Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen |
Autor |
Nachricht |
Irmenlind Auenfeld
|
Verfasst am: 21 Feb 2005 01:26 Titel: Eine Schriftrolle ergeht an den Bürgermeister in Varuna |
|
|
Das Ächzen des Stuhles klingt fast protestierend, als sich die rundlich – stämmige Frau auf ihm niederläßt und die Finger an ihrer Schürze abwischt, um sogleich nach einem Stück Pergament und einer Feder zu greifen.
Während sie die Feder in die Tinte tunkt, erhebt sie die Stimme, die ihrer voluminösen Statur offensichtlich angepaßt ist und ruft in Richtung des anliegenden Raumes, ohne dabei jedoch den Kopf zu wenden:
„Irvin! Ik schreib jetz mal an de Leute vonnit Ratsjebäude, damit wia denn bald de Münzn füa de Felda kriegn, ja? Schließlisch könn wia ja nüscht dafüa, dat det Sturm uns allet jenomm hat!“ Kurz mag sie lauschend innehalten und den Kopf dabei leicht schräg legen, ehe sie erneut anhebt:
„Wat sachste? Ik soll höflüsch sein? Bin ik det nich imma?“ Ein lautes Schnauben folgt und die Hand mit der Feder bewegt sich über das Pergament.
Recht ungelenk wird die Feder nun aufgesetzt und schiebt sich kratzend über das Pergament, während die, zwischen den Lippen eingeklemmte, Zunge nun von äußerster Konzentration zeugt.
Weate Leute vonnit Ratsjebäude,
Wih Euch dit villeischt bekant is, ham main Bruda, wat de Irvin is un maine Wenischkait, wat de Irmenlind is, det Hof von de Näe Varuna von unsre Eltan jeärbt.
Nu wa aba det Sturm inne lezte Jah un det hett unsre janze Eante kaput jemacht.
De janze Saht wa zunüschte un de Knäschte un de Megdä sin wech jelofen.
Nu brauch ma neue von allet un voa allem benötchen wia en bisjen Jeld, damitt wia nüsch in so en Amenhaus müsn und de Stad uf de Tasche lijen, det wolln wia nähmlüsch nüsch.
Wia wolln ja järne abeten un denn könn wia och wida de Gadistän mit de Brötschn belifan.
Main Bruda, wat de Irvin is und maine Wenischkait, wat de Irmenlind is, wia wüden uns denn freun, wenn it möjlisch wer, det wia det mal zusam redn köntn.
Nu wünsch ik de Ratsjebäudeleute en schön Tach,
det Irmenlind Auenfeld, von det Hof von de Näe Varuna
Mit einem tiefen Aufatmen wird die Feder beiseite gelegt und das Schriftstück nochmals begutachtet, ehe es sorgsam auf dem etwas fettigen und mehlbestäubten Tisch zusammen gerollt und gebunden wird.
„Irvin! Du wolltest doch inne Stadt jehen? Denn kannste det gleich mitnehmen!“
Erneut ächzt der Stuhl, als sie sich erhebt, allerdings könnte man meinen, es ist ein erleichtertes Ächzen.
Mit einer Behendigkeit, die man ihr so ohne weiteres gar nicht zugetraut hätte, erreicht sie ihren Bruder, um ihm die Schriftrolle in die Hand zu drücken.
Ehe er auch nur etwas erwidern kann, hat sie sich bereits wieder umgedreht, mit den Worten
„Det wird schon!“ und macht sich daran, am Tisch einen winzigen Teigklumpen zu bearbeiten.
Würde sie nicht mit dem Rücken zu Irvin stehen, könnte er wohl den besorgten Blick seiner sonst so fröhlichen und herzlichen Schwester bemerken. |
|
Nach oben » |
|
|
Alvan Markal
|
Verfasst am: 22 Feb 2005 05:43 Titel: |
|
|
Einige Tage später befindet sich ein ordentlich gekleideter Bote vor dem Tor des Hofes. In seiner Hand hält er eine ordentlich gesiegelte Schriftrolle aus feinem Papier. Wird jenes Schreiben entgegengenommen, präsentiert sich folgendes Schreiben, nach Brechen des Siegels:
Die Stadt Varuna entbietet ihre Grüsse!
Euer Schreiben, werte Dame, wurde in meine Händer überreicht und so möchte ich mich nun um Euer Anliegen kümmern.
Bitte sucht mich am Tag der Mitte zur 3ten Nachmittaggstunde in meinem Büro im Rathaus der Stadt Varuna auf, auf dass wir ein Gespräch über Euer Anliegen führen können.
Anschliessend wird euch der städtische Finanzverwalter zu Eurem Gut begleiten und die Möglichkeiten erörtern, die unserer Stadt bereitstehen, Eurem Hof helfend beizustehen.
Hochachtungsvoll
Alvan Markal
Bürgermeister zu Varuna |
|
Nach oben » |
|
|
Irmenlind Auenfeld
|
Verfasst am: 22 Feb 2005 10:04 Titel: |
|
|
„Irvin!“ schallt ihre Stimme durch das Haus. „Det Bürjermeester hat jeantwortet!“
Das Schriftstück in einer Hand, die von der Größe einer Maurerkelle zur Ehre gereicht hätte, wedelnd, fährt sie stimmgewaltig fort: „Wia sin einjeladen! Such deene beste Hose raus un deen bestet Hemde!“
Sodann läßt sie sich vor Freude schnaufend auf einem Stuhl nieder, das Pergament nun in beiden Händen haltend und noch einmal lesend, während ihr die Augen feucht werden, von aufkeimender Hoffnung.
Als sie die Schritte ihres Bruders vernimmt, wendet sie das Haupt zu ihm und sagt, für ihre Verhältnisse leise:
„Allet wiad juut Irvin.“ |
|
Nach oben » |
|
|
|
|