FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Ving Wyllen oder Rauschpilz, Lustliebe und Leichenalptraum
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Ving Wyllen oder Rauschpilz, Lustliebe und Leichenalptraum
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Ving Wyllen





 Beitrag Verfasst am: 25 Okt 2005 13:23    Titel: Ving Wyllen oder Rauschpilz, Lustliebe und Leichenalptraum
Antworten mit Zitat

Den Kopf tief über die Waschschüssel gebeugt genoss er das prickelnde Kitzelgefühl, als die matt glimmende Flüssigkeit, welche sein gesamtes Haupthaar flächendeckend umschlossen hatte, von den folgenden Wasserschwallen aus einigen Schöpfbechern verdrängt wurde. Stoisch goss er so mit der schlanken Linken einen Becherinhalt nach dem nächsten übers Haupt und striff mit der Rechten die dunkle Glitzerflüssigkeit hinaus. Als er wohl seiner Meinung nach diese Tätigkeit zu Genüge beendet hatte, hob er aprubt den Kopf und sah sich mit noch triefenden Haaren eilig nach dem alten, gut lädierten Spiegelglas um und stockte als ihm dies sein Bild, durchzogen von zarten Rissen und Splittern auf der Oberfläche, boshaft klar zurückwarf. Die neue, graublaue Färbung der kinnlangen Wellenhaare ließ den ansonsten durchaus ansehlichen und schlanken, jungen Mann reichlich albern und ein wenig geckenhaft aussehen. Kurz blitzten die frühlingshaft hellgrünen Augen wütend auf, dann traf ergriff er mit einem Ruck ein Fläschchen neben der Waschschüssel, in welchem noch Reste der Glimmerflüssigkeit klebten und schleuderte es mit Wucht gegen den angebrochenen Spiegel. Als sein Bild in mehrere funkelnde Scherbenteile krachend zerbarst fühlte er sich innerlich schon wieder etwas gelöster. Angestachelt von der plötzlichen Aufregung samt Zorn hob sich die Brust nun mehrfach schnell und flach. Etwas wankend schritt er schleppend zum einzigen kleinen Fenster seiner angemieteten Gasthofstube, stemmte die Ellbogen grob auf das hölzerne Fensterbrett und vergrub daraufhin das Gesicht in den Händen. Glitzernde blaugraue Flüssigkeit troff wie dunkle Tränen in dicken Tropfen von den nassen Haarspitzen und landete mit leisem "Plock" auf dem Holz. Fies erinnerte ihn das erneut missglückte Färbemittelexperiment an den eigentlichen Grund warum er nun wieder einmal seit Stunden wild farbige Wurzeln und Schwarzholzstückchen zu Pulver zermahlte um es dann in exakter Brauarbeit aufzukochen und zuletzt in das eigene, früh ergraute Haar zu schmieren. Grauweisses Haar, wie das eines alten Greises - nicht immer hatten seine Haare diese Farbe, einst waren sie lichtblond bis...

Ihre Haut war samtig und ohne jeglichen Makel, rotbraune Locken, welche an die herbstliche Kastanienfärbung erinnerten, fielen ihr üppig bis zur Hüfte, wohlgeformt und schön weiblich gerundet ihre leicht mollige Figur und dann diese warmen, dunkelbraunen Augen voller Temperament und Leidenschaft. Er wusste, dass er sie schon zu offensichtlich seit dem ersten Met in der kleinen Dorftaverne mit Blicken geradezu verschlang und sie koketierte weiterhin auf ihn eigehend mit all den Reizen. Wild funkelte es in ihren Augen auf als sie ihm nun schon den siebten Humpen vor die Nase stellte und trotz der langsam träge benebelten Sinne war er sich hiermit seiner Sache so sicher: Der junge Charmeur hatte mit seinem Hauch der frühabgebrühten Verwegenheit eine wunderschöne Rose erobert. Nicht dass sie für den damals Siebzehnjährigen die allererste Frau war, doch brannte das belebende Feuer in ihrer Gegenwart nicht nur in den Lenden, sondern wohl auch warm ums Herz und stumm hatten sie mit Blicken vereinbahrt, dass sich sich beide in dieser Nacht dem verzehrenden Feuer hingeben würden um damit zu verschmelzen.
Langsam suchte er mit den Fingern der linken Hand beiläufig in den Taschen seines Arbeitskittels. Zwischen all den Pergamentfetzen, abgeschriebenen Kohlestiften, Kreidebrocken und Kräuterbröseln, welche im Laufe seines Arbeitstages als angehender, talentierter Alchemist und Apotheker in die Tasche achtlos wanderten, fand er auch den kleinen Beutel, welchen er seinem Lehrmeister mehr oder minder heimlich entwendet hatte.
"Conocybe cyranopus" stand in dicken Tintenlettern auf dem gut verschnürten, kleinen Lederpacken und zu gut hatte der Meister seinen Schüler ausgebildet, so dass dieser nur zu genau wusste welcher berauschende Pilz sich hinter dem alten Namen verbarg. Das "Blaue Samthäuchen" benutze man selten in der Alchemie und dann lediglich in kleinen Mengen um damit verdünnt den Geist zu verschleiern und starke Schmerzen zu unterbinden. Im Kopfe des jungen Lehrlings allerdings begann bei längerem Betrachten des Beutels in der nach Feierabend schon verlassenen Apothekenstube ein ganz anderer Plan zum Einsetzen des Pilzes zu keimen. Er selbst war ein Geniesser der extravaganten Sorte und gerade berauschende Güter kostete er gerne. Hierbei galt zunächst, dass es immer eine kleine Steigerung gab, sei es in Qualität oder Quantität und just die
getrockneten Pilzreste versprachen beides in enormer Menge. Sie war, wie er wusste, auch dem Rauschkraute nicht abgeneigt, welches man ab und an zu hohen Preisen in der Apotheke verkaufte, warum also nicht auch diese neue Erfahrung gemeinsam erleben und all das mit einer lustvollen Feuersglut der Sonderklasse verbinden? Sein dauerhaft selbsicheres Schmunzeln wurde breiter als sie wieder, diesmal ohne Humpen und ohne die grässliche, steife Schürze vor dem anschmiegsamen Kleid, in seine Richtung wanderte, sich herabbeugte und dunkel hauchte, dass ihre Arbeit hinter den Tresen für den heutigen Abend wohl getan sei, sie jedoch noch nicht müde wäre...
Nahe des Totenangers standen auf einer geringen Anhöhe drei alte Weiden, welche die fadenähnlichen Zweige bis tief auf den Boden neigten und somit das Paar im Inneren der Blätterfänge von neugierigen Augen trotz des hellen Lichts des Vollmondes vor neugierigen Gafferaugen verbarg, als sie sich gegenseitig mal fast rituell langsam, dann wieder an Schnürungen und Ösen zerrend vor Erregung, entkleideten. Jedoch konnte man ohne weiteres einen sehr deutlichen Blick aus dem Weidengewirr heraus über den alten Anger erhaschen. Das leicht mulmige Kribbeln beim Anblick der gespenstisch beleuchteten Gräber brachte seine Hormone noch weiter in Wallung und er genoss das Gefühl heimlich etwas irgendwie "Verbotenes" zu tun. All die alten Mären über wandelnde Tote und blutsaugende Fledermäuse, welche man angeblich in der Nähe der grösseren Städte schon gesehen haben soll, wühlten ihn auf, als er mit Blick zu einem prächtigen Grabstein samt steinerner Gruft ihre vollen Lippen an seinem Hals spürte. Leer lag der winzige Pilzbeutel achtlos neben beiden im Grase und mit jedem Atemzug spürte er die starke geisterweiternde Wirkung etwas mehr. Alles bekam eine klarere Struktur, deutlich zeichneten sich die Linien der Umgebung und irgendwie auch die eigentlich unsichtbaren Gewebe hinter dem Ganzen ab. Eluives Schöpfung, so dachte er in jenen ersten Moment leise aufseufzend vor Ergriffenheit und Leidenschaft, war wunderschön und unerreichbar glorreich. Dann sah er das Leben an sich, es pulsierte flirrend in all den Pflanzen, Nachttieren, sogar vermeindlich unbelebten Gegenständen wie Steinen... und auch... dahinter...
Die hellen, aufgeweckten Augen weiteten sich schlagartig als sein Geist sich zwanghaft fester auf die Bewegung hinter dem Stein, dem Gruftgestein, konzentrierte. Panik liess ihn zusammenzucken, denn klarer formten sich die vorher als Gruselbilder im Kopfe umherschwirrenden Alptraumgestalten zu einem klar ersichtlichen Bilde. Mit blankem Entsetzen registrierte er dann die Bewegung am Gruftsteine als eine halbverfaulte Hand diesen schleichend langsam zur Seite drückte. Oh er kannte die Szenerie, in seinem Geist spielte sich all das Grauen immer einen Moment schneller ab als auf der eigentlichen "Bühne" des Ganzen: der Anger. Als es endgültig aus dem modrigen Gruftloch gekrochen war und den zerfledderten Kopfe mit seinen schiefen Hauern, abgerissener Nase und den blicklosen, weissgelblichen Augäpfeln gen Mond richtete um ein pfeifendes Heulen aus der löchrigen Lunge zu geben, schrie er schrill und laut auf.
Jetzt erst nahm er unterbewusst wahr, dass seine wunderschöne Begleitung in ihrer nackten Schönheit viel zu beschäftigt mit dem Erforschen der leichten Wölbungen seiner Brust- und Bauchmuskulatur war um das Grauen im entferntesten zu bemerken. Doch nun drehte sie eilig den Kopf, die weichen Locken berührten im Flugwinde seine nun farblosen Wangen und schon im nächsten Augenblick fiel ihre helle Mädchenstimme gellend in den Schrei mit ein. Witternd drehte das "Ding" das Haupt um 180 Grad ohne den Körper zunächst mitzubewegen und starrte aus madenunterlegten weissen Augen direkt in die Weidenfänge hinein und, zumindest empfand er es so, direkt in sein Herz, welches für einen kurzen Moment im Schlage aussetzte. Danach kam Bewegung ins teuflische Spiel, denn ohne sich nur halbwegs um ihn oder ihre Kleidung zu kümmern hastete sie aus den Weiden in die entgegengesetzte Richtung davon. Ihre spitzen Panikschreie hallten in seinen Ohren weiter, während er ohnmächtig vor quälender Angst bemerkte, dass sein Körper in eine paralysierte Starre gefallen war, während das Etwas unendlich langsam und doch unaufhaltbar näherkroch. Ein letztes Wimmern kam über seine nun graubleichen Lippen, als es mit einer abehakten Geste die Weidenfäden zur Seite schob und ihm entgegenstierte. Dann wurde es dunkel...
Er erwachte wieder unter den Weiden, grelles Fackellicht blendete seine Augen und da das Gift des Pilzes breitete sich nun stechend im Körper aus, machte den Kopf schwer, den Geist schwamming, die Sinne trübe und überzog alles mit friebriger Nasshitze. Dumpf schnappte er einige Worte der Dorfbevölkler, welche ihn wohl gefunden hatten, auf.
"... grauweisses Haar.... plötzlich... Fluch... Dämonenwerk... Hexer.... hängen...wegbringen und den Tieren lassen...."
Augenscheinlich blieb es bei letzterem Plan, denn als die Kälte Stunden später soweit unerträglich wurde, dass er sich aufraffen konnte, dem steifen Körper die ersten Bewegungen aufzubrummen, fand er sich gut eine halbe Meile vom Dorfe entfernt im Wald wieder und es wurde erneut dunkel.

Die Folgewochen waren grausam. Zwar hatte man ihm die Kleider neben den Leib geworfen als fürchte man mit diesen Stoffteilen die Pest im Inneren des Dorfes zu behalten, doch wirkte das Gift noch mehrere Tage und sein Glück meinte es gut mit ihm, da er nach vier Tagen schon halbverhungert und vom Fieber geschüttelt auf ein Jägerpaar traf, welches sich rührend um ihn kümmerte und zuletzt auch die schwere Bürde hatten ihn auf sein "verwunderliches" Haar aufmerksam zu machen. Die Alptraumnacht hatte ihn also auf immer gezeichnet, denn das attraktive lichtblond war bis ins grauweissliche Nichts ausgebleicht und auch die Erinnerungen wollten nicht schwinden. Als er wieder zu Kräften kam und versuchte seine Schuld beim Jäger mit einfachen Arbeiten ums Haus zu begleichen, war es ihm oft noch so als würde wieder kurz die klare Sicht der Schöpfung in sein Bewusstsein treten, so wie es ihm in der Schicksalsnacht geschah.

Erst zwei Jahre später, er hatte trotz der bizarren Haarfärbung dank seines Talents eine halbwegs gut bezahlte Stelle in einem Alchemielabor einer Kleinstadt gefunden und verbrachte den Grossteil seiner Feierabende in der Abgeschiedenheit seiner Kammer mit wildem Mischen eines geeigneten Haarfärbemittels, merkte er, dass sich tatsächlich etwas besonderes entwickelte.
Seltsame Dinge mehrten sich und er hätte all die Phänomene, welche seinem Geist freche Streiche spielten lediglich der wirren Labordämpfe und der eigenen Übermüdung zugeschrieben, hätten sie nicht all die Personen um ihn herum genauso wahrgenommen. Mal war es ihm als veränderte der einfach Sud des Heiltrankes seine klare Flüssigkeit in ein prächtig regenbogenfarbenes Schillerlicht, als er seinen Geist entkräftet zu sammeln versuchte und gen Kochstelle starrte. Das zerspringende Glas, welches der zweite Gehilfe neben ihm voller Erstaunen fallen ließ, bewies ihm, dass es nicht nur seine Einbildung war. Wenige Tage später schaffte er es aufgrund einer neuen Rezeptausarbeitung nicht auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen. Als der Hunger quälend den Magen rüttelte und wieder seine Konzentration auf einen unbestimmten Punkt des Arbeitstisches glitt wurden seine Visionen einer reich gedeckten Tafel zumindest insofern Wirklichkeit als dass plötzlich ein schrumpeliger, duftender Apfel für wenige Momente deutlich sichtbar für ihn und den erneut schwer irritierten Gehilfen wurde. Jener Helfer muss dann wohl auch dem Lehrmeister einiges geflüstert haben, denn letzendlich war es dieser, der ihn auf die Akademie ansprach.

Erst zweifelte er am Verstand des alten Alchemisten, welcher ihm mit ernster und gütiger Miene weismachen wollte, dass in ihm ungeahnte Fähigkeiten schlummern und er einst einen guten Illusionisten kannte, welcher auch all diese Projektionen erschaffen konnte. Mit unsicher spöttisch verzogenem Munde und bis fast zur Stirn gehobenen Brauen ließ er diese Rede über sich ergehen und versuchte ab da dem Lehrmeister aus dem Wege zu gehen, welcher im bei jeder Begegnung freundlich zuzwinkerte, als hätten sie beide ein gemeinsames Geheimnis. Auch wenn er sich mit dem weiteren, ungewollten Erforschen seiner scharlatanhaften Trugbildergabe langsam eingestehen musste, dass der alte Alchemist mit seinem Wink in Richtung Magierakademie zur Fortbildung und eventueller Hilfe aus seiner misslichen Lage genau den richtigen Weg gewiesen hatte. Noch zögerte er die Tage seiner Reise hinaus, entwickelte weiterhin fleissig unnütze Haartinkturen und fürchtete sich vor dem Moment an welchem er sich eingestehen müsste, dass auch dieses abnormale Etwas vor einigen Jahren seinem Geiste lebhaft entsprungen war...
 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Ving Wyllen oder Rauschpilz, Lustliebe und Leichenalptraum
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de