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"Aut Amici Aut Inimice Sumus – Nihil Inter Est!"
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Aalerich von Weissenstein





 Beitrag Verfasst am: 08 Feb 2008 00:32    Titel: "Aut Amici Aut Inimice Sumus – Nihil Inter Est!"
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Langsam sank die Sonne unter das hohe Wolkenmeer und kam dadurch für ihre kurze Reise zum Horizont nochmals groß und rotgolden zum Vorschein und beleuchtete mit diesen Strahlen die Mauern der heiligen Stadt, die eben hinter der Bergspitze zum Vorschein kam, um welches sich das Schiff langsam schob.

Rahal!
Welch ein erhebender Anblick!
Schon viele Jahre hatte er davon geträumt, die heilige Stadt zu besuchen. Aalerich stand wie gebannt an der Reling des Schiffes, welches ihn an das Ziel seiner sehnlichsten Träume brachte.

Endlich!
Rahal!

Es sah noch besser aus, als er es sich erträumt hatte. Aber das war ja auch ganz natürlich. Schließlich konnte seine Heiligkeit, der Alka, nur in der schönsten Stadt leben, die existieren konnte.
Die rotgoldenen Strahlen umspielten die schwarzen Mauern mit ihrem Licht und hoben diese prachtvoll von dem Hintergrund der schneebedeckten weißen Berge ab.

Aalerich stand an der Reling, seine beiden Hände hielten sich vor ihm am Holz fest, als diese Mauern der Verheißung langsam im Licht der untergehenden Sonne immer näher kamen. Dieser Kontrast von schwarz und weiß ließ ihn an ein anderes weiß denken. Das Weiß seines heimatlichen Kreidefelsens, an dessen Fuß die Burg derer zu Weissenstein schon über 100 Jahre stand.
SEINE Burg!
Die Miene, auf Rahal gerichtet, verzog sich leicht. Die Augen wurden leicht zusammengekniffen und an den Händen hoben sich weiß die Knöchel ab, als diese fester um das Holz der Reling griffen. Gleich darauf ließ er die Reling los, und die Hände beschäftigten sich damit, an den Puffärmeln seines Mantels herumzunesteln und sie in die richtige Form zu bringen. Dieses sollte seiner Beruhigung dienen, denn die Gedanken, welche ihn durchtobten, benötigten dringend einer einfachen Ablenkung...

SEINE Burg!
Weissenstein gehörte ihm! Wie konnten sie es wagen, ihm dies streitig zu machen? Er hatte bereits dafür getötet. Wenn sie es denn unbedingt wollten, würde er es wieder tun. Denn das sagte schon ihr Familienmotto:

"Aut Amici Aut Inimice Sumus – Nihil Inter Est!" – Wir sind Freund oder Feind – nichts dazwischen!

Sie wollten ihn als Feind? Das sollten sie haben.

Warum mußte auch nur Rahel, die jüngste seiner Geschwister, auf den Gedanken kommen, der Leiche von Stefanus kurz vor der Beerdigung das teure Hemd, welches er Stefanus angezogen hatte, gegen das alte Lieblingshemd von Stefanus zu tauschen. So ein sentimentaler Unsinn! Allerdings wurde dadurch die kleine Wunde entdeckt, die von dem kleinen Stilett Aalerichs herstammte, das er Stefanus ins Herz gestoßen hatte. Wieso hatte aber auch das Gift, welches er ihm schon zwei Wochen verabreicht hatte, nicht so gewirkt wie es geplant war?...


Die Tat
Vor drei Wochen war der Winter mit heftigen Schneestürmen über das Lehen Weissenstein hereingebrochen. Es war zwar schon vorher kalt gewesen, und Schnee hatte auch gelegen – aber das war in Weissenstein noch kein richtiger Winter. Bereits nach zwei Tagen gab es in die anderen Orte des Lehens kein Durchkommen mehr – und es machte nicht den Eindruck, als würde es die nächste Zeit wieder besser werden. Der Winter hatte Weissenstein voll im Griff. Zum Glück für Aalerich war auch der Heiler Merkator von Weissenstein abgeschnitten, da er nach Buchendorf zu einer schweren Geburt gerufen worden war. Endlich konnte er seinen lange gehegten Plan in die Tat umsetzen.
Sein Bruder Stefanus litt an einer leichten Erkältung und Aalerich gab ihm gerne ein Mittel dagegen, schließlich war er schon lange der Vertraute Merkators. Aalerich gab ihm lächelnd seine ganz besondere Medizin. Die hatte auch schon bei Stefanus Lieblingspferd vor 12 Jahren gute Dienste geleistet, wie Aalerich fand, als er an das qualvolle Sterben des Tieres dachte. Und was für sein Pferd gut genug war, konnte ja für den Herren nicht schlecht sein. Doch irgendwie... die erhoffte und erwartete Wirkung wollte sich einfach nicht einstellen. Sicher, Stefanus wurde ziemlich krank und Aalerich tat, als würde er alles in seinem Wissen liegenden tun. Nun – dies tat er ja auch. Auch wenn Aalerichs Plan anders aussah als der Plan seiner Familie. Doch Stefanus wollte einfach nicht sterben. Dann hatte es einen Wetterumschwung gegeben und Merkator hätte am nächsten Tag wieder vor der Tür gestanden und alle Mühe wären vergebens gewesen. So griff Aalerich also gezwungenermaßen zu Plan B – und nachdem er Stefanus sein Essen und die Medizin gebracht und ihn hinter verschlossenen Türen gefüttert und untersucht hatte – und es immer noch nicht so aussah, als ob das Gift endlich tun würde wofür es gedacht war – ging Aalerich mit seinem Bruder ans Fenster, damit der einen Blick aus dem Fenster werfen konnte, wie Stefanus dies wünschte. Es sollte auch Stefanus letzter Blick sein...
Als sie da so standen, wandte sich Aalerich zu seinem Bruder, nahm ihn in den Arm – und als er Stefanus mit dem einem Arm umfasst hielt, zog er mit der anderen das schmale Stilett, welches er immer im Ärmel stecken hatte und stach es seinem Bruder ins Herz. Dabei blickte er ihm tief in die Augen und hielt ihn so lange, bis das Licht in Stefanus Augen erloschen war. Danach ließ er ihn zu Boden sinken und tupfte den kleinen Blutstropfen, der sich am Einstich gebildet hatte, mit einem seiner Schnupftüchlein ab, das er später im Kaminfeuer verbrannte. So war von der Wunde nichts mehr zu sehen und Aalerich trug seinen Bruder zum Sessel, wo er ihn aufrecht hinsetzte. Dann ging er hinaus und sagte den Bediensteten, das Stefanus jetzt ein Weilchen ruhen wolle.

Aufdeckung und Flucht
Als man Stefanus später tot im Sessel fand, wurde Aalerich zwar ein wenig mißtrauisch von seinen Brüdern und seiner Mutter betrachtet, doch konnte man auf den ersten Anschein nichts feststellen. Hätte man ihm nicht das Hemd gewechselt, wäre Aalerich damit sogar durchgekommen.
Er hatte schon alles in die Wege geleitet, was zu seiner Machtübernahme über das Lehen Weissenstein getan werden musste – er hatte auch schon sämtliche Vorbereitungen zum Glaubenswechsel getroffen, so das nach der Beerdigung seines Bruders, wenn Aalerich endlich den Stuhl derer zu Weißenfels besitzen sollte, offiziell der Glauben an Temora und Eluive aus dem Lehen verbannt worden wären und statt dessen Weissenstein sich der Gefolgschaft Alatars und des Alkas angeschlossen hätte. So allerdings...
Seine Schwester hatte den Gedanken gehabt, ihrem geliebten ältesten Bruder sein Lieblingshemd anzuziehen – kurz vor der Beerdigung... Und damit war alles vorbei.
Nach Aufdeckung der Mordtat konnte Aalerich gerade noch seine wichtigsten Sachen zusammenpacken und sich auf das nächste Schiff flüchten, welches gerade im kleinen Hafen von Weissenstein lag, bevor er von einem Trupp der Schloßwache unter dem Kommando seines zweitjüngsten Bruders Luithard, der nach ihm den Sitz derer zu Weissensteins in Besitz nehmen würde, arretiert werden konnte. Und gegen einen kleinen Obolus konnte Aalerich auch den Kapitän leicht überzeugen, zuerst die heilige Stadt des Alkas, Rahal, anzusteuern.


So kam es, das Aalerich jetzt hier mit fast leeren Händen nach Rahal kam, statt wie ursprünglich geplant mit seinem frisch zu Alatar konvertiertem Lehen, welches er dann glorreich dem Alka hätte überreichen können...
Immerhin gehörte zu den geretteten Gegenständen auch der offizielle Siegelring des Oberhauptes derer zu Weissenstein. Damit konnte er wenigstens seine Legitimität beweisen.

Jetzt hatte das Schiff auch endlich den Hafen Rahals erreicht – und Aalerich konzentrierte sich auf seine nächsten unmittelbaren Schritte. Nämlich: Wieder festen Boden betreten; eine Unterkunft finden; seine Robe, die ihm zur Flucht verholfen hatte gegen etwas Standesgemäßes tauschen; Bürger der heiligen Stadt werden und dann seine Aufwartung bei seiner Heiligkeit machen, um danach zu beginnen, Weissenstein wieder zurückzuerobern, um es dem Alka zu Füßen zu legen. Es sei denn, dieser hätte eine andere Bestimmung für ihn. Egal was – Aalerich würde allen Befehlen seiner Heiligkeit mit Freuden entsprechen.
Damit machte sich Aalerich daran, seine Sachen zusammenzupacken, denn Rahal wollte betreten werden.
Und beim Überqueren des Landungssteges und Betreten des festen Bodens der heiligen Stadt Rahal versank die Sonne im Westen im Meer und die Dunkelheit breitete sich langsam aus – hier und dort vertrieben von Laternen und Lichtern, welchen einem den Weg durch die Stadt wiesen...


Zuletzt bearbeitet von Aalerich von Weissenstein am 20 Jul 2008 21:00, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Aalerich von Weissenstein





 Beitrag Verfasst am: 20 Jul 2008 20:59    Titel:
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Mit einem leisen Klicken gab das Türschloß kund, das es jetzt wieder geschlossen war. Mit dem Schlüssel in der Hand wand Aalerich sich um. Da lag sie vor ihm, seine neue Unterkunft. Im Geiste sah er schon die zukünftige Einrichtung vor sich. Hier würde er sein neues Labor aufbauen. Er mußte sich endlich wieder an seine Experimente machen. Er weilte nun schon einige Monate in der heiligen Stadt Rahal. Die erste Zeit war... nun, nicht ganz so einfach gewesen wie er es sich vorgestellt hatte. Anfangs fand er eine Unterkunft bei den Perlen im Rahaler Hafenviertel. Dafür war er ihnen heute noch dankbar. Irgendwann würde er sich ihnen erkenntlich zeigen...

Doch nun galt es, seine Geschäfte voranzutreiben. Mit schnellen Schritten ging er durch den noch leeren Raum und holte ein paar Brocken Fleisch aus der Aufbewahrungskiste, um sie seiner Katze vorzuwerfen. Rattentod stürzte sich mit Heißhunger auf die Brocken, und in wenigen Augenblicken waren sie restlos verschlungen. Danach putzte sie sich erst einmal in Ruhe, um ihm dann dankbar um die Beine zu streichen. Typisch Katze. Wenn er sie nicht hin und wieder für die Rattenjagd benötigen würde, hätte er keine Katze gebraucht. Außer für gelegentliche Versuche vielleicht...

Während er seine frisch gesammelten Reagenzien sortierte und in die entsprechenden Taschen verteilte, ließ er sich die letzten Tage nochmals durch den Kopf gehen, dabei eine imaginäre Liste abhakend.

Um Platz für sein künftiges Labor zu schaffen, hatte er sich ein neues Haus gemietet, das mehr Raum hatte. Er hatte seine Garderobe endlich wieder auf einen annehmbaren Stand gebracht. Auch hatte er endlich einen besseren Schutz für sein Suche nach Reagenzien und Reichtümern in den verschiedenen Höhlen und Gewölben. Seine Schneiderin Ellinore Green war wirklich sehr zuvorkommend. Ihr Umgang mit seinem momentanen finanziellen Engpass hatte ihn positiv überrascht. Nun, dies würde er ihr nicht vergessen. Seine neue Waffe würde ihn dabei unterstützen, mit den verschiedensten Höhlenbewohnern besser fertig zu werden. Die ersten Schritte waren in die Wege geleitet, ein alchemistisches Labor aufzubauen und damit möglicherweise auch etwas Gold zu verdienen...

Nachdem alle Reagenzien verstaut waren, begab sich Aalerich in das Obergeschoß, wo er sich auf einem Stuhl niederließ und weiter seinen Gedanken nachhing.

Er mußte wirklich wirken wie ein Tölpel vom Land! Der Umgang mit den kleinen Leuten hatte ihn wohl ein wenig weich gemacht, sonst hätte er nicht so reagiert, als er der Statthalterin von Rahal, der Baronin Sephira von Tecklenstein, bei seinem Schmied begegnet war. Er hatte sie bereits bei seiner Einbürgerung gesehen – da war sie auch noch eine Blutgeborene gewesen- Und nur, weil Seine Heiligkeit, der Alka, sie vor einer Woche zur Baronin ernannt hatte, war sie deswegen nichts besseres als er. Schließlich stammte er auch von altem Adel ab. Sogar älterem als sie – wenn er sich recht an seinen Unterricht damals als Kind erinnerte, über die Geschichte des Reiches. Warum – zum Henker – war er dann so nervös und fahrig geworden, als sie plötzlich in der Tür stand? Nur wegen ihrem Titel?!? Lachhaft! Noch provinzieller ging es ja wohl nicht. Schon Seine Heiligkeit hatte beim Treffen der Adligen vor einigen Monaten zu verstehen gegeben, das Ehrfurcht vor Höhergestellten hier nicht wirklich angebracht war. Zumindest sollte sie das Eigendenken nicht in den Hintergrund stellen.
Als die Baronin dann aber ihrem Erstaunen ihn zu sehen mit den Worten "Blutgeboren, man dachte fast, ihr wäret wieder in eurem Heimatlehen..."Ausdruck verlieh, fing er sich ganz schnell wieder. Man sah ihn also nicht genug? Nur weil er seine Anwesenheit nicht an die große Glocke hing? Nun – bis jetzt schien ja alles ruhig zu sein. Er hatte hier in Rahal noch kein bekanntes Gesicht aus Weissenstein gesehen. Entweder, seine Familie hatte vor, ihn zu ignorieren und sich nicht weiter im ihn zu kümmern – oder sie waren noch nicht auf Rahal gekommen. Eigentlich konnte er sich dies nicht vorstellen – doch hatte er noch nichts bemerkt, das darauf schließen lies, das man nach ihm suchte. Aber wenn die Dame meinte, er solle sich mehr sehen lassen... Gut. Dies konnte sie haben! Auch würde er sich wieder auf seine Abstammung besinnen. Mit dem einfachen Volk mochte man ja mal höflich und auch freundlich umgehen, im ihnen die natürliche Scheu vor dem Adel etwas zu nehmen – doch seinesgleichen benötigten dies in keinster Weise! Mochte "Frau Baronin von Tecklenstein" auch ihren Nutzen für Seine Heiligkeit bewiesen haben – Aalerich kannte sie nicht, hatte sie erst zweimal kurz gesehen... Noch hatte sie ihm überhaupt nichts bewiesen – außer das sie wohl eine schnelle Zunge haben mochte.

Seine Hände, die mit einem Apfel gespielt hatten, welcher vor ihm auf dem Tisch lag, zogen diesen nun an sich heran und herzhaft biss er hinein. Im Gedanken ging er jetzt die nächsten Punkte auf seiner geistigen "Zu erledigen"-Liste durch, ehe er aufstand, um sich am Brunnen den klebrigen Saft des Apfels von den Händen zu waschen.

Es gab viel zu tun...
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Aalerich von Weissenstein





 Beitrag Verfasst am: 27 Jul 2008 17:12    Titel:
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Sorgfältig breitete er seine neuen Kleider vor sich auf dem Tisch aus, um sie dann Stück für Stück anzuprobieren und seine üblichen Kleider gegen sie auszutauschen.

Schon wieder! Er tätigte gerade wieder einige Geschäfte mit Ellinore Green, welche sich zu seiner Hausschneiderin zu entwickeln schien. Auch, mußte Aalerich sich eingestehen, war sie durchaus... appetitlich. Und es bereitet ihm Vergnügen, sie zum Erröten zu bringen, mit kleinen Scherzen und Neckereien. Das hatte etwas erfrischendes. Und dann tauchte SIE wieder auf.
Dies war jetzt das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit. Verfolgte sie ihn etwa? Erst bei Herrn Dvelor – jetzt bei Ellinore... Oder sollte es wirklich nur Zufall sein? Aalerich mochte es kaum glauben. Immerhin hatte sie jetzt keinen Grund mehr sich zu beschweren, das sie ihn nicht gesehen hätte. Dieses Mal hatte er sich auch besser unter Kontrolle gehabt. Nun, sie mochte vielleicht auch ein wenig abgelenkt gewesen sein, weil sie und Ellinore sich ein wenig... hm, er wollte es mal so sagen: Insgeheim war er froh gewesen, das baldige Schlachtfeld der Worte verlassen zu können. Als Mann zwischen zwei sich die schöne Zähne zeigenden Frauen hatte man immer verloren.

Inzwischen hielt er das als letztes anzulegende Kleidungsstück in den Händen – eine Maske. Nun – er hatte schon sehr viele Personen getroffen, die wohl meinten, sich verstecken zu müssen. Einerseits fand er dieses zwar unhöflich, doch sah er ein, das dieses für manche Gelegenheiten durchaus nützlich erscheinen mochte. Deshalb hatte er sich diese Sachen anfertigen lassen. Noch hatte er zwar keinen konkreten Verwendungszweck dafür – doch war es sicherlich besser, für alle möglichen Gelegenheiten gewappnet zu sein.

Kurz sah er an sich herunter und versuchte sich vorzustellen, wie seine Erscheinung wohl wirken mochte – versuchte sich das Gefühl einzuprägen, wie es sich anfühlte, diese Maske zu tragen...

Anschliessend zog er sich wieder um, um dann die neuen Kleider wohl zusammengelegt in einem Rucksack zu verstauen und an einem sicheren Platz gut zu verwahren. Jetzt konnte er sich wieder an das normale Tagesgeschäft machen – der Tag für diese neuen Sachen würde dann irgendwann auch noch kommen. Den ein oder anderen Verwendungszweck konnte er sich schon vorstellen. Und während er nach unten ging, um ein paar Reagenzien zur Verarbeitung herauszusuchen, stellte er sich bereits seinen nächsten Besuch bei Frau Green vor. Dieser würde bestimmt wieder sehr unterhaltsam werden...

Ach – und wegen IHR... nun, er würde das weiter im Auge behalten...
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Aalerich von Weissenstein





 Beitrag Verfasst am: 23 Nov 2008 00:45    Titel:
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Fahrig griffen seine Hände nach dem Krug Apfelwein, der vor ihm auf dem Tisch stand – schön heiß, mit ein paar seiner Kräuter versehen, wie es Merkator früher immer in der Burg getan hatte, um die Lebensgeister wieder aufzuwecken. Das hatte er jetzt nötig. Innerlich – und jetzt auch äußerlich zitternd saß er auf dem Stuhl und dachte nochmal zurück an den heutigen Abend.

Irgendwie war alles schief gelaufen was nur schieflaufen konnte. Nun ja – doch nicht ganz... aber der Tag war für ihn gelaufen. Am besten sollte dieser Abend ganz schnell aus seiner Erinnerung gestrichen werden... obwohl...

Aalerich hatte sich entschlossen, noch ein wenig auf die Jagd nach Reagenzien und etwas Gold zu gehen. Zu diesem Zwecke machte er sich zu den Sumpfkavernen auf, die er schon so einige Male besucht hatte. Inzwischen wusste er, wo die Versammlungsstätten der Monster waren und wo er ihnen etwas von ihrem Gold abnehmen konnte. Doch leider – es funktionierte nicht so gut wie geplant. Mochte es an diesem seltsamen Wetter liegen – die Nacht, die jetzt schon seid mehreren Tagen anhielt – die Untoten schienen auf jeden Fall irgendwie stärker zu sein als sonst. Die Schläge, die ihnen Aalerich verpasste zeigten kaum Wirkung, und bis man einen Untoten niedergerungen hatte brauchte er heute etliche Schläge. Dann hatte er die Monster an der Schatzkiste endlich besiegt – da weigerte sich diese dämliche Kiste auch noch, sich öffnen zu lassen. Wo er sonst nur drei bis vier Versuche benötigte, bis er mit seinen Schlüsselrohlingen das Schloss geöffnet hatte, so brauchte er am heutigen Abend bestimmt an die zehn Versuche, bis der Rohling endlich so im Schloss griff, das es sich öffnete. Aalerich wollte es schon fast aufgeben...

Endlich war dieses Schloss offen, da stürzte noch eine Horde Ghule und ein Skelett mit einem Bogen um eine Ecke der Höhle. Diese hatten wohl mitbekommen, wie er sich an der Truhe zu schaffen machte und griffen ihn direkt an. Er war von diesem überraschenden Angriff so überrumpelt, das er von einem der Monster mit einem Schlag am Kopf getroffen wurde, so daß ihm schwarz vor Augen wurde. Zum Glück trug er den Helm aus Knochen, welcher ihm schon viele gute Dienste geleistet hatte. So tötete ihn der Angriff des Ghuls nicht, sondern schickte Aalerich nur betäubt zu Boden. Nun – wenn Aalerich jetzt so nachdachte, hatte er doch so einiges an Glück diesen Abend gehabt... Denn wohl in der Annahme, den Schatzräuber getötet zu haben, ließen die Monster ihn einfach in der Höhle liegen, und versammelten sich um die Truhe, um jeden möglichen anderen Dieb sofort ebenfalls anzugreifen.
Als Aalerich wieder zu sich kam, zog er sich dann erst einmal in die Tiefe der Höhle zurück, um seinen brummenden Schädel in den Griff zu bekommen. Dem tat es dann auch nicht gerade gut, als dann auch noch so ein fliegendes Fret-Ungeziefer sich sofort wieder auf ihn stürzte. Als er dieses dann endlich aus der Luft geholt und am Boden aufgespiesst hatte, dröhnte ihm das Blut nochmal so laut in den Ohren wie vorher. So musste es passiert sein, das er die Grüße eines plötzlich auftauchenden schwer gerüsteten Streiters nicht ganz verstanden hatte.

"Der All-Einen Segen!" kam es gedämpft unter dem Helm hervor.
Aalerich hatte nur "Einen" verstanden und auch war sein Blick noch etwas benebelt, so daß er die Farben der Streiter Temoras nicht erkannte. So grüßte er zurück, schon innerlich erfreut, das er jetzt vielleicht einen Mitstreiter um den Schatz hatte, mit dem er die Monster bestimmt vertreiben konnte.

"Des Einen Segen."

"Des...Einen...Segen? - Seid ihr Lebensmüde?"
kam es zurück.

Aalerich konnte sich ein Stirnrunzeln nicht verkneifen, auch wenn der Andere dies sicherlich nicht durch den Helm sehen konnte. Was redete der denn da?
"Inwiefern? - Ich bin nicht das erste Mal hier!"
Noch immer war ihm sein Fehler nicht aufgefallen – hatte er nicht erkannt, mit was für einer Gesinnung er es zu tun hatte. Der Schlag auf den Kopf musste wohl doch etwas härter gewesen sein... Er dachte nur, der andere würde ihm Vorwürfe machen, in dieser "gefährlichen Höhle" alleine unterwegs zu sein. Lächerlich! Während Aalerich nun also sein Rapier wieder zog und sein Schild aufnahm, um mit dem neuen Verbündeten nun den Monster das fürchten zu lehren, klärte ihn dieser "Verbündete" auf, dabei seine Axt an seinen Gürtel hängend und sein Schwert ziehend:
"Ihr grüßt im Namen des Brudermörders...und das auch noch einen Ritter Temoras!"

Was? Was war das? Aalerich war, als hätte er sich verhört.
"Hm - soll mich das beeindrucken? Ihr grüßtet doch zuerst!" Doch während er dies sagte, nahm er sein Gegenüber in dem herrschendem Dämmerlicht nun doch nochmals genauer in Augenschein. Und was er sah, gefiel ihm nicht sonderlich...
Nun fiel ihm der Wappenrock dieser elenden Diener Temoras ins Auge – nun! Zu spät!
Auch war dieser Kämpfer um einiges besser gerüstet als Aalerich.
"Im Namen DER All-Einen..." stellte der Andere nun Aalerichs Irrtum richtig. "...und ihr erwidertet im Namen DES Alleinen!"


Aalerich wusste – wenn er es hier auf einem Kampf ankommen lassen würde, hätte er schon verloren. Jetzt mußte er sehen, wie er hier erst einmal davon kam.
"Dann müsst Ihr Euch das nächste Mal wohl deutlicher ausdrücken! Ich war gerade anderweitig beschäftigt, der Herr!" gab er zurück – innerlich ganz angespannt und fieberhaft nach einem Ausweg suchend. Äußerlich ließ er sich nichts anmerken und gab zumindest mit Worten nicht klein bei.
"Ich kann Euch auch einfach auf der Stelle niederstrecken? Pantherbrut!"
"Könnt ihr das? Dirnengezücht!"
"Ich denke doch schon."
erwiderte dieser heldenhafte Krieger, welcher sich seiner Sache schon sehr sicher war. Mit einem kurzen Schritt nach vorne nahm er eine bedrohliche Kampfhaltung ein.

"Hmm..." – überlegend trat Aalerich einen Schritt zurück, dabei keinesfalls den Fehler begehend, sich ebenfalls in eine Angriffs- oder Verteidigungsposition zu begeben.

"Verteidigt Ihr Euch? Oder gebt Ihr gleich auf?" Der Gerüstete war sich seiner Sache ziemlich sicher. Doch Aalerich tat diese weitere Provokation mit einem Schulterzucken ab. "Ich habe keine Lust, mich mit Euch zu schlagen." Innerlich war ihm klar, wer dann da der Unterlegene wäre. "Ich bin nicht ganz auf der Höhe - dankt den Guhlen der Kiste."
"Dann schlage ich vor, ihr ergebt Euch auf der Stelle."
war alles, was der andere dazu zu sagen hatte.
"Ich ergebe mich nicht - ich gehe!"
"Ach ja?"
"Wenn ihr zuviel Energie habt - dann reagiert sie an den Wächtern der Kiste ab!"

Ein Wort gab das andere – doch nun trat der andere langsam angespannt näher. Aalerich versuchte darauf, mit einem fast unmerklichen Schritt zur Seite ein freieres Feld zum Ausgang zu bekommen. "Ja." – damit scheidete er sein Rapier, dem anderen jetzt gänzlich unbewaffnet gegenüberstehend. "Noch einmal...Waffe niederlegen. Meine Geduld ist begrenzt!" - "Das ist Pech für Euch." Damit versuchte Aalerich jetzt, an dem anderen vorbeizugehen. Doch dieser trat ihm rasch in den Weg und versperrte den direkten Weg zum Ausgang.

Hmm... so würde es also nicht funktionieren... "Nun?" erwiderte er nur darauf, das nun dieser Weg versperrt war.
"Also Pantherdiener... Nennt Euren Namen."
Ha – da könnte ja jeder kommen! Sich nun auch das Schild wieder auf den Rücken hängend fragte er im Gegenzug: "Wer will den wissen?"

"Nevyn Silberhand. Ritter Temoras, Oberhaupt der Bruderschaft und Burgherr zu Schwertwacht!"

"Hmhmm..."
Nevyn Silberhand? Sollte der Name ihm etwas sagen? Dieser Nevyn dachte wohl schon...
"Vielleicht habt ihr meinen Namen ja schon einmal vernommen... Ich hörte, man gebraucht ihn in Rahal als Fluch."
Aalerich hatte wohl schon einmal von den Streitern Temoras gehört – geflissentlich, bei seiner eigentlichen Erziehung – aber wer da in diesen Zeiten der Anführer war, entzog sich seiner Kenntnis – und seinem Interesse... bis jetzt...
"Darauf mögt Ihr Euch wohl etwas einbilden, der Herr, ja?" Auch wenn er den Namen bisher nicht gehört hatte – er würde ihn nun sicherlich nicht vergessen.
"Ich bilde mir darauf sicher nichts ein. Was Panthergezücht denkt, interessiert mich nicht." Pah – welche Arroganz! Welche Selbstherrlichkeit! Da war jedes weitere Wort verschwendet.
"Na dann... Also - geht ihr mir nun aus dem Weg - oder nicht?" Nicht, das er erwartet hätte, das dieser Herr Silberhand ihn nun hätte gehen lassen, nachdem er sich so großgetan hatte. Aber Aalerich war nun ein Gedanke gekommen, wie er diesen lästigen Vertreter der Schlampe Temora loswerden konnte...
Nevyn musterte ihn ob dieser Frage nur ruhig und meinte: "Ich denke nicht daran. Euresgleichen kann ich nicht einfach so ziehen lassen."
Aalerich nahm diese Antwort mit verschränkten Armen entgegen.

"Na gut - dann gehe ich halt."
Damit wand er sich um, um wieder in die Tiefe der Höhle hineinzugehen. "Ihr geht nirgendwohin!" meinte der andere, ihm nun hinterherstapfend. Ah ja – genau – da vorne war die Schatzkiste. Und da waren ja auch noch die Ghule und der Skelettbogenschütze. Nie war Aalerich froher, diese Monster zu sehen.
"Haltet mich doch auf..." damit ging er direkt ruhig auf die Monster zu, welche beim Erscheinen der beiden Menschen sofort wieder zum Angriff übergingen. Wohl fing sich Aalerich noch einen Pfeil ein, der in seiner Lederrüstung stecken blieb, doch auch auf Nevyn gingen diese Monster los, so das Aalerich, nachdem er direkt durch die Gruppe Ghule gegangen war, etwas Luft bekam, weil sie sich nun Nevyn zuwandten. Dies nutze Aalerich, um nun seine Schritte doch etwas zu beschleunigen, und einen schnellen Rückzug anzutreten. So mochte es wohl sein, das dieser Silberhand seinen Schatz bekam – aber ihn nicht.
Schleunigst begab er sich direkt zur Kutsche, um sich gen Rahal fahren zu lassen. Die Lust auf weitere Abenteuer war ihm gehörig vergangen. An der Kutschstation ließ er seinen Frust noch an den herumhüpfenden Raben aus, bevor er sich zu seinem Haus begab. Weil er da keinen gescheiten Alkohol finden konnte, beschloß er, noch schnell in die Taverne zu gehen, weil er jetzt unbedingt einen Schluck brauchte. Die Anspannung, die auf dem Rückweg von ihm abfiel, machte sich in einem Schüttelfrost bemerkbar, der etwas warmen Wein vertragen konnte.
Das der Ritter Tugor Crain ihn in der Taverne erst nicht erkannte, bis er seine Kapuze zurückgeschlagen hatte und ihm auf dem Weg nach draußen unter dem Vordach noch die Baronin von Tecklenstein plötzlich im Weg stand, machte den Abend noch komplett. Fast hätte er sie nicht erkannt, so tief ihn die Stirn hatte sie ihre Kapuze gezogen – aber ihre Stimme erkannte er sofort. So wie sie das "Blutgeboren..." betonte... Doch ihm stand jetzt der Sinn nach eine Schnaps und heißem Wein – weswegen er mit einem kurzen "Frau Baronin..." an ihr vorbeischritt. Ein andermal vielleicht wieder...

Langsam breitete sich nun der warme Wein in ihm aus und vertrieb die Schauder, die ihn gepackt hatten. Langsam legte sich seine innere Anspannung und eine angenehme Schläfrigkeit bemächtigte sich seiner...

Nevyn Silberhand... So so... Den Namen würde er so schnell nicht vergessen.
Damit leerte er den letzten Rest seines Weines, um sich dann – jetzt wieder die Ruhe selbst – umzuziehen, und sich zu Bett zu begeben. Und das warme Gefühl des Weines verschaffte ihm die Sicherheit, das zumindest sein Schlaf gut sein würde.
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Aalerich von Weissenstein





 Beitrag Verfasst am: 06 Aug 2009 19:55    Titel:
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Das Finale

Eine leichte Brise vom Meer kommend vertrieb die größte Sommerhitze des Tages im Hafen von Weissenstein und ließ die vielen Fahnen mit dem Wappen derer von Weissensteins – dem weißen Berg auf rotem Grund – munter flattern. Leicht mißmutig ließ Aalerich seinen Blick über den Hafen schweifen, welcher direkt an der Mündung des Eiren ins Meer gelegen war. Etwas weiter landeinwärts konnte man sich die Festung der Garnison von Weissenstein erheben sehen, die eindrucksvoll und taktisch äußerst günstig auf einer Insel in der Mitte des Eiren gebaut war. Von seinem Standort aus konnte Aalerich auch den Kreidefelsen sehen, der sich im Westen erhob und dem das Lehen und auch seine Familie den Namen verdankte: Der Weissenstein. Seine Familie... Sein Blick wanderte nochmals in Richtung des Felsens. Die würde sich sicherlich im Palais am Fuße des Felsens aufhalten...
Etwas angewidert verzog sich sein Gesicht.
Er war jetzt bereits einige Zeit wieder zurück in Weissenstein. Er hatte Rahal Anfang Eluviar verlassen, um vor Ort mehr Möglichkeiten herauszubekommen, wie ER sich doch noch als Lehnsherr auf dem Freiherrensitz von Weissenstein niederlassen könnte.
Zuerst hatte er sich auf den Weg in die Baronie Tecklenstein gemacht. Er wollte sich die Erfolge von IHR – Baronin Sephira von Tecklenstein – doch mit eigenen Augen betrachten. Geredet wurde ja viel – aber ob das auch alles zutraf, das mußten seine eigenen Augen entscheiden. Und wenn es ihm auch nicht leichtfiel, das einzugestehen: Das Lehen von Sephira von Tecklenstein hatte ihn beeindruckt. Die Art, in welcher man dort mindestens seid der Machtübernahme Alatar huldigte und anbetete... so etwas mußte er mit Weissenstein doch auch schaffen?!
Nachdem er in Tecklenstein genug gesehen hatte, hatte er sich auf den Weg nach Weissenstein gemacht, wo er sich nun schon ein paar Wochen aufhielt. Nächtigen tat er zumindest in der Hauptstadt so, wie er es auch in seiner ersten Zeit in Rahal getan hatte. Er kannte da ein Haus im Hafenviertel, in dem die Hausherrin absolut verschwiegen – und die Mädchen dafür um so hübscher und williger waren. Auch konnte er sich sicher sein, hier bestimmt niemanden aus seiner Familie zu treffen. Seine Brüder mit ihren Posten beim Militär waren dafür ja viel zu ehrbar – und seine Mutter und seine Schwester hatten hier sowieso nichts verloren. Sicherheitshalber hatte er sich dennoch sein Haar schwarz gefärbt, um wenigstens auf den ersten oberflächlichen Blick nicht als er selbst erkannt zu werden. Dazu trug er noch einen Hut mit großer Krempe, die er möglichst unauffällig über sein Gesicht herunterzog, um seine Augen besser zu verbergen. Diese ließ er jetzt nochmals kurz über die Ansammlung von Booten und Schiffen schweifen; die Menschenmengen, die an den Kais und Anlegestellen herumwimmelten und die Ansammlung von Fahnen, die munter im Wind umherflatterten. Auf einigen erblickte er auch die Farben und das Wappen von Eirensee, dem Herzogtum, dem Weissenstein angehörte. Für die meisten Menschen mochte dies ein schöner Anblick sein – doch Aalerich konnte nur daran denken, das nicht SEIN Wappen über der Stadt wehte – der springende schwarze Panther über dem Stein und Grund von Weissenstein...
Die Stadt rüstete sich schon für die Feierlichkeiten zum "Festtag der Befreiung von den Horden" am achten Tag des Monats Ashatar. An diesem Tag vor nun 143 Jahren wurden den Horden der Orks, Harpien und den anderen Monstern die entscheidende und vernichtende Niederlage zugefügt – an der Stelle, an der jetzt die Garnison stand. Und seitdem wurde dieser Jahrestag immer mit einem grossen Fest gefeiert. Dieser Umstand erleichterte es Aalerich nun auch, von seiner Familie oder anderen Bekannten unentdeckt zu bleiben
Kurz mürrisch aufbrummend erhob Aalerich sich jetzt, um sich einen Weg durch die Stadt zu bahnen. Ihn zog es hin zum Weissenstein, dem Kreidefelsen. Von dort oben hatte man eine gute Sicht auf die Stadt – und vor allem konnte man auf den Palais derer von Weissenstein hinabschauen. Vielleicht würde ihm dort oben etwas Gutes einfallen? Denn bis zu diesem Tag hatte er nicht viel ausrichten können. Diese eineinhalb Jahre seiner Abwesenheit hatte seine Familie hervorragend genutzt, um den Glauben an Temora noch weiter zu festigen. Bis heute hatte er nur eine geringe Anzahl Alatargläubiger zusammengebracht, die aber für eine Übernahme des Lehens viel zu wenige waren. Dabei war er durch das ganze Lehen gereist und hatte jeden Ort besucht. Doch dort interessierten sich die Leute nicht wirklich für die Religion.
Als Aalerich sich nun aufmerksam durch die Hafenstrasse in Richtung Westen bewegte, durch das Gedränge der Leute, die zum Fest nach Weissenstein gekommen waren, bemerkte er eine Gruppe Soldaten der Garnison, die in voller Rüstung durch die Stadt patrouillierten, um Anwesenheit zu zeigen. Dadurch versuchten sie, alkoholbedingte Ausschreitungen schon im Vorfeld zu verhindern. Auch wenn die Patrouille noch ein ganzes Stück entfernt war und immer wieder durch Menschen, Tiere und Wagen verdeckt wurde, war er sich sicher, in dem vorausgehenden Anführer dieser Handvoll Soldaten seinen Bruder Hagen erkannt zu haben. Die rotblonden Haare, die immer mal wieder herüberblitzten, bestätigten ihn immer mehr in dieser Vermutung. Langsam ließ er sich darum durch die Menge an die Häuserzeile zur Rechten der Straße treiben, um dort offenbar interessiert die Auslagen der Läden zu betrachten. Dabei versuchte er auch noch, sich etwas kleiner zu machen, um nicht allzusehr aufzufallen. Das Hagen ihn jetzt hier entdeckte, das würde ihm gerade noch fehlen.
Als die Patrouille mit seinem Bruder an der Spitze seine Höhe erreicht hatte, kniete Aalerich gerade an einem Töpferstand, um sich vorgeblich die Waren genauer zu betrachten. Insgeheim jedoch warf er einen Blick auf Hagen mit seinen Kameraden, wie sie sich durch die Menge schoben, die sich bereitwillig vor ihnen öffnete und hinter ihnen wieder zusammenfand, als wäre nie eine Lücke gewesen.
Wie als spürte Hagen den Blick, blieb er plötzlich stehen und schaute prüfend in Aalerichs Richtung. Schnell wand Aalerich sich ab und konzentrierte sich auf die billige Vase vor seinen Füßen. Als er den nächsten Blick riskierte, waren die Soldaten weitergegangen. Einen leisen Seufzer ausstoßend erhob er sich wieder aus der Hocke, und machte sich wieder auf den Weg in Richtung Westen, um auf den Kreidefelsen zu gelangen – immer versuchend, möglichst niemandem Bekannten in die Hände zu laufen.

Als Aalerich später auf der Höhe angelangt war, die zum weißen Felsabsturz führte, machte sich die Sonne gerade an ihren Abstieg zur Nacht hin. Noch ein – zwei Stunden, dann würde die Dämmerung das Land überziehen.
Der Weg, der in Richtung des Felsen ging, war durch die Füße vieler Generationen kein schmaler Pfad mehr, sondern breit und ausgetreten. Er führte zu einem größeren Platz, an dem man sich oft zum Feiern zusammenfand. Aalerich konnte sich an etliche Ausflüge dorthin erinnern, und wie er damals dort mit seinen Geschwistern und anderen Kindern aus Weissenstein herumgetobt war, während die Erwachsenen um ein großes Feuer herumsaßen. Zum Felsen selbst – an den höchsten Punkt der Küste bevor sie sich für die Mündung des Eiren öffnete – gelangte man entweder von diesem Platz aus auf einem kleinen Pfad, der sich durch den letzten Streifen Wald zog – oder auf dem Pfad, in den er jetzt einbog. Dieser schlängelte sich bereits hier durch den Wald und verlief dann direkt oben an der Steilküste entlang, zum Kreidefelsen immer stetig ansteigend. Dieser Pfad wurde nicht so oft genutzt – und Aalerich entschloß sich, diesem zu folgen, da er so einen Bogen um den Festplatz machen und so dort möglicherweise Lagernden aus dem Weg gehen konnte.
Langsam ging er auf dem Pfad durch den Wald, welcher sich die ganze Küste entlangzog und genoß den Ausblick. Vom Platz her waren durch den Wald keine Geräusche zu hören, anscheinend war dort doch niemand anzutreffen. Jetzt hatte er den Ende des Pfades erreicht und ging die letzten Meter bis zur Spitze des Felsens, um hinunter zu sehen. Fast direkt dahinter an der Kante wuchs eine große Eiche, an deren Stamm er sich dafür anlehnen konnte – zur Sicherheit. Da er aber so noch nicht den gewünschten Blick hatte, beugte er sich langsam vor und ging noch zwei kleine vorsichtige Schritte auf den Absturz zu, um noch besser hinuntersehen zu können. Zum Glück war er schwindelfrei. Von hier hatte er nun einen guten Blick auf das Haus seiner Kindheit – den kleine Palais, in dem die Freiherren zu Weissenstein nun bereits seid mehreren Generationen wohnten. Dieser lag direkt unterhalb des Felsens, etwa zwanzig Meter davon entfernt, damit das Haus nicht von herabfallenden Steinen getroffen werden konnte.
Nun kniete Aalerich also direkt an der Kante und sah auf seine Vergangenheit hinab. Und auf die Zukunft, die er gerne haben wollte. Beim Anblick des Hauses fühlte seine rechte Hand nach dem Gegenstand, den er seid seiner Flucht immer bei sich trug, aber nur zu den seltensten Gelegenheiten offen gezeigt hatte. Dieser gemahnte ihn immer wieder, endlich voran zu kommen. Hart spürte er die Konturen des Siegelringes derer zu Weissenstein, welchen er in einem kleinen Samtbeutel in seiner Tasche trug – und welcher ihn eigentlich als den offiziellen Freiherren von Weissenstein ausweisen sollte. Hätte ihn seine Familie nicht vertrieben...
Hmm... wer saß denn da auf dem Balkon zur Felsenseite hin und laß? War das nicht seine Schwester? Konzentriert blickte er in die Tiefe, an Plänen für seine Rückkehr schmiedend, als er plötzlich das Klappern und Klingen mehrerer Schilde und Kettenhemden hinter sich hörte, die den Weg vom Platz heraufkamen und soeben den Felsen erreichten, auf dem er gut sichtbar kniete, mit seiner dunklen Kleidung auf dem weissen Fels.
"He da – was macht Ihr da? Wer seid Ihr und was habt Ihr dort zu suchen?" erschallte es auch gleich.
Noch knieend blickte er zum Pfad und sah dort drei Mann der Weissenfelser Garde, voll gerüstet, am Waldrand stehen und verblüfft zu ihm herübersehend. Hier jemanden vorzufinden hatten sie nicht erwartet.
"Bei Alatar – was haben DIE denn hier zu suchen?" schoß es ihm durch den Kopf, ehe er sich schnell aus der Hocke erhob und sich in Richtung des Küstenpfads drehte, um dort schnell zu verschwinden. Bei der Drehung trat er jedoch auf ein Stück Fels, den der Zahn der Zeit so angefressen hatte, das er unter dem Gewicht seines Fußes zersprang und in die Tiefe kollerte. Dadurch ins Straucheln geraten, versuchte Aalerich noch, sich von der Kante zu entfernen. Dabei stieß er frontal gegen die Eiche, die ja direkt hinter ihm stand. Nun kam der Zusammenstoß allerdings so plötzlich, das er – bevor er sich am Stamm festhalten konnte – von diesem abprallte und durch den Schwung einen großen Schritt nach hinten tat. Er versuchte noch, doch noch den Stamm oder wenigstens einen der herunterhängenden Äste zu fassen zu bekommen, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, indem er wild mit den Armen herumwedelnd an der Kante stand, doch erhaschte er nur ein paar Blätter, die er dadurch vom Baum riß – ehe er langsam hintenüberkippte und die Zweige und Blätter der Eiche nach unten aus seinem Blickfeld verschwinden sah und sich vor seinen Augen das tiefe Blau des Himmels mit einigen hochziehenden Wolken öffnete und er kurz das Gefühl bekam zu fliegen.
Mit einem leisen, ungläubigen "Oh..." sahen die drei Gardisten den Unbekannten rücklings über die Felsenkante kippen und verschwinden- Als sie diese dann rasch, aber vorsichtig erreichten und hinunter spähten, sahen sie ihn mit seltsam verdrehten Gliedmassen unten am Boden liegen, während noch ein paar abgerissene Blätter zu ihm hinuntertrudelten.


Rahel saß gerade gemütlich auf dem Balkon hinter dem Amtszimmer ihres Bruders lesend in der Abendsonne, als sie plötzlich meinte, Rufe von der Klippe herunter zu hören. Als sie ihren Blick hob, sah sie gerade noch, wie ein großer dunkler Körper von der Klippe fiel, wild mit dem Armen wedelnd als wollte er fliegen, noch einmal auf dem Felsen abprallte und dann mit einem dumpfen Schlag am Boden aufkam und dort liegen blieb. Nach einigen Augenblicken des Schreckens, in denen sie sich klar wurde, was sie da gerade gesehen hatte, sprang sie rasch auf, das Buch achtlos auf den Tisch werfend, um dann laut rufend durch das Haus zu laufen, um zu dem Verunglückten zu gelangen.
"Hilfe! Hilfe! Da ist jemand die Klippe heruntergefallen. Rasch! Rasch! Hört ihr nicht? Da ist jemand abgestürzt!!"
Der Weg schien sich endlos vor ihr zu ziehen. Sie hatte das Gefühl, noch nie so lange gebraucht zu haben, um durch das Haus zu kommen, ehe sie durch den großen Saal unter dem Arbeitszimmer ihres Bruders zur hinteren Veranda lief, um sich dann vorsichtig dem regungslosen Körper zu nähern. Sie hatte ihn noch nicht ganz erreicht, da hörte sie schon, wie sich ihre Brüder näherten, die bei einer ihrer Besprechungen gesessen hatten.
"Was? Wo? Wo bist du, Rahel? Sei vorsichtig! Geh nicht so nah ran!"
Bei dieser Anweisung verdrehte Rahel kurz ihre Augen. Was glaubten die denn? Sie war doch kein Baby mehr! Inzwischen hatte sie den Körper fast erreicht, als sie ins Stocken kam und stehen blieb. Ein unbestimmtes Gefühl des Erkennens machte sich in ihr breit, als sie den Körper betrachtete, der da zusammengekrümmt vor ihr lag, die Gliedmassen seltsam verdreht und den Kopf von ihr abgewendet, halb verdeckt von einem Hut mit großer Krempe, unter dem lange schwarze Haare hervorsahen. Langsam kniete sie sich zu ihm und versuchte, einen Puls an der Halsschlagader zu fühlen. Doch da war kein Puls mehr. Dann hatten ihre Brüder sie auch schon erreicht, zusammen mit einigen anderen herbeigelaufenen Dienern des Hauses, die Rahels Rufe vernommen hatten.
"Er ist tot – ich spüre keinen Puls mehr."
Behutsam und fürsorglich nahmen Luithard und Hagen Rahel in die Mitte, um sich dann gemeinsam zu dem Toten hinunter zu beugen und ihm den Hut abzunehmen. Dabei enthüllten sie ein Gesicht, welches sie hier nicht erwartet hätten – noch dazu unter diesen Umständen.
"Aber... das ist ja..."
Auch wenn die Haarfarbe nicht passte – die kompletten Gesichtszüge und die klaren blauen Augen, die jetzt blicklos ins Leere starrten, verrieten ihnen, das sie ihren geflüchteten Bruder Aalerich vor sich hatten. Denjenigen, der heimlich ihren ältesten Bruder getötet hatte, um wohl selber Freiherr zu werden und dann das Lehen dem Glauben an den Brudermörder zu verschreiben – wie zumindest Luithard und Hagen aufgrund damals gefundener Indizien vermuteten. Auch die Diener des Hauses erkannten ihn sofort.
"So bist Du also wieder zu uns zurückgekehrt, Bruder..." meinte Luithard sanft, ehe er Aalerich die Augen schloß. Hagen tastete dagegen leicht den Körper ab, um die Zahl der Verletzungen und Brüche abzuschätzen, als er in einer Tasche einen harten Gegenstand ertastete. Vorsichtig griff er zu und zog ein kleines Samtbeutelchen hervor. Als er in dieses hineinsah, erblickte er den von seinem Bruder damals gestohlenen Siegelring. Sorgfältig schloß er den Beutel wieder, um ihn danach einzustecken – nicht ohne Luithard einen bedeutsamen Blick zuzuwerfen und leicht zu nicken. Dann erhob er sich, dabei Rahel mit sich hochziehend und wand sich an die anwesenden Diener.
"Was steht ihr hier herum und haltet Maulaffen feil? Los, los! Holt eine Trage und bringt unseren Bruder ins Haus. Und holt Merkator. Er soll sich ihn noch mal ansehen, ehe wir ihn aufbahren. Wir werden inzwischen unsere Mutter informieren, was vorgefallen ist." Damit wand er sich, Rahel weiterhin eingehakt, zurück zum Haus. Luithard erhob sich ebenfalls, um ihnen zu folgen, während Rahel sich nochmals umdrehte, um noch einen Blick auf ihren Bruder zu werfen.

Später am Abend, als die Dämmerung sich in dunkle Nacht verwandelte, saßen Hagen und Luithard noch in Arbeitszimmer im ersten Stock zusammen.
"Was er dort oben wohl vorhatte?" schnitt Luithard das Thema an , das beide beschäftigte.
"Ich weiß es nicht – und er kann es uns auch leider nicht mehr sagen. Doch wie ich ihn kenne, wird es nichts gutes gewesen sein." erwiderte Hagen. "Einer unserer Posten kam, um Meldung zu machen. Sie dachten sich, wenn der Unbekannte uns schon fast auf den Kopf gefallen ist, sollte besser schnell einer von ihnen herkommen, um deren Sicht der Dinge zu schildern." Ein kurzes trockenes Auflachen folgte dieser Bemerkung. "Auf jeden Fall schilderte er, das sie den Mann an der Kante knien und hinunterblicken sahen. Als sie ihn daraufhin anriefen, geriet er ins Straucheln und stürzte ab. Sie haben ihn nicht angerührt, das versicherte er mir nochmals in Temoras Namen, als er hörte, daß der Mann unser auf Reisen befindlicher Bruder gewesen war... Hm. Ich glaube, wir taten gut daran, oben einen Posten einzurichten. Wenn man einen Anschlag verüben wollte, wäre dazu nichts geeigneter."
Nachdenklich nickte er vor sich hin, während Luithard ebenso über das Gesagte nachdachte.
"Ja... Du hast sicher recht." erwiderte dieser dann. "Auch wenn ich sagen muß, das mir eine andere Rückkehr als diese lieber gewesen wäre. Aber sei's drum. Zumindest können wir jetzt wieder sicher aufatmen. Wir wissen jetzt wieder, wo er ist und was er vorhat..."
Diesen Gedanken kommentierte Hagen nur mit einem stummen Nicken.
"Und mit dieser Entwicklung heute hat sich auch ein weiteres Problem gelöst..." Damit griffen Luithards Finger nach dem Samtbeutel, der vor ihnen auf dem Tisch lag. Vorsichtig öffnete Luithard den Beutel und ließ den Siegelring in seine Linke rollen.
"Auch der Siegelring hat wieder zu uns zurück gefunden. Nun kann ich endlich seinen Ersatz ablegen und den richtigen Ring in Ehren tragen."
Damit zog Luithard sich eine silberne Kette über den Kopf, an dem der viel zu kleine Ring eines Kindes hing – eines Jungen, der viel zu früh den Titel geerbt hatte und der in den Kinderjahren einen Ring in der ihn passenden Größe bekommen hatte, bis er später, in älteren Jahren, mit kleinen Anpassungen den richtigen Ring erhielt. Die Kette samt Ring legte er alsdann vorsichtig in ein edles Holzkästchen, das innen mit rotem Samt ausgekleidet und außen schön beschnitzt war. Morgen würde dieses Kästchen wieder den Weg in die kleine Schatzkammer der Familie finden, in der einige Erbstücke der Vergangenheit aufbewahrt wurden. Dann ließ er den originalen Siegelring langsam über den Ringfinger gleiten. Da er dort aber etwas unsicher saß, nahm Luithard ihn nochmals ab und schob ihn dann auf den Zeigefinger. Dort passte er wie angegossen.
"Hm... noch etwas groß. Sei's drum. Ich werde ihn in den nächsten Tagen von unserem Goldschmied anpassen lassen – vorerst trag ich ihn halt so."
Wieder erwiderte Hagen nickend diese Feststellung, ehe er hinzufügte:
"In Ordnung. Was machen wir jetzt mit den Wachposten auf dem Weissenstein? Auch wenn Aalerich uns jetzt keine Scherereien mehr machen kann, denke ich, wir sollten daran festhalten. Und uns überlegen, welche Möglichkeiten wir sonst hätten, ihn und damit auch uns zu sichern..."
"Ja. Auch da bin ich deiner Meinung. Vorerst halten wir es mit der Wache wie seid eineinhalb Jahren. Unsere Männer sind sie inzwischen gewöhnt – und warum nicht neue Traditionen begründen. Über die anderen Möglichkeiten reden wir dann ein andermal. Jetzt muß ich erst noch ein Schreiben an den Kronrat aufsetzen und an Seine Hochgeboren, den Herzog, das der – offiziell ja nur bisher von mir vertretene – Freiherr Aalerich von Weissenstein bei der Rückkehr von seinen... Forschungsreisen einen bedauerlichen Unfall zum Opfer fiel und somit nun ich der jetzt offizielle titeltragende Freiherr von Weissenstein bin..."
"Gut. So sei es."
Damit erhob sich Hagen, um seinen Bruder nicht bei der Formulierung dieses schwierigen Briefes zu stören. Da war er froh, nur die täglichen Patrouillenberichte verfassen zu müssen.
Von der großen Treppe zurück ins Erdgeschoß kommend, betrat er dann direkt den großen Saal durch die offenstehende große Doppeltür. Der Schein unzähliger Kerzen erleuchteten den Saal. Alle waren sie um den in der Ecke des Saales aufgebahrten Leichnam seines Bruders aufgestellt. Sein friedliches Gesicht wurde von Haaren in einer Mischung von weißblond bis schwarz umrahmt. Als man ihn der Totenwäsche unterzogen hatte, hatte sich ein Teil der Haare entfärbt und wieder die natürliche Haarfarbe zum Vorschein kommen lassen. Aber dies hatte nicht bei allen funktioniert. Ruhig stellte sich Hagen zu Füßen seines Bruders, ihn nochmals lange betrachtend.
"Hab ich Dich heute mittag doch gespürt? Ich war mir nicht sicher, was für ein Gefühl das war – aber ich glaube, ich habe Dich gesehen. Auch wenn Du es mir jetzt nicht mehr bestätigen kannst. Tja, Bruderherz.... wie heißt es doch? Wer hoch hinaus will wird tief fallen. Das sich das so bewahrheiten mußte... Sei's drum, Ich hoffe, Temora hat ein Einsehen für Deine Verfehlung – und auch, das Stefanus Dir vergibt. Grüß ihn von mir. Wir werden gut auf Weissenstein aufpassen, auch Temora zu Ehren. Der Brudermörder wird hier kein Land zu gewinnen haben. Bis dann, mein Bruder."
Langsam wand Hagen sich ab, um sich in seine Gemächer zurückzuziehen, während hinter ihm, im flackernden Licht der Kerzen der bleiche Körper seines toten Bruders auf die Bestattung wartete. Eine Bestattung, die eines Freiherren würdig war – um Aalerich zumindest im Tod das Gefühl eines wahren Titelträgers zu geben. Jedoch ein Titelträger zu Ehren Temoras, nicht Alatars.
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