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Fortsetzung des verlorenen Pfades
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Fortsetzung des verlorenen Pfades
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Cathal Llastobhar





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2006 20:41    Titel: Fortsetzung des verlorenen Pfades
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Eine weitere, weiche Schneeflocke berührte sanft die bleiche, fast durchsichtig wirkende Haut seitlich neben den hohen, edlen Wangenknochen und verwandelte sich binnen eines Blinzelns zu einem bizarr tränenartig glitzerndem Tropfen, der seinen Weg über die fein geschnittenen Züge bis hin zum etwas markanteren Kinn machte.
Vorsichtig berührte eine feingliedrige und dennoch mit Schwielen abgehärtete Hand die Stelle, an welcher gerade eben noch der Tropfen verweilte und ein etwas wehmütiges, tiefsinnigeres Lächeln umspielte die schmalen, hellen Lippen und spiegelte sich in den Tiefen der amethystfarbenen Augen wieder.

„Könnte man beinahe Magie nennen... Eluives wundersame Schöpfung birgt ja schon alles in sich.. Schnee, Wasser.. alles eins.“
Verdutzt über derart philosophische Gedanken hielt der junge Mann einen Moment zögern inne, ehe er lachend den Kopf schüttelte, dass das schneeweiße, schulterlange Haar nur so flog. Schmunzelnd gestand er sich ein, dass diese Art überkluges Gehabe wohl aufgrund der letzten, müßigen Tage im Hause Eoin Llastobhar nur so in seinem ansonsten eher ruhigen und schongeistigerem Gedankengewebe herumspukten. Seit wenigen Tagen waren die Zwillinge wieder im Hause und die Geschichten, welche beide jeden Abend mit atemraubender Spannung vortrugen umklammerten sein Herz und erschwerten es ihm.

Wo war er als seine kleine Base im brennenden, verseuchten Varuna eingeschlossen war und zusammen mit Rittern, Magiern und Bürgern Seite an Seite für Gerechtigkeit fechten müsste?
Wo war er als sein kleiner Vetter von der Axt eines Orkes getroffen zu Boden ging und mehrere Tage im Fieberwahn lag, bis man ihn fand. Noch heute hatte Viljo Mühe das rechte Auge, unter welchem sich die Narbe schräg über die Wange zog, lange auf einen Punkt zu konzentrieren. Etwas weniger Beistand des Glücks und er hätte auf diesem Auge erblinden können.
Wo war er, als seine Grossbase Shanna gefunden wurde mit kaum mehr einer Erinnerung an die glücklichen Tage, welche durch Schmerz und Übel ersetzt wurden?
Wo war er, Cathal, Sohn des ruhmreichen Lachlainn Conneal Llastobhar, der selbst das Leben in einer Schlacht für Schwächere gegeben hatte, Enkel des bekannten Cathair Narrok Llstobhar, welchem er den eigenen Namen verdankte und welcher stets als leuchtendes Beispiel und Lichtbringer der kleinen Insel Tiaresh fungierte um etwas aufzubauen, was heute noch ein feines, kleines und anheimelndes Stück Heimat bedeutete.
Ja, wo war er... was tat ER, Cathal Llastobhar, der doch schon im zarten Alter von fünf Jahren den feurigen Schwur aussprach, das Erbe seines Großvaters uns Vaters zu wahren?

Er nutzte die hohen Tugenden, welche man ihm mit Mühe, Disziplin und Liebe in die Seele gepflanzt hatte, nur für sich. Verschloss all das und lebte ein ruhiges Leben als Hauptmann einer kleinen Wacht auf einer unbedeutsamen Insel, welche Ruhe und Frieden scheinbar gepachtet hatte.
Es würde all die kommenden Jahre nicht anders werden, sein Schwertarm würde träger und rostiger werden, vielleicht würde sich der junge, einst so kühne Mann, mit dem stetig bengelfrechem, verschmitzen Lächeln und dem Entdeckerwesen des geliebten Großvaters nun zu einem fettleibigen, faulen Landsitzniederadeligem wandeln.

Dann konnte er weiterhin auf Tiaresh sitzen und sich glücklich schätzen nie über den Rand des eigenen Tellers geblickt zu haben um all die Momente in welchen man ihn und seinen Schwur vielleicht außerhalb der Grenzen seines Heimatlandes, vom Meere abgeschnitten und isoliert von Leid und Leben, gebraucht hätte getrost ignorieren können.
Ächzend verbarg er kurz von Scham und Schmerz gebeutelt das feine, junge Gesicht in den Händen. Wurde er weich? Ein geckenhafter Schönling, der abgesehen von der optischen Verwandtschaft nichts mehr mit seiner Familie gleich hatte? Weder die Gabe Eluives, welche ihn nie in dem Maße offenkundig zugänglich war, wie Eion und dessen Kindern, noch die helfende Hand, welche nun die jüngeren, schwächeren Mitglieder der Llastobhars zu Tiaresh bewiesen?
Die Worte kamen ihm doch damals so leicht über die Kinderlippen...


„Ich, Cathal Llastobhar, Sohn des Lachlainn Conneal Llastobhar, Enkel des Cathair Narrok Llastobhar, schwöre hiermit feierlich, dass ich nun mit dem Tode meines Vaters dessen Weg fortsetzen werde und mich in Pagenausbildung begeben werde, sobald es mir möglich ist...“

Tränen standen ihm in den hellen, großen Kinderaugen. Zuallererst Tränen der Wut und der Verzweiflung, da ihm Onkel Eoin versucht hatte gut zuzureden, als sie nun am Grabe seines Vaters standen und Cathal begriffen hatte, dass der Tod etwas endgültiges war. Dann auch Tränen der Angst und des Schmerzes, als er nun die Blicke seiner Mutter und des Onkels, welcher doch selbst erst vor wenigen Mondläufen die eigene Frau verloren hatte, auf ihm mit Kummer liegen spürte. Zuletzt jedoch waren es auch Tränen des Stolzes und der Erkenntnis, als sich mit seinen kindlichen, grimmigen Schwurworten ein klarer, deutlicher Pfad vor ihm öffnete, der ihm schon mit den ersten tapsigen Schritten so vertraut war und mehr als alles andere richtig erschien.
Eion und Mutter Ione hatten ihm den Wunsch stumm gewährt, so überzeugt waren die Worte des Knaben Cathal in deren Ohren wiedergehallt und es hatte wenige Wochen gebraucht bis ein alter Kamerad seines Großsvaters Cathair und zugleich ehemaliger Kommandant der kleinen Tiaresher Wacht, welche Cathair gegründet hatte, sich bereit erklärte den Enkel seines Waffenbruders zusammen mit dem eigenen Enkel, ein Bursche namens Shean Levall, der bald ein guter Freund wurde, auszubilden.

Zugegebenermaßen, diese Ausbildung war alles andere als hochoffiziel, galt der alte Wachmann Urso Levall doch nicht mal als Inseladel oder sonst irgend politisch wichtig angesehen wurde... zumindest nicht ausserhalb des kleinen Eilandes. Jedoch lernte Cathal bis zum vierzehnten Geburtstag fast fieberhaft die Regeln der Etikette, den Umgang mit einer großen Variable an Waffen und nicht zuletzt die Tugenden zu wahren, welche ihm so sehr ans Herz gewachsen waren und sich im Einklang mit all dem, was Temora für ihn bedeutete, befand.
Einige Stunden musste er auch gezwungenermaßen mit der Laute oder der Harfe verbringen und während die bleichen Finger über all die Seiten zupften um meist einen verqueren Missklang hervorzurufen, so wanderte sein Geist weit fort von den schiefen Tönen in die Zukunft, welche ihm klar und deutlich wie der betretene Pfad erschien.


Vermutlich hatte er dieses Ziel aus den Augen verloren, als man ihm im jungen Alter von vierzehn Jahren schließlich den ersten Posten in der Wacht anbot. Fiebernd arbeitete er ab da an seine Wochenläufe in der kleinen und einzigen Stadt Tiareshs und konnte seine Abende wieder im trauten Beisammensein der Familie verbringen. Die Zwillinge wuchsen ihm binnen kürzester Zeit so sehr ans Herz, als wären die beiden seine unmittelbaren Geschwister und in Eion fand er eine Art distanzierte Vaterfigur, deren gestrengen, doch ebenso gütig-besorgten Blick er in den folgenden Jahren noch oft zu spüren bekam.
In dieser Idylle stieg Cathal auf, stetig, gerade was die Posten in der Wacht betrafen. Nun nannte man IHN Kommandant und sein alter Freund Shean war der treueste und loyalste Stellvertreter, den man sich wünschen konnte. Er, Cathal Llastobhar, hatte eine ehrenvolle Aufgabe in seiner Heimat übernommen und wurde hoch angesehen, es hatte ihn nicht gekümmert, dass all dieser Ruhm und dieser Frieden nicht mehr galten, sobald er auch nur einen Schritt ins Meer über den Boden der Insel hinaus machte. Das Ziel, sein Licht, hatte er aus den Augen verloren und in den friedvollen, angenehmen Tagen vergessen... bis... bis jetzt.

Unas Gesicht wirkte bleicher als je zuvor, doch ihre nebelfarbenen Träumeraugen strahlten nun wacher, forscher und weiser als je zuvor. Sie hatte so viel mehr gesehen und verstanden, als er es sein Leben lang in der stets friedlichen Gemeinde der Wachmannen nie sehen würde.
Viljos Züge wirkten ernster, erwachsener und obwohl er selbst wusste, dass der Jüngere noch längst nicht mit seiner Waffenfertigkeit mithalten konnte, so war ihm nun auch schamhaft bewusst, dass Viljo trotz allem einen hohen Einsatz für das Leben anderer ins Spiel gestellt hatte. Lachlainn wäre stolz auf seinen Neffen und seine Nichte gewesen, doch nicht auf seinen Sohn...

Erneut spürte Cathal den Druck auf seiner Brust und gab mit einem weiteren Keuchen hastig die Luft aus den Lungen. Es war doch noch nicht zu spät! Schwammig hatte er längst begriffen, was man von ihm erwartete, was Vater und Großvater, ja sogar die lichte Herrin, vielleicht von ihm gehofft hätten:

Nun galt es neu anzufangen! Den ruhigen Ruhm absetzen und die Schritte über die eigenen Ländereien hinaus zu wagen, auch mit dem Wissen, dass er sich alles nochmals neu erarbeiten musste. Kein Titel, keine Ausbildung, kein Name galt fernab auf Gerimors festem Lande und er, Cathal Llastobhar, war nicht mehr als ein junger Mann, den ein Hauch bengelhafter Frohsinn und Spitzbubennatur umgab, sowie das Aussehen eines unfähigen Schönlings. Es war dann an ihm zu zeigen, dass diese beiden Gesichter noch längst nicht den Cathal ergaben, der er im Grunde war.
Es war an ihm zu beweisen, dass dieser Bengel, dieser Schönling ein tugenhafter Krieger sein konnte, der wie seine Vorväter eine schützende, helfende Hand und ein kleines Licht in dunklen Zeiten sein konnte.

Cathal Llastobhar, der Neuanfänger, starrte noch lange in die schneebedeckte Winterlandschaft und dankte innerlich der Lichtbringerin, welche ihm aus der glitzernden, weißen Pracht zuzublinzeln schien. Erst als er sich mit einem innbrünstigen, doch längst wieder verschmitzten Stoßgebet dafür bedankt hatte, dass man ihm den Schleier von den Augen genommen hatte, machte der junge Mann mit viel Schwung in den beflügelten Schritten kehrt vom Fenster und begab sich in die eigenen Räume – um zu packen....
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