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Man soll den Bogen nicht überspannen...
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » Man soll den Bogen nicht überspannen...
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 03 Mai 2014 18:38    Titel: Man soll den Bogen nicht überspannen...
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Begleitende Geschichte zur Scharfschützenausbildung...


An dem Abend, als in der Arena laut verkündet wurde, dass der Ritterschaft eine Einheit von Bogenschützen unterstellt werden würde, wusste sie, dass sie dazu gehören würde. Irgendwann. Dies war nicht mit Überheblichkeit gleich zu setzen - sie wusste schlichtweg, dass sie die Befähigung dazu aufbringen kann. Noch nicht vollkommen, noch nicht vollendet. Aber sie besaß das Potenzial und das nötige die Kompetenz und Eigenständigkeit. Nun stand nur noch die Frage offen, 'wie' sie auf dieses Potenzial aufmerksam machen konnte. Sie hatte in drei größeren Schlachten ihr Können bereits unter verschiedenen Kommandeuren zur Schau gestellt, war für abgesonderte Aufgaben eingesetzt worden. Für den Konvent des Wissens erledigte sie Späh- und Spionageaufträge. Berichte, die an die Bruderschaft und den Alka weitergereicht wurden. Sie wusste, dass man ihr nichts angedeihen lassen würde - von keiner Seite aus. Aber ihr Name war verzeichnet, war genannt worden. Und darum ging es letztendlich. Dies und der Dienst am Reich. Den Auftrag von Magistra Bagosch anzunehmen festigte lediglich zusätzlich ihren Ruf als zuverlässige Jägerin, als eine der etablierten im alatarischen Reich. Thorbranth mochte gerne darüber lachen, dass sie sich derlei überhaupt annahm. Doch verstand er wohlmöglich nichts von dem Ehrgeiz den sie hatte, ihre kleine Nische breit auszufüllen, sich eine Identität zu schaffen. Das letzte eingebundene Kalkül waren die Lehrstunden, die sie im Ansinnen des fünften Gebotes des All-Einen anbot und durchführte. Sie hatte durchaus die Qualität sich selbst Schüler unterzuordnen, aber auch nur bis zu einem bestimmten Punkt, ehe die Grenzen erreicht waren. Ihre Grenzen. Es hatte einen fahlen Geschmack. Wäre alles einer Leiter gleich zu setzen, hatte sie erst die Hälfte dieser überwunden und konnte sich den Kopf beim Blick nach oben schmerzhaft verdrehen.

Was sie wollte, war eine Ausbildung. Sie wollte lernen, sie wollte sehen wie weit sie war, wo sie Grenzen überwinden konnte, wo sie weiter hinauf kam, wo sie nicht weiter kam. Und als sie mitten beim Umzug einen Brief zugesteckt bekam, wurde ihr endlich diese einmalige Gelegenheit angeboten. Sie hatte weit über einen Tag zu niemanden etwas gesagt und sich in schweigsame Gedanken gehüllt. Obwohl es ihr Ziel war, war es nie eine Sicherheit gewesen. Und obwohl sie wusste, dass sie es mit genügend Willen schaffen konnte, war sie nicht frei von Zweifeln, wie schwer es werden würde. Wäre es aber zu leicht, wäre die Ausbildung zum Scharfschützen auch nichts wert. Sie würde auch die Schwächsten durchlassen. Und, beim All-Einen, sie wollte nie wieder zu den Schwachen gehören.


Zuletzt bearbeitet von Fann Wolfseiche am 03 Mai 2014 18:39, insgesamt einmal bearbeitet
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 06 Mai 2014 17:52    Titel:
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Das war es wert gewesen. Des Magisters Lieblingskosename für sie war nebst ‚Drache‘ und nun mittlerer Weile ‚Miststück‘ geworden. Und doch klang es nicht ganz frei von Stolz – der Großteil war aber grollender Ärger mit einem Hauch Sympathie für ihre widerborstige Art.
Sie hatte den verletzten Mann mit in die Hafentaverne geschleppt und dies natürlich im Wissen, wie sehr ihm Tavernen zu wider waren. Aber dort hatte sie das nötige Material liegen und wenn sie Althan irgendwo nicht haben wollte, war es in ihrem neuen ‚Zuhause‘. Was anderes wäre ihr nicht als weiterer Vorschlag eingefallen.

Während sie auf dem ungefegten Boden hockte und die blutige Wunde reinigte, die man dem Magister mit einem Schwert zugefügt hatte, huschten ihre Gedanken oftmals in die Vergangenheit und manches Mal in die Zukunft. Sie war natürlich keine Heilerin und auf dem Schlachtfeld nicht als Feldscherin zu gebrauchen. Das Leben aber, wie sie es führte, brachte einem Gefährten und einem selbst so manches Mal eine Wunde bei und wenn man die Chance des Überlebens steigern wollte, so lernte man zumindest wie man eine Nadel samt Faden durch Haut bohrte. Ein Widerstand, der von einem Erstling oftmals unterschätzt wurde. Ähnlich erschüttert zeigte man sich wohlmöglich wenn man feststellte, wie schwer es war jemanden ein Messer in den Brustkorb zu stoßen. Mit einem Pfeil war es anders. Man spürt nur, wie er losgelassen wird, seine Kraft – doch nicht wie er den lebenden Körper durchbohrte.

Unterricht bei einem Heiler. Auch diese sollte zur Ausbildung gehören. Vieles von dem, was als Unterrichtsthemen benannt wurde, beherrschte Fann in gewissen Maßen oder hatte diese Thematiken bereits tangiert. Von manchem, wie Giftkunde, hatte sie noch nie etwas gehört.
Fann glaubte jedoch nicht, dass es bei jedem der einzelnen Punkte nicht noch mehr zu lernen gab und war eher neugierig darauf, was sie ihrem Fundus hinzufügen konnte.
Als sie nun als Racheakt dem zeternden Magister eine halbe Flasche Schnaps über die verwundete Seite kippte, hatte sie sämtliche Rachegelüste der letzten Monate erst mal gestillt. Sein Aufschrei und die herrliche Ruhe, die darauf folgte, konnte durch keine gezielte Beleidigung ersetzt werden. Nachdem sie ihn dann mit Rum abgefüllt und mit List und Lüge dem Betrunkenen abgerungen hatte, dass sie nur noch zwei Strafstunden und dann nie wieder eine abzusitzen habe, war sie zufrieden. Zufrieden und ziemlich betrunken.

Unrühmlich kotzte sie dem Nachbarn in der Oberstadt in die Büsche – aber irgendwie musste der Alkohol ja raus. Und am nächsten Morgen wollte er es nochmal. Warum das ganze so unangenehm war? Ihre Übungseinheiten hatten begonnen. Ihr Gefährte zerrte sie am frühsten Morgen aus dem Bett, denn wer saufen konnte, der konnte auch laufen. Also biss Fann die Zähne zusammen und schloss sich dem morgendlichen Lauf von Rahal nach Düstersee an, der auf dem Übungsplatz der Garde endete. Und wie es schien, würde sie nun so gut wie jeden Morgen diesen Akt vollziehen und ihre Kondition steigern.


Zuletzt bearbeitet von Fann Wolfseiche am 06 Mai 2014 19:19, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Dazen Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 07 Mai 2014 10:33    Titel:
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    Wer andere jagen will, muss selber gut laufen.
    Aus Schweden

Es war fast wie ein Déjà Vu für mich. Ich stand auf, wusch mich, legte mir die Rüstung an, weckte sie. Die Worte, die fielen waren nicht freundlich, aber das machte nichts. Immerhin litt ich selbst unter Morgenmuffeligkeit. Sie dazu noch unter einem Kater, was mich für das Gemotze untereinander gänzlich entschädigte.
Damit der Dinge aber noch nicht genug, ging ich auch nach oben, eine Etage höher, und beschloss Thanaya ebenfalls aus den Federn zu zerren und zum Laufen zu bewegen. Was die eine brauchte, konnte der anderen nicht schaden, und hätte ich die Dritte auch im Haus gehabt, wäre sie ebenfalls bald im Bett gestanden, statt gelegen. Ihr Glück, dass dem nicht so war. Zwei von drei hielt ich allerdings für einen guten Schnitt, und ich nahm mir vor, wenn ich Drei traf, sie zum frühmorgendlichen Lauf einzuladen. Was zweien nicht schadet, schadet sicher auch der Dritten nicht.

Ein wenig Schadenfreude gönnte ich mir dabei schon. Immerhin wusste ich sehr gut, wie es war, verkatert den ganzen Weg hinter sich bringen zu müssen. Anfangs ging es mir keineswegs besser damit. Ich beschränkte mich darauf die beiden nur dann anzutreiben, wenn sie aufhören wollten, passte mich ansonsten ihrem Tempo an. Nach dem Laufen sollte es schließlich nicht getan sein. Der Übungsplatz wartete noch im Anschluss. So zog sich der Weg dorthin in die Länge, es war schließlich der erste Tag – nun ja, für Thanaya nicht ganz. Sie kannte das Ganze immerhin schon, nichts desto trotz war für sie ein Neubeginn, dank der Unterbrechung dazwischen.

Irgendwann erreichten wir auch das Übungsgelände. Wir gönnten uns alle eine Verschnaufpause, bis wir wieder bei Atem waren, etwas getrunken hatten und die Beine wieder einigermaßen spürbar waren, dann ging es weiter. Unter dem Netz her, über die Wand, und so weiter und so fort. Alles was der Platz hergab. Anschließend konnten die zwei sich im Bogenschießen auslassen, und war es der Anstrengung nicht genug, forderte ich sie auf ihre Waffen zur Hand zu nehmen und es ging mit einem Waffengang weiter, den ich allerdings verkürzt ausfallen ließ, denn immerhin war schon genug geleistet worden und ich wollte es nicht allzu sehr auf die Spitze treiben. Auch hierzwischen gab es selbstredend einige Pausen, grundsätzlich für denjenigen, der gerade nicht dran war bei den Durchgängen und auch beim Waffengang. Es wurde sich abgewechselt, genug Ruhephasen, zumindest für die erste Zeit, bis die Kondition soweit hergestellt war, dass ich irgendwann sicher dazu übergehen würde, die Verschnaufpausen eher kurz oder gar nicht zu halten, ganz so, als befänden wir uns eben im Krieg. Dort war mit Schonung auch nicht zu rechnen und die Grenzen zu kennen, schadete nicht. Aber bis dahin war es noch ein gutes Stück Weg.

    Laufe so, als sei es erst der Hinweg.
    Michael Marie Jung
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 11 Jun 2014 17:57    Titel:
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Erster Unterricht...

Allein saß sie nun am vierten Tage ihres Aufbruches unter einem Baum, geschützt von seinem Schatten und umrahmt von seinen hinausragenden Wurzeln. Insekten krabbelten über ihre Tasche und verirrten sich auf ihre Hose und Arme und wurden nur ab und an wieder fahrig weggestrichen. Die Floskel Ruhe im Wald zu suchen war zweifelhaft zu betrachten. Der Wald war der lauteste Ort, dem sie je begegnet war. Insekten – ob zu Boden oder schwirrend -, Vögel aller Größe und Farben, knackende Äste, raschelndes Laub, unruhige Gewässer. Ersetzte man jeden singenden Vogel durch einen Bürger Rahals, der mit seiner Stimme und seinem Auftreten um die Gunst des anderen Geschlechtes warb oder schlichtweg von einer Straße zur anderen seinem Nachbarn zubrüllte, dann wäre der Wald der letzte Ort der Stille. Er wäre so unerträglich wie eine überfüllte lacbezianische Hafentaverne.
Sie hatte nur nebenbei verkündet, dass sie für eine Weile fort wäre, dass sie etwas zu erledigen habe. Sie war nun gut ein Jahr in Rahal und seitdem sie sich nach und nach in die Stadt und das Reich hatte etablieren lassen, war sie nicht mehr so lange fort gewesen. Ungünstig lag es gewiss, sie würde direkt zwei Unterrichtseinheiten versäumen. Es beunruhigte sie jedoch nicht, nicht nach dem ersten Zusammenkommen der Schüler und des Lehrers. Eine etwas illustre Runde. Vor ihnen der Ausbilder und auf einer Bank die drei Hennen. Eine Dame, ein Mädchen und eine Fann.
Im ersten Unterricht wurde ihnen mitgeteilt, welche Gifte es gab, es gab Diskurse, warum ein welches bei welcher Art von Gegner einzusetzen sei und wo die Vor- und Nachteile lagen. Bei der Frage, wie man seine Pfeilspitzen in der Not noch vergiften könne, da fand Fann die Antwort, die noch den ganzen Abend Gesprächsthema sein sollte – eine Antwort, die offenkundig eher von einem Mann erwarten worden wäre: Scheiße. Vergifte dem Gegner das Blut mit schlichter, dreckiger Scheiße oder sonstigem Schmutz, der erreichbar war. Rubens hatte Recht damit, dass keine der Frauen ausgebildet wurde, um wie eine Dame zu handeln, sondern wie ein Diener des All-Einen, wie ein Söldner und Krieger unter den Geboten des Herrn. Das Kriegshandwerk war zumeist blutig und dreckig, es stank und konnte widerwärtig sein.
Als Fann einen Schluck des bitteren Aufgusses zu sich genommen hatte lehnte sie sich zurück und strich mit der Hand über die Narben, die sie von diversen Schlachten davon getragen hatte und meist unter ihrem Hemd verbarg. Ein Blick zur Seite, wo der unsichtbare und nur gefühlte Gesprächspartner saß. Ein halber Herzschlag der Enttäuschung, und doch teilte sie weiter wortlos ihre Gedanken mit, die zurück zum Abend schweiften.
Rubens ging nachher – nach diesem ersten Unterricht - noch mit ihr die Taverne am Hafen, wo gemeinsam Bier getrunken und Tabak geraucht wurde. Es war nicht unnatürlich den Vergleich zu suchen, wie sich der gab, der das von einem selbst angestrebte Ziel schon erreicht hatte. Sie war ganz zufrieden, als sie gewisse Parallelen entdeckte. Unter einem glattgeleckten, Hacken zusammenschlagenden Weichei von Mann, ohne Bezug zu der Welt außerhalb der schützenden Mauern und gestriegelter, unbenutzter Uniform, hätte sie kaum mit dem benötigten Respekt lernen können. In Rahal fehlte es ihr manchmal zu sehr an für sie annehmbaren Vorbildern und wahrscheinlich hatte sie – wenn sie darüber nachdachte – nie wirklich eines gefunden oder finden wollen. Und gewiss nicht unter den Bogenschützen. Sie nahm lediglich mit, was sie an kleinen Bröckchen auf ihrem Weg aufgreifen konnte.

Den verpassten Unterricht würde sie nachholen…


„Und ansonsten habe ich nur ein Versprechen zu erfüllen, nicht wahr? Zu dir nach Hause zu kommen.“ Sie lächelte nur schmal und schräg und blickte ins Feuer. Obwohl jener Mann, der im Geiste mit ihr das Gespräch führte, nicht neben ihr saß, konnte sie dennoch seine Antwort hören: „Sonst komme ich dich holen.“ Darauf wollte sie es nicht anlegen. Sie hatte noch genau zehn Tage ihren Auftrag zu erfüllen.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 11 Jun 2014 18:55    Titel:
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Zweiter Unterricht...

Sie kam in der Nacht zurück. Vierzehn Tage hatte sie mit sich und auf sich allein gestellt verbracht, war über Wege gewandert, durch die Wildnis gestreift und hatte dabei ein Ziel. Es kam ihr vor wie ein Weg zurück in ihre Vergangenheit…
Das Ergebnis ihrer Reise war nicht das, was sie erwartet hatte, falls sie eines erwartete. Es endete blutig, jedoch mit Gewissheiten und gleichsam neuen offenen Fragen, die allein nur ihr Leben tangierten. Warum also darüber reden…

Fann hatte sich nicht gleich bei ihrem Ausbilder zurückgemeldet, als sie nach ihrer Reise wieder in Rahal angelangt war, sondern schlichtweg einen Tag lang geschlafen, um die Wunden am Körper und im Inneren Raum zum Heilen zu geben. Die Blessuren an Gesicht und Hals schränkten sie nicht ein, mehr aber der Schnitt des Messers, der über ihre Rippenbögen entlanggefahren war. Eskaliert … ja, die Situation war eskaliert.

Durch die langen Märsche, die Fann hinter sich hatte, konnte sie jedoch guten Gewissens sagen ihre Ausdauer und Beinmuskulatur gestärkt zu haben, sodass sie für drei Tage davon abließ sich dem Laufen der Prätorianer anzuschließen. Man ließ sie.

Nach und nach kam sie auch geistig wieder in ihrem neuen Leben an, was Rahal ihr bot, was sie sich erarbeitet und verdient hatte. Und dazu gehörte es, sich wieder der Ausbildung zu widmen, die man ihr angedeihen ließ. Rayana lud Fann zu sich nach Düstersee ein, wo sie bei einem Bier zusammensaßen und in gröbsten Umrissen beschrieben, was von Rendan über den Bogenbau erzählt wurde. Eher ein Auflisten von thematischen Überschriften… Fann kam nicht umher, das Gespräch eher verkehrt herum zu halten. Sie fragte, ob der Ausbilder dieses oder jenes erwähnte und ließ es sich schlichtweg bestätigen oder verneinen. Sie merkte, dass sie in dieser Thematik vergleichbar sicher war – sie hatte ja selbst schon darüber referiert und hatte Rayana wohl deshalb speziellere Fragen gestellt, die über die Oberflächlichkeit hinausgingen. Leider blieb einiges unbeantwortet.
Fann nahm sich vor, Rendan einen besonders ausführlichen Bericht über die Zusammenstellung zum Thema Bogenbau und Bogenarten zukommen zu lassen. Dieser würde primär aus dem Wissen bestehen, was sie bereits vorher erworben hatte und seine Ergänzungen – so ihr mitgeteilt – einfließen lassen. Eine Zeichnung des Bogens, wie sie gefordert war, fertigte sie nicht zu ihrem Bericht. Sie konnte nicht zeichnen, aber mit Worten umgehen – so sollte die Beschreibung allein schriftlich erfolgen.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2014 11:21    Titel:
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Dritter Unterricht...

Ausbaufähig, aber es weckte die Aufmerksamkeit sich mit derlei Fragen zu beschäftigen. Der Scharfschütze soll nicht schießen und nur rein auf sein intuitives Glück hoffen, den Gegner zu treffen – obgleich jene Intuition und das Geschick dahinter, gar als Talent zu bezeichnen, ihn schon vom einfachen Krieger und Handhaber eines Bogens unterschied. Er soll wissen, wo er zu treffen hat, wo er treffen will. Soldans Unterricht bot einen Überblick und eine Erinnerung an diese Thematik. Dass dafür eine Leiche auseinander genommen wurde hielt sie jedoch für gänzlich überflüssig. Sie brauchte keine Demonstration, wie lang ein Darm war, wenn man ihn auswickelte. Vor allem nicht Hans' Darm.

Lungen. Geschützt durch die Rippen und weiteren Knochen des Brustkorbes. Dennoch große Angriffsfläche.

Während sie auf den Stufen saß und das Gequatsche vor und neben sich doch recht ausblendete und sich mehr auf das kurze Notieren diverser Stichpunkte konzentrierte, hatte sie manchmal das Gefühl, ihre Gedanken schweiften ab zu dem Moment, wo sie vor zwei Wochen selbst ein Messer in einen weichen, ungeschützten Unterleib gestoßen hatte. Das Geräusch, ersticktes Keuchen, warmes Blut, das über ihre Hand lief und sich über ihren Bauch ergoss. Fahrig strich sie sich über den Hals, der ihr zugedrückt worden war, dass sie glaubte zu ersticken. Es hatte soviel Zorn in ihr geweckt… Die Blessuren waren jedoch zum Zeitpunkt des Unterrichtes kaum noch zu sehen.

Nieren. Zu klein. Angriff aus der Nähe.

Sie wird dieses Wissen nutzen. Ihre Fähigkeiten damit steigern, sie vorantreiben zur vom All-Einen geforderten Perfektion. Schwachpunkte des Leibes und der Rüstungen. Kein blindes Angreifen, sondern ein gezieltes. Kontrolle über das, was man tut.

Fanns Ehrgeiz war mit ihrem neuen Ziel, der Ausbildung, gewachsen, sie musste nur aufpassen nicht aus der Bahn zu geraten, wie es durchaus schon vorgekommen war. So konzentrierte sie sich zunächst auf sich selbst, nicht auf den Platz, den sie in der Gruppe einzunehmen vorhatte.

Weiterhin schloss sie sich den morgendlichen Übungen zur Steigerung Ausdauer von den Prätorianern an und zog sich anschließend allein zurück, um sowohl das Auge an das schlichte Zielschießen mit verschiedenen Bögen und Abständen zu üben, wie sie sich auch weiterhin auf die Jagd begab und den Bogen an fliegenden Objekten probierte – jene kleinen, die ihr zumindest die Federkiste füllten. Denn die größeren Gegner hatten sich mittlerer Weile mit ihrem Kryss zu messen.


Zuletzt bearbeitet von Fann Wolfseiche am 21 Jun 2014 18:09, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 21 Jun 2014 14:20    Titel:
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Vierter Unterricht...

Sie konnte nicht schlafen. Nicht nur, dass es diese vermaledeiten Gedanken waren, die in ihrem Kopf wach herum spukten, sondern auch die fiebrige Unruhe desjenigen, der ungefragt ihre Aufmerksamkeit forderte und brauchte. Er hätte nie danach gefragt, ob sie seine Stütze darstellen würde über Nacht und sie würde es am nächsten Morgen auch nicht ansprechen. Es war ein stilles Verständnis und Einvernehmen und dieser gefährliche innere, egoistische innere Antrieb, sein Leid zu mindern. Immer wieder stöhnte er oder wälzte sich leicht, bis sein Körper ihm zu verstehen gab, dass eine Wunde – wie sie ihm zugefügt wurde – mit stillem Liegen weniger schmerzte. Mit angezogenen Beinen und neben sich auf dem Schrank flackernden Kerzen saß sie auf einem Kissen ans Fußende gelehnt am Boden und versuchte sich auf das Pergament vor sich zu konzentrieren. Es war leer und lächelte sie höhnisch an. Statt Worte zeichneten sich auf der feinen Struktur manchmal nur Bilder ab, ihre zu einer beweglichen Welt geborenen Gedanken und Erinnerungen.

Als sie am heutigen Tage aus Bajard aufgebrochen war, waren die Spuren der Pferde des Regiments kaum zu übersehen. Der Boden war derart aufgewühlt von den teils leichten wie schweren Rössern, dass ihr bewusst war sie würde auf dem Weg in die Heimat dem Regiment genau in den Rücken reiten. Wegen des Umweges, der sie durch das Dickicht der Wälder führte, um auf der westlichen Seite von Grenzwart wieder herauszukommen, kam sie zu spät. Sah, wie das Duell der Krieger begonnen hatte, wie die Schläge und Hiebe folgten. Schon bereits müdere Bewegungen, aber voller Zorn. Die Frau wirkte besonders wütend, Kampfwut womöglich. Und dann stürzte der Ritter. Fann hatte den Pfeil schon zwischen den Fingern. Immer wieder schrie es laut in ihrem Kopf: SCHIEß! Und sie tat es nicht, fast die Kiefer hätte sie sich brechen können, so sehr hielt sie sich zurück, so fest der Biss sich selbst zu zügeln. Etwas anderes hätte man ihr übel genommen – und das Unentschieden der Duellanten gab ihr Recht. Der All-Eine forderte Sieg oder Niederlage – gewiss kein Unentschieden, in welchem die Heere auseinander gingen. Die bunte Truppe an mehr freien Streitern als uniformierten Gardisten stellte sich dem Kampf.

‚Der Feuerpfeil – Die Spitze des Feuerpfeiles wird aus dem roten Pyrian geschmiedet. Dieses Metall verursacht einen Feuerschaden…‘

Warum? – Überlegte sie beim Schreiben, das garstige Pergament nun mit den Lehrinhalten der letzten Stunde füllend.

'Der Jagdpfeil hat eine Kupferummantelung und wird eingesetzt um…‘


Wieder sah sie das Kampfgetümmel vor sich, verlor die verschriftlichen Worte aus dem Sinn. Ja – vor sich. Fann hatte gelernt. Sie bewegte sich hinter der eigenen Reihe, sie bewegte sich neben den Reihen und nutzte die freien Felder neben den Scharmützeln. Ständig waren die Regimentler am Rumrennen wie die Hühner – oder kleine summende Bienen. Zielen – schießen. Sie jagte jenen ihre Pfeile in die Rüstung und ins Fleisch, welche sich von einem Schwertkämpfer haben zu lange festhalten lassen. Erst am Ende begann die Hetzjagd.

‚Der Verwirrungspfeil sorgt dafür, dass der Gegner die Orientierung verliert und…‘ Warum?

Sie wurde wütend und warf das Buch von sich in den Raum, mit beiden Händen ihr Haar zurückstreichend und es am Hinterkopf fest packend. Warum? Warum? Warum? Wie konnte der Unterricht so aussehen, dass man sich zufrieden gab, nicht zu wissen, wie der Verwirrungspfeil aufgebaut wurde! Wie konnte Rayana den Unterricht von Rendan einfach nur nachreden? So wie der Teil mit den Brandpfeilen. Brandpfeile wurden gewiss mit Wachs eingelassen, ja, da Wachs die Brenngeschwindigkeit erhöht. Aber Wachs ist doch nicht das brennende Element, genauso wie Schwefel nur einen Brandbeschleuniger darstellt. Weder soll die Pfeilspitze abbrennen, noch der Pfeilschaft. Öl- oder pechgetränkte Tücher wären eine Möglichkeit oder Mischungen die Eisenspäne beinhalten oder…
Fann wischte sich durch das Gesicht und lauschte noch eine Weile ihren zornigen Gedanken im Kopf und schließlich dem Rascheln hinter ihr im Bett. Ein leises Klirren von Glas, Trinkgeräusche – dann Ruhe.

Sie konnte ihren Bericht über die Pfeile so nicht abgegeben, nicht ehe sie die Lücken geschlossen hatte. Natürlich ein sehr guter Unterricht, sehr brauchbar und strukturiert... Sie fragte sich, wann der Punkt käme, dass ihr der eigene Kopf zum Verhängnis wurde. Und gleichsam ärgerte sie sich darüber, dass es so viele Streiter ohne einen gab. Allein schon die Landsknechte, die mit allem vollkommen überfordert waren. Musste es nicht einen Unterschied geben, zu gehorchen und dennoch mitzudenken? Bei der Schlacht fühlte sich nicht ein Landsknecht dazu berufen, die Würdenträger des Reiches zu schützen, zu Grenzritten aufzufordern oder die Verletzten zurück zu geleiten. Wie kopflos warten sie schlichtweg darauf, dass ihnen irgendjemand sagte, was sie zu tun haben und wenn es einer tat, hörten sie nicht mal laut der Catula. Zu wenig Erfahrung.

Sie selbst also begleitete den Ahad zurück nach Düstersee, den Heerführer, der dies für sich natürlich nicht eingefordert hatte. Er hatte in der Front gekämpft, war verdienter Weise erschöpft und Fann würde gewiss nicht zulassen, dass ausgeschwärmte Regimentler oder Banditen versuchen würden ihn abzufangen. Vielleicht ein absurder Gedanke, aber so kannte sie es von den Banden, denen sie in ihrer Jugend begegnet war. Stetes Misstrauen, stete Wachsamkeit. Als Scharfschütze würde sie nicht nur eine Einheit unter dem Kommando der Bruderschaft stehen, sie sah sich wie das schützende Auge in deren Rücken. Mit einem Seufzen erhob sie sich vom Boden und tränkte ein Tuch im Wasser, um es dem Fiebernden auf die glühende Stirn zu legen. Er öffnete seine Augen, sah durch sie hindurch, blickte sie dann für einen Herzschlag an und döste wieder ein. Eine lange Nacht stand bevor…

‚Pfeilspitzen - Die geläufigen Pfeilspitzen dienen dem Zweck, im Ziel stecken zu bleiben und es zu verletzten oder zu infizieren. Jene Pfeilspitzen mit Widerhaken sorgen beim Herausziehen für verheerende Verletzungen…‘


Zuletzt bearbeitet von Fann Wolfseiche am 21 Jun 2014 18:10, insgesamt einmal bearbeitet
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 29 Jul 2014 14:23    Titel:
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Praktische Erfahrungen...

Kaum etwas lehrte einem mehr als das Leben selbst. Das Lager vor den Toren Schwingensteins war nicht ihr erstes gewesen und sie hatte Jahre lang versucht, aus diesen Verhältnissen auszubrechen. Damals hatte sie die Aufgabe übernommen durch die Jagd sich den Versorgern anzuschließen, welche die Freiheit besaßen sich temporär weiter zu entfernen. Heute wurde sie dem Lager mit anderen Aufgaben angeschlossen. Sie konnte nicht genau definieren, ob sie irgendeiner Gruppierung angehörte oder wie sie einzuordnen wäre, vielleicht vielmehr als freie Streiterin, die dem Reich durch ihre Ausbildung zur Scharfschützin noch mehr verpflichtet war als durch ihren Glauben und ihren Bürgerstand und den damit einhergehenden Pflichten. Der Versuch der Bruderschaft die Schützen zu sortieren und zu sammeln war ein guter Ansatz, der aber unter den gegebenen Bedingungen scheiterte. Weder war Ruben zugegen, noch gab die Formation her, dass sich ein Wortführer hervor tat. Fann glaubte auch nicht, dass die mit dem Bogen bewaffneten Letharen sich der Anleitung von Rayana oder ihr selbst unterstellt hätten. In den Schlachten selbst folgten sie den Befehlen der Bruderschaft, die primär besagten sich in die zweite Reihe zu stellen oder die Palisaden des für wenige Zeit gestürmten Ziels zu besetzen. Ansonsten wusste man die Fähigkeit zu nutzen, die man dem Lebensweg als Jäger zu verdanken hatte: Beobachten, Spuren lesen, aufmerksam Wegen folgen und sich dabei möglichst leise zu bewegen. Spähgänge und Schutzbegleitung der Fallenleger und –einsammler wurden zu den Hauptaufgaben, die abseits der Kämpfe verteilt wurden. Und dieses elendige Wachestehen… Hier hatte Fann wieder etwas Wichtiges hinzugelernt: Dass die anderen noch viel zu lernen hätten. Sie war selten so wütend gewesen während der bisherigen Belagerungszeit wie nach jenem Moment, als die frischrekrutierten Nahkämpfer der Garde zum Osttor abrückten, weil sie eifrig bedacht waren ihre Klingen zu nutzen, ohne darüber nachzudenken ob sie das Westtor geschützt zurückließen. Da Fann den Langbogen führte und nicht den Drachenschild war sie kaum in der Lage den an diesem Tag noch nicht mit den Toren verriegelten Durchgang zu halten. Niedergeritten und mit einem Schwerthieb an der Schulter verletzt brannte jeder Zorn auf die eigene Gruppe größer als jener auf den Feind. Vielleicht hätte sie aber auch lauter nach Verstärkung rufen müssen - aber dieses Kampfgetümmel...
Ähnlich verhielt es sich, als sie bei der nächsten Schlacht auf dem offenen Feld von einem Gardisten niedergeritten wurde, der von hinten anpreschte, die gerade auf einen Regimentler zielte. Auch das waren Erfahrungen, die schmerzhaft mit geprellten und angebrochenen Rippen und einer blauen Hüfte wohl gemacht werden mussten. Schauen, wo man steht und selbst wenn man zielt irgendwie die Augen noch mit im Rücken haben. Es hätte auch der Feind sein können, der nicht nur Hufe sondern auch eine Streitaxt mit führte.
Ihre Wutausbrüche danach sollte sie unter Kontrolle bekommen. Die im Lager versammelte Gruppe hatte viel geleistet, aber das daraus Gelernte sollte hoffentlich noch ein großer Lohn werden. Zu lernen gab es wahrlich für jeden Einzelnen genug, auch für sie.


Zuletzt bearbeitet von Fann Wolfseiche am 29 Jul 2014 14:35, insgesamt einmal bearbeitet
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 08 Aug 2014 16:43    Titel:
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Und stets die Übung...


Ruhig ließ sie durch die Nase die warme Mittagsluft in ihre Lungen strömen. Angenehm kitzelte sie der Duft trockenen Grases, herumschwirrender feiner Pollen, die in den Sonnenstrahlen erst sichtbar tanzten, und all diese anderen feinen Nuancen, die ihr etwas Vertrautes versprachen. Einatmen, spannen… Mit den Fingern zog sie am Ende des Pfeiles, der mit seiner Nocke sicher auf der Sehne lag. Das glattgeschliffene Holz strich dabei über die Haut der linken Hand, welche den Bogen mittig umfasst hielt. Die Kraft, mit welcher sie die Sehne des Kompositbogens spannte, stammte aus ihrer Schulter und doch war ihr gesamter Körper in einer Symbiose mit allein jener Bewegung. Jeder Muskel versicherte ihr ein einzigartiges Körpergefühl von einer Geschmeidigkeit, Sehnigkeit und Stärke, wie Bögen sie verkörperten. Als sie die Sehne bis zu ihrem Mundwinkel gezogen hatte, spürte sie bereits mit einem aufgeregten Flattern im Brustkorb, mit welch präzisem Flug dieser Pfeil die Luft zerschneiden würde. Entlang dieses langen Stück Holzes glitt der Blick ihrer grünen Augen, die nichts anderes betrachteten als das ferne Ziel. Je länger sie das kleine Objekt fixierte, desto näher rückte es für sie. Entfernung galt nicht als Hürde. Leise floss der Atem über ihre Lippen, die Finger ließen los. Ihr Körper verlor nicht an Anspannung – einer der häufigsten Fehler von Anfängern. Ein dumpfes Geräusch ertönte, als der Apfel mit einem Pfeil im Bauch von der halbhohen Mauer einer kleinen Ruine herunterfiel und sein Leben in Form von Fruchtsaft ausblutete. Sie hatte es vermisst sich frei von Rüstungen außerhalb einschließender Mauern zu bewegen und sich einfach nur dem Schießen zu widmen. In diesen Momenten fühlte sie sich eins mit der Waffe in ihrer Hand, spürte ihren Körper ergänzt, zu einem vollkommeneren Werkzeug des All-Einen. All die Theorie von Tränken und Befiederungen, von Formen der Pfeilspitzen oder irgendwelchen Resistenzen… All das war Schmuck für den Kern der Sache selber, der nicht außer Acht gelassen werden durfte. Bis heute konnte Fann Stunden damit verbringen sich in der Präzision ihrer Schüsse zu schulen. Die Ziele standen immer ferner, sie wurden kleiner oder standen versteckter. Sie war amüsiert darüber, doch manchmal hatte sie sich sogar darin geübt blind zu schießen. Es war eine Übung, die ihr Lehrer ihr damals, vor zehn Jahren, vormachte um das Mädchen zu beeindrucken: Das Ziel fixieren, sich seine Position merken und dann die Augen schließen. Man musste vor seinem inneren Auge das Bild behalten, sich die Umgebung gemerkt haben – wissen, wie man seinen Arm hält, sich im Raum orientieren, ohne ihn zu sehen. Es war ihr also nicht zu verübeln, dass sie sich für solch heikle Übungen allein zurückgezogen hatte um sich nicht ablenken zu lassen. Aber irgendwann – so munkelte man – würden die gemeinsamen praktischen Übungen beginnen. Bisweilen war Fann nicht unsicher. Unsicherheit macht einen Schützen nicht zum Scharfschützen. Das einzige, was nicht klar war, war offensichtlich die Rückkehr von Ruben Rendan.

Der nächste Pfeil wurde angelegt, denn es waren beiweiten noch nicht alle Äpfel tot.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 19 Aug 2014 15:21    Titel:
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Vom Schüler zum Lehrer…

Während Fann hinter der Theke saß und Rayana zuhörte, fühlte sie sich an lang zurückliegende Gegebenheiten erinnert. Eine Zeit, als sie noch nicht wusste wie es war, mit seinen Zielen und Wünschen im Stich gelassen zu werden. Die Scharfschützenausbildung schien fürs erste inoffiziell beendet und Fann empfand wieder diese übliche in ihr aufkommende Wut auf die Unfähigkeit der Gesellschaft um sie herum. Die Bruderschaft war über zwei Monate zu abgelenkt um mitzubekommen, dass der Ausbilder der Scharfschützen sich eine bessere Beschäftigung gesucht hat, mochten vielleicht auch nicht von den Schülern unterrichtet worden sein – aber was sollten sie dran ändern? Womöglich einen neuen Schützen von der Reichsarmee nach Rahal senden lassen? Wie lächerlich es war, alles. Rayana schien diese Erfahrung noch nicht gemacht zu haben, aber auch in ihr eher zurückhaltendes Wesen würde sich noch einbrennen, dass man sich nicht zu sehr auf etwas verlassen durfte. Ein gewisses grundsätzliches Misstrauen konnte nicht verkehrt sein. Fann wusste schon, warum sie sich parallel um andere Dinge bemühte hatte und nicht darauf wartete, dass irgendjemand zurückkäme um seiner Pflicht ihnen gegenüber nachzukommen.
Wenn sich Lücken auftaten, mussten sie gefüllt werden, dafür brauchte es eine gewisse Spur von Selbstvertrauen. Das Vertrauen zu wissen, was man tat, wo die eigenen Stärken lagen und nun würde sich bald herausstellen, ob sie auch in der Lage war eine akzeptable Lehrmeisterin zu sein. Ein Aushang im Reich wurde doch recht schnell beantwortet. Die Schneiderin, mit der Fann sich für eine grundlegende Übungsstunde in der Kämpferschule traf, zeigte durchaus den nötigen Respekt vor der ihr in die Hand gelegte Waffe und zeigte sich offen für all die Dinge, die es zu beachten galt und auf die sie von allein womöglich keinen Wert gelegt hätte. Einige Zeit verbrachte Fann damit ihr zu zeigen, wie man einen Bogen aufspannte, die richtige Hand auszuwählen, den Stand zu verbessern und die Haltung zu korrigieren. Ob die Dame der Handwerkszunft später mehr erfahren wollte als die Grundlage zum eigenständigen Weiterüben würde die Zeit ergeben. Kaum hatte Fann die Stunde beendet und den Heimweg angetreten, wurde sie bereits an den Stufen der Kämpferschule von dem nächsten Interessierten abgefangen. Ein Mann aus dem Hafenviertel, der das Kriegshandwerk zu seinem Hauptverdienst machen wollte. Ein einfacher Mann, noch ambitioniert. Blieb er es weiter und zeigte sich nicht ungeschickt, würde Fann ihre Zeit geben um ihn ausbilden. Taugte er nichts, scherzte sie, würde er im Hafenbecken landen. Aber vielleicht sah sie ihn auch nicht wieder... Aber irgendjemand musste die Lücke füllen, man durfte es von anderen nicht erwarten.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 19 Aug 2014 15:21    Titel:
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(doppelpost)

Zuletzt bearbeitet von Fann Wolfseiche am 19 Aug 2014 15:22, insgesamt einmal bearbeitet
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 19 Sep 2014 11:39    Titel:
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Die Jagden…

Das Wissen, dass sie beide nun auf sich gestellt sein würden, brachte die in ihren eigenen Welten lebenden Frauen wieder etwas näher beisammen. In ihrem privaten Arbeitsalltag tangierten sie sich nicht. Eine lebte in Rahal, die andere im kleineren und ruhigeren Düstersee. Sie sahen sich zumeist wenn morgens beim Laufen oder in den seltenen Momenten, wenn Rayana Fann in der Taverne besuchte und sie sich gegenseitig fragten: Ruben Rendan? Wer war das noch gleich? Doch wenn man etwas lernen sollte, dann, dass man auch die Verantwortung für sich selbst trägt. Fann kannte diesen Gedanken schon lange, seit dem abrupt eintreffenden Ende ihrer Kindheit. Die Entschlossenheit zu finden, sich selbst auszubilden und andere aus einem gewissen Selbstzweck mitzuziehen, brauchte nicht viel Kraft um gewonnen zu werden, keine große Überwindung. Sie durfte jedoch nicht vergessen, dass sie vorwiegend Schülerin bleiben würde, dass sie auf die Erfahrung von Rayana angewiesen war, auf ihre Kenntnisse im Bogenschießen, auf Lehrer, die sie sich ab heute selbst suchen mussten. Die beiden Schützinnen waren ohne großes Aufheben sich darüber einig geworden, dass die Zusammenarbeit enger werden musste. So wurden bereits die ersten Abschriften ausgetauscht, um die Theorie zu stärken und die erste Zusammenarbeit 'zu zweit' in den gefährlichen dunklen Gängen und Höhlen erprobt.

Zusammen kamen sie erstaunlicher Weise verdammt weit. Nicht, dass sie in der vergessenen Ebene blind vorangeprescht wären. Die beiden Schützinnen nahmen sich Zeit, sich Taktiken zu erdenken, Absprachen im Vorgehen zu treffen und mit ihren mitgeführten Glaspfeilen zu arbeiten. Todesmutig tasteten sich sie sich abwechselnd durch enge, steinige Wege um mit einem Beschuss oder provozierenden Ausrufen einzelne Gegner hinter sich herzutreiben und in die nächste Höhle zu locken, wo die andere bereits den mit einem Paralysetrank versehenden Pfeil gespannt hatte und versuchte ihre Kameradin vor dem Zerfleischen zu bewahren. Mit vier Augen hatte die andere jeweils ein wachendes Paar, um den Rücken geschützt zu wissen. Vier schnelle Hände, zwei Köpfe, die wussten, welche Gegner als erstes auszuschalten seien. Und für einige Stunden vor Jagdeuphorie kochendes Blut, schmerzende Knochen und Muskelkater.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 19 Sep 2014 21:25    Titel:
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Die dritte im Bunde...

Zu dritt saßen sie heute nach einer dreistündigen Jagd in der vergessenen Ebene im Rahaler Handwerkshaus auf dem Boden und genossen schlichtweg die halbe Stunde des Ruhens und … Sitzens. Sie hatten sich alle drei teils ordentlich verprügeln lassen, waren vor Drachen und Höllenhunden weggelaufen, um sie direkt in die Schussbahn des anderen zu führen. All die Übungen, die ihre Kraft und Ausdauer fördern sollten, hatten gefruchtet. In solchen Momenten, wo man nicht nur seinen eigenen Körper zu tragen hatte, sondern auch eine schwere Rüstung, einen mehrere Stein wiegenden Bogen, einen Satz Pfeile im Köcher, Tränke, den Sack mit dem gehäuteten Leder und sonstiger Beute war man froh um die Kondition und jeden einzelnen Muskel. Und ihre Körper würden weiterhin vom Traumbild einer feinen Dame abweichen und sich mehr dem Ideal eines körperlich für den Kampf tauglichen Menschen annähern.
Fanns Schultermuskeln fühlten sich schwer und steif an, aber dieses Gefühl in den Beinen, dieses herrliche Prickeln beim Ausruhen bestätigte nur mit einem inneren Lobgefühl ihre vollbrachte Arbeit. Richtig war es zu sagen, dass sie diesmal zu dritt waren. Drei Schützinnen, eine davon Isabell Duraso. Es war noch keinen Wochenlauf her, dass die junge Frau mit dem dunklen Pferdeschwanz in Fanns Taverne trat und ihr Aufeinandertreffen als Glück bezeichnete. So machte wohl der Ruf die Runde, dass Fann eine außerordentliche Schützin sei und Isabell wollte in die Ausbildung. Ein kurzes Gespräch offenbarte Fann, dass es sich bei der anderen um einen tauglichen Schüler handeln würde. Eine, die bereits ihren Körper auf die schwere Last des Bogens vorbereitet hatte und wusste, dass sie ihr Können perfektionieren wollte. Die Problematik war jedoch eine recht offensichtliche: Fann und Rayana hatten ihre Ausbildung noch nicht offiziell abgeschlossen und außer bei ihnen hätte man nirgends eine Ausbildung zum Scharfschützen innerhalb des Gebietes um Rahal und Düstersee antreten können. Davon ab waren Fann und Rayana zu weit, um einen Quereinsteiger aufzunehmen. Und nicht sie beide entschieden, wer für die Scharfschützenausbildung zugelassen werden würde. Es war der Alka, der auch für sie beide diese Entscheidung getroffen hatte. So war der klügste Schluss, den Fann zunächst für sich treffen konnte, Isabell als ihre Schülerin aufzunehmen und sie auf die Scharfschützenausbildung vorzubereiten. Aber auch hier würde sich die Frage stellen: Was konnte sie vorab vermitteln, dass es sich nicht ständig wiederholen würde? Deshalb aber erwies es sich nicht als verkehrt, Isabell mit auf die Jagd zu nehmen und sie taktisch einzuspielen. Sie hatte noch Bedarf mehr über die Pfeilarten zu lernen und wie ginge es einfacher, als wenn man es ihr in der Praxis beibrachte. Der Praxis ging aber auch bereits ein Abend der Theorie voran und auch diese sollte Fanns Schülerin einige Fragen beantwortet haben. Allein wie ein Bogen richtig aufgespannt wird ist nicht etwas, was jedem gleich von der Hand ging. Schwieriger wurde es sogar noch, wenn es sich dabei um einen gebogenen Doppelbogen handelte und ein helfendes Spannband hinzugezogen werden musste. Selbst die Frage, warum man sich für eine Hand zum Halten des Bogens entschied und warum die andere Pfeil und Sehne führte, konnte aufschlussreich beantwortet werden. Dass Sim ihnen dreien während der Unterrichtsstunde ständig auf den Hintern blickte und sie mit eindeutig zweideutigen Kommentaren beglückte konnte der Sache auch keinen Abbruch tun. Immerhin würden sie Sim auch nochmal für den Fortschritt ihrer Ausbildung brauchen.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 22 Sep 2014 11:18    Titel:
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Einheitlichkeit...

Eigentlich hätte man mehr Zeit dafür aufwenden sollen und vielleicht würde sie es auch noch tun und sich mit Isabell einen Abend über verschiedene Möglichkeiten sprechen, wie ein Schütze sich ausrüsten sollte. Letztlich hatten sie den Schritt in die Richtung einer solchen Diskussion bereits getan, als sie nach vollbrachter Jagd noch beieinander gesessen hatten – die drei Damen. Jeder warf etwas ein, doch der gesamten Diskussion haftete etwas zeitlich Drängendes an, als müssten möglichst viele Stichpunkte eingeworfen werden, weil man sich gleich trennen würde. Vielleicht lag es auch nur daran, dass jeder Gedanken hatte, die eingebracht werden wollten. Was ganz offensichtlich war, dass es für einen Schützen eine derart vielfältige Auswahl gab sich zu rüsten, dass sie wie ein bunter Haufen aussahen. Eine glänzte in kompletter roter Lederrüstung aus Bestienleder, eine andere kleidete sich in einer Kettenrüstung aus verschiedenen Metallen und die dritte trug eine Mischung aus Schuppenrüstung und Ringarmlingen. Bei der Lederauswahl und Metallauswahl war man sich schlichtweg nicht einig und die Möglichkeit an Kombinationen war zu groß. Unter anderem deshalb kamen sie zur Erkenntnis, dass es für die Scharfschützen im Reich eine einheitliche und optimierte Rüstung geben sollte. Der Scharfschütze sollte eben dazu ausgelegt sein: Sein Ziel zu treffen. Seine Agilität, Beweglichkeit und Leichtigkeit hatte eine höhere Priorität als der Schutz in Form einer schweren Kette. Das Grundmaterial sollte also aus Leder bestehen, das, eingetragen, leise war und in den Gliedern und Schultern einen Bewegungsfreiraum erlaubte. Die Frage, welches Leder man nimmt, offenbarte wieder den Pulk an Möglichkeiten. Und doch musste sich auch hier geeinigt werden, anhand der priorisierten Ansprüche. Anders verhielt es sich nicht bei der Frage der Metallauswahl und doch wurde man sich nach fest sitzenden Diskussionseinwürfen und Erfahrungswerten einig. Fann würde einen Schneider aufsuchen, der einen Entwurf fertigte. Und gewiss wäre ein ausführlicher Bericht samt der einzelnen Begründungen ein guter Prüfungsnachweis, den sie der Bruderschaft vorlegen könnten. "Rüstungen und Ausrüstung" sollten sie in den Ausbildungsplan mit aufnehmen.
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Fann Wolfseiche





 Beitrag Verfasst am: 22 Sep 2014 22:44    Titel:
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Ein Schritt zurück ist ein Schritt voran...

Zu einer gnädigen Nachmittagsstunde hatten sie sich am Übungsplatz der Reichsgarde getroffen und die Zusammenkunft mit dem obligatorischen Austausch von Grüßen, Scherzen und Erzählungen eingeleitet. Letztlich waren sie aber auch zusammengekommen, um ihre praktischen Übungen fortzusetzen und es nicht an der dafür nötigen Disziplin mangeln zu lassen. Fann war es ganz recht, dass Isabell mit dabei war. So hatte es einen weniger fahlen Beigeschmack, dass sie die Übung bestimmte und ihren Sinn und Zweck, so wie ihren Ablauf vorgab. Nicht, dass es ihr schwer fiel, aber mit Rayana alleine hätte sie ein anderer Ton angeschlagen, der mehr Absprache forderte als eine schlichte Vorgabe der gemeinsamen Übung. Hinsichtlich dessen waren sie gleichgestellt.
Auf dem Feld befanden sich Übungspuppen. Mit Stroh gefüllt hingen sie wie an einem Galgen an aufgestellten Holzbalken und hatten das klassische Herz in der oberen Mitte des Brustkorbes aufgenäht. Was hätte es verlockenderes als Ziel geben können, bis auf den Spanner der Reichsgarde, der sich in Zivil mit dazu gelümmelt hatte? Wer sich im Zielschießen übte, der achtete nicht nur auf den korrekten Stand, sondern entwickelte auch eine Technik, wie weit er die Sehne zog. Manche zogen sie bis unter das Kinn, andere weiter bis zum Mundwinkel. Doch war es für die Präzision von Nöten, sich immer wieder auf dieselbe Ausgangssituation zu bringen. Nun sollte jedoch hinzukommen, die Distanz zum Ziel zu verändern. Der Faktor schlechten Wetters und gravierend einschneidender Windrichtungen konnte an diesem Nachmittag aufgrund eines sonnigen, wenn auch kühleren Wetters ausgeklammert werden. Rayana und Isabell stellten sich mit 20 Schritt Entfernung zum Ziel auf und versuchten jenes zu treffen, möglichst in den Torso. Wer es schaffte mindestens einen Pfeil in den Brustkorb zu schießen, durfte drei weitere lange Schritte zurücksetzen und erneut sein Können und Glück anrufen. Irgendwann tauschte Fann den Platz mit Isabell, im heiteren Versuch ihren Pfeil direkt neben den der Vorgängerin zu setzen. Stattdessen hatte der Feind sein Auge verloren. Doch Rayana sorgte nebenan für ein drittes Ohrloch ihres Opfers. Natürlich traf, je weiter sie zurücktraten, nicht jeder Pfeil, doch wahrlich noch immer genügend, dass man die Übungen als fruchtend bezeichnen konnte. Außer Frage stand jedoch, dass sie mit einem Nachmittag nicht abgeschlossen war und man sich für den nächsten Morgen wieder versammeln würde. Denn wie hieß es? Ein guter Schütze trifft mit seinem Langbogen auf zweihundert Schritt Entfernung. Und dahin wollten sie kommen, ohne Zweifel.
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