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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 01 Dez 2017 12:34    Titel: Ein Bund für alle Zeit
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Es gab Zauber im Leben, die man nicht greifen konnte. Sie waren irgendwo tief im Lied Eluives verborgen und so fest darin verankert, dass niemand außer die Göttin selbst jene Verbindung trennen konnte. Ein jener Zauber war am 25. Rabenmond 260 gesegnet worden und verband untrennlich zwei Seelen für immer miteinander.

Kleine Schneeflocken tanzten friedlich ihren Hochzeitstanz vom Himmel herab. Immer wieder sahen die Eisaugen nervös zu ihrem Begleiter, und die eigene klamme Hand drückte fest die ihres Vaters Laidir. Kleine Atemwölkchen zwirbelten sich in die kalte Luft empor. Und während Kaleya versuchte möglichst nicht zu wuseln, setzten die Füße ihren Weg durch das glitzernde Schneemeer fort, hin zu dem kleinen Altar, der mit weißen Nebelwaldblueten und saftig grünen Efeublättern geschmückt war. Und schlussendlich hin zu dem Mann, mit dem sie ihr Leben für immer binden wollte, weit über das irdische Leben hinaus. Und zu jenem besonderen Fest hatte Eluive dem Eisdrachen offenbar ein Geschenk der besonderen Art gemacht, denn immerhin wurde sie dank der friedlich fallenden Schneeflocken ruhiger und entspannter, sie war am Ende des Weges ganz in ihrem Element. Und so trat sie in Begleitung ihrer Eltern Laidir und Anchia, unter Hilfe ihrer Brautjungfer Andra und im Beisein ihrer Trauzeugin Helisande vor den alten Druiden Korghan, ihrem Verlobten Earon und seiner Trauzeugin Ellys. Es war ein ruhiger Augenblick und einer, der den sonst so starken Eisdrachen tief berührte.

Die Zeremonie begann mit der Reinigung des Zeremonieplatzes, der durch die Gäste von allem Alten und Negativen befreit wurde. Wenig später entzündete Korghan eine Kugel, die mit wohl duftenden Kräutern gefüllt war und reinigte damit den Platz für die Zeremonie zusätzlich. Der Geruch indessen beruhigte Kaleya zunehmend und als sie endlich von ihrem Vater zu dem Kreis geführt wurde, schnappte der Eisdrache nochmals eine tiefe Nase davon, bevor Laidir seine Tochter an den Bräutigam übergab. Kurz war da wieder diese unbändige Rührung, und Kaleya hauchte ihrem Vater ein leises und inniges 'Danke' zu. Die Trauzeugen brachten auf Korghans Aufforderung dann das Handfasting Band und die Armbänder sowie die Opfergaben hervor, während der alte Druide sich des freien Willens der Brautleute versicherte, um dann sehr feierlich zu sprechen. "Liebe Kaleya, lieber Earon. Ihr habt viele Anstrengungen unternommen, um heute hier sein zu können. Ihr habt lange aufeinander gewartet und für diesen Tag alles unternommen, so dass er in Euren Herzen bis zur Ewigkeit in Erinnerung bleibt. Eure Verlobung ein einzigartiger Moment, mit einem Band. Einem Band, was unter den Händen unserer Freundin Leetha zu etwas Besonderem wurde. Bänder, die schon da zeigen sollten, wie verbunden ihr miteinander seid. Doch verbindet Euch weit mehr als das. Ihr habt den Bruder Aeder Dhalben aufgesucht und bekundet, dass Euch dieser Schritt sehr wichtig ist, Euch zu binden und jedermann wissen zu lassen, dass Eure Herzen nun wie eins schlägt. Nun bitte ich Euch beiden, verkündet Eure Schwüre, lasset unsere Freude größer werden durch Eure Bekenntnis zueinander."

Die klamme Hand Kaleyas wurde von Earons gehalten und während der Verbindung langsam warm. Mit einem automatischen Nasewackeln sah sie zu ihrem Verlobten und wusste instinktiv, dass sie ihm fortan für immer ihr Leben, ihr Herz und ihre Seele schenkte. Gefolgt wurde die Zeremonie von den Trausprüchen des Paares und jene erfüllten den Ort mit einer Magie, die alles überdauern würde. "Heute verbinde ich mein Leben mit dem Deinen. Earon, alles, das ich bin, und alles, das ich habe,
biete ich dir, in Liebe. Ich nehme dich von ganzem Herzen zu meinem Ehemann, deine Schwächen und Stärken kennend und akzeptierend, so wie du meine kennst und akzeptierst. Lass mich der Stein sein, auf dem du dich ausruhst. Lass mich deine Sonne sein, die dir Wärme bringt. Lass mich das Meer sein, aus dem du Kraft beziehst. Lass mich der Wind sein, der dich durch alle Zeiten trägt. Du bist mein Ein und Alles, mein Leben, mein Heute und der Rest meines Lebens. In aller Ewigkeit." Mit Tränen der Freude und des absoluten Glückes stand Kaleya bei Earon und versuchte ihre Fassung zu wahren. Indem sie sich einfach nur an seiner Hand festhielt, brachte sich der Eisdrache wieder zur Ruhe und blinzelte dabei ihre Rührung und die Tränen weg.

"Heute verbinde ich mein Leben mit dem Deinen. Kaleya, alles, das ich bin, und alles, das ich habe,
biete ich dir, in Liebe. Ich nehme dich von ganzem Herzen zu meiner Ehefrau, deine Schwächen und Stärken kennend und akzeptierend, so wie du meine kennst und akzeptierst. Ich verspreche für dich zu sorgen, wie auch für unsere Familie. Ich verspreche dir auf dem rechten Weg zu bleiben und nicht zu wanken. Ich verspreche dir mich zu zügeln, um unsere Familie nicht zu gefährden. Ich verspreche dir Treue, Loyalität, Hingabe, Opferbereitschaft und Ehrlichkeit. Du bist mein Ein und Alles, mein Leben, mein Heute und der Rest meines Lebens. In aller Ewigkeit." Am Ende jenes Schwures rannen dann doch noch die mühsam unterdrückten Tränen an Kaleya ihren Wangen hinab, und damit zeigte sie eine Seite an sich, die man so von ihr nicht kannte. Es begannen danach auch kleine, glitzernde Schneeflöckchen vom Himmel hinab zu tanzen, fast so als hätten sie auf das Ende der Schwüre gewartet. Kaleya richtete ihre Eisaugen zum Himmel und als sie wieder zu Earon zurückblickte, trocknete er ihre Wangen vorsichtig mit seinen Fingern. Kurz darauf forderte Korghan dann Helisande auf ihm das grüne Handfasting Band zu überreichen, auf welchem ein silbrig-schwarzes Knotenmuster aufgewebt war und in dessen Gewebe sich auch die Runen der vier Elemente, die Initialen K.N und E.A. sowie das Hochzeitsdatum befanden.

Hand an Hand gebunden, sprach der alte Druide dann weiter. "Hinter uns seht ihr einen Apfelbaum. Dieser Baum ist gepflanzt worden von Kaleya und Earon. Wie ein Samen ihrer Liebe ist er gewachsen und stark geworden." Sodann knotete er das Handfasting Band in einer feierlichen Bewegung zusammen und zu guter letzt segnete Korghan das Paar mit seinem Druidenstab. Ein kleiner Funkenregen, wie tausend kleiner Sterne, leuchtete über den beiden auf, als hätte Eluive selbst den Bund gesegnet. "Hiermit seid ihr nun Braut und Bräutigam, gebunden ein Leben lang. Ihr dürft einander küssen." Und darauf folgte der langersehnte Hochzeitskuss. Es war ein inniger Moment und einer, der die Zeremonie besiegelte, die Hingabe war auch deutlich nach außen hin zu spüren und zeigte der Hochzeitsgesellschaft deutlich, dass Kaleya und Earon fortan für immer füreinander bestimmt waren. Als die Lippen sich endlich wieder voneinander trennten, zwinkerte der Eisdrachen ein wenig und jener Augenblick zeichnete ein liebevolles Lächeln auf Earons Gesicht. Das Tänzeln der Schneeflocken hielt an und zauberte eine glitzernde Schicht auf alle Köpfe. Und in jenem Zauber sprach Korghan dann seine einfühlsamen Worte aus. "Liebe Gäste, das Brautpaar tauscht nun die Zeichen ihres Bundes aus, kommt näher heran, so dass ihr ihnen im Anschluß aus dem Kreis hinaus helfen könnt." Schon stand Ellys mit den Armbändern bereit, die als Symbol der Ehe von den Frischvermählten getragen werden würden. Es waren filigrane Messingarmreifen, die mit einer detailgetreuen Runengravur der vier Elemente verziert waren. An dem Armreif von Kaleya waren zusätzlich eisblaue Saphire eingefasst. Und gut verborgen auf der Innenseite der Armreifen hatten Gravuren mit Wortteilen aus den Schwüren ebenfalls ihren Platz gefunden.

"Kaleya, ich überreiche dir dies als Zeichen unserer Ehe, unserer Liebe und unseres Bundes." Mit jenen Worten streifte Earon dem Eisdrachen den Armreif mit der Gravur 'Mein Ein und Alles, mein Leben, mein Heute und der Rest meines Lebens. In aller Ewigkeit. Earon, 25.11.260.' über. "Nimm dieses Band als Symbol meiner tiefen Liebe und immer anhaltenden Verbundenheit zu dir", wisperte Kaleya und auf die gleiche behutsame Weise fand sich der Armreif mit der Gravur 'Mein Ein und Alles, mein Leben, mein Heute und der Rest meines Lebens. In aller Ewigkeit. Kaleya, 25.11.260.' an Earons Armgelenk wieder. Die Zeremonie widmete sich ihrem allmählichen Ende und Korghan ergriff das Wort ein letztes Mal.
"Bevor ich nun die Gäste bitten möchte, dem Brautpaar aus dem Kreis zu helfen, wollen wir unserer Mutter, Eluive unseren Dank aussprechen, den Elementen danken, dass wir hier weilen dürfen und uns an ihnen erfreuen können. Die Opfergaben einmal bitte", bat der alte Druide und ließ sich jene von den Trauzeugen überreichen. Earon hatte Honigkekse und Nebelwaldblüten erwählt, und bei Kaleya waren es Erdbeeren und Eismet. "Ihr habt beide Opfergaben gegeben, um für diesen Bund zu danken, so will ich sie übergeben." Die Opfergaben wurden der Erde übergeben, begleitet von Korghans Worten. "Wir danken der Mutter, dem Wasser, der Erde, dem Feuer und der Luft. Und nun ist es soweit, kommt und tragt die beiden aus dem Kreis in ihre neue gemeinsame Zukunft, mit Friede im Herzen, voller Liebe zueinander so wie Gesundheit und Dankbarkeit." Schief grinsend löste Kaleya das Handfasting Band und schlang es Earon um den Hals, bevor sie beide von der Hochzeitsgesellschaft weggetragen wurden.

Und noch während sie beide von dutzenden Händen umschlungen waren, schmatzte es ganz plötzlich oben in der Krone des Apfelbaumes und ein kleines Niesen ertönte. Die Blätterchen raschelten einen Moment lang geheimnisvoll und als alle Aufmerksamkeit auf dem Brautpaar lag, rutschte das kleine Blätterwesen ganz fix am Baum herab. Natürlich nicht, ohne auf dem Blätterhinterchen unten anzukommen - und sich dann prompt leise schmatzend über die Kekse hermachend.
Da saß tatsächlich ein kleines, fast rundes Wesen, bestehend aus dunkelgrünen Blättern mit Knopfaugen und Stupsnase und mampfte in aller Seelenruhe die Kekse und wohl auch etwas vom metgetränkten Schnee. Und als die Kekse vertilgt waren, schaute es kurz auf zur Menschenansammlung und ein
winziges 'Hicks' entwich dem Wesen da, ehe es auch schon wieder - kaum zu glauben, wie
schnell sich das kleine runde Ding bewegen konnte - im Blätterdach des Baums verschwand. Ab und an hörte man noch ein leises 'Hicks' gefolgt von einem gemütlichen Schmatzen des Schnattelfeus.

Noch während Kaleya und Earon von ihren Gästen in die Ehe entlassen wurden, rief Earon, der von der Anwesenheit des Blätterwesens gewahr wurde, dass er zu ihm wollte, doch es war schon zu spät. Ob der Offenbarung, dass das Schnattelfeu die Erdbeeren und die Honigkekse verschlungenen hatte, quietschte Kaleya auf und sah ungläubig zum Altar. Und da war dann auch kein Korghan mehr zu sehen, denn er hatte sich grinsend aus dem Staub gemacht. Instinktiv bedauerte Kaleya, dass sie dem alten Druiden nicht mehr Danke hatte sagen können. Die Zeremonie war wirklich etwas besonderes gewesen und würde für immer einen ganz besonderen Platz in Kaleyas Herzen finden. Abgelenkt wurde die Braut als bald von unendlich vielen Segenswünschen und Gratulationen zur Vermählung und je länger sie mit Earon stand, umso wärmer wurde ihr Herz, trotz der Eiseskälte, die draussen vorherrschte. Am Ende der Schlange standen ihre Eltern mit Anneen in den Armen und wieder musste sich die Schneiderin das Weinen unterdrücken. In den Armen von Laidir und Anchia wisperte sie dann schließlich gerührt, ganz leise und nur für die Eltern hörbar. "Arthair... Mathair, danke.. dass ihr ähm.. mich gemacht habt.. für ihn." Und mehr Worte fand der Eisdrache in jenem Augenblick nicht mehr.

Gemeinsam gingen sie dann zu den aufgebauten Tischen herüber, und während sich die Eltern niederließen und Earon sich über das Essen hermachte, musste Kaleya noch ihren Brautstrauß loswerden. Und so schallte ein lautes Rufen entlang des Waldrandes. "Alle unverheirateten holden Maiden dürfen nun aufstehen, denn Eluive möchte die nächste Dame zur Braut bestimmen!" So wartete Kaleya einen Moment bis alle unverheirateten Damen sich ausgestellt hatten, grinste zuletzt koboldartig auf und drehte sich dann herum. Verspielt wurde der Strauß immer wieder von der linken in die rechte Hand geschoben, bis sie jenen schließlich mit beiden Händen ergriff und in einem hohen Bogen über den Blondschopf in die Frauenmenge worf. Mit einem flinken Dreher sah sie zurück und sah noch gerade so wie das Wurfgeschoss an Karawyn vorbeisauste, um dann Ellys mitten ins Gesicht zu prallen. Kichernd besah sie sich die Szene und lauschte den Worten, die da kamen. Zweifelsfrei war sich die Hochzeitsgesellschaft darin einig, dass es schon bald eine weitere Hochzeit geben würde. Und noch während Kaleya mit Hilfe von Andra ihr Bauschkleid und sich selbst Richtung Tisch bewegte, sah sie wie Mikael seine holde Maid Richtung Argantfels in den Wald entführte. Gut gelaunt wuselte Kaleya dann zu ihrem Platz am Kopf des Tisches, lächelte einmal in die Runde und machte es sich bequem, um die Feier zu genießen.

Der Abend wurde noch lang und eine unbeschwerte Leichtigkeit hielt Einzug. Es war friedlich und berührte das Herz des Eisdrachens auf angenehme Weise. Viel später dann kehrten Mikael und Ellys zurück und zu Kaleyas Überraschung hatten die zwei wohl einen von Eluive selbst gesegneten Schritt gewagt und sich verlobt. Kichernd und ausgelassen wurde das Glas erhoben und der Abend klang danach aus. Alles in allem war Kaleya dankbar, einen solchen Tag erlebt zu haben. Nach all der Zeit nun doch unter der Haube zu sein war ein intensives Gefühl, und eines das sie ihr Leben lang durch alle Zeiten tragen würde. Als der Abend sein Ende fand und sich die Gesellschaft auflöste, wuselte sie an Earons Armgelenk eingehakt nach Hause und neben ihm sowie Anneen fand sie das pure Glück.


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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 06 Jan 2018 20:27    Titel:
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Du schaffst das!

Etwas klamm stand er am Rand des großen Sees und sah noch ein letztes Mal prüfend auf die Eisfläche. Doch auch ein weiterer Kontrollblick brachte kein Ergebnis, dass ihn hätte rechtfertigen lassen von seinem Vorhaben Abstand zu nehmen. Die Eisdecke war massiv und dick. Sie würde ihn halten. Es gab also keinen Grund einen Rückzieher zu machen. Vorsichtig, sehr vorsichtig begann er sich dann vorwärts gleiten zu lassen. Nur sehr langsam, um ein Gefühl für das Gleichgewicht zu finden. Diese verdammten Kufenschuhe! Er fühlte sich so unsicher auf ihnen. Wie in Mutters Namen war es Kaleya nur möglich sich, trotz Bäuchlein, so geschickt damit zu bewegen?

Immer wieder stürzte er bei seinen Versuchen. Die Fortschritte, die er machte, waren langsam. Niemand hatte er bisher von seinem geheimen Vorhaben erzählt. Doch immer wieder hatte er sich rausgeschlichen, um es wieder und wieder zu versuchen. Die einzige Person, die den Braten wohl gerochen hatte, war Anchia. Als er einmal Anneen vorbeigebracht hatte, hatte sie ihn zur Seite genommen und ihm mit einem Zwinkern zugeflüstert "Nur nicht aufgeben! Was glaubst du, wie oft Kaleya als Kind hingefallen ist dabei?". Dann nur dieses Lächeln, was ihn irgendwie an das seiner Frau erinnerte. Wie ein frecher Kobold!

Tatsächlich befolgte er den Rat seiner Schwiegermutter und nach über einer Woche des täglichen Übens meinte er wirklich schon Fortschritte verzeichnen zu können. Irgendwie lenkte ihn der Schmerz und die Anstrengung auch von dem ab, was im Lied passierte. Es gab ihm auch neue Kraft und neue Mut, dass er sich nun so verausgaben konnte. Das einzige, was ihn dabei wurmte war, dass Kaleya nicht bei ihm sein könnte. Doch sie trug nun das gemeinsame Kind unter dem Herzen. Eine Situation von Licht und Schatten, die er wohl nie nachvollziehen können würde. Nur noch ein paar Wochen und er würde diesen neuen kleinen Mensch gemeinsam mit seiner Frau streicheln, berühren und in den Armen halten können. Dann hätten sie auch sicher wieder Möglichkeit gemeinsam Schlittschuhlaufen zu gehen.

Gleichzeitig tat er es aber nicht nur, um Kaleya zu gefallen. Er wusste, dass es das nicht brauchte. Es war nicht so, dass er ihr eiferte, weil sie etwas konnte und er nicht. Natürlich würde er auch nicht auf absehbare Zeit an ihr Können herankommen. Für sie war Schlittschuhlaufen offenbar leichter als Tanzen! Genauso elegant sah sie dabei aber aus. Irgendwie hatte ihre Begeisterung bei der Sternennacht ihn angesteckt. Ein Feuer in ihm für diese Sache geweckt, die eher selten war. Schon lange gehörte er eher zu den gesitteteren Forschern. Dieser gefährliche und aufregende Sport aber war etwas ganz anderes! Außerdem tat man sich dauernd dabei weh. Nicht, dass er Schmerzen nicht gewohnt war, aber er versuchte sie trotzdem zu vermeiden, wo es nur ging.

Als er dann nach etwa drei Wochen wirklich schon etwas konnte, da war es auch irgendwann gar nicht mehr schmerzhaft! Es war einfach nur noch schön über das Eis zu gleiten. Er konnte auch etwas mehr Geschwindigkeit erreichen. An Kunststücken, wie Kaleya sie konnte, wagte er sich aber noch nicht. Irgendwie kam er sich dabei auch albern vor, obwohl er es doch bei ihr so bewunderte. Aber es war ja auch nie darum gegangen sie zu kopieren. Es passte bei beiden doch so viel besser, dass sie sich ergänzten. Über das Eis zu fliegen, wie sie es ausgedrückt hatte, das war tatsächlich das, was ihm wirklich Spaß machte. Auch wenn er immer wieder vorsichtig sein musste und es nie so übertrieb, wie er es vielleicht in jüngeren Jahren getan hätte. Immerhin hatte er jetzt Verantwortung übernommen, weit über sich selbst hinaus.

Nach jenen Nachmittagen, die er mit Schlittschuhlaufen nach Hause kam, da tat er immer sein Bestes, um die Schuh zu verbergen, aus Angst, dass Kaleya vielleicht traurig werden würde, wenn sie sah, was er tat. Die Last der Frauen mit den Kindern war eben unvergleichlich zu dem, was der Anteil der Männer daran war. Andererseits war er sich sicher, dass er nie irgendwas lange vor ihr verbergen konnte. In seinem Herzen aber wusste er, dass bald die Zeit kommen würde, zu der sie dann gemeinsam über das Eis schweben konnten. Vielleicht würden sie Anneen sogar schon daran gewöhnen können.

Trotz all der Entbehrungen hatte er also etwas gefunden, was ihm Spaß machte, was ein Ausgleich war. Er hatte sich überwunden und etwas probiert, dass ihn instinktiv erstmal "Nein" sagen ließ. Nun bereitete es ihm Freude und hoffentlich würde es auch bald schon eine Freude für die ganze Familie sein. Seine Familie. Ihre Familie.
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 09 Jan 2018 14:53    Titel:
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Gestern war für das junge Ehepaar ein sehr wichtiger und bedeutender Abend geworden. Offenbar war Nathelia nur wegen einem Kinderjäckchen nach Junkersteyn gekommen. Doch wo sie schon einmal da war, da hatten sie gleich die Gelegenheit ergriffen und über das Thema einer Hebamme geredet. Wichtig war dabei vor allem, dass Kaleya der Hebamme vertraute. Dies war Earon auch schon in seinem Gespräch mit Majalin und Lucien zu dem Thema schnell klar geworden. Wobei Nathelia eine Wahl war, die er von ganzen Herzen unterstützte. Natürlich hatte er, auf seinen Wegen, stets auch auf das ungeborene Kind geachtet und über dieses gewacht. Wenngleich er eine richtige Hebamme als Ergänzung zu aller Magie mehr als nur begrüßte. Vor allem in dieser schwierigen Lage des Liedes.

Natürlich war Earon aufgefallen, dass diese Schwangerschaft bei Kaleya anders verlief als jene mit Anneen. Doch für ihn war das, nachdem er eine Weile darüber nachgedacht hatte, eigentlich gar nicht so verwunderlich. Auch wenn er sie nicht daran erinnern würde, aber damals war die Gesamtsituation eine vollkommen andere gewesen. Sie war so viel trauriger, verletzter und immer noch zerbrochen, als sie sich kennengelernt hatten. So wie er selbst auch. Beide hatten so viel Angst, dass es schnell wieder zerbrechen könnte zwischen beiden. Außerdem war es nun einmal nicht Earons Kind gewesen. Auch für ihn selbst, war das eine so unglaublich schwierige Situation gewesen, dass es mehr als nur einmal sehr knapp geworden war. Nicht wegen ihrer Liebe, sondern, weil die Situation so aussichtlos erschienen hatte. Niemals hätte Kaleya damals mit der ungeborenen Anneen oder Earon so geredet, wie heute mit ihrer Murmel oder ihrem Mann. Das betrachtete er aber nicht als Rückschritt, sondern als gewaltigen Fortschritt. Am Ende bedeutete es doch, wie selbstbewusst Kaleya als Mutter geworden war und wie eng das Band ihrer Liebe sie mittlerweile verband. Außerdem konnte er nicht umhin sie mehr als nur einmal, gerade wenn sie fauchig wurde, niedlicher zu finden als je zuvor.

Was ihn selbst betraf, machte er sich natürlich ebenso viele Gedanken. Er wollte Kaleya in dieser Phase eine gute Unterstützung sein, auf sie aufpassen und ihr bei allem helfen. Nun war das aber gar nicht so einfach, denn sie war, und dafür liebte er sie ja auch so sehr, vor allem eine sehr selbstbewusste und eigenständige Frau. Die Einschränkung durch die Schwangerschaft und das vermutlich mal wieder überfürsorgliche Gewusel ihres Mannes, war da wohl durchaus eine Belastung. Wirklich nachvollziehen konnte er es nicht, denn er war nun mal ein Mann. Mit der Situation des Liedes und den dauerhaften Schmerzen, die damit verbunden waren, als jemand, für den das Lied ein integraler und natürlicher Bestandteil des eigenen Lebens geworden war, hatte er aber dennoch etwas davon begreifen können. Schwieriger war es eher, sich zurückzuhalten, wenn sie ihn anfauchte, dass er sie nicht, reflexartig sofort knuddelte oder küsste.

An eine Person dachte Earon, bei allem Glück der bevorstehende Geburt, jedoch immer wieder besonders lange nach. Das war Anneen. Sie war Kaleyas Tochter und Earon empfand für sie große Liebe. Trotzdem würde bald ein Schwesterchen oder Brüderchen geboren werden, was unter einem ganz anderen Stern geboren war. Doch Eluive hatte Earon, wie so oft, nicht im Stich gelassen, wohl aber nicht das getan, was er erhofft hatte, wohl aber das, was er sich gewünscht hatte. Zwei Kinder wollte er immer, eine Frau und ein beschauliches Heim. Zwei Kinder hatte er, doch nicht so, wie er sich das gedacht hatte. Anneen bekam in dieser Zeit durchaus viel seiner Aufmerksamkeit und er ging mit ihr spazieren, zeigte ihr etwas, las ihr vor oder beobachtete sie beim Schlafen. Hoffentlich würde sie wie Kaleya werden, dann hätten sie wohl keine Schwierigkeiten zu erwarten.

Am Morgen jedoch wurde er wieder mit der Untersuchung und den "Folgen" konfrontiert. Ihrem Kind und auch seiner Kaleya ging es wohl gut, der Untersuchung zufolge. Außerdem war es auch wirklich nur eines! Das waren die erfreulichen Nachrichten, wenn er auch während der gesamten Untersuchung, bei der mal wieder nicht dabei sein durfte, extrem angespant und nervös gewesen war. Nachdem es ihr nun auch von der Hebamme verordnet wurde, ließ sie sich sogar etwas massieren. Ein guter Vorwand um Kaleya auch gleich ein wenig zu knuddeln allemal. Dann aber war das Gespräch auf das viele Getrete gekommen und eine Erklärung war hochgekommen, die durchaus für gewisse Probleme sorgte. Offenbar war es vielleicht, wie Earon schon laaaaange vermutet hatte, doch nicht so ganz optimal vor allem nur Honigkekse und Süßkram zu futtern! Sie würden also zusammen einen Ernährungsplan führen dürfen und vor allem mehr Obst und Gemüse auf den Speißeplan setzen. Außerdem musste er alles für die Heilerin aufschreiben.

Kaleya würde zum Frühstück, ans Bett, aber dieses Mal wohl wirklich die Vorgaben der Heilerin bekommen. Joghurt mit Haselnüssen, Walnüsse, Vollkornbrot mit Tomaten und Gurken und etwas Margerine darunter. Oben drauf diese merkwürdigen Sproßen, die eigentlich aber ziemlich lecker waren. Milch und Saft bekam sie natürlich auch, wie auch ein Schälchen frischer Erdbeeren. Die waren ihm die Kopfschmerzen wert.
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2018 10:42    Titel:
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Immer wieder musste Earon ganz nah heran gehen und das kleine Wesen sehr behutsam berühren und streicheln, um sich zu vergewissern, dass es auch wirklich da war und er nicht alles nur geträumt hatte. Aber ja, der kleine Säugling blieb ein kleiner Säugling und schlief die meiste Zeit. Manchmal rief er nach Futter und musste zu seiner Mama gebracht werden, aber ansonsten war alles, wie es sollte.

Nur die Geburt war eben sehr schwer geworden. Das Würmchen war größer als Anneen und dann verhedderte es sich auch noch in der Nabelschnur. Es bekam keine Luft und doch, die Heilerinnen wussten, was sie taten und noch bevor er ins Lied Eluives eingreifen musste, hatte Nathelia das Kind wieder stabilisiert. Es bekam wieder Luft und fing an nach seiner Mama zu schreien. In dem Augenblick wo Kaleya dann das gemeinsame Kind in Armen hielt schien ein Bann gebrochen und er wurde durchströmt von einer Welle des Glücks. Es war dann nur noch schwer zu entscheiden, ob er Kaleya oder das Würmchen anstarren sollte.

Sein Anteil an Geburt und Kindchen war ja nun recht überschaubar, wie es bei allen Männern sich verhält. Letztlich hatte Kaleya es in sich getragen und all die Entbehrungen ertragen, die damit verbunden waren. Gleichzeitig erinnerte er sich an all die verschiedenen Etappen, die sie durchlebt hatten. Von Beltane bis zum Beginn der Faustkrise und der Vertreibung aus Junkersteyn. Damals hatte er festgestellt, dass seine Frau schwanger war und das gerade dann, als ihre beschauliche Heimat in Gefahr war. Als es dann wieder nach Junkersteyn ging, wurden die beiden vom Streß kaum erlöst, denn nun galt es das neue Gildengelände zu beziehen. Die Gemeinschaft der Hüter des Nordlichts wuchs. Gleichzeitig wurde die Menge an Aufgaben natürlich eher noch größer als kleiner. Persönlich ging es bei Earon und Kaleya jedoch auch vorwärts. Seine Brüder taten alles, dass die Hochzeit der beiden möglich wurde. Am Ende war es Korghan, der die beiden verheiratete in einer sehr besonderen Zeremonie. Dass dabei sogar das Schnattelfeu auftauchte und einen von Kaleyas geliebten Honigkeksen mampfte, war für Earon ein glückliches Omen. Besonders blieb auch die Nacht der Nordlichter im Gedächtnis. Gegen Ende der Schwangerschaft hin war es jedoch härter geworden. Das Kind war größer, wie sie nun wussten, außerdem schien es sehr viel agiler und aufgeregter in Kaleya als Anneen. Dazu noch die Wunde im Lied, die nicht nur bei ihm die letzten Wochen überschattete, sondern auch jetzt für Probleme sorgte, die sie bei Anneens Geburt nicht gehabt hatten. Es würde nun eben viel länger dauern, bis sich seine Frau von den Strapazen erholen würde. Etwas, was sie aber willentlich in Kauf nahm. Wohl aber, weil sie ihm eine weitere Aufgabe gab für die Nacht, die nun seine Konzentration und Anstrengung bedurfte.

Die ganze Nacht durch hatte er also neben dem Würmchen gewacht, ihr Lied und ihren Schlaf überwacht. Die Heilerinnen Nathelia und Tiara schienen soweit alles richtig gemacht zu haben, denn dem Würmchen ging es prächtig. Bis auf den üblichen Streß für die Eltern. Hier aber trat jemand anderes auf den Plan. Andra! Sie war den Abend und die Nacht bei ihnen geblieben, hatte sich bei allem eingebracht, wo sie Hilfe gebraucht haben und stand bereit sofort die Heilerinnen zu holen, sobald es nötig werden würde. Davor hatte sie sich um Anneen gekümmert, die ja nun mal auch noch sehr viel Aufmerksamkeit brauchte. Auch sie war ja noch ein Winzling. Earon war sich sicher, dass Kaleya verstand, warum es ihm so wichtig war, dass auch sie heute Nacht bei ihnen blieb und nicht fort musste. Auch wenn sich Andra dafür angeboten hatte. So waren sie alle zusammen geblieben, auch Patentante Andra war dabei und es fühlte sich gut an.

Wieder gab es also in Eluives Schöpfung einen neuen Mensch. Ein neues kleines Licht von Hoffnung und Liebe. Doch genau das steckte auch schon im Namen des Würmchens, der sicher schon bald bekannt werden würde.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2018 16:34    Titel: Die Frucht von Beltaine
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Der stillste Moment im Leben war derjenige, in welchem man selbst den Atem anhielt, um einem anderen zu lauschen. Fein und für die Ohren einer Mutter unüberhörbar wurden die kleinen Atemzüge gemacht. Nach all den Strapazen war der Familienzuwachs nun eingeschlummert und träumte friedlich vor sich hin.

"Yva", murmelte Anneen an der Seite ihrer Mutter im Halbschlaf. Der Eisdrache strich der Kleinen durch das Haar und besah das schlafende Bündel in der Wiege aus der Ferne. Es dauerte nicht lange, bis bald zwei Drachen über den Säugling wachten, denn Anneen wachte aus scheinbar unruhigen Träumen auf. "Aye, alles gut, mo leannan... sie schläft und ruht sich aus. Schlaf weiter... psst." Doch der kleine blonde Minidrache konnte nicht mehr einschlafen, und so wackelte sie zur Wiege und schaukelte daran. "Yva!" Mit einem Zusammenkneifen der Augen erhob sich Kaleya schwer schnaufend und konnte es ihrer Ältesten nicht verübeln, dass sie nach ihrem Geschwisterchen sah. Immerhin war es auch für sie aufregend gewesen und beschäftigte den kleinen Geist. Und den ganzen Abend der schreienden Mutter zuzuhören war sicher auch keine leicht verdauliche Erfahrung für Anneen gewesen. Und während Kaleya mit ihrer Ältesten an der Wiege stand, hing sie im Geiste ihren Gedanken hinterher.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Der Tag hatte so gemütlich angefangen. Die Tiere waren versorgt und das erste Blech mit Keksen war schon gebacken. Kaleya hatte sich nur einen Moment am Tisch ausruhen wollen und einen Tee zu sich genommen, als sie wieder die schweren Tritte verspürte. Doch schnell merkte sie, dass etwas nicht stimmte, denn die Intensität der Schmerzen nahm rasch zu. Und da wurde ihr klar, dass die Vorwehen einsetzten. "Mo cridhe, gehe nach Kronwalden und nimm Anneen mit." Mit aller Mühe sah sie zum Wohnzimmer herüber und das Starren reichte, um ihrem Mann klar zu machen, dass es soweit war. Er nahm Anneen in die Arme, lief zur Küche und drückte seiner Frau einen Kuss auf. "Ich bin gleich zurück!" Doch der Eisdrache schnappte nach seiner Hand und fauchte leise. "Keine Portalreise, laufen... Hörst du? Das wird noch Stunden dauern und es reicht zu, wenn hier einer Schmerzen hat." Kaleya drückte Anneen noch einen Kuss auf die Stirn und funkelte Earon an, bevor sie seine Hand wieder los ließ. Dann sah sie ihm hinterher und blieb alleine im Nordquartier der Hüter zurück. "Ruhig atmen, ganz ruhig..." Immer wieder redete sie sich das ein und war dennoch froh darüber, dass das Kind sich entschieden hatte endlich auf die Welt zu kommen.

Den Nachmittag verbrachte sie damit unter Anleitung von Tiara und Nathelia immer wieder tiefe Atemzüge zu machen, und mit jeder vergehenden Stunde spürte sie mehr, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis der kleine Tretling ernst machen würde. Mit dem Versprechen, dass die beiden Heilerinnen in zwei Stundenläufen wiederkommen würden, ließen sie Kaleya mit ihrem immer nervöser werdenden Mann zurück und so blieb dem Eisdrachen nichts anderes übrig, als sich ins Warten zu fügen. Irgendwann stieß auch Andra zu der kleinen Familie und Kaleya nutzte den Moment, um das männliche Nervenbündel loszuwerden. "Mo cridhe, gehst du Erdbeeren sammeln? Andra kann auf Anneen aufpassen." Der Eisdrache spürte, dass Earon sich dagegen sträubte seine Frau alleine zu lassen, doch ein Funkeln aus den Eisaugen reichte, um ihn zu überzeugen. Und so spielte Andra mit der Kleinen, während Kaleya wie ein eingesperrtes Wildtier und mit in den Rücken gestemmten Händen im Wohnzimmer auf und ab lief. Immer wieder hielt sie dabei an und schnaufte angestrengt. Als es später an der Tür klingelte, hüpfte Andra auf und öffnete Tiara und Nathelia die Tür. "Sie ist im Wohnzimmer, kommt rein." Kaleya sah etwas gequält zu den Heilerinnen und versuchte zu lächeln. "Das Kleine ärgert mich immer noch... Die Tritte werden langsam sehr schmerzhaft." Mit viel Geduld tasteten sie den Eisdrachen ab und nickten dann. "Das Kind hat sich noch nicht gedreht, wir können versuchen es in die richtige Lage zu bringen." Panik stieg in der werdenden Mutter auf und Tiara versuchte sie zu beruhigen. "Keine Sorge, alles wird gut. Raus kommen sie alle." Schnappend nach Luft grinste Kaleya schief auf. "Das hat auch keinen Moment länger drin zu bleiben.. sonst bring ich es mit Gewalt raus!"

Und so begannen sie ihren Versuch, während Tiara Kaleya von hinten festhielt, drückte Nathelia an dem Bauch herum, um das Kleine von außen zum Drehen zu bewegen. Ein heftiger Tritt in Kaleyas Rücken war der Dank des Kindes für diese Behandlung. "Oaah... Mutter noch eins!" Irgendwann aber gaben sie den Versuch auf und so begann Kaleya von Neuem auf und ab zu laufen. Bis sie von einer Wehe geschüttelt wurde und innenhielt. "Ich glaube es ist soweit..." Und noch während die Worte geschnauft wurden, merkte Kaleya wie das Nest in ihrem Bauch auseinanderriss. "Lass uns runter gehen, solange es noch geht", meinte Nathelia ruhig und führte Kaleya mit Hilfe von Tiara an den Armen in den Keller. Andra trug Anneen mit hinunter und begann nebenan im Gemeinschaftsschlafzimmer das Abendessen mit ihr einzunehmen. Indessen wurde es im Kellerbad immer ernster, während Kaleya auf der Liege im Bad bemerkte, dass die Wehen in vollem Gang einsetzten. Zu jenem Zeitpunkt war auch Earon wieder zurück gekehrt und die Erdbeeren waren vergessen, es zählte nun nur noch seine Frau zu halten und ihr beizustehen. "Wurde auch Zeit!", schnaufte Kaleya ihrem Gemahl zu und wand sich erneut vor Schmerzen. Er drückte Kaleyas Hand und versuchte seine Frau damit zu beruhigen. Doch die Wehen wurden kamen in immer kürzeren Abständen und quälten Kaleya weiter. "Oaahh... Earon, du hast einen verdammten Dickschädel als Kind!", wetterte sie ihrem Mann atemlos zu. "Es ist ein Beltainekind...", erwiderte Earon, während er ihr jene Worte zuflüsterte und seine Frau fest hielt. Mit gemeinsamer Kraft dann brachten sie Kaleya schließlich zum warmen Wasserbad, und bereiteten alles für die kurz bevorstehende Geburt vor. Und mit beachtlicher Ruhe erklärten die Heilerinnen dem Eisdrachen, dass eine normale Geburt wegen der Lage des Kindes nicht möglich sein würde. Schwer schnaufend hielt sich die Schneiderin an die Anweisungen der Heilerinnen und vertraute darauf, dass sie wussten was zu tun ist.

Mit jeder folgenden Wehe mehr wurden die Flüche wüster und es dauerte noch einige weitere, bis Nathelia bemerkte, dass das Kleine nicht genug Platz hatte, um auf die Welt zu kommen. Irgendwann griff sie zu ihren Messern, um dem Kind mehr Platz zu verschaffen. Die darauf folgenden Momente waren ungleich qualvoller als die Geburt von Anneen es damals gewesen war und die Schmerzensschreie lagen immer dichter beieinander. "Mutter, ich bring dich um!", schrie sie gequält Earon zu. Zitternd blieb sie in ihrer Haltung zurück und stützte sich an Earon, während Nathelia die letzten Schritte einleitete, um das Kind auf die Welt zu holen. Kaleya brüllte dabei so laut, dass es schwer durch die Mauern des Kellers hallte. Als der schlimmste Schmerz vorüber war, kehrte schlagartig Stille ein und der panische Gesichtsausdruck von Earon untermalte nur, dass etwas nicht stimmte. Kaleya hörte leises Wispern, doch sie verstand nicht, was gesagt wurde, denn das Blut rauschte nach der anstrengenden Geburt noch laut durch ihren gesamten Körper. Dann bemerkte sie noch etwas... es gab kein Quäken und kein Geschrei, es war totenstill. Als sie sich panisch umdrehte, beugte Nathelia bereits über dem Kind und atmete für das kleine Wesen mit. "Ge..e.ht.. es .. dem Kind gut?", traute sich Kaleya kaum zu fragen und zitterte dabei noch mehr als zuvor. Wieder zu Earon sehend, hörte sie nur wie er Nathelia vorschlug in das Lied des Kindes einzugreifen. Und obwohl es ihm Kopfschmerzen bereiten würde, zögerte er nicht und würde die Heilerin auf jene Weise unterstützen, wenn es notwendig wurde, um das Kind zum Atmen zu bewegen. Für Kaleya unendlich lange Momente dauerte es, bis ein dünnes Schreien den Raum erfüllte und damit brach sich auch all die Anstrengung und die Angst durch Tränen auf dem Gesicht des Eisdrachens Bahn, als sie den Kopf erschöpft nach unten senkte. "Alles ist gut, alles ist gut kleine Maus!", sprach Nathelia dem Neugeborenen zu und sah dann zu den Eltern. "Ihr habt ein Mädchen zur Welt gebracht." Mit ausgemergeltem Gesicht drehte sich Kaleya um und empfing die kleine Tochter in ihre Arme. Dabei vergass sie alles um sich, als sie dem kleinen Wonneproppen mit den roten Haaren und den babyblauen Augen verliebt ansah. Es war ein ganz besonderer Zauber, ein Band zwischen Tochter und Mutter, welches jede andere Empfindung überlagerte. In den darauffolgenden Stunden wurde das kleine Wesen von Nathelia gewaschen und hergerichtet, während Tiara die frischgebackene Mutter versorgte. Als Kaleya dann wieder auf der Liege lag, drückte Earon ihr das Mädchen in die Arme. Sie sah dem Kind liebevoll ins Gesicht und lächelte glückselig auf, während sie jeden Handbreit der Kleinen fasziniert betrachtete. Earon begab sich zu ihnen auf die Liege und wisperte dann leise zu Kaleya.

"Willst du ihren Namen schon aussprechen?" Darauf betrachtete Kaleya die kleine Dame wieder eingehend und lächelte verliebt. "Und... nun, dann wollen alle deinen Namen wissen, mhh?" Kaleya atmete tief durch und stupste das Mädchen sanft auf die Nase. "Die Kleine wird mit erstem Namen Yvaine heißen, das bedeutet soviel wie Abendstern. Und ihr zweiter Name wird Lilia sein, angelehnt an Earons verstorbene Freundin Lilian von Nebelpass. Yvaine Lilia Auenbacher." Sie legte die Stirn liebevoll an die von Yva und ging in ihrem Mutterglück zu Gänze auf. Leise Zustimmung wurde gemurmelt und auch Andra hatte sich mit Anneen nun zu ihnen gesellt. Am Ende dieses Abends bekam Earon eine verschlossene Schale in die Hände gedrückt, die er zu ihrem Apfelbaum bringen und dort mit einer Segnung zu Ehren Eluives vergraben sollte. Grinsend sah Kaleya ihm nach und bekam von Nathelia noch etwas zugewispert. "Ich glaube er ist perplex." Der Eisdrache nickte etwas und grinste dann koboldhaft auf. "Aye... aber das geht vorbei, was aber niemals vorbeigehen wird... ist das Gefühl der Dankbarkeit für dich und auch für euch, Tiara" Und während sie das sagte, kämpfte Kaleya auch schon mit Tränen in den Eisaugen. "Wenn wir uns erholt haben, werde ich mir etwas schönes für euch überlegen", versprach Kaleya dann den beiden Heilerinnen. Tiara und Nathelia halfen Kaleya indessen hinauf und ließen sie dann mit Andra und Anneen sowie Yvaine zurück. Am nächsten Tag würden sie wieder nach der Kleinen sehen und sie erneut untersuchen. Als Earon später wieder zurückkehrte, wurde noch kurz zusammen gesessen und Kaleya versuchte wieder zu Kräften zu kommen, indem sie das aas und trank, was Andra ihr vorsetzte. Und während der Eisdrache so zur Seite sah, grinste sie schon wieder ein wenig koboldhaft auf. "Du siehst schön aus mit einem Kind auf dem Schoß... du darfst bald sehr oft ein Kind auf dem Schoß halten. Also... Yvaine braucht nun... Wenn ich sie nun vertonen könnte... dann würde sie sagen 'Willkommen Patentante'..." Andra war sprachlos, und doch lächelte sie Kaleya verzückt an. "Das ist wirklich eine schöne Überraschung. Sie ist wirklich süß, der kleine Fratz." Der Abend klang langsam aus und am Ende schliefen alle in dem kleinen Baumhaus, das im Eck des Wohnzimmers eine so friedliche Oase bildete. Earon wachte in der Nacht über seine Tochter, während Kaleya sich von den Strapazen erholte.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Vorsichtig nahm die Schneiderin die kleine Yvaine in die Arme und wiegte sie sanft, bis Anneen am Nachthemd ihrer Mutter zuppelte und ihr dann leise zuplapperte. "Yva, knuddeln... Mama, Yva." Die Eisaugen richteten sich auf den kleinen Schatz an ihrer Seite und dann tuschelte sie ihrer Erstgeborenen zu. "Leg dich auf das Fellbett, mo leannan. Dann könnt ihr heute Nacht zusammen schlafen. Pass auf deine Schwester auf, aye? Sie ist noch ganz klein und braucht viel Wärme." Anneen krabbelte auf das Fellbett und streckte die Arme nach ihrer Schwester aus. Behutsam legte Kaleya das kleine Mädchen neben Anneen und deckte die beiden dann zu. So sah sie dabei zu, wie ihre beiden Mädchen einschliefen und bewachte ihren Schlaf. Ihr seid so entzückend... Und ihr werdet immer behütet sein, versprochen.


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Eona´sala´a´tan





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2018 23:57    Titel:
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~ ~
Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.



    Die Hufen fanden sanft in die feuchte Erde des Nebelwaldes.
    Dicht auf den Fersen des Rehleins hoppelte der kleine Nowjê in wilden Haken und Schlangenlinien. Er war aufgeregt, mindestens so aufgeregt standen auch die Flauschohren des gepunkteten Rehs hinauf. Ein helles Fiepen ertönte im Wald, ein Geräusch welches zumindest von diesem bestimmten Reh lange nicht mehr ausgegangen war. Doch es sprang, es huschte wild durch den Nebel, preschte durch die naheliegenden Gebüsche und Sträucher. Die dunkle, feuchte Nase in den Wind gestreckt sah es sich nach den Rotwildgeschwistern um, welche ruhig am Baumhaus grasten. Völlig im aufgeregten Treiben versunken stieß Eona beinahe in sie hinein, so schnell war sie auf den vier Hufen gerannt. Es waren leise Fiepgeräusche welche von den Anderen ausgingen, doch je mehr sie erfuhr, umso weiter ruckten die fellbesetzten Ohren hinauf. Die Freude über das Gehörte nahm Überhand und so streckte sich der Körper des Rehs bereits hinauf und hinterließ nichts als walden, grüne Haut, schlanke Beine und die empor gestreckte Silhouette einer Waldelfe.
    Sie wusste, sie musste über ihren Schatten springen und den Nebelwald einmal wieder verlassen. Niemand sollte das Gefühl haben, als habe Eona sie vergessen, sie gar zurückgelassen.
    Yvaine, so hieß das kleine Mädchen welches in die geborgensten Menschenarme fand, die Eona sich nur vorstellen konnte.

    Noch in der Nacht schlich sie sich in tierischer Gestalt in den Norden. Die schmalen Hufabdrücke würden sich auch am Morgen noch im Schnee finden. Bedacht und vorsichtig nebeneinander gesetzt als habe sie jeden Moment mit einem Jäger gerechnet. Angekommen, hatte sie abermals die Gestalt gewechselt und sich so leise ihre Gene es zuließen in das Quartier geschlichen. Vorbei am holzumwundenen Schlafplatz, die Treppe hinab. Zuerst hatte sie nur einen kleinen Korb packen wollen, mit einigen kleinen Dingen bei welchen Kaleya ganz bestimmt wusste woher sie kamen. Doch es hatte mehr und mehr hinein gefunden. Eona musste sich eingestehen sie konnte nicht viel zu Menschenkindern sagen, nur selten hatte sie ein solch kleines Geschöpf zu Augen bekommen und doch... sanft schlafend wurde die kleine Yvaine einige Momente betrachtet. Es schien kein Unterschied zur elfischen Meditation, ein milder Schlaf, so unschuldig und rein. Und noch ehe sie entdeckt werden würde, fanden zwei besondere Gaben an den Schlafplatz der Neugeborenen. Sanft schimmernd würde die kleine Rassel ein leises Klingen hinterlassen, während auch ein zart geflochtener Blumenkranz dazu gelegt wurde. Nur heimlich würde er den waldenen Duft Eonas hinterlassen, den Duft des Nebels, den Geruch des unendlichen Lebens.
    Aufgeregt hatte sie mit der Schwester an der Rassel gearbeitet und obwohl die Lindil alle Zeit der Welt hatte, musste sie gestehen.. sie hatte die Schwester tatsächlich ein wenig gehetzt. Schimmernd sollte sie sein, wie das frische Eis welches sich schützend über das Wasser legte. Doch nicht genug das eisige Kleid, auch einige Schneeflocken sollten hinauf gelangen. Einen letzten Blick auf die schlafenden Mädchen gelegt, ein seeliges Lächeln im Gesicht Eonas, wurde das Körbchen für Kaleya in der Küche der Nordlichter hinterlassen.
    Und ehe man sich versah, war die schlanke, grüne Gestalt wieder verschwunden. Wie ein längst vergessener Geist welcher sehnsüchtig versucht hatte etwas zu hinterlassen. Ein stiller Freund, der eine ebenso stille Leere hinter sich zurückgelassen hatte und doch...
    stumm, lauschend und beobachtend, würde die kleine Rehherde immer und immer wieder dieses Haus aufsuchen. Die Augen aus den verschiedensten Farbfacetten durch die beschlagenen Fenster werfen - neugierig, absichernd, schützend. Und wenn man ganz genau hinsah, würde hier und dort auch ein weißes Schlappohr aus den schneebedeckten Gebüschen ragen. Allein die Abdrücke der länglichen Hinterläufe oder die feinen Spuren der zweigliedrigen Hufen wurden hinterlassen.





Das Überraschende macht Glück.
~ ~




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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 19 Feb 2018 14:04    Titel:
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Der Moment während des Rituals in dem ihn seine Erinnerung traf war überwältigend. Denn das erste was er spürte waren ihre Lippen auf den seinen. Ganz langsam entfaltete sich der Kuss und die Erinnerung. Da war mehr als nur Kaleya und er in diesem Augenblick seiner Erinnerung. Das nächste, was er fühlte, war das, was einmal Yvaine werden würde. Damals noch eine runde Kugel, die seine Frau mit sich herum trug. Nochmals ging die Erinnerung etwas weiter und umfasste noch mehr als die drei. Denn während er sie küsste und in seine Arme schlang waren da noch viele weitere Personen. Die Trauzeugen und die Brautjungfer. Viele von ihnen waren im Verlauf der letzten Wochen in Gefahr gewesen, eine davon sogar in tödlicher. Farghus wurde als nächstes Teil der Erinnerung. Wie sehr er den alten Opa vermisst hatte und wie oft er sich gewünscht hatte, dass Farghus oder er bei ihnen gewesen wären. Hinter ihm war den Apfelbaum, den Kaleya und er gepflanzt hatten und aus dem, später in der Erinnerung, die im Bruchteil einer Sekunde an ihm vorbei zog, das niedliche Schnattelfeu heruntergesprungen war um die Honigkekse zu futtern. Den Moment der Liebe war die nächsten Tage noch häufiger präsent gewesen und hatte viel von den Mühen und Entbehrungen vergessen lassen.

Schnurrend lag der kleine Kater zwischen dem Baby und dem Kleinkind. Während Yvaine einfach hauptsächlich schlief und sich an den Körper der Katze schmiegte, das weiche Fell wohl genoss, war Anneen schon etwas weiter. Immer wieder streichelte sie die Fellnase neben sich und kraule sie vorsichtig. Dass ihr von dem Kater keinerlei Gefahr drohte war selbstverstänlich. Doch bei ihr hatte er keine Bedenken haben müssen. Wo andere Kinder vielleicht gezerrt oder gezogen hätten und dem Tier mit ihrem Versuch Liebe zu zeigen vielleicht sogar weh getan, war Anneen stets so vorsichtig und liebevoll. Respektvoll. Vermutlich hatte die liebevolle Erziehung von Kaleya und Earon bei ihr genau die richtige Wirkung entfaltet. Auch die Liebe, die sie ihrer Schwester gegenüber zeigte, beeindruckten Earon immer wieder aufs Neue. In diesem Augenblick fühlte er sich jedoch ganz als Pföti der Kater. Einst ein kleiner Streuner, hatte er doch sein Heim gefunden.

Eine Stimme drang an die Ohren des Katers. Natürlich registrierte er meistens, wenn Menschen etwas sagten und oft behielt er genug Verstand um die Worte sogar zu verstehen. In diesem Augenblick aber war er tief im Bewusstsein des Katers verschwunden und es war mehr ein intuitives Verständnis. Bis diese zwei Worte ausgesprochen wurden, die er immer und in jeder Form verstand. Mo Cridhe! Kaleya sprach ich ihn an und er wollte bei ihr sein. Die Gedanken wurden nur sehr rudimentär im Katzenhirn gebildet, doch er sprang von dem weichen Schafsfell, auf dem die drei geknuddelt hatten und in Richtung der Stimme. Noch während er zu ihr wuselte verwandelte er sich zurück in einen Menschen und wieder schlang er die Arme um sie. So, wie er es am Tag ihrer Hochzeit getan hatte.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 25 März 2018 12:27    Titel: Der Meisterschneiderin Ende
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Schimmernde Lichtfunken erhellten die kleine Schreibkammer im Nordquartier und verzauberten jenen Ort in eine Quelle der Ruhe. Ihre Tochter Yvaine begann viel später nebenan laut zu weinen und das trieb den Eisdrachen dann schlussendlich aus ihrer Höhle. Sie wuselte zu der Kleinen, nahm sie in die Arme und begann sie zu wiegen. "Psst, mo leannan, ruhig. Ich singe dir ein Schlaflied, aye?" Das Mädchen blinzelte ihre Mutter an und sah dann an jener vorbei zum Fenster hin, als hätte ihre Neugierde etwas geweckt. Die Eisaugen Kaleyas sahen nun ebenfalls wie gebannt zum Fenster hinaus und was sich der Schneiderin dort bot, ließ ihr den Atem stocken. Hoch am Firmament, am Nordpolarstern zeichnete sich das Sternenbild der Himmelsharfe klar und doch sanft leuchtend im nächtlichen Schwarz ab. Und an jener Stelle, wo die Saiten zu erkennen waren, flossen mehrere Sternenschnuppen geheimnisvoll funkelnd über das Sternenbild. Eine tiefe Zufriedenheit überkam Kaleya und wie es üblich war, wenn das Glück sie übermannte, begann sie leise aber ganz klar zu singen, nicht nur für Yvaine als ein Wiegenlied, sondern auch für sich selbst.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Die Himmelsharfe

Dort oben an des Himmelszelt ist die Nacht so klar,
es leuchten so unendlich viele Sterne so wunderbar.
Wär ich doch eine dieser flimmernden Himmelsfeen,
könnte von dort auf die Welt und all ihre Schönheit sehen.
Doch Eluive wacht über uns alle von dort,
bist du mal traurig, so blick hinauf zu diesem Ort.
Hoch oben am Nordstern ist ihre Himmelsharfe gelegen,
sie zeigt uns ihre unendliche Schöpfung auf so vielen Wegen.
Schlaf nun in Frieden, mo leannan,
hier wächst du stets behütet heran.


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Noch einige Augenblick sahen die Eisaugen zu jenem Sternenbild hinauf, bis sich der Eisblick wieder auf Yvaine senkte. Die Kleine schlief wieder und so legte sie den Säugling in die Wiege zurück. Aus dem Baumhaus hörte Kaleya dann leise Schritte und Anneen blickte mit verschlafenen Augen zu ihrer Mutter. "Mama, singen. Nochmal...", Kaleya konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken und so begann sie das gleiche Lied nochmal in einer liebevollen Zugabe für ihre Ältere zu singen. Erst als auch sie wieder friedlich schlummerte, ging Kaleya wieder in das Büro zurück und sah ein letztes Mal über die Liste für den Blütenmarkt in Menek'Ur. Es gab wie immer noch viel zu tun und mit einem Seufzen ergänzte sie die Liste mit den geplanten Schneiderwaren. Umso mehr sie beim Schreiben darüber nachdachte, umso trauriger wurde sie auch. Früher hatte ihr das Handwerk so viel Freude bereitet, nun aber war es zu einer Last geworden, die sie neben der Gemeinschaft und der Familie tragen musste. Die Arbeit wurde getan, weil es nötig war, doch seit einer ganzen Weile erfüllte es sie nicht mehr mit Zufriedenheit und Glück. Mit einem Drachenschnauben wurde die Liste weggepackt und Kaleya verließ das Nordquartier, um am naheliegenden Argantfels etwas Ruhe zu finden. Es gab Momente im Wald, in denen sie es einfach nur genoss Eluives Schöpfung zu betrachten und den Frieden zu spüren, der sich in ihr dann immer einstellte. Und in diesen seltenen Momenten, wenn sie ganz für sich war, dann sang sie mit den Vögeln zusammen ihr Lied. Ein Lied, dass aus den Tiefen ihrer Seele kam und sie in aufwühlenden Zeiten stets erdete.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Am Argantfels

Hier im Walde könnt' ich mich verlieren,
fühl mich frei mit all euch Tieren.
Unter jedem noch so kleinen Stein,
hier überall ist euer behütetes Heim.
Und den Frieden, den Eluive mir hier bringt,
er lässt mich wieder werden zu einem unschuldigen Kind.
Keine Last, keinen Ärger und keine Sorgen,
in ihrer Welt fühle ich mich stets geborgen.
Diesen Frieden will ich hinaustragen in die Welt,
damit auch andere spüren die Liebe unter ihrem Sternenzelt.


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Als Kaleya mit einigen gesammelten Kräutern wieder in das Nordquartier zurückkehrte, war Andra bereits im Wohnstübchen und sah nach den Kindern. Mit einem Lächeln wuselte Kaleya zu ihr und setzte sich dann ebenso auf eines der Kissen in der Sitzecke. "Kaleya, kannst du dir meine Rüstung nachher mal ansehen? Die hat in den Höhlen ein bisschen was abbekommen." Der Eisdrache grinste koboldhaft und nickte Andra dann zu. "Mach ich, Liebes. Ich glaube aber, dass du dir bald jemand anderen suchen musst für solche Arbeiten. Vielleicht ja Amelie? Ich möchte Nadel und Faden niederlegen und gegen Instrumente tauschen, die Harfe vielleicht oder einen Dudelsack? Mal sehen, ob mir das jemand beibringen kann... Talianna hat früher im Bunten Kessel immer so schön Musik gemacht, es war stets schön ihr zuzuhören. Die Stimme zum Singen habe ich glaube ich, und mit Übungen lerne ich das Musikmachen bestimmt. Dann könnte ich neben den vielen Geschichten und Gedichten, die ich schreibe, vielleicht auch mal irgendwann Lieder komponieren. Das würde mich glücklich machen." Andra sah Kaleya lange an, nickte dann aber fest. "Hauptsache du wirst damit glücklich. Und ich bin schon gespannt auf deine ersten Lieder. Wenn du viel übst, wirst du bestimmt eine Harfnerin oder wie das heißt. Singst du mir etwas vor?" Mit einem Blinzeln sah Kaleya zu Andra, dann aber nickte sie ein wenig. Kurz wurde zum Baumhaus gewuselt, wo Earons Harfe stand, dann setzte sich Kaleya wieder neben Andra auf die Kissen. "Ich habe Earon schon oft zugesehen, wie er an der Harfe gezupft hat. Ich versuche es mal." Und so wurden die ersten vorsichtigen Zupfer an den Saiten unternommen, bis eine Melodie gefunden war, die nur aus zwei sehr subtilen Tönen bestand.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Die Hüter des Nordlichts

Ein heimeliges Quartier gibt es hier oben im Nord',
die Hüter des Nordlichts sind zu finden an jenem Ort.
An gemütlichen Abenden sitzen wir bei Honigkeksen und Tee zusammen,
genießen das Knistern und Flackern der wärmenden Kaminflammen.
Ein jeder hat hier ein liebevolles Heim gefunden,
es sind so wunderbar herzerfüllende Momente und Stunden.
Keinen schöneren Ort kann ich mir vorstellen als diesen,
haben schon durchlebt so einige schwere Krisen.
Zeigen jene Herzlichkeit und Liebe jedem der sie sucht und benötigt,
an diesem Ort wird immer brennen ein einladendes Licht.


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Andra begann zu grinsen als das Lied zu Ende war und nickte Kaleya erneut zu. "Also Talent hast du, und das mit dem Üben wird bestimmt auch. Lass dir doch von Aleyna oder Gunnar ein paar Instrumente machen. Und vielleicht findest du ja in Adoran jemanden, der dich unterrichtet. Oder einen Skalden bei den Thyren?" Ein glückliches Lächeln lag auf Kaleyas Lippen wie Andra so zu ihr sprach. "Aye, ich denke das lässt sich alles finden. Aber nun lass uns erstmal Kekse backen. Und du hilfst mir!" Der Schabernack stand dem Eisdrachen dabei ins Gesicht geschrieben. Auch der verzogene Flunsch von Andra half nichts. Wer Kekse verschlang, musste auch irgendwann lernen sie herzustellen!
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 29 März 2018 06:44    Titel: Neue Zeiten
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Nasewackelnd saß Kaleya am Küchentisch im Nordquartier und brütete wie eine alte Glucke über zahlreichen halbfertigen Papieren. Das Eisblau spinste dann auf dieses Chaos und betrachtete ein noch leeres Zettelchen. "Mutter, was soll ich nur schreiben... Wo fange ich an. Grumph..." Kaleya widmete sich einem anderen halbfertigen Schriftstück. Und während sie so daran werkelte zahlreiche Briefe an diverse Empfänger aufzuschreiben, begann das Näschen wieder wie von selbst vor sich hin zu wackeln. In ihren Gedanken ging sie dabei die letzten Abende durch und fragte sich, ob diese in der Summe ihrer Ereignisse ein Zeichen Eluives gewesen waren.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Nach dem Ausverkauf der letzten Schneiderwaren im Nordquartier hatten sich Earon, Andra und Kaleya mit den beiden Mädchen auf den Weg nach Adoran begeben, um dort dem Lagerfeuerabend des Lehrhospitals in gemütlicher Runde beizuwohnen. Und dort hatte sich die Wassergrippe mit einem weiteren Erkrankten deutlich gezeigt. Der Herr war isoliert und später auf den Außenposten des Lehrhospitals gebracht worden. Nachdem sich der Trubel gelegt hatte, platzierten sich die Übriggeblieben wieder um das Lagerfeuer und genau hier hatte Eluive dem Eisdrachen einen Wink gegeben, der eine Richtung vorgab, mit der sie nicht gerechnet hatte. Darian vom Konzil hatte sich mit der Laute neben Malena gesetzt, die eine Schalmei zurechtgelegt hatte. Und so war herausgekommen, dass die Leiterin des Lehrhospitals den schönen Künsten fröhnte. Das vorsichtige Angebot des Eisdrachens ein leises und zaghaftes Lied zur Begleitung zu singen, wurde angenommen und so brachte Kaleya ihre Gedanken hervor, die sich noch ganz um die Wassergrippe drehten. Und dabei fühlte es sich trotz der Schwere des Themas so natürlich an den Gedanken freien Lauf zu lassen und damit nicht nur die eigenen Gefühle auszudrücken, sondern auch die der Zuhörer zu belegen wie mit einem sanften Nebelschleier.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Die Wassergrippe

Hier in Adoran gefällt es uns gar sehr,
doch momentan macht uns etwas das Leben schwer.
Es geht eine seltsame Krankheit um,
drum tragt einen Mundschutz und seid nicht dumm.
Was auch immer es ist, was uns braven Bürger plagt,
hier hat bisher noch kein Heiler verzagt.
Ob Temora, Eluive oder Hoteras selber,
egal zu wem ihr betet, hoffentlich werdet ihr nicht blau oder gelber.
Wenn ihr erste Anzeichen an euch seht,
hoffentlich, oh ihr Götter, ist es dann für euch nicht zu spät.
Ganz gleich ob reich oder arm,
diese Krankheit kennt keinen Charme.
Drum liebe Leut, seid wachsam und stets besonnen,
denn die Götter haben auch für euch ein langes Leben ersonnen.
Doch nun lasst uns hoffnungsfroh sein und voller Glaube,
denn diese Krankheit wird irgendwann zu Staube.
Es wird kommen der schönste Tag,
an jenem ein Heiler sagt: Ich habs!

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Mit einigem Beifall war das Trio beklatscht worden und insbesondere Kaleya hatte sich darüber gefreut, dass sie die Stimmung am Lagerfeuer mit ihrem Gesang untermalen hatte können. Darian hatte dann ebenfalls den Gesang wieder aufgenommen und hin und wieder wurden die Strophen zur Unterstreichung aufgegriffen und nachgesungen. Und dann war der Moment gekommen, in dem der Fluss aus Emotionen den Eisdrachen zu einer weiteren Gesangseinlage geführt hatte, ohne dass sie es zuvor groß hatte ankündigen müssen. Es sprudelte einfach aus ihr heraus.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Das Lied vom Katerfisch

Hier am Feuer sitzen wir,
bei Met und Wein das gelobe ich mir.
Im Schein der Flammen vergessen wir Leid und Sorgen,
egal was kommt am nächsten Morgen.
Und wenn es auch ein Kater ist,
dann trink beim nächsten Mal weniger... Mist!
Doch einen Rat, den gebe ich dir,
egal ob Wein, ob Met oder Bier.
Iss einfach einen deftigen Fisch,
dann bist du nach dem Suff bald wieder frisch!
Und wenn auch das nicht hilft am Ende dir,
dann... nun, trink einfach das nächste Bier!

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Wieder hatte es anerkennendes Klatschen gegeben und es war das typische Nasewackeln des Eisdrachens gefolgt. Und so war dieser musikalische Abend erst spät ausgeklungen. Kaleya hTtee sich alleine auf den Heimweg gemacht und dort nach Kind und Kegel gesehen, da sich Earon mit Andra und den Kindern schon früher auf den Heimweg gemacht hatten. Sicher war, dass sie nach der Uraufführung auch eine Nachholung der beiden Gesangseinlagen erhalten würden, nachdem sie jene nicht mitbekommen hatten.

Am nächsten Morgen hatten sie sich mit Aly, Earon und ohne die Kinder auf den Weg nach Menek'Ur gemacht. Später stießen auch Arvinul, Gunnar und Andra dazu. Wie immer hatte reges Treiben geherrscht und auch flirrende Hitze. Kaleya war froh, dass sie unter dem Baldachin etwas Schatten abbekam, denn Hitze mochte der Eisdrache so gar nicht. Während sie sich mit einem Seidenfächer Luft zugewedelt hatte, sah sie aus der Ferne wie Andra und Aly mit einem hinter dem Rücken versteckten Ding auf den Stand zusteuerten und wenig später den Befehl gaben, dass sie die Augen schließen sollte. "Wehe ihr legt mir eine Schlange in die Hände!", qietschte Kaleya, vertraute dann aber darauf, dass die beiden nichts dergleichen taten. Und so war etwas in ihre Hände gelegt worden, was sie noch nicht einzuordnen wusste.

Holzig. Größer. Mittelschwer. Was war das? Als sie die Augen endlich wieder öffnen hatte dürfen, sah sie in ihren Händen ein seltsames Musikinstrument. Sie hatte ein solches noch nie zuvor gesehen und betrachtete es erst einmal eingehend von oben bis unten. Kaktusblüten waren in den Körper des lautenähnlichen Instruments geschnitzt. Der Hals war etwas länger als bei einer Laute. Einiges drehen und wenden war gefolgt, bis Kaleya Earon das Instrument in die Hände gab, bevor ein überfreudiger Knuddler an Andra und Aly ging, kurz darauf auch ein Quietscher des Glücks und überschwenglich geschnatterte Worte. Ihr erster eigenes Instrument, das sie schon jetzt mit Freude erfüllte, obwohl sie noch nicht einmal wusste wie man mit diesem spielen konnte. Noch einmal hatte sie die beiden Hüterinnen freudig angesehen und dann abermals aus den Augenwinkeln gemerkt, wie sich noch jemand an den Stand begab. Wenige Augenblicke später hatte Kaleya wieder einen Wink Eluives erhalten. Die Menekanerin mit dem Namen Hanieh hatte sich und kurz darauf die Saz vorgestellt, jenes Instrument auch aus ihren Händen stammte. Ein kurzes Spiel auf den Saiten war gefolgt, um Kaleya zu zeigen, wie man die Saz richtig hielt und spielte. Mit großem Bedauern hatte Kaleya der Menekanerin dann mitgeteilt, dass sie erst am Anfang einer langen Ausbildungszeit stand und noch nicht einmal einen Lehrer gefunden hatte. Und so kam es schließlich, dass Hanieh ihr Unterrichtsstunden auf der Saz anbot und Kaleya ihr dankbar dafür den Blondschopf zuneigte. "Ich werde euch schreiben, wenn ich einen Lehrer gefunden habe und mich ein wenig mit den Zupfinstrumenten vertraut gemacht haben. Möge euch Mutter bis dahin behüten!"

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Kaleya lächelte bei den vielen schönen Gedanken daran, wie die kommende Zeit wohl laufen würde. Sicher war, dass sie nun wieder in die Lehre ging, wenn sich ein mutiger Lehrer des Eisdrachens annahm. Summend schrieb Kaleya weiter an den Briefen herum und hing dabei immer wieder verträumten und bunten Gedanken hinterher. Einer dieser bunten Gedanken war eine ausgeheckte, kleine Frechheit für Guineas, der sich neuerdings im Fischverkohlen probierte, damit er das Kochen und Backen lernte. Honigkekse also! Es sah ganz so aus, als wenn der kleine Geselle bald zu einer Legende wurde!
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 13 Apr 2018 06:56    Titel: Wuseliges Bardentum
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Zufrieden und mit leisem Summen wuselte Kaleya mit ihrem Kräuterkorb im Arm zum Nordquartier zurück. Der Tag war wieder einer jener gewesen, an dem sie die Zeit völlig vergessen hatte, während sie im Wald unterwegs gewesen war. Gleichsam hatte Kaleya diesen Ausflug benötigt, um sich von der vielen Schreibarbeit der letzten Tage zu erholen. Sowohl die ausgeheckte Frechheit für Guineas als auch der Brief an Malena waren nun fertig und es waren nun nur noch einige Rätsel für den kommenden Rätselabend, die zu Papier gebracht werden wollten. Als Kaleya gedankenverloren in das Nordquartier eintrat, roch sie die leicht verkohlte Note von Fisch und sie seufzte ein wenig. Der Übeltater war allerdings weit und breit nirgends zu sehen. Die Kräuter wurden indessen in ihrem Körbchen auf den Tisch gestellt und der Eisdrache begann dann damit jene zu ordentlichen kleinen Sträuschen zu binden. Die friedvolle Ruhe hielt nur solange an, wie sie alleine war, denn einige Zeit später betrat Guineas das Nordquartier. Und noch während die beiden sich über Mutter und die Welt unterhielten, wurde Kaleya das nächste Manöver klar, welches der Druide da begann. Tief seufzend setzte sie sich neben ihn auf einen Hocker und sah der aktiven Fischverkohlung zu. Als es schon wieder zu schmoren begann, wurde das einzig wahre getan, was in diesem Moment noch helfen konnte. Guineas bekam die ausgeheckte Frechheit zu hören, in der Hoffnung, dass er damit motiviert wurde den Fisch richtig durchzubraten, damit er eines Tages die nötige Erfahrung hatte. Schließlich fing jeder Honigkeksbäcker mal klein an!

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Der sagenhafte Honigkeks

Man munkelt es gibt da einen Keks der besonderen Art, so stärkend und gleichsam doch so wunderbar zart.
Man weiß nicht genau wie es wird vollbracht, wenn er wird gebacken heimlich in stiller Nacht.
Ganz sicher ist leckerer Honig in dem kleinen Ding, welches schmeckt so manch Erwachsenem und
sowieso jedem Kind.
Probiert einmal diesen besonderen Gesellen, er wird alles aus eurem keksigen Dasein in den Schatten stellen.
Krümelt ruhig voll den guten Schoss damit, auf das jene Eigenart gehört bald zu guter Sitt'.
Ob mit Kräutern vom Argantfels oder mit Hagebutten drin, mit süßer Erdbeerglasur macht er noch mehr Sinn.
Lasst euch nicht täuschen von gar schlechter Imitation, bei Kaleya gibt es die einzig wahre Honigkeksfraktion.
Man hört sogar schon munkeln über den Tellerrand, es wäre eine Katastrophe, wenn ausbrechen würd' der Keksnotstand.
Ein Heilmittel gegen diese süße Leidenschaft ist nicht in Sicht, für so manchen wurd' dieser gemeine Geselle bereits zum täglichen Hauptgericht.
Doch einmal ehrlich, lasst euch das sagen, so ein Honigkeks ist schon wirklich überragend.
Drum macht das Mäulchen ruhig weit auf, und schlagt euch voll damit den knurrenden Bauch.
Aber schnappt euch nicht zu viel von dem schmackhaften Honigkeks, denn wer Guineas kennt... der versteht's.
Bei Honigkeksen wird er zum Berserker, denn die machen ihn... klar allgemein bekannt noch viel, viel
stärker!

gewidmet an Guineas im Götterjahr 261

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Breit grinsend wurde Guineas beguckt als das Lied sein Ende fand und zwischen den Liedstrophen hatte es bereits erste Erfolge gegeben. Der arme Fisch war halbwegs goldbraun geworden und nicht zu einem Häufchen Asche verkohlt. Lachend und ausgelassen wurde der Abend und zu späterer Stunde gesellte sich auch eine Bekannte von Guineas ins Nordquartier. Wie sich später herausstellte war es die Nichte von Enid, was Kaleya besonders freute, denn sie kundete Interesse an der Gemeinschaft an. So wurde ihr einiges über die Nordlichter erzählt und schließlich nahm sie Amanda als Mitglied in die Gemeinschaft auf. Die Zeit würde zeigen, ob sich die Heilerin als weitere Stütze der Gemeinschaft hervortun würde.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Tage später wuselte Kaleya aufgeregt Richtung Adoran, um sich mit Malena zu treffen. Es war wie ein Zauber, der über dem Eisdrachen lag, denn ihre Fragen machten den großen Blondschopf nur noch aufgeregter und als sie am Lehrhospital angelangt war, schnappte sie erst einmal nach Luft. Malena war bereits da, als Kaleya an der Tür klingelte, winkte den Eisdrachen hinein und packte dann noch einen Korb mit einigen Leckereien und Säften zusammen. Kurz darauf brachen sie beide zu ihrem Ziel an den Weiher von Kronwalden auf, um sich dort gemütlich an das Ufer zu setzen und sich zu unterhalten. Dabei erfuhr Kaleya vieles von Malenas Vergangenheit und auch über die Wirkung von Liedern auf die Gefühle von Menschen wie Tieren. Auch die unterschiedlichen Meinungen darüber, ob die Kunst des Bardentums das Liedgefüge veränderte, überraschte Kaleya. Sie würde mit Earon darüber sprechen, wie es aus Sicht der Druiden zu betrachten war. Am Ende des Gesprächs stand fest, dass Kaleya als erstes Instrument den Schellenkranz wählte. Sie würde viel üben müssen, doch Malena bot ihr ihre Hilfe an und gab ihr auch eine erste Aufgabe mit auf den Weg. Der Eisdrache sollte sich in den Wald begeben und dort den Klängen der Natur lauschen. Die einzigartige Melodie von Mutters Schöpfung zu erkunden, war dabei eine dankbare Aufgabe und sie freute sich bereits darauf die Erkenntnisse mit Malena zu tauschen. Beschwingt trennten sich die beiden dann und zogen sich zur Abendruhe zurück. Und während Kaleya nach Junkersteyn wuselte, summte sie fröhlich vor sich dahin.
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 09 Mai 2018 22:35    Titel:
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Über Worte:

Es gab viele Unterschiede zwischen Druiden und den Dienern Alatars. In einem Punkt waren sich beide jedoch vollkommen einig. Worte waren eine mächtige Waffe und sie zu schulen war wichtig. Ob zum Bekehren, Überzeugen, Schmeicheln, Manipulieren oder Lügen, es gab so viele Anwendungsmöglichkeiten, wie man mit den richtigen Worten viel erreichen konnte. Doch da waren noch bedeutsamere Gründe, sich im Wort zu schulen. Um darüber zu sprechen oder auch nur in Gedanken zu fassen, was man fühlte, wollte, hoffte oder sehnte. Der dadurch mögliche Austausch und die Verständigung mit den Mitmenschen war es letztlich, was das Leben ausmachte.

Beeindruckt verfolgte er nun seit fast zwei Jahren, wie es eigentlich geschieht, dass Menschen das Sprechen lernen. Wieder eines dieser kleinen Wunder, die er mit seiner Familie erleben durfte. Anneen war ihrer kleinen Schwester natürlich weit voraus! Bald würde sie zwei Jahre alt werden und es war immer wieder verblüffend, wie schnell sie auf einmal lernte. Bei Yvaine sah es da noch ganz anders aus. Sie würde vielleicht bald ihr erstes Wort sprechen und bisher war es eher Gegacker, was aus ihrem Mund kam, neben dem unvermeidlichen Geschrei des Neugeborenen. Sie hatte noch keine andere Möglichkeiten sich auszudrücken und entsprechend schwer war es herauszufinden, was sie nun wollte!

Wenn Anneen nun etwas wollte, dann war es ihr mittlerweile sehr oft möglich dies auch - zumindest mit dem guten Willen eines Vaters - nachzuvollziehen. "Papa Saft!", "Papa schau!", "müde..." oder "Hunger!" und je mehr sie sprach umso mehr lernte sie wohl auch, wie wichtig Worte waren. Dabei konnte sie zwar noch keine komplizierteren Zusammenhänge ausdrücken, aber immerhin sich verständlich machen. Besonders süß anzusehen war natürlich, wenn sie mit ihrer kleinen Schwester sprach! Meistens wollte sie dann etwas mitteilen und Yvaine hörte zu und manchmal quakte und gackerte das kleine Entchen dann ebenfalls drauf los, was Anneen wiederum zum Gackern und Giggeln brachte. Die beiden so zu beobachten, war für Earon eine der größten Freuden.

Was wohl das erste Wort von Yvaine sein würde? Da gab es einige heiße Kandidaten und "Mama" würde vielleicht das Rennen machen, eventuell auch "Oma". Doch da war etwas gewesen, was vielleicht in eine andere Richtung deutete. Als er neulich bei den beiden saß und sie beobachtete trug es sich zu. Während er auf einem Sessel saß und einen Brief durchlas, spielte Anneen mit Yvaine, die auf ihrer Decke strampelte. Wie die kleinen Kinder so waren lenkte etwas die Aufmerksamkeit der älteren Schwester auf sich. Was es war konnte Earon nur vermuten. Er nannte das immer "Schmetterling", wenn Anneen plötzlich sich auf etwas ganz anderes fokussierte. Der Brief senkte sich etwas und er beobachtete was als nächstes passierte. Zunächst einmal war Yvaine offenbar etwas verwirrt, dass Anneen weggelaufen war und schaute so niedlich, wie es nur ein verwirrtes Baby kann. Dann kam ein erster Schrei von dem kleinen Wesen und es klang anders als das übliche Geplärr. Für einen Augenblick meinte er so etwas wie ein langgezogenes "neeehn" zu verstehen. Verwundert stutzt Earon und war gerade dabei den Brief wegzulegen und zu dem quakenden Entchen zu eilen, jemand anderes war aber schneller! Sofort als es angefangen hatte, war Anneen wieder zu Yvaine geeilt, um nach ihrer kleinen Schwester zu schauen. Sofort schwang deren Stimmung um und sie hörte auf zu quäken. In Sekundenschnelle waren alle Tränchen wie weggeblasen und das kleine Wesen gackerte und Quietsche fröhlich. Ziemlich putzig sah es schon aus, wie die beiden Schwestern dann miteinander kuschelten.

Wann würde Anneen ihren ersten ganzen Satz sprechen, wann Yvaine ihr erstes Wort sprechen? Wie würde es erst werden, wenn die beiden alt genug waren um miteinander zu sprechen und zu spielen? So viele kleine Wunder und Schritte lagen noch vor ihnen. Die Zeit würde es zeigen. Irgendwann würden die beiden dann sicher auch die Kunst des Wortes von ihren Eltern lernen und Kaleya sang und summte und spielte nun so viel, dass mindestens Anneen auch bald damit anfing.
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 31 Mai 2018 18:32    Titel:
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Krankheit und Erholung


Seit er Kaleya kannte, hatte er seine wuselige Frau eigentlich nur einmal wirklich Pause machen sehen und nicht in ihrer übrigen Wuseligkeit herumhuschen sehen. Als Yvains Geburt immer näher gerückt war, lies das kleine Entchen ihr keine Ruhe. Nun also krank! Es hatte mit etwas Niesen angefangen und war dann im Lauf einer Woche schlimmer geworden. Hühnerbrühe, heißer Tee, Bäder mit Kräutern und Salben hatten nichts gebracht. Sicherlich, es war immer eine Option eine Heilung über das Lied Mutters zu erlangen. In sekundenschnelle konnte man Verwundungen, Krankheiten, Gifte und Siechtum aufhalten, wenn man wusste, welche Klänge und Melodien man verstärken oder schwächen musste. Oder aber wenn man direkt mit der leisen und doch besonders harmonischen Musik des Lebens hantierte. So ein Eingriff barg jedoch auch immer Risiken. Zum einen konnte man Fehler begehen, so wie jeder Heilkundige, der mit dem Mittel seiner Wahl und deren gab es unendlich viele, der seiner Arbeit nachging. Zum anderen aber, konnte so eine Heilung mit erhöhter Geschwindigkeit auch den Körper träge machen, ihn dann immer nach dieser Art der Energie hungern, wann immer eine Wunde anstand. Dabei die Balance und das Gleichgewicht zu wahren, war fast immer schwieriger als die Melodien richtig zu weben.

Gerade im Fall des Eisdrachens war es deshalb vielleicht durchaus angemessen, dass man einmal darauf verzichtete. Und doch, es war wieder einmal eines der wundervollen Erlebnisse, die er mit seiner Familie so oft erlebte. Yvaine und Anneen wurden sehr viel ruhiger, stiller und doch nicht traurig oder unglücklich. Dass ihre Mama, die sie beide so unfassbar liebten, auf einmal ruhiger und schwächer war, ließ sie zurückhaltender und genügsamer werden. Von Anchia und Laidir war Earon eh wie immer begeistert. Die Familie wurde jeden Tag mit Köstlichkeiten versorgt und beide hüteten die Kinder, wann immer es bei Kaleya etwas schlimmer wurde. So konnten sie alle in diesen Wochen, auch wenn sie begleitet waren von Entbehrungen und Mühen, auch etwas Kraft schöpfen und Ruhe finden.

Die Welt indes drehte sich weiter. Kämpfe wurden ausgefochten, Intrigen gesponnen, ironischer Weise wütete eine Seuche, Bauten errichtet und Pläne geschmiedet. Für zwei Wochen war es an der kleinen Familie in Junkersteyn vorbeigezogen. Bald würden sie wieder daran teilnehmen, das Nordquartier wieder vom Lachen (und Weinen) der kleinen Kinder erfüllt und das Gesumme von Kaleya zu vernehmen sein. Auch Earon würde dann wieder Zeit haben durch den Wald zu streifen, mit seinen Brüdern zu sprechen oder den Regimentsdrachen heimzusuchen. Nur noch etwas Kräfte schöpfen und einige Tage Erholung.
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Andarios Seldan





 Beitrag Verfasst am: 05 Jun 2018 22:43    Titel:
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Zuletzt bearbeitet von Andarios Seldan am 05 Jun 2018 22:44, insgesamt einmal bearbeitet
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 05 Jun 2018 22:44    Titel:
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Gute Nacht Geschichte


Es war einer dieser Abende, wo "zu Bett gehen" oder "du musst jetzt schlafen, mein Schatz!" wenig Erfolg hatten und Anneen einfach noch nicht müde war. Meistens war sie ein braver Engel, aber ab und an, da kam dann doch der nestash'sche Dickschädel durch. Auch wenn die Jagd erschöpfend war, dieser Notfall ging vor und musste zuerst gelöst werden. Nachdem sie dann schon zumindest im Bett lag, war ein großer Schritt getan, nur wirklich schlafen wollte sie noch nicht!

"Papa, Geschichte!", murmelte Anneen dann leiser und riss Earon aus seinen Gedanken, die ihn viel zu oft gefangen nahmen, gerade, wenn er so entspannt bei seinen Töchtern am Bett saß. "Hmm?", erwiderte er etwas verlegen und streichelte ihr über den Schopf. "Geschichte bitte...", wiederholte sie nuschelnd. Das Lächeln auf seinem Gesicht wurde breiter, denn sie war schon jetzt sehr wohlerzogen, wenn es um ihre Wünsche ging. Kurz überlegte er, denn er hatte keine Geschichte dabei und eine innere Stimme gemahnte ihm, nun nicht aufzustehen und ein Buch zu holen, sondern bei der Kleinen zu bleiben. Improvisieren also!

"Eine Geschichte, da muss ich nachdenken.", fing er an und kaufte sich etwas Zeit. Sogleich machte es Anneen sich kuscheliger im Bett und zog die Decke etwas hoch. Der Geruch des kleinen Sieg des Papas lag in der Luft und dass er ihn roch war ein gutes Zeichen, dass nun nicht auch noch Yvains Windeln gewechselt werden mussten.

"Hab ich dir je die Geschichte vom Schnattelfeu erzählt?", begann er seine Geschichte. Natürlich wusste er, dass er bisher davon nicht erzählt hatte, auch wenn Anneen dem kleinen Wesen schon einmal begegnet war. Damals bei der Hochzeit von Kaleya und Earon. Doch sie war damals noch sehr viel kleiner gewesen. So schüttelte sie den Kopf und wieder dachte er kurz nach, denn eigentlich war über die Geschichte des Schnattelfeus sehr wenig bekannt. Ah, doch da gab es etwas.

"Das Schnattelfeu ist grün, hat Blätter und kommt aus dem Wald! Von allen Beschreibungen, war das die einzige, die dem kleinen Ding je gefallen hat. Es ist nicht so groß und genauso verspielt und lustig wie du!" Die Worte brachten Anneen sofort zum kichern und glucksen. "Es ist vor vielen Jahren aufgetaucht und hat mit uns gespielt. Doch man muss sehr lieb sein, damit es sich einem zeigt. Am besten hat man ein paar Erdbeeren dabei! Es liebt Erdbeeren. Kleine, fruchtige Walderdbeeren und große, saftige, süße Erdbeeren. Oh, das ist ja auch wie bei dir...!" Wieder grinste Earon seine kleine Tochter an und merkte, dass sie sich wieder freute. Ein müdes Gähnen kam ebenfalls von dem Würmchen und es entspannte zunehmend in ihrem Bettchen. Kurz fuhr er sich mit der Hand hinters Ohr und ließ die Magie im Lied Eluives fließen. Durch einen gezielten Eingriff, den er über Jahre verbessert hatte, wuchs eine kleine Erdbeere und schmiegte sich an seine Finger an. Als er sie wieder hinter seinem Ohr hervor zog, reichte er Anneen diese, die sie mit großen Augen musterte und sofort aß, als Earon sie ihr zum Mund führte. Kaum war sie mit einem Happs verschwunden, schlossen sich die kleinen Äuglein auch für einige Momente. Doch so leicht war der Kampf um die Schlafenszeit noch nicht gewonnen.

"Wenn das Schnattelfeu aus seinem Versteck kommt, dann macht es immer ganz ulkige Sachen. Im Winter springt es von Schneewehe zu Schneewehe und verschwindet teilweise ganz! Und wenn Erwachsene was sagen, dann macht es trotzdem immer, was es will." Kurz kamen Erinnerungen an eine finstere Höhle, einen erschlagenen Dämon und die kleine Svanhild hoch. "Außerdem liebt das Schnattelfeu die Tiere und Pflanzen, die Bäume und Blätter. Es hat auch einen kleinen Teddy, so wie du ganz viele.". Wenn Yvaine so viele Plüschtiere bekam, bräuchten sie noch ein Haus. Aber Earon fand die Stofftiere ja auch irgendwie ganz süß. Die Zeit, wo die beiden Kinder zu alt für sowas waren, würde schon noch kommen und dann wohl wieder gehen. "Was dem Schnattelfeu auch ganz viel Spaß macht sind kleine Regenwolken, die deinen Papa ärgern. Es mag nämlich auch Feuer nicht so gern..." Kurz spähte er herunter und stellte fest, dass die Augen schon geschlossen waren. "Mit seinen Freunden reibt es sich die Nase. Wer nicht Nase reibt, der macht was falsch! Und das Schnattelfeu hat viele Freunde. Ganz viele, die die Natur im Herzen tragen, haben schon mit ihm gespielt. Einmal hat es mir eine ganz große Erdbeere gegeben! Das war eine ganz besondere Erdbeere. Eine Zaubererdbeere! Und als Papa die Erdbeere gegessen hat, da...". Was es war, was die Erdbeere mit ihm gemacht hatte, wurde nicht mehr ausgesprochen, als die Worte verklangen. Das ruhige Atmen der Kleinen verriet, dass sie ins Land der Träume gewechselt war. Noch eine Weile saß er an ihrem Bett und sah ihr beim Schlafen zu. Bis er ganz vorsichtig aufstand und den Raum verließ. Ein kleiner Sieg für die Elternschaft und ein glückliches, schlafendes Kind!






Zuletzt bearbeitet von Earon Auenbacher am 05 Jun 2018 22:50, insgesamt einmal bearbeitet
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 17 Nov 2018 12:52    Titel:
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Yvains erster Schnee

Seit der Sommersonnenwende waren dei Tage immer kürzer geworden. Mit jedem Tag schenkte die Sonne ihr Licht etwas weniger und die Hitze des Sommers entschwand langam. Die Blätter der Bäume säumten bald die Wege und Wiesen, der Herbst war gekommen.

Die meisten Menschen waren wohl eher Freunde der Wärme des Sommers. Wenn man nur in kurzer Hose und leichtem Hemd herumlief und wenn es zu heiß wurde in den See sprang. Nicht so jedoch in einem Haus in Junkersteyn, hoch oben im Norden. Dort saß ein kleines Mädchen, etwas älter als zwei Jahre, regelmäßig am Fenster und schaute gebannt hinaus. Wann würden die ersten Flocken fallen? Die reine und ehrliche Freude des Mädchens begeisterten Earon stets aufs neue. Doch noch brauchte der Schnee und noch waren nicht alle Blätter gefallen.

Bis dann vor einigen Tagen aus dem Vorraum ein vergnügtes Quietschen zu hören war. Sofort erweckte dieses Geräusch Earons Aufmerksamkeit. Was hatte Anneen wohl entdeckt oder ausgeheckt? Die schlafende Yvaine im Arm stand er von den bequemen Sesseln in der Wohnstube auf und ging herüber. Aus der Küche streckte Kaleya ihren Kopf herüber und alle Aufmerksamkeit war bei Anneen. Die kicherte wieder nur vergnügt, als hätte sie fast erwartet, dass ihr Ausbruch an Freude rasch die Aufmerksamkeit der ganzen Familie auf sich zog. Sogleich plapperte sie drauf los, "Schnee!".

Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er den Glanz in den Augen der Kleinen sah bei der Verkündung dieser Nachricht. Ein kurzer Blick zu seiner Frau, die nicht minder begeistert war von der Nachricht wie Anneen selbst. Die beiden Eltern kamen rasch herüber zu ihr und so drängten sie sich, Yvaine zwischen ihnen, vors Fenster. Die Jüngste der Familie verschlief derweil erstmal alles. Mit dem Blick auf den kleinen Garten, die Hühner und die nun schon sehr herbstlichen Obstbäume, konnten nun auch die anderen die ersten Schneeflocken sehen, die leise und still herabrieselten. Noch blieb kaum etwas davon liegen und doch war nun klar, dass der Winter bald kommen würde.

Eine phantastische Nachricht an einem Ort, wo ein Eisdrache mit ihren Jungen wohnt. Sogleich wurden warme Kleider angezogen und die Familie ging nach draußen. Nun war auch für Yvaine die Aufregung zu groß geworden und das Entchen war erwacht. Ungewöhnlicherweise heute mal ganz still, neugierig, was geschah. Draußen in der Kälte erstmal Verwirrung für Yvaine. Warum waren sie jetzt draußen? Missmutig ging der Blick nach oben, dann ein versichernder Blick zur Mama und genau in diesem Moment landete eine Flocke direkt auf dem Näschen der Kleinen. Man konnte es beinahe rattern sehen, bei dem kleinen Wesen. Irgendwas war geschehen, doch was? Wieder ging der Blick nach oben und noch mehr Schneeflocken. Ein kritischer Moment und die Entscheidung zwischen Heulen und Freuen wechselte rasch in ihrem kleinen Gesicht. Doch dann vergnügtes Gequietsche und gewackel. Auch Yvaine war erfüllt vom Winterzauber. Zwischen ihre Eltern gekuschelt war sie wohl einfach nur glücklich.

Anneen bekam das schon gar nicht mehr mit. Sie war in den Garten gestürmt und schaute sich alles ganz genau an, forderte lautstark mehr Schee und schreckte die Hühner etwas auf. Bald würden sie vielleicht ja sogar schon Schlittschuhe brauchen.

Nach einer halben Stunde war es jedoch auch schon wieder vorbei mit dem ersten Anflug an Schnee. Gemeinsam kehrten sie zurück ins Haus und wärmten sich auf. Einige dampfende Tassen Kakao später waren längst die Gespräche entbrannt und die Vorfreude war im ganzen Haus spürbar. Doch bis der Winter mit voller Macht Gerimor erreichte, würde wohl noch etwas dauern. Bis dahin mussten sich die Mädchen noch gedulden.


[OOC: Vielen Dank für die Inspiration an die Wetterfee, die den ersten Schneefall nach Gerimor gebracht hat!]
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