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Lynn MacAlister
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Lynn MacAlister
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Lynn MacAlister





 Beitrag Verfasst am: 30 Sep 2005 16:56    Titel: Lynn MacAlister
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Verärgert grummelnd schloss sie energisch die Türe hinter sich zu und schon den Riegel vor. Die letzten zwei Stunden hatte sie geschwiegen und gute Miene zu einem für sie bösen Spiel gemacht. Erst hier, in der Abgeschiedenheit ihres Zimmer wagte sie endlich, ihrem Ärger Luft zu machen und so hieb sie heftig, mit der geballten Faust, auf die dicke Tischplatte ein.

Ein lautes Rumpeln und Knarren schallte durch den mittelgroßen Raum, doch Lynn störte dies wenig ... im Gegenteil, erneut holte sie aus und ließ ihre Faust auf den Tisch krachen. Sie musste sich nicht einmal Sorgen machen, dass ihr „Wutausbruch“ im Haus gehört wurde. Der Lärm und der Gesang unten aus der Taverne übertönte jedes andere Geräusch in dem großen Haus.

„Verdammt, Adam, wann wirst du endlich erwachsen! Wie konntest du mir das nur antun!“ Immer noch grummelte sie, doch schien sie sich langsam wieder zu beruhigen. Manchmal hasste sie ihren Bruder fast für seine Unbekümmertheit dem Clan gegenüber ... aber heute ... kopfschüttelnd zog Lynn den wollenen, dunkelblau karierten Umhang fester um die Schultern ... heute hatte sie große Lust verspürt, nicht wie sonst schützend vor ihm zu stehen, sondern ihn den Ärger, den er sich mal wieder selber eingebrockt hatte, auch selber ausbaden zu lassen.

Ein Poltern vom Flur draußen ließ sie zusammen zuckt, sie rechnete fest damit, das jeden Moment an ihre Türe geklopft würde, um sie wieder nach unten in den Schankraum so holen, doch war es wohl nur jemand gewesen, der aus dem Lagerraum am anderen Ende des Flures etwas geholt hatte und so zog Lynn den Stuhl an den Tisch heran und nahm Platz. Unwisch strich sie sich einige lange, hellblonde Locken aus dem Gesicht, die sich aus dem hüftlangen Zopf gelöst hatten, dann stützte sie die Ellbogen auf den Tisch, das Kinn in die ineinander verschränkten Hände und blickte fast schon trübsinnig auf die Tischplatte vor sich.

Mehr und mehr wurde das Leben hier in Belgart zur Qual für sie. Sicher, sie war im Schosse der Familie, wie man so schön sagte, doch was nutze einem die Familie, wenn man für alles und jeden verantwortlich war.

„Und nun will Vater mich noch mit diesem Nichtsnutz“ hier stockte sie und musste erst einmal tief Luft holen, „Brain MacFadden verkuppeln!!“ Kaum brachte sie den Namen über die Lippen vor Abscheu und wohl auch Ekel, wie sollte sie da erst das Ehegelübte sprechen?! Und alles nur, weil Adam Vater überredet hatte, dass es langsam Zeit wurde, dass sie unter die Haube kam, wie er es ausdrückte.

Dabei konnte Adam doch froh sein, das seine jüngere Schwester so zu ihm stand und ihm so manches Mal wohl auch den Hals gerettet hatte, wenn er sich mal zu arg über die Strenge geschlagen hatte.

Belgart war ein kleines Dorf und Gerüchte verbreiteten sich schnell. Bisher war es Lynn aber immer gelungen, ihren Bruder und vor allem ihren Vater vor Schaden zu bewahren. Schaden, der durch Adams Trinkerei und seinen leider auch recht ausschweifenden Lebenswandel entstand. Vater verschloss die Augen vor den Fehlern seines Sohnes. Für den alten Mann war Adam der Stammhalter, sein Nachfolger in der Führung der Taverne, sein ganzer Stolz. Lynn dagegen ... nunja, auch Töchter liebte man in diesen unwirtlichen Gefilden, schließlich gehörten sie ebenfalls zur Familie.

Das Lynn es war, die seid ihrem dreizehnten Lebensjahr die Taverne führte, das wollte der Vater nicht sehen, was wohl nicht nur an seinem schon damals rapide schwindendem Augenlicht lag. Adam war damals schon Anfang zwanzig gewesen und eigentlich wäre es seine Pflicht gewesen, sich um den Familiebesitz und die Taverne zu kümmern, es wäre seine Pflicht gewesen, das Personal einzuweisen und vor allem wäre es seine Pflicht gewesen, die Fallen der Familie zu kontrollieren und auf die Jagd zu gehen.

Doch Adam hielt sich lieber vor dem Tresen auf, als hinter diesem. Er trank lieber den Met oder besser noch den starken Dunkeltrunk selber, als ihn auszuschenken. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre dieser Teil des Clans MacAlister wohl schon vor Jahren völlig verarmt und wohlmöglich sogar schon verhungert oder erfroren.

Lynn war es gewesen, die ihrem Bruder immer wieder anhielt und einwies, wenn es um die Führung der Taverne ging. Lynn war es, die das Personal einteile. Lynn tätigte die Bestellungen und achtete darauf, dass immer genügend Met und Dunkeltrunk eingelagert wurde. Und Lynn war es ... die Männer zur Jagd aussandte, damit die Speisekammer der Taverne immer gefüllt war und sie war es auch, die gegebenenfalls selber auf die Jagd ging ... und dies kam leider .. leider viel zu oft vor. Lynn führte die Taverne so gut wie alleine, vom mittlerweile fast blindem Vater kam keine aktive Hilfe mehr, er saß lediglich jeden Abend an seinem angestammten Platz mitten im Schankraum und erzählte Geschichten aus längst vergangenen Zeiten.

Manchmal, wenn Lynn ein ruhiger Moment vergönnt war, hielt sie bei der Arbeit inne und lauscht den Erzählungen des alten Mannes. Und manchmal, wenn er aus der Zeit berichtete als Rebecca, ihrer und Adams Mutter, noch lebte, hatte sie Mühe die Tränen zurück zudrängen.

...................

Erst heute Morgen hatte sie Adam noch vor dem Morgengrauen geweckt, er sollte frisches Kaninchen erjagen, für den Abend war ein Festmahl vorgesehen.
Der heutige Tag sollte so schön werden sollen für alle angehörigen des Clans. Heute sollte ein Fest für die Ahnen abgehalten werden.

Nur wenig wuchs in dieser kargen, unwirtlichen Gegend und doch war die Ernte in diesem Herbst üppiger als sonst ausgefallen. Der Clan würde mit diesen Vorräten keine Probleme haben, über den Winter zu kommen und so hatten der Chief und der Mimir beschlossen, dass ein Fest gefeiert werden sollte ... ein Fest zu Ehren der Ahnen.


Seid Tagen nun wurde schon fieberhaft alles vorbereitet und auch am heutigen Tage war noch viel zu erledigen. Doch Dank des vieles Dunkeltrunkes am Vorabend war ihr Bruder wie schon so oft nicht in der Lage gewesen, auf zustehen. Lynn aber war so eingespannt gewesen in weiteren Vorbereitungen, dass ihr erst Stunden später aufgefallen war, dass ihr Bruder immer noch laut schnarchend in seiner Kammer lag.
Der Koch hatte fast einen Tobsuchtsanfall bekommen, als er gegen Mittag immer noch kein frisches Fleisch hatte und Lynn hatte alle Mühe gehabt ihn zu beruhigen. Noch mehr Mühe allerdings war es gewesen, doch noch das nötige Frischfleisch zu besorgen, doch dank Jahrelanger Übung war es ihr noch rechtzeitig gelungen. Erleichtert war sie, als die letzten Vorbereitungen abgeschlossen waren. Nun konnte sie sich endlich um Vater kümmern. Heute war schließlich ein ganz besonderer Tag und so ging sie hinauf in Vaters Kammer und suchte ihm die Sachen zusammen, die er am heutigen Abend tragen sollte.

Den karierten Kilt im dunklen Blau des Clans. Das dicke Leinenhemd, mit den Manschetten und der Kragen, ebenfalls in der Clansfarbe. Dazu die groben Halbstiefel und ebenso wie die passenden Gamaschen. Vater würde in der alten Tracht sicher wieder besonders stattlich aussehen, Lynn liebte diesen Anblick. Als sie dies erledigt hatte, suchte sie auch ihrem Bruder die Sachen heraus, er würde die selbe „Tracht“ wieder der Vater tragen. Dann gab sie den beiden Männer Bescheid, das Adam Vater beim Ankleiden helfen würde und begab sich dann in ihre Kammer, um sich ebenfalls umzuziehen.

Auch ihr wollenes Kleid wies das selbe dunkelblaue Muster auf wie der Kilt der Männer, ihre Halbschuhe waren von der selben Machart, nach der passenden Haube musste sie ein wenig suchen. Doch schließlich war auch Lynn fertig angekleidet und zusammen begaben sich Vater, Sohn und Tochter zum Versammlungsplatz.

Überall an den Wegen waren Fackeln angebracht und erhellten die langsam hereinbrechende Nacht. Viele Dorfbewohner hatten sich schon eingefunden. Vater wurde, von Adam geführt, freudig empfangen. Lange Zeit hatte Vater in Vertretung des Chiefs die Geschicke des Clans gelenkt, doch als sein Augenlicht zunehmend schwand, musste er diese ehrenvolle Aufgabe abgeben. Zum Glück war damals Brain schon alt genug, dies zu übernehmen und so beschlossen Chief MacFadden und Lynn’s Vater, dass Brain das Amt übernehmen würde, als Vorbereitung auf sein späteres Amt als Chief. Lynn’s Vater aber wurde auch heute noch von allen Bewohnern des Dorfes hoch geachtet.

Lynn bliebt einige Momente im Hintergrund. Wollte sie zum Einen Vater diesen Empfang alleine gönnen und zum anderen ... so schwer das Leben in dieser kargen Welt auch war, gleich wie viele Probleme es auch zu bewältigen gab ... der Anblick des Clans ... die Männer in ihren dunkelblauen Kilts, die Damen in den dazu passenden Kleidern ... entschädigte Lynn wieder einmal erneut für alles. Selbst die Kinder, ob groß oder klein, trugen Gewänder im dunkelblau des Clans.

Ein Raunen ging durch die Menge, dann wurde es still und die Menge teilte sich. Langsam schritt der Mimir, gefolgt vom Chief ,dessen Gemahlin und dem Sohne Brain durch das Spalier. Für alle hatte der Mimir ein freundliches Lächeln und auch Lynn wurde mit einem wohlwollenden Blick bedacht. Als nächstes schlossen sich Lynn’s Vater, von seinem Sohne geführt und Lynn an, dann folgen schließlich die restlichen Clansmitglieder. Immer wieder war es ein Ereignis, wenn sich der versammelte Clan unter der Heiligen Eiche einfand und auch heute konnte sich Lynn dieses Zaubers nicht verwehren. Um den Platz rund um die Eiche waren noch mehr Fackeln aufgestellt wollten und so konnte man die ganze Pracht dieses mächtigen Baumes bewundern, das schon Herbstliche Kleid der Eiche schimmerte warm im Licht der Fackeln.

Der Clan versammelte sich rund um die Eiche herum und der erste „Redner“ an diesem Abend würde der Mimir sein. Mit fester Stimme dankte er den Ahnen für die reiche Ernte, für die Güte, die dem Dorf zuteil geworden war in diesem Jahr, es hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinen Todesfall gegeben und auch die beiden jüngsten Mitglieder des Clans wurde der heiligen Eiche „vorgestellt“. Dankesrede über Dankesrede wurde gehalten, vom Mimir, dem Chief, von Brain und auch Lynns Vater trat vor und sprach einige dankende Worte. Einem jeden Mitglied des Clans war es gestattet, seinen Dank zum Ausdruck zu bringen und senkte sich mehr und mehr die Nacht über das Land. Tränen standen Lynn in den Augen, immer wieder war sie ergriffen über den Zusammenhalt und den Verbund des Dorfes und so fielen dann auch alle Sorgen und Mühen von ihr ab und sie begann das Fest zu genießen.

...................

Irgendwann schließlich, machten sie sich auf den Weg zurück in die Taverne der Familie MacAlister. Alle waren in fröhlicher Stimmung, meinten die Götter es mit ihnen doch offensichtlich gut und so wollten sie am heutigen Abend nur mehr feiern, die Last des harten Lebens würde Morgen früh eh wieder auf alle warten. Schnell hatte die Herren ihre Plätze eingenommen, die Damen begannen, die vorbereiteten Speisen und Getränke aufzutischen und bald herrschte eine ausgelassene und fröhliche Stimmung im großen Saal der Taverne. Mehr am Rand zunächst bekam Lynn mit, wie Adam zuerst nur zu seinen Freunden sprach, dann aber wurde seine Stimme immer lauter. Er brüstete sich damit, wie gut er diese Feier doch organisiert hatte, wie viel Arbeit es doch gewesen war, alles nötige zu besorgen und das er das Fleisch noch früh am Morgen erjagt hatte.

Lynn hatte mit versteinerter Mine seiner Prahlerei gelauscht, die Zähne so fest zusammen gebissen, dass ihre Wangenknochen in dem recht schmalem, blassem Gesicht hervortraten. Sichtliche Mühe hatte sie gehabt, sich zu beherrschen. Nicht herauszuschreien, wer dieses Fest organisiert hatte, wer die Einkäufe getätigt hatte und letztlich sogar das Fleisch besorgen musste.

Es hatte ihrem Herzen einen bitteren Stich versetzt, als Vater sich zu ihrem Bruder vortastete und ihm anerkennend auf die Schulter klopfte. Jedes lobende Wort ihres Vater versetzte ihrem Herzen dann weitere Stiche. Nicht das sie ihrem Bruder kein Lob gönnte, im Gegenteil, sie liebte ihn von ganzem Herzen, doch war sie es mittlerweile einfach Leid, die Arbeit alleine zu machen ohne jemals auch nur die kleinste Anerkennung zu erhalten.

Das schlimmste allerdings, was dann hätte passieren können, trat ein. Gönnerhaft, wie Adam in seinem angetrunkenen Zustand, war, gepaart mit dem Triumph der väterlichen Anerkennung, winkte er Lynn zu sich und dem Vater. Die junge Frau war einen Moment sehr überrascht, bliebt sie doch eigentlich im Hintergrund. Adam aber befahl ihr nun fast zu sich und da sie vor allen Leute keine Krise herbei beschwören wollte, gab sie widerstrebend nach und trat zu den Beiden.

Ihre Augen aber weiteren sich vor Schreck, Abscheu und Ekel als Adam ebenfalls seinen besten Freund Brain MacFadden heranwinkte. Irgendwann würde Brain zwar Chief werden und die Arbeit seines Vaters weiterführen, sicherlich sogar mit Adam an der Seite, doch wusste Lynn schon heute, dass dies sicher nicht von langer Dauer sein würde. War Brain doch ebenso ein Trunkenbold und Schürzenjäger wie ihr Bruder es war.

Als ihr Bruder nun begann zu sprechen, verschlug es Lynn gänzlich die Sprache und auch der letzte Rest gesunder Hautfarbe wich aus ihrem Gesicht. Mit vor Entsetzen weit geöffneten Augen blickte sie zwischen ihrem Vater, der ein fast ebenso selbstgefälliges Lächeln auf den Lippen hatte wie die anderen beiden Herren, Adam und Brain hin und her.

„NEIN!!“ schrie es laut in ihrem Kopf und schon öffnete sie die Lippen, doch brachte sie keinen Ton heraus. Instinktiv wich sie einen Schritt zurück, noch immer völlig sprachlos, während die Leute, welche die Taverne an diesem Abend bevölkerte, begeistert anfing zu klatschen.

Eine Hochzeit ... lange hatte es dies im Dorf nicht mehr gegeben und schon jetzt war allen Anwesenden Klar, dass natürlich das gesamte Dorf eingeladen werden musste, wenn es so ein freudiges Ereignis zu feiern gab.

Brain stand mit vor Stolz geschwellter Brust neben ihrem Bruder und beiden war anzusehen, wie zufrieden sie mit diesem ... „Auftritt“ waren. Sprachlos blickte Lynn immer noch zu den Männern. Ihr Bruder wusste genau, wie wenig sie Brain leiden konnte und das er wohl der letzte Mann auf dieser Welt war, dem sie ihr Ja-Wort geben würde. Und genau dieser Tatsache wollte er mit diesem Auftritt aus dem Weg gehen. Er wusste genau, das Lynn ihn niemals in der Öffentlichkeit bloßstellen würde. Niemals würde sie das Wort gegen ihn erheben, schließlich hatte sie das bisher auch nie getan.

Entsetzt, nach Fassung ringend stand Lynn noch immer schweigend da, nicht einen Ton hatte sie seid Adams Ankündigung von sich gegeben. Nur der Ausdruck in ihren klaren, dunkelblauen Augen hatte sich verändert. War sie eben noch von deutlicher Erschöpfung gezeichnet, schließlich hatte sie den ganzen Tag schwer schuften müssen, während Adam geschlafen hatte, so war nun nur noch ... kalte Wut zu erkennen.

Niemals hatte sie damit gerechnet, das Adam sie so hintergehen würde.
Niemals...

...................

Doch Adams Plan war so simpel, dass sie sich nun in der Stille ihres Zimmers wunderte, warum er nicht schon früher darauf gekommen war.

In diesem Moment, unten in der Taverne aber, hatte wohl auch bei Lynn das logische Denken ausgesetzt und das einzigste was ihr in diesem Moment zu tun blieb, wollte sie doch nicht die ganze Familie entehren, war auf dem Absatz kehrt zu machen und eilig die Taverne zu entlassen. Auf ihrem Weg aus dem Schankraum in die oberen Privaten Räume der Familie musste sie sich aber noch versteckte Bosheiten anhören, zumindest klangen die Nachrufe so in ihren Ohren.

„Schau euch an, wie eilig es unsere kleine Lynni hat, die Hochzeit vorzubereiten!“
„Sie kann es wohl gar nicht abwarten, endlich unter die Haube zu kommen!“

Dies waren nur einige der Kommentare, die sie verstand, den Rest ignorierte sie tunlichst, um nicht völlig die Kontrolle über sich zu verlieren und der versammelten Dorfgemeinschaft mal die Meinung zu sagen.

Nun aber saß sie hier und starrte wohl schon seid längeren starr auf die Tischplatte. Tränen liefen ihre Wangen herunter, ohne dass sie dies bemerkte. Niemals in ihrem bisherigen neunzehn Lebensjahren hatte sie sich so schlecht gefühlt, wie in diesem Moment. Nicht einmal als Mutter starb und damals war sie ein kleines Mädchen von grad mal zehn Jahren gewesen, dass seine Mutter schrecklich vermisste.

Verraten und verkauft kam sie sich vor. Adam hatte sie an seinen besten Freund verschachert. Wie ein Stück Vieh fühlte sie sich. Durch die Hochzeit mit Brain würde sie für Adam auch weiterhin die Taverne führen und er und sein bester Freund konnten das Leben weiterführen, dass sie gewohnt waren. Zumindestens solange Brains Vater noch lebte und da dieser sehr rüstig war, würde es schon noch einige Jahre dauern, bis Brain Chief wurde.

Und Vater ... ja, Vater war wohl ebenso wie sein Sohn und der zukünftige Bräutigam zufrieden, das die Tochter endlich unter die Haube kam und er eine Sorge weniger hatte.

„PAH...“ brummend entwich ein unwilliger Laut ihren sanft geschwungenen Lippen. „Als wenn Vater sich jemals wirklich um mich gesorgt hat, schließlich war ich ja nur die Tochter des Hauses. Wäre es anders gewesen, wäre ihm schon lange aufgefallen, wer hier die ganze Arbeit tat!!“

Lange noch saß Lynn an diesem Abend am Tisch, grübelte und brummelte vor sich hin, hin und wieder den Geräuschen von unten lauschend. Doch wollte ihr einfach kein Ausweg aus diesem Dilemma einfallen. Längst schon waren die Geräusche aus dem Schankraum verklungen, als sie schließlich einen für sie sehr schmerzhaften Entschluss fasste.

Sie würde Belgart verlassen. Sie wusste einfach, dass sie es niemals aushalten würde, diese Hochzeit eingehen zu müssen und das sie dies musste stand außer Frage, schließlich hatte auch Vater schon zugestimmt. Es gab für sie also keinen anderen Ausweg, auch wenn sie so ihr gesamtes bisheriges Leben aufgab und sich als Verräterin an ihrer Familien vorkam.
Schwer war ihr ums Herz, doch sah sie keinen anderen Weg für sich, unmöglich konnte sie die Gemahlin Brains werden. Irgendwann schlief sie dann am Tisch ein.



Wenige Stunden später sollte sich Lynns Schicksal für immer verändern ... wenngleich auch in einer völlig anderen Richtung als sie gedacht hatte. Unruhig war ihr Schlaf, kein Wunder saß sie doch noch immer, vorne übergebeugt am Tisch. Seltsame Geräusche drangen an ihr Ohr. Zunächst dachte sie, sie würde träumen, doch dann ... beißender Rauch dran zu ihr und stieg ihr in die Nase, so heftig, dass sie einen Moment einen Würgereiz unterdrücken musste. Auf höchste alarmiert war sie von einem Augenschlag zum nächsten hellwach und hastete zur Zimmertüre. Als sie diese aber aufriss, schlugen ihr heiße, gierig züngelnde Flammen entgegen. Panisch und vor entsetzen schlug sie die Türe wieder und sah sich fieberhaft im Zimmer um. Sie musste hier heraus und das so schnell wie nur irgend möglich. Ohne nachzudenken, eilte sie zum Schrank, welchem sie einen schweren Wintermantel entriss, den sie hastig überstreifte. Dann rannte sie zum fester, riss es auf und macht sich daran, an der, zu ihrem Glück, mit einem Spalier verzierten Fassade der Taverne herunter zu klettern. Die letzten drei Meter sprang sie dann einfach und kam unversehrt unten vor der Taverne auf dem Boden auf.

Hilflos musste sie mit Ansehen, wie gierige Flammen alsbald aus den Fenstern des Hauses schlugen und alles verschlangen, was sie erreichen konnten. Zwar versuchten die mittlerweile herbei geeilten Dorfbewohner noch, die Flammen zu löschen, doch war das Feuer zu spät bemerkt worden und im Morgengrauen wurde dann das ganze Ausmaß der Verwüstung sichtbar.

Die Taverne ... der Sitz des Clans MacAlister hier in Belgart ... alles war zerstört.

Und erst jetzt wurde klar, dass noch schlimmeres passiert sein musste. Dort, wo einmal der Schankraum gewesen war, lagen nicht nur die verkohlten Reste des Hauses und der Einrichtung ... nein ... zu Lynn Entsetzen fand man dort auch die Überreste zweier Gestalten. Diese Gestalten machten den Eindruck, als hätten sie das Feuer nicht einmal wirklich bemerkt. Fast wirkte es friedlich, wie sie da auf den Überresten von einigen Schlafstellen vor dem Kamin lagen.

Lynns Vater und ihr Bruder Adam ... am Abend zuvor hatten sie noch gefeiert, wohl zuviel wie man nun den Eindruck bekommen konnten. Unachtsamkeit war es wohl gewesen, Unachtsamkeit der beiden Männer, die das Feuer offensichtlich noch geschürt hatten, anstatt es niederbrennen zu lassen. Unachtsamkeit die mit einem Schlage Vaters Lebenswerk und Lynns Zukunft zunichte machte.

Lynn konnte all dies nicht fassen, wollte es nicht verstehen .... wollte es nicht wahr haben, denn dies hätte bedeutet, dass sie sich den Verlust, den sie erlitten hatte, eingestehen musste. Alles hatte sie verloren ... nicht nur ihre Familie und ihr Zuhause .... nein auch ihre Zukunft, selbst wenn ihr diese am gestrigen Abend noch so wenig wünschenswert schien ... heute im Licht der grad aufgegangenen Sonne aber hätte sie alles gegeben, wenn sie die Zeit zurück drehen könnte.


Die nächsten Tage überstand Lynn wie in Trance ... es kam ihr vor, als wäre sie nur ein stummer Zuhörer in einer traurigen Geschichte. Gewiss, die Bewohner Belgarts kümmerten sich um die junge Frau und wollten helfen wo sie nur konnten. Lange Gespräche führte sie mit dem Mimir, der sie ebenfalls trösten wollte, auch der Chief und seine Gemahlin kümmerten sich um Lynn, boten ihr sogar an, dass sie zu ihnen ziehen konnte, nun wo Lynn und Brain doch verlobt wären. Doch Lynn lehnte dieses Angebot kategorisch ab, ebenso wie sie Brains Eltern mit fester Stimme mitteilte, dass sie nicht daran dachte, ihren Sohn zu ehelichen. Erst viel später fiel Lynn auf, dass Chief MacFadden ebenso wenig überrascht war wie seine Gemahlin über diese Aussage.

Doch gab es ebenso welche, bei denen Lynn den Eindruck gewann, sie würden sie nicht mehr kennen. Brain gehörte zu aller erst zu diesen Personen. Nicht das Lynn dies wirklich etwas ausmachte, doch nun, da die Taverne nur mehr ein Haufen Asche war, hatte auch er jegliches Interesse an einer Heirat verloren. Lynn begrüßte dies nur, so musste sie nicht einmal ein schlechtes Gewissen haben, als sie schließlich ihr Vorhaben, zu welchem sie sich am jenem schicksalhaften Abend entschlossen hatte, in die Tat umzusetzen.

Im Moment gab es nur mehr schlechte Erinnerungen für Lynn in dem Dorf, in welchem sie ihr bisheriges Leben verbracht hatte und so geschah es dann, dass sie sich eines Morgens auf den Weg machte ... sie wollte sich auf die Suche nach ihrer Cousine Caitlin machen ... lange hatten sie sich nicht gesehen, es musste zur Beisetzung der Mutter gewesen sein, doch für Lynn war Caitlin der Rest ihrer Familie und diese wollte sie suchen gehen.
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