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Eishauch
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 07 Mai 2014 23:39    Titel: Eishauch
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Klar wie Eis im Winter blickten Kaleyas Augen auf ein kleines, unscheinbares Buch, welches in eisblau eingefärbten Leder gebunden war. Ein zufriedenes Lächeln stahl sich von dem sanften Gesicht der Hochgewachsenen, dann schlug sie ihr Lehrbuch zu. Es war so viel Zeit vergangen, seitdem ein letzter Eishauch sie aus ihrer Heimatstätte hinfort gesandt hatte. Alles zu seinem Anfang.

Werde ich je eine Lehrstätte finden, an der man mich herzlich empfängt, ohne Argwohn, ohne Forderungen, ohne Hinfortgejage? Es fällt schwer das zu glauben, doch ich will meine Hoffnung nicht aufgeben. Adoran ist der einzige Ort, der nun noch geblieben ist ... eine aufgeblasene Stadt ... voll von Arschkriechern und Adligen ... die Wache dort glänzt wie die Haut geölter Schweine, dazu das rote Mützchen wie der krönende Apfel. Verkommenheit oder Selbstliebe? Ich werde es wohl sehen ... die letzte Versuchung holt mich anheim.

Und so war der kleine Eisdrache nach langem Zaudern in Adoran eingeflogen. Und trotz oder gerade wegen der ersten Abscheu, hatte Kaleya tatsächlich einen Ort gefunden, an dem sie mit verrückten und irgendwie völlig wirren Kollektionen, bestehend aus bunter Gardistenuniform und lustig heiterem Ballkleidchen mit allem Pomp und Gloria, eine Anstellung als Schneiderlehrling gefunden hatte. Die Zeit war dabei so rasend schnell vergangen, dass Kaleya neben all der Arbeit auch Freunde an diesem Ort gefunden hatte. Der Bunte Kessel war mehr geworden als eine Zuflucht für herrenlose Lehrlinge. Eine Familie. Junkersteyn ... dort schlummerte ihr Herz ebenso wie im Kessel, nur auf eine andere Weise.

Ich fasse es nicht, ich darf hier wohnen ... meine Lehre ist bald vorbei. Und ich wohne bald in einem eigenen Haus, statt in dieser elenden Gastunterbringung. Cirmias meint es gut mit mir, ich werde ein Gebet sprechen heute Abend. Ein Dank sei den Göttern des Lichtes gewiss. Mutter und Vater werden Augen machen, wenn sie mich erst wieder sehen ... wahrscheinlich werden sie mich tadeln. Nicht zu Unrecht, ich sehe wirklich schon aus wie eine feine Dame von Hofe. Niemals darf ich meine Wurzeln vergessen ... nie. Kaleya Nestash, aus dem Hause Nestash. Meine Eltern sind Laidir und Anchia Nestash. Ich stamme aus Junkyersteyn. Mein Vater ist Schmiedemeister, meine Mutter ist Meisterin der Nadel. Vergiss das nicht, niemals.

Der feierliche Eid, geschworen mit Blut im Garten ihres Hauses unter dem Apfelbaum, er würde ihr Leben begleiten so sicher wie thyrischer Met es schon lange tat. So wie dieser Eishauch, der sie im tiefsten Winter aus Junkersteyn getrieben hatte, um ihre Lehre zu beginnen. So wie auch der sanfte Geruch von Zedernholz auf ewig ihre Nase kitzeln würde. Oder der sanfte Druck dieser einen Berührung für immer eine Narbe in ihre Seele gebrannt hatte.

Warum hab ich das getan? Bin ich noch bei Sinnen?! Die guten Geister müssen mich verlassen haben, wahrlich Nestash ... du bist eine elende Ziege im Stall des Kessels. Hätte ich diesen einen Gedanken bei der Einkesslung doch bloß nicht gehört, der da aus dem Mund von Ernst kam ... oder war es Saphira? Krch ... wie konnten sie nur so etwas dämliches in den Raum des neuen Kesselgebäudes schleudern. Und ... doch war es gleichsam das liebevollste Zugeständnis, dass sie mir gemacht haben. Eine familiäre Neckerei unter Freunden und gleichsam soviel mehr. Und nun schlafe ich im eigenen Schlamassel und zu allem Überfluss hat mich das auch noch nach Junkersteyn zurückgeführt.

Eigentlich hatten die Götter genau das getan, was für den kleinen Eisdrachen das beste gewesen war. Sie hatte ihre Eltern wieder gesehen, nachdem sie als Dank für ihre Hausausstattung einige Dekorationsmaßnahmen beim Holzwürmchen durchgeführt hatte. Der Rat war klar gewesen - das Stadtleben hatte die Tochter der Nestashs aufblühen lassen zu einer wahren Blüte. War damals ein verunsichertes Kind aus Junkersteyn hinfortgegangen, kam nun eine reizende junge Frau in ihr Heimathaus zurück. Bestückt mit den guten Ratschlägen ihres Vaters und einem nicht gerade als züchtig zu bezeichnendem Kleid ihrer Mutter war sie wieder nach Adoran zurückgekehrt, im Gepäck den vagen Gedanken darüber endlich etwas auf sich zu nehmen, was an ihrer Seite noch fehlte.

Der Geruch von Zedernholz umschmeichelte in den unpassendsten Momenten ihre Sinne ... während der Arbeit, während der Laden voll bis zum Bersten mit Kunden war ... während sie im Wald Federn sammelte. Es war kaum noch auszuhalten. Und dann war da diese Berührung, diese eine züchtige Handbewegung, die auf ihrer Schulter geendet war. Selbst mit den stärksten Nerven ausgestattet, hatte da die für gewöhnlich recht direkte und nicht mundtot zu bekommende Schneiderin die Sprache verloren. Was für sie zu offensichtlich war, war auf der anderen Seite unsichtbar. Und so war es auch mit dem Regiment. Eigentlich liebte sie die knackigen Schweinchen, die es dort zu begucken galt. Ganz aufrichtig und ehrlich fand sie diese Männerschau mehr als nur grandios. Doch jetzt, wo ihr einer ins Haus geschneit kam, war da nur noch ein Eishauch, der sie hinfort trieb. Junkersteyn ...

Denk nach, denk nach ... mach etwas, irgendwas! Verdammt nochmal. Ich brauche Rat. Dieser Zedernduft verdreht mir noch sämtliche Gehirnwindungen. Aber es riecht so vertraut ... und dieses Gefühl, was lässt mich nur so denken. Schluss mit dem Pferdemist, ich werde ein ernstes Wort sprechen müssen. Na warte ... jetzt kommt die Abrechnung Eichengrund! Oder sollte ich doch lieber Saphira ein paar Nadeln in ihrem Hochzeitskleid hinterlassen? Es wird sich zeigen, wer hier Recht behalten wird ob dieser verflixten Verkesselung. Nach einem ordentlichen Saufgelage mit Met. Und ich schwöre bei den Göttern, ich werde zu voll sein um auch nur eines meiner Beine zum Tanz zu schwingen. Sie bringen mich nicht zum Tanzen, schon gar nicht ... dieser Geruch. Es wird mich umbringen, ganz gewiss.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 12 Mai 2014 23:54    Titel: Ungnädiges Glockengeläut und leises Türklopfen
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Der Atem des hochgewachsenen Blondschopfs ging schwer und rasselte teilweise sogar leise. Mit jeder erdenklichen Sinneswahrnehmung fühlte sie in den Raum hinein. Da war dieser sanfte Druck, unmittelbar auf ihrer Seite ruhend. Dann diese Wärme, die sie anstelle von Leere spürte. Schließlich das Spitzen ihrer Ohren, die einen leichten Atemton in unmittelbarer Nähe wahrnehmen, gefolgt von dem kaum zu spürenden Luftzug, der von der selben Quelle stammte. Und nicht zu vergessen der Geruch von den Hölzern des Waldes, beigemischt wohl etwas Moos und Tanne. All jene Gewächse, die sich eben in den Wäldern Lichtenthals heimisch fühlten.

Heimisch ... mhhhmmm, ich träume noch immer nicht. Es fühlt sich nach soviel mehr als das an, ich kann es nicht in Worte fassen. Was ist nur los mit mir, es lenkt mich von der Arbeit ab als wäre es ein Bewusstsein benebelndes Kraut oder irgendein thyrisch starkes Metgebräu. Tu mir das nicht an, diese Versuchung wird mich alles vergessen lassen. Sei stark Nestash, erliege nicht mal ansatzweise deinen Gedanken!

Sie konnte nicht. Keine Minute mehr, in der sie nicht daran dachte. Sie blickte vorsichtig über ihre Schulter und sah auf das schlafende Bündel bestehend aus der typischen grünen Kesselkleidung, das Haar ringsherum leicht zerzaust. Das gelbgrüne Meer war nicht zu sehen, doch das musste es auch nicht. Der friedliche Anblick auf den Zügen reichte, damit sich das wuselnde Schneidertier wieder ankuschelte und die Gedanken schweifen ließ.

Die Furcht war groß gewesen zum Tanzabend in der Stadtstube. Ja, sie hatte noch nicht einmal hingehen wollen, weil sie Saphiras Sticheleien hatte ausweichen wollen ... und dennoch hatte die Sehnsucht sie eingeholt und in das Kleid ihrer Mutter gezwängt. Und als die Türen sich an diesem Abend ein Mal zu viel öffneten, spuckten sie das Holzwürmchen aus. Es war so einfach gewesen sich zu betrinken, noch viel einfacher war es allerdings gewesen bei noch halbwegs klarem Verstand mit Fabian ins Gespräch zu kommen. Dass er sie auf seine ganz charmante Weise auf die Tanzfläche mitgenommen hatte, konnte sie ihm einfach nicht verübeln. Es hatte sich viel zu gut angefühlt in seinen Armen zu sein, die sachten Bewegungen zu spüren als die Tanzstunde begann. All das und noch viele verschämte und peinlich berührte Worte, die den Tanzschritten mit einigem Abstand wispernd gefolgt waren.

Ich werde nie wieder durch die Türen des Kessels laufen können, ohne rot zu werden und nicht daran zu denken. Tarek!!! Du hättest keinen treffenderen Zeitpunkt finden können dort aufzukreuzen. Wage es ja nicht den anderen davon zu erzählen, ich mache mein Versprechen sonst wahr. Der Grill im Garten wird für aufgespießte Bauernhäppchen sicher gut dienen ... bei Cirmias, ich werde diese peinliche Situation mein Leben lang mit mir tragen. Fehlte bloß noch ein Mistelzweig über der Türschwelle ... Wenngleich es bei all dem Geklingel der Glocke nicht all zu romantisch ausgefallen ist mit uns .. zwei?! Seltsamer Gedanke, wirklich ... kann ich mich daran gewöhnen?! Sortier dich bloß, sonst endet es böse. Es kann nicht mehr schlimmer werden!

In der Tat hatten die beiden Turteltäubchen kaum eine freie Minute gehabt. Kaleya war im Gemeinschaftsraum in ihrer Pause schlicht über dem Essensteller eingenickt vor lauter Müdigkeit ob all der anstehenden Arbeit. Und geweckt worden war sie wie noch nie in ihrem Leben. Ein grüngelbes Meer, nur noch begleitet von sanft lockender Stimme. Sie hatte in diesem Moment einfach nur eine Umarmung gebraucht und sie bekommen, bis die Glocke das 1. Läuten kundgetan hatte. Ein Kunde wurde verarztet, ein Kalur mit hinterher ziemlich gelben Fingern und gleichsam eingefärbten Barthaar. Kaum hatte jener sich nach Nilzadan verabschiedet und die zwei Täubchen sich wieder in forschend neugieriger Umarmung zusammen gefunden, da waren die Lippen der beiden voneinander angezogen ohne dafür eine logische Erklärung zu kennen.

Der 2. Glockenschlag hatte den Kuss und die innige Umarmung dann jäh unterbrochen noch bevor sie wirklich begonnen hatten ... dieses Mal hatte es die angehende Magiergefährtin von Daske ausgespuckt. Elly war zum Glück der beiden Täubchen mehr als nur abgelenkt von ihrer anstehenden Aufnahme in das Konzil. Dennoch ließ es sich nicht verleumden, dass Fabian und Kaleya anzusehen war, was sich kurz zuvor abgespielt hatte. Die Röte und die Verschämtheit beider hatte man meilenweit riechen können, selbst ein Blinder hätte es gesehen. Als Elenor dann endlich wieder gegangen war, hatten sich die beiden nicht einmal die Mühe gemacht die Türschwelle zu verlassen, lediglich die Türen hatten sie vor sich zugezogen. Und wahrlich, nichts konnte sie länger voneinander abhalten.

Der folgende Kuss wurde nicht einmal durch das 3. Aufbegehren an der Tür in Form eines Klopfens gelöst. Die Welt um die beiden Meisterhandwerker hielt einfach an, ungeachtet jeder logischen Beweggründe. Erst als der Kuss durch eine Stimme sie jäh voneinander trennte, realisierten sie das Ausmaß der letzten Störung. Angelica Mondstein und Tarek standen mit interessiert-amüsiertem Gesichtsausdruck vor den beiden. Kaleya wäre am liebsten im Boden versunken, Fabian musste es gemessen anhand seiner Gesichtsfärbung wohl nicht anders ergehen. So endete jener Abend voller Peinlichkeiten und wurde mit dem Versprechen besiegelt folgende Abende, so es keine Aufträge zu erfüllen galt, außerhalb der Gildemauern zu verbringen.

Sie werden es früher oder später sowieso erfahren, selbst wenn Tarek dicht hält. Sei es drum, war das nicht das gewesen, was sie sowieso gewollt hatten? Hatte ich es vorher nicht gewollt, so will ich es nun wo seine Arme um mich ruhen wie ein schützender Wall. Ob es unsere Kammeraden dann noch wollen? Was kümmert es mich, wichtig ist doch unser Gefühlsleben füreinander. Zumindest Tarek hat schon von einer weiteren Hochzeit geträllert. Erstmal sind Sam mit Saphira und Eichengrund mit Tarya an der Reihe. Und wenn Cirmias es dann immer noch für gut hält, wenn wir zwei auf immer füreinander finden, dann soll mich kein Gestichel der Welt mehr davon abhalten es nicht den anderen beiden Paaren eines langen Tages gleichzutun.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 31 Mai 2014 19:24    Titel: Goldgelbes Feuer
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Es war noch peinlicher geworden. Nahezu so peinlich, dass aus dem Eisdrachen ein Feuerdrache hätte werden müssen. Statt der blassen Haut, die ihr sonst so typisch anhaftete, war ihr Gesicht angelaufen und zeigte alle nur erdenklichen Tönungen von Rot. Dabei hatte sie doch nur … aye, sie war einfach eingeschlafen nach einem weiteren anstrengenden Arbeitstag. Statt Fabians Bettdecken und Kissen ordentlich zu beziehen, war sie in einen komatösen Schlaf gesunken. Bei ihrem Erwachen war sie so tiefenentspannt gewesen, dass sie einfach die Treppe runtergestapft war, getrieben von nagendem Hunger und einem ordentlichen Durst …

Verdammt bei den Göttern, heiliger Pferdemist … das ist mein Ende, war es ihr just in diesem Moment durch den Kopf gegangen. Die Einweihungsfeier von Fabians Haus mit allen Mitgliedern des Kessels, die sie kurz aber wissend inspiziert hatten. Offensichtlicher war es wirklich nicht mehr gegangen. Und als sie dann auch noch beim Flaschendrehen ein Geheimnis preisgeben musste, war allen offenbart, was zwischen dem Holzwürmchen und der Schneiderin lief. Sie waren ein Paar, unwiderruflich verkündet aus ihrem Mund für alle Mitglieder des Kessels. Der Abend endete trotz diese Offenbarung dennoch ziemlich lustig für alle. Selbst Tarya hatte am Ende einiges getrunken. Die Schafe im Stall des Kessels hatten dafür am nächsten Tag weit weniger Spaß mit ihren prächtigen Färbungen, die sie von Kaleyas Lehrmeisterin aufgrund dieses dämlichen Flaschenspiels erhalten hatten.

In den folgenden Wochen hatte das junge Paar unter der stetigen Begleitung von nicht enden wollender Arbeit vor sich hin gelebt und geliebt. In den freien Minuten waren sie so gut es ging in Kaleyas oder Fabians Heim verschwunden und ließen dort den Abend ausklingen, bis sie einander in den Armen liegend im Bett selig vor sich hinschliefen. Dieses Leben wurde so nur von den aktuellen Vorkommnissen in Adoran getrübt, welche dazu führten, dass Kaleya ihr neues Heim wieder verlassen musste. Obdachlos zu sein war für die Schneiderin unerträglich, doch sie kam mit all ihrem Hab und Gut bei Fabian unter, bis das Schlimmste überstanden war. Sie betete allabendlich zu den Göttern, dass Adoran bald wieder sicher war.

Der einzig positive Umstand an dieser Situation war, dass sie merkte, was es bedeutete plötzlich zu zweit zu sein, miteinander zu leben und zu wohnen. Die Hochgewachsene spürte mit fortschreitender Zeit, dass es richtig war an seiner Seite zu sein. Sie konnte sich langsam sogar vorstellen ein gemeinsames Heim mit Fabian zu bewohnen, so wie Sam es mit Saphira und Ernst mit Tarya tat. Es sprach nichts dagegen, und so war für Kaleya klar, dass sie sobald wie möglich ein gemeinsames neues Heim mit Fabian suchen würde. Cirmias hatte die beiden zueinander geführt. Die Götter mochten ihnen gnädig sein.


Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 31 Mai 2014 19:28, insgesamt einmal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 21 Jun 2014 18:36    Titel: Reisezeit
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Die Zeit war stetig im Wandel. Und mit jener waren es auch die Menschen, die sich wie ein kleines Blatt den Weg ihres Schicksals entlang tragen ließen.

Schweren Blickes sah ein Paar eisblaue Augen durch bunt bemalte Fensterscheiben hinaus auf die Straße. Adoran war neu errichtet. Noch vor ihrer Abreise hatte sie selbst bis tief in die Nacht Steine und Trümmer weggeräumt, eine schier unendliche wie kraftzehrende Aufgabe. Doch die Bürger dieser einst prächtigen Stadt hatten zusammengehalten und so war ihrer aller Heim nun prachtvoller denn je wieder aufgebaut worden. Und die Hochgewachsene stand nun in einem dieser neuen Häuser und ließ ihre Gedanken schweifen.

Nicht nur Adorans Stadtbild hatte sich verändert. Auch im Kessel hatte es während ihrer Abwesenheit viele Veränderungen gegeben. Es gab wieder einen Gildenkeller für den wohlverdienten Rückzug und außerdem gab es endlich die lang ersehnte Gildenfarbe. Gleichfalls war Alania zum Vollmitglied eingekesselt worden. Tarya hatte sich von ihrer alten Aufgabe als Schneiderin getrennt, so wie auch Sam und Saphiras Herzen fortan getrennt waren. Da wo Liebe auszog, da zog sie in Form der kleinen Nicora wieder in den Kessel ein. Doch sie bestand auch beständig fort, denn nach wie vor hielten sich Ernst und Tarya die Treue. Und auch … die zarte Liebe zwischen Fabian und Kaleya wuchs beständig wie eine junge, kräftige Pflanze heran.

Kaleya hatte sich während ihrer Reise ebenfalls verändert. Gemeinsam mit ihrer Mutter Anchia war sie durch das Lichte Reich gereist und hatte dabei gelernt besonnen zu sein, ruhig zu handeln und immer die Geduld zu wahren. In gewisser Hinsicht hatte sie dabei auch ein Stückchen Weisheit in ihre Seele einziehen lassen. Sie war noch immer die emsige, wuselnde Schneiderin. Doch ohne Frage spürte man deutlich, dass sie herangereift war. Nicht mehr länger ein so junges Ding, viel mehr eine aufgeschlossene und besonnene Frau. Sie war mit einem Fuß in den Sommer ihres Lebens eingetreten, der nur darauf wartete ausgiebig gelebt zu werden - mit allen nur erdenklichen Facetten, die das Schicksal für sie bereithielt.

Die eisblauen Augen wanderten im Blick von dem Fenster weg und auf ihren Leib herab. Kurz zupfte sie an ihrem Hemd und blickt auf die wohlbekannte Hautstelle links unterhalb ihres Bauchnabels etwa auf Hüfthöhe. Dort zeichnete sich das Heranreifen der aschblonden Schneiderin in Form einer winzigen, goldgelben Beltaineflamme auf ihrer hellen Haut ab und zeugte stumm von der vorangegangenen Reise. Es war nicht nur ein Hautbild, es war viel mehr die Tradition ihrer Familie. Anchia trug jenes Symbol in der rechten Handfläche, während Laidir jene Flamme auf dem linken Oberarm trug. Nun war es auch die herangewachsene Tochter der Nestashs, die sich in diese Tradition eingereiht hatte.

Blinzelnd schob sie mit den Händen das Hemd wieder auf ihrer Haut hinunter. Es kratzte noch leicht, war aber nicht mehr so wund wie vor einigen Wochen als sie jenes Hautbild in Junkersteyn bei ihrer Abreise erhalten hatte. Mitten im Wald hatte dort eine alte, verrunzelte Frau Kaleya mit einer Nadel an einem Holzstöckchen die Farbe in die Haut geklopft. Die ersten Stiche waren schmerzhaft gewesen, doch mit der Zeit hatte sich ein betäubtes Gefühl über jene Stelle gelegt. Nie im Leben wäre sie zu diesem seltsamen Weib gewandert, doch sie vertraute ihrer Mutter, welche vor sehr langer Zeit ebenfalls als junge Meisterschneiderin hier gewesen war. Und so waren die beiden Nestash-Frauen die Reise angetreten, Hand in Hand als meisterliche Vertreterinnen ihrer Zunft.

Ein leichtes Seufzen kam von Kaleyas Lippen, doch dann grinste sie und setzte sich in Bewegung. Es würde gewiss eine Menge Arbeit im Kessel warten. Sie zweifelte mit keinem Atemzug daran. Die Bürger Adorans waren nach dem Wiederaufbau der Stadt gewiss emsig dabei ihre neuen Häuser behaglich einzurichten. Kaleya würde alles daran setzen die Bürger Adorans auf ihre Weise zu unterstützen, immerhin hatte sie als Meisterschneiderin des Kessels auch eine gewisse Verantwortung zu mitzutragen.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 13 Nov 2014 20:48    Titel:
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Der Wandel fand unaufhaltsam statt. Schicksale verwoben sich miteinander, wurden von zweien zu einem einzigen.

Mit trägem Wimpernschlag sah Kaleya aus dem Essensaal des Kessels hinaus. Es war bereits tiefste Nacht und der letzte große Auftrag war endlich fertig. Etwas müde rieb sich die Schneiderin die Augen, ein Gähnen folgte. Vor lauter Arbeit war sie nicht einmal zum Essen gekommen. Sie gönnte sich nun ganz bewusst eine Pause und betrachtete das veränderte Bild der Natur, welches sich außerhalb des Fensters ihrem Auge darbot. Die Zeit war viel zu schnell vergangen seit sie und … ein Schlucken. Noch immer trieb ihr der pure Gedanke Schamesröte auf die Wangen. Ihr Vater würde sie umbringen, eigenhändig.

Das verdammte Buch zur Einweihungsfeier des Hauses hatte sie neugierig gemacht. Es war Taryas Geschenk gewesen … sie hatte genau gewusst, dass ihr ehemaliger Schützling zu neugierig sein würde. Und die Umsetzung des Buchinhaltes hatte nicht lange auf sich warten lassen, das Beigeschenk war immerhin jede Menge Met. Verdammte Schlange, du hast genau gewusst, dass mich Met weich werden lässt… das hat er schon in der Stadtstube getan als ich mit Fabian getanzt habe. Eines Tages wird die Rache kommen, Tarya!

Neben ihrer körperlichen Veränderung, hatte der kleine Eisdrache auch viele Veränderungen im Kessel mit angesehen. Tarek und Sam hatten ihre Berufung geändert, Alania hatte eine potentielle Schülerin in die Mauern gebracht und.. außerdem hatte sie sich Sam an den Hals geworfen! Oder umgedreht? Einerlei! Mochten die Götter ihr gnädig sein… sollte Alania irgendwann zu ihrer Schwägerin mutieren, würde Kaleya dick und rund werden vor lauter vernarrte Fütterung. Andererseits … sie kam ja nicht zum Essen. Seufzend wandte sich Kaleya vom Fenster ab und verließ den Kessel mehr als eilends. Daheim würde sie sich an Fabian kuscheln und sich entspannen. Der Geruch von Zedernholz stieg ihr schon jetzt in die Nase … Verdammt, komm nicht auf die Idee die wahnwitzigen Gedanken deines Bruders umsetzen zu wollen … ich will keine kleinen Monster um mich herum! Oder doch…? Krrcccchhhhhhh!



Zuletzt bearbeitet von Kaleya Auenbacher am 13 Nov 2014 20:49, insgesamt einmal bearbeitet
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 24 Nov 2014 12:19    Titel: Momente der Sprachlosigkeit
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Ein loses Band ward einst geknüpft. Nun aber festigte es sich bedingt durch das gemeinsame Schicksal zu einem festen Ganzen. Ein kleiner silberner Ring tat sein Übriges.

Mit hochroten Wangen saß Kaleya in der Schneiderstube des Kessels und nähte emsig vor sich her. Sie versuchte den zweiten Auftrag für die Elbin Glin fertig zu bringen, doch immer wieder lenkte sich Kaleya unweigerlich von der Arbeit ab. Ein einziger Blick auf ihre linke Hand reichte dafür aus. Dort wand sich um ihren Ringfinger ein kleiner silberner Drachen, der sie mit erwartungsvollen saphirblauen Augen ansah. Himmel noch eins, ihr Verlobungsring machte sie bei jedem Anblick nur noch nervöser.


Es waren im vergangenen halben Mondlauf zwei seltene Situationen entstanden, welche den Eisdrachen den Atem genommen hatten. Zum einen war Glin von Kaleyas erster Auftragsarbeit derartig begeistert, dass sie das arme blonde Schneiderlein durch die herzliche Reaktion geradewegs aus der Fassung gebracht und sprachlos gemacht hatte. Niemals hätte Kaleya es für möglich gehalten, dass die Elbin nach so langer Suche eine Kollektion fand, die ihrer Anmut und Zeitlosigkeit würdig war … und dabei doch aus der Hand eines Menschen stammte. Fassungslosigkeit war das einzige, was der Eisdrache da verspürt hatte. Und der nächste Auftrag was damit unumgänglich ins Haus geflattert. Allmählich machte sich Kaleya einen Namen unter den Elben und sie wusste wie wählerisch dieses Volk sein konnte. Es war gut, dass Lethalon seine Brüder und Schwester zu ihr schickte - sie lernte dadurch mehr und mehr über den Kleidungsstil der Elben und diese Informationen waren unbezahlbar.

Die zweite Situation, in der Kaleyas direktes Mundwerk erstorben war, hatte sich am 16. Rabenmond in der Stadttube ereignet. An dem Ort, wo sie einst mit Fabian unfreiwillig eine Tanzstunde hingenommen hatte, nachdem dem Blondschopf Tareks Met zu Kopf gestiegen war. Eigentlich war dieser neuerliche Abend in der Stadtstube nur ein gemütliches Beisammensein mit Alania, Sam und Fabian, welches die Schneiderin erwartete hatte. Doch das kleine Holzwürmchen hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als die ersten Tropfen Wein geflossen waren, hatte Fabian seinen Stuhl beiseitegeschoben und sich vor Kaleya gekniet. Der Eisdrache hatte noch gescherzt, ob dem Schreiner schlecht sei und er flüchten wolle, doch als er eine kleine Schachtel aus seiner Tasche gezogen hatte, sah ihm nur ein eisblaues Augenpaar in einer Mischung aus Verwirrung, Skepsis und gleichsam Gespanntheit entgegen. Neben der sonst so lockeren Klappe der Schneiderin waren selbst ihre Finger ruhiggestellt, denn diese hatten krampfhaft ihr Weinglas umschlungen. Dies war die Gelegenheit, in welcher Fabian den Moment völlig für sich eingenommen hatte.

Kaleya Nestash ... möchtest du meine Frau werden? Tiefes Ein- und Ausatmen war gefolgt, der Eisdrache war noch blasser als sonst geworden. Selbst ihre erste zittrige Frage, ob er dies wirklich wollte, bejahte er aus ganzen Herzen. Als Antwort hatte sie nur ihre Finger um seine geschlungen, die Schachtel mit dem Verlobungsring haltend und ihn ansehend. Es war ein Nicken gefolgt, eine so einfache und gleichsam so bedeutungsschwere Geste. Jene war lediglich von der Warnung gefolgt, dass ihr Vater ihn umbringen würde. Trotz jeder Warnung hatte er ihr den Ring an die Hand gesteckt, worauf Kaleya jenen einen seligen Moment bestaunt hatte, um dann nur einen Seitenblick zu Sam zu werfen. Sie hatte gefragt, ob es sein Werk war, doch instinktiv wusste sie es und so hatte sie wieder auf Fabian zurückgesehen. Kaum, dass Fabian und Kaleya verlobt waren, prasselte der erste Glückwunsch gefolgt von einem Kindersegenswunsch auf sie hernieder. Und jene Segenswünsche für Nachwuchs verfolgten sie seitdem.


In einem unachtsamen Moment stach Kaleya sich mit der Nähnadel in den Finger. Sie schnaubte leise, legte das Nähwerk ab und saugte das Blut von der Fingerkuppe vorsichtig mit ihrem Mund ein. Sofort perlten neue Tropfen nach, die sie auf dieselbe Weise wieder verschwinden ließ. Wenn das so weiter geht, werde ich allein von den ganzen Segenswünschen noch in Umstände kommen. Muss man gleich Nachwuchs zeugen, wenn man einander verspricht? Krcch, ich komme wohl nicht aus diesem Schlamassel heraus … Ich werde mit Mutter darüber sprechen, sobald wir nach Junkersteyn gereist sind. Jetzt reiß dich zusammen und denk an etwas anderes als … kleine Monster mit dem Decknamen Kinder! Und so nähte die Schneider Glins zweite Kollektion bis mitten in die Nacht. Am nächsten Morgen würde sie die Zusammenstellung Eli zeigen, um ihr einen ersten Eindruck vom Kleidungsgeschmack des Elbenvolkes zu vermitteln.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 20 Dez 2014 12:46    Titel: Erster Schneefall
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Vor nicht all zu langer Zeit war der erste Schnee gefallen. Gleichfalls waren es drei Entscheidungen, welche diesem Ereignis kurzum gefolgt waren. Es blieb nur noch die quälende Frage, welche von diesen dem Eisdrachen das Leben erschwerlich werden ließen. Nur die Götter würden es wissen.

Mit routinierten Fingergriffen sponn Kaleya das letzte Bündel Flachs zu einem kleinen Garnknäuel und legte jenes zu den anderen in einen Holzkorb, der neben dem Spinnrad am Boden stand. Die Eisaugen wanderten alsdann zum Fenster der Schneiderstube und betrachteten die Schneeblumen, welche an dem Glas gewachsen waren. Ein Kopfwiegeln folgt, dann zupfte sie aus einer kleinen Holztruhe, die unter dem Fenster auf dem Arbeitstisch platziert war, ein gefaltetes Pergament sowie einen Kohlestift hervor. Beim Entfalten des Pergaments offenbarte sich den Eisaugen die Skizze eines Kleides. Es war nicht irgendein Kleid … es war das Kleid. Jenes, welches in ihrer Fantasie in den letzten Wochen schemenhaft entstanden und immer weiter zu Papier gebracht worden war. Nun fügte sie mit dem Kohlestift auf einen Bereich des Pergaments kleine Schneeblumen hinzu. Mhh.. mal sehen, wie das in echt aussehen wird.

Amelie hatte bereits zugesagt, nun fehlte nur noch Feoras, den sie fragen musste. Bei ihrer Mutter musste sie gar nicht mehr nachfragen. Wenn es nach jener ginge, würde das komplette Kleid aus ihrer Hand stammen. Doch Kaleya fürchtete, dass ihre Mutter wieder ein sehr aufreizendes Meisterwerk kreieren würde und jene Vorahnung wollte der Eisdrache nicht in die Realität übergehen lassen. Ein Schmunzeln folgte, dann sah sie nochmal auf das Pergament. So Cirmias es wollte, würde ihr Kleid von drei Schneidern angefertigt werden, die Ideen brachte sie als vierter Schneider mit ins Spiel. Nur selbst Hand anlegen war tabu, es brachte im Volksmund Unglück sein eigenes Hochzeitskleid zu nähen. So musste sie also hoffen, dass die drei ihre Wünsche entsprechend der vier Elemente umsetzen würden. Instinktiv wusste sie jedoch, dass sie keine bessere Wahl treffen konnte. Sie freute sich insgeheim schon auf das Ergebnis.

Nachdem das Pergament wieder sicher vor Fabians Augen verräumt war, wanderte Kaleya die Treppe im Haus hinab und schnappte sich ihren Mantel. Es stand noch die Abholung einer Bestellung im KLLH an. Nachdem sie warm eingepackt war, verließ sie die Türe und lief stapfender Schritte durch den Schnee. Auf dem Weg zum Gildenhaus wurde sie wieder nachdenklich. Es war nicht an ihr das kleine schwarze Monster zu bändigen, es gab nichts, was sie jenem beibringen wollte. Ein genauso großer Sturkopf, wie es jedem Schneider irgendwie anhaftete. Sie würde ihren eigenen Weg finden, es galt nur noch von dem Fingerfuchtler gebändigt zu werden. Cirmias und Phanadoin würden es richten, dafür brauchte es Kaleya als Meisterin nicht. Seufzend hielt der Eisdrache im Schritt inne und richtete das eisblaue Augenpaar auf das Gildenhaus. Die dritte Entscheidung wollte nun bestätigt werden. Es war eine vertrauliche Angelegenheit gewesen, eine welche Torjan für sich behalten musste und auch hoffentlich hatte. Nur Fin wusste sonst von der Bestellung und so sollte es auch bleiben. Es war ihre ganz persönliche Angelegenheit, die ihr das Leben vielleicht etwas leichter werden ließ bis sie … sie schnaubte. Dann wanderte sie schnurstracks in das KLLH hinein. Cirmias steh mir bei, dass es die richtige Entscheidung war.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 28 Apr 2015 09:40    Titel: Erblühen
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Es waren die kleinen Entscheidungen, die das Leben prägten. Doch auch die großen von ihnen waren bedeutsam - wegweisend. Der Eisdrache hatte einen anderen Weg gefunden, um aus seinem Käfig zu entweichen. Es war eine Lethargie, die Kaleya den ganzen Winter über fest gepackt hatte. Nun war der Frühling eingekehrt, sie erwachte endlich aus ihrem langen Schlaf und blühte vollends auf zu dem, was sie sein wollte.

Kaleya rieb sich über die Wangen und betrachtete sich im Spiegel. Es würde noch ein paar Mondläufe dauern. Vielleicht konnte sie bis dahin noch etwas an Gewicht zulegen. Zähneknirschend wandte sie sich von dem mageren Spiegelbild ab, das sich ihr darbot und setzte sich wieder an ihre Arbeit. Die ging ihr zuweilen nie aus, doch seit sie ihre Entscheidung getroffen hatte dem Handelshaus beizutreten war es ein bisschen ruhiger um sie herum geworden. Keine klirrenden Ketten mehr, keine stapfenden Soldatenstiefel … zuweilen hatten diese Geräusche sie um den Schlaf gebracht und sie zu einer übernächtigten Puppe werden lassen. Nun aber war sie wieder erholt und fand wieder Zeit für sich, um im gemeinsamen Heim von Fabian und sich endlich ihren Gedanken nachhängen zu können. Summend saß sie an der Skizze für Elis Hochzeitkleid. Sie hatte dem kleinen schwarzhaarigen Biest schon einen ersten Entwurf geschneidert, damit sie sich über diesen ausgiebig Gedanken machen konnte. Zwischenzeitlich zeichnete Kaleya täglich an den Stickmustern weiter und ließ ihre Idee so zu Pergament kommen. Es blieb nur noch an Tarya die Skizzen weiter auszuarbeiten.

Leise singend legte der Eisdrache die Skizzen am Ende in die Schatulle, in der auch die Stickmusterentwürfe für ihr eigenes Kleid lagen und verschloss die Kiste mit einem kleinen Silberschlüssel. Ihr Kleid … aye, aus vier Schneidern sollten nun zwei werden. Sie hatte mit Amelie gesprochen, Feoras hatte sie noch immer nicht erreichen können. So war die Entscheidung gefallen das Kleid von ihrer Mutter Anchia und von Tarya anfertigen zu lassen - von den zwei Schneiderinnen, die am meisten an Kaleyas Werdegang beteiligt waren. Sie vertraute den beiden, doch sie fürchtete noch immer ein allzu aufreizendes Gewand. Sie würde sehen, was Tarya zu ihrem Wunsch sagen würde. Bis dahin… ein Grinsen wich von ihren Lippen, dann wanderte sie in die Küche hinunter. Im hintersten Kräuterregal kramte sie da ein kleines Trankerl hervor und betrachtete es. Es war die letzte Flasche, die anderen hatte sie wohlwissend Eli übergeben, die ob der Übergabe dieser Medizin hochrot angelaufen war.

Es war an der Zeit nicht mehr länger in den Plänen der Götter herum zu werkeln, und so kippte sie diesen letzten ihr verbliebenen Trank in das Waschbecken und spülte die leere Flasche aus. Sie wusste schon jetzt, das ihre Mutter vor Freude umherspringen würde… sowie über die Information, dass die Ehre des Hochzeitskleides zur Hälfte ebenso ihr gebührte. Ihr Vater wusste noch nichts von den geheimen Arbeiten ihrer Mutter, doch das sollte zunächst einmal so bleiben, bis Fabian sich um Hals und Kopf geredet und ihren Vater um Erlaubnis zur Ehe gefragt hatte. Der Besuch stand bald ins Haus, Fabian musste nur noch den Brief verfassen. Nun da der Eisdrache das Holzwürmchen endlich wieder gesehen hatte nach all den Monaten der Waldarbeiten, gab es kein Zurück mehr. Mochten die Götter ihnen beistehen auf dem noch vor ihnen liegenden Weg.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 25 Jun 2015 22:21    Titel: Strauchelnde, mamphende Eisdrachen
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Schwerfällig rieb eine wundgearbeitete Hand über eine gefurchte Stirn, ehe raschelnd Stoff in einer hölzernen Kiste landete. Die all zu geliebte Arbeit wurde niedergelegt und gegen den Antritt des wohlverdienten Heimweges ausgetauscht. Wieder einmal mehr, wie an so vielen Abenden. Der Eisdrache konnte nur schwerlich aus seinem seidenen Schuppenpanzer entfliehen.

Die Tage im Handelshaus gingen vorüber wie im Flug. Seitdem sie dort war, hatte Kaleya kaum noch ein Zeitgefühl. Und sie verlor damit auch zunehmend ihr Körpergefühl. Immer öfter vergas sie das Essen und Trinken während der Tages, und wenn sie dann strauchelnd daheim ankam, fiel sie nur noch übermüdet ins Bett. An manchen Tagen hatte sich das bereits mit allgemeinem Unwohlsein und Schwindelgefühlen gerächt. Erst ein Besuch im Kessel und Lilianas auferlegte Untersuchung hatten ihr verdeutlicht, dass sie sich und ihren Körper zu sehr vernachlässigt hatte. Seit der Standpauke war es etwas besser geworden, der Eisdrache versuchte regelmäßig den Essensplan einzuhalten, der ihr so deutlich unter die Nase gerieben worden war. Unglücklicherweise enthielt dieser weder den heiß geliebten Met noch die vielen süßen Naschereien, die Kaleya so gerne in sich hineinschlang.

Seit der Untersuchung hatte sich unglücklicherweise auch herauskristallisiert, dass gerade der Met keine Zutat einer gesunden Ernährung darstellte, weder für einen Eisdrachen noch für andere Menschen... Thyren bildeten da wohl eine eindeutige Ausnahme. Zuweilen rührte Kaleya ihr heiß geliebtes Gesöff aber nur noch selten an, ihre Geschmacksnerven waren durch die ständigen Hungerphasen wohl in Mitleidenschaft gezogen worden. Umso intensiver fiel zuweilen ihr Konsum an verschiedensten Kräutertees aus. Es war wie ein wohltuender Mantel aus Wärme und Wohlsein, der sie beim Genuss der Tees umhüllte. Dazu vertilgte der Eisdrache wie befohlen auch richtiges Essen und tat sich nicht mehr an Süßigkeiten gütlich.

Fast schien es als wäre der Speiseplan völlig über den Haufen geworfen worden ... bis auf eine Winzigkeit, die Kaleya aber nicht für besonders wichtig erachtete. Die empfohlenen Mengen überschritt sie deutlich, nur selten genügte ihr eine normale Portion. Offenbar hatte sie zulange strauchelnd und hungrig dahingelebt und musste sich nun wieder mamphenderweise Reserven zulegen, die sie für ihre Arbeit als Meisterschneiderin dringend brauchte. Ob dicke Eisdrachen fliegen konnten? Immerhin war Kaleya auf dem Weg dorthin es herauszufinden, wenn sie so weiter machte.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 16 Mai 2016 11:45    Titel: Veränderungen
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Es hatten sich Dinge verändert, zahlreiche Dinge … Dinge, derer der lebensfrohe Eisdrache nicht Herrin geworden war. Der Rückzug nach Junkersteyn hatte das Leben der Schneiderin gerettet und ein Beginnendes seitdem wohl behütet.

Kaleya konnte sich zuweilen nicht mehr genau erinnern, wann sie das Handelshaus verlassen hatte. Schlussendlich war die Entscheidung getroffen worden, nachdem der Eisdrache gespürt hatte, was mit ihr geschehen war. Sie hatte ihre Arbeit nicht mehr fortsetzen können, nachdem das Holzwürmchen aus ihrem Leben verschwunden war und alles mit sich genommen hatte, was ihm gehörte. Eine eisige Lethargie hatte den blonden Wirbelwind übermannt, die sich nicht mehr hatte abschütteln lassen. Die viele Arbeit im Handelshaus hatte ihr nicht geholfen diesen einen Gedanken zu vergessen, der sich ihr immer wieder in den Kopf gesetzt hatte: Er ist fort, er kommt nicht mehr wieder.

Und so war sie körperlich geschwächt und seelisch mit einem tiefen Graben im Herzen aus Adoran fortgezogen und hatte sich bei ihren Eltern wieder einquartiert. Das Familienanwesen mitten in Junkersteyn hatte ihr wieder innere Ruhe gegeben. Anchia und Laidir taten ihr Übriges, um ihre stark überstrapazierte Tochter wieder unter die Lebenden zu holen … der Tod von Saphira und Talianna, das Verschwinden ihres Verlobten, das junge Leben unter ihrem Herzen … es war zu viel gewesen für Kaleyas Drachenherz. Es war der unbändige Lebenswille ihrer Mutter, der Kaleya schließlich den Spiegel vorgehalten hatte und sie langsam wieder aus ihrem Winterschlaf erwachen ließ. Hin und wieder half der blonde Eisdrachen seiner Mutter bei den zahlreichen Geschäften, die es in der Schneiderei zu erledigen galt. Doch immer wurde ihr Einhalt geboten, wenn sie wieder das Maß überschritt, an dem sie sich überarbeiten konnte. Sie war nicht mehr nur für sich alleine verantwortlich, das zeigte sich ihr mit jedem voranschreitenden Mondlauf und dem immer kugeliger werdenden Drachenbauch.

Mit der Zeit verschwand der Kummer aus ihrem Herzen, am Ende blieb nur noch ein kleiner silberner Ring an ihrem Finger zurück, den sie trug, weil er ein wahres Meisterwerk der Feinschmiedekunst war und nicht mehr länger das Symbol einer gescheiterten Verlobung. Die saphirblauen Augen des Drachens, der an ihrem Finger steckte, funkelten ihr stets entgegen und erinnerten sie daran stark zu sein. Zuletzt legte sie den Ring dann ab, es gab keinen Grund mehr sich hinter ihm zu verstecken und den Schein aufrecht zu erhalten. Sie würde für ihr kleines Monster als alleinstehende Mutter da sein, wenn es in etwa 3 Mondläufen erst auf der Welt war. Wenngleich Kaleya Kinder immer gemieden hatte, so war es nun, da sie die Tritte des Minidrachens in sich immer deutlicher spürte, umso herzergreifender geworden an ihr eigenes Kind zu denken. Das Leben sprühte förmlich wieder aus ihr heraus und zog wohl auch Menschen an, die dies in ganz besondere Maße fühlen konnten. Der Eisdrache öffnete sich diesem neuen Umstand und ließ geschehen, was die Götter ihr hervorbestimmt hatten.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 19 Mai 2016 11:06    Titel:
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Leben. Das war etwas, was der Eisdrache vergessen hatte zu pflegen. Etwas, dass seit einiger Zeit wieder achtsam betrachtet wurde. Und sie hatte liebevolle Hilfe damit die Wirren in ihrem Leben wieder zu ordnen.

Mit einem verzauberten Blick sah Kaleya aus dem Fenster der Schneiderei hinaus und betrachtete die letzten Sonnenstrahlen am Horizont des Meeres. Sie fand zunehmend wieder mehr Freude daran ihrer Arbeit nachzugehen. Zuletzt hatte sie mit Balian Sturmthal erst ein Gespräch zu einer möglichen Hochzeitsgewandung geführt. Die Ideen sprudelten endlich wieder aus ihr heraus, so wie auch ihre Lebenslust. Die Traurigkeit der letzten Mondläufe wurde allmählich überwunden und machte Platz für ein erfülltes Herz. Sie begann Vertrauen zu schöpfen, Zuneigung zu entwickeln und dann regte sich da noch ein schwacher Funken von Liebe. Wenngleich der Eisdrache sich das nie zugestanden hätte. War sie wirklich verliebt? Sie wurde unwillkürlich rot ob jenes Gedankens.

Aye... Es brauchte noch Zeit, nach der zurückliegenden Enttäuschung war sie vorsichtig geworden. Deutlich konnte sie aber die Zuneigung spüren, die man ihr entgegenbrachte. Und die Sorge, die man ihr zuteil werden ließ - um sie und auch um das ungeborene Leben. Und trotz der unbegreifbaren Dinge, von denen sie neuerdings einen leisen Hauch einer Ahnung bekam, fürchtete sie sich nicht. Die Geheimnisse des Lebens machten sie intuitiv neugierig. Zuweilen beschäftige sie sich auch immer mehr mit der Kräuterkunde. Es war eine spannende Zeit, die da vor ihr lag und sie bekam immer mehr das Gefühl, dass sie sich auf jene Zeit freuen konnte. Auch der kleine Babydrache in ihr strampelte neuerdings heftiger in ihr, so als ob er den Zauber dieser Entwicklung spürte und sich darauf freute.

Die Zeit würde zeigen, wohin ihr Weg sie führte und ob sie an ihrer Seite auf einen ganz besonderen Menschen bauen konnte.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 25 Mai 2016 11:23    Titel: Peinlichkeiten
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Peinlichkeiten waren dieser Tage nicht mehr so selten. Der Eisdrache spürte die Emotionen nur zu deutlich, welche ihr heimliches Herz in ihrer Seele verursachte. Und sie war den Göttern dankbar, dass sie wieder so fühlen konnte. Liebe zog um ein Neues in ihr Herz ein.

Der Geruch von Drachenlilien vermischt mit Nebelwaldblüten und Jasmin strömte durch die Schneiderstube in Junkersteyn. Dort hielt sich ein emsiger Eisdrache auf, der die letzten Stickereien auf der neuen Kleidung für Enid Erdenblatt anbrachte. Die kreative Stille wurde recht bald von einem lauten Rufen unterbrochen. Glücklicherweise waren Kaleyas neue Werke da bereits fertiggestellt. "Kaleya! Wo steckst du Liebes? Bist du etwa schon wieder in der Schneiderstube?!" Kurz darauf ertönten die Schritte von Anchia auf den hölzernen Treppenstufen, die zur eben jener hinaufführten. Mit einem feinen Grinsen hatte Kaleya ihre Mutter begrüßt, gefolgt von einer herzigen Umarmung.

"Erkläre mir mal, wer das hier geschrieben hat und wie dieser Brief in unser Heim gelangt ist." Jener Brief wurde dem blonden Schneiderlein dann unter die Nase gerieben, die wenig später verzückt gewackelt wurde. Auch ihre roten Wangen verrieten ihre Gedanken nur allzu bald, sah man mal von den verzauberten Eisaugen ab, die zu Anchia herüberblickten.
"Es ähm also ... Was soll ich sagen, Mutter. Es steht doch alles im Brief. Und es verhält sich eben genauso umgedreht, weißt du?" Zögerlich lächelnd sah Kaleya zu ihrer Mutter hin, die Gesichtszüge von zarter Zuneigung gezeichnet. Währenddessen hatte sie begonnen an dem Bündel für Enid nervös herumzuzupfen. "Gut, dann werden wir es deinem Vater berichten. Wir gehen lieber zum Markt nach Wulfgard mit ihm, da ist er vielleicht etwas handzahmer. Und noch etwas ... Es ist wunderbar, dass ein Diener Eluives nun dein Herz besitzt. Weisst du, es gab viele von ihnen in unserer Familie. Wäre ich nicht deinem Vater begegnet vor so vielen Jahren, dann wäre ich heute eine von ihnen. Die Schwesternschaft ist noch heute in meinem Herzen, wann immer es mir möglich ist, besuche ich sie in den Sümpfen. Dein Großvater war damals ein angesehener Druide in der Bruderschaft. Es ist furchtbar, dass du ihn nie kennenlernen konntest. Er war ein Freigeist und Träumer, so wie du es heute bist. Nun komm, wir wollen gleich aufbrechen."

Und so machten sich die zwei Nestashfrauen auf den Weg nach unten, um Laidir einzusammeln. Kaleyas Mutter verstand es auf dem Weg zum Markt wirklich die Aufmerksamkeit des Schmiedes zu greifen. So war es der blonden Schneiderin möglich noch etwas durchzuatmen und ihre Gedanken zu sortieren. Am Markt wurden dann einige Stoffe und verschiedene Handwerkszeuge eingekauft. Erst als Anchia ihren Gatten als zufrieden beurteilte, offenbarte sie ihm das kleine Geheimnis, welches in Form des Briefes in ihrer Tasche geruht hatte. Eine Weile lang hatte Laidir das Schreiben beäugt, bis er seine Tochter angesehen hatte. "Es ist mir ziemlich gleich was dieser Kerl ist. Ob er nun Musiker oder der König wäre, interessiert mich nicht. Wenigstens hat der Kerl Eier in der Hose, um sich bei uns zu melden, bevor er so richtig mit dir anbandelt ... Also ... So richtig." Dabei folgte ein unmissverständlicher Deut auf den Bauch seiner Tochter, was sofort dafür sorgte, dass Kaleya rot anlief ob dieser peinlichen Situation.

"Wenn er sich wirklich um dich und das Kind kümmern will ... So richtig mit allem was dazu gehört ... Dann soll er sich doch gleich bei der Geburt mal um dich kümmern. Dann sehen wir ja, ob das Bürschen es wirklich ernst meint." Spätestens ob jener direkten Worte entwich Kaleya sämtliche Luft aus den Lungen. "Aye, Laidir! Er wird seine Sache gewiss gut machen. Gib ihm eine Chance, er macht sie doch jetzt schon glücklich. Sieh sie dir an, Kaleya strahlt wieder und lächelt, seitdem er bei ihr ist", lenkte Anchia da ein und zwinkerte ihrem Gatten zu. Und so wurde der Umstand väterlicherseits akzeptiert und die Familie begab sich wieder zurück auf den Weg nach Junkersteyn.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 06 Jun 2016 11:22    Titel: Drachenheim
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Manchmal musste man seine eigenen Wege gehen, um zu erkennen, ob jene im Nachhinein betrachtet die richtigen waren. Jener Moment war gekommen und so wurde dem Eisdrachen ein eigener Ort vermacht, um den Pfad zu erkunden, der ihr neuer Weg werden würde.


Nachdenklich saß Kaleya am Boden des Dachzimmers im Familienhaus der Nestashs. Mal um mal war der Eisblick durch den Raum gegangen, hatte alles genaustens erkundet. Noch immer schwirrte in ihrem Geist das herum, was ihre Eltern ihr gesagt hatten. Der eine Gedanke ließ sie nicht mehr los und sorgte für einige Denkfalten auf der sonst glatten Stirn. "Du wirst hier nicht alleine sein, Liebes. Das Haus wird erfüllt sein von Lachen, Freude und Liebe. Er wird bei dir sein, wenn es erst soweit ist. Und dein Nachwuchs wird dich schon auf Trab halten, ebenso wie dein neuer Lehrling Alessa. Du kannst immer zu uns in unser neues Heim, wenn du Hilfe brauchst... Wir werden immer da sein, aber du musst nun deinen eigenen Weg gehen, in einem eigenen Heim."

Schlussendlich war es ein Lächeln, das Kaleyas Gesichtszüge zeichnete. Das Familienanwesen würde fortan ihr gehören und es gab schon zwei Menschen, die jenes Haus gemeinsam mit ihr mit Leben füllen würden. So erhob sie sich und wuselte in die Wohnstube, um eine Liste aufzustellen, damit sie Besorgungen erledigen konnte. Es war nicht das erste Mal, dass sie einen eigenen Haushalt führen würde. Der blonde Eisdrache freute sich auf die kommende Zeit, und es galt nun Alessa ein Zimmer einzurichten und ihr Herz über jene Veränderung zu informieren. Mit einem koboldhaften Grinsen schrieb sie die letzten Dinge auf ihre Einkaufsliste und machte sich auf den Weg.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 01 Jul 2016 11:21    Titel: Wenn kleine Drachen das Fliegen lernen
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Wenn kleine Drachen zur Welt kamen, mussten sie erst das Fliegen lernen. Und dieser eine Drachen hatte es ganz besonders eilig eben jenes zu tun. Es hatte dazu die Hilfe von zahlreichen Händen benötigt, damit der kleine Drachen das Licht der Welt erblickte und mit seinen ersten Flugversuchen die Welt erkunden konnte.


Mit einem mehr als verzaubertem Blick sah Kaleya in ein strahlendes und winziges Paar hellblaue Augen. Es hielt sie in einem eigenartigen Bann fest, den kein Zauber der Welt jemals hätte lösen können. Es war pure Liebe und absolute Hingabe, die sie in diesem Moment gefangen hielt. Nur schwer löste sich der Eisdrache von dem Anblick des friedlich schlafenden Bündels, sich innerlich dagegen sträubend es auch nur einen Wimpernschlag aus den Augen zu lassen. Mit noch immer sehr langsamen Schritten wanderte sie aus der Wohnstube heraus und bahnte sich trollend ihren Weg in die Küche, um sich dort eine Stärkung - bestehend aus Schafskäse und Bauernbrot - einzuverleiben. Wenig später setzte sie sich etwas umständlich an den Tisch der Wohnstube und begann instinktiv ihren Bauch zu streicheln. Nur war in jenem nichts mehr, das diese Zuneigung mit kleinen Tritten erwidern konnte. Dabei vorsichtig grinsend, schweiften die Eisaugen durch den Raum und inspizierten alles sehr genau. Mit dem Blick einer frischgebackenen Mutter, die jede Gefahrenquelle entdecken wollte. Dann schweiften die Gedanken der Schneiderin ab.


Es war eindeutig zu viel Aufregung gewesen. Und es hatte so ausgesehen als wenn es keinen Ausweg aus dieser Situation geben würde. Verlassen werden oder etwas anderes verlieren, das direkt unter ihrem Herzen ruhte. Beides waren ungeheuer belastende Gedanken gewesen und es hatte sie in schiere Panik versetzt. Aye, sogar in absolute Kopflosigkeit, denn kein klarer Gedanken wollte mehr in ihren Schädel vordringen. Bis zu jenem Moment, da ein wabernder Schmerz sie zurückgeholt hatte in die Realität. Der Zank war ob jener Wehen schnell vergessen, denn sie konnte im ersten Moment kaum noch stehen oder geschweige denn atmen. Und dann war alles so schnell gegangen und sie fand sich bei Liliana in ihrem Heim wieder. Der kleine Dickschädel hatte beschlossen auf die Welt zu kommen, und das geschah angenehmerweise im Wasser, im Kellerbad des Hauses. Liliana hatte Thea losgeschickt, um Assamaril holen zu lassen und zusammen mit ihr sowie Earons Hilfe hatten sie in nur wenigen Stundenläufen das kleine Würmchen auf die Welt geholt. Am Ende hatte nicht mehr ein einziges Wort Kaleyas Mund verlassen, ob der Schmerzen und dem Geschrei war sie völlig am Ende ihrer Kräfte gewesen. Nur der Blick auf das kleine Bündel mit den hellblauen und winzigen Augen in ihren Armen ließ sie neue Kraft finden, um weiterzuatmen und zu leben. Es dauerte etwas bis sie sich von den Strapazen soweit erholt hatte, um wieder nach Hause zu können, doch mit einem wundersamen Eingriff in ihr Lied hatte sie ein wenig Unterstützung ereilt, sodass sie den kurzen Weg durch einen Pfad Eluives hatte schaffen können.


Mit einem verzückten Lächeln geziert, wurde Kaleya ob eines leisen und hilflosen Jammerns wieder aus ihren Gedanken gerissen. Es war kein wirkliches Weinen, vielmehr ein beklagendes und protestierndes Kundtun davon alleine gelassen worden zu sein. Schnell aber behutsam wurde das kleine Würmchen in die Arme genommen. "Kschhh kschh, ist gut Liebes. Ich bin bei dir, alles ist gut aye?" Sie sah dem kleinen Wesen wieder verzückt in die hellen blauen Augen und wiegte es in ihren Armen. "Dir wird es an nichts fehlen, das verspreche ich dir mit diesem Tag. Dein Geburtstag ist der 30. Schwalbenkunft im Götterjahr 259 und du hast schon jetzt liebe Hände zur Hilfe gehabt. Lili und Assamaril haben sich sehr gut um dich und mich gekümmert, und auch Earon war bei uns die ganze Zeit über. Morgen werden deine Großeltern zu uns kommen, sie sind schon ganz aus dem Häuschen wegen dir. Was werden sie erst über deinen Namen sagen mhh?"
Das Kind wurde weiter gewiegt und mit beruhigenden Worten langsam zum Schlafen gebracht. "Aye, du trägst einen wunderhübschen Namen. Deine Urgroßmutter hieß auch Anneen. Und dein zweiter Name Phiala, der kommt von zwei lieben Freundinnen aus dem Bunten Kessel... Sie leben leider nicht mehr, aber Saphira und Talianna würden sich sicher freuen." Die Kleine quietschte wohlig auf, ein letztes Aufbegehren vor dem Einschlafen in Kaleyas schützenden Armen. Anneen konnte es nicht mehr hören, doch ihre Mutter wisperte ihr ganz leise zu. "Deine Patin Lili hast du ja schon kennengelernt, und auch deinen Paten Ernst wirst du bald noch sehen... Ein spannendes Leben wird auf dich warten, wir werden immer an deiner Seite sein."
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Earon Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 01 Jul 2016 12:31    Titel:
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Voller Liebe betrachtete Earon Kaleya und Anneen auf dem Sessel neben sich. Die beiden waren tief im Land der Träume, denn eine anstrengende Prozedur war es gewesen und etwas in Earon dankte der Mutter, dass er ein Mann war und das nicht erdulden musste. Es war wunderschön, dass er hätte dabei sein können an diesem Abend und den Weg des kleinen Menschen in die Welt erleben durfte. Etwas war mit den Wehen Kaleyas erwacht, was alles andere fortspülte. Alle Zweifel und Ängste waren weg, als er das kleine Wesen in seinen Armen halten durfte. Für Kaleyas Vertrauen war er ihr unendlich dankbar und wie es schien, schöpfte auch sie Kraft aus der sich entwickelnden Liebe zwischen Earon und dem Würmchen. Diesen Kosenamen liebte er jetzt schon.

Während er so dasaß und die beiden betrachtete wurde ein Gefühl immer stärker in ihm. Er wollte auf die beiden immer aufpassen, über die wachen und sie behüten. Von nun an würde er sein Leben anders führen müssen. Verantwortungsvoller wohl vor allem. Von nun an konnte er sich nicht mehr in jede Gefahr stürzen, die sich offenbarte. Magierfressende Schattenwesen etwa wurden immer unwichtiger in diesem Weltbild. Dafür gewann wieder etwas an Bedeutung, was er eigentlich aufgegeben hatte, nachdem er zweimal nichts als Enttäuschung erlebt hatte. Eine Familie gründen.

Aber eigentlich war das gar nicht mehr nötig, denn es hätte sich über die letzten Wochen und Monate bereits von selber entwickelt. Jetzt fürchtete er nicht mehr, was Kaleyas Vater vielleicht sagen würde, dass es wieder einen Mann an der Seite seiner Tocjter gab, die ähnliche Erfahrungen hatte erdulden müssen. Stattdessen freute er sich wie nichts anderes auf den Besuch der Großeltern. Denn wenn er Kaleya liebte, dann auch jene, die mit ihr verbunden waren. Vor allem natürlich Anneen.

Während auch er dann langsam einschluf, drehten sich die Gedanken noch ein wenig im Kreis, was die kommende Zeit wohl bringen würde. Hoffnungen von einer Hochzeit und einem weiteren kleinen Kind waren da, aber auch Befürchtungen über Krieg und Gefahr. Darüber, dass er sich gerade in Lichtenthal weniger wohl fühlte als je zuvor. Gedanken darüber, dass seine Brüder nun eine Weile sich mehr auf sich selber verlassen mussten und die Frage, was Schnattelfeu wohl bei einem Treffen mit der kleinen Anneen machen würde.

Als er dann in den Schlaf sank, war es einmal nicht Kaleyas Gesicht, welches vor ihm auftauchte. Es war kleine runde und unschuldig blaue Augen, das Geräusch eines vergnügten Quiekens und das Gefühl das kleine, süße Würmchen im Arm halten zu dürfen.

Am nächsten morgen wird Kaleya dafür einen verschlafenen Druiden vorfinden, der glücklich im Sessel eingerollt vor sich hin schläft, träumend von Drachen und ihren Mini-Drachen.
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