FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Die Leiden einer Rekrutin
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, 4, 5
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Die Leiden einer Rekrutin
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 18 Apr 2018 06:37    Titel: Lebensereignisse
Antworten mit Zitat

Die Zeit rann in der eigenen Sanduhr des Lebens dahin und jedes kleine Korn stellte ein Ereignis dar, welches seine Spuren hinterließ. Doch nur bestimmte Personen hinterließen mit ihrer Erinnerung Kratzer im Glas. Und manche von ihnen schmückten das zerbrechliche Werk mit einer ganz eigenen Gravur - denn jene waren schon immer Teil des eigenen Lebens und man bemerkte es erst aus einem anderen Blickwinkel.

Mit einem angestrengten Stirnreiben wurde der letzte Ausbildungsstand von Moira erfasst und das Pergament fand seinen Platz wieder in die Ledermappe, auf welcher sich Adler über gekreuztem Bogen und Pfeil einpunziert fanden. Thalia dachte noch eine ganze Weile nach und saß bei einem Glas Rum in der Bibliothek herum, nachdem die Schreibarbeit erledigt war. Der letzte Unterricht an Moira hatte hervorgekitzelt, was die Scharfschützin wissen hatte wollen. Moiras wunder Punkt waren ihre beiden Kinder Eliane und Ciru, zweifelsfrei. Die Übung mit dem Portrait ab der Zielscheibe und der drohenden Gefahr über ihren Köpfen war ein voller Erfolg gewesen, nicht nur weil Moira zum ersten Mal intuitiv gezielt hatte. Ein sanftes Grinsen folgte und Thalia ließ noch einige andere kleine Fallen Revue passieren, in die sie Moira hatte tappen lassen. Aiwa, kleiner Spießer... ich habe wohl von dem besten Lehrmeister gelernt, den man haben kann... Du fehlst mir, wirklich. Wieder folgte ein Stirnreiben, dann leerte Thalia das Rumglas und seufzte schwer.

In zwei Mondläufen war die Hochzeit und sie hatte allmählich das Gefühl die Zeit rann ihr durch die Finger. Sie musste nun Entscheidungen treffen, auch wenn es sie schmerzen würde. Ein eigener wunder Punkt, den Thalia in letzter Zeit mehr zu spüren bekommen hatte. Knurrend erhob sie sich und nahm eine Abschrift aus einem der Bücherregale, sah viel zu lange darüber und fand dabei keinen klaren Gedanken mehr. Ich gebe nicht auf, niemals. Doch für dieses Lebensereignis muss ich wohl ohne dich auskommen. Ein energisches Meow riss Thalia aus ihren Gedanken und als sie neben sich sah, blickte Maani sie fordernd an. Das kleine weiße Kätzchen wurde in die Arme gehoben und sanft gestreichelt. "Du hast Recht, das Bett wartet. Lass uns schlafen." Und so trat die Scharfschützin den Weg ins Bett an. Dort fand sie schließlich Feoras und Xevero vor, aneinander geschmiegt und friedvoll schlafend. Auch der Wolf hatte heute etwas lernen müssen, was zu Erschöpfung geführt hatte. Mit einem milden Lächeln stahl sich Thalia zu ihrem Verlobten und schlief dann recht bald neben ihm ein.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 15 Mai 2018 07:51    Titel: Gedankenspiele
Antworten mit Zitat

Unentwegt kreisten Gedanken. Gedanken über die bevorstehende Hochzeit. Über das Leben und den Tod. All jene in die Wagschale geworfen wogen das Gewissen. Und hier gab es die Hoffnung, dass Temora und Eluive ihre Hände schützend über jene Waage hielten. Jener eine Gedanke schützte den Verstand davor zu verzweifeln und bettete die Seele in ein Kissen aus Zuversicht.

Mit einem deutlichen Stirnrunzeln studierte Thalia die Karten des Festlandes und machte sich einige Notizen auf einem kleinen Zettel. Hin und wieder wurde die Schreibfeder zwischen die Lippen gepresst und die Gedanken überdacht. Irgendwann schob sie die Karten dann angespannt beiseite und zog eine Mappe hervor. Eine Kornblume war darauf geprägt, umrahmt von einem Halbmondsymbol und einem Pfeil. Bedächtig wurde der kleine und wohlbehütete Schatz aufgeschlagen und hineingesehen. Es lagen zahlreiche wichtige Dokumente darin, angefangen bei ihrer Abstammungsurkunde, über ihre Bestätigung als Bürgerin Lichtenthals bis hin zu ihrer Ernennungsurkunde in den Stand einer Edlen. Dort war aber noch etwas, unscheinbar auf einen einfachen Zettel geschrieben, auf dem sogar einige Grasflecken zu sehen waren. Tief durchatmend wurde der Beginn der ersten Zeile gelesen. Feoras... ich habe mein Herz nur einmal zu verschenken... Es folgte ein unweigerliches Lächeln und die Augen wurden etwas zusammen gedrückt. Sie hatte lange an ihrem Gelübde geschrieben und über die Worte nachgedacht, welche sie Feoras vor dem Altar sagen wollte. Die sie ihm in jenem heiligen Schwur, wahrscheinlich mit weniger ruhigem Atem trotz aller der ihr bekannten Beruhigungsmaßnahmen, bekunden würde in tiefer Verbundenheit und aufrichtiger Liebe. Temora hilf, lass mich nicht ohnmächtig werden. Eluive stütze mich und verdammt noch eins, fang mich auf Wölfchen wenn ich falle. Ich darf nicht umkippen, ich werde es nicht. Denke immer daran, du bist nur wegen ihm dort vorne. Ich bin bereit. Der Zettel wurde beiseite gelegt und Thalia lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Einige weitere Gedanken beschäftigen ihren Geist noch eine ganze Weile. Da war Sigarin, groß und kräftig, um sie zum Altar zu geleitet. Moira, die diesen lebenslangen Bund bezeugen würde. Antorius, der ihnen den Segen der Schildmaid gab. Und der wichtigste Mensch in ihrem Leben, der fortan für immer an ihrer Seite sein würde, und der es schon immer auch gewesen war.

Mit einem Ruck erhob sich die Scharfschützin aus dem Stuhl, ergriff die Unterlagen und legte sie in das Bücherregal zurück. Zeit meine Reise vorzubereiten, das Schiff wird nicht auf mich warten. Und so begann Thalia recht bald damit ihr Gepäck zu sortieren und sich innerlich auf ihre Mission vorzubereiten. Ich bin bereit.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Feoras Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 15 Mai 2018 14:25    Titel: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
Antworten mit Zitat

"Man wird glücklich verheiratet sein, wenn man lieber heimkommt als fortgeht."


Der Schneider saß in aller Ruhe am Tisch in der Küche, gebeugt über einen glatt gestrichenen Pergamentbogen. Damit sich die Enden nicht immer wieder aufrollten, waren jene zusätzlich noch mit kleinen Gewichten beschwert worden. So sauber wie möglich führte Feoras die Feder in der linken Hand, um die Worte die sie am Vorabend zusammen ausgewählt hatten, auf dieses zu bringen. Da sie sich schon für eine offene Einladung entschieden hatten, wollte er zumindest die Aushänge selbst fertigen und sie nicht einem Schreiberling überlassen. Bis zum Abend würde er damit fertig sein.

Nachdem er seine Unterschrift darunter gesetzt hatte, legte er das Schreibgerät beiseite und lehnte sich zurück. Tief atmete der 'böse Wolf' durch, gedanklich abschweifend. Die Worte die sie ihm während der gemeinsamen Zubereitung des Abendessens gestanden hatte, überraschten ihn, wirkten sogar ein wenig erschreckend in jenem Augenblick. Falls es aber das war, was Thalia irgendwann aus freien Stücken wollte und wünschte, dann sollte es so sein. Platz genug hatten sie mittlerweile, an dem würde es daher nicht scheitern. "Herrin hilf", murmelte er, sich dabei über die Stirn reibend, "erstmal die nächsten Wochenläufe überstehen".

Das sie so kurz vor der Hochzeit nochmal fort musste, war überraschend doch es würde immer wieder so sein. Thalia's letzter Auftrag als unverheiratete Frau. Alle darauffolgenden, würde sie mit einem Ehering gefertigt aus Mithrill am Ringfinger bestehen, der sie immer wieder daran erinnern sollte, dass zu Hause jemand auf sie wartete. Nicht nur die Edelkornblume. Dazu hatte er geplant, sie am Tag ihrer Abreise zum Schiff zu begleiten um ihr noch nachzusehen bis es nicht mehr am Horizont erkennbar war. Dessen war das 'Wölfchen' sich sicher.

Seufzend ergriff er wieder die Schreibfeder. Er müsste sich einfach beschäftigt halten bis zu ihrer Rückkehr. Mit seiner Trauzeugin hatte er noch das ein oder andere zu besprechen, außerdem erwartete er die Ankunft der zaelschen Weiderinder vom heimatlichen Gutshof und der Kater sollte auch entmannt werden. Zu guter Letzt hatte er seiner letzten Kundschaft, einem Schmied zugesagt eine Auswahl zusammen zu stellen. Arbeit gab es bestimmt genügend mit der er sich die Zeit vertreiben konnte, so hoffte er. Jedoch wäre das gemeinsame Heim weniger einladend, ohne der Anwesenheit der Scharfschützin. Im schlimmsten Fall gab es immer noch seine Reuse und viel Wasser um Gerimor...
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 06 Jun 2018 18:48    Titel: Ein dunkler Schatten
Antworten mit Zitat

Heimkommen war etwas Schönes und für gewöhnlich ein Anlass zur Freude. Nach recht anstrengenden Wochen sollte es die Seele wieder mit Freude und Zuversicht füllen. Doch nun legte sich ein dunkler Schatten über diese Hoffnung.

Tief atmete die Scharfschützin durch und sog die kühle Meeresluft ein, während sie an der Reeling stand. Die Olivaugen verfolgten das sanfte Wellenspiel auf der Wasseroberfläche und in der Seele entstand eine tiefe Ruhe. Zu reisen hatte Thalia nie etwas ausgemacht, sie kannte es von jeher. Doch dieses Mal war es anders, sie fieberte nahezu darauf hin endlich wieder daheim anzukommen. Daheim... mhh, der Ort, an dem mein Herz ruht. Bald, mein Wölfchen... Mit einem Seufzen wandte sich Thalia von der Reling ab und begab sich wieder unter Deck des kleinen Schiffes. Dort in der Kajüte setzte sie sich an den wackeligen Tisch und nahm die Schreibarbeit wieder auf. Während der Bericht über ihre Mission verfasst wurde, dachte sie immer wieder daran zurück. Es würde mit dem Lauf der Zeit immer wieder geschehen, Mal für Mal. Dafür war sie schließlich auch ausgebildet, Leben zu nehmen... dabei war Leben zu geben oder zu lassen viel schwerer. Die letzten Worte wurden niedergeschrieben, ehe Thalia ihre Unterschrift unter das Pergament brachte. Das Ganze wurde dann versiegelt und in die Reisetasche gesteckt. Als die Finger darin eine samtbezogene Schatulle ertasten konnten, wurde jene hervorgezogen und geöffnet. Eine kleine Tiara kam zum Vorschein, aus gedrehtem Silber gearbeitet und mit winzigen Brillianten sowie feinen Blättern besetzt. Ein Edelstein war ausgetauscht worden, statt eines funkelnden Brillanten war ein Saphir in der Mitte eingesetzt, der aus dem zaelschen Familienerbe stammte. Oh Lana, du weißt nicht wie viel mir das bedeutet. Es wird mir Mut und Zuversicht spenden, und die Liebe einer Mutter wird mich begleiten. Ein sanftes Lächeln in Thalias Gesichtszügen ließ die Scharfschützin in jenem Moment zerbrechlich wirken, doch der Gedanke daran in eine so große Familie einzuheiraten, ließ sie ein wenig sentimental werden. Überhaupt war Lana überrascht gewesen, als Thalia unverhofft am Gut der Zaels gestanden hatte. Die Erinnerung daran ließ Thalia weiter sanft lächeln und die Olivaugen wurden ein wenig glasig dabei. Deine Ratschläge sind mit nichts aufzuwiegen. Mit vorsichtigen Fingern wurde die Schatulle wieder verschlossen und in die Finger geriet nun ein anderes Schätzchen. Es war die Zeichnung ihres Hochzeitskleides, welches aus den Händen von Amelie und Karawyn angefertigt werden sollte.


Wenn der Lohschopf Glück hatte, würde das Hochzeitskleid bei ihrer Ankunft in Adoran fertig sein. Für gewöhnlich war Thalia keine Frau, die in Kleidern durch die Weltgeschichte wanderte. Doch in diesem speziellen Fall… war es unabdingbar etwas anderes als ein Kleid zu tragen. Selbst die besten Überredungskünste hatten nichts genutzt, eine Lamellenrüstung war eben kein Kleid und dabei bleib es. Seufzend und mit einem leichten Kopfschütteln wurde das Pergament mit der Zeichnung wieder eingepackt und gut verstaut. Thalia legte sich dann auf die Pritsche in ihrer Kajüte und ging nochmal alles im Kopf durch, was für die Hochzeit relevant war. Die Ringe sind bestellt bei den Kaluren. Das Essen ist ebenfalls beauftragt. Hochwürden Antorius ist über alles im Bilde was die Trauung und auch unsere Schwüre betrifft. Die Trauzeugen sind bestimmt, der Brautführer wird mich hoffentlich gut festhalten. Die Hochzeitskleidung ist gewiss fertig. Das sollte es gewesen se… Doch gerade als Thalia dachte, dass alles so weit war, wurde sie eines Besseren belehrt. Die Kuh! Ausgerechnet nun, da sie Feoras‘ Eltern besucht hatte, war ihr die Kuh völlig entfallen. Doch andererseits… Feoras wusste nicht, dass Thalia in seiner Heimat gewesen war. Für ihn war es weiterhin nur die Mission, die sie auf das Festland geführt hatte. Seufzend schloss Thalia die Olivaugen und kurz bevor sie einschlief, wurde das Schiffshorn geblasen. Die Ankunft in Adoran war schneller gekommen als der Lohschopf gedacht hatte, doch bei all ihren Gedanken war das auch nicht weiter verwunderlich. Die Sachen wurden so also zusammen gepackt und der Lohschopf begab sich auf das Deck, um gerade noch mitzubekommen, wie das Anker gelichtet und die Schiffsplanke heruntergelassen wurde. Was sie dann allerdings zu Gesicht bekam, war eine Mannschaft des Regiments, die jeden Ankommenden auf eine aktuelle Gefahr hinwies und Masken sowie Handschuhe austeilte. Als Thalia von Bord ging, sah einer der Gardisten sie bedauernd an. „Krone und Reich zu Ehr, Edle und Willkommen zuhause. Bitte nehmt die Maske und die Handschuhe, näheres erfahrt ihr im Regimentskastell. Die Pest ist ausgebrochen.“ Die Olivaugen weiteten sich und alles was ihre Gedanken nun vereinnahmte, war der letzte Satz des Kameraden. Die Pest ist ausgebrochen.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2018 06:59    Titel: Junggesellinnenabschied
Antworten mit Zitat

Die Zeit war gekommen sich zu einer unerschütterlichen Liebe zu bekennen und vorallem zu erkennen sowie zu gestehen. Vorallem die Sache mit der Beichte war so eine Sache. Bis dahin würde sich eine kleine Scharfschützin wieder erholt haben, um vor Temora zu treten und ihre Treue wie Liebe zu bekunden.

Mit einem tiefen Stöhnen erwachte Thalia aus ihrem wenig erholsamen Schlaf und der erste Handgriff ging dabei direkt an die pochenende Stirn. "Temora hilf...", knurrte sie dabei leise und versuchte den Schmerz mit tiefem Ein- und Ausatmen abzuschütteln. Ganz langsam schoben sich dabei wie in Zeitlupe die Erinnerungen des zurückliegenden Abends in ihre Gedanken. Luninara im Kleid, hatte sie das geträumt? Fiete halbnackt am Strand, war das wirklich geschehen? Ein störrischer Esel in Abendgewand und ein eiteler Gockel in Windeln, ernsthaft wahr? Drei essenklauende Goblins in einem laufenden Busch, das konnte doch nicht... "Phew... Das war bestimmt nur Hagens Strohwitwer... werd wieder nüchtern und dann..." Doch Thalia kam nicht aus dem Bett, denn neben ihr lag am Kopfkissen von Feoras ein Zettelchen. Als sie es ergriff und entfaltete, taten sich dort ein paar Worte in hellblauer Tinte auf. Ich hoffe du hast gut geschlafen, meine schöne Jägerin. Etwas zum Frühstück hat Arwyn vorhin für dich vorbeigebracht... Sie kommentierte es mit den Worten -Du könntest es vertragen- ... Hoffentlich hilft es dir gegen den Kater. Wenn du mich suchst, so findest du mich beim Dienst. Der freche Wolf.

Mit recht unkoordiniert wirkenden Schritten kämpfte sich Thalia nun in das Bad und verrichtete die nötigste Körperpflege. Als sie in den Spiegel sah, hüpften ihr die tiefen, schwarzen Augenringe beinahe entgegen. "Du siehst aus wie der Tod in Latschen... Temora noch eins. Wozu das ganze Trinken in meiner Ausbildung, nun haben sie mich doch abgefüllt. Phew, das gibt bittersüße Rache, Frau Salberg. Ich hoffe der Bericht ist heute Abend fertig. Und der Unterricht wird auch nachgeholt... uhm, mein Kopf." Mit einem Seufzen wurde noch einmal etwas Wasser in das Gesicht gespritzt, damit sie endlich wieder Herrin ihrer Sinne wurde. Schnaufend ließ sie sich auf der Bank im Bad nieder und zog die Füße im Schneidersitz zusammen. In vier Tagen sollte es soweit sein... Der Gedanke daran ließ sie lächeln und zurückblicken.

An die fünf Jahresläufe kannten sie sich nun. Die Zeit mit ihm war vergangen wie im Flug und es hatte so viele Momente gegeben, in denen sie gespürt hatte, dass sie für einander bestimmt waren. Und einer davon würde gleichsam auch ein Thema in der Beichte mit Antorius werden... Sie musste nur noch überlegen, wie sie diesen Beichtpunkt am elegantesten verpackte. Mit einem Stirnrunzeln begann sie sich abzutrocknen und erhob sich dann, wieder eher schlürfende Schritte zum führten zum Kleiderschrank. "Möge die Schildmaid mir vergeben, der Unterricht wird heute besonders grausam... Nicht nur für Moira." Knurrend schlüpfte die Scharfschützin in ihre alte, weiche Lederrüstung aus Echsenhaut. Sie fühlte sich darin sofort wohl und seufzte dabei leise. "So alt wie meine Liebe zu dir... Temora möge mir vergeben." Vorsichtig strich sie über das grüne Leder und betrachtete sich danach im Spiegel. "Zeit für das Frühstück... Mir wird schon jetzt übel bei dem Gedanken an Essen." Schlürfend machte sich die lädierte Scharfschützin auf den Weg in die Küche. Dort saß sie noch sehr lange bis zur Mittagszeit am Tisch und irgendwann schlief sie doch wieder ein. Sofern der Rekrut ihres Herzens den Dienst beenden würde, fand er Thalia mit am Tisch verschränkten Armen und den darauf gebetteten, völlig zerzausten Schopf schlafend am Esstisch vor und neben ihr die Reste des Katerfrühstücks.




Zuletzt bearbeitet von Thalia Nesireh de Lekanth am 13 Jun 2018 07:02, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Feoras Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 14 Jun 2018 10:53    Titel: Pinke Einhörner sind böse!
Antworten mit Zitat

"Junggesellenabschiede sorgen dafür, dass der Bräutigam und seine Fluchthelfer zu betrunken sind, um noch davon zu laufen."


So schnell konnte sich das Blatt wenden. Erst am Tag davor hatte er sich noch liebevoll um die Scharfschützin gekümmert. Als Feoras sie gegen Nachmittag am Tisch schlafend vorfand, trug er sie ins Gästezimmer, riss alle Fenster auf zwecks Frischluft und rieb ihre Schläfen sanft mit Pfefferminzöl ein. Eigentlich hätte ja ihr Anblick schon ausreichen sollen um ihn genau an diesem Abend daran zu erinnern, mit bedacht zu trinken. Allerdings war tatsächlich nicht zu erwarten, wie heimtückisch Hagen's Getränke waren. Was blieb ihm also anderes über, als den pochenden Kopfschmerz anzunehmen. Wie ein Mann eben!

"Bei Temora.. ich sterbe", murmelte er mit leidender Tonlage nachdem er aufgewacht war. Die Augen wurden da aber gleich wieder zusammen gekniffen. "Wer zum Geier hat die zehn trommelnden Barden ins Haus gelassen? Thaliaaaaaa", jammerte er zunächst, dem Männertod nahe als er gleich danach hilfsbedürftig nach seiner Verlobten rief. Zumindest wurde es versucht, denn die eigene Stimme verstärkte die Qualen deutlich. Während das Häufchen Elend, welches vorher mal ein Schneidermeister mit gesunder Hautfarbe war, sich mühsam auf den Bauch drehte um auf allen Vieren aus dem Bett zu kriechen, wurde nochmal der Name der zukünftigen Ehefrau ausgesprochen. War sie überhaupt zu Hause? Sie musste es sein, immerhin brauchte er sie dringend, dringender am dringensten! Sie sollte sein Testament wenigstens noch mündlich übermittelt bekommen, bevor es zu Ende ging!

Gerade als er mit aller Kraft die aufgebracht werden konnte in Richtung Baderaum krabbeln wollte, stieß er auf ein nacktes Paar Füße. Im Schneckentempo wurde der Kopf gehoben, worauf er in das amüsiert wirkende Gesicht der Verlobten blickte. "Du hattest wohl einen erfolgreichen Abend, Wölfchen?", fragte sie mit einer sanften und bemüht leise gehaltenen Tonlage. "Mhhhhhhhnnnn... ", entkam ein gequältes murren, "die Hochzeit findet nicht statt. Kaufe einen Grabstein auf dem steht... die Strohwitwe hat ihn geholt". Das folgende, heitere auflachen, was sonst gerne und mit Freuden gehört wurde, veranlasste ihn dazu ins Bett zurück zu rollen. Der Göttin war gedankt, dass Thalia den Korb mit dem Katerfrühstück von Arwyn entdeckte und mit runter gebracht hatte. Wie nicht anders zu erwarten, war das Blaubeertörtchen die erste Wahl, zusammen mit etwas Pfefferminztee. Nach ein paar Bissen und Schlücken, die er halb im Bett liegend zu sich nahm, ging es auch langsam besser. Er würde zumindest nicht jetzt sterben, aber spätestens am Nachmittag!

Der Lohschopf hatte in der Zwischenzeit im Schneidersitz neben dem blasseren 'Wolf' Platz genommen. "Wer ist eigentlich Virginie?", wurde da nachgefragt. Ganz offenbar hatte sie den Brief mit den eigenwilligen Zeichnungen darin entdeckt. Es blieb also nichts anderes übrig als sie aufzuklären. Zunächst erzählte er von Viv, die besorgt gefolgt war nachdem sie das panische Glockengeläute und die Rufe bezüglich eines Notfalls von Hagen mitbekommen hatte. Danach von dem Spiel das sie spielten und der Kartenlegerin Rica, schnitt kurz an was dabei raus kam und was er dazu dachte. Selbst das grausame Einhornpups Getränk in der rosanen Flasche war es Wert erwähnt zu werden. Am Ende lüftete Feoras noch das Rätsel um 'Virginie', ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Lucien sollte schließlich selbst bestimmen wer seine Lebensgeschichten hören durfte und wer nicht. So viel Anstand hatte die Schneiderleiche noch, wobei auch das Erinnerungsvermögen nicht das beste war in diesem Augenblick. Selbst die Tatsache, dass er die Vogtin zum Abschied mitumarmt hatte und als 'wie ein Bruder' bezeichnete, verschwand in einem Katernebel.

"Ich verstehe Wölfchen. Jetzt ruhst du dich aber erstmal aus. Du stirbst nicht und wir heiraten übermorgen!", lauschte er den nun strengeren Worten, "So leicht entkommst du jetzt nicht mehr!" Was sie zu dem Brief zu sagen hatte, blieb zunächst im verborgenen. Erfahren würde er es bestimmt noch, vielleicht sogar jene die dem Abend beiwohnten, aber sie behielt es noch für sich. Vermutlich auch besser so. Viel zu schnell fielen die Augen des Bräutigam in Spe wieder zu, nachdem sie ihm einen Kuss auf die Stirn drückte und sich leise davon schlich. Erstmal ausschlafen. Gesund schlafen. Überleben!
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 15 Jun 2018 23:41    Titel: Die Nacht der Andacht
Antworten mit Zitat

Schicksal - was ist das? Vielleicht die unkontrollierbare Summe an Zufällen oder aber, dass man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ist. Vielleicht liegt es an den Entscheidungen, die man trifft. Oder an Taten, die man vollbringt. Was wir wollen … darauf kommt es nicht an, aber dann, ab und zu, ist es das Einzige was zählt.

Ein warmes Lächeln schlich über die Züge der Scharfschützin. Die letzten Tage waren wirklich anstrengend gewesen … da war ihr Junggesellinnenabschied, gefolgt von einem sehr ernsten Sonderunterricht für Moira am nächsten Tag, welcher sich dem Thema Etikette und Verantwortung gewidmet hatte … und das trotz eines mörderischen Katers. Thalia hatte sich nicht mehr daran erinnern können während ihrer eigenen Ausbildung jemals so betrunken gewesen zu sein. Scheinbar … kam sie aus der Übung und wurde doch noch zu einer vorbildlichen Edlen. Insgeheim war sie das schon seit einer ganzen Weile, denn ihre persönliche Nemesis namens Vaughain hatte sie in der Vergangenheit lange genug darauf vorbereitet … irgendwie - wenn auch sehr unkonventionell. Vaughnie… du hättest deine Freude daran meinem Unterricht beizuwohnen. Ich glaube die Mischung aus Sadismus, Verantwortungsbewusstsein und Empathie würde dir gefallen. Tief durchatmend dachte Thalia nun auch wieder an seine Worte … „zu den Konsequenzen zu stehen“. Für wahr … Feoras stand zu den Konsequenzen, er würde seine Jägerin am 16. Schwalbenkunft zur Frau nehmen … nicht einmal 24 Stundenläufe bis dahin. Schmunzelnd dachte Thalia auch daran, wie Feoras nach seinem eigenen Junggesellenabschied dem Tode nahe war. Männer konnten so überaus übertrieben leiden, wenn sie es darauf anlegten. Doch sie liebte ihn und bis auf ein müdes Schmunzeln über den wölfischen Kater hatte sie ihm nur Zuneigung und Verständnis für diese Situation geschenkt.

Nachdenklich senkte sich der Olivblick nun auf den Klosterplatz und die Augenlider wurden für einen Moment geschlossen. Die Beichte bei Hochwürden Antorius hatte einige … Leichen zu Tage befördert und angesichts der Tatsache, dass Thalia und Feoras die Beichte zusammen abgehalten hatten, hatte es an der einen oder anderen Stelle insbesondere für den Lohschopf nicht besser gemacht. Ihr Register an „Vorstrafen“ war in der Tat nicht mehr an einer Hand abzuzählen und so hatte Antorius besonders viel Geduld benötigt, um sich die zahlreichen Sünden anzuhören. Die Schwester war im Stich gelassen worden aus Mangel an Verantwortungsbewusstsein als sie selbst noch ein halbes Kind gewesen war. Die Rachsucht entstanden durch den Tod der Mutter hatte sich in einem üblen Blutrausch an ihren Mördern gezeigt. Vaughain hatte sie einmal den schlimmsten aller Tode an den Hals gewünscht. Die Hochzeit von Feoras uns Lennja hatte sie damals nicht verhindert, indem sie das berühmte letzte Worte sprach, obwohl sie geahnt hatte, dass sie nicht die Richtige für den Wolf gewesen war. Sie hatte zahlreiche sinnliche Stunden vor der Ehe mit ihrem baldigen Mann genossen und sie auch gebraucht, um bei all ihrer Kontrolle das Gefühl des Fallens zu spüren. Und sie hatte schon vor Feoras gesündigt und ihre Erfahrungen mit ihrer Jugendliebe Dheran gemacht. Eine weiße Weste sah nun wirklich anders aus … und wenn man es mit Feoras‘ Taten verglich, war Thalia wirklich ein Rebell sonders gleichen gewesen. Seine Keuschheit war praktisch nicht vorhanden und er hatte verschiedene meist männliche Personen zutiefst gehasst, sodass er Alatar alle Ehre erwiesen hätte damit. Ein schweres Seufzen folge und Thalia blickte für einen Moment auf ihr Bett im Gästehaus des Klosters. Die Schritte setzten sich in Bewegung und kurze Zeit später wurde die zaelsche Tiara auf den Lohschopf gesetzt.


Es gab der Scharfschützin in diesem Moment der Einsamkeit ein wohliges Gefühl und für einen kurzen Augenblick musste sie wieder an die Worte von Lana denken. “Er ist völlig vernarrt in dich und er würde alles riskieren, er liebt dich ohne jeden Vorbehalt. Es ist die reine Liebe und das seit dem ersten Moment, er hat nur ein wenig gebraucht es zu erkennen. Und ich weiß, dass er mit dir die richtige Frau an seiner Seite haben wird. Eine starke Frau und doch eine sanfte. Und … vielleicht schenkt ihr mir eines Tages einmal Enkel, doch bis es soweit ist … sollt ihr leben. Und lieben.“ Noch einmal wurde die Tiara sanft abgetastet, ehe jene wieder abgenommen und auf das Bett gelegt wurde. Als sich die Scharfschützin erneut zum Fenster begab, um wie ein Falke auf den Klosterplatz zu starren, fröstelte es sie für einen Augenblick und so zog sie die Arme um ihre Brust, sich die Oberarme dabei sanft reibend. Und wieder schweiften ihre Gedanken ab … dieses Mal war es der Baum des Lichtes, der ihre Aufmerksamkeit fesselte … noch immer, nach so vielen Jahresläufen.

Andächtigen Schrittes waren Hochwürden und Scharfschützin nach der Verabschiedung des Bräutigams an den Baum des Lichtes geschritten und hatten sich dort für ein intensives Gespräch mit einigen Gebeten zusammengefunden. Was in der Vergangenheit lag, was die Gegenwart sprach und was die Zukunft wohl brachte … da war so vieles, was die Gedanken beschäftigt hatte. Allem voran aber dieser eine Gedanke … so fest wie ein Felsen in der Brandung und doch so weich wie eine Feder im Bettzeug. Ein Lufthauch hatte diesen Gedanken angefacht, sich bewegende Blätter und das sanfte Geräusch wie von einem Glaswindspiel … Funken, welche zu Boden gesunken waren und Thalia in ein warmes Licht getaucht hatten. Und dann diese Funken, die auf ihre sonst tödlichen Hände zugestrebt waren. Nur ein Wort war gefolgt, es hatte gereicht, um das Herz mit Liebe zu füllen. “Feoras …“ Was diesem Schauspiel gefolgt war, war schlussendlich so rätselhaft wie einleuchtend. Antorius‘ Worte sprachen für sich. “Ich fühle viele gute Gedanken zwischen euch und ihm, eure Blicke sagen mehr als Worte. In dieser Nacht wird euch die Gelegenheit offenbart ... allein mit der Herrin in ein Gespräch durch das Gebet zu treten. Nicht immer offenbart sie uns ihre Wünsche oder Gedanken in Bildern oder Visionen, das ist sehr selten ... Doch wenn ihr besonders stark an etwas denkt ... kann es sein, dass eine Antwort ganz von allein als ein Bild kommt, obwohl ihr solches nicht erwartet habt. So rate ich euch, erwartet das Unerwartete.“ Sie hatte ihm aufmerksam gelauscht, die Worte auf sich wirken lassen … und es fiel ihr schwer ein Thema zu finden, welches sie im stillen Gespräch mit der Schildmaid hätte führen können. Und doch fand Thalia dann eines, welches so natürlich war wie zu atmen. Wir reden später darüber … wie du es empfandst als ich damals mit Raindri vor dem Baum des Lichts stand und meine Temorakette an einen der Äste gehangen habe, als Zeichen dafür, dass ich solcher Symbole nicht brauchte, um deiner Göttlichkeit nahe zu sein.

Antorius hatte Thalia noch aufmunternd angelächelt, als er erkannt hatte, wie die Scharfschützin mit sich im Zwiegespräch endete. “Morgen ist ein schöner Anlass, um ein neues Leben zu beginnen und das an der Seite eines wirklich guten Mannes. Solche Verbindungen sind wahrlich selten.“ Ein diebisches Grinsen war gefolgt sowie die Erklärung, aus welchem Grunde Thalia kein neues Leben benötigte. Was indessen darauf gefolgt war, glich einer kleinen Überwindung und doch wurde Hochwürden darüber informiert, wie es um die Namenswahl stand und auf welchem Wege diese zustande gekommen war. Als hätte es nicht schlimmer kommen können, wurde das Gespräch dann auf die Zeugung von Nachwuchs gelenkt und es gab nichts auf der Welt, was die Scharfschützin mehr gruselte … eine einzige Ausnahme bildete das kleine Wörtchen Kleid. Zu guter letzte sprachen sie über die Veränderungen, die durch die Hochzeit zustande kommen würden und das Thalia nicht an ihrer Vergangenheit festhalten sollte … schließlich lebte sie im hier und jetzt. Doch es gab einen Punkt, der hatte sich in ihren Lohschopf eingebrannt und wollte einfach nicht mehr verschwinden. „Ich halte nur dahingehend an ihr fest, dass sie mich geprägt hat ... sie hat aus mir das gemacht, was ich heute bin und dafür bin ich zutiefst dankbar.“ Und so was es geschehen, das Antorius die Scharfschützin zurückgelassen hatte, damit sie über alles nachdenken konnte. Am Baum des Lichtes meditierend, sah sie Bilder, welche sie verfolgten und sie machte jene Erkenntnisse im Stillen mit sich aus. Stunde um Stunde war vergangen und es war weit nach Mitternacht, als Thalia sich endlich dazu aufraffen konnte in das Gästehaus einzukehren.

Und hier stand sie nun … nachdenklich wie immer, die Lippen aufeinanderpressend und innerlich mit kreisenden Gedanken beschäftigt, die schneller waren als jeder ihrer tödlichen Pfeile. Du kannst nichts machen … die Nacht bleibt einsam, und es wird heute kein gerissenes Wölfchen neben dir ruhen. Sieh es ein … dieses Kloster ist schlimmer als jede Festung. Du wirst ihn erst morgen Abend am Altar wiedersehen. Und denke daran … atmen, ein Schritt nach dem anderen, mit nach vorne gerichtetem Blick. Und bloß nicht umfallen. Das ist alles was zählt, bis er dich in seine Armen hält. Mit einem schier ohnmächtigen Schnauben und einem durchaus nicht besonders sanften Klatsch aus der offenen Handfläche an den hölzernen Rahmen des Fensters wurde dem Frust freien Lauf gelassen und sie starrte nochmal hinaus zum Klosterplatz … es würde eine lange Nacht werden. Die längste Nacht ihres Lebens - und die letzte als unverheiratete Frau. Sie hatte es nie beeinflussen wollen, hatte es sogar vermieden sich einzumischen … und doch, was sie gewollt hatte zu jener Zeit, darauf kam es nun nicht mehr an. Doch ab und zu war es das Einzige im Leben, was wirklich zählte. Und heute wusste sie mehr denn je, dass sie Feoras heiraten wollte.

 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 01 Jul 2018 14:18    Titel: Vom Straucheln und Erstarren
Antworten mit Zitat

Heute wie damals zeigten sich auf dem eigenen Lebensweg immer wieder neue Abzweigungen. Und wo man dachte die Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben, holte sie einen plötzlich wieder in Form einer veränderten Abzweigung ein. Die Schritte mussten mit Bedacht gewählt werden und wenn man ins Straucheln kam, galt es tief durchzuatmen. Nur nicht erstarren war die Devise, in jeder Lebenslage und zu so vielen unterschiedlichen Ereignissen.

Die Nacht war zweifelsohne keine gewesen, in der Thalia sonderlich viel Schlaf bekommen hatte. Die anhaltende Aufregung und die Bilder, welche sich ihr am Baum des Lichts offenbart hatten, mischten ihren Geist gehörig auf. Schon bei Morgengrau war Thalia im Schneidersitz auf ihrem Bett dabei gewesen eine kleine Wolfsfigur zu schnitzen. Gegen die Mittagszeit hatte sie jene fertig gestellt und war dann dazu übergegangen sich mit der Reinigung ihres Körpers zu beschäftigen. Dabei hatte sie auch gemerkt, wie tief die Augenringe waren, die sich unter dem Olivgrün abzeichneten. Seufzend über diesen Umstand wandte sie sich wieder vom Waschtisch ab und just als sie sich in ihre bequeme grüne Lederhose und das Schnürhemd gekleidet hatte, hörte die Scharfschützin Stimmen auf der Treppe. „Ah hier!“, hörte sie Rheaonna noch sagen als sie mit Moira um die Ecke bog. Zweifelsohne konnten Trauzeugin und Blumenmädchen in Thalia ein Schreckgespenst erkennen und die Frage nach der Aufregung wurde mit einer glatten 10 quittiert. Das folgende Gespräch wurde im Wesentlichen dazu genutzt, um die Braut abzulenken und aufzubauen, bis die Zeit gekommen war: Nur noch zwei Stundenläufe bis zur Hochzeit waren geblieben … allerhöchste Zeit die Braut in ihr Kleid zu stecken.

Mit allergrößter Sorgfalt wurde die Scharfschützin dabei unterstützt in das weinrote und maßgeschneiderte, schmal geschnittene Hochzeitskleid aus mehreren Lagen feinst gesponnenem und besticktem Damast zu schlüpfen. Die einzelnen Lagen Chiffon waren gefärbt und mit Perlen und Stickereien übersäht. Wallend und weich fallend umspielte der Rock mit der kleinen Schleppe die schlanke Silhouette, darin eingewebt zeigte sich bei Lichteinfall ein unterm Sichelmond sitzender Wolf. Die goldgelben Ärmel aus schimmerndem Damast und flattrigem Chiffon umgaben die Arme wie ein zarter Sommerhauch. Goldene Spitze, deren kompliziertes Muster von eingewebten Kornblumen durchbrochen wurde, bildeten den Saum. Über dem Kleid trug die Braut eine schmales, aus feinstem Werlentaler Damast gefertigtes Doublet mit einem kleinen angesetzten Stehkragen. Auf jenem zeigten sich schimmernd - Ton in Ton zum Kleid - etwa auf Halshöhe zwei eingewebte Haldmonde. Komplettiert wurde das Kleid durch eine mit Chiffonbändern vorne geschnürte Damastcorsage, deren Ösen als winzige güldene Halbmonde schimmerten. Aus Spitze und Süßwasserperlen formten sich die Blüten von Kornblume und Blaubeeren auf dem Damast. Unter dem Kunstwerk befand sich noch ein aus fein gesponnenem Leinen gefertigtes Paar Strümpfe mit Damastbändern zum Binden am oberen Rand. Interessant daran war die schmale lederne Dolchscheide, die mit Halbmonden bestickt war und sich an die Außenseite des Oberschenkels anschmiegte. Dort fand schließlich Thalias Scharfschützendolch Platz. Abgerundet wurde das Ensemble mit der zael’schen Silbertiara, die mit feinen Blättern, funkelnden Brillanten und einem einzigen hellblauen Saphir in der Mitte verziert war. Jene auf dem von Rheaonna zuvor frisierten Lohschopf tragend, war eindeutig klar … es gab nun kein Zurück mehr. Sogar an den Brauch des Brautstraußes hatten Moira und Rheoanna gedacht und jenen mitgebracht. Gebunden von Rheaonna und Clara aus Ringelblumen, Edelkornblumen und Rosen, wurde jener Brautstrauß durch ein kleines aber feines Weidenrindenherz geziert.

So hergerichtet ließen Moira und Rheoanna die Braut dann im Kloster zurück, auf das Sigarin und Akoluth Salberg sie abmarschbereit vorfinden konnten. Die Zeit rann ab jenem Moment davon und wenig später sollte der Abmarsch stattfinden, als Zahrak auftauchte und Thalia auf den Klostervorplatz zu Sigarin führte. „Halt mich bloß fest … gut fest“, raunte Thalia dem Oberstleutnant zu und hakte sich bei ihm unter. „Und wenn ich dich tragen muss, vor den Altar kommst du mir heute“, erwiderte Sigarin grinsend und führte Thalia dann entlang des Weges nach Adoran. Vor der Kirche angekommen, schlich sich der Akoluth dann hinein, während Sigarin die aufgeregte Braut weiter in seiner Armbeuge festhielt. „Temora hilf, ich sterbe…“, hauchte Thalia und wurde dann von Sigarin getätschelt. „Nein, tust du nicht. Warte zwei Minuten, wenn du vorne stehst und ja gesagt hast, ist der Spuk vorbei. Hopp, auf geht’s.“ Mit durchaus weichen Knien wanderte Thalia an Sigarins Seite in die Kirche hinein, Rheaonna wies ihr mit gestreuten Blumen den Weg zum Altar. „Sigarin, mir wird schlecht … ich glaube, ich falle um.“ Etwas fester wurde der Lohschopf nun gehalten, gefolgt von einem aufmunternden „Tust du nicht“. Das letzte Licht des Abends schien durch die großen Fenster und tauchte den Mittelchor in ein warmes und einladendes Licht, kraftspendend und gleichsam so bunt wie das Leben selbst. Von jenem Anblick beflügelt, wagte Thalia dann endlich einen Blick vor zum Altar zu ihrem zukünftigen Mann. Fixiert auf jenen Anblick, wurden die letzten Schritte nach vorne wie von selbst getan und ehe sich Thalia versah, übergab Sigarin den Lohschopf in die Hände des Bräutigams. Recht fest hakte sich Thalia bei ihrem Wolf unter, sah ihn nochmal aus den Augenwinkeln an und richtete den Olivblick dann schließlich vor zum Altar, um der nun folgenden Messe zu lauschen.

Mit einer Eröffnungspredigt begrüßte Hochwürden die Kirchengemeinde und das Brautpaar, dann ging er dazu über von der großen Verantwortung einer ehelichen Verbindung zu sprechen. Schließlich griff Antorius dann nach einem Märchenbuch und las daraus eine Geschichte vor, welche die Vergangenheit des Paares symbolisierte. „Es war einmal ... ja, wir kennen alle den Anfang der Geschichten aus der alten Zeit. Auch wenn sie heute zumeist in das Reich der Mythen und Legenden gehören, steckt in ihnen vielleicht ein kleiner wahrer Kern … und wer weiß, vielleicht haben sie sich genau so zugetragen. In einem sehr alten Wald gab es die Legende von einem wunderschönen Vogel, einem Vogel mit einem flammendroten Federkleid. Es hieß in den Liedern der Barden, dass es im ganzen Königreich keinen Vogel gab, der es mit seiner Schnelligkeit und seinem lieblichen Gesang messen konnte. Es hieß ... dass die Liebe ihn leben lassen würde und allein jenes starke Gefühl, dass er fühlte, ließ das Federkleid feurig erstrahlen. Sein Gesang zeugte von Freiheit und ungestümer Lebensfreude. Eines Tages sah ein Mann diesen Vogel und er wollte ihn sein Eigen nennen. Es gelang jenem ihn einzufangen und er sperrte ihn in einen Käfig, um sich so an ihm jeden Tag zu erfreuen und an seinem Gesang. Doch über Nacht ... erlosch der Glanz des Federkleides und der Vogel saß still in seinem Käfig ... Nein, er sang nicht, auch nicht als morgens die Sonne in seinen Käfig schien. Da kam ein junges Mädchen zu ihm ... sie hatte vernommen, dass er ihn gefangen hatte. Sie fragte den Mann ‚War es das wert einzusperren, was du zuvor so an ihm bewundert hast? Denkst du in Gefangenschaft wird er von Freiheit und Freude singen? Hier im Käfig wird er sterben, so gib ihm zurück, was du ihm nahmst.‘ So haben sie ihn dann frei gelassen, denn er hatte erkannt, dass nur ohne Ketten und einem Käfig ein Phönix erstrahlen kann in all seinem mystischen Glanz. Es hieß von diesem Tage an kam er jeden Tag zu den beiden und hat ihnen sein Lied gesungen. Die Moral der Geschichte ist ... Nur was man nie besitzen will, wird man nie verlieren.“

Antorius legte das Märchenbuch als dann beiseite und begann dann mit dem nächsten Teil der Zeremonie. „Also nun frage ich euch ... Edle Thalia Nesireh de Lekânth, wollt ihr Herrn Feoras Zael zu eurem Ehemann nehmen?“ Schwer atmend aber doch klar drückte Thalia ihre Antwort hervor. „Das will ich“. Und so sprach Antorius nun zu Feoras. „Also frage ich auch euch, Herr Feoras Zael, wollt ihr die Edle Thalia Nesireh de Lekânth zu eurer Ehefrau nehmen?“ Auch Feoras musste tief durchatmen, antwortete dann aber ebenso. „Ich will es.“ Und so nickte Antorius, winkte Akoluth Salberg herbei und ließ das Feuerbecken heranbringen, welches für das nun kommende Ritual verwendet werden würde. Das Brautpaar streckte die Hände vor und jene verband Antorius mit dem von Thalia und Feoras geknüpften Band. „So sprecht nun euer Treuegelöbnis“, sprach Antorius erneut und sah dann als erstes zur Braut hin. Der Lohschopf wandte sich Feoras zu und sah ihm tief in die Augen, bis sie sich schließlich fand und endlich sprechen konnte. „Feoras... ich habe mein Herz nur einmal zu verschenken ... und ich gebe es dir in dem Wissen, dass du es stets wie dein eigenes ehren wirst. Ich gelobe dir meine unerschütterliche Treue unter Temoras schützendem Schild und dem wachsamen Auge Eluives, auf das wir stets von Liebe und Licht umgeben sein mögen. Ich ehre die Geborgenheit, die du mir schenkst, denn sie ist eine Konstante in meinem Leben und du warst schon immer ein Teil davon. Ich zeige dir meine Verletzlichkeit, denn ich weiß, dass du mich immer behüten wirst und mich in deine Arme ziehst, wenn ich deine Fürsorge brauche. Ich verspreche dir stets ehrlich zu sein, denn ich bin mir deiner Aufrichtigkeit gewiss und habe in dir meinen Seelenverwandten gefunden, dem ich alles anvertrauen kann. Ich werde dich nie verändern wollen, denn ich liebe dich seit jeher so wie ich dich kennengelernt habe mit allen Facetten deines Charakters. Ich weiß, dass ich bei dir meine Kontrolle aufgeben kann und in Flammen aufgehe, ein Gefühl des Fallens, das mit dem Atem verschlägt und meinen Verstand wahnsinnig macht. Du bringst mir Ruhe und Entspannung, und gleichsam schürst du mein Feuer und reizt meine Sinne. Ohne dich bin ich nur der Schatten meiner selbst, deshalb vertraue ich dir meine Seele an und möchte bis zum Ende unserer Tage die deine sein, auf das du mein Halt und mein Schicksal bist. Mein loderndes Feuer und meine liebevolle Zuflucht. All das und so vieles mehr.“

Lächelnd und auch ein wenig erleichtert blickte Thalia zu Feoras, der nun seinerseits seinen Trauspruch erklingen ließ. „Wir hatten uns für das Feuer entschieden … Nicht nur für unsere Trauung, auch unwissentlich schon vor langer Zeit. Es war der 12. Eluviar im Jahre 256, als ein Funke der Freundschaft geweckt wurde ... Leider dauerte es von da an und ich war erst am ... 18. Cirmiasum im Jahre 258 jener Mann, der auch geschafft hatte dein Herz zu berühren. Mir hatte lange der Mut gefehlt, diese Zuneigung brennen zu lassen ... Neben dem, das ich einfach nicht sah, was sich schon immer direkt vor meiner Nase befand. Aber ich möchte gar nicht zu sehr über vergangenes reden ... Eher möchte ich dir danken. Dafür, dass ich nun der Mann bin, der ich bin. Einer der lächeln kann, ohne das die Schatten im Geiste es gleich wieder verstummen lassen. Der seine Leichtigkeit wieder gefunden hat. Das alles warst du, Thalia. Heute, am Tage unserer Hochzeit, schwöre ich dir treu zu sein bis zum Rest meines Lebens. Ich werde zu dir zu stehen in jeder Lebenslage und da sein wenn du mich brauchst, aber ... auch deinen Freiheitswunsch akzeptieren, wenn er aufkommt. Nie mehr soll es eine Zeit geben, in der du nicht weißt wo ich bin ... und sollte ich doch mal fort müssen ... verspreche ich dir, einmal im Wochenlauf zu schreiben. Täglich wäre natürlich auch möglich, aber da hätte ich irgendwann meine liebe Not damit einen Boten zu finden ... Abschließend möchte ich sagen, dass ganz gleich wie unser gemeinsamer Weg noch aussehen wird ... Alles kann, aber nichts muss ... Nur so wie wir es beide möchten, und Temora uns ermöglicht. Auf das die Flammen nie ersticken. Ich liebe dich, Thalia Nesireh de Lekânth.“ Feoras drückte Thalias Hand am Ende seines Trauspruches und lächelte ihr offen zu. Danach bat Antorius darum die verbundenen Hände über die blaue Flamme zu strecken. Ohne zu zögern streckten Thalia und Feoras jene vor und sahen den Flammenzungen dabei zu, wie das gemeinsam geknüpfte Band darin verbrannte. Schlussendlich nickte Antorius zu den Trauzeuginnen Moira und Nyome, welche auch vortraten und die Ringe überreichten. Mit durchaus zittrigen Fingern streckte Thalia ihre Hand aus, damit Feoras ihr den Ehering aus Mithril mit einem Rubin und mit diamantausgelegten Gravuren eines Wolfes und einer Kornblume an den Ringfinger stecken konnte. Und so streifte Thalia ihrem Wolf den mattierten Ehering aus Mithril mit diamantausgelegten Gravuren eines Wolfes und einer Kornblume ebenso an den Finger und lächelte ihm danach sanft zu. „Kraft der Würde, die ich als ordinierter Priester der Göttin trage, erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau“, sprach Antorius und tuschelte Feoras dann noch leiser zu. „Ihr dürft sie nun küssen.“ Der folgende Kuss war in der Tat anständig, weniger feurig als sonst, wusste der Wolf doch, vor welche Herausforderung er seine frischgebackene Ehefrau sonst stellen würde. Was folgte war schließlich der Abschlusssegen von Akoluth Salberg für die Kirchengemeinde und das Brautpaar.

Hand in Hand drehte sich das Ehepaar am Ende der Zeremonie um und lief den Mittelchor entlang, um draußen am Eingang vom Regiment empfangen zu werden, die für ihre beiden Kameraden Spalier standen. Während sie jenes durchliefen, riefen sie alle laut im Chor den Schlachtruf des Regimentes. „Ha-Roo! Ha-Roo!“, tönte es dem Brautpaar nach, das sich dann in Richtung der Stadtstube bewegte. Dort hatten Arwyn und Hagen ganze Arbeit geleistet, der Garten wirkte einladend und warm, überall auf den Tischen lagen Kornblumen und standen kleine sanft flackernde Kerzen. Und es folgte was folgen musste, die Geschwister Valkenberg ließen es sich nicht nehmen dem Brautpaar ihre Glückwünsche auszusprechen. Diesem Beispiel folgten auch alle anderen Gäste und so standen Thalia und Feoras eine ganze Weile und schüttelten Hände, wurden umarmt, empfingen (Kinder-)Wünsche und auch einige Geschenke. Am Ende jener Prozedur wurde Platz genommen und das Büfett eröffnet. Thalia gönnte sich dann endlich den ersten Schnaps und obwohl die Aufregung längst nicht mehr so groß war wie am Morgen, tat es gut die gereizten Nerven ein wenig zu beruhigen. Das fröhliche Treiben hielt weiter an und so wurde der Brautstrauß irgendwann auch geworfen. Zielsicher hatte Thalia ihn in die Hände des Vollmondes geschossen ohne es zu wissen. Weiterhin folgte auch das Anschneiden der Hochzeitstorte und wie geplant kam Thalias Scharfschützendolch dabei unverhofft aus seinem Versteck zum Vorschein, was Feoras ein sachtes Schmunzeln entlockte. Viel später dann wurde bei der Ritterin noch um Ratschläge für die Ehe gefragt, und jene bestanden aus zwei Decken, Socken für die holde Weiblichkeit und bittereren Servierungen des Ehemannes. Alles in allem klang der Abend fröhlich aus und recht spät kamen Thalia und Feoras, mit einem Zwischenhalt bei Moira um Rheoanna abzuliefern, in ihrem Heim an. Standesgemäß trug der Wolf seine Jägerin über die Türschwelle und entführte sie in das geschmückte Haus. Ein paar Tage später dann reisten sie auf das Festland, um Feoras‘ Familie einen Besuch für einen Wochenlauf abzustatten.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


Die Rückkehr nach Adoran was etwas hektisch. Überall am Hafen tummelten sich Besucher für das bevorstehende Fest zum Feiertag des Heiligen Alsamar. Durchaus ein wenig in Eile bahnten sich Thalia und Feoras ihren Weg nach Ost-Adoran, denn am Abend sollte auch die Beteiligung des Regiments an jenen Festlichkeiten mit einem öffentlichen Appell und einer Parade stattfinden. Am Haus angekommen, griff Thalia mehr in Gedanken zum Briefkasten, jenen mit einem kleinen Silberschlüssel öffnend. Mit zusammengekniffenen Augen wurde ein Zettel daraus hervorgefischt und als jener entfaltet wurde, erstarrte Thalia zu einer regelrechten Salzsäule. Die Buchstaben auf dem Zettel konnten nicht stimmen … das musste ein schlechter Scherz sein. Doch egal wie oft die Scharfschützin blinzelte, es blieben die gleichen Buchstaben. „Was ist denn, meine Schöne? Hast du eine unerwartete Solderhöhung bekommen?“ Feoras‘ scherzende Worte konnten Thalia in jenem Moment kein Schmunzeln entlocken, sie blieb wie versteinert.

„Wenn es … nur das wäre. Meine Vergangenheit hat mich gerade eingeholt … wieder einmal.“ Thalia blinzelte mit schweren Augenlidern, schloss jene dann und versuchte mit der ihr so vertrauten Atemtechnik wieder Herrin ihrer Sinne zu werden. Es mischte sich ein bitterer Geschmack in ihren Mund, beißend und brennend zugleich. So sehr sie sich auch bemühte, sie konnte die folgenden Worte nur gepresst hervorbringen. „Taraneé ist gestern in Adoran eingetroffen.“ Ernst blickte Thalia zu ihrem Wolf und reichte ihm den Zettel an. Als Feoras das Ticket der Schiffspassage gelesen hatte, griff er an Thalias‘ Schulter und flüsterte ihr dann etwas zu. „Lass uns rein gehen. Ein Schnaps könntest du nun vertragen, du bist leichenblass geworden.“ Mehr schiebend wurde Thalia von Feoras ins Haus verfrachtet, dabei stolperten sie auch über die Einladung von Hochgeboren von Talgrund. Jene wurde zusammen mit dem Ticket auf den Küchentisch abgelegt, bevor das junge Ehepaar dazu überging die Neuigkeiten zu verarbeiten und sich auf den Abend vorzubereiten.

 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 05 Jul 2018 19:36    Titel: Das verlorene Schwesterherz
Antworten mit Zitat

Manche Dinge verlor man auf seinen Wegen, in den Irren und Wirren, die man auch Leben nannte. Wenn man es dann aber am wenigsten erwartete, kehrten sie zu einem zurück. Und manche dieser Dinge … waren Menschen, die man einst sehr geliebt hatte, denen man mittlerweile aber fremd geworden war. Konnte man sich einander wieder finden?

Tief durchatmend saß Thalia auf einem Stein am Weiher von Kronwalden. Es regnete unentwegt und die Tropfen bildeten auf der Wasseroberfläche des Weihers ein faszinierendes Schauspiel, das etwas Mediationsartiges innehatte. Mit einem Blinzeln dachte sie an die letzten Tage seit der Rückkehr von der Hochzeitsreise zurück und es war nahezu unmöglich für die Scharfschützin dabei kein ernstes Gesicht zu machen. Da war so vieles … der Feiertag es Heiligen Alsamar, an welchem Feoras zum Gardisten befördert worden war. Zugegeben, etwas stolz war sie schon, doch sie hatte auch erwartet, dass es eines Tages so kommen würde. An jenem Feiertag hatte Thalia auch wieder an Talianna denken müssen … das Ritual war gleichsam schwer zu tragen und doch auch Balsam für die Seele. Am nächsten Tag hatte sie das Grab am Adoraner Friedhof besucht und der Verstorbenen frische Blumen in stiller Andacht niedergelegt. Der Tag war danach ruhig verlaufen, wenngleich Thalia noch immer in innerlicher Aufruhr war… das Schiffsticket von Taranee spukte allgegenwärtig in ihrem Kopf herum. Erst spät am Abend hatte sich Thalia durch eine lange Jagdrunde wieder soweit im Griff, dass sie unter Leute gehen konnte und so hatte ihr Weg sie zur Stadtstube geführt. Was Temora dort für sie bereitgehalten hatte … Thalia fand auch jetzt noch keine Worte dafür und ihr Herz schlug noch immer schneller.

Sie hatte das Betreten der Fremden nur beiläufig bemerkt. Wie alles, was sich in die Stadtstube schlich, wurde sie kurz gemustert aber das Gesicht hatte sich ihr noch nicht offenbart. Erst als die Fremde mit dem Koch gesprochen hatte und von Feoras, der an jenem Tag die Lagerlisten durchging, zum Hinsetzen eingeladen wurde, wurde eine weitere Musterung unterzogen. Und in diesem einen Augenblick hatte sich ihre gesamte Vergangenheit wie ein Faustschlag in den Magen gezogen, all die Schuldgefühle und auch die schlechten Gedanken. Doch auch eine gewisse Erleichterung fand sich in dem Gedankengut vor, immerhin lebte ihr kleines Herz noch. „Na dann!“, war es in ihren Geist vorgedrungen und dem Augehattee sich die Glas anhebende Hand von Taranee gezeigt. „Ich sehe ja, dass es dir gut ergangen ist, also erspare ich uns die Fragerei ...“ Bei jenen Worten wurde alles ausgeblendet, was der Lohschopf in jenem Moment noch wahrgenommen hatte. Es zählte nur noch eines … und so hatte sich Thalia erhoben, neben ihre Schwester gestellt und sich zugegebenermaßen nur schwer auf den Beinen halten können, der Stützbalken neben ihr war zu einem guten Freund geworden. Der folgende Wortwechsel wurde von einem Wachgang des Regiments unterbrochen und mit Mühe und Not wurde dem patrouillierenden Rekruten irgendwann nach einiger Fragerei von Thalia verraten, dass es sich um ihre Schwester handelte. Die Gedanken noch immer wenig klar, hatte auch der Wolf den Zustand seiner Frau gespürt und so war er in die Bresche gesprungen, um die Situation aufzulösen. Der darauf folgende Heimweg war zu dritt angetreten worden und Thalia hatte ein Gefühl der Erleichterung darüber verspürt, dass Taranee sich darauf eingelassen hatte. Immerhin … sie übernachtete bei ihnen und nahm nicht Reißaus. Die vielen Fragen zu ihrer Vergangenheit und ihrem Leben führten auch dazu, dass Thalia sich ihrer Schwester in vielen offenen Fragen wieder annäherte … auch die Thematik über den vollbrachten Morde an den Mördern ihrer Mutter wurde von der Scharfschützin auf den Tisch gebracht, schonungslos und sehr direkt. Am Ende des Abends hatte Thalia das Gefühl, dass sie es vielleicht doch schaffen konnten … ob ihre Schwester ihr jemals vergeben würde für das Zurücklassen auf dem Festland bei Dheran stand auf einem anderen Blatt.

Am darauffolgenden Tag fand die Taufe von Tristoban statt und so gab es immerhin etwas Ablenkung von den vielen Gedanken, die Thalia mit sich herumtrug. Die Zeremonie war wirklich schön geworden und so hatte sie den Feuertaufen von Lucien und Leaya als auch der Lichttaufe von Feoras‘ Patenkind in stillem Beisein zugesehen. Es waren friedvolle Momente und Thalia trat mit Feoras erst spät die Heimreise wieder an. Dass der Lohschopf an jenem Abend dennoch keine Auszeit nehmen konnte, war dem Junggesellinnenabschied der Freiherrin zu verdanken und so war sie ihren Weg in das Adelsviertel von Adoran angetreten. Zu aller Erleichterung hatte jener Abschied die Gedanken wieder etwas mehr aufgelockert und in der Tat war das Zusammensein in der Damenrunde nach einigen Spielen und Geschichten recht kurzweilig geworden. Als Thalia kurz vor Mitternacht wieder heimgekehrt war, fand sie das Haus der Famlie Lekânth unbeleuchtet vor. Der Gedanke hatte sie kurz schmunzeln lassen … für wahr, Familie … dieses Haus sollte ihrer Schwester genauso gehören, wenn sie es nur wollte.

Mit einem Blinzeln wischte sich Thalia die nassen Haare aus der Stirn und warf nochmal einen Blick auf den Weiher. Der Regen hatte nachgelassen und der abendliche Himmel klärte sich langsam wieder auf - so wie auch ihre Gedanken es taten. Mit einem Lächeln dachte sie an Feoras‘ Worte … “Du musst ihr einfach nun die Schwester sein, die sie braucht, wenn du das möchtest.“ Es war an der Zeit sich wieder näher zu kommen, und Thalia war gewillt es dieses Mal richtig zu machen. Es waren acht lange Jahre gewesen, in denen sie ihre Entscheidung bereut hatte Taranee zurückzulassen. Nun war der Moment gekommen ihr zu zeigen, dass aus ihrer großen Schwester ein anderer Mensch geworden war. Nochmal atmete Thalia die frische Luft ein und löste sich dann aus ihrem Schneidersitz, um mit einigen gesammelten Himbeeren im Gepäck den Heimweg anzutreten. Und zum ersten Mal seit Taranees Auftauchen lächelte Thalia zart bei dem Gedanken ihrem verlorenen Schwesterherz in die sanften grünen Augen sehen zu können.



Zuletzt bearbeitet von Thalia Nesireh de Lekanth am 18 Jul 2018 19:58, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Feoras Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 18 Jul 2018 15:40    Titel: Drei
Antworten mit Zitat

"Wir müssen nicht. Wir brauchen nicht. Wir wollen einfach."


Stillstand gab es wahrlich selten. So man Glück hatte, waren da gelegentliche Möglichkeiten zur Ruhe zu kommen, doch auch jene wollten in den letzten Wochenläufen nicht so recht einkehren. Zum einen war da die Vermählung des jungen Paares, die nach so viel Vorbereitungszeit auch genauso wurde, wie beide es erhofft hatten. Zum anderen dann die Taufe von Tristoban, wo der Schneider nicht anders konnte als genauso höchst erfreut und stolz zu sein, wie zu jenem Augenblick als er diese Aufgabe annahm. Der junge Krieger war ein guter Mann mit einem starken Herzen. Der ein oder andere Schliff fehlte zwar noch, aber Feoras war überzeugt, dass er seinen Weg finden würde. Zu guter Letzt gab es nun Taranee. Thalia’s kleine Schwester hatte sie irgendwie in Adoran gefunden und war, Temora sei dafür gedankt, geblieben. Bisher hatte sie sich auch gut eingelebt, sah man von dem kleinen Durcheinander in der Stadtstube ab. Ihre Anstellung bei Charlotte war genauso etwas Gutes, immerhin war die junge Frau so auch ein guter Umgang und vielleicht eine erste Freundin für sie.

Es lief also eigentlich alles gut, könnte man sagen. Könnte!

Da war natürlich noch der Dienst im Regiment für beide Ehepartner, und für den wölfischeren Teil des Paares die schneiderliche Arbeit. Von der er sich allerdings nur zu gerne ablenken lies, sobald seine Gattin es in jenen freien Momenten versuchte. Besser war es dafür auch an jenem Tage nicht bestellt. Früh aufgebrochen, gönnte er Thalia noch etwas Schlaf. Der Weckruf würde zwar immer noch früher kommen als sie es gewohnt war, aber ganz so grausam war er dann doch nicht.

„Sieht nach einem schönen Tag heute aus.“, stellte der heute mal weniger ‚böse Wolf‘ im Geiste fest, während der Himmel sowie die Umgebung aufgeweckt gemustert wurde. Ein dezentes lächeln schlich hierbei auf seine Züge, dabei durch die Straßen von Adoran wandernd. „Vor drei Jahren… war es genauso, nur ein wenig heißer“
Vom Marktplatz aus, bog er in die schmale Gasse ein, an dessen Ende das kleine Bauwerk mit dem Blumenmädchen darin zu finden war. Freundlich grüßend betrat er den Laden, gleich die Bestellung aufgebend. Ein Strauß aus langstieligen Rosen sollte es sein, mit drei blauen darin. Da er genau wusste, was er wollte und dies zügig gegen die passenden Münzen bekam, dauerte sein Aufenthalt dort tatsächlich nicht sonderlich lang. Kurz darauf, schlenderte er auch schon wieder in das familiäre Heim zurück.

Etwas später, in der Küche des Hauses, schob Feoras die Blumen in eine Vase die auf einem voll gefüllten Tablett stand. Wenn er sie schon dem Reich der Träume entriss, wollte er die Scharfschützin zumindest durch ein anständiges, morgendliches Mahl versöhnlich stimmen. Mit beiden Händen griff er schließlich danach, schlich hinab in das eheliche Schlafgemach und ging neben dem Bett auf die Knie. "Guten Morgen, meine Schöne", grüßte er mit sanfter Tonlage, als er alles neben sich abstellte. Müde öffnete sie die Augen und blinzelte ihn an. "Guten Morgen, Wölfchen. Ist es schon wieder so spät?", murmelte sie noch recht verschlafen, was Ihren Gatten sogleich den Kopf schütteln lies. Ruhig rutschte er danach an ihre Seite, um sich nähesuchend zu ihr zu legen, den rechten Arm besitzergreifend um ihre Taille schlingend. "Einen wunderschönen Jahrestag, auch wenn Verpflichtungen uns heute beschäftigt halten", sprach er hierbei liebevoll, ohne auf ihre Frage sonst weiter einzugehen. Gleich danach folgte ein inniger Kuss, einem Versuch folgend sie auch mal von ihren Aufgaben abzulenken.

"Manches lässt sich eben einfach nicht ändern, doch man kann immer das Bestmöglichste aus dem machen, was man hat."
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Thalia Nesireh de Lekanth





 Beitrag Verfasst am: 25 Sep 2018 06:58    Titel: Herbstgedanken
Antworten mit Zitat

Die Zeit kehrte um ein neues ein, in welcher die Natur sich zurückzog. Und nicht selten zogen sich dabei auch Menschen in ihre Gedanken zurück, um jene zu durchdenken und daraus wichtige Erkenntnisse zu ziehen. So auch die Jägerin, welche Gedankenspiele einmal mehr zuließ.

Mit prüfenden Blick glitt das olivgrüne Augenpaar über die Wasseroberfläche des Kronwaldener Weihers. Dort hatte sich eine schleierhafte Nebelschicht gebildet, welche zusammen mit der morgendlichen Kälte ankündigte, dass der Herbst nahte. Auch die ersten Blätter verloren sich bereits am Waldboden und breiteten einen farbenfrohen Teppich aus. "Nicht mehr lange, um durch die Wälder zu streifen. Zeit die letzten Aufgaben zu erledigen, Lekânth." Und so machte sich der Lohschopf auf den Weg, um Federn zu besorgen und Holz zu schlagen. Während jener einfachen Aufgaben wurde der Geist indessen mit allerhand Gedanken beschäftigt, die zu jenem Zeitpunkt noch nicht zu Gänze ausgereift waren.

Vor erst etwas mehr als einem Wochenlauf hatte sie mit Moira gesprochen und dabei hatte sich gezeigt, was sich schon länger abgezeichnet hatte. Moira war so sehr mit der Wiederherstellung von Ordnung in ihrem Privatumfeld beschäftigt, dass es besser war dort erst einmal für Ruhe und Konstanz zu sorgen, bis sie sich wieder auf den Unterricht konzentrieren konnte. Sie würde bereit sein, zu ihrer Zeit - das zumindest hoffte Thalia inständig. Und so würde sie ihr auch weiterhin ihre Unterstützung geben, wenn sie jene brauchte. Indessen war auch das offene Ohr bei Zara in diesem Wochenlauf notwendig gewesen und auch hier war es eine Ahnung gewesen, die seit dem Gespräch zur Realität geworden war. Der Wille Temoras und Eluives hatte die Frau auf einen anderen Pfad geschickt und Thalia war froh darüber, dass Zara es erkannt hatte. Ein unglücklich geführtes Leben half niemandem etwas und die große Verantwortung einer Scharfschützin oder eines Scharfschützens zu tragen war nichts, was zu unterschätzen war. Zu gut konnte der Lohschopf dies nachvollziehen, dachte sie in jenen Moment doch an ihre vermaledeite Zeit als Kriegerin zurück. Jeder hatte seine ganz eigene Bestimmung.

Bei Höchststand der Sonne um die Mittagszeit kehrte Thalia wieder nach Adoran zurück und legte die gesammelten Federn sowie die Holzscheite im Garten ab. Ein Anblick des Familienanwesens reichte, um sie zum Lächeln zu bringen. Feoras war sicher in der Schneiderstube und brütete über neuen Kollektionen. Taranee indessen war in letzter Zeit viel unterwegs und ging ihren Weg, und das war gut - die kleine Schwester war nicht mehr so klein, wie Thalia immer gedacht hatte. Und dennoch, sie würde fortan für immer für sie da sein, auch wenn die verlorene Zeit zwischen ihnen schwer aufzuholen war. Tief durchatmend wanderte Thalia ins Haus und begab sich dann für ein kurzes Bad in den Keller. Danach würde noch genug Zeit sein den Rest des Tages zu planen.
 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Die Leiden einer Rekrutin
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite Zurück  1, 2, 3, 4, 5
Seite 5 von 5

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de