FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Eine zweite Chance
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eine zweite Chance
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Ziyad Falah





 Beitrag Verfasst am: 22 Jan 2008 12:15    Titel: Eine zweite Chance
Antworten mit Zitat

Der feine Sand der Wüste stob unter den Hufen des Pferdes auf. Feine Sandkörner fanden den Weg in jede Falte seiner Kleidung. Inzwischen war der Sand sogar bis auf seine Haut gedrungen und nur die Stadt am Horizont lies ihn weiter auf dem Pferd sitzen. Schon bald würde er Menek’Ur – die Stadt am Hafen erreichen. Ziyad nahm den letzten Schluck Wasser aus dem Schlauch und schob die Maske wieder vor das Gesicht. Nur die Augen konnte man noch durch einen kleinen Schlitz erkennen. Ein leichter Tritt in die Flanken des Tieres brachte ihn die letzten Meter nach Menek’Ur.

„Salam, Fremder. Was ist Euer Name, was führt Euch in die Perle der Wüste?“ „Ziyad, ein Heiler. Die Stadt ist groß geworden.“ Die Wache musste schmunzeln und antwortete ruhig. „Nun, dann wart Ihr wahrlich lange aus der Stadt der Menekaner weg. Nun, willkommen daheim, Ziyad.“ Und so kehrte Ziyad wieder in seine Heimatstadt, oder besser gesagt an den Ort seiner Heimatstadt zurück. Ziyad stieg vom Pferd und band den Wanderstab ab. Sein Pferd hatte lange genug die Last des Reiters getragen. Langsam führte er das Tier in Richtung des Hafens, übergab es einem der Stallburschen. Sein nächster Weg würde zur Taverne führen.

Wie lange war er nun fort gewesen aus seiner Heimatstadt. Er erinnerte sich noch daran, dass die Gassen einmal viel kleiner waren. Selbst der Palast des Emirs war weit außerhalb der Stadt. Nun konnte man den Palast inmitten der Stadt sehen. Gedankenverloren schlurfte er in Richtung der Taverne, gedankenverloren in Erinnerung an seine Jugend, an den Tag als er aus Menek’Ur vertrieben wurde.

„Ziyad, nimm die Finger von der Schere. Das Ist nichts für Kinder. Ziyad wenn Du mir helfen willst, dann zerschneide den Stoff im Keller. Wenn die Wüstenjäger wieder in die Stadt kommen, muss ich sicher wieder die eine oder andere Wunde verbinden. Und dann geh und hol mir den Ginseng und Alraune hoch. Du weißt ja, wo sie sind. Und morgen müssen wir zum Festland und neue Kräuter kaufen. Und Du gehst mir wieder Kakteen schneiden und Rohsalz von den ehrenwerten Schürfern kaufen. Du weißt doch, wozu ich das brauche, nicht wahr?“ “Ja, Vater. Das Salz ist das Geschenk unserer Göttin Eluive. Es sind ihre Tränen, die wir aus dem Berg holen. Mit ihnen kann man die besten Heiltränke ganz Gerimors machen, Vater. Und sie sind unser weißes Gold. Durch das Salz ist Menek’Ur so reich, wie es ist.“ „Gut, Ziyad. Und nun auf. Ich brauche die Kräuter gleich.“ „Ja Vater.“ Mit jenen Worten machte er sich auf den Weg in den Keller. Mit wenigen Handgriffen waren die geforderten Kräuter gefunden. Schließlich griff er zur Schere und schnitt einen Ballen Stoff und grobe Streifen und machte sich auf den Weg nach oben.

Kaum im Behandlungszimmer seines Vaters angekommen klopfte es auch schon an der Tür. Drei Wüstenreiter stürmten in das Haus, gefolgt von zwei Stadtwachen. „Die Falahs sind mit dem heutigen Tage verstoßen. Der Emir hat erfahren, was geplant wurde. Seiner Großzügigkeit habt Ihr es zu verdanken, das Ihr leben dürft. Möge Eluive Euch ein gnädiges Leben in der Wüste schenken. Ihr dürft kurz packen, dann bringen wir Euch zur nächsten Oase.“ Sein Vater starrte ungläubig auf die Soldaten. „Bei Eluive, niemals würde ein Falah …“ Eine Ohrfeige eines der Wüstenreiter unterbrach die Worte seines Vaters. „Wenn Du nun auch noch die Weisheit des Emirs in Frage stellst, können wir Dich auch gleich hinrichten. Stell den Emir in Frage und Du zweifelst an Eluive selbst. Und jetzt pack Deine Sachen, bevor die Nacht einbricht wollen wir wieder in der Stadt sein.“ Die Wachen postierten sich vor dem Haus und sein Vater begann murrend einige Kleider zusammen zu suchen. „Ziyad, pack ein paar Kräuter in die Taschen, wickele einige Tränke in Bandagen und versteck sie in den Taschen am Körper.“ „Vater, wir überleben doch in der Wüste gar nicht. Vater, wir haben doch gar nichts …“ Der Blick seines Vaters genügte damit Ziyad verstummte und eilig die Kleider packte. Kurz darauf wurde er gemeinsam mit seinen Eltern aus der Stadt geführt. Damals waren sie noch am Palast vorbei geritten, der außerhalb der Stadt lag.

„Die Familie wird für immer aus der Stadt verbannt. Die Kinder dürfen die Stadt wieder betreten, wenn sie das einundzwanzigste Lebensjahr erreichen.“ Jene Worte klangen noch immer nach, als die Wüstenreiter sie bereits in der Oase zurück ließen. Mit den spärlichen Dingen, die sie mitgenommen hatten gelang es seiner Mutter, eine geschickte Handwerkerin, die sogar einige Jahre im Harem als Schneiderin arbeitete, etwas Dachähnliches zu bauen. „Ziyad, klettere auf die Palmen und binde das Tuch fest. Und dann sammele ein paar Äste für ein Feuer.“ Ziyad blickte kurz zu seinem Vater und als jener nickte begann er flink auf den Baum zu klettern. „Vater, wer hat den Emir denn verraten?“ fragte er ihn als er wieder vom Baum gestiegen war und ein kleines Lagerfeuer zusammengetragen hatte. Sein Vater zog die Schultern nach oben und seufzte, ehe seine Mutter die Stille unterbrach. „Weißt Du warum die Menekaner in der Wüste leben, auf einer Insel voller Sand, auf der nichts wächst. Auf einer Insel voller Gefahren. Auf einer Insel, wo außerhalb der Stadt sofort der Tod droht?“ „Ja Mutter, Sajiid war es, der uns in dieses Land führte. Und Eluive selbst war es, die ihn führte. Als Alatar Getares tötete weinte Eluive und ihre Tränen gingen auf Menek’Ur nieder. In Cantar, dem heiligen Berg sammelten sich viele Tränen. Und seit dem Tag können wir dort Salz finden. Sie sind die Tränen der Eluive. Ihre Tränen waren es auch, die neben dem verheerenden Krieg das aus dem Land machten, was es ist. Nur wenige Tiere und Pflanzen können hier leben. Aber dank unseres festen Glaubens an Eluive können wir das. Über uns liegt der Segen der Eluive. Und weil Eluive uns dieses Land gezeigt hat leben wir hier.“ „Fast richtig. Aber wir haben ja nun viel Zeit zu lernen. In drei Jahren bist Du einundzwanzig, dann kannst Du wieder nach Menek’Ur“ Ziyad nickte und nahm das Stück Fleisch, das sein Vater ihm reichte. An diesem Abend konnte er lange nicht einschlafen. Nur der Trank seines Vaters half ihm schließlich doch, seinen Schlaf zu finden.

Nach einigen Tagen waren die Früchte der Oase ebenso verspeist. Sein Vater erinnerte sich an das Lager der Ausgestoßenen weit im Inneren der Wüste. Diese Menekaner, meist Verbrecher und Verräter an Eluive oder dem Emir zogen durch die Wüste und raubten die Menekaner aus, die zu unvorsichtig waren, sich diesem Lager zu nähern. Nach drei Wochen kam das Lager in Sicht und sein Vater nahm ihn zu sich und blickte ihn ernst an. „Ziyad, pass auf, was ich Dir jetzt sage, hast Du verstanden?“ Auf ein Nicken Ziyad’s fuhr er mit seinen strengen Worten fort. „Erwähne bei diesen Räubern nie, das Du wieder zurück nach Menek’Ur darfst. Erwähne nie, dass Du die Heilkunst von mir gelernt hast, hörst Du mich? Diese Menekaner dort dürfen es nie erfahren. Sie würden Dich nie wieder nach Menek’Ur lassen. Sag ihnen, Du kannst mit dem Bogen umgehen, aber erwähne NIE das Du die Heilkunst gelernt hast.“ Ziyad blickte ihn verwundert an, nickte dann aber, als er in das ernste Gesicht seines Vaters sah.

Fast zwei Jahre lebten sie unter den Ausgestoßenen. Des Nachts flüsterte ihm sein Vater zu, was er von der Heilkunst wusste. Irgendwann aber flüsterte er in der Nacht „Ziyad, weißt Du, was für ein Tag in genau vier Wochen ist?“ Ziyad blinzelte und schüttelte den Kopf. Er hatte aufgehört die Tage seid der Verbannung zu zählen. Nun aber war es so weit. Er würde bald das einundzwanzigste Lebensjahr erreichen. Als sein Vater seinen Blick bemerkte, nickte er leicht. „Wir verlassen in der Nacht das Lager. Ich habe den Wachen etwas Schlafmittel in den Schnaps getan. Sei leise und nimm nur mit, was Du wirklich brauchst.“ „Vater, Du darfst doch gar nicht nach Menek’Ur zurück?“ Sein Vater schloss die Augen und atmete tief durch. „Meinst Du ich will weiter als Verbrecher und Ausgestoßener leben. Ich lebe nur noch, weil mein Sohn wieder in seine Heimat zurück darf. Wenn Du in Menek’Ur angekommen bist, wird Eluive mir das Ende schenken, was der Emir für mich vorsah.“ Ziyad nickte nur und griff zu dem Bogen, den er mittlerweile passabel beherrschte, griff einige Pfeile und schlich seinem Vater nach.

In der Nacht angekommen schnitten sie drei Pferde los und zogen sich auf die Rücken der Tiere. Der Sand flog nur so unter den Hufen, als sie das Lager verließen. Da sie kein Essen mitgenommen hatten machten sie am nächsten Morgen auf die Jagd. Auf der Jagd war sein Vater einen Moment lang unaufmerksam und der Skorpion, der das Abendessen sein sollte stach den Mann. Seine Mutter schrie entsetzt auf und stürzte sich zwischen das Tier und ihren Ehemann. Ziyad riss die Augen auf und feuerte wie ein Besessener einen Pfeil nach dem anderen auf den Skorpion. Das Tier wurde von seinen Eltern abgelenkt, aber auch seine Mutter wurde vom Stachel des Skorpions getroffen. Ziyad brachte einiges an Kraft auf um seine Eltern zur Oase zurück zu bringen. Die Heiltränke waren lange ausgegangen und die hastig angelegten Bandagen würden auch nicht lange helfen. Ziyad brachte noch drei Nächte in der Nähe seiner sterbenden Eltern zu, dann begannt er mit Stöcken und anderen Gegenständen das Grab für seine Eltern auszuheben. Er kniete sich neben das geschlossene Grab und faltete die Hände auf dem Grabhügel

„Heilige Mutter Eluive. Nimm meinen Vater und meine Mutter zu Dir. Sie waren immer freundliche und nette Menschen. Wir haben Dir immer gedient, so gut es eben ging. Bitte nimm Vater und Mutter bei Dir auf. Ich verspreche Dir auch weiterhin immer ein treuer Diener zu sein.“ Ziyad brach nach den Worten erschöpft über dem Grab seiner Eltern zusammen und erwachte erst wieder als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Eine Karawane von Menekanern hatte die Oase erreicht. Der Karawanenführer blickte zu dem abgemergelten jungen Mann. „Du solltest nach Menek'Ur. Du musst zu einem Heiler. Du siehst schrecklich aus.“ Zayid starrte den Mann einige Momente schweigend an, ehe er den Kopf schüttelte. „Ich darf nicht.“ Der Führer der Karawane blickte verwundert zu ihm, ein fragender Blick traf den jungen Zayid. „Falah.“ kam aus den Lippen des Mannes und mehr Worte waren nicht nötig, damit der Mann verstand. „Wie alt bist Du, Junge?“ Er schloss die Augen und meinte mit gebrochener, leiser Stimme. „Bald einundzwanzig.“ Der Karawanenführer nickte und drehte sich zu einem seiner Männer. Nach einem kurzen Gespräch drehte er sich zu ihm. „Wie heißt Du? Welchen Beruf hast Du gelernt?“ Ziyad zögerte, ehe er knapp antwortete. „Ziyad. Vater war Heiler.“ Der Mann nickte, musterte sein Gegenüber. „Willst Du auch Heiler werden, Ziyad?“ Er nickte nur und griff dann die ihm gereichte Hand um sich langsam zu erheben. „Steig auf das Pferd, wir reiten zu einer anderen Oase. Da kannst Du unserem Heiler zur Hand gehen und sicher noch etwas lernen. In einem Jahr kannst Du dann entscheiden, ob Du bei uns leben willst, oder wieder nach Menek’Ur zurückgehst.“ Ziyad folgte schweigend dem Deut des Karawanenführers und zog sich auf eines der Pferde.

Zwei Jahre verbrachte der schweigsame Mann in der Oase. Der Heiler konnte ihm noch einiges beibringen. Hin und wieder lies sich sogar einer der Händler von Ziyad behandeln. Die Kräuter, welche die Karawane mitbrachte, waren sehr gut und so gelang im bald der eine oder andere Trank. Ziyad sprach seid dem Tod seiner Eltern kaum noch. Er ging seiner Arbeit nach, aber er gesellte sich selten zu den anderen Menekanern. Auch wenn sie immer wieder versuchten ihn aufzuheitern, ihn in ihre Mitte zu nehmen, zog Ziyad immer die Einsamkeit seines Zeltes vor. Hin und wieder brachte ihm der Karawanenführer ein Buch über Heil- oder Kräuterkunde mit, das er in solchen Momenten verschlang. „ZIYAD, komm her!“ rief jemand aus dem Heilerzelt und dessen Worte waren eindringend genug, damit der junge Menekaner aufsprang und zum Heilerzelt eilte. Sofort erkannte er den Mann der am Boden des Zeltes lag. Der Heiler selbst krümmte sich und Ziyad blickte sich unsicher um. Seine Blicke huschten über etliche Tinkturen und eilig griff er nach einigen Tränken. Fragend blickte er zu dem Karawanenführer, der ihn gerufen hatte. „Irgendwas hat ihm am Bein gestochen Ziyad. Kümmere Dich um ihn.“

Ziyad nickte und zog den Dolch aus der Tasche, zerschnitt schnell die Hose seines Lehrers, skeptisch vom Karawanenführer beobachtend. Die Stelle des Bisses hatte er schnell gefunden. „Wein!“ Gab er hastig von sich und der Mann bellte den Befehl weiter vor das Zelt. Kurze Zeit später wurde ihm der Wein gebracht. Er stellte den Krug neben sich und schnitt dann mit dem scharfen Dolch die Wunde etwas weiter auf. Das Blut das nun strömte würde den Rest des Giftes aus dem Körper waschen. „Ziyad, weißt Du, was Du da tust?“ Der Karawanenführer blickte ihn entsetzt an, Ziyad lies sich nicht weiter beirren. Als der Karawanenführer die Hand auf seine Schultern legte warf er ihm ein knappes ‚Ja’ zu und hielt den Dolch nun ins glühende Feuer. Mit einem Zischen und dem Geruch nach verbrannten Fleisch wurde die Wunde wieder geschlossen. Nun konnte nur noch Eluive selber helfen. Ziyad kniete sich neben seinen Lehrer und faltete die Hände, den Kopf senkend. „Mutter Eluive, schenke ihm Kraft. Lass seine Wunden heilen, lass sein Blut wieder durch den Körper fließen. Mutter Eluive, er hat es noch nicht verdient, zu sterben.“ Der Karawanenführer blickte verdutzt zu Ziyad. Er hatte in dieser Minute mehr Worte gesprochen als in den vergangenen 2 Jahren in der Gruppe. Er kniete noch in der gesamten Nacht neben seinem Lehrer, ehe am nächsten Morgen vom Karawanenführer geweckt wurde.

„Ziyad, komm mal her. Wir haben uns einmal unterhalten, Du solltest wieder nach Menek’Ur zurückkehren. Du bist jetzt über zweiundzwanzig Jahre. Sieh Dir die Stadt doch zumindest einmal an. Es hat sich viel getan und vielleicht hat sich die Stadt selber auch verändert. Du darfst gern wieder zu uns kommen. Du bist hier immer willkommen. Deinem Lehrer scheint es besser zu gehen. Immerhin hat er die Nacht überlebt.“ Ziyad blickte verwirrt zu dem Mann, schließlich nickte er leicht. Wieder einmal musste er eine Gruppe von Menekanern verlassen. Morgen würde er also die Tore Menek’Urs erreichen.
 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Eine zweite Chance
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de