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Niall Llastobhar- Ein Leben in der Dunkelheit der Farben
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Niall Llastobhar





 Beitrag Verfasst am: 29 Jan 2006 11:10    Titel: Niall Llastobhar- Ein Leben in der Dunkelheit der Farben
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Lange betrachtete sie ihn nun schon und lehnte sich müde an die vertrauten, stärkegebenden Mauern der Umosburg. Wie ähnlich er doch seinem Vater war...
Obwohl Niall erst vor wenigen Tagen das fünfte Lebensjahr erreicht hatte, so hatten die kindlich-runden Gesichtszüge deutlich eine heftige Ähnlichkeit mit seinem verstorbenen Vater aufzuweisen.
Benar war kein Llastobhar gewesen, sondern ein Umos und wenngleich auch alle seine drei Kinder das schneefarbene Haupthaar des mütterlichen Zweiges aufwiesen, so zeichnete Sorcha, Shanna und auch Niall eine starke Verbindung zu Benar nicht nur in ihrem sturen Köpfen und nachdenklichen, klugen Gemüter, sondern auch körperlich aus.
Nialls Haut war bleich, die Haare in der Farbe von frischem Schnee, seine Augen strahlten jedoch genau wie die seines Vaters in hellem himmelblau, nicht seltsam azuritfarben wie ihre eigenen. Den seltsamen Glanz, welcher ihre eigenen Augen ausmachte hatte sie beiden Töchtern vererbt, nicht ihm.
Nicht ihrem Sohn.
Vielleicht lag das daran, dass er ein Junge war oder daran, dass er zu früh damals auf die Welt kam, als sie vor Schmerz über den Verlust ihres Mannes das Kind weit vor dem vom Heiler hervorgesagten Zeitpunkt bekam... oder aber es lag daran, dass mit dieser Frühgeburt zu viel, unter anderem auch das Augenlicht des Knaben, zerstört wurde. Obwohl diese melancholischen, himmelsfarbenen Augen stets scheinbar in die Winterlandschaft blickten, wusste sie, dass ihr Sohn nichts außer Dunkelheit sehen konnte. Dennoch liebte er es am Fenster zu sitzen und stundenlang die Welt blind anzustarren.

Eine Träne bahnte sich den Weg über ihre bleichen Wangen, als Arienh nun erneut realisierte wie schwächlich und zart der Knabe doch war. Als er zu husten begann, riss ihr Körper sie beinahe von selbst hoch und hastig stürzte sie ihm entgegen. Obwohl er so laut keuchte, dass sie dies auch sicher bis zu ihrem Arbeitszimmer zwei Gänge weiter gehört hätte, schien er ihre leisen Schritte sofort zu erahnen und deutete richtig.

„Mutter, es ist gut. Nicht weiter schlimm...“ still streckte er den dürren, bleichen Arm in ihre Richtung, als wolle er sie besänftigen und Arienhs Kehle schnürte sich zu. Er sprach sogar schon wie ein Erwachsener, zumindest was seine ruhigen Worte betraf- die Stimme war sicherlich die eines Kindes, hoch und eher piepsig sanft.

„Mein kleiner Käfer, der Heiler sagte du sollst nicht so lang am geöffneten Fenster sitzen. Dein Husten wird nicht besser dadurch, Liebes.“ Nein, fügte sie gedanklich an als sie ihn leicht wie eine Feder hochhob und mit sich nahm, es wird nur noch schlimmer.
Seit Wochen wurde das Keuchen, die Atemnot und der unerbittliche Husten immer schlimmer. Der Heiler, ein durchaus fähiger wie freundlicher älterer Mann, hatte in den letzten Tagen dann die Worte gesprochen, welche sie nie mehr hören wollte. Jedoch waren ihre Ohren nicht taub und so verlangte das Wissen um den schlechten Zustand ihres Jüngsten auch von ihr Qualen, welche in Schlaflosigkeit und stundenlangem Weinen endeten.
Sie wollte nicht noch einmal so einen schrecklichen Verlust spüren, nicht nach dem Tode ihres Mannes und dann dem Verschwinden ihrer kleinen Shanna, die doch erst vor kurzem wieder ein Lebenszeichen von sich geben konnte. Wie erleichtert hatte ihr Herz freudig geschlagen, als sie die Nachricht über das Finden ihrer Tochter bekam, welche nun ein scheinbar glückliches Leben am Festlande führte...

Mit einem Ruck kam Arienh zum stehen und kurz spürte sie Nialls unausgesprochene Frage, als sich seine kleinen Finger in den Wollstoff ihrer Tunika gruben. Sie hatte den letzten verzweifelten Faden Hoffnung am Horizont entdeckt und mit der Hast einer Ertrinkenden klammerte sie sich nun daran:

„Mein kleiner Käfer... wie würde es dir gefallen einige Monde bei deiner Schwester Shanna am wärmeren Festland zu verbringen?“

Sie konnte ihn vielleicht doch noch retten...


Schweigend saß er auf dem Bett und hörte Elanie zu, wie sie versuchte ihn mit fröhlichem Geplapper aufzumuntern. Gerne lauschte er der Stimme, der jungen Haushälterin, jedoch bedarf es hierbei eigentlich keinen Trost oder Aufheiterung. Er war nicht unglücklich über die Reise zum Festland und um genau zu sein freute er sich sehr seine ältere Schwester Shanna endlich kennenzulernen. Bisher war ihm dies völlig verwehrt worden.

Kurz nachdem er auf die Welt kam, galt sie schon als verschollen. Ein Mädchen von gerade einmal zwölf Sommern, welches heimlich versuchte etwas über den tragischen Tod des Vaters herauszufinden.
Elanie hatte ihm erzählt wie verzweifelt seine Mutter und die Schwestern damals waren, als man seinen Vater mit einem Dolch im Rücken damals im Walde auffand. Seine Mutter erlitt sogar so einen Schock, dass sie eine Frühgeburt erlitt und damit begann sein Leben.
Mit Trauer, Tragik und einer völlig dunklen Welt.

Doch hatte ihn niemand gefragt, was er denn zu all dem Drama dachte, was der kleine Junge fühlte oder wie er dazu stand. Er war ein stilles und in sich gekehrtes Kind, was aber vielmehr daran lag, dass er gerne zuhörte, sich an den Erzählungen erfreute und ansonsten niemanden in der Burg hatte, der die passenden Gesprächsthemen für einen Jungen aufgriff.
Der Damenhaushalt beschäftigte sich nur dann mit Kämpfen, Rittern und Sagen, wenn Sorcha, seine älteste Schwester, zu Besuch war, jedoch konnte man auch diese Tage eine Seltenheit nennen, denn Sorcha selber hatte den Posten eines Gardeleutnants des Inselbundes inne und musste die meiste Zeit feranb der Umosburg verbringen.

Alleine unter all den Dienstmägden, der Köchin und seiner Mutter erfuhr der Knabe wenig Spannung oder Abenteuer, so begnügte er sich damit den Wind auf seinem Gesicht zu spüren, wenn er am Fenster saß, den Schnee in der Luft zu schmecken und von einem Leben als Ritter zu träumen.

Einst hatte er den Fehler gemacht über genau diese Tagträume mit seiner Mutter zu reden. Als er den erstickten Laut ihrerseits vernahm, da wusste er, dass er etwas falsches angesprochen hatte und sie sich aus irgendeinem Grunde nun grämte. Als er sie darauf ansprach versuchte sie zunächst nicht direkt zu antworten und rang sich erst spät dazu durch ihm zu erklären, dass er nie ein Ritter werden könne, denn schließlich sei er ja von Geburt an blind und könne nichts sehen.

Fast hätte das eigentlich so ruhige Kind nun geschrien, denn hier hatte seine Mutter so Unrecht!
Natürlich konnte er sehen und wie!
Farben flogen nur so vor seinem Auge vorbei, vielleicht nicht die, welche die Wirklichkeit genau in diesem Moment den sehenden Augen zeigte, jedoch waren sie bunt, schillernd und gehörten nur ihm alleine. Zudem hatte er lange mit dem alten Aris, dem Stallmeister, geredet und dieser hatte das Kind mit einem Winterapfel, einer Kopfgewuschel und einem wichtigen Satz getröstet.

„Nun, junger Herr, die meisten Ritter sind beim Tjosten dann nur so gut wie das Pferd, auf welchem sie sich in den Kampf schwingen und mit Tieren kommt Ihr doch gut aus, nicht?“

Hier hatte der alte Mann recht gesprochen, denn vertrug sich der kleine Junge auch mit dem wildesten Pferd im Stall, was wohl auf sein ruhiges und stilles Wesen zurückzuführen war.

Mit diesem kleinen Trostsatz im Herzen wartete der Knabe nun still auf Abenteuer und mit der angekündigten Reise auf das Festland glomm ein Licht am Horizont des Kindes auf.
Stumm lauschte er weiterhin dem Getratsche von Elanie, welche seine Kleider in eine schmucke Eichenkiste stopfte und lächelte innerlich in sich hinein.

Das Licht leuchtete nun goldgelb, wie die Sonne...
Zumindest in seiner Farbenwelt,
in seinem Goldgelb.

---------------------Ende erster Teil-------------------------
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