Auf Kaperfahrt unter der Totenkopfflagge

[Jaron Sylva]

Episode 12 - Im Luv
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Jaron "Lysander" Sylva, Kapitän der Namenlosen

"Krieg, Handel und Piraterie,/Dreieinig sind sie, nicht zu trennen."
Mephistopheles, Faust II

[Jaron Sylva]

Episode 13 - In heimatliche Gefilde

30. Goldblatt 257
Im Südmeer, unweit der Gewässer La Cabezas


Die alte Dame lag gut am Wind.
Mit sechs Knoten waren wir auf dem besten Weg, diesen Abend noch La Cabeza zu erreichen. Hätten wir nicht, der Position zum Wind wegen, kreuzen müssen, wir hätten schon zum frühen Nachmittag die Beine hochlegen können.

Aber das war letztlich Kritik auf hohem Niveau. Ich hatte, das war mit dieser Fahrt klar geworden, wieder eine funktionierende Mannschaft unter mir, mit der ich mich vor dem Käptn nicht zu verstecken brauchte.
Selbst die eingefleischte Landratte Dietbald hatte sich als neuer zweiter Bootsmann in diesen Tagen überraschend gut gemausert. Gemeinsam mit Nel hatte ich hier solide Decksoffiziere, mit denen es eine Freude war, zu arbeiten. Das Steuer lag unter der Aufsicht von Carlos in besten Händen, wie auch die Versorgung des Schiffs durch den neuen Quartiermeister Jacqueline. Gemeinsam mit den weiteren Funktionsträgern, wie Jean dem Küper, oder Yvette dem Smutje wußte ich, dass ein erst einmal gegebener Befehl beflissentlich ausgeführt wurde.
Als zweiter Kanonier machte auch Fernandez eine gute Figur, obwohl er noch relativ grün hinter den Ohren war. Eine Kanonade, die den Insulanern noch lange in den Ohren klingeln würde, war seine erste Feuertaufe.

Wenn wir erst zurück auf La cabeza wären, gedachte ich, Jose bei sich daheim aufzusuchen. Die Tage auf Escondite waren anstrengend und das viele Gelaufe hatte mir nicht nur den Schweiß ins Gesicht getrieben, sondern mir auch eine Entzündung des Stumpfs beschert. Eine der wenigen Blessuren, die Jose wohl zu behandeln haben würde. Die Verletzten-Listen, die mir vorgelegt wurden, waren überraschend kurz und unspektakulär - ein paar Prellungen und derlei Kleinkram von der Kraken-Attacke, als einzigen nennenswerten Fall Bootsmann Nel, der sich eine Kugel eingefangen hatte. Mehr nicht.
Ich war mir nicht sicher, ob mich das beruhigen oder beunruhigen sollte.

Ähnlich durchwachsen war meine Sicht über die neu an Bord gepressten Männer und Frauen. Jonte, Rodriguez, Izarra, Yoke, Naldo und wie sie nicht alle hießen.
Darunter waren einige Seeleuchte, oder sie gaben zumindest vor, welche zu sein.
Ich hatte den Steuermann Carlos darauf angesetzt, sie zu prüfen und mir Bericht zu erstatten.
Die meisten von ihnen hatten körperliche Gebrechen - verlorene Beine, wie ich, nur noch ein Auge... das machte es nicht leichter für mich, für sie in der Zukunft ordentliche Verwendungen zu finden. Seeleute der alten Schule, wie Jonte von der Sütter Deern ließen mich Gutes hoffen.
Bei anderen hatte ich indes Zweifel, so lief eine der Frauen an Bord tatsächlich im Kleid herum und zeigte sich wenig einsichtig, dass dies nicht zu vertreten war. So viel zu 'Seeleuten'.

Wieder einmal wurde mir bewusst, wieso die cabezianischen Piraten unter der Perera-Familie so groß geworden sind. Die Männer des Kapitäns Ganador hatten für meine disziplinierte Mannschaft keine ernsthafte Gefahr dargestellt. Wie ein heißes Messer durch Butter schnitten und schoßen wir uns den Weg am zweiten Tag auf Escondite durch sie, bis zu ihrem verräterischen Käptn und seinen Offizieren selbst.
Seine Handlanger fielen im Kugelhagel der sauber in Schützenlinien angetretenen Männer und Frauen Raul Vincente Pereras. Der Käptn selbst nahm sich sines Kontrahenten an.
Es war ein fulminantes, nervenzereißendes Duell, zu dem ich den Sekundaten meines Käptns stellte. Die beiden Männer waren so blutrünstig, dass sie Musketen auf kurze Distanz (!) gegeneinander verwendeten. Dank eiskalter Berechnung und List gewann Raul dieses Duell mit Bravour. Einzig sein Hut hatte ein Einschußloch davongetragen.
Brausender Applaus und Perera-Hochrufe feierten den Sieg des Käptns der Toro de la Muerte.
Den Kopf des unseligen Verlierers schnitt ich höchstselbst ab - später erhielt der Käptn ihn an Bord seines Schiffes als Präsent -, ehe die Jungs den Leichnam aufknüpften, als Warnung an all jene, die sich gegen die Cabezianer und ihren Käptn stellen wollten.
Die Leichen der unterlegenen Mannschaft wurden den Viechern zum Fraße liegen gelassen. Freilich erst, nachdem alles an Wertgegenständen geplündert worden war, das sie bei sich oder in ihrem Lager gehortet hatten.
Eine geringe Ausbeute, aber besser als nichts.

Ein Lächeln stahl sich bei der Erinnerung an unseren fulminanten Sieg auf die Lippen. Nichts schweißte eine Mannschaft so zusammen, wie ein ordentlicher Kampf.
So skeptisch ich bei den Neuen auch war, so hoffte ich inständig, dass wir sie alle in Cabeza einfügen konnten. Denn die andere Option war nur der Tod. Und den wünschte ich selbst nach fast 20 Jahren im Dienste der Familie Perera nur den wenigsten.
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Jaron "Lysander" Sylva, Kapitän der Namenlosen

"Krieg, Handel und Piraterie,/Dreieinig sind sie, nicht zu trennen."
Mephistopheles, Faust II