Dringliche Depesche an seine Heiligkeit, den Alka

[Dazen Wolfseiche]

Gegeben am 20. Hartung 257

Unter den wachsamen Blicken des All-Einen entsende ich Euch, Eure Heiligkeit, ergebenst nachfolgende Zeilen zu Eurer Information:

Am gestrigen Abend trafen Statthalterin Alin und ich auf Yasmeen Bashir. Eben jene Frau, die sich vor einiger Zeit in Rahal aufhielt, und behauptete für Euch tanzen zu wollen. Sie fragte mich, ob ich jemanden aus unseren Reihen, gar aus meiner Gemeinschaft, vermissen würde.
Tatsächlich ist dem zu diesem Zeitpunkt so gewesen, hielt Charlottas Abwesenheit aber bis dahin für eine ihrer Launen. Die Erkenntnis, die diese Frage mit sich bringt, dass ein Mitglied der Prätorianer bei den Menekanern in Gefangenschaft gehalten wird, sorgte für eine nachfolgende Inhaftierung der Menekarin in einer Zelle des Kerkers in Düstersee. Die Garde habe ich über Trabant Arlenn informieren lassen, werde im Anschluss dieses Schreibens aber noch ein weiteres Dokument zusätzlich für die Hauptmann aufsetzen.
Die Inhaftierung verfolgten mit: Fiona Vales, Statthalterin Alin.

Adeptus Althan trafen wir kurz auf dem Weg von Grenzwarth nach Düstersee an. Ihm schien bereits bekannt zu sein, dass Charlotta sich in Menek'Ur aufhielt. Weiteren Austausch pflegten wir zu dem Zeitpunkt nicht. Während wir die Gefangene fortbrachten, zog der Adeptus vor auf eigene Faust zu handeln und nach Menek'Ur zurückzukehren.

Es ist bereits direkt nach der Inhaftierung ein Bote nach Menek'Ur gesandt worden mit dem klaren Wunsch des Gefangenenaustauschs.

Am Abend kehrte Adeptus Althan letztlich mit Charlotta am Gemeinschaftshaus der Prätorianer ein. Er kaufte sie dort als Sklavin frei für fünf Kronen. Sie kehrte nicht wohlbehalten zurück, sondern mit gebrochener Hand. Sie wurde befragt, gefoltert und mit Tränken traktiert, um die Wahrheit zu verraten.

Die Inhaftierung Charlottas geschah vor Bajard. Angeblich hat sie jemanden aus Menek'Ur oder bei der Stadt umgebracht, erdolcht. Ihre Erinnerungen sind etwas lückenhaft, dank des Tranks, den sie erhielt. In der Zelle gefangen hat man sie nicht weiter zu diesem Vorfall befragt. Vielmehr zielte die Befragung auf die Kampfhandlungen mit den Kaluren ab. Der Grund der Inhaftierung war also nichts anderes als ein Vorwand.
Charlotta hat zugegeben, dass wir die Kaluren vor den Toren Rahals niedergestreckt haben und danach die Behauptung aufgestellt, die Kaluren suchten den Frieden mit uns und werden das alatarische Reich fortan unterstützen.

Bedauerlicherweise setzt die Rückkehr Charlottas nunmehr voraus, dass Yasmeen Bashir alsbald nach Menek'Ur geschickt werden muss, um kriegerische Handlungen zu vermeiden. Es ist mir in Folge dessen also erneut nicht möglich sie näher zu befragen.
Auf Grund der knapp bemessenen Zeit werde ich dem Rat von Ritterin Lilienhayn versuchen Folge zu leisten, und die Freilassung der Menekanerin so rasch als möglich in die Wege leiten. Die Verantwortung der ganzen Angelegenheit liegt in meinen Händen.
Um der Waffenruhe weiterhin treu zu bleiben und Eurem Geheiß Folge zu leisten, kann ich auch nicht hoffen Euch vor der Freilassung zu einem Gespräch anzutreffen, um Weiteres zu besprechen, es sei denn Ihr gestattet mir Euch am heutigen Abend dafür aufsuchen dürfen.

Mit Charlotta in Menek'Ur als Druckmittel hätten sie keine Anklage darüber erheben können, dass wir einen Austausch fordern. Das Druckmittel wurde uns bedauerlicherweise vor der Zeit genommen.
Ich will im Übrigen betonen, dass Yasmeen Bashir uns nahezu freiwillig begleitete und ihre Waffe aushändigte. Die Information, dass Charlotta in Gefangenschaft geriet, erteilte sie ebenso bereitwillig, wenngleich auch unterm Deckmantel einer scheinbar unverfänglichen Frage. Die Vermutung, dass sie mit ihrem eigenen Volk bricht, steht unter diesen Umständen äußerst nahe. Warum sie sich so verhält, ist mir derzeit noch unklar.

Bitte lasst mich wissen, ob ein kurzfristiges Gespräch am heutigen Abend möglich ist. Selbstredend stehe ich auch fernab vom heutigen Abend jederzeit dazu zur Verfügung.


Präfekt der Prätorianer Alatars

[Isidor]

*dieses Schriftstück wird aufgehoben und noch nicht auf den Stapel
der erledigten Pergamente gelegt.*