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Alpträume - die Erinnerungen eines Kriegers
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Alpträume - die Erinnerungen eines Kriegers
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Garrett Ryvaendl





 Beitrag Verfasst am: 25 März 2012 00:30    Titel: Alpträume - die Erinnerungen eines Kriegers
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15. Eisbruch 255, nach alathairischer Zeitrechnung.

Langsam brach die Nacht herein, die Schatten nahmen zu und verschlangen die Welt. Nebelschleier legte sich wie ein Grabtuch über die Felder, als wisse er genau von den Leichen die in den Tiefen des Erdreichs vermoderten. Gefallene aus alten Kriegen, Kämpfer für eine höhere Sache. Sie alle verrotteten in der Erde. Wurden Nahrung und Lebensraum hunderter Mikroorganismen. Ein totes lebendiges Biotopia. Ihr Tod war der Boden neuen Lebens. Der fruchtbare Dünger der Welt.

Ruhe legte sich über die Welt, nach und nach wurden die hektischen Stimmen des Tages verschlungen. Stille. Die Stille der Nacht. Schnell leerten sich die Straßen von den üblichen Reitern, Händlern und Kutschern. Nur ein einsamer, ergrauter Bauer trieb seinen Karren durch vom Regen aufgeweichte Straßen, die den Namen nicht im geringsten verdient hatten. Seine Glieder schmerzten, der kalte Wind peitschte ihm ins Gesicht, die Finger die schon seit Stunden die Zügel der alten Stute hielten wurden langsam steif. Er hatte den Tag auf einem der größeren Märkte verbracht, hatte sein Getreide verkauft und einen guten Preis gemacht. Müdigkeit machte sich in ihm breit, kämpfte darum die Oberhand zu gewinnen. Die Augenlider wurden allmählich schwer. Schlaf. Schlaf. Das laute Wiehern und Aufbäumen seines Pferdes riss ihn unsanft aus seinen Träumen. Da war eine Gestalt, eine dunkle Gestalt am Wegesrand. Ein fast vom Nebel verschluckter Schemen. Der Alte rieb sich durchs Gesicht. Angst stieg in ihm auf. Mit zitternden Lippen rief er in die Dunkelheit. Doch das was aus seiner Kehle drang war eher ein heiseres, verwaschenes Jammern denn ein Rufen. "W-wer ist da?" Der Schemen wandte sich zu ihm um. Langes weisses Haar wehte im Wind, ein unangenehmes, kantiges Gesicht blickte ihn an. Die Gestalt musterte den Alten einige Sekunden, Sekunden die dem durchgefrorenen Bauern wie eine Ewigkeit vorkamen. "Ich bin auf der Durchreise, wäre es vielleicht möglich das ihr mich ein paar Meilen mitnehmt?" Eine tiefe, müde Stimme, bedacht so freundlich wie ihr möglich zu klingen. Wer war dieser Mann?
Und was würde er tun wenn er seiner Bitte nicht nachkommt? Es waren gefährliche Zeiten, die Leute starben wegen geringerem als einer verweigerten Mitfahrt. Noch immer am ganzen Leib zitternd, nickte der Alte und gab dem Schemen Antwort. "S-sicher, guter Mann. Steigt nur auf." Fast lautlos in großen Schritten näherte sich der Schemen, schwang sich auf den Karren, nahm neben dem eingeschüchterten Fahrer Platz und reichte diesem lächelnd, die in dunkle Handschuhe gehüllte Hand. "Garrett Ryvaendl.", stellte sich der Fremde in all seiner Höflichkeit vor. Der alte Bauer stutzte, das Gesicht des Fremden es war jünger als er annahm, sicher war es von einigen Narben gezeichnet doch zu jung für dies weisse Haar. Als ihm sein Starren auffiel, räusperte er sich, sah wieder auf die Straße vor ihm und gab der Stute den Befehl weiter zu traben. Weißes Haar. Nur Garrett kannte den Grund dafür. Nur er wusste von den Kräutermixturen, den alchemistischen Tränken, die er in fast tödlichen Dosen zu sich nahm. Sie ließen ihn seine Dämonen vergessen, ließen ihm die Chance zur Flucht. Der Flucht in einen traumlosen dunklen Schlaf ohne Erinnerungen. So farblos und grau er im inneren durch seine Vergangenheit wurde, so farblos und grau machten ihn am Ende die Drogen. Ein ausgemergeltes müdes Gesicht, Augen die sich hinter dunklen Ringen verbergen und weisses pigmentloses Haar. "Ihr seid zu später Stunde unterwegs, ich hätte nicht gedacht das ich nach Sonnenuntergang noch ein freundliches Gesicht auf dieser Straße treffen würde.", versuchte Garrett das Eis und die Anspannung zu zerbrechen. "I-ich bin Bauer, MiLord. I-ich k-k-komme vom Markt in..." "Nenn mich nicht so." "W-wie?" "Ich bin kein MiLord, ich bin nicht besser als der nächste Bettler." "J-ja, wie ihr wünscht, Mi- mein Herr."
Der Bauer nickte hastig und wich ein Stück zurück, seine Anspannung war noch immer spürbar. "Du bist also Bauer, richtig?" "Ja, mein Herr." "Liegt dein Gut hier in der Nähe?" Der Alte nickte abermals. "J-ja, mein Herr. Etwa eine Meile von hier. I-ich bitte euch wir haben nicht viel, ich habe Frau und Kinder. Verschont mich." Warum dachte dieser alte Narr nur das ihn töten will?, fragte sich Garrett, aber er war es gewohnt, dass die Leute ihm mit Argwohn begegneten. Er atmete aus, seufzte leise, fast nur für ihn hörbar und erklärte dem Bauern anschließend ruhig und langsam, dass er nicht vorhabe ihn zu töten. Das er seinen Lebensunterhalt mit der Jagd auf Ungeheuer verdiene und eben einen Hof von gierigen Goblins befreite und nicht vor habe ihm oder seiner Familie ein Haar zu krümmen. "Ehrlich gesagt, könnte ich sogar deine Hilfe gebrauchen.", erklärte sich Garrett. "Ich hörte von einer alten Ruine in der Nähe der Klippen, weisst du wo das ist?" "Sicher, ich würde euch aber nicht raten zu dieser Stunde die Ruinen aufzusuchen. Es heisst das die weisse Frau, der gequälte Geist einer in der Hochzeitsnacht ermordeten Frau diesen Ort heimsucht. Ein Vetter von mir hat Sie dereinst gesehen, ihm ist das Blut in den Adern gefroren." Die Leute erzählten viel. Vor allem erzählten Sie Unsinn. Früher war er einst an diesem Ort gewesen, wegen seiner Abgeschiedenheit und Ruhe. Nie zuvor hatte er etwas von einer weissen Frau gehört. Doch Gerüchte haben eine eigene Magie, kaum tauchen Sie auf, gab es sie schon immer.


Blitze zucken über den Nachthimmel, ihr grelles Licht gibt den moosbewachsenen Steinsäulen der Ruinen verzerrte Formen, ähnlich riesger Knochen die aus dem nassen Erdreich ragen. Umgestürzte Säulen, Überreste von Mauern die den alten Standpunkt des Tempels erahnen ließen waren im Halbkreis um einen alten von Efeu überwucherten Brunnen
verteilt. Wind heulte wie ein Klagen der Toten durch die Mauern, erzeugt gespenstisches Jaulen. Eine Kriegerin stapfte, die Hand auf dem Schwertknauf der in der Scheide an ihrem Gürtel hängenden Klinge durch die engen Gassen aus Schutt hindurch zu der Klippe, unter der sich in tiefem Grollen die Wellen brechen und gegen die scharfen Felsen des Riffs schlagen. Der Regen wurde stärker, traf trommelnd auf ihren Brustharnisch. Sie ignorierte es, ignorierte die Kälte, spürte sie nicht. Der Regen hatte inzwischen ihr blondes Haar durchnässt, ließ es dunkler, fast kupfern wirken. Die Kälte tief in ihre Lungen ziehend, strich sie sich mit der linken die nassen Strähnen aus dem Gesicht hinter ihre Ohren. Ein Blitz fuhr durch die Wolkendecke, gefolgt von einem bedrohlichen Donnern welches sich an den Mauern brach und verzerrt wieder hallte wie ein Drohen der Götter.

Mit durchnässten Stiefeln stapfte der weissharige Krieger durch den aufgeweichten Waldboden, kletterte über einige umgestürzte Bäume hinweg und trat zwischen 2 Sträuchern hindurch auf die Lichtung. Blinzelnd ob des ihm entgegen peitschenden Regens erblickte er die Ruinen der alten Tempelanlage. Sein Umhang, sein Harnisch, ja seine ganze Kleidung hatte sich inzwischen vollgesogen vom Regen. Er hasste es. Durchnässt bis auf die Knochen ging er langsam voran, versank bei jedem Schritt leicht im schlammigen Boden. Ein Salamander der auf dem Kopf einer umgestürzten Statue lag beäugte ihn skeptisch und entschied sich als er schweren Schrittes näher kam für die schnelle Flucht ins hohe Gras.
Garrett ließ seinen Blick über die Ruinen, die zerbrochene Vergangenheit hinweg schweifen.
Geister. So ein Unsinn. Hier ist weit und breit kein Zeichen von der weißen Frau. Ein Blitz. Eine gleißende Gestalt. Weißes Licht. Oder gibt es Sie doch? Das helle Licht verschwindet und gibt das Gesicht der weißen Frau Preis. Seine Lippen verformen sich zu einem angewiderten Lächeln. Laina. Er kannte Sie, hatte ihr einige Narben zu verdanken. Erinnerungen zuckten wie grelle Blitze vor seinen Augen auf. Er erinnerte sich an ihren letzten Kampf, erinnerte sich an ihre Worte über den Abschaum den Sie zum Vergnügen tötete. Schwächere, in ihren Augen unwürdig zu leben. Ja, Sie hatten schon einmal die Klingen gekreuzt. In dieser Nacht vor den Toren Bajards. Auch Sie erkannte ihn und verzichtete spontan auf unnötige Höflichkeiten, griff auf ihren Rücken und zog den Zweihänder, der schon der Tod so vieler Unschuldiger war aus der Scheide. Garrett ihrer Liste hinzuzufügen würde ihr ein Vergnügen bereiten, dem so schnell nichts nachkommen würde. Garrett ging einige Schritte rückwärts, bis er festen Stand auf einer umgefallenen Mauer fand. Der schlammige Untergrund würde ihm das Kämpfen erschweren, er musste flink sein. Sein Vorteil lag in seiner Schnelligkeit, er wurde von keinem Panzer behindert. Doch durfte er auch nicht übermütig werden, ein Treffer von ihrem Zweihänder und die dunklen Raben würden sich seiner annehmen.“Also stimmt es doch dass jegliches Gewürm bei Regen an die Oberfläche kriecht um zertreten zu werden.“, sprach Sie mit kalter Stimme in welcher eine tiefe Verachtung mitschwang. Garrett ließ sich davon nicht weiter anstacheln, doch hielt er sie im Auge, im Fokus. Es war nur eine Frage von Sekunden wann Sie zum Streich ansetzen würde. „Und was ist mit dir? Suhlen wir uns wieder im Blut von Bettlern und Waisen?“ Ein kaltes Lachen erklang als Antwort. „Wie lustig so etwas gerade von dir zu hören. Weisst du ich habe mich über dich erkundigt, ich erkundige mich über jeden meiner Feinde. Warum hältst du dich so verbissen für etwas besseres? Du bist nur ein Hund, der für jeden abgenagten Knochen seine Würde verkauft. Ein heruntergekommener Söldner, der zu vergessen versucht wo sein wahrer Platz ist. Tief in deinem inneren, hinter deinem falschen Vorhang aus Idealen, weisst du es, du bist ein Sklave. Du bist ein Werkzeug. Du bist wertlos.“
Er bleckte die Zähne einem Wolf gleich, seine Hand fuhr langsam auf seinen Rücken um nach dem Knauf seines Diamantschwertes zu greifen.“So, will das Hündchen also spielen? Na dann werfen wir doch mal den Knochen!“, noch während Sie die Worte sprach setzte Sie zum Sprung an, die Klinge über ihren Kopf gerissen. Garrett zog das Schwert, verlagerte das Gewicht auf sein rechtes Bein und parrierte den Schlag, lenkte ihn nach rechts ab, die Wucht des Angriffs brachte ihn leicht ins schwanken. Ihre Blicke trafen sich, ihre kalten blauen Augen bohrten sich in die seinen. Sie wollte ihn ergründen, wollte diesen Kampf genießen, wie sie guten Sex genoss. Und er würde Sie spüren, intensiver als es die meisten Männer je würden. Er würde spüren wie sich ihre Hände um seinen Hals legen, wie sich ihre Augen in die seinen bohren und sich daran ergötzen wie sein Licht erlischt, wie der Blick in seinen Augen langsam stumpf und verschwommen wird. Sex und töten. Das Beenden von Leben konnte genau so erfüllend sein, wie das zeugen. Garrett hingegen fand wenig Spaß am töten, er hatte schon genug Blut vergossen dass es für 2 Leben reichte. Doch er wusste, dass er den Frieden nach dem er sich so sehnte, nie erfahren würde. Alles ist dazu verdammt zu sterben. Ohne Ausnahme. Der Wind drehte, blies Laina entgegen, blähte ihren Umhang auf und ließ ihn hektisch wehen. Schon bald würde der Sturm über Sie hereinbrechen. Erneut setzte Sie zum Schlag an, dieses mal parierte er zu spät, rutschte auf dem nassen Untergrund und fiel zu Boden. Die Chance für Laina und Sie würde sie sich nicht entgehen lassen, Sie warf sich auf ihn, hob die Klinge über ihren Kopf und fand auf seinem Brustkorb Platz. „Nun wirst du sterben und vergehen. Ich werde dich verbrennen mit meinem Feuer. Du wirst Asche werden. Kein namenloses Grab. Nein, nicht für..“ Ein fester Schlag traf Sie in der Nierengegend, er griff nach ihren Oberarmen und riss sie nach hinten, drückte Sie in den schlammigen Untergrund. Der Regen lief sein Gesicht herunter, tropfte auf das ihre. Ihr Oberkörper hob und senkte sich schnell, bebend vor Wut, vor Erregung. Ihr Atem kondensierte in der kalten Luft. Mit zusammengebissenen Zähnen blickte Sie ihn an, blickte ihn das müde Gesicht des weissharigen. So lag Sie unter ihm im Schlamm, ihre Hände wühlten sich durch ihn hindurch, versuchten ihr Schwert zu fassen zu kriegen. Garrett verhinderte es indem er das Schwert nahm und es außerhalb ihrer Reichweite schleuderte. Das Gewicht des Zweihänders schmerzte in seinen Muskeln. Sie schrie, fluchte, spuckte ihn an. Ihre Hand ballte sich zusammen und fand im Dreck unter ihnen etwas anderes. In einer schnellen Bewegung schlug sie ihm mit dem Stein auf den Hinterkopf, er sackte zusammen, fiel auf ihren Körper. Sie holte Luft, saugte die kalte, feuchte Luft in ihre Lungen, ehe Sie ihn von sich drückte, dann versuchte sie langsam wieder auf die Beine zu kommen. Garrett lag vor ihr, sein Gesicht lag im Dreck. Wie passend für einen Wurm. Sie verzog den Mund und trat ihm mit ihrem Stiefel hart in den Bauch. Er krümmte sich, stöhnte. Nun war es an der Zeit das Spiel zu beenden, den Hund zu richten. Langsam ging Sie von ihm weg, ihr Blick fand ihre Klinge, den Zweihänder im hohen Gras nahe der Klippe wieder. Sie würde ihn vierteilen, ihn ausweiden und er würde um Gnade winseln. Erschöpft bückte sie sich nach ihrem Schwert, hob die schwere Waffe vom Boden auf, sah über ihre Schulter zu Garrett, der sich langsam auf den Bauch drehte und versuchte aufzustehen. Sie drückte sich vom Boden ab und der Sturm brach herein. Das aufgeweichte Erdreich forderte sein Opfer, rutschte und brach ab. Laina verlor das Gleichgewicht fiel nach hinten, bekam in letzter Sekunde noch eine Wurzel zu greifen. Unter ihr fiel das Erdreich, fielen Steine in die See. „Nimm meine Hand.“ Was? Wieso tat er das? „Nimm meine Hand verdammt noch mal!“ Wieso sollte er sie retten wollen? „Komm schon, gib mir deine andere Hand!“ Dieses Gesicht, dieses müde Gesicht, es sorgte sich. Um mich?
Garrett rutschte auf dem Bauch näher zur Klippe, streckte seine Hand soweit es ihm nur möglich war nach ihr aus. „Das Leben ist keine gerade Straße, sie ist ein verzweigter Weg.“ „Hör auf zu reden und gib mir deine Hand.“ „Ich..“ „Mach schon!“ „...habe das alles nicht gewollt.“ Ihre Augen schlossen sich langsam, ein letztes Ausatmen und sie ließ los, flog ihrem
Ende, ihrer Erlösung entgegen und verschwand in der Dunkelheit der See. Noch lange blickte Garrett in die Tiefe, suchte nach einem Zeichen von ihr, doch Sie war verschwunden. So starb Sie also. Laina Celeste, Trabant der rahaler Stadtwache, in den Tiefen der Meere, in der Dunkelheit ihrer eigenen Nacht. Ruhig stand Garrett am Abgrund, blickte zum Horizont.
Ein namenloses Grab sagte Sie. Er griff nach ihrem Schwert und rammte es in den Boden.
Dein Grab. Dann drehte er sich um und ging.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 12 Jun 2013 22:21, insgesamt 5-mal bearbeitet
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Garrett Ryvaendl





 Beitrag Verfasst am: 25 März 2012 00:43    Titel:
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Garrett!

Verschwommene Schatten vor meinen Augen, alte Freunde, sie sind wieder bei mir. Warum sagt ihr nichts? Warum seht ihr mich so leer an?

Garrett!

Meine Augen schmerzen, mir ist schwindelig. Der Nebel wird dichter. Wie ein Schleier legt er sich über die Umgebung und verhüllt alles. Das denken fällt mir schwer. Wo bin ich?

Garrett!

Hände, Sie greifen nach mir, versuchen mich zu sich zu ziehen. Lasst mich los.
Etwas materialisiert sich. Etwas festes. Rauh und hart. Ein Baum. Alt und brüchig wie ich selbst.


Garrett, wach auf!

Meine Hände ertasten die raue Struktur der Rinde, bis ich auf etwas warmes stoße.
Aus einem kleinen Spalt in der Rinde störmt warmes dunkles Blut über meine Hand.
Der Geruch von Moos, vermischt mit Blut und Tod dringt mir in die Nase. Mir wird schwindelig.


Er hört dich nicht!

Meine Hand gleitet in den Spalt. Dunkles Blut und Eingeweide. Ich reisse ein großes Stück Rinde aus dem Baum. Grauen. Aus einem Fluss aus Blut schaut sie mich an. Blasse Haut, leere Augen. Ein liebliches totes Gesicht.

GARRETT!!


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 27 Dez 2012 01:18, insgesamt 3-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 26 März 2012 20:55    Titel:
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Lichter flackern durch das Dunkel des Raumes, erleuchten karge Wände, an denen Tapeten in Fetzen hängen. Jemand läuft auf und ab. Schritte hallen weit durch den Korridor des Gebäudes. Schon lange lebt in diesem Haus niemand mehr außer der Geister und der Bettler die hier Unterschlumpf suchen. Nachts, wenn alles schweigt, kann man sie hören - die Leere, die in den Fluren liegt. Er kommt! Stimmen zerschneiden die Stille. Doch sprechen Sie mir unbekannte Worte. Ich spüre Blicke auf mir. Augen in der Dunkelheit. Angst und Panik in nicht vorhandenen Augen. "Du spürst es auch, nicht wahr? Oh ja und wie du es spürst! Was meinst du ob er Lust hat mit mir zu spielen?" Lautes Atmen in der Finsternis. "Du wirst spielen! Du wirst spielen!"



Datum: 26. Lenzing 255

Langsam kriecht das Tageslicht über die Dächer der Häuser hinweg, bricht sich in den Fenstern der Läden und scheint in die Stuben und Wohnzimmer der Anwohner. Ein einsamer, streunender Hund auf der Suche nach Futter streift durch die Gassen. Schnüffelt hier, schnüffelt dort. Bis seine Nase ihn schließlich zu einem stinkenden Sack bringt, den irgendjemand mitten auf der Straße entsorgt haben muss. Die feuchte Nase drückt sich gegen den Sack. Schritte hallen von den Häuserwänden der kleinen Gasse. Das Licht das durch die Unterführung dringt verleiht der Gestalt einen bedrohlichen Schatten und macht Sie zu einem näherkommenden Riesen. Langsamen Schrittes nähert sich der Schatten dem weggeworfenen Sack. Man kennt sich. Finger tasten nach dem Puls des Abfalls. Er ist schwach. "Komm schon, Garrett! Steh auf" Glasige Augen blicken dem Schatten teilnahmslos entgegen. " Was ist los Roberto? Hat er es endlich geschafft sich umzubringen?" "Er lebt noch." Glasige Augen schauen dem Schatten entgegen. "Der ist doch total weggetreten. Hat sich bestimmt wieder ins Koma gesoffen, der Penner." Die Hand öffnet sich und eine Flasche rollt über die Pflastersteine hinweg. "Was? Das hast du getrunken? Bist du völlig locco? Ich werd dich zu einem Heiler bringen, Kumpel."


"Aufwachen, ich bezahl dich nicht um zu schlafen wie ein Penner", die wütende authoritäre Stimme des Stadthalters drang an sein Ohr. Langsam öffneten sich die Augen des Kriegers, ruhig und besonnen musterte er den pelzbehangenen Mann. Der buschige Bart, die knollige Nase, der fette Bauch. Ja, er konnte es sich gut gehen lassen. Es war der erste Auftrag den Garrett seit langem bekommen hatte. Eine einfache Treibjagd nach Wölfen, die von der Tollwut befallen wurden, hatte man ihm gesagt. Tollwut. So ein Blödsinn. Garrett wusste das und auch der fettbäuchige Stadthalter vor ihm wusste das. Schade für die Treiber, dass Sie es nicht wussten. Es waren keine Wölfe, die die Bäuerinnen auf dem Feld rissen. Es waren keine Wölfe, die des Nachts in den Straßen töteten. Wölfe mieden die Stadt. Es war etwas anderes.
Die Opfer waren zu gezielt ausgesucht wurden, junge Bäuerinnen die sich einen Nebenverdienst in den Hosen hoher Adliger suchten. Armut trieb die Leute zu vielen Dingen.
"Hört du mich nicht du dreckiger Madensack, du sollst aufstehen hab ich gesagt! Wer hat dir überhaupt erlaubt die Gruppe zu verlassen und hier in der Gosse zu schlafen wie ein Bettler?"
"Es ist hier" "Was redest du da? Du sollst gefälligst antworten" Ein lautes Brüllen drang an mein Ohr. Tief, guttural, unmenschlich. "Was zum? Was war das?" Ich erhob mich und griff auf meinen Rücken, das Schwert glitt aus der Scheide. "Ich bin der Landvogt, du musst mir dienen, ich habe dich bezahlt also wirst du mich auch vor ihr beschützen." Es war also eine Frau. "Hast du gehört, das war ein Befehl!" Ein Schatten klettert über die Häuserdächer hinweg, Dachziegel fallen herab, brechen in tausend Scherben. Sie spielt mit uns. "Sie haben hier kein Kommando, MiLord."


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 27 Dez 2012 01:18, insgesamt 4-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 26 März 2012 23:02    Titel:
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"Er ist fiebrig, wo sagt ihr habt ihr ihn gefunden?, die junge Magierin spricht ruhig, versucht ihre Besorgung zu verbergen. "Er lag bewusstlos in der Gosse. Das hier hat man neben ihm gefunden." Einer der Anwesenden holt die grünliche Flasche hervor, welche noch vor wenigen Stunden in Garretts Hand lag. "Das hat er getrunken?" Die Heilerin erkannte das Siegel, es war ein starkes Anästhetikum, welches man für Operationen am offenen Körper verwendete. Die Dosierung war dabei sehr wichtig. Nur ein wenig zu viel und der Patient fällt in eine Art andauerndes Wachkoma, aus dem nur die wenigsten wieder erwachen. Verdammter Narr, warum hat er das getan? Er sprach von Alpträumen, von Halluzinationen. Oder war es etwas anderes? So labil war Garrett nicht. Sie hatte noch nie gesehen, dass er sich in Drogen verlor.
Doch da lag er nun, starrte mit glasigen, teilnahmslosen Augen an die Decke und reagierte weder auf Rufe, noch auf Gewalt wie einer seiner wenigen Freunde bald merken musste, der immer wieder in unregelmässigen Abständen seinem Kompanion eine feuerte. Wo war Garrett nur hin? Sie wurde das Gefühl nicht los das er sich in sich vergrub. Tief in seinen Erinnerungen. Tief im Nebel. Stimmen drangen an ihr Ohr. Man diskutierte vor dem Haus, es klang fast wie das Überbieten des anderen bei einer Wette. Die Leute unterhielten sich über Garrett, ob er sterben würde. Einige meinten er hätte es verdient, er wäre sündig. Die Heilerin runzelte die Stirn und sperrte die Stimmen aus ihrem Kopf, konzentierte sich nur auf den Verwundeten vor ihr. Seine Augen bewegten sich schnell. Irgendetwas passierte.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 12 Jun 2013 22:13, insgesamt 4-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 26 März 2012 23:27    Titel:
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Augen in der Finsternis. Rot und bedrohlich bohren sie sich in deinen Verstand. Die Bestie fixierte Garrett, fixierte die das Sternenlicht reflektierende Klinge in seiner Hand. Schnaubend scharrte sie mit der enstellten Klaue, setzte zum Sprung auf das nächste Häuserdach an, verfehlte es um ein Haar und knallte laut krachend in einen alten mit Stroh beladenen Karren.
"Du bist aber echt 'ne Schönheit, Süsse. Na komm schon, du brauchst dich doch nicht verstecken." Laut brüllend brach das Biest aus den Überresten des Karrens hervor. Holzsplitter und Stroh flogen krachend umher, als der Karren gänzlich zu zerbersten begann. Die Bestie war stark, die Muskeln zeichneten sich klar am von eitrigen Beulen übersähtem Körper ab. Die Schnauze war länglich und spitze blutverschmierte Zähne bleckten den Krieger an, fauchten provozierend, wütend. Der Krieger blieb ruhig und schritt kleine Halbkreise um die Kreatur, zeitgleich stellte er sich vor wie die Frau vor ihrem Fluch, vor ihrer Verwandlung ausgesehen haben mag. War sie hübsch gewesen? Hatte Sie Familie?
Die Hinterbeine der Kreaturen spannten sich zum Sprung, Garrett war gerade noch in der Lage einen Ausfallschritt zu tätigen um nicht von dem wuchtigen Körper der Bestie zu Boden gerissen zu werden. "Na los doch, töte Sie! Töte die Hure!" Die kreischende Stimme des Stadthalters drang an sein Ohr. Doch kaum hatte er seinen Satz beendet, setzte die Bestie erneut zum Sprung an, Garrett versuchte den Weg zu kreuzen, schnitt mit dem Schwert durch die graue Haut der Kreatur, stinkendes Blut spritze ihm entgegen. Doch es war zu spät. Knackend durchtrennte die Kreatur den Körper des Mannes, der röchelnd sein eigenes Blut erbrach.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 12 Jun 2013 22:23, insgesamt 3-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 26 März 2012 23:52    Titel:
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"Er krampft, helft mir ihn zu fixieren!"

Langsam rutschte der zerteilte Kadaver die Häusermauer herab, wo sich die Bestie sofort darüber herzumachen versuchte. Mit einem lauten Knacken zersprang der Schädel durch die Gewalt des riesigen Kiefers der Kreatur. Garrett griff in seine Tasche und holte eine kleine Pfeiffe hervor, das Signal für seinen Begleiter. Der junge Priester wollte ihn unbedingt begleiten, seit er ihn vor einer Bande Herumtreiber und Diebe gerettet hatte. Dies hier würde seine Reifeprüfung sein, Garrett hoffte innig er würde stark genug sein den Fluch zu brechen. Wie hasste er es, wenn er töten musste. Er rammte das Schwert in ein Monster und hielt ein junges Mädchen in Armen. Wie hasste er es, wenn Sie ihn aus der Stadt jagten. Mörder. Wie wenig sie doch wussten. Ein zweites Pfeiffen ertönte, das Signal war verstanden worden. Nun war es an dem Jungen zu handeln. Das mit schweren Gewichten beschwerte Netz wurde geworfen, die Kreatur schrie auf, versuchte die Seile zu zerreissen. Garrett trat ihr gegen die Schläfe und setzte anschließend mit einem Fausthieb gegen den Hals nach. Die Kreatur röchelte. "Löse den Fluch! Tu es!"


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 26 März 2012 23:52, insgesamt einmal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 27 März 2012 00:54    Titel:
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Knackend verformte sich die Schnauze des Wesens, die Farbe der Augen wechselte von einem leuchtenden rot zu einem hellen Blau und wieder zurück. "Der Fluch ist zu stark, ich weiss nicht ob ich..." Die Bestie schrie, es war der Schrei eines jungen Mädchens, schmerzerfüllt, hoch, spitz. "Da ist sie! Sie haben sie! Los tötet sie!", aus einer Seitenstraße kamen bewaffnete Männer auf uns zu. "Nein, ihr dürft ihn nicht unterbrechen. Steckt die Waffen weg!" "Die Bestie muss sterben! Tötet die Hexe!" "Tod der Hure!" Der Mob kam langsam auf Garrett und den eilig Gebete sprechenden Priester zu. Der Krieger stellte sich in den Weg und schnitt mit dem Schwert einen Halbmond in der Luft als wolle er signalisieren "Bis hier hin und nicht weiter". Ein Pfeil flog knapp an seinem Kopf vorbei und zerbrach an einer Steinmauer. Garrett bleckte die Zähne und hob das Schwert über den Kopf, dann drehte er sich zu der Bestie. Das Gesicht war grausam entstellt lies aber langsam menschliche Züge erahnen. Blondes Haar kam zum Vorschein. Ein weiterer Pfeil zischte durch die Luft, dieses mal traf er die Bestie unterhalb der Schulter. Sie schrie und fiel zurück in ihrer monströse Form. "Verdammt, sie verwandelt sich zurück!" Wutendbrand riss sich die Bestie los, die Seile rissen und sie setzte zum Sprung an. Ein Speer flog durch die Luft.

"Garrett hörst du mich? Versuch dich auf meine Stimme zu konzentrieren, ich brauch dich doch, große Bruder." Der Körper des Kriegers zuckt, reagiert auf die Stimme. "Ja, hör auf meine Stimme. Komm zurück Garrett komm zurück!"

"W-wo bin ich?", zerbrechliche Hände krallten sich in Garretts Gewand. "Es...es tut mir so leid." Blut drang aus der tiefen Wunde, der Speer hatte sich glatt durch ihren Bauch gebohrt und war beim Fall auf den Boden abgebrochen. Und nun lag Sie in seinen Armen. Das vor Angst zitternde Mädchen und starb. "Ich will nicht sterben. W-was habe ich denn getan?"
"Tötet Sie bevor sie sich zurück verwandelt!" "Ja verbrennt sie" Garrett warf dem Mob einen hasserfüllten Blick zu, dann strich er dem Mädchen über die Wange, schloß die Augen und küsste ihre Stirn. Sie war tot
.

Langsam öffnen sich seine Augen. Sein Körper schmerzt. "Garrett? Garrett!" "Schrei doch nicht so." Es tut weh sich aufzurichten. "K-kann ich dir irgendwas bringen?" "Kaffee. Schwarz."


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 27 März 2012 00:56, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Garrett Ryvaendl





 Beitrag Verfasst am: 27 März 2012 13:35    Titel:
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Mit holprigen Schritten schleppte er sich nach Hause, die Glieder schmerzten, das Atmen fiel schwer. Wie so oft musste er sich selbst betäuben. Er konnte nicht zu lassen schwach zu werden, konnte nicht zulassen jemanden an sich heran zu lassen. Maria. Hmm, Sie schien nicht erfreut ihn zu sehen. Was Hayden über ihn dachte wusste er ja nun. Überrascht hatte es ihn. Wieso mag Sie mich? Ich mag mich ja selbst nicht mal. Das Schiff legte ab und die salzige Seeluft stieg ihm in die Nase. Er hatte sich ein Haus auf La Cabaza gemietet, direkt neben ihr, obwohl er ihr fern bleiben wollte. Verdammte Scheisse, sie mochte ihn. Langsam humpelte er unter Deck und warf sich in einer dunklen Ecke auf den strohbedeckten Boden.
Das Licht das durch die kleinen Öffnungen unterdeck schien blendete ihn. Was tat ihm nicht weh? Seine Augen brannten, alles war verschwommen. Würde es zu einem Kampf kommen, er wäre ein einfaches Ziel. Irgendwie wünschte er es sich. Laina. Hmm, er sah die verdammte Massenmörderin und Menschenschlächterin sterben. Er sah wie ihr Körper von der Gischt aufgenommen wurde und in den dunklen Tiefen des Meeres sein Grab fand. Sicher, sie hatte den Tod verdient. Aber er wollte nicht Henker spielen, er wollte nicht der Richter sein. Doch das Schicksal hatte anderes vor. Hustend spuckte Garrett Blut. Einer der Mitreisenden unter Deck beäugte ihn angewidert. Ja, verachte mich nur. Du kannst mich gar nicht so sehr hassen, wie ich mich selbst. Mit lautem Poltern legte das Schiff am Hafen von La Cabeza an. Hayden.
Er war wieder da. Warum? Er hatte ihr das Leben gerettet. Hatte sie vor Peter dem Letharen gerettet. Sie war dankbar, sie war nett. Sie machte es für ihn erträglicher er zu sein. Er stützte sich auf seinen Gehstock und humpelte den Steg hinab an Land. Hatte er Gefühle für Sie? Vielleicht. Er wusste es nicht, die starken Gifte und Drogen in seinem Blut vernebelten ihm die Sinne. Hunger. Im Vorbeigehen klaute er sich Obst von einem Markstand und biss in die süssliche Frucht. Er schmeckte nichts. Gar nichts. Ein kalter Wind bließ ihm ins Gesicht, er erblickte Männer die ihr Gesicht verbargen. Es erinnerte ihn an Rasven. Der Kerl war wie Pickel am Arsch, er konnte nicht mal Wasser holen ohne in seine selbstgerechte Fresse schauen zu müssen. Aber er verstand ihn. Er hatte nie Familie, nie die Gelegenheit sich als großen Bruder aufzuspielen. Wer hat das schon als Leibeigener? Er biss erneut in die Frucht, dieses mal schmeckte sie bitter. Der Kerl wird einen Tobsuchtsanfall bekommen wenn er herausfindet das ich neben ihr wohne. Wen juckts, besser von jemandem mit Potential getötet zu werden als langsam zu Grunde zu gehen und irgendwann nicht zurückzukommen aus den Rauschträumen. Er versuchte den Waldläufer einzuschätzen. Hätte er ihn töten können? Mit Sicherheit. Hatte er Lust dazu? Nein. Er wollte einfach nur seine Ruhe und vergessen. Ein losgerissenes Pferd, welches von einer Schlange aufgeschreckt wurde rannte panisch auf ihn zu. Er hörte etwas brechen und fiel hart gegen die Mauer. Es war nur sein Gehstock. Zum Glück. Sollte Rasven ihn finden, würde er wenigstens so tun wollen als würde er kämpfen.
Die alte Diamantklinge auf seinem Rücken fühlte sich diesen Morgen wie eine Last aus alten Tagen an. Stellvertrend für all die Fehler die er begangen hatte, für all die Leben die er genommen. Er versuchte aufzustehen, entschloss dich dann aber sitzen zu bleiben. Die Kraft fehlte ihm allmählich. Der Besitzer des Pferdes lief laut rufend an ihm vorbei. Müdigkeit. Erschöpfung. Er stützte sich auf sein Schwert und hiefte sich hoch. Die alte zerlumpte Kleidung war vom Dreck grau. Sicher er hatte feine Kleider. Tragen wollte er sie nicht. Er war ein Hund und er würde auch in Seide nur ein Hund bleiben. Er bog in die kleine Gasse ein die zu seinem Haus führte. Dem Rattenloch wie er es so gern nannte. Direkt neben Hanne, der frigiden alten Kuh und Hayden. Als er den Schlüssel ins Schloß steckte hörte er Sie schon. "Nicht du auch noch? Ihr bringt mich um den Verstand. Ich habe keine Lust, hier irgendwann Leichengestank im Haus zu haben und eure aufgedunsenen von Maden durchsetzten Leiber herauszutragen." Wovon sprach die alte Schachtel? Er hörte nicht hin, schritt durch die Türe ins innere, ließ sie hinter sich geöffnet und warf sich auf das alte Fell, welches als provisorisches Bett diente. Die leeren Schüssel und Teller neben ihm, ignorierte er. Seine Einrichtung war karg. Sehr karg. Möbel suchte man vergebens. Er schob sich selbst zu seiner Laute und begann zu spielen, schiefe unharmonische Töne waren die Folge. Seine Finger, sie schmerzten. Es wird Zeit für den Schnitter.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 26 Jan 2013 21:08, insgesamt 3-mal bearbeitet
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Garrett Ryvaendl





 Beitrag Verfasst am: 12 Jan 2013 15:11    Titel:
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12. Hartung 256

Der Winter war zurückgekehrt und hielt die Welt mit eisiger Hand fest umklammert als wolle er Sie zerbrechen. Scherben einer vergangenen Welt. Scherben einer Erinnerung. Weiss legte sich über die Wiesen und Felder, bedeckte die knöchrigen Äste kahler Bäume die in ihrem Totenschlaf verharrend auf den Frühling warteten. Schweren Schrittes kämpfte sich eine Gestalt durch den Schnee, den Wind der ihr kalt ins Gesicht bließ nicht spürend, nicht die Kälte die den Tod mit sich bringt. Garrett, war der Name der blassen Gestalt. Garrett Ryvaendl. Diesen Namen hatte er sich selbst gegeben, Kinder der Straße hatten keinen Nachnamen. Sein Mentor, sein Lehrmeister einst war es der ihm riet sich einen Namen zu geben. Die Leute vertrauen Namen. Namen die etwas hermachen, seriös und gehoben klingen. Außerdem vermochte der Name es den Gestank der Gosse von Garrett zu streifen. Der weisshaarige Krieger blieb vor einem umgestürzten Baum stehen, die Augen zusammengekniffen, mit der linken den Wind abwehrend sah er zurück. Zurück in eine schneebedeckte, kalte Welt. Sie war zurückgekehrt. Er atmete aus und schüttelte nachdenklich den Kopf. Sein Atem kondensierte auf der Stelle. Hayden war zurückgekehrt, die Frau die er Monate lang suchte, die ihm die Ruhe und den Frieden seiner Seele wieder zu geben vermochte. In deren Nähe er sich nicht wie der elendige Hund vorkam, den er sich selbst sah. Liebe. Er versuchte diese Gedanken von sich wegzuschieben, sich voll und ganz auf seinen Auftrag zu konzentrieren, auf das was vor ihm lag. Es lohnte sich nicht mehr zurück zu schauen, denn hinter ihm würde nichts mehr auf ihn warten. Sicher, er war froh Sie am Leben zu wissen gleichzeitig raubte es ihm die tröstende Vorstellung das Sie hinter der Nebelwand auf ihn warten würde, an dem Tag an dem sein Lebensfaden durchtrennt und der letzte Atem aus seinen Lungen schwinden würde. Nein. Sie hatte ihre Wahl getroffen und sie fiel nicht auf ihn. Er war wieder allein. Zeit weiterzugehen.

Das Schwert in der Hand schritt er die Stufen hinab in die alten Katakomben, dunkle Orte, dunkle Kreaturen. Sie würden ihm jetzt Gesellschaft sein. Fast routiniert erlegte er den ersten Untoten, der sich von der Decke auf ihn werfen wollte. Die Klinge durchdrang die Schädeldecke, bohrte sich durch das Hirn und verließ im Nacken den Körper des Monsters, welches röchelnd weiterzappelte und mit seinen scharfen Krallen nach ihm langte. Dünne Krallen, dafür gemacht das Mark aus den Knochen zu kratzen. Die Nahrung der Toten. Garrett trat der Kreatur den Brustkorb ein und zog sein Schwert aus ihrem Schädel. Einen Lidschlag später begann die Kreatur sich zu zersetzen, das faulige Fleisch wurde weiss und fiel in sich zusammen. Asche zu Asche. Er ging in die Knie, holte eine Phiole aus seiner Gürteltasche und füllte Sie mit der Totenasche, wozu sein Klient derlei Dinge brauchte fragte er nicht. Er schloss die Augen. Ihr Gesicht. Es war immer da. Ein lächelnder Schemen der ihn jagte. Die Kälte, nun spürte er Sie. Spürte ihre eisige Umarmung, verlor sich in seinen Erinnerungen. Diese wenigen Sekunden Unachtsamkeit reichten dem Ghul, er packte Garrett und schleuderte ihn durch die Gruft. Garrett prallte hart gegen die von Schleim bedeckte Wand. Sein Schwert hatte er ihm Flug fallen gelassen. Dann war es also so weit. Er würde sterben. Mit aufgerissenem Maul welches schwarze Zähne und eine lange dünne Zunge zum Vorschein brachte brüllte ihn der Untote an, ging in die Hocke und sprang auf ihn, die dünnen Finger umgriffen seinen Hals, drückten ihn zu Boden. Gelblicher Speichel tropfte aus dem Maul in Garretts Gesicht. Würde es jemandem auffallen? Würde jemand nach ihm suchen? Die bedrohlich glühenden Augen der Bestie bohrten sich in seine, fixierten ihr Opfer. Garrett würde ihre nächste Mahlzeit sein. Erinnerungen blitzen vor seinen Augen auf. An Nächte voller Wärme. Den Geschmack ihrer Lippen. Die Kreatur brüllte als wolle Sie ihrem Opfer erzählen was nun mit ihr geschehen würde. Garrett erwiederte den Schrei und brüllte das ihm die Lunge brannte, dann griff er nach ihrem Kiefer und riss ihn aus dem Schädel heraus. Die Kreatur schrie. Ein schriller unmenschlicher Schrei. Garrett nutze die Gelegenheit und schubste die Kreatur von sich weg, ergriff sein Schwert und rammte es ihr von unten in den Bauch, welcher daraufhin aufplatze und braune von schleimüberzogene Gedärme auf dem Boden verteilte. Garrett lebte. Auch wenn sein Leben fort war.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 12 Jun 2013 22:18, insgesamt 3-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 18 Jan 2013 18:29    Titel:
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La Cabeza, die Insel der Gesetzlosen. Hier hatte er einst gelebt inmitten von Abschaum vor dem er sich nicht rechtfertigen musste. Hier hatte er seine kleine Wohnung, sein Büro gehabt. Viele Monde waren vergangen seit er das letzte mal Fuß auf das kleine Eiland setzte und es würden erneut viele Monde vergehen, bis er es wieder tuen würde. Roberto hatte ihm eine Nachricht zukommen lassen, er solle sich mit ihm treffen. Und wo man Roberto finden würde war klar. Er gehörte zu La Cabeza ebenso unverkennbar dazu wie die reizenden Mädchen, die in enge Korsagen gepresst vom Balkon des Minfays zu ihm herab blickten, an den grazilen sowie überlangen Mundstücken ihrer Pfeiffen zogen und den ein oder anderen schelmisch zwinkernden Blick zu ihm warfen. Der weisshaarige Krieger ignorierte die Avancen der Dirnen. Es gab schon eine Frau die ihn um den Schlaf brachte. Leisen, langsamen Schrittes ging er durch die dreckigen Gassen La Cabezas, wich den Fischabfällen, dem Gossenkot und den Ratten aus. Bettler kamen ihm entgegen, knöchrige Finger die an seiner Kleidung zerrten und um eine milde Gabe, um etwas Geld oder Essen bettelten. Er nahm den kleinen Beutel vom Gürtel und verteilte das Gold darin unter den Bettlern ehe er sich wieder in Bewegung setzte, vorbei an seinem alten Haus, vorbei an der Tättowierstube. Hier hatte er Sie kennengelernt, dies war ihr Haus gewesen. In einer Nacht, die schon lange Vergangenheit war, hatte er Sie vor den dunklen Absichten eines Letharen gerettet. Nicht mit dem Schwert, nicht mit Körperkraft. Nein, eine List war es. Eine List die aufging. Nicht viele vermochten es einen Letharen mit einer alten Schneidereiquittung und einem Beutel voll Tee zu verscheuchen. Danach war er fast jede Nacht bei ihr. Anfangs nur aus Sorge, später aus Liebe. Er liebte sie, liebte es das Licht des Kamins auf ihrer Haut tanzen zu sehen wenn Sie in seinen Armen einschlief. Erinnerungen. Nichts weiter als Erinnerungen die schon bald verblassen werden.

Schließlich fand er sich vor Robertos Haus wieder. Geräusche drangen durch die Tür. Geräusche die es ihm nicht erlaubten einzudringen. Es gehörte sich nicht. Er würde warten bis es sich wieder gehörte. Denn das Stöhnen, der Klang des Liebesspiels, der Vereinigung zweier Körper zum Raubtier mit 2 Rücken, drang in spitzen Schreien aus dem inneren. Roberto war scheinbar vollends beschäftigt. Sein Frauenverschleiss war legendär, wie ein Elf die Pfeile in seinem Köcher, so schoss Roberto die Frauen ab, von denen er schließlich bekam was er wollte: Den Einlass in das warme Reich zwischen ihren Beinen um dort endlich sein Schiff anlegen zu dürfen, sich die Beute zu schnappen und mit der nächsten Flut wieder davonzusegeln. Garrett entschied sich ihn nicht zu stören. Er würde später zurückkehren.

"Ach, soll Sie doch diesen Rasven ficken", fluchte Roberto wild gestikulierend und drückte Garrett eine Flasche Rum in die Hand, ehe er sich in seinen Stuhl fallen ließ und die Füße auf den Tisch legte. "Es gibt genug Weiber, du findest schon eine neue." Robertos Bleibe war recht nun ja zweckmässig eingerichtet aber gemütlich. Der süssliche Geruch von Pfeiffenkraut gemischt mit Rum und dem unverkennbaren Duft einer Frau stieg ihm in die Nase. "Du hast Sie geliebt, wie? Scheisse. So wie ich Ivy." Der Blick des Rauhbeins wurde für den Bruchteil eines Augenblicks traurig und sentimental, bevor er seine Gedanken mit einem kräftigen Schluck des Gesöffs welches, so man Pech hatte, einem das Augenlicht nehmen konnte herunterspülte. Das Gesicht voll Ärger verziehend bleckte er schließlich die Zähne, blickte den weisshaarigen Söldner mitfühlend an und meinte in seiner gewohnt sanftmütigen Art "Komm, ich geb dir 'ne Nutte aus!"
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Garrett Ryvaendl





 Beitrag Verfasst am: 13 Jun 2013 00:39    Titel:
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Eine kleine Flamme in der Dunkelheit, zitternd, aufflackernd, fast scheu gegen die Dunkelheit ankämpfend. Die Nacht ist hereingebrochen und hat sich wie eine Decke über die kleine Siedlung gelegt und mit ihr kam die Ruhe, eine ungewohnte Ruhe die Garrett vom ersten Augenblick an in seinen Bann zog, er sehnte sich nach Frieden. Vielleicht auch mit sich selbst. Das hohe Zirpen der Grillen im feuchten Gras drang durch das halbgeöffnete Fenster in die kleine Kammer. Er blendete Sie aus, sah durch die Scheibe in die Nacht, in das Grün der Bäume vor seinem Fenster. Der Frühling war endlich gekommen und brachte den Geruch von Leben, von Wiedergeburt. Hier in Schwingenstein kam ihm diese Wiedergeburt, diese Wiederkehr des Lebens noch stärker vor. Es wirkte fast zu idyllisch für ihn, aber er verdrängte die düsteren Gedanken, das schleichende Gefühl das etwas nicht stimme und starrte gedankenversunken in die Nacht. Kleine Lichtpunkte flogen durch die Baumkronen hindurch, Glühwürmchen auf der Suche nach einer Partnerin. Brennend nach Liebe. Er sah auf den kleinen Tisch vor sich, auf das abgenutzte Buch, mit den herausgerissenen Seiten. Es erzählte lückenhaft die Geschichte seines Lebens. Viele Seiten hatte er leer gelassen, Seiten seines Lebens denen er sich nicht stellen wollte. Doch er war an einem neuen Punkt angekommen, hatte eine neue Aufgabe. Es gab einen neuen Status Quo. Die kühle Nachtluft in seine Lungen ziehend, griff er nach dem Federhalter und begann zu schreiben.


"Es ist viel Zeit vergangen seit ich dasss letzte mal etwas in dieses Buch schrieb. Ich tue es viel zu selten. Früher tat ich es um mich den Ereignissen zu stellen, zu reflektieren. Es wurde mir geraten. Aber irgendwann begann die Flucht, das feige wegsehen, das meiden des eigenen Spiegelbilds. Ich bin müde. Aber ich will erzählen was sich verändert hat. Ich habe nun eine Anstellung am Kloster Temoras, eine Anstellung auf Probe und nein ich denke ich sollte früher anfangen. Sollte einige der Lücken schließen. Also springen wir einige Monate zurück, die Zeit nach La Cabeza.

Hayden und ich hatten eine wundervolle Zeit, Sie war wundervoll, gefährlich, pure Energie.
Wir hielten uns aneinander fest und verbrannten uns gegenseitig. Die Zeit war dunkel, schwarz.
Wie so oft standen wir in einer Ecke des Lebens in der dich kein Licht erreicht. Die Hunde Rahals waren mir auf den Fersen. Ich hatte ein Leben genommen, Sie versuchte zu verhandeln, mich zu verstecken. Ich veränderte mich. Veränderte mein Aussehen. Rasierte meinen Schädel und verbarg mein Gesicht unter einer dunklen Kutte. In einer Welt die von Schatten verschlungen wird, fällt der graue Mann am wenigsten auf."

Er kratzte sich an der Schulter und blickte auf seine Worte auf dem Papier. Die Kerze vor ihm flackerte kurz auf als eine Motte sich an ihr verbrannte.

"Einige Zeit später traf ich Sie zum vorerst letzten mal, Sie sprach nicht mit mir. Ihre Augen waren leer, wich Sie meinem Blick aus. Es gibt Abschiede die man über die Augen spricht. Dies war einer davon. Hayden verschwand, zog sich ins Exil zurück und ließ mich allein. Ich ertränkte meinen Kummer im Alkohol und in Schlägereien mit dem Pöbel La Cabezas, ließ mich gehen. Ging keiner Arbeit mehr nach, ließ mir Aufträge entgehen und lag benebelt vom Kraut in der brütenden Sonne La Cabezas und schaute dem Staub zu der kristallgleich im Licht glitzerte wie er mein Leben unter sich begrub.

Ich zahlte keine Miete mehr, verließ das Haus nicht mehr und begann all mählich wahnsinnig zu werden, die Erinnerungen alter Tage, die Schrecken meiner Jugend verfolgten mich noch immer in meinen Träumen. Niemand schaffte es mehr zu mir durchzudringen. Ich war es satt. Ich wollte nicht zurück. Zurück ins Leben.

Der Bruch kam schnell, die Hausherren warfen mich ungewaschenen Hund auf die Straße und verscheuchten mich. Das Leben auf der Straße, das Leben eines heimatlosen hatte mich zurück.
So stand ich auf der Straße, umgeben von den Schnappsleichen Cabezas, die sich in den engen
verwinkelten Gassen zusammenkauerten und Schutz vor den Ratten suchten. Vernebelte Gesichter, die in eine andere Welt geflogen waren, eine Welt die sich tief auf dem Grund ihrer Haschpfeiffe versteckte. Abschaum wie ich. Auch ich wusste wie es war in seinem eigenen Erbrochenen aufzuwachen, orientierungslos ohne Gefühl für Zeit und raum."

Er griff sich an den Kopf und fuhr mit den Fingern durch seine bleichen Haare aus denen jede Farbe gewichen war, griff nach dem Glas Wein neben dem Buch, nippte daran und ließ den leicht bitteren Geschmack auf seiner Zunge zergehen, ehe er weiterschrieb.

"Ich weiss noch wie Sie mich fanden. Halbtot. Die Adern brennend vom Gift das mich betäubte. Mein Haar weiss und stumpf werden ließ, mein Gesicht blutleer und blass machte. Ich war mehr tot als lebending. Sie sperrten mich ein wie ein Tier, ließen mich alleine mit meinen Träumen. Die ersten Nächte waren die schlimmsten, mein Körper krampfte, meine Lungen brannten, rückten die Wände der kleinen Kammer mir immer näher. Sie gaben mir Kräutertinkturen, Tees aus seltsamen Zutaten um meinen Körper zu entgiften, mein Blut zu reinigen. Ich hatte noch nie so viel gekotzt wie in diesen Tagen. Als ich endlich wieder feste Nahrung zu mir nehmen konnte und das Gift aus meinem Körper entwichen war, stellten Sie mich vor eine Wahl, mich dem Leben zu stellen oder zu sterben, denn es würde der Tag kommen an dem ich nicht mehr aus dem grünen Traum, dem tiefen Schlaf erwachen würde.

Ich entschied mich so weit wie nur möglich von diesem Kapitel meines Lebens zu reisen und quartierte mich in Berchgard ein, nahm ein Zimmer in der Herberge und ging meinem alten Leben nach, nahm hier und da kleinere Aufträge an. Meist waren es nur Besorgungen für die Wissenschaften, Überreste, Körperflüssigkeiten und Exkremente diverse Monstrositäten, die sie in ihren Glaskolben wissenschaftlich analysieren, katalogisieren und zu mächtigen Tränken zusammenbrauen wollten. Jahre lang lebte ich schon so vor mich hin, lebte das Leben eines Söldners, dem Weg der Neutralität folgend, versuchte ich meine Weste vom Blute Unschuldiger rein zu halten. Niemand sollte meinetwegen leiden müssen. So beschränkte ich meine Aufträge stets auf jene die ich mit meinem Gewissen vereinbaren konnte, auch wenn mir klar war das ich versuchte auf einer Nadelspitze einbeinig zu tanzen.

Eines Nachts saß ich wie so oft in der Taverne und hing meinen Gedanken nach, stocherte die Markklösschen aus der Suppe als ein junger Abenteuer in die Taverne trat, ein blonder Jüngling, der schon beim bloßen ansehen zu zittern begann. Er war unsicher und stellte jeden seiner eigenen Schritte in Frage. Sein Name war Leon. Leon Thanel, er wollte in Krieger werden. Ein mächtiger Streiter Temoras. Doch umgriffen seine zarten Fingerchen das Schwert eher wie einen Staubwedel. Er erzählte mir vom Orden der Temora und vom Glauben, erzählte mir von Bestimmungen und diesem ganzen Schwachsinn. Bestimmung, ich mag den Gedanken nicht, dass ich im Endeffekt nichts kontrollieren kann, dass alles vorbestimmt ist. Aber das würde auch heissen das man sich nur auf seinen Arsch setzen muss und alles wird schon so kommen wie es soll. Ich will mir zumindest die Illusion bewahren, ich könnte etwas verändern.

So lebte ich in Berchgard, saß des Nachts im Gespräch mit Reisenden vertieft in der Taverne und angelte tagsüber meist oder sammelte mir Wissen aus alten Büchern an und gewann nebenbei den Preis des 2. Platzes im kalurischen Wettsaufen. Eine wahre Glanzleistung. Wochen vergingen in denen ein Tag dem anderen glich, bis auf kleinere Zwischenfälle wie die Rettung der schwer kranken Kersti, welche sich mit der Lungenpest infiziert hatte an der Seite von Leon nichts.
Aus Sommer wurde Herbst und aus Herbst wurde Winter. Die Tage wurden kürzer doch es geschah nichts von Bedeutung.

Bis ich eines Abends vor den Toren Bajards auf ein altbekanntes Gesicht stieß. Hayden war zurückgekehrt. Ein kaltes Wiedersehen, sicher ich war froh Sie am leben zu wissen andererseits
nahm es mir auch den Glauben in der Nachwelt mit ihr zusammen zu sein. Sie liebte mich nicht mehr, ihr Herz gehörte einem anderen."
Er legte die Stirn kurz in Falten, zuckte dann aber mit den Schultern und schrieb weiter.

"Ihrem Bruder. Der gar nicht ihr Bruder war sondern...so genau weiss ich das auch nicht.
Mein Herz war gebrochen doch ich war erlöst, erlöst davon auf Sie zu warten. Danach sah ich Sie nur einmal, ein letztes mal wieder. Wir redeten nicht, wir tranken nur. Wenig später war Sie tot. Man hatte Sie umgebracht und damit dieses Kapitel meines Lebens geschlossen."


Er verengte die Augen und blickte kurz stockend auf das Papier, tunkte die Feder in die Tinte und schrieb mit ernster Mine weiter.

"Und dann ging die Welt unter."

Er las ein paar mal über die Zeilen hinweg und nickte.

"Und dann ging die Welt unter und erhob sich neu aus glühender Asche. Verbrannte Erde die neues Leben in sich trug. So spürte auch ich das es für mich an der Zeit war mir eine neue Aufgabe zu suchen und vielleicht den schmalen Pfad der Neutralität zu verlassen. Ich hörte dass Temoras Kloster immer auf der Suche nach fähigen Männern war, die bereit waren den Ort der Ruhe und die Zuflucht der Hilfsbedürftigen zu schützen."

Er sah wieder vom Papier auf, er musste an die Verwundeten denken, die Verzweifelten für die er so oft den Pfad der Neutralität auf einem Bein verlassen hatte um ein Leben zu retten. Bilder aus alten Tages stiegen in ihm auf. Yasme. Es war lange her, dass er Sie zu letzt sah, aber Sie schien glücklich. Er erinnerte sich daran wie er Sie dereinst verwundet auf seinen Armen trug, während andere mit geweiteten Augen nur da standen und nichts taten. Ist Schmerz unterhaltsam?

"So stellte ich mich der Klosterwache vor und nach einer kurzen Anhörung vor Sir Raindri Katuri wurde ich Wache auf Probe. Endlich eine neue Aufgabe, eine neu Arbeit jenseits vom Söldnerleben. Zumindest würde ich in nächster Zeit nicht am Hungertuch nagen."

Er blickte über seine Schulter hinweg auf das kleine Bett in der hinteren Ecke des Zimmers, welches nur schwer vom Schein der Kerze erreicht wurde. Wärme zog durch seinen Körper, setze ein Lächeln auf sein Gesicht als seine Augen über die junge Priesterin wanderten, welche an die Wand gelehnt, sein Kissen an ihren Körper gedrückt haltend, schlief. Marri. Er schloß kurz die Augen und atmete tief und entspannt durch.

"So traten nach und nach neue Gesichter in mein Leben. Imara, die Nichte Raindris, Luca, ein pubertärer Jüngling und Marri. Ein Mädchen ohne Erinnerung. Als ich Sie das erste mal traf schlotterte Sie am ganzen Leib, hatte Angst vor mir. Aber eigentlich fürchtete Sie sich vor jedem, so sehr saß der Schock in ihren Knochen. Was auch immer ihr passiert war, es musste so schrecklich sein, dass sich ihr Geist tief in sich verkrochen hat, den Blick vor sich selbst verschlossen."

Kurz sah er wieder über seine Schulter zu ihr, besorgter, nachdenklicher.

"Wer bist du nur Marri? Ein Mädchen ohne Erinnerung, taucht in Lumpen gekleidet und verwundet in der Wildniss auf und wird von den Wachen des Klosters gefunden und in Sicherheit gebracht. Am ganzen Leib zitternd blickte Sie mich bei unserer ersten Begegnung an. Das Mädchen dass nur das Jetzt kannte. So ging ich meinen Aufgaben nach, doch konzentrierte ich mich dabei immer eher auf ihren Schutz, machte es mir zu einer persönlichen Aufgabe für Sie zu sorgen, denn wer hätte sich nicht in das Mädchen ohne Vergangenheit verliebt?"


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 13 Jun 2013 13:55, insgesamt 5-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 15 Mai 2014 12:23    Titel:
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Datum: 15. Eluviar 257

Verzerrt, verschwommen und unwirklich blickte ihm die Realität durch die Weinflasche entgegen. Das erste Licht des Tages kroch träge durch die Fenster der kleinen Taverne und brach sich im dicken Glas der Flasche. Im Wein liegt die Wahrheit, sagen die Weisen immer. Was wissen die schon? Lange war er weg gewesen, sehr lange. Seine Rückkehr nach Schwingenstein war äußerst kühl gewesen. Die Menschen die er einst jeden Tag sah distanziert, wortkarg. In der Luft eine Mischung aus Unbehagen, gespielter Höflichkeit und Scham. Nur Imara kam ihm mit einem Lächeln entgegen. Das kleine Mädchen, das Soldatin spielen wollte.
Er erinnerte sich wie er die Figuren mit ihr probte. Finte, Parade, Riposte, Rimesse. Ihr Quängeln hallte noch heute in seinem Kopf wieder, doch er ignorierte es, ermunterte Sie und ließ Sie die Abläufe immer und immer wieder üben.
Garrett Ryvaendl, Wächter des Klosters. Garrett lächelte schief und griff nach der Flasche, ließ den dunkelroten Wein in den Becher fließen um ihn in einen Zug zu leeren. Der leere Becher guckte ihm unglücklich entgegen, er blickte ebenso unglücklich zurück. Wenn der Becher sprechen könnte, er hätte geschwiegen.
Wahrscheinlich hätte er auch nichts hilfreiches zu sagen gehabt. Schwermütig schob er den Becher aus seinem Blickfeld, griff unbeholfen nach seinem Geldsäckchen und klaubte schwerfällig einige Goldstücke heraus die er ungeschickt in den Becher fallen ließ, eher er sich erhob und aus der Taverne schritt. Der neue Tag begrüßte ihn mit den wärmenden Strahlen der Sonne. Ihre Strahlen trafen auf die Fenster der Stadt, auf die Wasserspeier, die müde von den Dächern blickten, die kleinen Brunnen und liebevoll angelegten Blumenbeete, verzauberten die Realität und ließen sie unwirklich erstrahlen. Einen Moment ließ er dieses Bild auf sich einwirken, ehe er sich in das Blumenbeet übergab.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 12 Feb 2015 11:27, insgesamt 2-mal bearbeitet
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 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2015 17:31    Titel:
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Datum: 13. Eisbruch 258

Viel Zeit war vergangen, die Welt um ihn herum hatte sich verändert. Er war zurückgekehrt in eine ihm fast fremd gewordene Welt. Die alten Gesichter wo waren Sie? Es war schon fast Abend, die Sonne zog langsam ihr Licht aus der Welt zurück und gab dem aufsteigenden Mond Platz.
Garrett hatte sich in der alten Bibliothek des Klosters zu Schwingenstein eingefunden, einem abgeschiedenen Ort der Ruhe, in den letzten Tagen suchte er diesen Ort häufiger auf, grübelte über alten Büchern und dachte über sich selbst, sein Dasein und den Sinn seiner Existenz nach. In den Büchern suchte er nach Antworten, so stapelten sich wirr die verschiedensten Werke im Kerzenlicht der nächtlichen Bibliothek.
"Alterchen", dieser vorlaute Kerl hatte ihn "Alterchen" gerufen. Hatte er schon so abgebaut? Hatten die harten Winter, der Wind und die Jahre des Herumtreibens ihn alt gemacht? Er strich sich über das stoppelige Kinn und schloß das Buch vor ihm, lehnte sich zurück in den alten Holzstuhl an starrte an die Decke. "Alterchen", dachte er bei sich und fühlte sich erstaunlich jung.
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 Beitrag Verfasst am: 13 Feb 2015 17:38    Titel:
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Als der Morgen graute, zog er sich aus der Bibliothek zurück. Er hatte nicht geschlafen aber spürte auch kein Verlangen danach. Die letzten Nächte hatte er im Gästehaus des Klosters verbracht, Aurea hatte es ihm angeboten. Sie schien erfreut ihn zu sehen, wenn auch zu gleich skeptisch.
Man merkte dass Sie ihm nicht mehr vertraute, zu oft verschwand er einfach ohne ein Wort um viele Monde später um einige Narben reicher wieder aufzutauchen, ähnlich eines streunenden Wolfes der dem Ruf des Mondes folgt und erst zurückkehrt nachdem er sich beissen konnte.
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Garrett Ryvaendl





 Beitrag Verfasst am: 28 Apr 2015 09:47    Titel:
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28. Wechselwind 258

"Verdammtes Scheissteil", fluchte er während er mühsam versuchte die Schranktür an dem altersschwachen Möbelstück zu befestigen, das Holz gab knarzend nach und die Schraube verschwand im Gewinde. Ein prüfender Blick, ehe er skeptisch die Tür schloss. "Geht doch", meinte er dann zufrieden, ehe er Sie wieder zu öffnen versuchte. Die Tür blieb an Ort und Stelle, von seinem Versuch unbeeindruckt. Seufzend blickte er sich um, er hatte sich eine neue Bleibe gesucht, ein kleines Häusschen in Adoran, nicht so groß und imposant wie sein damaliges Anwesen in Schwingenstein, aber es sollte genügen, immerhin würde er die Räumlichkeiten nur mit sich selbst teilen. Bis jetzt sah das alles aber noch sehr provisorisch aus, er hatte die restlichen Möbel, welche Aurea für ihn verwahren ließ so gut es ihm möglich war sinnvoll in den Räumen verteilt. Dennoch wirkte alles ein wenig leblos und gewollt, sehr provisorisch aber so war er es gewohnt. Er hatte nie lange ein Heim bewohnt. Erst vor kurzem war er zurück gekehrt, und nach und nach schlichen sich neue Gesichter in seine Geschichte, als wollten Sie ihr eigenes Kapitel in seinem Buch schreiben. Luka, Lymeria, Ailidia. Kurz musste er an die umliegenden Höfe und an Junia denken. Hatten die Überfälle aufgehört? Er nahm sich vor es zu überprüfen, sollte er jemals mit dem Schrank fertig werden.


Zuletzt bearbeitet von Garrett Ryvaendl am 28 Apr 2015 09:47, insgesamt einmal bearbeitet
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