Ankunft in Berchgard

[Shaja]

Das Land war weitläufig und schien recht menschenleer. Shaja quittierte das mit einer gewissen Zufriedenheit und sie konnte nicht behaupten, daß sich ihre Lage verschlechtert hätte.

Das Wild stand wo man es erwartet hätte und die Herden waren anschaulich. Shaja blickt in die fragenden Augen ihrer Wölfe nachdem sie vom Waldrand her eine Lichtung sondierten.
Der Wind stand günstig und das Prozedere was sich nun anschickte abzulaufen, hatte sich oft genug bewährt.
Wotan und Saskia blickten sie an und die Frage war nur ob die Jagd schnell zu ende gehen sollte oder ob man das Rotwild treiben würde.

Die Reise hierher war lang und beschwerlich gewesen und nach den Eskapaden der letzten Nacht hatte Shaja keine Lust auf eine lange Hatz.
Sie machte eine Ausschweifende Handbewegung und Schwanzwedelnd machten sich die beiden davon. Immer dem Waldrand nach, nicht zu dicht an der Lichtung, stets ein Auge auf der Herde, nicht zu hektisch und unauffällig.
Sie wussten was sie zu tun hatten und würden alsbald den Abstand zwischen den Tieren und Shajas Bogen verkürzen. Auch wenn sie eines der Rehe nur ungefähr traf, wäre der rest Formsache.
Trotz seines hohen Alters war Wotan immer noch schnell genug ein angeschlagenes Stück Wild zu reissen.

Einen Pfeil auf die Sehne legend, kauerte Shaja hinter einem Busch und wartete ruhig ab.

Wotan und Saskia liefen um die Lichtung in den Wind hinein. Und irgendwann war es so weit. Die Köpfe der Tiere zuckten einer nach dem Anderen in Richtung des gegenüberliegenden Waldrandes und sie hatten nicht lange Zeit über ihre Lage nachzudenken.
Zwei Schatten schossen zwischen den Bäumen hervor und schnellten auf die Herde zu, die sofort in Bewegung kam. Sie trieb recht genau auf Shaja zu.

"Sich jetzt nicht überrennen lassen, auf eines Konzentrieren" dachte sie ruhig.

Als sie in Schussweite waren, erhob sie sich langsam , den Bogen im Anschlag. Gegen die Sonne war sie kaum auszumachen und in der Hast der Flucht näherte sich die Herde schnell.

Ein lautes "HA !" bellte Shaja ihnen entgegen.

Irritation, Hakenschlagen, Verwirrung in den Augen der Rehe. Ihr Zieltier verhielt vor Schreck fast im Lauf, als der Pfeil von der Sehne schnellte. Ziellos stob das Wild auseinander, jegliche Formation fahren lassend, als das getroffene Reh mit den Vorderläufen einknickte.
Wotan und Saskia waren schnell zur Stelle. ... vorbei.

Die nächsten Tage waren gerettet.

Den Nachmittag zogen sie unbefangen durch die Lande sich wieder an der Küste orientierend. Nach der Verwirrung der letzten Nacht hatte Shaja beschlossen, daß es ganz sicher eine Ostküste war, weil die Sonne auch hier im Osten aufgehen sollte.
Der Gebirgszug, den sie schon aus der Ferne gesehen hatte näherte sich immer mehr der Küste und als sie schon dachte, sie könnte ihn sicher nicht passieren, sah sie die ersten Dächer.

Das kleine Dorf versperrte vollends den Durchgang und ungesehen würde sie mit den Wölfen da sicher nicht vorbei kommen.

Shaja mied Siedlungen eigentlich wo es nur ging. Wölfe und Menschen vertrugen sich nicht sonderlich. Aber den ganzen Weg wieder zurück ? ... nein.
Sie wies Wotan und Saskia an sich in die Büsche zu schlagen und zu warten. Sie würde nach einem Weg schaun, wo man vorbei käme.

Das sie an diesem Ort für unbestimmte Zeit bleiben würde, konnte sie noch nicht wissen.
Aber als sie sich durch die Strassen drückte und ein ihr bekanntes Gesicht sie ansprach konnte sie es zuerst nicht glauben.

"Den Wuschelkopf kenne ich aber..." lächelte Falk sie breit an.