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Für was wir leben
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 16 Okt 2012 11:38    Titel: Für was wir leben
Antworten mit Zitat



Oh, große neue Welt...

Kaum ein Tag verging in diesem eigenartigen Land an dem nicht etwas geschah was ihr neu war und das alles war aufregend für die kleine, noch sehr junge Frau.
Sie war ein kleiner Sonnenschein, eine Frohnatur die ihres Gleichen suchte – munter und fröhlich, immer ein Lächeln auf den Lippen hüpfte sie durch dieses neue Land, lernte Letharen und schwarze Ritter kennen oder sah den Tod eines Thyren zu... keiner dieser Begegnungen hatte sie bisher in dem Ausmaße verstimmte, das ihr die Fröhlichkeit auf eine längere Dauer vergangen wäre.

Und doch stand sie nun da, auf der Insel der Schwesterschaft und prügelte mit ihren kleinen Fäustchen auf die Puppe dort ein – am liebsten würde sie sein Gesicht da drauf malen! - bis der Zorn verraucht war und sie einfach nur vor der Puppe auf den Hintern plumpste und das Gesicht in den Händen vergrub.
Sie wollte nicht weinen... sie weinte nie!
Sie lachte, kicherte und tanzte doch durch die Welt!

Sie kam aus einem sehr kleinen Dorf, wahrscheinlich Unmengen an Seemeilen von diesem Land entfernt und war wohl behütet aufgewachsen – sie hatte das Dorf nie verlassen (wenn man von ihren heimlichen Abenteuerreisen in den Wald abdenkt), war immer unter ihrer Familie oder Freunden gewesen und hatte nie Leid erfahren.
Nie musste sie sich Gedanken machen, nie hatte sie Sorgen oder Ähnliches und nun stürzte das alles über sie herein als würde der Damm eines Bibers brechen... all die neuen Sorgen und die gut verstauten Alten.

Sie ersten Tage in Bajard und Umgebung waren interessant gewesen, wie ein kleines Abenteuer – freundlich wurde sie dort von Sir Karlmann aufgenommen und durfte zusammen mit anderen im Schrein von Getares schlafen.. Draußen war es immerhin zu kalt!
Die Welt war gut.
Daran glaubte Salli felsenfest... eigentlich.
Doch die Welt war nicht so, wie sie sich diese vorgestellt hatte.

Die Menschen die sie nach diesem kurzen Zeitraum schon Freunde nannte... Alynara, Hanna oder Maja offenbarten ihr Dinge, die sie noch immer nicht verstand.
Gleichgewicht der Welt?
Das Lied?
Schwesternschaft?
Ihr Schicksal, die Aufgabe ihres Lebens?


Sie sollte sich Gedanken darüber machen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollte, sie sollte nicht mehr einfach so in den Tag hinein leben wie sie es bis jetzt getan hatte.
Wie sie es ihr ganzes Leben lang getan hatte...
Das Nachdenken und Verstehen bereitete ihr Kopfschmerzen und sie wusste nicht wie sie damit handhaben sollte, natürlich mochte sie die Schwestern und wie! Immerhin waren sie alle nett, hilfsbereit, lustig und hatten ihre geliebten Erdbeeren in jeglichen Variationen!
Aber es würde auch Leid bedeuten, hatte einer der Schwestern gesagt und genau davor hatte sie angst, sie hatte angst davor angst zu haben... angst davor verletzt zu werden.

Sie wollte verdammt nochmal ihre Blümchenwelt wieder haben!

Schnaufend wischte sie sich die Tränen von den Wangen und blickte zu der Puppe hinauf, sie verspürte den Drang ihr tatsächlich sein blödes Gesicht drauf zu malen... aber dann würden die Anderen sie mit Sicherheit fragen, was das sollte.
Nicht das sie sich ständig darüber den Kopf zerbrach was nun richtig und was falsch war, nein! Da wollte sie einfach nach Adoran, Lyna besuchen, mit ihr darüber reden und dann stand der da vor ihr.
Kisuri.
Ja, sie mochte ihn eigentlich – er war mit Lyna einer der ersten die sie hier kennen lernte und sie war gern in seiner Nähe, er war unterhaltsam und hatte komischerweise immer Erdbeeren dabei...
Und dann kam dieser komische Mann vorbei, der scheinbar das Lied verändern konnte... irgendein Adliger... Hochgeborene... Edelblütiger... woher sollte Salli denn wissen was das sein sollte?
„Da stehen Gesetze die sich ausschließlich damit befassen, wie man sich gegenüber einen Adligen zu verhalten hatte“
Ja pff? Konnte sie lesen? Nein!
Sie schmollte, zeterte und blickte immer wieder ahnungslos zwischen den Beiden hin und her während sie den Mann wie einen ganz normalen Menschen behandelte... er war ja auch nur ein Mensch!
Wie sie behandelt wurde von den Beiden, wie ein ungezogenes Kind was Unfug anstellte und das verstand sie gar nicht, sie verstand nicht warum dieser Mann besser sein sollte als Sie und warum dann plötzlich Kisu auch noch als Gardist besser sein sollte als Sie!
„Dann geh ich halt nicht mehr nach Adoran! Gibt hier ja ehe nichts tolles... hmpf“
„Bitte.“

verärgert hatte er sich, wie sie sich von ihm abgewandt und sie war einfach wieder aus der Stadt hinaus gelaufen... nicht zur Kutsche, nein, sie wollte allein sein und ihre Füße trugen sie vollkommen unterbewusst zum Schwesternhaus wo sie sich mit der Puppe prügelte und nun einfach nur schluchzend vor dieser hockte.
Und zusammen mit den Sorgen um Kisuri, sie war felsenfest davon überzeugt das er sie nun nicht mehr mochte, kamen auch die Alten hinauf gekrochen, jene die sie eigentlich damals gut verstaut hatte.
Der Tod ihrer Eltern.
Die Geschehnisse auf der Straße in der großen kalten Stadt.

Die Welt war doch eigentlich gut... oder nicht?


Zuletzt bearbeitet von Salvia Lyrana Nahimana am 24 Jul 2018 09:21, insgesamt 4-mal bearbeitet
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 17 Okt 2012 11:51    Titel:
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„Tok Tok Tok“
Beinahe hätte sie den Specht da Draußen angeschnauzt, denn jedes mal wenn sein Schnabel auf das Holz traf dröhnte es im Köpflein der kleinen Frau. Murren hielt sie ihre Nase in eine dampfende Tasse Tee, in der Hoffnung diese Kopfschmerzen würden davon verschwinden, sie schloss die Augen und atmete tief durch.
Das musste der verdammte Rum gewesen sein!
Nie wieder Alkohol...

Aber immerhin hatte er die gewünschte Wirkung in erster Linie hervorgerufen, nämlich das Vergessen und die einfache Tatsache das es Anfangs ein unterhaltsamer Abend gewesen war.
Sie hatte sich mit Kisu vertragen (immerhin hatte Lyna sie dazu getrieben) – wie erleichtert sie gewesen war, als er nicht böse auf sie war und ihr sogar eine Erdbeere anbot.
Doch selbst, als er bejahte das alles wieder Gut sei, misstraute sie dem irgendwie – er wirkte so komisch?
Oder bildete sie sich das nur ein?
Wahrscheinlich wäre er auch ebenso gut geendet, hätten Maja und der fiese Lucien sie nicht von der Straße gekratzt und sie wie einen nassen Sack zum Schwesternhaus verschleppt.
Da half kein Zetern, kein Jammer, nicht mal die Versuche Lucien zu Kratzen, Beißen und mit den Fäustchen auf seinen Rücken zu trommeln zeigten eine Wirkung... dieser gemeine Schuft!
Er hatte sie ja nur bekommen weil sie sich auf der Flucht vor ihm der Länge nach hin gepackt hatte, die Schürfwunden am Kinn und den Handballen zeugten davon.
Zum Glück hatte Maja sich darum gekümmert
und zum Glück unterhielt sie sich – mehr oder minder nüchtern – mit ihr.

Maja erzählte ihr, während sie sich um ihre Wunden kümmerte, aus ihrem Leben, was sie erlebt hatte.
Vom Waisenhaus, dem Tod ihrer liebsten Freundin, das kein Mann ihre Liebe je erwidert hätte und das sie trotz allem nichts bereute.
Die Welt war nicht gut, nein, aber sie war auch nicht schlecht.

»Woher weiß man.. ob man was Richtiges oder was Falsches tut?«
Hatte sie Maja nuschelnd gefragt während jene Salbe auf ihr aufgeschürftes Kinn strich.

»Man weiß es nicht immer, Salli. Oftmals merkt man erst danach, dass man den falschen Weg gegangen ist. Aber bei allen wirklich wichtigen Sachen, zumindest ging es mir so, schrie mein Herz schon aus, was das richtige für mich ist, bevor ich darüber nachdenken konnte.«

»Kann sich das Herz nicht irren?«

»Natürlich. Es sind immer die Irrungen, die am allermeisten schmerzen, aber auch die, die einen am Weitesten voran gebracht haben. Auf die eine oder andere Weise... Und im Zweifel... wenn sich Herz und Kopf so gar nicht einig werden können, sprich mit jemandem darüber. Manchmal überlege ich ewig rum und wenn ich es Lucien erkläre, wird mir schon während ich es sage, vieles deutlicher....Geht es um die Schwesternschaft?«

»Auch ja... Du hast gesagt das ich leiden werde... Aber ich will nicht leiden... davor hab ich angst.«

Gut das sie Alkohol intus hatte, nüchtern hätte sie wohl niemals so offen darüber geredet. Ob der Worte hob Maja ihren starren Blick wieder gen den kleinen Blondschopf an und forderte sie sanft dazu auf, sie anzusehen.

»Als ich in diesen Landen ankam war ich so alt wie du, blind, gebrochen, scheu, ängstlich. Meine Eltern waren vor Jahren gestorben, mein Heim, das Waisenhaus, wurde mir genommen, ich kannte Menschen nur als gleichgültig oder grausam. Meine einzige Freundin starb hier, nachdem meine Freude so unendlich war sie wiederzutreffen. Niemals hat mich ein Mann zurückgeliebt, den ich wollte. Aber ich bereue nichts in diesem Leben, denn ich erinnere mich daran wie meine Mutter mir immer vorsang, ich erinnere mich wie ich meine Freundin fand im Waisenhaus, die Monde hier, als ich meine Freundin wiedergefunden habe, waren wundervoll. Einige der Männer sind meine Freunde geworden, einer wie mein Bruder. Ein Stundenlauf der Schönheit, Liebe, der Freundschaft, des Lachens strahlt unendlich heller, wenn dreiundzwanzig Stunden des Tages dunkel sind. Ja, vermutlich wirst du irgendwann leiden, wenn du zu den Schwestern kommst, aber du wirst auch Licht finden, du wirst leuchten und strahlen und das Leben vieler Menschen berühren.«

Oh, wie sehr mochte sie Maja in diesem Moment, wie sehr fühlte sie mit ihr und nach einem kurzen Worttausch – über den Verlust von ihrem eigenen Zuhause - , konnte Salli nicht anders als die Frau in die Arme zu schließen und ihr für alles zu Danken.

Immer mehr reifte in ihr der Entschluss heran, für immer bei der Schwesternschaft zu bleiben und diesem empfindliche Gleichgewicht der Welt zu schützen.


Zuletzt bearbeitet von Salvia Lyrana Nahimana am 24 Jul 2018 09:21, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2018 11:10    Titel:
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Wer mich von früher kennt, wird feststellen, dass sich einiges an mir geändert hat. Fünf oder mehr Jahre, ich bin mir gerade nicht so sicher, müssen vergangen sein, seitdem ich zuletzt auf Gerimor verweilte. Fünf lange Jahre, in denen mir das unbekümmerte und naive Blondchen abhanden gekommen ist.
Es war nicht unbedingt Absicht, dass ich so lang fernbleiben wollte, es war mehr eine Kette von Ereignissen, die mich dazu brachten, erst so spät wieder meinen Weg zur Schwesternschaft im Sumpf zurückzufinden.
Aber wo fang ich an?
Der Grund meiner Abreise, ja... mhm! Wer sich an mich erinnert, der wird sich auch eventuell daran erinnern, dass meine Eltern vor langer Zeit gestorben sind (Hab ich bestimmt mal erzählt!) und ich hatte nie erfahren wieso und wie. Der Kommentar einer Freundin meiner Eltern, dass sie an einen besseren Ort gegangen seien, verfolgte mich viele Jahre während meiner Jugend und irgendwie ließ es mich nicht los. Kurzweilig hatte ich in der Schwesternschaft meine Ablenkung gefunden, doch irgendwann kamen diese quälenden Gedanken – ich wollte einfach schlicht damit abschließen. Der Plan war eigentlich simpel, ich wollte zurück zu meinem Heimatsort, die Freundin meiner Eltern aufsuchen und sie fragen – immerhin war ich in einem kleinen Dorf geboren mit einer überschaubaren Anzahl an Bauernhöfen. Irgendwer, wenn nicht diese Freundin, musste Bescheid wissen.
Zugegeben... es war ein wenig schwierig Burtdorf zu finden, immerhin hatte ich viele Jahre fern ab von diesem Ort verbracht und ab diesem Punkt wurde mir schon klar, dass ich meinen Zeitplan nicht einhalten würde.
Es hatte sich nicht viel an meinem Heimatort verändert, die gleichen Bauernhöfe, fast die gleichen Menschen – als würde die Zeit für dieses Dorf stillstehen. Der Hof meiner Kindheit wurde von einer mir fremden Familie übernommen, die mir auch rein gar nichts über die Vorbesitzer sagen konnten. Ich verbrachte die Tage damit mich durch die Bauernhöfe zu fragen, um herauszufinden, ob irgendwer etwas mitbekommen hatte. Dieser Klatsch und Tratsch machte mir da schwer bei zu schaffen. Mal hieß es, sie wären überfallen worden, dann hieß es, sie hätten Schulden gehabt, welche sie nicht bezahlen konnten und dann gab es noch böse Zungen, die etwas von häuslicher Gewalt redeten. Die Freundin meiner Eltern, welche mich damals mitgenommen hatte, fand ich nicht mehr. Ihr Haus stand leer, ihre Nachbarn wussten nicht wohin sie war – eine einziges Desaster. Ich nahm mir vor eine Weile in Burtdorf zu bleiben, ich half den Höfen dort mit meinem Wissen über Kräuter und Heilkunst sowie Tieren und hoffte so auch noch mehr herauszufinden. Ins Lied griff ich selten ein, ich war noch zu ungeübt und hatte ständig die Mahnung der Schwesternschaft im Hinterkopf, dass man dabei auch einiges verkehrt machen konnte. Hier mal ein Pflänzchen zum Wachsen angeregt, dort mal ein Feuer entzündet – mehr nicht und auch sonst begnügte ich mich mit dem schlichten Lauschen. Nach Wochen hatte ich schon fast einen Punkt erreicht, an dem ich die Hoffnung aufgegeben hatte – wäre da Fabian nicht aufgetaucht. Er erinnerte mich ein wenig an Kisu, den ich schon in Adoran gern gemocht hatte und es stellte sich heraus, dass er mich erkannte, da er wie ich, in diesem Dorf aufgewachsen war. Ich erinnerte mich vage an ihn, er war zu viel mit den anderen Jungs unterwegs gewesen, wo ich nie richtig Anschluss gefunden hatte. Jungs halt! Die wollten kein Mädchen dabei haben.
Fabians Gegenwart hatte etwas Angenehmes an sich und in diesem Fall war das Glück gleich doppelt auf meiner Seite. Zu einem konnte er mir erzählen, wie meine Eltern umgekommen waren – schlicht, weil er es als Rumtreiber beobachten konnte – zum anderen zeigte er dem jungen, naiven und unerfahrenen Mädchen in mir, was es bedeutete zu lieben.
Tatsächlich hatte der Klatsch und Tratsch bezüglich der Schulden gestimmt, denn nachdem, was Fabian erzählte, wurden meine Eltern immer wieder von den gleichen Personen aufgesucht und es gab wohl immer wieder Drohungen, die ausgesprochen wurden – bis halt zu dem Tag, an dem sie mit meinen Eltern im Haus verschwanden und Letztere jenes nicht mehr verließen. Zumindest nicht lebendig.
Warum Fabian nichts gesagt hatte?
Er gab zu Angst gehabt zu haben als Junge und da er nie direkt drauf angesprochen wurde, hatte er auch nie etwas gesagt. Ich konnte es ihm nicht verübeln – letztendlich hätte es vermutlich sowieso nichts geändert. Es zeigte sich auch, dass das zwischen Fabian und mir etwas Ernstes war und ich bat ihn, mit nach Gerimor zu kommen – dort wo die Schwesternschaft auf mich wartete. Allerdings wollte er Burtdorf nicht verlassen, schlicht weil er hier Familie hatte – was hätte ich sagen sollen? Ich konnte ihn schlecht etwas von der Schwesternschaft und unserer Aufgabe erzählen (Ich bin nach wie vor eine schlechte Lügnerin, so schwieg ich einfach) und nach weiteren kläglichen Versuchen ihn für Gerimor zu begeistern, resignierte ich. Das kleine unschuldige und heitere Mädchen gab auf und übergab dem Mann die Führung.
Ich will gar nicht ausführlich erzählen, wie das Zusammenleben mit Fabian war, ich kann es auch schlecht vergleichen oder objektiv beurteilen, da ich schlicht noch nie zuvor so etwas erlebt hatte. Er machte mich glücklich, er brachte den Tag zum Strahlen, er ließ mich Kälte und Dunkelheit vergessen. Wir verbrachten unser Leben weiterhin in Burtdorf und ich kümmerte mich weiterhin um Tiere und Menschen, wenn ihnen etwas auf der Seele lag oder wenn sie kleine Krankheiten hatten. Ich nahm es mir zur Aufgabe, zumindest hier in meinem Heimatsort auf das Gleichgewicht zu achten, vielleicht wollte ich auf diesen Weg nicht nur meine "Bestimmung" weiterführen, sondern auch mein schlechtes Gewissen besänftigen, welches ich immer mal wieder hatte, wenn ich an die Schwestern - an Hanna, Cara, Maja, Lyna und all die Anderen - im Sumpf zurück dachte.
Keine zwei Jahre, nachdem wir uns ein Haus gekauft hatten, veränderte sich unser Zusammenleben. Fabian wurde abweisender und ich verstand nicht warum. Ich dachte, es würde an mir liegen, aber er wollte mir auch nicht sagen, was es war. Aber auch hier schwieg ich. Ich hatte nie gelernt mich aufzulehnen oder gar meine eigene Meinung durchzusetzen. Ich war die kleine Sally, unschuldig (gut, mittlerweile nicht mehr), ein Blondchen, ein Naivchen, das in allem Sonnenschein sah – ja, das war ich. Bereits auf Gerimor knabberte das Schwarz dieser Welt an mir und ich glaube, es war damals Majalin die mir zu verstehen gab, dass nicht immer alles voller bunter Blumen sein konnte, aber es war auch die ältere Schwester, die mir Hoffnung gab, dass ich durch dieses Schwarz, Grau und Weiß blicken konnte.
Monate zogen sich also in die Länge, wo ich zusammen mit Fabian existierte – rückblickend möchte ich es nicht als leben bezeichnen, es war eine recht prägende und trostlose Zeit, die mir etwas von meinem quirligen Licht nahm. Ich bin ein harmoniesüchtiger Mensch, diese Kälte und Abweisung hat arg an mir geknabbert und Stück für Stück der alten Sally verschlungen.
Aber auch da... will ich nun gar nicht so genau drauf eingehen, ich rede eigentlich nicht gerne darüber und manchmal tut es noch immer weh, wenn ich dran zurück denke. Gut!
Ich hab mich gefangen! Irgendwann, viel zu spät, habe ich Fabian den Laufpass gegeben, als ich merkte, dass sich diese drückende Traurigkeit und Schwärze auch auf meine Fähigkeiten auswirkte. Pflanzen wollten durch meine versuchten Eingriffe nicht mehr wachsen, einmal ging mir eine Rose sogar ein (ein schreckliches Gefühl!) und es fiel mir immer schwerer dem Lied und der Natur zu lauschen – ein Zeitpunkt an dem ich wusste, dass es genug war und ich zurück zum Sumpf musste.
Ich weiß gar nicht, warum er so einen Aufstand gemacht hat, als ich ihm sagte, dass ich nach Gerimor zurückkehren würde. Er vermittelte mir doch seit Jahren nicht mehr das Gefühl gewollt zu sein? Der Streit war ziemlich hässlich und wahrscheinlich war es all die angestaute Wut und das fehlende Licht in meinem Herzen, was er mir genommen hatte, welche mich dazu brachten endlich mal Aufzubegehren.
Ich warf nicht nur zum ersten Mal in meinem Leben etwas nach einem Menschen, mit der Absicht ihn zu verletzen – ich tat es sogar. Der Krug erwischte Fabian direkt an der Brust, aber ehe es mir Leid tun konnte... hach... ich erinner mich noch jetzt an diese Genugtuung.
Ja ehm... genau Streit... hässlich... Trennung!
Ich packte nicht gleich meine Sachen, ich konnte die Bewohner nicht einfach von Heute auf Morgen verlassen und so verbrachte ich noch einen Mond – mit Distanz zu Fabian – in Burtdorf um mich um die letzten Wewehchen dort zu kümmern. Erst dann machte ich mich auf den Weg zurück nach Gerimor. Eine ätzend lange Reise, ein paar Seekrankheiten später und schwups, standen meine Füße auf Bajarder Boden.
Tja und hier bin ich. Die neue Sally. Ein wenig weniger fröhlich, ein wenig weniger Licht im Herzen... aber dafür Sorgfältiger und Eigenständiger, als ich es je war!


Zuletzt bearbeitet von Salvia Lyrana Nahimana am 24 Jul 2018 09:22, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 24 Jul 2018 09:23    Titel:
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Es waren Monde vergangen seitdem ich meinen Weg zurück nach Gerimor gefunden habe und ich kann mit guter Überzeugung sagen, dass es die richtige Entscheidung war. Die Wiederaufnahme in den Kreis der Schwesternschaft tat gut, es war etwas Heimisches und Vertrautes auf dieser Insel, welche sich unfassbar verändert hatte – aber immerhin waren auch fünf Jahre vergangen. Ich brauchte dennoch eine Weile meinen Platz zu finden, waren doch viele der mir bekannten Gesichter nicht mehr hier und ich wusste nicht so recht, wo ich den Faden wieder aufnehmen sollte.
Ich entschied mich meine Wurzeln in Adoran zu schlagen, untypisch eigentlich für mich, da ich das Ländliche bevorzugte. Ich liebte das Rauschen des Blätterdachwerkes in den Wogen des Windes, das Singen der vielen verschiedenen Lebewesen, die intensiven Melodien des Lebens um mich herum. Jedoch... der Aufbau meines Kraeuterkessels innerhalb der Stadtmauern war etwas, was ich schon über die letzten Jahre getan hatte. Einen Ort zu schaffen, an denen ich Menschen helfen konnte. Ein Ort der einem etwas Bodenständigkeit geben konnte. So begnügte ich mich mit einem möglichst wilden Garten mit einer Vielzahl an Blumen und Pflanzen, sowie einer Pflanzenreichen Ausstattung im Inneren. Ich nutzte dennoch möglichst oft die Gelegenheit die Stadtmauern zu verlassen, durch das Land zu streifen und mir die vielen Veränderungen einzuprägen.

So auch heute. Je weiter mich meine Füße von den Stadtmauern entfernten, je mehr konnte ich meine Sinne schweifen lassen. Das Gefühl des Grases welches sich durch meine Zehen drängte, das sanfte Streicheln des Windes auf meiner Haut, während ich mich Stück für Stück meinem Ziel näherte. Recht rasch offenbarte sich mir die winzige Lichtung, die kaum mehr wahr als ein wenige Schritt breiter streifen Gras zusammen mit einem umgestürzten Baum inmitten den Wirren des Waldes. Die Sonnenstrahlen nutzten diese Lücke im Blätterdachwerk, drängten sich auf die winzige Lichtung und gaben den Wildblumen die Energie, die sie zum Leben brauchten. Ich mochte diesen Ort und so tat ich das, was ich in letzter Zeit oft getan hatte.
Ich legte mich bäuchlings auf dem Baumstamm, drückte meine Wange gen die raue Rinde und atmete tief durch. Mit der waldigen Luft, geprägt von Zeder- und Moosnoten, die meine Lungen füllte, ließ ich meine Sinne immer mehr schweifen. Die dichten und starken Erdklänge, verwoben zu verschiedenen Gebilden, die mir irgendwie Sicherheit und etwas Geborgenes vermittelten, waren fast so allgegenwärtig wie die schwerelosen Luftklänge, welche den Lebenshauch des Seins um mich herum bildeten und mir dabei halfen, meine Gedanken leichter schweifen zu lassen. Warme Lebenskraft, getragen von Feuerklängen, schwirrte durch die verwobenen Klangstrukturen, bis sie hinab zum zarten blumigen Grund, welcher sich begehrend diesem Lebensfunke entgegen streckte. Wie kleine Vögel die ihre Schnäbel aus ihrem Nest reckten um gefüttert zu werden, so fühlte ich wie die Pflanzen des erdigen Grundes sich den Feuerklängen entgegen streckten, bevor die wandelnde Tageszeit jene Wärme wieder nehmen würde. Verwoben mit all diesen Melodien drängte sich das leise Rauschen der Wasserklänge wie feine Äderchen in einem unendlichen Netzwerk des Lebens, versorgte jenes mit der Energie, welches es brauchte um von Bestand zu sein. So ergab sich der so hoch geschätzte Kreislauf. Die Erde war der Körper, das Wasser ihr Blut, die Luft füllte ihre Lungen und das Feuer hielt ihr Herz in Bewegung.
Eine Weile lauschte ich noch den geliebten Klängen jenes Liedes, welches uns alle umgab, verharrte in jener Art der meditativen Phase, ehe ich zurück zum Hier und Jetzt fand. Ich hatte mir nochmal die Bestätigung geholt, für eine Frage, die mich schon seit längerer Zeit beschäftigte. Seitdem Ritual um die Seelenklänge der Zwillinge wieder zu korrigieren und der damit verbundenen Reise in das Reich der Feen hatte sich die Antwort auf eben jene Frage aber gelichtet. Ich hatte den Blick nicht vom kleinen kranken Erdkobold lösen können, dessen Bauch ganz aufgebläht war von den falschen Luftsträngen in seinem Inneren. Ich fühlte mich hingezogen zu ihm, den Erdklängen. Das war schon eine Weile so, aber ich hatte es bisher als eine Laune abgetan, immerhin hatte ich mich selber immer eher für jemanden gehalten, der Mal auf dem Element der Luft hängen bleiben würde, aber so war es wohl nicht. Ich fühlte mich der Erde, insbesondere dem Wald und alles was dazu gehörte einfach zu verbunden.

Die Zeit verging manchmal schneller, als man erwartet, wenn man sich solch einer meditativen Phase hingibt und so wunderte es mich nicht sonderlich, dass die Sonne schon wieder die Lichtung verlassen hatte. Ich machte mich auf den Weg zurück nach Adoran, zu meinem Kräuterkessel um mich dort wieder meinen anderen Aufgaben zu widmen und vielleicht wäre Amergin auch zu Hause. Amergin, der Druide, in welchen ich über die letzten Monde immer mehr einen Bruder gefunden habe. Manchmal mehr ein kleiner, wie ein großer Bruder, aber er war wohl mittlerweile für mich ein Teil der gerimorianischen Familie.


Zuletzt bearbeitet von Salvia Lyrana Nahimana am 24 Jul 2018 09:26, insgesamt einmal bearbeitet
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 01 Aug 2018 16:15    Titel:
Antworten mit Zitat


Ich glaube es war der lebendige und quirlige Gesang zweier Vögel die sich in ihrer unbekümmerten Art vor meinem Fenster platziert hatten, welcher mich an diesem Morgen aus dem Schlaf holte. Vielleicht waren es aber auch die brennenden Lichtstrahlen der frühen Sonne, welches sich in ihrer sommerlichen und gar ungnädigen Art durch die Gitter des Fensters zwängten, damit sie mein Gesicht erreichen konnten. Was es letztendlich auch war, ich wurde von beidem begrüßt und an diesem Zeitpunkt war es wie ein kleiner Schalter der sich in meinem Kopf umlegte: Ich war wach. Hellwach.
So ist das nun mal, wenn man das komplette Gegenteil eines Morgenmuffels ist und schon hin und her wuseln kann, wenn andere sich noch in den wollig warmen Wellen ihrer Decke wiegen. An machen Tagen beneide ich diese Art von Menschen gar, da dieses Kribbeln mich einfach immer wieder dazu bringt, nicht lange verharren zu können. Ich will es nicht als Ungeduld bezeichnen und auch nicht direkt als Unruhe, es ist eher ein Bewegungsdrang und eine gewisse Nervosität, die sich ausbreitet, wenn ich die Füße stillhalten soll. Ein Problem, welches sich auch bei meinen ersten Meditationsversuchen bemerkbar machte – ich konnte es Anfangs einfach nicht. Zu einem kam ich mir ziemlich dämlich vor, einfach nur dazusitzen und auf etwas zu warten, wovon ich gar nicht beschreiben konnte, was es überhaupt war und zum anderen begann ich immer wieder unbewusst mit den Fingern oder Füßen mich irgendwie zu beschäftigen.
Mittlerweile geht es, wenn ich muss.
Ich habe mich mittlerweile soweit unter Kontrolle, dass ich nicht mehr wie ein kleines Wiesel durch die Gegend fegen muss und das ich mich, still ausharrend, dem Lauschen der Melodie widmen kann. Was allerdings nicht bedeutet, dass ich es im Alltag immer unter Kontrolle habe. Viele Menschen auf einmal machen mich nervös, entfachen die innere Unruhe wie eine kleine Flamme in mir, die nur davon genährt wird, wenn ich Anfange mit Dingen zu spielen, damit meine Finger eine Beschäftigung haben oder wenn ich von einen auf den anderen Fuß trete, weil ich das Gefühl habe stehenbleiben zu müssen. Finde ich somit in kleineren Runden oder unter vertrauten Gesichtern ein wenig mehr Ruhe, gibt es dann doch wieder diese spezielleren Menschen, die wieder eine ganz andere Art von Nervosität in mir auslösen. Nicht klein, drängend und flackernd wie ein Flämmchen, welches zu einem richtigen Feuer werden kann – vor welchem man dann flüchten möchte, sondern eher wie das Wurzelwerk eines Baumes, welches sich quälend langsam und unaufhaltsam immer tiefer seinen Weg in das Erdreich sucht und sich irgendwann dort verankert. Kein Gefühl man müsste Wegrennen und doch ein Gefühl des Unwohlseins – und auch hier ist es dann immer die Beschäftigung die her muss. Eine Teetasse die zwischen den Fingern gedreht wird, die Füße die immer wieder ihre Position wechseln, das Herumkauen auf der Unterlippe. So verräterisch. Nach all den Jahren bin ich noch immer absolut nutzlos was das Verbergen von Dingen angeht.

Vermutlich bin ich deswegen auch so froh Amergin bei mir zu haben, schlicht weil ich mich vor diesem nicht verstellen muss und in allem so sein kann, wie ich nun mal bin. Eine junge Schwester die noch einiges zu lernen hat und die Natur und ihren Kreislauf von Grund auf liebt. Auch wenn der Schalk manchmal im Maigrün der Augen ruht und er mich tierisch damit nervt, so vermittelt der junge Druide mir doch immer ein Gefühl von Familie. Er war nicht nur ein Bruder, sondern auch mein Bruder geworden. Jemand der mich nicht für Dinge verurteile, jemand der sie gar nachvollziehen konnte und so hätte ich wohl keinen besseren Mitbewohner finden können.
Oft höre ich Menschen sagen „Eine Freundschaft zwischen Mann und Frau kann nicht von Dauer sein“ und in Vergangenheit hätte ich da wohl auch immer zugestimmt... mittlerweile nicht mehr. Da sind keine Schmetterlinge die meinen Magen quälen, kein Zusammenziehen der Brust wann immer er sich verschlafen aus den Fellen quält und erst recht fühle ich kein Bedürfnis ihn auf diese eine leidenschaftliche Art nah zu sein. Tatsächlich sehe ich ihn als eben diesen kleinen Bruder, den ich immer haben wollte, als ich noch jünger war. Vermutlich glaubt es mir auch keiner, aber letztendlich lasse ich die meisten Menschen ehe das Denken, was sie denken wollen. Es kümmert mich nicht, denn mit den Jahren habe ich gelernt den eigenen Stolz oft genug hinunterzuschlucken.
„Das würdet ihr verstehen, wenn ihr das Lied verstehen würdet.“
„Ich fürchte jemand wie euch kann das nicht nachvollziehen.“
„Ihr könnt es nicht fühlen.“

Mhmja... ich Schmunzle dann meist brav, neige mein Haupt und stimme dem zu, denn... was soll ich auch machen? Das was ich kann bleibt vor der Öffentlichkeit unter dem Schleier der Schwesternschaft verborgen. Das war schon immer so und das würde auch immer so bleiben. Also... lächeln und nicken, das Allheilmittel!

Zufriedenheit und auch eine gewisse Art der Freude ist es, wenn ich daran denken muss, wie gut der Kräuterkessel von den Bewohnern angenommen wird. Tatsächlich sind es nun schon so viele Besucher gewesen, dass ich wohl nicht drum herum komme, nochmal umzubauen, damit es nicht zu kuschelig wird. Außerdem kann ich dann endlich für eine gemütliche Leseecke, ein Behandlungszimmerchen und genügend Lehrraum sorgen, damit die Teilnehmerzahl der Lehreinheiten ein wenig angehoben werden kann.
Ich freue mich besonders über jene Besucher des Kessels, die immer wieder auftauchen und sein Inneres mit den Leben füllen, welches er verdient hat. Besonders Nepheles Anwesenheit ist dabei immer hervorzuheben, da sie schlicht ebenso ein Teil der Familie ist, wie Amergin es geworden ist. Sie erinnert mich entfernt an Lyna, nicht aber wegen ihres Verhaltens, sondern eher wegen dem Gefühl welches sie mir vermittelt eine gute Freundin gefunden zu haben. Während Lyna ein kleiner Feuersturm war, der sich stellenweise unüberlegt und unaufhaltsam durch die Welt gerollt hatte, so war Nephele doch oft eher wie das ruhige Meer, welches hier und da ein wenig aufbauschte, aber grundlegend eher für sich verharrte.
Bis auf eine kleine Sache, die meine Gedanken manchmal ein wenig beschäftigt – ich aber nun nicht erwähne! - kann ich in meiner aktuellen Situation wohl mehr als zufrieden sein und ich freue mich sehr darauf, mehr zu lernen.
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 11 Aug 2018 19:42    Titel:
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Wie von schwimmenden Wolken durchsetzt auf denen sich kleine Feuerfunken zum Tanz niederlassen offenbarte sich mir das morgendliche Bild des noch im trägen Schlaf verharrenden Sumpfes. Tau klebte wie schillernde Perlen am langen sattgrünen Schilf, rann hier und dort träge hinab um entweder im feuchten Erdboden zu versinken oder wieder eins zu werden mit dem trüben Nass. Die Wasserpartikel sind in diesen Momenten des Tages immer so greifbar hier, als könnte man sie aus der Luft fassen und als würden sie jede Pore des Körpers durchdringen können. Noch herrschte eine sonderbare Stille über dem Gebiet, fast geheimnisvoll, für manche wohl, welche die Schönheit des Sumpfes nicht erkannten, auch erdrückend oder gar beunruhigend – fast so, als würde der schwimmende Nebel dafür sorgen, dass jegliche Geräusche verschluckt wurden, auch wenn es gewiss nicht so war. Da war das leise rhythmische Blubbern, immer dann wenn sich das Sumpfgas nach Oben durch das Wasser drängte um die Oberfläche zu durchbrechen oder aber leise Flügelschläge verschiedener Sumpfbewohner welche die Luft auf ihrem Weg zerteilten. Das kratzige Geräusch von Krallen die auf Holz trafen, riss mich aus meiner stillen Beobachtung, sodass ich den Kopf seitlich drehen musste – angezogen von der Präsenz die sich mir aufdrängte. Die hellen, bernsteinfarbenen Augen einer Sumpfohreule starrten mir entgegen, während das Tier auf dem hölzernen Geländer des Hauses hin und her tippelte, als würde es noch eine optimale Position suchen wollen. Das mehrfarbige schilfbraune Gefieder der Eule plusterte sich kurz auf, begleitet von einem leisen Rascheln der Schwingen und ohne das ich es richtig kontrollieren konnte, amte ich das Schieflegen des Kopfes nach, als wäre es eine stumme Art der Kommunikation, die ich noch nicht verstand. Ich erwiderte den Blick des Tieres so lange vollkommen regungslos, dass ich mich irgendwann fragte, was wohl in diesem Köpfchen vorgehen musste, doch ehe ich mich dazu entschied meinen Geist auszustrecken, ging ein Blinzeln durch den stechenden Blick und mit fast lautlosen Flügelschlägen verschwand die Sumpfohreule wieder in den Nebelschwaden.

Ich streckte die Beine ein wenig aus, sodass meine Füße die nächst tiefer gelegene Stufe der Treppe erreichen konnten, auf welcher ich an diesem Morgen meinen Platz gefunden hatte, während ich mit meinen Fingern versuchte mein eigenwilliges Haar wieder zurückzustreifen, welches jedoch von den überaus präsenten Wasserklängen in der Luft nur matt und feucht an meinen Körper hinab hing. Ich begnügte mich sie mit einem Zopfband notdürftig zu bändigen und drückte mich schließlich vom hölzernen, stellenweise vom Moos zerfressenen, Untergrund auf. Es war eine unfassbar lange Nacht gewesen und doch spürte ich jetzt erst, während die Sonne sich immer weiter hinauf kämpfte, wie die Müdigkeit langsam von meinem Körper und Geist Besitz ergriff. Das Gespräch... oder besser gesagt das Treffen mit eben jener Person, die es schaffte meine Gedankengänge zumindest temporär zu besitzen, war sehr angenehm, wenn nicht sogar erfreulich verlaufen und hatte sich entsprechend bis zum Zenit der Nacht hingezogen. Vielleicht war es schlicht die, auf mich einnehmend wirkende, Art dieser Person, welche verhindert hatte, dass die Müdigkeit Einzug fand, allerdings währte dieser Zustand noch lange, nachdem sie aus meinem Sichtfeld verschwunden war. So war es diese wiegende Aufgewühltheit, welche meinen Körper und Geist nicht schlummern ließ, welche ich bis zum Morgengrauen noch verspürte und weswegen meine Füße mich vom Baumriesen bis zum Sumpf trugen.
Im gleichen Maß, wie ich irgendwie zufrieden und erfreut darüber war, so war ich aber auch, wenn ich ehrlich mit mir selber bin, ein wenig genervt davon. Das 'Warum' ist aber wesentlich schwieriger zu erklären und so belasse ich es momentan wohl eher dabei, es als eine eigenartige Spinnerei meiner selbst abzutun oder der Tatsache, dass ich manchmal noch hinter jeder Ecke eine Falle vermute. Nein, das ist dramatischer ausgedrückt, als ich es eigentlich empfinde. Sagen wir also, dass es eher ein Aufeinandertreffen von 'Richtig' und 'Falsch' ist, wobei sich das 'Falsch' auf vergangenen Sachen beruft und mit dem leisen mahnenden Zurufen ausgestattet ist, dass es sich wieder so entwickeln könnte, wie es bereits einmal geschah. Gar als würde ich ein Unheil befürchten und würde mich in einem Zustand befinden, an welchem sich das Unheil noch vollkommen unscheinbar, wie dunkler Efeu, ganz langsam an meinen Beinen hinauf schlingt, bis es meinen Hals erreicht hat. Und ehe ich mich versehe, befinde ich mich in einer Situation, wo ich anderen immer dazu rate:
»Schaut in die Zukunft, lernt zwar aus der Vergangenheit, aber bleibt nicht in jener hängen.«
In diesen Momenten verstehe ich immer, warum manche meiner Kunden mich dann immer so... komisch ansehen. Es ist leichter gesagt, als getan – das weiß ich nun besser denn je. Eigentlich will ich mir darüber auch gar nicht so viele Gedanken machen und einfach schauen was die Zukunft bringen wird, ohne vorher schon dies und jenes zu planen – das macht es nur anstrengende und öde. Genau so anstrengend ist es sich sinnlos den Kopf über Dinge zu zerbrechen, auf die ich ehe keinen Einfluss habe, weil sie unaufhaltsam wie Wasser sich ihren Weg durch die Landschaft bahnen. Ich mache mir ehrlich gesagt ein wenig Sorgen wegen der Schwesternschaft und dem Fluch, den sie auf die Schattenpanther gesprochen hat. Die Nachricht das eine Horde von Westlern durch den Sumpf gezogen ist und vermutlich die Mutterpflanze gefunden hat, ist genau so beunruhigend wie die Offensive die Lichtenthal offenbar starten möchte. Es fühlt sich ein wenig so an, als würden diese beiden Gegebenheiten mit der Zeit kollidieren und im schlimmsten Fall werde ich in einen Krieg gezogen, aus welchen ich mich eigentlich hinaushalten möchte. Zusätzlich habe ich Nephele nun schon einige Umläufe nicht mehr gesehen und ihr offenes doch ruhiges Wesen fehlt in meiner Nähe, ich würde ihr gerne einfach alles erzählen, was sich bei mir in den letzten Umläufen ergeben hat. Einer weiblichen Person, nicht Amergin oder Lucien. Männer verstehen es häufig nicht so, wie Frauen es tun. Vielleicht sollte ich ihr eine Nachricht schicken? Vielleicht... ich muss erst einmal schauen, was Lucien wieder ausheckt, der laut Lilian auch noch mit mir reden möchte. Oh Eluive, bitte lass es nicht irgendetwas Kompliziertes sein, darauf kann ich aktuell wirklich verzichten.


Zuletzt bearbeitet von Salvia Lyrana Nahimana am 11 Aug 2018 21:04, insgesamt einmal bearbeitet
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 20 Jan 2019 20:15    Titel:
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Einige Monde sind seit meiner Mitarbeit im Lazarett des Feldlagers vergangen und rückwirkend betrachtet, konnte ich einige Lehren daraus ziehen, auch wenn ich wirklich froh war, als ich dem Schlachtfeld endlich den Rücken zukehren konnte. Ich bin mir nicht wirklich sicher, ob ich wirklich dafür gemacht bin – es ist einfach eine absolut undankbare Arbeit. Menschen unter Schmerzen sind beleidigend, stur und uneinsichtig. Es wäre einfacher sie vor der Behandlung bewusstlos zu schlagen – aber das wäre dem Informationsfluss nicht zuträglich. Warum ich dennoch die Möglichkeit in Betracht ziehe Lucien beim Hospital in Adoran unter die Arme zu greifen? Auch wenn ich mich für den Moment immer über die Patienten ärger, so bin ich im Nachhinein, oder im Großen und Ganzen doch zufrieden mit mir, dass ich jemanden helfen konnte. Ich arbeite gerne mit dem Kreideschopf zusammen, seine Art ist zwar auf eine gewisse Art anstrengend, aber ich schätze seine Ehrlichkeit und Direktheit... sowie natürlich sein Wissen um mich.

Seit der Nacht am Baumriesen, vor einigen Monden, habe ich meinen Gesprächspartner nicht wieder getroffen. Gut, ehrlich gesagt habe ich ihm auch keine Nachricht zukommen lassen und bei jemanden wie ihn, sollte ich eigentlich erwarten, dass die Wege sich nicht zufällig kreuzen würden. Doch mittlerweile glaube ich, dass er Gerimor wieder verlassen hat, immerhin ist es gänzlich still um die Familien geworden und besonders er, war immer der Stadt und vor allem den Menschen eher abgeneigt. Ich muss mir eingestehen, dass mir die Unterhaltungen fehlen, einfach weil wir auf einer Wellenlänge waren und die Gespräche voller Verständnis füreinander abliefen – etwas, was ich selten erleben darf. Vermutlich ist es aber für die Zukunft sogar besser, dass er einfach verschwunden ist, wer weiß, wie viel von mir ich letztendlich offenbart hätte.

Ich habe mich den Herbst und den Winter bisher recht bedeckt gehalten. Die Tore des Kräuterkessels geschlossen und mich ganz darauf konzentriert meine Übungen der Meditation, des Lauschens und des Liedwirkens zu verfeinern – mit Erfolg. Seitdem die kleine Blume, die ich aus dem Eis befreit habe, in meinen Händen zu einem Stab herangewachsen ist, der sich so ungewöhnlich vertraut und richtig zwischen meinen Fingern anfühlt, habe ich das Gefühl, differenzierter und leichter dem Lied lauschen zu können. Es ist nun nicht mehr nur 'ein Tier' welches ich aus den schillernden Strängen erkennen kann, sondern vielmehr erkenne ich nun ob es ein Wolf, ein Reh oder gar ein Hase ist – auch wenn es mir noch schwer fällt, gerade zwischen ähnlichen Arten zu unterscheiden. Auch mein Gespür gegenüber meinen Schwestern hat sich verfeinert, sodass ich ihre Anwesenheit in einem gewissen Grad wahrnehmen kann, was unfassbar hilfreich sein kann und das Band, welches uns verbindet, bestimmt auch nochmal stärken wird. Es kommt recht häufig in letzter Zeit vor, dass ich einer Schwester über den Weg laufe, was mich mit einer gewissen Zufriedenheit erfüllt und die gemeinsamen Abende im Sumpfhaus mehren sich. Es ist gut, denn es war viel zu lange still dort. Ich vermisse Liska, mehr als gedacht. Ich hoffe ihr geht es gut auf dem Festland.

Die letzte Nacht habe ich das erste Mal seit langem wieder an Fabian denken müssen, keinesfalls weil ich ihn vermisse, sondern vielmehr, weil ich zu einem Ball eingeladen wurde und dort mit jemanden getanzt habe. Den letzten Tanz, den ich davor hatte, der war mit Fabian – so ist es doch logisch, dass man eben daran zurückdenkt, oder? Die Gedanken darum haben mich auch eher genervt und das in einem sowieso angespannten Zustand.
Große leere Räume – gruselig. Viele Menschen – noch gruseliger.
Ich frage mich nun im Endeffekt, warum ich nicht schon vorher darauf gekommen war, dass ein Ball unweigerlich mit eben diesen zwei Dingen zu tun hat. Nachdenken Sally, einfach mal nachdenken. Wobei ich irgendwie auch froh bin, die Einladung angenommen zu haben, es war eine Erfahrung, die wohl jeder mal erleben muss und zugegeben... der Abend hatte auch durchaus etwas sehr amüsante und angenehmes an sich.
Bis... auf das Essen. Ich meine, ich weiß, dass ich sonderbar bin, was meine Essgewohnheiten angehen, aber ich hatte das Gefühl, dass die Auswahl dort größtenteils nur aus Fleisch und Süßigkeiten bestand. Magier... Magier sind komische Wesen. Es wird mir immer wieder aufs Neue bestätigt und es kann bestimmt nicht lange dauern, bis sie eine ihrer Akademien wieder in die Luft jagen. Ich hoffe nur, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht im Land bin, ich habe keine Lust mich wieder von Weidenrindentee zu ernähren.
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 21 Aug 2019 16:48    Titel:
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Ich glaube so langsam wird meine Angst vor großen Menschenmassen zu einem merkbaren Problem. Auch wenn der Ausdruck 'Angst' vielleicht ein wenig zu übertrieben wirkt, so komme ich auch nicht drum herum, mir einzugestehen, dass ich bei der Anwesenheit von vielen Menschen gerne zur Flucht neige – erst recht wenn man sich eingekesselt fühlt, wie bei der Kapellenweihe in Kronwalden, der Spital Einweihung vom Kreidekopf oder gar diversen Tanzveranstaltungen.
Es fällt mir dann immer unglaublich schwer still zu stehen, meine nervösen Bewegungen einzuschränken oder mich einfach auf das Geschehen zu konzentrieren. Tief Luft holen und auf einen Punkt konzentrieren, im optimalen Fall sich einfach ein Objekt vornehmen und die feinen magischen Liedstränge beobachten. Das führt zwar dazu, dass ich leicht mal vergesse, was um mich herum geschieht, aber es verhindert zumindest meinen Fluchtinstinkt. Ich merke es gerade wieder in der letzten Zeit, wo ich eher unter wenigen Menschen anzutreffen bin, höchst in der Nähe der Schwestern oder meines Bruders, dass ich diese Art der 'Einsamkeit' und 'Isolation' durchaus zu schätzen weiß. Zugegeben gerade die Abwesenheit meines Bruders Amergin erfüllte mich nicht unbedingt mit Freude, gar mit ein wenig Wehmut und Kummer, mit Sorge, ob es ihm gut gehen würde. Selbst jetzt, wo er wieder da ist, schwächt die anfängliche Freude ab, weil er irgendwie ein anderer zu sein scheint. Er wirkt auf mich verwirrt, in Gedanken stets wo anders, als hätte man hin etwas genommen, wovon er bewusst nichts weiß. Die unbekümmerte und sanftmütige Art zeigt sich nicht mehr so oft, wie noch vor seiner Reise. Er sagt zwar, dass alles in Ordnung sei und das es ihm gut ginge, aber irgendwas in meinem Herzen sagt mir, dass das nicht stimmt.
Ich weiß, dass er niemals Lügen würde, allein weil er Teil der Bruderschaft ist, aber vielleicht ist es etwas, dessen er selber sich noch nicht mal sicher ist? Ich werde wohl ein Auge auf ihn haben müssen, auch wenn ich mich derweil auch anderen Dingen widmen sollte. Verwandlungen stehen auf dem Lehrplan und meine Werkzeuge... hachja die Werkzeuge...

Seitdem das Hospital geöffnet hat, habe ich mich dazu entschlossen die Angebote des Kräuterkessels einzuschränken. Etwaige Unterrichte kann ich auch über das Hospital anbieten und so werde ich wohl in Zukunft im Kessel nur noch beschränkt Waren anbieten – oder für jene da sein, die weniger an der klassischen, als an der Heilkunst der Kräuter interessiert sind. Tatsächlich habe ich momentan auch eigentlich besseres zu tun, als mir über irgendwelche geschäftlichen Dinge den Kopf zu zerbrechen. Ich bin bei meinem Kabinett noch immer nicht weiter gekommen, obwohl ich mir Anfangs so ausführliche Gedanken darüber gemacht hatte, was für Werkzeuge ich als Teil der Schwesternschaft führen möchte. Die Geschichte von Paias Schwestern ist mir noch immer gut in Erinnerung geblieben und irgendwie fühlt es sich jedes mal so unwirklich und gar falsch an, wenn ich Anfange eines der Werkzeuge in die Tat umsetzen zu wollen. Sie sollen persönlich sein, an einen gebunden, einen Wert für einen selber haben und ich denke da liegt das Problem. Ich bin niemand der eine Bindung zu irgendwelchen Gegenständen aufbaut und vermutlich interpretiere ich zu viel hinein. Eine Schale ist eine Schale, egal ob aus meinen Händen oder aus den Händen eines anderen – so oder so hängen Erinnerungen daran und mittlerweile denke ich, dass es eher darum geht, eine Erinnerung zu schaffen, die man letztendlich mit diesem Gegenstand verbindet, als das der Gegenstand selber einen großen Wert hat. Ob ich damit richtig liege? Keine Ahnung.

Die Werkzeuge einer Schwester
Eine Schale für die Erde, für den Schutz und die Sicherheit.

Ich habe meine komplette Planung bezüglich der Werkzeuge also wieder über den Haufen geworfen und beschlossen sie so zu formen oder zu beschaffen, dass ich damit möglichst eine persönliche oder für mich besondere Erinnerung schaffe. Es fühlt sich für den Moment richtig an und die erste Aufgabe, die sich mir nun stellen wird, ist das Töpfern einer Schale. Ich bin handwerklich absolut unbegabt, als hätte Mutter mir zwei linke Hände und ein fehlendes Gespür für Ästhetik mitgegeben.
Der Ton für mein Vorhaben war einfach besorgt, nicht so einfach war es irgendetwas daraus zu formen, mit dem ich zufrieden war. Die Wand der Schale hier zu dünn, dort zu dick, einfach zu klumpig und bei den ersten Versuchen machte das Zwischenergebnis keinen sonderlich schönen Eindruck. Einige Male klatschte ich den Ton wieder zu einem großen Haufen zusammen – nur um dann von Neuem damit zu beginnen die gewünschte Schale zu formen. Sie sollte nicht zu klein sein, aber auch nicht so groß. Sie sollte noch bequem in meine Tasche passen und dabei genügend Platz für etwaige Kleinigkeiten bieten, die man eventuell mal in sie geben musste. Gut das ich gelernt hatte geduldig bei so etwas zu sein und irgendwann hatte ich tatsächlich etwas geformt, mit dem ich zufrieden sein konnte – auch wenn jeder Handwerksmeister vermutlich schreiend davon gerannt wäre.
Der nächste Schritt jedoch war wieder ein Punkt, an dem ich Anfangs ratlos war. Mein heimischer Ofen oder ein Feuer würde gewiss nicht ausreichen, um den Ton zu brennen... oder doch? Vielleicht war das einer der Punkte, an dem ich auf das Lied zurückgreifen musste. Ich packte die unfertige Schale also nach ein paar Tagen ein und machte mich auf den Weg zur Sumpfinsel der Schwesternschaft.Vorsichtig schob ich sie auf einem Brett, welches vermutlich sowieso verbrennen würde, in das große Feuer vor dem Sumpfhaus. Dann hieß es durchatmen und konzentrieren. Ich hatte Zeit, das wusste ich und so bestand kein Grund zur Eile. Ich stimmte mich, wie so oft in letzter Zeit, auf das Lied ein, konzentrierte mich auf die spielenden und eifrigen Feuerfunken die sich vor mir zusammenballten um das große Lagerfeuer zu bilden. Nach einer Zeit des Beobachtens war es an mir die Funken zu motivieren, sie zu animieren sich um meine Tonschale herum, zusammenzuballen, sie dichter und größer werden zu lassen, damit die Hitze sich durch das Material ziehen konnte. Die Resonanz kam nach und nach, denn es war gar nicht so einfach diese frechen und fast stürmischen Funken für eine längere Zeit dort zu halten, wo ich sie haben wollte. Es zerrte an der Konzentration und auch an meiner Kraft, weswegen ich mich schon alsbald dafür entschied, immer mal wieder kleine Pausen einzulegen. Irgendwann, ich registrierte durch das heiße Feuer auf meiner Haut und durch den hellen Schein der Flammen es zuerst gar nicht, war die Sonne hinter dem Sumpfhaus verschwunden und nach einem letzten Zusammenballen der Feuerklänge ließ ich sie wieder los, so dass sie sich im Gefüge verteilen konnten – zurück zu ihren angestammten Plätzen. Die Schale zog ich vorsichtig mit zwei stabileren Ästen aus dem Feuer und ließ sie dort erst einmal stehen. Ich war zu müde, zu erschöpft als das ich nun noch nach Hause gehen wollte und sie legte ich mich einfach an Ort und Stelle auf den Baumstamm vor dem Feuer, um dort ein wenig Ruhe für die Nacht zu finden. Ein Werkzeug war fertig, fehlten noch drei weitere um es Paias Schwestern gleich zu machen.



Zuletzt bearbeitet von Salvia Lyrana Nahimana am 21 Aug 2019 17:01, insgesamt einmal bearbeitet
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 26 Aug 2019 13:57    Titel:
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Ich hatte der Schale noch ein wenig Zeit gegeben auszukühlen, es war vermutlich auch nicht die beste Idee gewesen, sie neben dem Lagerfeuer stehen zu lassen – aber die Erschöpfung hatte mich wohl einfach übermannt.
Eigentlich sah sie gar nicht so schlecht aus, sie war hier und da ein wenig unförmig, die Wände unregelmäßig dick und der Rand nicht schön gerade – aber sie musste auch nicht perfekt sein. Kein Werkzeug für diesen Zweck musste das. Ich nahm sie wieder mit nach Hause, besorgte mit Unterwegs von einem Händler noch Farben, damit ich sie entsprechend bemalen konnte – so war sie Eindeutig noch zu langweilig! Natürlich musste es was Grünes sein. Grün wie der Wald! Aber was? Ich rätselte einige Momente lang, dann entschied ich mich für simple Efeuranken. Sie könnte auch jemand wie ich auf den Ton malen und letztendlich stand in der Elementarlehre Efeu auch selber für die Erde – beziehungsweise er wurde damit verbunden. Das war perfekt.
Gesagt, getan – und so ließ ich auch hier mir die Zeit mit verschiedenen Grüntönen die Efeuranken rund um die Schale zu malen. Ein paar der Blätter wurden zwar zu unförmig, weil der Pinsel irgendwie nie so wollte wie ich, aber im Großen und Ganzen bin ich denke ich ganz zufrieden mit dem Ergebnis. Mein erstes Schwestern-Werkzeug!

Als nächstes werde ich mit dem Feuer-Werkzeug widmen, aber dazu werde ich Amergin brauchen, damit ich es so formen kann, wie ich es mir vorstelle und für das Wasser-Werkzeug werde ich wohl erst noch ein paar Flusssteinchen suchen müssen, die mir gefallen. Und einen Feinschmied, der mich bei meinen Wünschen nicht quer ansieht, werde ich auch finden müssen. Jedoch steht bis dahin noch etwas auf dem Plan, was mich mit einer gewissen Aufregung erfüllt. Verwandlungen! Der Ausflug mit Ellys nach Kronwalden war absolut aufregend und die Verwandlung an sich eigentlich gar nicht so schwer und dramatisch, wie ich sie Anfangs vorgestellt hatte. Es war ein eigenartig neues Gefühl so klein und auf vier Beinen die Welt zu erkunden und ich befürchte es hat eindeutig Lust auf mehr gemacht – auch wenn die Bedenken natürlich noch immer vorhanden sind, dass unser lieber Buchhalter das irgendwann gar nicht mehr so toll findet und ich für immer so bleibe. Aber nun habe ich noch die Aufgabe vor mir, die mir schon vor einigen Wochen gestellt wurde. Ein Tier finden, zu welchem ich eine besondere Verbindung spüre und es beobachten, sowie einen kleinen Text dazu zu verfassen – bis ich letztendlich selber in die Haut jenes Tieres schlüpfen könnte. Ich hatte eine ganze Weile überlegt und dabei wohl das Offensichtlichste übersehen. Die kleinen Schlappohren, die ich seit Beginn an in meinem Garten hatte und zu denen ich immer schon eine gewisse Zuneigung empfunden habe. Ich machte es mir also in meinem Kräutergarten gemütlich, nahm ein Stück Pergament und einen Kohlestift und verbrachte die Zeit damit, die kleinen zu beobachten und das, was ich über sie wusste, niederzuschreiben. Auch wenn ich dafür auch das ein oder andere Mal eine Bibliothek aufsuchte, um mehr über den Hintergrund zu erfahren.


    [Steckbrief Zwergwidder

    *Eine nicht sehr kunstvolle Zeichnung eines Zwergwidders prägt den Anfang des Pergamentes.*

    Zwergwidder sind eine Unterart der Kaninchen und gehören somit zur Familie der Hasenartigen. Wie alle Kaninchen oder Hasen sind sie Säugetiere, die ihre Kinder lebend gebären und teils in großen Familien leben. Sie werden in der Regel zwischen acht und zwölf Jahresläufe halt.

    Aussehen:
    Das erste was bei der Betrachtung der Zwergwidder auffällt, sind die langen, teilweise gut 25 Fingerbreite, Schlappohren die an ihren Köpfchen hinunter hängen und teils den Boden dabei berühren. Alles in einem wirken sie sehr kompakt, gar gedrungen, mit einem kurzen Nacken, kaum sichtbaren Hals, einer breiten Stirn und einer im Verhältnis ebenso breiten Schnauze. Die Körperlänge des Zwergwidders beträgt für gewöhnlich 20 bis 40 Fingerbreite und ihr Fell ist kurz mit einer dichten Unterwolle.
    Die Vorderläufe sind relativ kurz, nicht dafür gemacht um große Strecken schnell zu bewältigen, wie die größeren Feldhasen, während die Hinterläufe ganz im Gegenteil dazu aber recht groß.
    Für gewöhnlich liegt das Gewicht der Zwergwidder bei maximal zwei Steinen, wobei sie in der Regel sich eher bei einem und einem halben Stein einpendeln. Ein kleines Fliegengewicht, welches man gern mit sich herum trägt. Das kuschelige Fell hat eine Vielzahl an Farben und es scheint fast so, als wären alle natürlichen Farben vorhanden. Dabei sind schlicht einfarbige ebenso häufig wie mehrfarbige bunte Zwergwidder. Auch die Augenfarben können variieren, von schwarz, über rot bis zu hellblau ist fast alles möglich.

    Verhalten:
    Je nachdem wie sehr sie die Gegenwart von Menschen gewohnt sind, können sie von scheu und zurückhaltend, bis sehr zutraulich und gar kuschelbedürftig beschrieben werden. Allerdings scheint da auch die eigene Persönlichkeit des Zwergwidders mit hinein zu spielen, denn von den dreien die sich in meinen Garten tummeln, sind zwei wirkliche Kuschelnase, während der andere lieber seine Ruhe hat. Der Zwergwidder gilt allgemein als eine sehr soziale Rasse, die niemals allein gehalten werden sollte und schnell vertrauen zu Menschen fasst. Beißen oder Kratzen tun sie nur dann, wenn sie sich bedroht oder beengt fühlen.
    Sie knabbern für gewöhnlich alles Mögliche an, was sich in meinen Garten befindet. Egal ob Heu, Gras, Kräuter, Gemüse oder Obst – auch hier habe ich wieder beobachtet, dass es von Zwergwidder zu Zwergwidder gewisse Vorlieben geben kann, was das Essen anbelangt.
    Wenn sie schlafen, dann tun sie das meist in ihrem Häuschen, eng aneinander gekuschelt, oder in Höhlen in der freien Wildbahn. Sie verbringen durchaus einige Zeit damit in der Erde zu buddeln und zu graben, oder mit ihren Artgenossen zu kuscheln, sich zu pflegen und zu spielen. Obwohl ihr Körper nicht dafür gemacht ist, sind sie doch sehr aktiv, wenn es darum geht zu toben und zu spielen.
    Zwergwidder scheinen keine feste Fortpflanzungsperiode zu haben. Einmal trächtig, dauert die Tragzeit etwa 29 bis 32 Tagesläufe, bis drei bis fünf kleine, unbeharrte und blinde Zwergwidder geboren werden. Die Mutter wird die Jungen nur ein- bis zweimal an einem Tag für mehrere Minutenläufe säugen und es dauert neun bis elf Tage, bis sich die Augen öffnen und sie beginnen am Heu oder Stroh zu knabbern. Ab dem 14. Tageslauf werden sie beginnen das Nest zu verlassen und die Gegend zu erkunden und mit etwa acht Wochenläufen trennen sie sich dann gänzlich vom Muttertier.]

Den Steckbrief hinterlegte ich für Ellys im Sumpfhaus, zufrieden mit meiner Arbeit und machte mich dann wieder auf den Weg Heim, um Amergin wegen dem Feuer-Werkzeug zu nerven.
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Salvia Lyrana Nahimana





 Beitrag Verfasst am: 09 Jul 2020 09:58    Titel:
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Ich hab mich meinen Dämonen gestellt. Das mag nun ein wenig überdramatisierend klingen, aber ich denke für mich persönlich war es der nächste, oder vielleicht sogar der letzte Schritt, den ich brauchte um Frieden für mein Inneres zu finden.
Wieder einmal hatten meine Schritte mich nach Burtdorf gebracht, wieder einmal machte ich mich auf den Weg die alte Heimat zu besuchen, mit der ich mittlerweile nicht nur die sorglosen Kinderjahre verband, sondern auch die dunklen Jahre an der Seite von Fabian. Genau diese Dunkelheit galt es jedoch... nun zumindest zu überwinden. Als Schwester verstehe ich den Sinn von Schwarz, Weiß und Grau. Das eine kann nicht ohne das andere existieren, es ist immer ein Geben und ein Nehmen, ein Akzeptieren des Lichts und des Schattens. Die Waagschale des Lebens muss stets im Gleichgewicht stehen – das ist immer so einfach zu sagen, aber umzusetzen ist es doch ganz und gar nicht einfach.

Da stand ich nun also, nach unzähligen Tagen der Reise, weit entfernt vom alumenischen oder alatarischen Reich, irgendwo im Westen hinter Shevanor und Schwarzwasser, in meinem kleinen, unbedeutenden Heimatsdort. Noch immer schien die Zeit hier still zu stehen, kaum eine handvoll von kleinen, beschaulichen Bauernhöfen, die sich um das Zentrum des Dorfes platzierten, welches von genau so vielen kleinen Häusern und dem Dorfplatz geprägt wurde. Der Bauernhof meiner Kindheit, das kleine, etwas schiefe Gebäude mit dem dunkeln Strohdach, stand noch immer ein wenig Abseits des ganzen. Und drumherum? Wald. Dichter grüner, gar undurchdringlicher Nadelwald, so weit das Auge reichte.

Ich verharrte eine Weile am dichten Waldrand, an einem kleinen Hang und atmete tief die moosige Luft der Umgebung ein. Ich erwischte mich dabei wie ich für wenige Herzschläge gedanklich abrutschte, um im Lied zu lauschen, als würde ich nicht nur mit dem bloßen Auge sehen wollen, ehe ich mich jedoch zusammensammelte. Fabian war das Ziel und ich hoffte, dass er noch unser altes Haus bewohnte – auch wenn tief in meinem Inneren sich bei dem Gedanken meine Magengegend zusammenzog. Als jemand der die Konfrontation sucht, konnte man mich nicht bezeichnen und doch tat ich genau das. Ich wollte mich meinen Dämonen, meinen Ängsten, meiner Verzweiflung stellen – demjenigen, der mir vor Jahren ein Teil des Lichts gestohlen hatte.

Nun das Aufeinandertreffen mit Ihm war... merkwürdig. Im ersten Moment wirkten wir beide von der Situation ziemlich überfordert, er dann verärgert, ich verunsichert – doch das Gespräch welches sich im Laufe der Stunden entwickelte, verlief besser, als ich es gedacht hätte. Ich hatte den Wunden immerhin Zeit gegeben zu heilen und so waren wir beide in der Lage einigermaßen sachlich darüber zu reden, was damals passiert war. Keine fliegenden Gegenstände mehr, kein Geschrei, keine Unterdrückung. Natürlich versuchte er in den ersten Momenten mich wieder, wie er es so oft geschafft hatte, unterzubuttern, aber ich war nicht mehr das kleine Blondchen. Den Sieg gab ich ihm nicht. Nicht wieder. Letztendlich waren wir beide denke ich im Reinen mit dem Ganzen.

Ein paar Tage verbrachte ich dort noch, ehe es nur noch eine Sache gab, die ich zu erledigen hatte. Ein Abschluss, etwa symbolisches. Fabian murrte zuerst unwillig herum, als ich ihn um den Dolch bat, den wir damals zusammen geschenkt bekommen hatten, doch letztendlich lag die kleine Waffe in meiner Hand. Sie hatten ihn damals für eines der merkwürdigeren Dorfrituale geschenkt bekommen, bei welchem das Paar ihn nutzt, um die Initialen in die dicke Rinde der Eiche zu ritzen, welche im Zentrum des Dorfplatzes stand. Ein Zeichen der ewigen Verbundenheit, ein Zeichen das die Herzen an diesen Ort gehörten.

Nun stand ich wieder vor dem großen Eichenbaum, dessen dicker Stamm nicht einmal von Fabian und mir umfasst werden konnte und dessen Rinde übersät war mit Initialen verstorbener und lebender Dorfbewohner. Der Dolch wog in diesem Moment viel schwerer in meiner Hand, als ich es in Erinnerung hatte und mit einem tiefen Durchatmen betrachtete ich die 'Waffe' eine ganze Weile. Eine eigentlich simple und doch schöne Schmiedearbeit. Das silberne Material war am Griff in sich gedreht, die Klinge schlank und am Heft mit einer kleinen Punzierung versehen, die eine Eichel zeigte – vermutlich ein Bezug zum großen Eichenbaum. Letztendlich aber, hob ich sie an, führte mit den Finger über die Initialen in der Rinde, die Fabian und meinen Namen zeigten … und zertrennte diese mit wenigen Schnitten der silbernen Klinge.

Neben einer gewissen Last die in diesem Moment von meinem Schultern fiel, als wäre ein Anker zur Vergangenheit gelöst worden, viel es mir jedoch auch wie Schuppen von den Augen. Da hatte ich das nächste Werkzeug gefunden. Wie Paias Schwester mit diesem Werkzeug das magische Gewebe zertrennte, so hatte ich sie genutzt, um mich von dieser Last zu trennen.

In einer dankbaren Geste legte ich meine Hand auf die alte Eiche, blickte hinauf in ihr dichtes Blätterdachwerk, während ich den Dolch flach an meine Brust legte. Es war Zeit wieder nach Gerimor zurückzukehren. Mit weniger Last auf den Schultern, mit einem weiteren Werkzeug der Schwesternschaft und mit der Sehnsucht die Schwestern und meinen Bruder wieder in die Arme zu schließen.

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