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Man soll den Bogen nicht überspannen...
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 03 Sep 2018 12:47    Titel:
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    Dinge mit einer rationalen Aufmerksamkeit zu betrachten und Neugierde gingen oftmals auseinander - zumindest bei ihr. Sie hatte den Brief bestimmt zwei Tage einfach auf dem Tisch liegen lassen, da sie sich zu sehr mit anderen Anliegen beschäftigt sah - und Briefe aus Bajard konnten nun nicht wichtig sein, vor allem wenn sie ohne Siegel waren. Erst am Abend, als sie sich entschloss mal diese Nacht nicht in der Taverne oder im Wald zu schlafen, saß sie 'Daheim' am Tisch und rückte die entfalteten Zeilen in den Schein der Kerze. Ihr kühlgrüner Blick überflog die Zeilen zunächst, erkannte im Schwung der Buchstaben bereits soetwas wie Weiblichkeit in der Handschrift die dazugehörige Sentimentalität ließ nicht auf sich warten.
    Die langen Beine wurden seitlich gewand überschlagen und Daumen wie Zeigefingerspitze strichen ihr über die Mundwinkel.
    Es war bereits Arenvirs dritter Versuch in Kontakt mit ihr zu treten. Erst über die Ahad, dann über den Elegido und schließlich über... ja, wer war das überhaupt, diese Emilie Merat? Niemand aus dem Reich und es war irritierend zugleich, wie leicht es offenbar war Korrespondenzen zwischen West und Ost zu führen. Ein Austausch, an dem die Scharfschützin nicht interessiert war. Nicht auf diese Art.

    Natürlich war ihr der Inhalt des Briefes vollkommen skuril erschienen und die Aussage, es ginge hier nicht um Krieg oder verfeindete Parteien war mehr als nur naiv. Ein Appell an Gefühle und Sinn für Familie sollte Fanns Herz erweichen für den armen Großvater, der sein Enkelkind nicht sehen konnte. Sollte der kleine Drecksack sich doch sein armes, gebeuteltes Herz aus der Brust reißen.
    Im Dunkeln der Nacht erkannte Fann schemenhaft die Veränderungen der Raumstruktur. Sie hatte Dazens Arbeitszimmer zumauern lassen und dafür einen Durchbruch zum Kinderzimmer gezogen. Ein Zimmer, das nicht mehr existierte. Alles, was noch an das kleine Mädchen erinnert hatte, war fort. Ihr Bett, das Kissen, das nach ihr roch, die Spielzeuge, für die sie eigentlich noch zu jung gewesen war. Ihre Kleidung. Weggeräumt, teils fortgeworfen.
    Muireall hatte Fann zusichern wollen, dass die Bruderschaft alles tun würde um Iyda vor Arenvir zu schützen, denn sie hatte recht bald schon geahnt, dass dieser sentimentale, alte Mann seine Mittel auszunutzen versuchen würde an ihre Tochter zu kommen, an den Menschen, den sie unter Schmerzen ausgetragen und mit Überwindung in ihrer Nähe und Fürsorge gelassen hatte - bis zu Dazens Tod.
    Iyda war nicht nicht allein nicht bei Fann, weil sie keine gute Mutter gewesen wäre, ihr hätte kein Zuhause bieten können, wie Dazen es sich gewünscht hätte... sondern auch wegen ihm. Und nun schrieb ihr eine Fremde aus dem Nichts und bat um Bilder für Erinnerungen, um Zeichnungen von den Zügen des 'Enkelkindes'.

    Fann lachte leise.

    Ein leises, freudloses Lachen, von einem Schluck Bier geschwängert, in der Dunkelheit und Nacht Rahals.

    Nein, bestimmt nicht. Dieses Mittel ließ sie sich nicht nehmen.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 19 Okt 2018 14:43    Titel:
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    Leise raschelte das zur Polsterung in die Matratze gestopfte Stroh unter ihrem Gewicht, als die Scharfschützin die langen Beine über die Kante schob und sich in eine sitzende Position brachte. Mit etwas schwerem Kopf strich sie sich durch das kurze, aschblonde Haar, das jedoch in weichen Strähnen zurück in ihre gesenkte Stirn fiel. Mit einem Seufzen warf Fann den Kopf in den Nacken und schüttelte jegliche Kopfzierde nach hinten in den etwas verspannten Nacken. Eine Weile saß sie so da, die Zehen auf dem Bretterboden des Verschlages. Nicht mehr als dies war die einfache Dachkammer, in welche nur durch ein einziges, winziges Fenster etwas Tageslicht eindrang – ein Strahl, in welchem der Staub friedlich tanzte. Bald schon hörte Fann jedoch hinter sich eine Regung und spürte unter leichter Anspannung, wie sich ein Arm an ihrer Taille vorbei schob, warm und weich die nackte Haut auf der ihren, tastend kraulende Fingerkuppen auf ihrem flachen Bauch. Sie umschloss mit ihrer eigenen Hand die nach Zärtlichkeit suchende, drückte sie einmal wie entschuldigend und führte sie von sich fort gen Bettlaken. Eine Abweisung, wie sie des häufigeren am Morgen und auch zu anderen Stunden erteilt wurde – aber sie wurde geduldet, musste geduldet werden.

    „Gehst du gleich wieder zurück?“, hörte die Scharfschützin hinter sich mit einer seichten Untermalung von Resignation, wie sie manches Mal in jener Stimme mitschwang. Als Antwort wurde nur ein Brummen laut und schließlich erhob sich Fann aus dem Nachtlager und begann ihre auf dem Boden verteilte Kleidung zusammenzutragen. Sie spürte allerdings den Blick recht deutlich, der sie aus braunen Augen verfolgte, über ihre Konturen strich und dann wieder auf ihrer großen Tätowierung am Rücken haften blieb. Ihre ‚Ablenkung‘ hatte noch nie zuvor dauerhaft bemalte Haut gesehen und war um so gefesselter von Fanns Körperzeichnungen, die sich über den Oberarm, die Schulter, den gesamten Rücken und nun auch über den Unterschenkel zogen. Eine Eiche war in diesem Jahr hinzugekommen, mit knorrigen Ästen, kargem Blattwerk und tief reichenden Wurzeln. Im Bett jener Wurzeln lag ein Wolf, schlafend unter der Erde und doch verbunden mit den Wurzeln jenes kräftigen, alten Baumes.

    „Was bedeutet der Drache?“, hörte Fann es wieder säuseln. Doch ließ sie sich Zeit mit der Antwort, stülpte sich das Hemd über die Brust und suchte mit dem ersten Fuß den Einstieg in ihre Hose. Ein halb amüsiertes, doch vielmehr desillusioniertes Schnauben drang aus ihrer geraden Nase und ein Mundwinkel hob sich, als auch der Hosenbund vor ihrer Hüfte nun enger gebunden wurde.

    „Er fliegt weiter, immer weiter… wie ein Pfeil, der von der Sehne gelassen wurde.“ Ihr Blick fiel auf die Frau mit dem Rostbraunen Haar, die sich das beige Laken vor die Brust drückte und in seitlicher Position liegend nicht davon abließ den Besuch aus Rahal zu begutachten. Aedria war ihr Name und sie lachte leise, als sie fragte: „Bist du schon im Senkflug, dass du deine Zeit lieber damit verbringst auf einem Bauernhof zu schuften?“

    „Zum Schuften komm ich nur hier hin. Und es ist Erntezeit. Keine Sorge, wenn die vorbei ist, siehst du mich nicht wieder.“

    Und schon wurde sie von einem Kissen am Ellenbogen getroffen, aus dem rau und piekend ein paar Federn durch den Bezug gedrungen waren. Aber es war wahr. Es fühlte sich an wie ein Treiben lassen, sich tragen lassen vom Wind an einem lauen Herbsttag. Hier auf dem Land hatte Zeit eine andere Bedeutung, ähnlich wie zu ihrer Jugend im Waldlager, und es half ihr auf eine für sie selbst verwirrende Weise von Dazen Abschied zu nehmen, indem sie sein Leben vor Rahal kennen lernte. Einige Wolfseiches waren bereits zur Insel zurückgekehrt und wer weiß, ob auch sie nicht bald wieder auf ein Schiff steigen sollte um zurück in diese andere Welt zu pendeln.

    In einem Dorf wurde nichts vergessen, was getan, geleistet, gesagt oder verbockt wurde. Die Stadt hingegen vergaß und bedeutete ständig auf ein Neues beginnen zu müssen, immer wieder von vorn.
    Fann wusste derzeit nicht, was ihr von beidem lieber war. Es klang gleichermaßend enervierend.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 10 Dez 2018 22:09    Titel:
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    An einem Tag war sie die eine Jägerin, verschmolzen mit dem Unterholz der regionalen Wälder, auf der Suche nach den Spuren der versteckten Beute. Gehüllt in Leder unter dem freien Himmel. In einer anderen Nacht stand sie mit verschränkten Armen in einer warmen Taverne und beobachtete die Menschen, die trinkend und lachend zusammen kamen und sich an Spielereien ergötzten, die sie ihnen vorbereitet hatte – ohne selbst daran teilzunehmen oder sich als Initiatorin erkennbar zu machen. Bekannte Gesichter als auch neue Gestalten in Rahals verwinkelten Hafen. Wiederrum gab es Abende, an denen sie mit innerlichem Fluchen in einer mächtigen Festung aus dunklem Gestein saß und nicht wusste ob sie den Feind in der Ferne oder in der Nähe mehr verachten sollte – oder für wen sie das größere Übel war. Fann zweifelte nicht daran, dass die Scharfschützen es wert waren Teil der Bruderschaft zu sein, aber für sich selbst wusste sie nicht mehr, ob sie das unter diesen Bedingungen noch sein wollte. Sie war auch damals aus der Garde und Gilden ausgetreten, als sie merkte, dass diese Verbindung sie nur aufhielten, statt einen Weg voran zu ermöglichen. Was hielt sie also davon ab ihnen einfach ihren Schlüssel zur Burg um die Ohren zu donnern? Das wusste sie noch nicht und das ärgerte sie fast so sehr wie diese Wortklauberei, wegen der sie nun schon den fünften Briefbogen zerknüllt ins Kaminfeuer warf. Dieses hochgestochene, diplomatische Jonglieren mit Worten und Ausdrücken weckte kein Entzücken und ständig musste sie sich korrigieren, um nicht in ihren patzigen Tonfall zu verfallen. Dieser war in ihrem Kopf sehr laut und führte unausgesprochene Streitgespräche und bissige Argumente. Eine Stimme mahnte sie, dass dies so nicht funktionieren würde und es war nicht die von Dazen, sondern von Fenia.

    Nun steckte sie schon mehrere Tage lang immer wieder einen Wulst an Stunden in diese wenigen Seiten, um zu wissen, dass es nichts ändern würde außer den Graben zwischen Ahad Bruchsteig und ihr noch tiefer zu pflügen. Kritik an der Garde war nicht willkommen – es wäre bei ihr umgekehrt genauso. Aber die Kapitel-Versammlung legitimierte Fann dazu sie zu verfassen, für die „Zusammenarbeit“, von der sie glaubte, dass man sie ihr verweigerte.

    Da flog auch schon der sechste Briefbogen ins Feuer.
    Ärgerlicher Weise versuchte sie es wirklich. Es gut zu machen. Für das Reich, ohne zu wissen, ob das der richtige Weg für einen Charakter wie sie sei.


_________________
>>Scharfschützen des heiligen alatarischen Reiches<<
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