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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 12 Feb 2023 19:59    Titel: Eisblumen
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Eluive sah nicht nur alles, sie berührte auch alles. In einer Art und Weise, die selbst den tiefsten Frost schmelzen ließ. Die Herzen aus einer friedvollen Ruhe holten und sie wieder stark schlagen ließen. Und die Eisaugen inmitten eines viel zu warmen Winters trotz allem hoffnungsvoll erstrahlen ließen.

Es war viel zu warm, dies merkte man auf Gerimor genauso sehr wie auf dem Festland. Hier stand sie, drehte einen gefrorenen Heidekrautzweig zwischen ihren Fingern und ließ den Eisblick über das Nordquartier schweifen. Es war Winter, auch wenn der Schnee fehlte, so war es zweifelsohne die stille Zeit. „Mhh“, zwitscherte sie leise, legte den Heidekrautzweig beiseite und wandte sich bedächtig vom Nordquartier ab. Irgendwo aus der Ferne erschallten eine Vielzahl an Stimmen, und sie folgte dieser Melodie des Lebens, so wie sie es immer tat, besonders dann, wenn sie in Junkersteyn war. Sie ließ sich treiben, atmete tief ein und aus und dann… da stand sie, inmitten einer Situation, die für das gesamte Leben auf Gerimor sprach. Es herrschte… was herrschte wohl, Krieg? Wie immer? Sie sah Gesichter, bekannter Art… und doch waren sie ihr für den Moment so unfassbar fremd. Da waren Ekatharyna, Ernst, der Hausdrache, und ihr liebvolles Herz… es pochte, laut und beständig. Er war ihre Konstante, so wie sie die seine war. Und aus genau diesem Grund stand sie nun hier, inmitten einer „Schlacht“ ohne jede Rüstung, nur in ein langes Kleid gehüllt, dass allerhöchstens als Abwehr einige detailgetreue Distelstickereien zu bieten hatte. Was tat sie hier eigentlich, und wieso war sie nicht bei ihren Kindern, war sie lebensmüde? Es schlüpfte noch ein „Wie immer zu rechten Zeit am rechten Ort“ von ihren Lippen, der Eisblick traf dabei den Schieferblick… dann breitete sich das Chaos weiter aus. Wollte sie wirklich hier sein, hier in diesen unsicheren Gefilden?

Aye, sie wollte es, denn es war ihre Heimat und wann immer sie die Augen schloss, da sah sie vor ihrem inneren Auge Junkersteyn, friedlich aber frei, ohne Invasoren oder Schlachtgetümmel. Es war kein Traum, sie würden dafür kämpfen, immer und zu jedem Preis. Was es auch kostete. Heute kostete es sie Überwindung, denn ihre Kinder schliefen friedlich in Ihnnerau in ihren kleinen Betten, während sie verloren hier stand und riskierte ihr Leben zu lassen. Die Nase wackelte, so wie immer, wenn sie etwas beschäftigte. Auf ihrer geistigen Notizliste wurde ‚Rüstung‘ ganz nach oben geschoben, denn sie war es nicht mehr gewohnt sich in eine solche zu hüllen. Der Abend nahm seinen Lauf und die Gedanken des Eisdrachens kreisten um so vieles, bis sie einmal blinzelte und sich wieder in Ihnnerau befand. Sie konnte es nicht glauben, doch vertraute Arme liebevoll um sie geschlungen sprachen Worte, die sie nicht auszudrücken vermochte. „Wir werden immer bei ihnen sein, ganz gleich, wann du es möchtest. Sie werden nicht eine Sekunde ohne unsere Liebe sein müssen, das schwöre ich dir.“ Seine Stimme erdete sie, wie immer. Und sie atmete wieder tief durch, die Waldluft von Ihnnerau war ihr zwischenzeitlich so vertraut. Heimat, hier wie dort. „Mein Herz ist nicht genug dafür…“ Sie fühlte wie ihr Herz einen Schlag aussetzte, doch da war wieder dieses tiefe Vertrauen in dieser wohligen Umarmung. „Das Herz meines Eisdrachens ist so stark wie die gesamte Welt, hab Vertrauen in dich.“ Der Blondschopf drehte sich und da sah sie in dieses wolkenhelle Augenpaar. Und da wusste sie, dass sie es schaffen würden… wandeln zwischen den Welten, ohne sich selbst zu verlieren oder gar das Band ihrer Familie.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 18 Feb 2023 20:27    Titel: Der wankende Elch
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Friedvoll war der Schlaf eines Kindes. Friedvoll war die Seele, wenn sie Erfüllung fand. Und wann immer der blonde Eisdrache Inspiration fand, da griff sie jene sofort auf und machte daraus etwas ganz Wunderbares.

Anneen kicherte leise als Yvaine ihr durch die blonden Haare streifte. „Fast so weich wie das Wolkenschaf!“, schnatterte sie. Da verdrehte der Eisdrache die Eisaugen und besah sich die beiden Mädchen. „Die Geschichte von Glodoria dem Wolkenschaf ist aber noch nicht zu Ende geschrieben, aye?“ Da erntete Kaleya zwei traurige Blicke und meinte dann direkt hinterher: „Ich schreibe sie noch fertig, versprochen. Und dann seid ihr die ersten, die sie hören dürfen. Aber nun ab in eure Betten, bevor ihr von garstigen Keinaugen gefressen werdet.“ Da huschten die kleinen Monster auch schon davon und Kaleya hatte endlich Zeit, wieder über ihr Notizbuch zu brüten.

Da standen die wirren Niederschriften, die sie am heutigen Nachmittag angefertigt hatte, als sie mit dem Thyrenmädchen Alev und mit Rheaonna am Feuer des Nordquartiers gesessen hatte. Es waren bereits einige Tage vergangen, seitdem sie das erste Mal wieder einen Fuß auf Gerimor gesetzt hatte. Das nächste Ziel nach Junkersteyn war der Hort des Wissens gewesen, natürlich… was auch sonst. Denn dort hatte sie stets nur gute Erinnerungen gemacht und sich immer wohl gefühlt, es war ihr ebenso ein Ort der Zuflucht wie das Nordquartier. Den Tag darauf hatte sie sich auf wundersame Weise im Kloster der Lichteinigkeit wiedergefunden, wo man eine Versammlung abhielt. Es ging wohl darum, weshalb der Winter so mild war und dass es irgendwie mit Eluive zu tun hatte. Schlauer war sie auch nicht geworden, doch sie hatte auch entschieden, dass sie sich nicht einmischen würde, wenn es nicht zwingend erforderlich war.

Mit einem Nasewackeln widmete sie sich wieder ihren Notizen und begann dann innerhalb kürzester Zeit ein Lied daraus zu komponieren. Während sie den Liedtext niederschrieb, überlegte sie bereits, welche Melodie dieses neue Werk haben würde. Neben dem epischen Liedtitel würde die Musik dazu natürlich ebenso episch werden, ja geradezu weltverändernd! Ein koboldhaftes Grinsen zierte ihre Lippen, die Ausflüge nach Gerimor brachten auch sehr viele neue Ideen mit sich. Diese eine Idee hier würde jedenfalls den Namen „Der wankende Elch“ bekommen, so viel war klar. Und neben dem Lied würde sie auch ein Bild malen, sobald sie die Zeit fand, denn in ihrem Blondschopf hatte sie bereits alles erdacht. Doch nun gab sie sich für den Moment der Fertigstellung des neuen Liedes hin und lächelte dabei einfach nur glücklich über das, was Eluive selbst ihr wohl geschenkt haben musste.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Der wankende Elch

Sie saßen dort bei Feuerschein im stolzen Wulfgard,
und ein junges Mädchen war erstmals hier ein Gast.
Ich erzähl euch was, hier wurde nicht an Met gespart,
und was passiert, wenn ihr erst ein Trinkhorn anfasst!

Der erste Metrausch ist wie ein gemeiner Liebhaber,
erst umgarnt er dich hingebungsvoll mit süßem Worte.
Bis du merkst in deinem Kopf tobt flauschiges Gewaber,
denn du hattest sündiges Erdbeermet von der besten Sorte!

Zwischen Birken und Eichen im Wald da röhrt's stolz und laut,
denn ein wankender Elch hat zu tief in sein Metfass geschaut!
Wenn du ihn triffst, dann fragt er dich verloren nach dem Weg,
doch du kannst nicht helfen, denn auch du hattest zu viel Met!

Was für eine bittere Schmach ist es für dich am nächsten Tag,
als du erfährst, der wankende Elch warst du, ein harter Schlag!
Was für ein Schllaaaaaggggggggggggg, ohhh du bist so ein Elch!
Ein Elch, Elch, Elch, Elch, Elch... so ein prächtig wankender Elch.
Sieh dich doch nur an, und jetzt trink aus diesen schalen Kelch!

Die Ahnen feiern dein Besäufnis, trotz vergessenem Opferschluck,
denn wenn du erstmal erwachsen bist, wirst bereits Legende sein!
In den ewigen Hallen werden die Methörner gehoben, Gluck Gluck,
und du wirst den Rest deines Lebens feuerrot bei Flammenschein!

Zwischen Birken und Eichen im Wald da röhrt's stolz und laut,
denn ein wankender Elch hat zu tief in sein Metfass geschaut!
Wenn du ihn triffst, dann fragt er dich verloren nach dem Weg,
doch du kannst nicht helfen, denn auch du hattest zu viel Met!

Was für eine bittere Schmach ist es für dich am nächsten Tag,
als du erfährst, der wankende Elch warst du, ein harter Schlag!
Was für ein Schllaaaaaggggggggggggg, ohhh du bist so ein Elch!
Ein Elch, Elch, Elch, Elch, Elch... so ein prächtig wankender Elch.
Sieh dich doch nur an, und jetzt trink aus diesen schalen Kelch!

- gewidmet Alev Wikrah und Rheaonna von Dragane am 18. Eisbruch 266 in Junkersteyn -

OOC: Man denke sich dazu die Melodie des Liedes „Burn Butcher Burn“ von Joseph Trapanese & Joey Batey :-)


— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —



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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 12 März 2023 18:47    Titel: Cirmias' Stärke
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Erwacht, erwacht, ihr mutigen Kinder. Umklammert alle eure Bücher und faltet die Ecken. Sie haben uns davor gewarnt, dass ein Sturm kommen würde…. Und ich weiß, dass du stark genug bist, um das allein zu schaffen. Ich bin so stolz auf dich, und du bist stark genug dafür.

- Ausschnitt aus dem Lied "Welly Boots" von "The Amazing Devil" -


Vorsichtig strich Kaleya mit den Fingern über die neuen Buchbände der Junkersteyner Zauberschriften. Genau genommen waren es nicht mehr nur Junkersteyner Zauberschriften, sondern ein Teil der Bücher war auch in Ihnnerau von ihr niedergeschrieben worden. Doch nach wie vor gehörten all jene Werke auch zu ihrem Herzensprojekt, das mit allerhand Fabeln, Märchen oder zauberhaften Geschichten für Kinder aufwartete. Sie hatte "Das Wolkenschaf" fertig geschrieben, nachdem sie den "Der Winterstern" auf Papier gebannt hatte. Zu allem Überfluss waren ihr dann auch noch neue Geschichten in den Blondschopf gekommen, als sie das erste Mal die Insel K'awi besucht hatte, so war "Das Kawi-Kaninchen" geboren worden, ebenso wie "Die Piratenharpie". Und natürlich hatte sie gleich so viele Ideen im Kopf, dass nun auch noch Fortsetzungen für die letzten beiden Bücher mit "Die Meeresgöttin" und "Die goldene Feder" anstanden. So viele Geschichten, so viele Ideen, und doch auch so viel Seltsames, was in letzter Zeit geschah. Das Näschen wackelte und sie lehnte sich in ihrem Ohrensessel zurück, der in der Kaminstube in ihrem Haus in Ihnnerau ganz nah am Kaminfeuer stand. Dabei griff sie sich ein Glas thyrischen Met und begann nachzudenken.

Es war der Abend des 6. Lenzings gewesen, als etwas geschehen war, das sie noch immer nicht so ganz begreifen konnte. Überall auf Gerimor waren große Menschenmengen zusammengekommen, wie Heuschrecken, die eine unausweichliche Gefahr instinktiv witterten. Natürlich waren auch die Kaluren und die Eledhrim in Scharren zusammengekommen, wahrscheinlich ebenso wie auf der westlichen Seite der Insel das Verräterpack. Nur sie war allein gewesen, denn Earon hatte an diesem Abend die Kinder gehütet, und sie war nachträglich betrachtet mehr als froh darüber. Sie hätte die Kleinen nicht ansatzweise so schützen können wie er es konnte, daran bestand kein Zweifel. Und doch… sie war stark genug gewesen, denn ein Sturm war aufgezogen, der aus roten Kristallwesen bestand und das Leben auf Gerimor ins Nichts stürzen wollte. Sie war nicht gefallen, kein einziges Mal. Stattdessen hatte sie gegen diese Ungetüme angestanden, konzentriert gekämpft und dabei mit den anderen Streitern dafür gesorgt, dass das Ritual vor dem Nilzadan glückte. Und es war geglückt, denn irgendwie hatten es die Priester geschafft die Opfergaben für die Götter zu ihrem Vorteil einzusetzen. Ganz genau hatte der Eisdrache es nicht mitbekommen, doch die Götter hatten ihnen beigestanden. Und in diesem speziellen Fall… da war es Cirmias höchst selbst gewesen, der da in Gestalt eines mächtigen Bärens zu ihnen gekommen war. Instinktiv war Kaleya respekterfüllt auf die Knie gegangen als er auftauchte. Auch sie hatte ihn einst angebetet als sie damals noch Schneiderin gewesen war. Die Erfahrung seiner göttlichen Präsenz war einzigartig… und als er wieder aufstieg, da passierte es. Ein gleißendes Licht, so hell und rein wie das Leben selbst, das sie alle blendete. Die Kristallwesen verschwanden und statt blutroter Splitter, da begann es endlich zu schneien. Der Eisdrache war wieder ganz in seinem Element, denn kleine weiße Flocken kitzelten ihre Nasenspitze. Der Winter hielt Einzug, wenn auch spät, aber das Gleichgewicht war wieder hergestellt.

"Mhh…", sinnierte Kaleya leise und schwenkte ihr Metglas in der Hand. Sie konnte es noch immer nicht glauben, doch an jenem Abend hatte sie die Stärke einer Kämpferin gehabt, vielleicht wegen Cirmias Präsenz, sie wusste es nicht genau. "Worüber denkst du nach, mein schöner Eisdrache?", hörte sie die vertraute Stimme und sie sah zum Eingang des Kaminzimmers, wo Earon wohl schon eine Weile stand und sie beobachtete. "Ich dachte immer ich sei nicht stark genug, für das hier… für dieses Leben zwischen den mhh… Welten? Und auch wenn ich es weit vor der Geburt der Kinder nie wollte, aus mir ist ein Kampfdrache geworden, nicht wahr?" Earon konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, nickte etwas und kam näher zu ihr an den Ohrensessel. "Und ein ziemlich guter noch dazu. Du kannst stolz auf dich sein." Da trat ein koboldhaftes Grinsen auf ihre Lippen und sie reichte Earon feierlich ihr Metglas an. "Dann auf meine Kampfnatur. Und auf den Wintern, denn ich kann endlich Schlittschuhlaufen gehen."


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 05 Apr 2023 18:51    Titel: Im Wechselwind
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Der Wechselwind brachte Veränderung, und auch neuen Antrieb. So wie die Welt im Wandel war, so war es auch der Eisdrache. Und dieses kleine eisblaue Fähnchen nahm wieder altbekannte Positionen in Lichtenthal ein, um erneut ihren Beitrag zu leisten.

Nachdenklich saß Kaleya vor einer frischen Leinwand und betrachtete einmal mehr die gähnende Leere darauf. Heute wollte so gar kein Strich auf das Leinen kommen und in ihrem Blondschopf ging alles umher, nur nicht die erforderlichen Gedanken zu ihrem neu erdachten Werk. Es sollte bis zum 12. Eluviar fertig werden, denn ab dann würde die Leinwand als fertiges Gemälde bewahren, was niemand vergessen sollte. Wie war sie eigentlich wieder in diese viele Arbeit hinein gestürzt? Es war als würde sich der Hort des Wissens ihrer bedienen, wann immer er gedachte es zu tun, wie ein lebender Organismus, der sie in seinen Klauen hielt und nicht mehr hergab. Sie rieb sich die Stirn und dachte an die zurückliegende Ausstellung mit der Modenschau, bei der sie so viele Kreationen von Schneidern Lichtenthals und der verbündeten Völker hatte vorstellen dürfen. Und kaum war diese Veranstaltung herum, da winkte schon das Jubiläum mit seinen 10 Jahresläufen im Hort um die Ecke. Sie dachte kurz darüber nach wie lange sie bereits für den Hort tätig war und stellte fest, dass es nun beinahe vier Jahresläufe waren. Der Hort war gewachsen wie ein kleines Kind und blühte gerade richtig auf. Mochten diese altehrwürdigen Hallen noch lange Bestand haben und Lilians Erbe bewahren.

„Kaleya, wo sind die Schlittschuhe von Yvaine?“, riss die verzweifelt gerufene Frage von Earon sie aus ihren Gedanken und so blickte sie auf. „Bei dem Teddybär im Kinderzimmer! Und frag lieber nicht, wieso sie da liegen, deine Tochter war kreativ!“ Sie konnte sich ein koboldhaftes Grinsen nicht verkneifen, als sie ein resigniertes Schnaufen hörte, dann lief Earon auf der Suche nach den Schlittschuhen wieder davon. Der Eisblick blieb noch einen Moment auf die Tür gerichtet und sie stellte fest, dass sie zu lächeln begonnen hatte wegen eines neuen Gedankens in ihrem Kopf. Seit dem Wechselwind hatte sie die Leitung der Hüter des Nordlichts wieder übernommen und setzte nun alles daran ihn erneut zum Erblühen zu bringen, angefangen mit einem kleinen Außenposten in Adoran, um dort eine Anlaufstelle zu bieten, aber auch als Rückzugsort für den Fall einer weiteren Belagerung Junkersteyns… sie war vorsichtiger geworden. Darüber hinaus hatte sie neulich erst nach dem Büchermarkt in Adoran so einige Personen darauf angesprochen, ob sie nicht Interesse an der Gemeinschaft hätten, und auch ein Aushang zierte nun ganz frisch die bekannten Anschlagbretter in Tiefenberg. Zu guter Letzt hatte sie im Hort nun wieder die Führung der Chroniken Lichtenthals übernommen und schrieb fleißig, um die letzten Lücken darin zu schließen, auf dass das neue Werk sehr bald abgeschlossen werden konnte. So vieles zu tun und doch war sie glücklich so wie es nun war.

Ein Kinderlachen zog den Blondschopf aus ihren Gedanken und so wandte sie sich von der Leinwand endgültig ab und lief den Geräuschen nach. „Können wir jetzt endlich los?!“, quengelte Yvaine und sah Kaleya ungeduldig an, dabei verdrehte die kleine rothaarige Tochter ihre Eisaugen. Earon musste unweigerlich lachen und murmelte dann leise etwas zu Kaleya. Die wiederum verdrehte die Eisaugen ebenso und seufzte auf, dann schnappte sie sich die Schlittschuhe und scheuchte die Bande aus dem Haus. Zumindest einmal in diesem kurzen Winter, solange er noch anhielt, wollte sie mit der ganzen Familie Eislaufen, nachdem bisher nur sie und Earon ein Ründchen in trauter Zweisamkeit gedreht hatten.
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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 11 Mai 2023 22:09    Titel: Das Jubiläum
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Wenn Zeit verstrich, begann der Geist automatisch darüber nachzudenken, was in einem gewissen Abschnitt alles passiert war. Zeit verstrich linear, und doch auch so subjektiv. Ein kleines Flämmchen, das bald sein drittes Lebensjahr feiern würde. Ein Hort, der schon 10 Jahresläufe auf dem Buckel hatte. Und ein Eisdrache, der mit seinen 30 Lebensläufen so viele wunderbare Dinge erlebt hatte.

Es war vollbracht. Schlussendlich stand nun dieses neue Gemälde vor ihr und es lächelten ein Dutzend Gesichter von dem Leinen auf sie herab. Hier und da war durchaus auch ein bisschen künstlerische Freiheit zu erkennen - insbesondere dann, wenn das entsprechende Gesicht schon lange nicht mehr gesehen worden war und nur die Erinnerung es kläglich stützte. Die Belegschaft vom Hort des Wissens zu Nebelpass zwischen den Jahresläufen 256 bis 266, kaum zu glauben, dass es so viele waren. Und doch so wunderbar, denn die Aufgabe war so wichtig und hatte alle Aufmerksamkeit der Welt verdient. Kaleya atmete tief durch und hing eine saubere Bahn Leinenstoff über das Gemälde, damit es bis zu seiner großen Präsentation noch gut behütet war. Das Näschen wackelte und verriet, dass der Eisdrache irgendetwas im Schilde führte.

Wenige Momente später stand sie in der Küche und begann Honigkekse zu backen. Elian liebte dieses sündhaft süße Gebäck fast noch mehr als seine Mutter und so sollte er zum Geburtstag statt eines Kuchens die kleinen herzförmigen Köstlichkeiten mit einer dicken Schicht Zuckerglasur bekommen. Natürlich würde der kleine Kerl mit den wolkenhellen Augen ebenso wie die beiden Mädchen einen Tag für sich gewidmet bekommen, so wie es Tradition war in der Familie. Meistens ging Kaleya mit den Kindern in den Wald und ließ sie dort toben und entdecken, spielen und lachen, erkunden und lernen. Doch Elian würde sich diesen 12. Eluviar erstmalig teilen müssen, denn der Hort des Wissens zu Nebelpass richtete am Abend große Feierlichkeiten aus. Bis dahin war der kleine Mann aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso eingeschlafen, sodass Kaleya sich auf das Jubiläum konzentrieren konnte. Außerdem war da noch die Patentante in Form von Amelie, die sich sicher rührend um den earonarischen Auswuchs kümmern konnte. In letzter Zeit plapperte das Nesthäkchen der Familie sowieso unaufhaltsam, so als wollte er seinem Vater Konkurrenz machen. Dennoch wusste der Eisdrache, dass es ein wunderbarer Abend werden würde, und schließlich hatte sich Elian vor knapp 3 Jahresläufen genau diesen Tag für seine Geburt ausgesucht. Ein Hüter des Wissens so wie sein Vater, wenn gleich auf andere Weise interpretiert.

Das Näschen wackelte als die Honigkekse fertig waren und vor sich hin backten. Bevor sie nach Ihnnerau zurückgekehrt war, hatte sie zusammen mit Amelie und Rhea die Ausrichtung der Feierlichkeiten am Hort organisiert. Es war alles fertig und der Tag konnte anbrechen. Selbst ihre Kostüme für den Abend waren bereit, und Kaleya liebte sie allesamt. Amelie hatte wahrlich großartige Arbeit geleistet. Ganz besonders aber liebte Kaleya das Kleid, dass Amelie für sie als das Federchen genäht und bestickt hatte. Sie war also die Bewahrerin, das Zeichen der Feder. Und es passte irgendwie auch so gut zu ihr, schließlich war sie Bardin mit Leib und Seele, sie schrieb für ihr Leben gern. Und so würde letztendlich auch bei dem Gedicht von Lilian genau jener Teil von ihr vorgetragen werden, der sie irgendwie auch ausmachte.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

“Das Wort ist manchmal eine alte Weise,
die dann Musik in unsere Herzen bringt.
Es tönt mal Laut und manchmal Leise,
je nachdem wie es in der Seele schwingt.

Das Wort ist manchmal des Himmel Zeichen,
es zeigt uns Wege und öffnet auch die Tür.
Ein Mahnmal des Herzens, seine Weichen,
drum schenk ich Euch dies Wort von mir.“


- Auszug aus dem Gedicht von Lilian van Valerian zur Eröffnung vom Hort des Wissens am Nebelpass -

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —


Mit einem Lächeln nahm sie die fertigen Honigkekse vom Feuer und naschte einen davon heimlich weg. Sie würde morgen stolz sein auf das, was im Hort alles geleistet worden war. Und doch… sie atmete tief durch und nahm sich dann eine Hand voll Honigkekse, ehe sie damit aus dem Haus verschwand. Ihr Weg führte sie durch den Wald von Ihnnerau, bis sie an einem kleinen Wasserfall angelangte. Hier fühlte sie sich immer ähnlich wie im Wald von Argantfels. Klare Gedanken, klare Visionen der Zukunft, ein klares Selbstbild. Und so wie die Sterne funkelten, wusste sie… sie war eine Bewahrerin, durch und durch. Nur eben irgendwie auf ihre eigene Weise. Denn am Ende eines Arbeitstages im Hort des Wissens war sie vor allem eines.. eine Chronistin. Sie war die Feder, die bewahrte, und die liebte.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 08 Jun 2023 11:24    Titel: Von Festen und Festungen
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Feste und Festungen lagen nah beieinander. Wenn man eine Festung erbaute, wurde deren Errichtung mit einem Fest gefeiert. Und wenn man sie stürmte, so feierte der Eroberer ebenso ein Fest des Sieges. Manche Festungen wirkten, als seien sie für die Ewigkeit gebaut, und doch wichen ihre Bewohner wie alte Steine im Mauerwerk für jüngere Steine. So veränderten sie auch die stärkste Festung, Stein für Stein, und Stück für Stück.

Alrynes. Hierhin hatte es die Familie also für einen Ausflug verschlagen, nachdem nun alle Feste des Hortes in Lichtenthal gefeiert waren und wieder mehr Zeit für die Familie blieb. Nun waren sie hier in Eherntrutz, denn dort stand die als uneinnehmbar geltende Festung des Herzogtums. Die Kinder hatten ein Märchenbuch in die Hand bekommen und Anneen, die mittlerweile ganz passabel lesen konnte, hatte den jüngeren Geschwistern eine Geschichte von der Eroberung der Festung Eherntrutz durch den Drachen Rhodor vorgelesen. Es war also keine Überraschung, dass die Kinder die Festung unbedingt sehen wollten, die in der Geschichte von tapferen Rothauben verteidigt worden war. So hatten die Kinder also ihren Wunsch erfüllt bekommen und Earon sah sich die Festung mit ihnen an. Indessen war Kaleya in eine Ausstellung in der Stadt gegangen, die seit langer Zeit in Eherntrutz zu sehen war. Es wurden Gemälde von wichtigen Malern des Herzogtums ausgestellt und Meister Eyven hatte ihr angeraten diese auf keinen Fall zu verpassen.

Und so sahen die Eisaugen wunderbare Schätze auf Leinwand, in den buntesten Farben und Stilen gehalten. Eines der Gemälde zeigte die Bibliothek von Alumenas und sie begann bei dessen Anblick nachdenklich zu werden. Sie hatte sich entschieden den Hort des Wissens zu verlassen und das Feld der jüngeren Generation zu überlassen. Anfangs war es ihr schwer gefallen, doch mit der Zeit wurde es besser. Und immerhin führte sie die Chroniken fort, denn es bedeutete ihr wirklich viel… fast wie ein Kind, das sie mit den Jahresläufen aufwachsen sah. Und sie war am Ende lediglich Bewahrerin, Chronistin, Geschichtenschreiberin. All das war lebende Geschichte, aber Bücher waren nur ein Teil des Ganzen. Sie hatte wirklich gedacht, der Hort war für sie die Ewigkeit, doch auch hier war sie nur ein kleiner Stein. Es gab größere als diesen einen. Aus einer anderen Perspektive betrachtet konnte sie nun ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenken. Die Geschichte hielt sicher noch andere Aufgaben für sie bereit, was auch immer es war und werden konnte. Ein letztes Mal sah der Blick auf das Gemälde von der Bibliothek Alumenas, dann entschied sie sich weiter durch die Ausstellung zu wandeln und auch den anderen Kunstwerken ihre Aufmerksamkeit zu schenken.

Am späten Nachmittag traf sie den Rest der Familie wieder an der Festung Eherntrutz und ein Blick auf das massive Bauwerk reichte, um in Kaleyas Kopf die Idee für ein Gemälde entstehen zu lassen. Wenn sie wieder in Ihnnerau waren, würde sie sich gleich ans Werk machen. „Maa, wieso nennen dich die Leute eigentlich Eisdrache? Drachen sind doch böse und spucken Feuer. Du machst das doch nur, wenn du thyrischen Met trinkst?“ Anneen sah ihre Mutter aus gutmütig wirkenden, grüngelben Augen an und lächelte dabei zurückhaltend. Kaleya konnte sich bei der Frage ihrer Ältesten nicht zusammen reißen und fing zu kichern an. Earon grinste auch, doch sah Kaleya an seinem Blick, dass er auf die Antwort durchaus gespannt war. „Weisst du, Tante Tarya hat damals einen roten und einen blauen Drachen aus Helisande und mir gemacht. Hausdrache und Eisdrache. Später hat sie sogar zwei der Kesselschafe rot und blau gefärbt und ihnen jeweils ein ‚H‘ und ein ‚K‘ aufgemalt. Sie hat uns sehr gern gehabt, deshalb hat sie uns immer geneckt. Ich glaube aus mir hat sie einen Eisdrachen gemacht wegen meiner eisblauen Kleidung und meinen Augen. Aber nun genug der Geschichte, wir brechen wieder nach Eirensee auf.“ Anneen nickte zu ihrer Mutter, griff instinktiv nach ihrer Hand und lief mit Kaleya in Richtung des Hafens, während der Rest der Familie ihnen folgte und sie die Festung hinter sich ließen.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2023 10:09    Titel: Heimat
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Was war Heimat? War es ein Ort, an dem man sich wohlfühlte? Oder war es eine bestimmte Person, an die man sich an einem bestimmten Ort band? Oder war es gar ein Fleck im Herzen, der zugleich überall und nirgendwo sein konnte? Zuletzt mussten es wohl die Gefühle sein, die man mit dem Wort „Heimat“ verband.

Kaleya schwang den Pinsel ein letztes und stellte damit das Gemälde der Burg Eherntrutz fertig. Die Idee, die ihr bei dem Besuch der Stadt gekommen war, hatte sich so schnell in ihr Herz gesetzt, dass die Malerei wie von Zauberhand geschehen war. Es war sicher etwas einfacher ein Gebäude zu malen anstatt Menschen, dennoch hatte sie der Entstehung die nötige Zeit geschenkt. Nun würde das Kunstwerk eine weitere Erinnerung an einen Ort sein, an welchem sie mit der Familie eine gute Zeit durchlebt hatten. Jener Gedanke erinnerte sie an Junkersteyn, denn auch dort hatte sie stets gute Zeiten gehabt. Aber auch die weniger gute Zeiten waren da, ohne Zweifel, allen voran die Zeiten der Belagerung… angefangen bei der Goldenen Faust und Grenzscharmützeln aus dem Westen. Hier in Ihnnerau war es ruhig, still und friedlich. Sie kannte nur noch einen friedlicheren Ort und jener fand sich auf Gerimor vor, tief versteckt im Wald… was für eine wunderbare Zeit war es im Winter gewesen in diesem Tal einen Rückzugsort zu finden. Sie glaubte sogar, dass es die friedlichste Zeit ihres ganzen Lebens gewesen war., und das trotz der damals tobenden Schlacht mit den Kristallwesen.

Gefühle von Heimat kamen in ihr hoch und sie blickte das Gemälde der Burg Eherntrutz fast etwas trotzig an. Was war ihre Heimat? Immer wieder wandelten sie zwischen Ihnnerau und Junkersteyn, seit vielen Mondläufen nun. Sie taten es, um den Kindern ein friedliches Aufwachsen zu ermöglichen. Und doch mussten die Kleinen auch Einbußen hinnehmen, damit, dass die Eltern immer wieder nach Gerimor reisten und nie den gesamten Tag bei ihnen weilen konnten. Meistens versuchten Earon und Kaleya in den Abendstunden aus Ihnnerau zu verschwinden, wenn die Kinder friedlich in ihren Betten schliefen, sodass sie die elterliche Liebe nicht missen würden. Manchmal jedoch war es nicht möglich und vor allem Yvaine begann immer öfter darüber zu schnattern, dass sie mit wollte nach Gerimor, um Tante Andra zu sehen. In Wahrheit wollte sie natürlich Schabernack mit ihr treiben, aber das gab das kleine raffinierte Wesen mit den roten Haaren natürlich nicht zu, denn sie wusste welch Geschimpfe das bei ihrer Mutter hervorlockte.

Mit einem lang gezogenen Seufzen stand Kaleya von ihrem Hocker in ihrem Atelier auf und versuchte ihre Gedanken zu vertreiben, indem sie einen nächtlichen Spaziergang unternahm. Es führte sie durch den Wald von Ihnnerau und wie immer fand sie hier etwas Ruhe, so wie auch schon viele Jahresläufe im Wald von Argantfels auf Gerimor. Manchmal dachte sie, dass an ihr wohl eine gute Dienerin verloren gegangen war, denn sie schätzte die Natur, die Eluive den Menschen geschenkt hatte. Doch sie wusste, dass die Bruderschaft ihren festen Platz hatte und sie selbst ihren eigenen als Bardin. So war es zumindest nicht verwunderlich, dass sie immer wieder Themen der Natur aufgriff oder Gedichte wie Lieder zu Ehren Eluives schrieb. Vielleicht sollte sie bald ein neues Lied verfassen, doch für den Moment gab sie sich mit leisen Eulenrufen zufrieden, die durch die Nacht halten. Das Näschen wackelte, dann begab sie sich wieder zurück auf den Weg zum Haus.

Dort angekommen wurde ihr die volle Schönheit bewusst, die das Haus in Ihnnerau hatte und als sie die Treppen hinauflief und an der Tür Earon sah, der mit verschränkten Armen und wolkenhellem Blick dort stand, da lächelte sie einfach nur. Es reichte ein Blick von ihm, um zu wissen, was in Kaleya vorging. „Du vermisst Junkersteyn, nicht wahr?“, fragte er leise. Da nickte Kaleya einfach nur und ließ sich von seinen Armen tröstend empfangen. „Aye, wie lange können wir noch so leben wie jetzt? Irgendwann… da wird der Moment kommen, in dem wir uns für einen Abzweig entschieden müssen.“ Earon nickte und strich ihr sanft über den Blondschopf. Dann deutete er dem Eisdrachen hinein und wisperte leise. „Lass uns einen thyrischen Met trinken, wir haben noch einen kleinen Vorrat aus Wulfgard da, vielleicht nimmt dir das für den Moment ein wenig von deinem Heimweh.“ Und so verschwanden die beiden im Kaminzimmer und sprachen über die Gefühle und Gedanken, die Kaleya gerade umtrieben.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 02 Jul 2023 09:25    Titel: Anneens siebter Geburtstag
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Sie wurden so schnell erwachsen. Schon wieder war der 30. Schwalbenkunft gekommen. Schon wieder ein Jahr mehr, das Anneen Phiala Nestash erlebt hatte. Und es war ein friedliches Jahr gewesen.

„Sieben Sachen, die ich am liebsten mag? Da muss ich gut nachdenken! Alllssso… erstmal meine Geschwister, die mag ich am meisten. Dann Omas Apfelkuchen, ich bekomm doch heute wieder einen oder?“ Anneen sah aus ihren grüngelben Augen forschend zu ihrer Mutter, die mit angewinkelten Armen am Küchentisch saß, den Schopf auf den Handflächen gebettet und ihre Älteste neugierig ansehend. „Natürlich, gar keine Frage.“ Ein wenig grinste Kaleya, als wenn sie genau wusste wie tragisch ein Geburtstag ohne Apfelkuchen war. „Guuuttt… dann mag ich außerdem die Erdbeeren vom Argantfels, die schmecken nämlich am besten.“ Bei jenen Worten musste Kaleya etwas schlucken, denn sie war mit Anneen bis zu ihrem 5. Geburtstag immer in den Wald gegangen. Nun war es bereits der zweite Geburtstag, den sie in Ihnnerau erlebte. Statt etwas zu erwidern, ließ Kaleya ihre Älteste weitersprechen. „Außerdem mag ich deine Musik, du singst so schön! Und deine Gedichte, die mag ich auch, besonders die über Eluive. Und wo wir grad bei Eluive sind, ich mag Papas Fingerfuchtelei!“ Kaleya konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Nach jener heiteren Begebenheit kam jedoch Anneens siebter Punkt, der Kaleya plötzlich erstarren ließ. „Und ich mag Junkersteyn, unser altes Haus und die Hüter. Können wir wieder dorthin, Mama?“

Die grüngelben Augen der Tochter legten sich auf Kaleyas Antlitz und der Eisdrache wusste für den Moment nicht was sie sagen sollte. Anneen wuchs heran und sie konnte darüber nicht mehr wie mit einem kleinen Kind mit ihr sprechen. „Du vermisst Gerimor genauso sehr wie deine Mutter, nicht wahr? Wir leben hier in Ihnnerau wegen euch, denn hier ist es sicherer. Earon und ich haben schon darüber gesprochen. Lass uns für heute deinen Geburtstag feiern, dann sehen wir weiter, aye?“ Anneens Blick durchbohrte Kaleya, das hatte der blonde Minidrache eindeutig von Yvaine abgeguckt, die mit ihren Blicken Menschen töten konnte. „Dann rede ich eben mit Papa darüber, vielleicht nimmt er mich ja mit nach Gerimor so wie dich immer.“ Anneen hüpfte nun vom Küchenstuhl auf und wollte gerade in das Wohnzimmer flitzten, als sie Earon in die Arme rannte. „Na wen haben wir denn da. Ich glaube drüben warten Geschenke auf dich, magst du sie sehen?“, sprach Earon zu ihr, dann folgte ein sorgenvoller Blick zu Kaleya herüber. Der Mindrache flatterte davon, jauchzend über die Vorfreude von Geschenken, dann trat Earon an den Küchentisch. „Sie will auch zurück, ist es nicht so?“, sprach Earon leise zu Kaleya und er bekam lediglich ein Nicken von Kaleya zu sehen. „Ich werde überall dort sein, wo ihr sein wollt.“ Wie immer sprach Earon in seiner eigenen Sprache, und Kaleya wusste, dass er bei ihnen sein würde, wenn die Entscheidung fiel nach Gerimor zurückzuziehen. „Lass uns an einem anderen Tag darüber sprechen, für heute ist Anneen wichtig und sonst nichts.“

So stand Kaleya auf und wuselte mit Earon in das Wohnzimmer herüber. Anneen stand bereits umringt von Großeltern und Geschwistern am Gabentisch und packte die Geschenke aus. Sie hielt ein Buch in der Hand, dass von Kaleya erst vor einiger Zeit geschrieben wurde. „Das Kawi-Kaninchen? Was für ein lustiger Name. K wie Kaninchen?“, fragte Anneen und blinzelte Kaleya an. „Kawi ist eine Insel in der Cabezik, die erst vor kurzem entdeckt wurde.“, erklärt Kaleya einfach nur kurz. Anneen blätterte bei dieser Erklärung durch das Buch und kicherte über die Bilder, die von Kaleya dort hineingemalt worden waren. Besonders das Bild des Kaninchen brachte Anneen zum Lachen. „Ich will es sehen, also die Insel, jaa? Bitte bitte!“ Mit einem Seufzen sah Kaleya zu Earon, dann nickte er und sprach ruhig. „Das wirst du, wir machen eine Reise dorthin sobald es geht.“ Freudig grinsend hüpfte Anneen und nach diesem Anfall von glücklichen Gefühlen packte sie weiter aus. Das nächste Geschenk war ein Kleid, das Anchia ihr genäht hatte. Es war komplett in Eisblau gehalten, so wie die Kleider von Kaleya es meistens waren. Earon grinste etwas als sich der Minidrache das Kleid vorhielt, dann hauchte er etwas zu Kaleya hin. „Ich hoffe auf Gerimor gibt es keine kleinen Jungen, denen Anneen den Kopf verdrehen kann. Sie sieht immer mehr aus wie du…“ Mit einem Ellenbogenhieb versuchte Kaleya ihrem Mann die frechen Gedanken aus dem Körper zu stoßen, dann blinzelte sie und sah zu dem Apfelkuchen herüber, der neben den Geschenken am Tisch stand. „Zeit für die Drachenfütterung!“, rief der Eisdrache und lief zum Tisch hin, um den Apfelkuchen anzuschneiden. Heute feierten sie, und vielleicht… würden sie an Kaleyas Geburtstag am 10. Cirmiasum nicht mehr in Ihnnerau feiern.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 07 Jul 2023 19:13    Titel: Das Sommerfeld
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Sommer. Wippende Ehren im warmen Wind. Herrlich duftende Lindenbäume. Frieden.

Anneens Geburtstag war gefeiert. Und das größte Geschenk hatte sie bekommen, als sie abends im Bett eine Gute Nacht Geschichte hörte, in der es um Anneen ging, die durch den Wald von Argantfels flitzte. Die grüngelben Augen hatten gestrahlt so hell wie die Sonne es vermochte. Die Lippen der kleinen Dame hatten sich so breit verzogen, dass sie einem Honigkuchenpferd ernsthafte Konkurrenz gemacht hätte. Der Schlaf war friedsam, so unfassbar ruhig. Und Kaleya wusste in ihrem Herzen, dass die Entscheidung richtig war, auch wenn es bedeutete die Kinder schützen zu müssen vor den Gefahren, die auf Gerimor lauerte. Doch sie war nicht mehr so wehrlos wie zu Zeiten von Anneens Geburt. Nein, sie war eine Kämpferin, nicht so groß wie ein Drache, doch mit dessen Seele erfüllt. So ruhig war auch die Nacht, als sie und Earon draußen saßen, thyrischen Met tranken und den tanzenden und flimmernden Glühwürmchen hinter dem Gartenzaun zusahen. Sie sprachen über die Rückkehr, es sollte geschehen.

Am nächsten Morgen lief Kaleya am nahen Feld entlang, die Lindenbäume dort dufteten so herrlich und der Wind wehte ihr warm um die Wangen. Sie fühlte sich nicht mehr hin und her gerissen zwischen Welten, es schien als wurde ihre Seele komplett. Der Spaziergang entlang des Feldweges tat ihr gut und regte überdies ihre künstlerischen Gedanken an. In ihrem Geist dichtete sie bereits die ersten Zeilen für ein neues Gedicht. Es würde die Zeit in Ihnnerau festhalten, denn es sprach von Frieden. Wenn sie wieder von ihrem Spaziergang zurückkam, würde sie das Gedicht aufschreiben und dem Eisdrachenfeder-Gedichtband hinzufügen. Doch für nun genoss sie noch den Anblick der blühenden Lindenbäume und des Getreidefeldes, solange sie noch konnte.

— — — — — ⊰ ✴ ⊱ — — — — —

Das Sommerfeld

Blühende Getreidefelder, die Ehren wippen sanft hin und her,
zu sein und Gedanken schweifen zu lassen ist nicht schwer.
Ich sehe hinauf in den Himmel und bin plötzlich dort oben,
und doch spüre ich unter meinen nackten Füßen den Boden.

Streife umher auf der Suche nach diesem einen Gefühl,
als wär es nicht da und doch kann ich es in mir spüren.
Wenn der laue Sommerwind meine Wangen nun küsst,
hab ich tief im Herzen verstanden, dass es Freiheit ist.

Die alten Lindenbäume am Wegrand blühen in all ihrer Pracht,
der herrlichen Duft ihrer Blüten kitzelt meine Nase ganz sacht.
In ihrem kühlen Schatten lass ich mich einfach friedvoll nieder,
meine schweifenden Gedanken kehren unaufhaltsam wieder.

Streife umher auf der Suche nach diesem einen Gefühl,
als wär es nicht da und doch kann ich es in mir spüren.
Wenn der laue Sommerwind meine Wangen nun küsst,
hab ich tief im Herzen verstanden, dass es Freiheit ist.

Ich strande am Dorfrand an diesem verwunschenen Teich,
und ich weiß ich bin voller Liebe und damit unendlich reich.
Das sanfte Blubbern der Fische lässt mich nun entspannen,
trägt mir die rastlosen Gedanken weit fort und von dannen.

Streife umher auf der Suche nach diesem einen Gefühl,
als wär es nicht da und doch kann ich es in mir spüren.
Wenn der laue Sommerwind meine Wangen nun küsst,
hab ich tief im Herzen verstanden, dass es Freiheit ist.

Der Sommer ist meine Wärme und unerschöpfliche Kraft,
was ein Sommerfeld, Linden und ein Teich so alles macht.

Streife umher auf der Suche nach diesem einen Gefühl,
als wär es nicht da und doch kann ich es in mir spüren.
Wenn der laue Sommerwind meine Wangen nun küsst,
hab ich tief im Herzen verstanden, dass es Freiheit ist.

- 04. Cirmiasum 266, gewidmet dem Leben in Ihnnerau -


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 01 Aug 2023 19:06    Titel: Heimkehr
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Immer dann, wenn man sich sicher sicher wähnte, trat ein Ereignis ein, das man nicht erwartete. Es bebte, auf ganz Gerimor. Und das war kein Ort, an dem man seine Kinder haben wollte.

Eigentlich hatte sich Kaleya nach ihrem Geburtstag darauf vorbereitet, endlich wieder nach Gerimor zurück zu ziehen. Der Abschied von Ihnnerau war vorbereitet und die Gedanken waren wahrlich mit Wehmut gefüllt. Natürlich würde sie diesen friedlichen Fleck Erde vermissen, doch die Kinder hatten entschieden. Und wer konnte schon diesen entzückenden Wesen widerstehen? Vorallem der Eisdrache konnte es nicht, denn sie waren ihr Herz, ihre Seele und ihr ganzes Leben. Und auch Earon wusste es, ein Leben zwischen den Welten war auf Dauer keine Option. Und doch war da etwas in ihre Planung geraten, womit sie nicht einmal ansatzweise gerechnet hatten. Es bebte auf ganz Gerimor. Die Insel brach gefühlt in tausende Splitter, schüttelte ihren ganzen Schmerz aus und ließ nichts als blutrote Kristallwesen zurück. Das war eine Gefahr, derer sie die Kinder nicht aussetzen wollten und so wurde in der Familie seit Tagen eine Art Schichtdienst abgehalten. Entweder passte Earon auf die Kinder auf oder eben Kaleya, doch sie waren niemals allein, denn sie sollten keine Angst haben vor dem, was gerade mit der Welt passierte. Und so war es auch an diesem Abend an Kaleyas bardischen Fähigkeiten, sodass sie Anneen und Yvaine sowie Elian eine kleine Geschichte erzählte.

Sie handelte vom Hüter der Elemente, ein Wesen, welches all die mächtigen Elemente in sich vereinte und als Diener Eluives große Macht besaß. Und dieses Wesen, im ganz speziellen in Form von Earon, verteidigte zusammen mit dem Bund des Lichten Reiches die Heimat vor den blutroten Kristallwesen. Kaleya versuchte die Geschichte so kindgerecht wie möglich zu verpacken, und doch erzählte sie den drei Kleinen auch, was ihr Vater da jenen Abend verrichtete. Sie sollten wissen, dass er als Diener Eluives die Welt verteidigte, und so wurden sie auch in den Zauber dieser Liebweberei eingeführt. Sie wussten nun, dass Earon ein Druide war, sie hatten es immer schon gespürt, aber es nie benennen können. „Aber Ma, was macht denn dieser Hüter, sieht er aus wie Pa?“ Kaleya grinste koboldhaft bei Yvaines Frage, dann hauchte sie dem rothaarigen Earon-Verschnitt ein Geheimnis zu. „Er sieht aus wie ein riesiger Baum, die Äste sind knorrig und knarzen bei jeder Bewegung. Die Blätter auf seinem Kopf sind saftig grün wie die Wiesen vom Argantfels, und wenn sich dieser riesige Baum auf seine Gegner stürzt, kann er die Erde erbeben lassen. Aber er verursacht das Beben auf Gerimor nicht, versteht ihr das? Euer Vater sorgt dafür, dass diese blutroten Kristallwesen von Gerimor verschwinden. Sie waren schon einmal bei uns, damals seid ihr aber noch zu klein gewesen und wir haben es euch nicht erzählt. Erinnert ihr euch nach an das verborgene Tal, in dem ihr im Winter gespielt habt? Wir haben euch beschützt, und wir werden es immer tun. Denn ihr seid unser ganzes Leben, und wir lieben euch sehr. Merkt euch das immer, ganz gleich, was mit uns passieren wird. Mutter wird euch behüten, versteht ihr das?“ Kaleya sah auf die drei Kinder und in den unschuldigen Augen konnte sie erkennen, dass sie gerührt waren. Der Eisdrache hoffte, dass sie nicht zu weinen begannen.

Mit einem Lächeln erzählte sie den Kindern, wie die Geschichte weiter ging. Dass der Hüter der Elemente die Kristallwesen zerschmetterte mit seinen wuchtigen Armen, und mit Hilfe der lieben Freunde aus dem Volk der Menekaner und Thyren wie auf der Menschen versuchten sie mit all ihrer Macht die Heimat zu verteidigen. Es war für die Kinder eine Geschichte, aber Kaleya wusste, dass es bittere Realität war. Sie betete jeden Abend zu Eluive, dass sie diese Katastrophe überlebten. Es war keine Selbstverständlichkeit, und der letzte Gedanke war, dass sie nicht vorzeitig ableben wollte. Sie wollte die Kinder aufwachsen sehen, jedes einzelne und dessen Geschichte erleben. Und sie wollte mit Earon alt werden, wenn sie einst mit grauen Haaren und Falten im Gesicht auf einer Bank saßen und in Junkersteyn über das Wetter wetterten oder über die letzten Gerüchte philosophierten. Was auch immer es werden würde, sie würden es schaffen. Sie war davon überzeugt, Eisdrachen und Hüter der Elemente starben nicht. Sie gingen allerhöchstens in die Geschichte ein, als Legenden? Etwas in der Art, und das brachte Kaleya zum Grinsen. Das Näschen wackelte und die Kinder wurden in ihr Bett verfrachtet. Den Abend ließ sie bei einem thyrischen Met am Kamin ausklingen. Sie wollte die letzten Stunden genießen, bis Earon zurückkam und ihr von den Geschehnissen auf Gerimor berichtete.


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Kaleya Auenbacher





 Beitrag Verfasst am: 10 Aug 2023 00:05    Titel: Der Eisdrache
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Geschichte schrieb sich meist über eine Feder und landete in Worten auf dem Papier. Geschichte hatte Gerimor wahrlich erlebt und die Chronistin Lichtenthals ließ nichts aus, um die Aufzeichnungen für die Zeit und damit für die Ewigkeit zu bewahren. Aber die Feder - die Bewahrerin - war zu viel mehr bestimmt.

Der Eisblick ruhte auf den Aufzeichnungen für die Chroniken Lichtenthals und Kaleya brütete über den Worten. Sie hatten es überlebt, die Insel war nicht untergegangen in blutroter Verdammnis. Eluive hatte ihre Schöpfung bewahrt und nun lebten sie alle, dank Ihres mütterlichen Eingreifens. Der Eisdrache konnte sich nicht einmal ansatzweise vorstellen, wie die Kinder ohne ihre Eltern aufgewachsen wären, wenn der 5. Ashatar ihr Ende bedeutet hätte. Sie vertrieb die Gedanken, griff nachdenklich zu ihrem Metglas und trank einen Schluck daraus. Sie hatte viel Verantwortung, nicht nur gegenüber ihren Kindern. Sie waren noch immer nicht aus Ihnnerau zurückgezogen, den Beben sei Dank. Doch nun stand es außer Frage, dass sie zurückkehren würden, auch wenn die Kinder noch furchtbar verängstigt waren nach Gerimor zu reisen. Sie würden behutsam vorgehen, sie und Earon.

Behutsames Vorgehen galt auch in so vielen anderen Dingen des Lebens. Kaleya lenkte und formte schon seit Ewigkeiten, das wurde ihr mit den fortschreitenden Jahresläufen immer klarer, auch wenn sie es sich nie eingestehen wollte. Sie war eine lebensfrohe Natur, doch sie wusste, was ihre aktuellen Gedanken bedeuteten. Etwas nostalgisch dachte sie an die Zeit im Bunten Kessel zurück, dort hatte sie so viele kennengelernt, die durch ihre Taten für das Herzogtum geedelt worden waren. Tarek, Tarya, Talianna, Merrik, Ernst, Helisande… Merrik war Freiherr, Ernst war lange Ritter und Helisande, ja, sie hatte die größte Verpflichtung an Land gezogen wie einen fetten Walfisch, Gräfin - welch Quell unendlicher Freude. Das Näschen des Eisdrachens wackelte, sie dachte mit einem Schmunzeln weiter, die Zeit im Bunten Kessel hatte sie geprägt, denn sie hatte auch ihren Mäzen Lethalon kennengelernt, der sie schon früh in ihrer Schneiderarbeit gefördert hatte. Und diese Art und Weise, junge Handwerker zu unterstützen, schlug auch in Kaleya unweigerlich weiter, denn es war tief mit ihrer Seele verwurzelt. Vorallem Schneider wurden von ihr immer wieder mit Material und Schnittmustern beglückt, weil sie selbst wusste, wie schwer es war Fuß zu fassen. Aber auch mit der Gründung des Bundes der Lichtenthaler Barden wollte sie fördern, weitergehen und Lichtenthal etwas schenken, ohne das sie dafür etwas erwartete. Denn Lichtenthal war unumstritten ihre Heimat, auch wenn Ihnnerau ihr aktueller Wohnort war. Sie dachte daran, dass Junkersteyn durch das Beben und Eluives Eingreifen nicht mehr dort war, wo es einst seinen Platz hatte - hoch im Norden, wo sie aufgewachsen war und Junkersteyn so unendlich viele Jahresläufe Leib und Seele verschrieben hatte, damit es gedeihen konnte. Sie machte nun Platz, es gab jüngere Seelen als ihre, die dort nun walteten. Und nun waren die Hüter an dem Ort, der ihr die ganze Welt bedeutete. Argantfels. Es gab keine Worte dafür. Sie hatte dort im Searum 259 die Eingebung zur Gründung der Hüter gehabt. Sie hatte dort Earon vor Eluive das kleine Wort ‚Ja‘ gesagt und ihm ihr Leben geschenkt. Und außerdem hatte sie dort ihr erstes Lied „Am Argantfels“ geschrieben - der Beginn ihres bardischen Wirkens.

„Kaleya, wo ist das Buch vom Kawi-Kaninchen? Yvaine stutzt mir gleich den Kopf, wenn ich es nicht sofort finde! Sofort! Es ist ein Notfall!“ Das Rufen von Earon riss den Eisdrachen aus ihren Gedanken, da lachte sie nur leise und erhob sich. Das Buch war an der Stelle des Hauses, wo es sein sollte - die Sortierung der Bücherregale war genauso akribisch wie im Hort des Wissen. Aus dem Bücherregal gezupft, gab sie es Earon und zwinkerte ihm zu. „Ich komme gleich… ich denke noch nach.“ Der wolkenhelle Blick aus Earons Augen bestätigte sehr deutlich, dass den Eisdrachen etwas umtrieb und er sah sie einfach nur geduldig an. „Ich habe so viel für Lichtenthal getan, in all den Jahresläufen nie etwas dafür haben wollen… Junkersteyn. Der Hort des Wissens. Die Lichtenthaler Sternennächte. Die Chroniken Lichtenthals. Und doch hat man mich nicht gesehen, das macht mich ziemlich traurig.“ Da wurde der Eisdrache von fürsorglichen Armen umfangen und an ihr Ohr wurde etwas geflüstert. „Erinnerst du dich an den Alatner 264? Als eine Verkündung im Palast von Adoran stattfand? Du wärst heute ein edler Eisdrachen, wenn du dich damals getraut hättest hinzugehen.“ Bei jenen Worten verzog Kaleya das Gesicht, ehe sie erwiderte. „Ich wäre tot umgefallen, das weißt du genau. Ich war damals noch nicht bereit mein Wirken in Lichtenthal einzugestehen… Aber immerhin hat Andra was davon gehabt… hätte ich ihr nicht Mut zugesprochen in ihren Taten, dann wäre sie heute vielleicht nicht Edle des Herzogtums. Es ist gut so wie es kam. Aber ich will jetzt mehr, denn ich habe meinen Wert endlich erkannt und mir eingestanden, dass es so ist. Das ist ein Anfang… und außerdem muss ich dir noch etwas gestehen. Nach dem Weggang aus dem Hort des Wissens hat Sir Beak offenbar begonnen im Geheimen seine Pläne zu schmieden. Und dieser Plan hat sich mir heute offenbart, als er mich fragte, ob ich die Kuratorin seines Museums in Schwingenstein werden möchte. Er schätzt mich sehr und hat mir recht deutlich gemacht, dass ich… einen großen Wert habe.“ Earon strich Kaleya sanft durch die aschblonden Haare und sprach ihr dann positiv zu. „Ich habe deinen Wert schon lange erkannt, mein Herz. Und irgendwann wird es auch Lichtenthal erkennen. Ich kenne nichts Wertvolleres auf der Welt als dich. Aber jetzt… muss ich Yvaine unbedingt gnädig stimmen, sonst bist du bald Witwe.“ Kaleyas Näschen wackelte, dann löste sie sich von Earon und hauchte leise zu ihm, Worte, die nur für seine Ohren bestimmt waren.

Earons Worte gingen ihr nicht aus dem Kopf und sie musste sich einen Moment setzen. Der Gedanke daran, wie sie als Edle sein konnte - und es eigentlich schon so lange gewesen war - ließ sie warm lächeln. Sie war zu mehr bestimmt als zu bewahren. Sie förderte andere, damit sie zu etwas erblühen konnten, das sie selbst noch nicht erahnten. Sanft wie eine Feder, bestimmt wie der Wind und ohne Frage so umtriebig wie ein Fluss, der alles in sich aufnahm, was sich in den Lauf des Lebens treiben ließ. Sie lenkte, tat es wann immer sie konnte, und war dabei niemals auf ihr eigenes Wohl bedacht. Ihre wahre Natur war es andere zu unterstützen und zu fördern, und sie wusste in diesem Moment, dass sie genau so sein wollte. Mit einem koboldhaften Grinsen im Gesicht trank sie ihr Metglas leer und erhob sich dann. Sie musste nun Earon dringend unterstützen, bevor die Kinder ihn zerfetzten!
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