Gebrochenes Herz - Nachrichten an mehrere

[Deriyah Ifrey]

Ein langer Tag verstrich, ich ging unruhig auf und ab, sortierte hier und dort meine Stoffe. Ich versuchte mit ruhigen Fingern einen Teppich zu weben, der aus feinsten Goldfäden gesponnen sein sollte, doch es gelang mir nicht. Meine Stimme hatte schon vor geraumer Zeit versagt … nun wollten mir nicht einmal mehr meine Hände gehorchen. Es schien alles so sinnlos. Einst dachte ich noch, ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden. Aber dem wurde schnell ein Ende gesetzt als ich lesen musste, dass der Mann, den ich von ganzem Herzen liebte, eine andere ehelichte.

Eigentlich sollte ich glücklich sein, dass es so gekommen ist. Denn wer will schon mit einem Heuchler verheiratet sein? Jemandem der dir ins Gesicht lügt, er liebe dich über alles, wolle dich zur Frau nehmen, nur um das zu bekommen, was ihm sein Trieb abverlangte. Schwach, ja schwach war ich gewesen, ich könnte vor Scham im Boden versinken. Wahrscheinlich wäre es wirklich das Beste. Denn selbst der Erhabene schien einem triebgesteuertem Menekaner mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als einer Frau, deren Ehre nun gebrochen war. Ich fragte mich schon lange, ob Kemails Dschinn überhaupt noch an ihn glaubte, denn mit seinem verleugnendem Schreiben, bei welchem er alles abstritt, war seine Lüge offensichtlich. Aber die Welt war nicht gerecht, meine Mutter nahmen sie mir schon zu früh, mein Bruder flüchtete zu meinem Vater und war ständig auf Reisen. Ich wusste nicht einmal wohin ich gehen musste, um sie einzuholen oder mit ihnen zu gehen. Es schien mir momentan die einfachste Lösung.

Ich raffte mich auf und versuchte wenigstens mein kleines Reich auf Vordermann zu bringen. Einwenig putzen würde vielleicht ablenken. Kleider sortieren, wegwerfen, die Küche gründlich reinigen, zu lange habe ich jenes vor mich hergeschoben. Und nichts wollte mir gelingen. Nichts. Die Gläser zerbrachen in meinen Händen zu Scherben. Über den Wasserkübel fiel ich ständig drüber und das ganze Wasser verteilte sich so im Raum. Was war nur mit mir los? Irgendetwas stimmte nicht, ich spürte es deutlich. Man konnte meinen es fühlte sich so an, als würde mein Herz immer langsamer schlagen, immer mehr nahmen die Minuten, die Stunden mir die Lebenslust.

Nachdem ich dieses merkwürdige Gefühl erlebte, setzte ich mich an den Küchentisch und fing an, ein paar Schreiben aufzusetzen. Warum ich das tat, wusste ich wahrscheinlich selbst nicht, es war einfach nur dieses eigenartige Gefühl welches mich trieb. Danach machte ich mich auf den Weg durch Menekur und suchte einen vertrauenswürdigen Boten, der die Schreiben aushändigen sollte. Ich meine mich zu erinnern, dass dies auch meine letzte Tat war. Als ich den Boten endlich gefunden hatte, war ich erleichtert … ich weiß noch, dass ich den Boten bittete, nein sogar anflehte, dass er jene Schreiben auf jeden Fall aushändigen sollte, egal was passieren sollte. Und als er mir versicherte, dass dies der Fall sein würde, brach ich zusammen. Alles um mich herum wurde schwarz, mein Herz hörte auf zu schlagen. Mein gebrochenes Herz ließ mich im Stich. Mein Lebensgeist schwand und führte mich direkt zu Eluive, um dort endlich das Glück welches mir Zustand zu erfahren.

Ringsherum kamen die Wachen herangeeilt und taten ihr übriges dazu, um dem Land kund zu tun was geschehen war. Deriyah aus dem Hause Ifrey verlor ihr Leben, in der Nähe des Brunnen, mitten in Menekur brach sie zusammen und erwachte nicht wieder zum Leben.



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Ein Schreiben wird somit zu Kemails Haus durch einem Boten übersandt, der ungeduldig an die Tür klopfte, und es dann unglaublich eilig und dringend hatte. Desweiteren teilte er ihm mit, was vor ein paar Minuten geschehen sei…

Salam Kemail,

wenn du dieses Schreiben liest, wird es zu spät sein, noch auf irgendeine Art zu reagieren.
Ich möchte dir hier nur mitteilen, dass es mir leid tut, deinen zukünftigen Weg erschwert zu haben. Dennoch habe ich keine andere Möglichkeit gesehen, als dich für schuldig zu sehen und den Weg einer Anklage an dich zu gehen.

Ich hätte damals auf Amira hören sollen, sie wusste das du der grösste Heuchler unter den Menekanern bist und auch ich musste jenes feststellen. Belogen und betrogen nach Strich und Faden und ich war so naiv und habe geglaubt, dein Fernbleiben wäre allein auf deine Ausbildung zum Hadcharim zu schliessen. Doch habe ich mich getäuscht. Die Scham und Schmach die du mir bereitet hast, hat mir den Weg nicht leichter gemacht und mein Herz gebrochen. Es förmlich zerrissen. Demnach werde ich meinem Herzen nun Frieden gönnen, in der Hoffnung, das Eluive mich reinen Herzens in ihren Reihen aufnimmt.

Möge dein Leben glücklich und zufrieden weiterverlaufen, ebenso wünsche ich inständig, das keine weitere Wüstenblume mehr durch deine Heuchelnden Worte verletzt wird.

Inshallah



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Ebenso wird ein weiteres Schreiben an Raniya gesandt, dieser wird es ihr persönlich übergeben und keinem anderen überlassen. Wenn sie das Schreiben in der Hand hällt, wird ihr auffallen, dass der Name Bashir zweimal geschrieben und durchgestrichen wurde, ehe der Name Razin angehängt wurde. Bricht sie das Siegel, wird sie folgendes zu lesen bekommen

Salam Raniya,

es tut mir leid, dass ich durch meine Anklage, dein glückliches Leben mit Kemail in Unruhe gebracht habe. Ich hoffe für dich, dass es erträglich ist mit einem solchen Heuchler unter einem Dach zu leben und das du genug Vertrauen zu ihm aufbringen kannst. Ich könnte es an Deiner Stelle nicht mehr.

In meinen Augen muss nicht nur die Frau reinen Herzens sein, Nein, auch der Mann sollte eine Frau nicht entehren. Und ich habe daraus gelernt. Dabei musste ich feststellen, dass Kemail alles andere als ehrhaft oder vertrauenswürdig ist. Dazu ist er kein würdiger Mann für dich, du hast weitaus besseres verdient.

Trotzallem wünsche ich Dir von ganzen Herzen Glück und Zufriedenheit. Möge eure Ehe glücklich verlaufen und Eluive über Dich wachen, so dass dir kein Unheil geschieht.

Inshallah




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Auch zu Sayid und Yaamal gelangte ein Schreiben durch den Boten in die jeweiligen Hände

Salam Yaamal/Sayid…

Verzeih mir, dass ich über unsere Familie Schande gebracht habe.
Verzeih mir, dass ich einen Weg einschlug, der mehr Ärger heraufbeschwor,
als mir bewusst war.
Verzeih mir, dass ich den Weg zu Dir nicht mehr aufsuchen werde um noch einmal über die Geschehnisse zu sprechen und mich aufrichtig bei dir zu entschuldigen.

Trotz allem bin ich überzeugt, dass allein Kemail die Hauptschuld trifft, durch seine Worte welche mein Herz zu schwach erscheinen ließ und mich körperlich fehlleitete.
Und trotzdem fraßen mich die Schuldgefühle auf, sie machten mich krank, schwach und nahmen mir die Lust am Leben. Meine Stimme versagte von heut auf morgen, meine Finger gehorchten mir nicht mehr und all mein Geschick war zunichte. Alles scheint nur noch trostlos und düster.

Ich hoffe inständig, dass mein Gefühl mich nicht täuscht und Eluive mich zu sich holt, damit all das ein Ende findet. So findet die Familie wieder Ruhe wie auch ich selbst.

Möge Eluive dich stets beschützen und dir immer Wasser und Schatten spenden.

Ma’asalema

[Raniya Sahar]

Das aufdringliche Geklopfe das kein Ende zu nehmen schien, ehe sich die Türe öffnen würde, führte zu einen dieser Momente, in denen die junge Menekanerin gerne die Sitten vergessen lies. Jedoch öffnete sie in einer Seelenruhe die Haustür, blickte zum Boten um sich das Schicksal von der jungen Blüte Deriyah aus dem Haus der Ifrey mitteilen zu lassen. Gleichwohl gab er ihr beide Briefe da ihr Gatte seine Pflichten für das Haus Omar nachging.
Eine gespielte, entsetzte Mimik würde der Bote im Kopf behalten als die Worte über den Verlust einer Menekanerin seine Lippen verlies. Auch Raniya seufzte schwer und spielte die Rolle der fassungslosen Menekanerin ob der Tragödie.
So wird der Bote das Anwesen Razin mit der Bitte verlassen, dem Haus Ifrey von Raniya ausrichten zu lassen, das sie den Verlust bedauert und ihnen in der schweren Zeit den Beistand der Mutter wünsche.

Nachdem der Bote somit seinen Auftrag vollzogen hat, wird Raniya, den an sie adressierten Brief öffnen um die Zeilen von Deriyah zu überfliegen.
Am Abend würde Kemail beide Briefe, seinen nach wie vor verschlossen und den geöffneten Brief von Raniya auf seinem Schreibtisch finden.

[Yaamal]

Nachdem Yaamal den Brief vom Boten mit der Nachricht von Deriyah's Tod erhielt, saß er eine Weile fassungslos auf seinem Dachgarten. Viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf, doch waren sie trübe und schwarz vor Trauer. So packte er das notwendigste ein. Etwas Wasser, etwas Verpflegung und machte sich damit auf in die Wüste. Nach Hause wollte er erst ein mal, dann würde man weiter sehen. Sabeena und Jaabar hinterließ er eine Nachricht, daß er für eine Weile fort sei. Er wollte allein sein erst mal einige Tage und dann seine Familie, seinen Vater und seine Mutter besuchen.. Weiter dachte und plante er erst ein mal nicht..