Zwischen Feuer und Tod

[Aleleya Mertas]

Es loderte hell, Rauch stieg zum Himmel auf und verpestete die Luft mit seinem Gestank. Der Schein des Feuers spiegelte sich in den dunkelbraunen Augen, die starr auf das brennende Lager blickten. Zwei tote und angekohlte Leiber wurden aus der Hitze gezogen. Die tätigen Greifen bereits russbeschmiert, verschwitzt und gleichermaßen angesengt. Ihre verstorbenen Kameraden wurden aufgeladen, immer mehr sammelten sich um das Feuer herum und gafften schaulustig unbeteiligt.
Ihr Magen krampfte sich zusammen als sie die Situation betrachtete. Das hatte sie sich ausgesucht, das war ihr Schicksal. Lugario hatte recht gehabt, irgendwann würde es ihr ebenso egal sein wie den Menschen, die nun den Greifen zusahen, wie sie ihre Kameraden aus dem Flammen zogen um noch etwas zum Aufbahren haben zu können. Dieses Mal stand sie dem jedoch alleine gegenüber. Sie konnte weder zu ihm gehen und den ersehnten Ruhepol wiederfinden, noch lies sich Tharon währenddessen blicken.

'Ihr lernt besser damit umzugehen'; Das war der einzige Trost, den ein Knappe noch erwarten durfte.

Als wäre das Feuer willkommener Zünder flammte der Zorn in ihnen auf, willkommengeheissen ob der schändlichen Tat der Ketzer. Noch immer vermochte sie nicht ganz zu glauben, dass dies wirklich ein Anschlag der lichten Seite gewesen sein sollte. Es sah so gar nicht nachdem aus was sie von ihnen erwartet hätte. Tetrarchin und Lethyr äußerten bereits ihre Vermutungen zu dem Thema. Doch was sie auch denken mochte, was sie auch empfinden sollte.. es war so simpel. Sie hatte hier zu stehen und nichts anderes zu tun. Ihr Ritter befand sich mitten im Geschehen.

Sagt er, du sollst warten, tust du das...

Mühsam vermochte sie den Zorn von jenem Gedanken ablenken und auf die Täter richten...

...

Zu späterer Stunde, während der Schrecken noch immer präsent in den Köpfen der Rahaler umhergeisterte, sah sie sich dem Ritter gegenüber. Knappin, hatten sie gesagt. Knappin, wenn jene 'andere' sich bewiesen hätte. War das nicht bittere Ironie? Knappe sein und dennoch nicht wirklich, wieder nur warten. Geduld zeigen, wo keine mehr sein wollte. Es wäre erholsam gewesen, nicht mit ihm zusammenzusitzen. Wie üblich kam sie sich vor, wie das Kaninchen in der Falle. Es mochte sich lediglich auf seine Gegenwart beschränken. Noch nie wäre ihr aufgefallen, dass es ihr bei Ritterin Lessard oder den anderen Rittern so gegangen wäre. Mochte es an dem liegen, was er getan hatte? Es erschien so unwahrscheinlich. Warum sollte sie sich davon so beunruhigen lassen...?
Es ergab einfach keinen Sinn. Dabei hatte sie schon mehrfach versucht zu ergründen, warum ausgerechnet er sie so nervös werden lies, sie dummes Zeug vor sich herstammelte und so oft nicht wusste was sie überhaupt sagen sollte. Als er die kurze Zeit in ihrer Wohnung verweilte, schien der Raum um einiges geschrumpft. Seine Präsenz hatte die Räumlichkeiten alleine mit dem Eintreten in Besitz genommen. Der Stuhl ihm gegenüber war noch zu nahe, doch gab es nicht viele andere Möglichkeiten sich irgendwo niederzulassen. Sie war im ersten Moment erleichtert als er wieder ging nachdem er gesagt hatte, was es dazu noch anzumerken gab. Doch es schien als sei genug von ihm zurückgeblieben, als hätte er nicht recht daran gedacht, seine Präsenz wieder mitzunehmen. 'Als hätte er sein Revier markiert...' , ging es ihr durch den Kopf, dabei einen Hauch seines Dufts wahrnehmend, der in der Luft hing und ihr Herz schneller schlagen lies. Albern, schallt sie sich gleich darauf, nicht recht wissend, wie sie überhaupt auf den Gedanken gekommen war. Doch heute Nacht hierbleiben? Sie versuchte sich vorzustellen, wie sie sich niederlegen würde... es wäre... Nein... raus hier!