als sich nun ruhig in dies' Wiese zu betten,
wenn es so scheint als steht die rinnende Zeit gar für ewiglich still.
Hier nun genießt man in vollen Zügen des herrlich' Lebens Facetten,
doch gibt es da diesen heimeligen Ort, an dem man immer hinwill.

Wenn dieser Frühlingstag verrinnt und man zuhause einkehrt,
dann sieht man in sanfte Augen, die voller Zuneigung nur sind,
wenn sich jemand der Freude ob reiner Liebe nicht erwehrt,
dann merke ich es wahrhaftig, hach ich bin ein glücklich' Kind.

- Gewidmet Rheaonna für zauberhafte Worte am 4. Lenzing 263 -


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Mit einem Blinzeln zog Kaleya nun ein beinahe fertig geschriebenes Buch zu sich. Es war in rotes Leder gebunden und trug den Namen „Das Buch der Liebe“. Vorsichtig öffnete sie das Werk und begann die einzelnen Kapitel darin zu lesen. Hier und da wurde der Text angepasst oder ergänzt. Dabei half ihr ein kleiner Notizzettel, den sie am Abend des 1. Lenzing in Adoran zusammengeschmiert hatte. Es war wie Pfeffer und Salz für die Lektüre und schuld daran waren Innes und Earon. Mit ihren Gedanken über dieses Werk hatten sie Kaleya nochmals einige Anstöße gegeben, welche die Feder erneut ins Schreiben brachte. Nach unbestimmter Zeit, denn Kaleya vergaß im Raum der Träume alles um sich herum, wurde das Buch mit einer persönlichen Widmung versehen. Zufrieden lächelnd verbrachte sie den Tag damit zwei Exemplare abzuschreiben, welche schon bald Innes und Earon überreicht werden würden.

Mit einem Blinzeln grabschte sich Kaleya weitere Seiten in der Farbe vom Hort des Wissens. Die neue Ausgabe der Nebeleule war fertig geschrieben und wollte nun verbreitet werden. Die Feder schrieb also um ein Neues fleißig und nach dieser Schreibarbeit waren es dann noch sechs Briefe im Namen des Horts des Wissens, welche ebenfalls noch heute verschickt werden mussten. Mit einem Blinzeln sah Kaleya auf den Berg an Post und fragte sich, ob sie bald einen eigenen Kurier benötigte, der das alles zustellte. Finnian wollte sie damit wahrlich nicht behelligen, er erledigte sowieso schon zu viele Botengänge für die Hüter. Also atmete der Eisdrache einmal tief durch, nahm den Stapel und machte sich auf den Weg die Post auszutragen. Sie wollte bis zum Nachmittag wieder zurück sein, denn für den heutigen Abend hatte sie noch einen Termin mit Beak im Hort vereinbart, nachdem er ihr am gestrigen Abend am Markt in Adoran über den Weg gelaufen war. Die Chroniken Lichtenthals wollten schließlich weitergeschrieben werden.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 13 Mai 2020 21:43    Titel: Das kleine Flämmchen
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Hell leuchtend und warm flackerte ein Licht in der Dunkelheit. Es erhellte den nächtlichen Horizont und selbst die Sterne verblassten in dessen Nähe. Unwirklich war der Traumblick und es fühlte sich so an, als wenn sie diesem Ort gleich wieder entfliehen würde. Doch für diesen einen Moment, da sah sie in dem Leuchten ein Paar wolkenheller Augen. Es waren die Augen eines kleinen Flämmchens.

Immer wieder flackerten Kaleyas Augenlider und ihr Körper versuchte sich aus dem Schlaf zu befreien. Wenn sie die Kraft aufbrachte, dann sah sie diese wolkenhellen Augen, und sie fiel bei dem friedlichen Anblick wieder in einen Dämmerschlaf. Sie wusste, dass das kleine Flämmchen behütet war, denn ein anderes Paar wolkenheller Augen hielt seine Wacht über dieser kleinen Seele. Stunden vergingen und es war gegen den frühen Nachmittag, als der Eisdrache endlich wieder erwachte. Die Eisaugen spähten durch die Felle, doch da war nichts außer einer Häkeldecke in zartblauen Pastelltönen, die mit violetten Heidekrautblüten bestickt war. Die Decke gehörte dem kleinen Flämmchen, doch es war nicht darin eingewickelt. Wo war es und wieso hatte sie dessen Abwesenheit nicht bemerkt? Fast etwas panisch erhob sie sich und stellte dabei fest, dass ihr Körper noch sehr ausgelaugt war und nicht so recht wollte wie sie. Fauchig und diesen Umstand nicht akzeptieren wollend, erhob sie sich und kroch aus dem Bett. Es dauerte gefühlt ein Elfenleben, bis sie aus dem Schlafgemach herausgekommen war und sich den Weg nach nebenan gebahnt hatte. Dort stand Earon mit dem Rücken zu ihr, dem Kaminfeuer zugewandt und in seinen Armen schlief das kleine Flämmchen den Schlaf der Neugeborenen. Dieser Anblick verzauberte sie unwiderruflich, und sie musste daran denken, wie der kleine Stammhalter es in ihre Welt geschafft hatte.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Zum Junkersteyner Küstenleuchten hatten sich die Hüter im Ashatar 262 zusammengefunden, um am Strand von Argantfels der Belagerung durch die Goldene Faust zu gedenken. Dabei hatte ein jeder seine Wünsche und Hoffnungen auf einen Zettel geschrieben und mit einem kleinen Schiffchen hinaus auf das Meer geschickt. Auf dass Eluive jene Wünsche erfüllen würde. Und so war es auch geschehen. Die Monde vergingen und zuletzt hatte Kaleya ihren Umstand nicht mehr verbergen können. Die letzte große Schlacht war vor der Burg von Schwertfluren geschlagen worden, als Earon und sie einen weißen Drachen erlegt hatten. Ihre letzte Jagd und der Beginn einer Zeit, in welcher der Eisdrache so viel zu Papier brachte an Gedanken, Geschichten, Liedern und anderen Werken... aye, wie nie in ihrem Leben. Das kleine Flämmchen beflügelte ihren Geist, und es gab noch so vieles, was sie bis zu dessen Geburt zu erledigen hatte.

Im Eluviar, ganz der Mutter zum Gefallen, sollte sich die Niederkunft abzeichnen. Kurz nach der Beltainenacht und damit ein weiterer Beweis für Kaleya, dass es dieses Mal ein Junge werden würde. Sie spürte es mit dem Instinkt, den nur eine Mutter haben konnte und es sollte sich am 12. Eluviar letztendlich bewahrheiten. Denn jenen Tag, mitten in den Eisnächten, hatte sich das kleine Flämmchen auserkoren, um des Abends auf die Welt zu kommen. Und das es sich ausgerechnet in der Werkstatt zum leuchtenden Nordlicht ankündigte, als Kaleya mit Charica und Earon zusammen stand, war ein weiteres Zeichen, welches es nicht zu ignorieren galt. Der Weg zum Drachenhort war zweifelsfrei zu weit, und so sollte das Kind im Keller des Nordquartier zur Welt kommen. Während Charica sich um Kaleya sorgte, eilte Earon nach Schwingenstein, um Majalin zu holen so schnell es eben ging.

Während der Zeit des Wartens war Kaleya so derartig kalt, und das war in der Tat ein Novum für den Eisdrachen, dass sie in eine Decke eingehüllt am Kamin des Kellers ausharrte und dabei hoffte, die Wehen würden sie dieses Mal nicht zu sehr quälen. Dabei flogen immer wieder Gedanken zu Yvaines recht schwieriger Geburt und sie kam nicht umhin sich ob der bevorstehenden Niederkunft des jüngsten Familienmitgliedes zu sorgen. Was ihr half diese Gedanken abzuschütteln, war neben Charicas beruhigender Art vor allem auch der Gedanke, dass der neuerliche Nachwuchs ein wahrhaftiges Geschenk Mutters war. Und wieso sollte sie jenes Leben gefährden, wenn es doch dazu bestimmt war auf diese Welt zu kommen? Während sich Kaleya ihre Gedanken machte, verging die Zeit schneller und schon bald traf Earon mit Majalin ein. Was dann folgte, war definitiv kein Zuckerschlecken, doch insgeheim war Kaleya erleichtert, als Majalin die richtige Lage des Kindes im Becken feststellte. So schwer, wie es Yvaine ihrer Mutter gemacht hatte, so schnell wollte das Nesthäkchen nun zur Welt kommen. Mit der ruhigen Art Majalins wurde es für Kaleya trotz der zunehmenden Intensität der Wehen leichter. Das an jenem Abend auch noch Nephele zu Hilfe eilte, um das kleine Flämmchen auf die Welt zu bringen, hieß für Kaleya, dass alles gut werden würde. Sie brauchte nur... viel Kraft und musste sich mit aller Gewalt darauf konzentrieren, dass sie ruhig atmete, wenn es sie schüttelte und fröstelnd ließ. Earons Hand wurde schon bald in einer Art gefoltert, die durchaus gebrochene Finger bedeuten konnte. Doch Kaleya brauchte dieses Ventil, spätestens als es auf die Endphase der Geburt zuging. Und sie wusste, dass Majalin ihm Schnaps verordnet hatte, also konnte er es aushalten. Sie konnte es schließlich auch.

Stunden später dann lag ein kleines Flämmchen auf Kaleyas Bauch, dass jede Wärme in sich aufsaugte, welche durch den Körperkontakt entstand. Es atmete ruhig und beständig, hatte es doch zuvor ein unlustiges Quäken von sich gegeben, als es dem warmen Bauch entschlüpft war. Die Nähe zwischen Mutter und Kind war so intensiv, dass Kaleya es schwer fiel das kleine Flämmchen zur Säuberung Majalin und Nephele zu überlassen. Doch mit der ruhigen Art der beiden war es erträglich und schon bald lag der Junge wieder auf ihr, atmete tief und selig dabei, ahnte nicht in welche Welt er geboren worden war. Trunken vor Glück rannen Kaleya wie schon kurz nach der Geburt Tränen über die Wangen und ihr Herz hämmerte in ihrem Brustkorb. Nicht so wie bei den schmerzenden Wehen, eher so wie bei einem Tag, der besonders glücklich und gefühlsintensiv war. Bei jenen Gefühlen betrat Earon wieder den Raum, dem er von Majalin und Nephele verwiesen worden war, um der frischgebackenen Mutter etwas Ruhe zu gönnen und sie wieder herzurichten wie auch den Jungen. Sie sah zu Earon und wusste instinktiv, dass er stolz war. Auf sie und auf seinen Sohn, der heimlich ersehnte Stammhalter wie Kaleya es in jenem Moment empfand. Nach ein wenig Ruhe konnte Kaleya nicht anders und erhob sich von der Niederkunft, wenngleich die Hebammen jenes Unterfangen zweifelnd in Frage stellten. Sie war ein verdammter Eisdrache und nichts konnte sie bremsen! Mit den Jungen im Arm bahnte sie sich ihren Weg (oder eher Flug) hinauf in die Küche der Hüter und als sie alle dort zusammenfanden, wurde dem kleinen Auenbacher und den versammelten Geburtszeugen auch offiziell der Name verkündet.

Elian Taran Auenbacher. Kaleya überließ jene Aufgabe Earon und sie dachte daran, wie passend das kleine Flämmchen jenen Namen trug. Elian stand in seiner Bedeutung für etwas Leuchtendes... aye, das Küstenleuchten war die Stunde seiner Entstehung gewesen. Es war nur trefflich, dass das kleine Flämmchen damit in Verbindung gebracht wurde. Was den zweiten Namen Taran betraf, so war es eine liebevolle Kombination aus Taleon, der als Bruder für Earon ein lieber Freund gewesen war, als auch aus Earons Namen selbst. Nach jener Verkündung löste sich die Versammlung auf und Kaleya blieb mit Earon und Elian erschöpft aber glücklich zurück. Sie begaben sich kurz darauf in den Drachenhort und schon bald verfiel Kaleya dort in ihren wohlverdienten Schlaf, während Earon über ihren Sohn wachte.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


„Ihr seht zauberhaft aus, mo chridhe. Ich weiß nicht, ob ich mich je von eurem Anblick lösen kann. Ich liebe euch, von ganzem Herzen.“ Während Kaleya die Worte hauchte, drehte sich Earon um und betrachtete den Eisdrachen lange. Dann wandte er sich ihr zu und legte Elian in ihre Arme. „Die Mädchen haben ihren Bruder schon gesehen. Sie waren völlig aus dem Häuschen und ich habe sie zum Schlafen geschickt. Morgen ist auch noch ein Tag und dann werden deine Eltern sicher nach uns sehen. Ruh dich noch etwas aus, ich wache über Elian.“ Kaleya sah Earon in die wolkenhellen Augen, und dann zu Elian, der sie mit dem gleichen Blick ansah. „Sie werden stets behütet sein, immer.“


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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 20 Mai 2020 02:14    Titel:
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Die Freuden des Vaters

Das erste Licht des Morgens erleuchtete langsam das Land . Auch Junkersteyn wurde ergriffen, als die Sonne sich anschickte ein weiteres Mal ihre Runde zu ziehen. Auf sehr leisen Sohlen schlich Earon durch das Haus. Er durfte nun kein unnötiges, lautes oder unvorsichtiges Geräusch vernehmen lassen. Tiefer hinab in den Drachenhort führte ihn sein Weg. Beinahe wäre er bei seinem Unterfangen über die Katze gestolpert, die sich schlummernd auf dem Teppich vor dem großen Kamin gelegt hatte. Sie erwachte, als sie wohl den strauchelnden Druiden über sich bemerkte. Eine Weile lang sahen sich Tier und Mann in die Augen. Irgendwie meinte er, etwas Spöttisches darin zu erkennen, wie so oft bei diesen Tieren! Doch schon putzte sich die Stubenkatze ausgiebig und schien damit wohl ein weiteres Gespräch für überflüssig zu halten. Nach einem Seufzen und einem liebevollen Stupser, der mit einem leichten Räkeln aufgenommen wurde, setzte er seinen Weg fort.

Je näher er dem Lager kam, umso gefährlicher würde es werden. Jetzt durfte er sich keine Fehler erlauben. Vorbei an dem großen Spinnrad, nicht gegen den Tisch stoßen! Als er dann seine Hand an den steinernen Bogen legte und zwischen dem Vorhang hindurchspinste, da sah er endlich sein Ziel klar vor Augen. Dort in dem großen Bett mit Baldachin schlummerten Mutter und Sohn. Sehr deutlich konnte er sie nun all

In der Mitte des Bettes, halb aufgerichtet lag der Eisdrache, vollkommen im Tiefschlaf. Sie war wohl noch immer erschöpft von der Geburt und Elian hatte noch in der Nacht nach Futter geschriehen. Das erste Mal, dass er seine Eltern so wecken würde. Vertraut von den Mädchen und doch wieder ungewohnt, nachdem die beiden ja nun schon etwas herangewachsen waren. Noch hatten die Mädchen ihren kleinen Bruder nicht erblickt. Bald würden sie da sein und dann würden wohl viele Fragen der Eltern, die sie sich in ruhigen Momenten gestellt hatten, beantwortet werden. Auf die eine oder auf die andere Seite. Doch wie immer hatte er Vertrauen, dass die Mädchen auch diese Veränderung gut verdauen würden. Gerade Kaleyas Eltern waren stets eine große Hilfe für die junge Familie und hüteten nicht nur die Kinder, sondern liebten sie auch von ganzem Herzen.

Alle Gedanken wurden wie von Zauberhand davon gewischt, als Elian eine Art Nieser machte. Sofort linsten Earons Augen hoch zu Kaleya, doch der Eisdrache zuckte nur kurz in ihrem Schlaf. Das Flämmchen hingegen hatte nicht einfach beschlossen weiterzuschlafen. Es war ein staunenswerter Moment dem kleinen Wesen einfach nur zuzusehen, wie es da wohl das erste Mal in seinem Leben merkte, dass etwas juckte, was nicht jucken sollte. Unwischre Bewegungen und dann ein helles Auffunkeln. Das Flämmchen war erwacht! Es schien aber wohl die Wärme der Mutter zu spüren und auch den Blick, der nun auf ihm ruhte. Doch schon schien alles wieder vergessen und es wurde nach der Mama gegrabscht. Earon hingegen konnte in diesem Moment einfach nicht widerstehen. Abermals auf Zehenspitzen schlich er näher und so behutsam er nur konnte, griff er sich Elian.

Wiegend ging Earon durchs Zimmer, ihn einfach nur betrachtend und dabei hin und wieder ebenfalls aus müden Augen betrachtet. Bald schlief er wieder und Vater und Sohn hätten wohl so noch Stunden puren Glückes verbracht, hätte das kleine Flämmchen nicht das getan, was jeder Säugling unweigerlich tat. So war es dann Earon, der das erste Mal diese besondere elterliche Pflicht tun musste bei ihrem Sohn. In seinem Ohr klingelten Kaleyas Worte, er grinste kurz, linste zu seiner schlafenden Frau, hievte den erwachenden Elian etwas hoch und murmelte ihm zu "Wir schaffen das, kleiner Mann!".
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2020 21:54    Titel: Der singende Klang des Eluviars
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Der singende Klang des Eluviars hatte in Junkersteyn seinen Einzug gehalten. Und eine Note dieses Klanges ward an jenem Tag geboren, da die Pforten vom Hort des Wissens dereinst erstmals geöffnet hatten. Der Eisdrache glaubte nicht an Zufälle, aber an die Wärme, welche in Mutters Lied lag. Und ihr Herz wurde davon auf so zauberhafte Weise erfüllt, um damit gesegnet die besten Geschichten und Lieder hinaus in die Welt zu tragen.

Ein verzücktes Lächeln zeichnete Kaleyas Lippen. Der Eisblick legte sich wie so oft auf den Anblick von Elian, der friedlich in seiner Wiege lag. Schmatzend vor Glückseligkeit sah Kaleya wieder auf ihren Schreibtisch zurück, den sie immer noch nicht erweitert hatte. Sie schüttelte den Blondschopf und setzte es auf ihrer Liste der Dinge, die es zu erledigen galt, weiter nach oben. Seit sie allerdings den jüngsten Sprössling geboren hatte, war da kaum noch die nötige Zeit, um sich um all die Dinge gebührend zu kümmern. Sie war umso froher darüber, dass ein weiterer Teil der Junkersteyner Zauberschriften mit dem Band „Der Frühlingsstein“ vor Elians Geburt fertig geworden war. Dass da noch Entwürfe für die Bände „Die Blumenfee“, „Der Kronwaldener Seegeist“ und „Die Blaue Krake“ auf ihrem Schreibtisch lagen, ließ sie drachig faucheln. So viele Ideen, so wenig Zeit... Glücklicherweise hatte Elian ihr wenigstens die Gnade erwiesen 10 Tagesläufe nach ihrem Abend der unerzählten Geschichten auf die Welt zu kommen. Sie hätte sich doch sehr geärgert, wenn sie jenen wunderbaren Abend verschieben hätte müssen. Und jener war so herrlich erfrischend gewesen, so kreativ und freigeistig, voller heldenhafter Geschichten und fantastischer Abenteuer. Aye, daraus würde definitiv mehr entstehen, begonnen mit einem Buch über das Schreiben von Geschichten. Und wer wusste schon, was daraus noch gedeihen konnte.

Mit einem Blinzeln schob Kaleya die Entwürfe für die Junkersteyner Zauberschriften beiseite und darunter kam der Entwurf für die vierte Ausgabe der Nebeleule zum Vorschein. Nachdem zum Anfang des Eluviars die dritte Ausgabe fertig geschrieben war, wurde Kaleya langsam routinierter mit der Veröffentlichung. Was aber nicht heißen sollte, dass die Beiträge fade, gar abgedroschen oder stumpf werden durften. Sie gab sich viel Mühe damit und steckte ihre Liebe genauso sehr in jenes Projekt, wie in all die anderen, die sie anfing. Dabei kam ihr der Gedanke, dass sie, kaum war sie dem Wochenbett entflattert, mit Beak das letzte Gespräch geführt hatte, um die Fortschreibung der Chroniken Lichtenthals in den Hort des Wissens zu überführen. Und jenes wunderbare Kind würde Kaleya, solange sie dem Hort angehörte, ebenso sehr pflegen, hüten und wachsen lassen, wie sie es mit allen anderen geschehen ließ. Da war noch so ein Kind, das kurz vor der Geburt stand und ebenfalls vom Hort gezeugt worden war, besser gesagt von Amelie. Denn ein Vortrag über die Geschichte Varunas wollte entwickelt werden, und dafür suchten sie noch allerhand Zeitzeugen. Es würde ihnen gelingen, da war sie sich gewiss. Und Kaleya hatte auf ihrem Schreibtisch auch bereits einen Zettel, der im Goldblatt des letzten Jahreslaufes mit dem Entwurf eines Liedes bekritzelt worden war, dessen Name nicht anders lauten konnte als „Varunas Heldenlied“. In ihrem Köpfchen spielte sich auch schon wieder die Melodie dazu ab und sie grinste koboldhaft auf, als Elian dadurch seines Schlafes beraubt wurde und protestierend aufquäkte. „Aye, schon gut, kleines Flämmchen... es ist nicht dein Schlaflied. Ksscchtt, lass mich noch ein wenig Arbeit erledigen.“ Als hätte der Knirps es verstanden, blinzelte er seine Mutter an und sah sie mit den unschuldigsten Kindsaugen an, die nichts anderes verrieten als die einfache Zufriedenheit des Momentes. Kaleya grinste nochmal und schnappte sich dann einen weiteren Zettel, der allerdings schon einige Zeit lang vollendet war. Darauf stand ihr jüngstes Lied, und es handelte von nichts anderem als von Beltaine. Ganz vorsichtig band sie die Seite in ihr zweites Liederbuch ein und besah sich das Werk voller Freude.

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Die Flammen von Beltaine

Wenn ewiges Jahresrad sich dreht, dann halten wir inne,
richten unsere Blicke heute freudig auf jenen einen Tag.
Wenn heiliges Feuer der Beltainenacht erfüllt unsere Sinne,
erwarten flammendes Versprechen, das zu erzählen vermag.

Und die Flammen schlagen hoch, feuern tiefe Gefühle an,
Eluive zu Ehr wird gefeiert, von jeder Frau, jedem Mann.
Und wir halten erst inne, wenn die letzte Glut ist verloren,
denn aus dem göttlichen Feuer wird neues Leben geboren.

Gar suchender Blick richtet sich auf knisternde Flammen,
greift heiß züngelnd ein uralter Funke nach unserer Seel‘.
Es spürt wirklich jeder, woher jene Mystik mag stammen,
auf dass uns die Nacht von Beltaine nicht die Sinne stehl‘.

Und die Flammen schlagen hoch, feuern tiefe Gefühle an,
Eluive zu Ehr wird gefeiert, von jeder Frau, jedem Mann.
Und wir halten erst inne, wenn die letzte Glut ist verloren,
denn aus dem göttlichen Feuer wird neues Leben geboren.

Wenn der heiße Tanz von Beltaine erfasst erhitzten Leib,
frei von Scheu und Scham, zeigt sich verzückend Gelüst‘
Wehende Flammen legen sich über jungfräuliches Kleid,
und es bleibt zurück die Lust, welche deine Haut geküsst.

Und die Flammen schlagen hoch, feuern tiefe Gefühle an,
Eluive zu Ehr wird gefeiert, von jeder Frau, jedem Mann.
Und wir halten erst inne, wenn die letzte Glut ist verloren,
denn aus dem göttlichen Feuer wird neues Leben geboren.

- Gewidmet der Nacht von Beltaine im Jahreslauf 263 -


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Das Näschen wackelte und unterbewusst hatte sie bereits wieder begonnen die Melodie des Liedes zu summen. Erfüllt von dem singenden Klang Eluives begann Kaleya durch ihre anderen Zettel zu blättern. Und dort stand unheilvoll der Entwurf eines Liedes, welches sie im Rabenmond angefangen hatte zu schreiben. Es handelte von „Krathors Verderben“ und war so düster wie nichts, was sie bisher geschrieben hatte. Kein Wunder, dass sie jenes Werk noch nicht zu Ende bringen konnte, denn es schauderte ihr jedes Mal bei den ersten Liedstrophen. Hastig blätterte Kaleya weiter durch die Zettel und starrte auf zwei weitere Zettel. Da stand geschrieben „Die Melodie der Schatten“ und „Eluives Sternenlicht“. Beide Liedentwürfe behandelten den Riss am Himmel und dienten als Fortsetzung ihres ersten Liedes „Die tiefschwarze Nacht“. Vielleicht würde sie kommend die Zeit finden, jene Lieder fertig zu schreiben, oder viel mehr die Muse. Wenn ihr jene nicht durch stinkende Windeln und bubenhaftes Geplärr geraubt wurde. Ein scharfer Blick auf Elian folgte, der sie fast frech anblickte. „Komm bloß nicht auf die Idee, Flämmchen. Gib mir lieber eine Eingebung, was wir Majalin und Nephele als Dank für deine Geburt schenken können.“ Das ließ sich Elian nicht zweimal sagen und er begann lauthals zu quäken, ganz und gar nicht das brave Söhnchen, das sie nun wollte. „Aye, du hast ja recht.. genug Zeit am Schreibtisch für heute. Lass uns nach deinem Vater und deinen Schwestern sehen.“ Kaleya griff das Flämmchen behutsam aus der Wiege und trug den Sprössling hinunter in das Kaminstübchen, wo wildes Spielen von Mann und Mädchen herrschte. Und der Titel dieser Geschichte war beim ersten Anblick klar: Fang den Hüter der Elemente (mit dem Untertitel: Er kann sich unsichtbar machen). Eine wunderbar gemeine Art, um die Kinder unendlich lang zu beschäftigen. Mit einem koboldhaften Grinsen gesellte sich Kaleya zu der Rasselband und gab den Mädchen Hinweise, die den Hüter ziemlich schnell aus der Deckung nahmen.
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