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[10. Alatner] Der Tag des kleinen Geschenkes
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Gerüchteküche » [10. Alatner] Der Tag des kleinen Geschenkes
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Der Erzähler





 Beitrag Verfasst am: 17 Nov 2013 11:47    Titel: [10. Alatner] Der Tag des kleinen Geschenkes
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Der Tag des kleinen Geschenkes
- eine Geschichte aus Grafschaft und Stadt Schwertbergen -


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In diesen Tagen mag es hier und da passieren, dass Abschriften einer Geschichte in Briefkästen landen und manche Leute sich von einer Geschichte erzählen, die gerade die Runde macht. Ob die Wirte sie in den Tavernen mit einem Schmunzeln erzählten oder die Großmutter etwas Neues für die Kinder zu berichten hat. Es scheint Vorbereitungen zu betreffen, die für die Nacht vom 9. auf den 10. Alatner getätigt werden.
Und erzählt wird:

Es war einmal, es ist schon viele Jahre her...
Da lebte im schönen Schwertbergen ein Mann, der hieß Kjal Ruberan. Er war ein wohlhabender Mann, denn er hatte reiche Eltern besessen, die ihm ein ansehnliches Geschäft für Importwaren überließen. Weine und Tuche aus fernen Landstrichen, Schnitzereien, kostbares Geschirr - Kjal hatte über seinen Vater und das Geschäft schon früh viele Leute kennengelernt, und er hätte einer jener Großbürger werden und bleiben können, die ein feines Leben führen.
Doch Kjal war kein guter Händler. So sehr ihm die seltenen und schönen Sachen auch gefielen, so wenig Geschäftssinn besaß er, und viel zu oft ließ er sich gutmütig dazu hinreißen, Dinge zu verschenken, wenn er merkte, dass sie dem möglichen Kunden einfach von Herzen gefielen. Einen Gutteil seines Geldes gab er dafür aus, immer Konfekt und Leckereien in seinem Laden für alle bereitstehen zu haben, und wenn durch sein Geschäft mit staunenden Augen mehr Kinder als Käufer liefen, dann freute ihn das heimlich am meisten. Er mochte Bittsteller nicht sonderlich, die ihn oft in Scharen bedrängten... aber es ging auch niemand von ihnen ganz leer aus. Doch er hatte ein Auge dafür, wo eine Kleinigkeit als Freude tatsächlich willkommen war, und für diese Momente lebte er.

Viele sagten Kjal nach, dass er zu gut für diese Welt war. Er spendete den Armen, er verschenkte dort, wo er Mangel bemerkte. Und das meistens aufs Geratewohl, wenn ihm etwas zufällig auffiel, wo man einem anderen Menschen gerade eine Freude mit machen konnte. Schließlich gab er Geld sogar lieber dafür aus, passend Dinge als Geschenke zu kaufen, statt in die Neuanschaffung seiner Waren zu investieren.
Als der Unterhalt seines Hauses zu teuer wurde, zog er genügsam eben in ein kleineres - was brauchte er ein dDtzend Zimmer? Der Laden wurde kleiner und kleiner... bis er sich entschloss, dass ein Laden auch nicht für jene gut war, die gar nicht wussten, welche Schätze er hatte und die er auch nicht bedenken konnte, weil er sich nicht genügend umsah. So kam es zu einem Handkarren, auf den er Sachen lud und sie nach seiner Art verteilte.
Alle kannten Kjal - sehr viele mochten natürlich, doch die meisten Menschen hielten ihn auch für seltsam und sagten ihm ein schlimmes Ende voraus. Es schien, sie sollten recht behalten. Kjal verarmte mehr und mehr, das was er zu geben hatte, wurden immer geringere Gaben, bis er Müll durchwühlte und Lumpen verteilte, weil er selber nichts anderes mehr fand. Er lebte in einer armseligen Hütte, die man mehr einen Verschlag als ein Gebäude hätte nennen können, und stolz beharrte er noch darauf, dass seine Gaben hier bei den Armen am dringendsten gebraucht wurden... da sei es nur recht, wenn er nicht viel mehr hatte und aussähe wie sie.

"Geben kann man immer was, und wenn es nur eine Kleinigkeit ist!", das sagte er immer wieder. Es kam die Zeit, da gab er noch von seinen eigenen schäbigen Kleidungssachen, und immer noch gab es Menschen, die dies freute. Er gab oft nicht mehr einfach so, sondern heimlich. Er beobachtete die Leute und suchte Dinge, die ihnen nützlich sein konnten. Nachts legte er ihnen die Sachen dann so hin, dass sie sie gewiss finden mussten.
Jeder kannte Kjal, und des Öfteren gab es auch Menschen, die ihm aushalfen, wenn er selber Not litt, oder die sich noch in besseren Tagen mit Geschenken revanchiert hatten. Doch es schien fast sinnlos zu sein, das Wenigste behielt er für sich, und vieles schenkte er weiter.

Ein weiterer Winter war angebrochen, und Kjal trug kaum mehr als eine löchrige Lage Kleidung am Leib. Er hatte schon den ganzen Tag gesucht, was sich als Geschenk eignen mochte, doch er war müde, hungrig und schwach geworden, und fror am ganzen Leib.
Da sah er ein kleines, niedliches Mädchen die Straße entlangkommen, das mit einer halb zerrupften Stoffpuppe spielte. Er grüßte, sie winkte zurück, doch plötzlich kam ein Hund gelaufen, der erst kläffend einer Katze nachrannte, sie aus den Augen verlor und ganz außer sich herumspringend dem erst darüber lachenden Mädchen die Stoffpuppe aus der Hand riss und fortlief, als sie sie wiederhaben wollte. Weinend saß das Kind auf der Straße, als Kjal sich von dem Schrecken erholt hatte und zu spät hinzukam.
"Weine nicht, Kleines...", versuchte er sie ratlos zu beruhigen und klopfte auf seine löchrigen Taschen, doch da war nichts. Die Gasse, in der sie waren, schien kahl und trostlos. Doch auf etwas fiel noch Kjals Blick. Während das Mädchen weiter um seine Puppe weinte, brach er von einem verkrüppelten Strauch einige Zweige ab, zupfte aus einem Haufen Unrat zwei flache Holzstückchen und flocht aus den Zweigen und dem Holz einen schief geratenen Stern.

"Schau mal, ich habe hier einen Schatz für dich!", flüsterte er eifrig und hockte sich neben dem Mädchen hin, das mit tränenverschwommenen Augen zu ihm hinsah. "Das ist der Stern des Horteras, der wundervollste Stern, den es gibt!"
"Aber...", zögerlich sah das Kind auf das schiefe Gebilde. "Aber warum das? Das ist doch nur Holz und so."
"Warum? Weil das ein Stern ist, sein Stern, wenn du willst. Der Stern, der den Menschen Hoffnung gibt, dass immer noch ein bisschen was geht, auch wenn man scheinbar alles verloren hat."
Er schaute auch auf den Stern, und für einen Moment schien er selber darin Trost zu finden, dann gab er ihn dem Mädchen, das zu weinen aufgehört hatte. "Und so was Wertvolles schenkst du mir? Du musst ihn doch selber behalten, du hast auch nichts mehr", stellte die Kleine mit kindlichem Ernst fest. "Doch, ich hab immer was - und wenn es die Erinnerung an ein hübsches Lächeln von dir ist, das nimmt mir auch kein böser Hund weg", zwinkerte er dem Kind zu und blinzelte überrascht, als sie ihm einen Kuss auf die Wange gab.
"Das sei dir nicht vergessen, Kjal...", flüsterte sie leise und scheinbar dankbar und hüpfte davon, noch während er ihr verblüfft nachsah und sich fragte, woher das fremde Kind seinen Namen kannte. Aber so was konnte schon passieren. Das Mädchen bog derweil um eine Ecke, in seiner Hand, wo zuvor der Stern war, etwas wie Gold Glänzendes - warum fielen ihm die schlohweißen Haare erst jetzt auf, wo sie verschwand?

Wenige Tage später glaubte Kjal eines Nachts, dass er den Morgen nicht mehr erleben würde. Er hatte es kaum mehr geschafft, Holz zu sammeln, und selbst wenn er welches hätte, so hatte er nichts, um es anzuzünden, vor Hunger nicht die Kraft dazu. Dennoch musste er geschlafen haben, denn plötzlich wachte er auf. Es war deutlich wärmer, und als er sich fragte, warum, stellte er fest, dass es an einer warmen Decke lag, die über ihm war, und um ihn herum trockenes Stroh. Er rappelte sich hoch... sein Blick fiel auf Essen, eine glühende Kohlenpfanne stand neben der schiefen Tür. Und als er diese aufzog, kam er aus seinem Verschlag nicht heraus, weil hüfthoch Sachen davor aufgetürmt waren. Von Feuerholz, das für den ganzen Winter reichen musste, bis maßgeschneiderte Kleidung.

Heimlich hinter einer Ecke schauten zwei Kinder vergnügt, wie Kjal vor Freude weinte und, ohne jemanden erblicken zu können, immer wieder fassungslos "Danke!" stammelte. Der Plan war aufgegangen. Zu viele Menschen hatten sich das Elend des alternden Mannes nicht mehr mit ansehen mögen und hatten die Sorge geteilt, dass der Winter sein Tod sein mochte. Ihnen allen hatte Kjal irgendwann mal etwas Gutes getan, einfach so, ihnen oder Freunden und Verwandten. Und so hatten sie sich zusammengefunden und für seine guten Taten revanchiert, jeder hatte gegeben, was er ohne große Mühe entbehren konnte und mochte, von der Kleidung vom Schneider bis hin zum Feuerholz, das die Kinder gesammelt hatten.

Es war ein zehnter Alatner gewesen, als das passierte... und es war der letzte Tag, an dem Kjal gesehen wurde. Am elften schon schien alles fort, was geschenkt worden war, und Kjal spurlos verschwunden. Ein Jahr später und auch jährlich folgend aber fanden dann ein paar Menschen, die selbstlos anderen einmal etwas geschenkt und damit eine große Freude und Überraschung gemacht hatten, morgens vor ihrer Tür kleine Gaben - ganz so, als wäre Kjal da gewesen.
Und neben den Dingen...
ein kleiner Holzstern..."

Seitdem hält sich in Schwertbergen der Brauch, in der Nacht vom neunten auf den zehnten Alatner speziell lieben Menschen eine Freude zu machen oder Notleidenden gezielter mit Spenden zu helfen. Selbstlos, einfach so, weil es immer etwas gibt, was man geben kann, und weil gute Taten irgendwann sicher zu einem selber zurückkehren.
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Aurea





 Beitrag Verfasst am: 16 Nov 2014 16:43    Titel:
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Etwa drei Wochen vor dem 10. Alatnar, dem Tag der kleinen Geschenke, finden sich wieder in vielen Briefkästen einfache Abschriften der alten Geschichte, welche an die schöne Tradition erinnern.
Woher? Gute Frage... aber manch einer hat vielleicht die Priesterin mit einer schweren Tasche über der Schulter durch die Siedlungen gehen sehen, wie es im Jahr zuvor noch andre Hände taten.


Zuletzt bearbeitet von Aurea am 16 Nov 2014 16:43, insgesamt einmal bearbeitet
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Aurea





 Beitrag Verfasst am: 11 Nov 2016 02:06    Titel:
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Es war nur noch ein Mond bis zum Tag der kleinen Geschenke. Bereits jetzt hörte man hier und da bei einem Ausflug zum Handwerker, dass sich die Aufträge zu häufen begannen und manch Kind bekam glühende Wangen bei dem Gedanken daran, was es noch alles zu basteln hatte.
Im Wald sah man die Kleinen Kastanien, Eicheln und Bucheckern aufsammeln und beraten was man daraus alles machen konnte und die Erwachsenen schüttelten halb stolz und halb amüsiert die Häupter...

... die Geschichte von Kjal würde nicht verloren gehen.
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Torjan Eichental





 Beitrag Verfasst am: 11 Nov 2016 02:18    Titel:
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Er hasste den Tag der kleinen Geschenke.
Nicht weil er nicht schenken wollte, sondern weil er immer beschenkt wurde von welchen, an die er gar nicht gedacht hatte, dass sie ihm ein Geschenk machen würden und es ihm peinlich war, jenen kein Geschenk zukommen zu lassen.
Er empfand sich selbst als undankbar.

Aber wie sagt der Sternenvoda? Füg ned wen anderen a Leid zu, was du ned selbst erleiden willst. Wohl fügte er keinem ein Leid zu, wen er nicht beschenkte.

So viele kannten ihn, so viele liebten ihn.
Nie hatte er ihnen am Tag der kleinen Geschenke etwas geschickt und trotzdem liebten sie ihn.

Die Meinung des alten Zausels war: Feier die Feste, wann du sie fallen lassen willst und gib jemandem etwas, was der braucht, egal welcher Tag es ist.

Mit diesen Gedanken entschlummerte er in seinem Lehnstuhl.


Zuletzt bearbeitet von Torjan Eichental am 11 Nov 2016 02:21, insgesamt einmal bearbeitet
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Yette Symar





 Beitrag Verfasst am: 12 Nov 2016 06:46    Titel:
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Es war ja noch knapp einen Mondlauf hin, bis zum Tag der Geschenke.
Aber die fleissige Bäuerin begann sich schon zu überlegen was sie dafür alles backen und vorbereiten wollte, die Zutaten bereitzustellen und alle Rezepte genauestens durchzudenken.
Und in naher Zeit wollte sie herrliche Süssigkeiten zu backen beginnen.
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Aerandir Elinlith





 Beitrag Verfasst am: 29 Nov 2016 14:56    Titel:
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Auch im Nebelwald wurden Geschenke gesucht, zusammen gestellt.. auch dort gab es viel zu tuen und Aerandir bemühte sich einige ausgewählte Sachen zu bekommen. Doch lief ihm so langsam die Zeit davon.

Zuletzt bearbeitet von Aerandir Elinlith am 29 Nov 2016 14:59, insgesamt 2-mal bearbeitet
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