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'Prüfung auf Herz und Lenden' ... und ein Bund fürs Leben?
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Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Allgemeines Rollenspiel » 'Prüfung auf Herz und Lenden' ... und ein Bund fürs Leben?
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Qan ap Cayia





 Beitrag Verfasst am: 13 Jan 2008 13:35    Titel: 'Prüfung auf Herz und Lenden' ... und ein Bund fürs Leben?
Antworten mit Zitat

Lichtfunken tanzten vor seinen Augen als sein Schoß, erregt durch ‚ihre’ Berührung seiner Oberschenkel, sich mit neuem ‚Leben’ füllte. Verzweifelt wich er 'ihrem' Blick aus, um die zarte Verlegenheitsröte auf seinen Wangen vor unliebsamen Blicken zu verbergen...

Ein kraftloses Ächzen drang aus seiner Kehle, bevor er spürte wie sich das Blut in seinem Lendenbereich staute, während die plötzliche Anspannung ihn erschauern ließ und sich seine Wunden in der Rechten sowie unter der Brust langsam aber sicher bemerkbar machten.



‚Warum komme ich mir in ihrer Anwesenheit immer wie ein Idiot vor?’

Vergessen waren die zahlreichen Vorträge über Willensstärke und Beherrschung, vergessen waren die alten Tage, als er jede Zärtlichkeit zu erwidern wusste, vergessen waren die Tage als er noch die Kunst des Körperdialoges bis zur Perfektion beherrschte. Als sein Blick sich in ‚ihren’ großen blauen Augen verfangen hatte, wurden auch jegliche oberflächliche Maskeraden abgestriffen- nur noch der entblößte unschuldige Kern blieb übrig, der sich nach Geborgenheit und Sicherheit sehnte...

Erschöpft sackte er zu Boden. Die pochenden Schmerzen in der Rechten und unter seiner Brust ließen allmählich nach, während er angestrengt versuchte, etwas aus den Tiefen ihres Blickes herauszulesen....



‚War es Liebe, die ihren Augen dieses Flackern verliehen?’

Augenblicklich wurden seine zweifelnden Gedanken erstickt, als ‚ihre’ Hand weiter emporglitt...



‚Oh, Herr. Nicht vor der Hochzeit...’ schoß es ihm durch den Kopf, ehe es für kurze Zeit schlagartig dunkel wurde...


Zuletzt bearbeitet von Qan ap Cayia am 13 Jan 2008 13:35, insgesamt einmal bearbeitet
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Annalisa van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 13 Jan 2008 14:19    Titel:
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Mitten in Rahal kniete er vor ihr. Die Nervosität spiegelte sich nicht nur in seiner Mimik wider, sondern auch in seinen recht verwirrenden Worten. Es war ein Antrag, wie man ihn wohl nicht erwartet hätte. Ein Antrag, den man sich sicherlich anders vorgestellt hätte und doch war es genau das was sie wollte. Er war genau der Mensch, den sie an ihrer Seite wissen wollte. Sie spürte es, während die hellen Augen über seine Gestalt glitten, um jedes noch so kleine Detail während dieses wichtigen Momentes in sich aufzunehmen. Nach all den Missverständnissen und Streitigkeiten, schien es als wären sie mehr und mehr zusammengewachsen. Eine Verbindung, die für mehr als nur eine Beziehung geschaffen war. Dadurch, dass ihr ein derartiges Gefühl bis dato verschlossen gelieben war, versuchte sie jede kleine Regung im Inneren wahrzunehmen und für die Ewigkeit zu speichern. Der Puls raste, die Hand in seiner fing langsam an etwas zu schwitzen, und es schien als würden ihre Beine keine Minute länger mehr das Gewicht des Körpers halten wollen. "Willst du meine Frau werden?", Sekunden vergingen die wie Stunden erschienen. Eine unheimliche Stille legte sich über die naheliegenden Gassen der heiligen Stadt. Selbst die Soldaten mit ihren scheppernden Rüstungen auf den Wehrgängen der Stadtmauer, schienen jegliche Bewegung eingestellt zu haben. Tatsächlich knickten ihre Beine nun ein, und in einer hockenden Haltung fiel sie ihm um den Hals. Es war unbeschreiblich, ein Gefühl welches sie noch nie so dermaßen übermannt hatte. Es war also soweit: Die Familie van Gwinheer sollte Zuwachs bekommen.

Das Prasseln des Kaminfeuers, wie auch seine um sie geschlungene Arme ließen nur im Ansatz vermuten, was diese Ehe mit sich bringen würde. Vertrauen und Geborgenheit, eine Mischung aus Gefühlen die einige Familienmitglieder sicherlich nicht verstehen und möglicherweise auch nicht tollerieren würden. Doch es war im Moment nicht an der Zeit sich diesen Sorgen zu machen, man würde sich noch früh genug dieser Hürde stellen müssen. Es war ihre Hand, die wieder einmal neugierig, über seinen Oberschenkel glitt. Die Gesprächsthemen hierbei waren mehr als ungewohnt für eine Frau wie Annalisa: Zukunftsplanungen, welche das Zeugen von Kindern wie auch den Sex vor der Ehe nicht ausschloßen. Lediglich der Gedanken daran, dass Kinder die der Verbindung entsprangen sicherlich willige Diener des Einen wurden, brachte sie dazu die aufsteigene Schamesröte noch in Zaum zu halten. Eine Familie unter der schützenden Pranke des All-Einen und er würde dazugehören. Natürlich - es gab einige Dinge die er noch lernen musste, doch er war wissbegierig und bereit sich weiterzubilden. Noch während dieser Gedankengänge, glitt ihre recht kleine Hand unbewusst weiter seinen Oberschenkel entlang, und neuerlich spürte man seine Triebe aufflammen: Seine Triebe die diesmal nur ihr galten und für immer nur ihr gelten sollten.

Es war diesen Abend die meiste Zeit still, jeder ging wohl seinen Gedanken nach und verarbeitete dieses doch recht unerwartete Erlebiss. Zakalwve und Annalisa van Gwinheer - ein Bund für die Ewigkeit? Es sollte aufjeden Fall viel zu erledigen geben. Denn erst jetzt wurde ihr bewusst, wie wenig sie doch über die Traditionen der Familie bezüglich der Schließung des Ehebundes wußte. Briefe an die Eltern mussten verfasst werden, möglicherweise stand sogar ein Besuch in den heimatlichen Gefilden an. Außerdem musste man sich darüber im klaren sein, wie man eigentlich die Hochzeit umsetzen wollte. Vermutlich hatte Zakalwve diesbezüglich andere Ansichten als die gesamte Familie van Gwinheer. Dennoch, wollte man es nicht jedem Recht machen? Ein kleiner Kreis, bestehend aus der Familie oder ein großer Kreis, so dass auch viele wichtige Personen der heiligen Stadt anwesend sein konnten? Wo wollte man heiraten? In dem Tempel des Allmächtigen, oder wollte man sich doch lieber auf einen Ort mitten in der Natur beschränken? Hätte er sie nicht so liebevoll in seinen Armen gehalten, wäre sie es sicherlich gewesen, die sich unruhig in ihrem Bett herumwälzt und einer weiteren schlaflosen Nacht entgegen zu sehen.

Nochmals schmiegte sie ihren zierlichen Leib, an den Körper des Mannes welcher mit ihr sein Leben verbringen sollte. Es war schön ihn bei sich zu wissen und für diesen magischen Moment die Sorgen, welche die Hochzeit mit sich brachte, in den Hintergrund zu drängen.

"Dir zu dienen heißt Ehrfurcht zu lernen, um nicht im falschen Hochmut den Sinn unsere Strebens aus den Augen zu verlieren"
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Qan ap Cayia





 Beitrag Verfasst am: 14 Jan 2008 16:20    Titel:
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Das fahle Mondlicht gab ihren hellen vollen Lippen einen traubenroten Farbton. Dieses Rot, das in ihm ein verzerrendes Verlangen einforderte, wie es noch bei keiner Frau zuvor der Fall war.


'Wird die Liebe ewig währen, wenn das leidenschaftliche Feuer des Verlangens längst abgeklungen ist?'

Die Vorstellung daran, wie Annalisa nach fünfzig Jahren wohl aussehen würde, trieb ein unbewusstes verschmitztes Lächeln auf seine dünnen Lippen, während das kleine Grübchen an seinem rechten Mundwinkel seinem Gesichtsausdruck etwas spitzbübisches verlieh.
Er schlang seinen Arm enger um 'ihre' Schultern, um den eigenen Mund in ihre blonde Haarpracht zu tauchen.


'Wie würde die Geborgenheit duften, wenn es einen Geruch hätte?'

Das intensive Aroma 'ihrer' blonden Strähnen zauberte erneut ein zufriedenes, beinahe schon für ihn ungewohnt einfältiges Lächeln auf seine Züge- ließ seine hochgezogenen Mundwinkel für eine Weile erstarren.

'Wie würde die Liebe schmecken, wenn es einen Geschmack hätte?'

Mittlererweile hatten sich seine Lippen mit einigen sanften Liebkosungen an ihr Ohrläppchen herangearbeitet und allmählich erfüllte ihn auch die Gewissheit, dass er die Antworten auf beide Fragen schon längst gefunden hatte.


'Auf Nileth Azhur werden wir auch nach dem Tode bis in die Ewigkeit vereint sein'

Lernen, Dienen.
Töten.

'Ihr' und dem Herrn gerecht werden, um sich einen Platz auf Nileth Azhur an 'ihrer' Seite zu erkämpfen.
Das neue Ziel schenkte ihm Hoffnung und ließ ihn wie noch nie zuvor nach Stärke greifen...

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Annalisa van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 14 Jan 2008 21:39    Titel:
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Das Zwitschern der ersten Vögel im Morgengraue, ließ Annalisa aus ihren phantasievollen Träumen erwachen. Es waren Träume von dem Mann an ihrer Seite, dem Mann dem sie ihr Leben in die Hand legen wollte - der Mann, der nun neben ihr in dem Bett lag, welches sie vor der winterlichen Kälte in den Räumen schützte. Unter einem verträumten Lächeln, wendete sie den noch recht schlaftrunkenen Blick auf die andere Seite des Bettes. Dort lag er. Zusammengerollt und lediglich an den roten Strähnen erkannbar, unter der Bettdecke. Nachdem sie das Gewicht nun auf ihren Ellebogen verlagert hatte, nutzte sie die freigewordene Hand um liebevoll einige der Strähnen bei Seite zu bewegen. Er wirkte so zerbrechlich, beinahe hilflos und unschuldig.

Mit einem wissenden Lächeln, vertrieb sie jedoch auch wieder diese Gedanken und widmete ihre Aufmerksamkeit dem Fenster an der gegenüberliegenden Mauer. Es schien kalt draußen zu sein, ebenso schmiegte sich der Nebel dicht an die Fensterscheibe - im Großen und Ganzen wohl einmal mehr ein Tag den man lieber in den vier Wänden verbringen würde, als auf das Feld zu gehen. Hier im Bett, an der Seite ihres baldigen Ehemannes, konnte sie ohne jegliche Ablenkung ihren Gedanken nachgehen. Gedanken, die sich derzeit nur noch um die Hochzeit drehten. Überraschenderweise hatte sie festgestellt, dass die Gedanken kaum mehr von Skepsis und Angst angetrieben wurden - nein, im Moment beherrschte sie lediglich die Vorfreude.

Während vereinzelt Schneeflocken an der Scheibe hinüberflogen, glitt der Blick aus den hellen Augen erneut über die Gestalt neben sich im Bett hinweg. Eine Gästeliste, einen Priester, einen Ort für die Festlichkeiten, Briefe an die Eltern, Einladungen, die Ringe, die Dekoration, das Hochzeitkleid und seine Bekleidung, das Gespräch mit Alva: Warum nur verdrängten diese Gedanken, alle andere was sich noch in ihrem Kopf befinden sollte? Dinge, die bisher ihr alltägliches Leben bestimmt hatten. Die Zucht der van Gwinheer Tiere, das Versorgen der Kühe und Hühner, die Pflege des Feldes wie auch die einsamen Stunden vor dem Feuer, oder an der Seite ihrer Familiemitglieder. Ja, es war auch für sie an der Zeit sich von dem alten Leben zu verabschieden: Sie wollte heiraten. Eine Ehefrau werden, die wohl auch bald dem Herrn die ersten Kinder schenkte.

Melacholie stieg in ihr auf, und selbst der graue Himmel vor der Fensterscheibe schien an Intensität abzunehmen. Was würde sie alles aufgeben müssen? Was würde sich drastisch verändern? Wie würden die Familiemitglieder mit dieser Veränderung umgehen? Vor allem: Würde Zakalwve tatsächlich alles so unter Kontrolle haben, wie er es gerne haben würde? Erst als der zuvor noch schlafende Mann an ihrer Seite, sich regte, entglitten ihr auch diese Gedanken wieder und neuerlich zauberte sie sich ein Lächeln auf die Lippen: Alatar würde ihnen beistehen.

"Dem Herrn und Dir erhaben bis hinaus zu Nileth Azhur"
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Alva van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 14 Jan 2008 23:28    Titel:
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Mit einem schmatzenden, schleifenden Laut bohrte sich das tödliche Preces des Vicarius durch die Hand Zaks. Sicherlich 2 Fingerbreit tief bohrte es sich in den eigentlich unbeteiligten Pfosten des Stadtschildes, somit seine Hand unerschütterlich daran festnagelnd.
Sehnen und Muskeln wurden durchtrennt, Fleisch durchbohrt... und das alles für eine Prüfung, die Alva bereit war, ihm zu lassen.


******


Zakalwve scheint sich seiner Sache sehr sicher zu sein, auch wenn ich feststellen musste, dass er die Bedeutung dieser Schmerzesprüfung selbst vollkommen anders bewertete als ich, und sie somit auch nicht verstand.
Ich bin mir nun sicher, dass er seine Perspektive wohl gewählt hat. Nicht nur wegen dieser Prüfung, dieser zeitweiligen Opferung seiner Schwerthand, auf die er selbst weiterhin beharrte. Es gehört viel mehr dazu, denn ich weiss, was ihn antreibt.
Meine Schwester ist es wohl, die ihm den Antrieb gibt, den Geboten des Herrn mehr Aufmerksamkeit zu widmen, als er es zuvor tat. Ich sehe in ihm ein Maß an Aufrichtigkeit und Bestreben, dass, wohlgepaart mit dem entsprechenden Wege auf den Bahnen Alatars, bald dazu führen könnte, aus ihm einen starken, beachtlichen Diener des Einen zu machen.
Er wird wissen, dass ich es niemals dulden würde, wenn meine Schwester sich über diese Notwendigkeit hinwegsetzt. Er wird auch wissen, dass Versagen, dass er sich vielleicht zuschulden kommen lassen möge, nicht ohne Konsequenz bleibt - für ihn, aber auch für meine Schwester und meine Familie.
Umso mehr halte ich mein Auge auf ihn. Ich investiere sozusagen in ihn, auchwenn ich bereits festgestellt habe, dass seine Begriffsfähigkeit noch nicht ausgewachsen genug ist, um all das zu verstehen was ich ihm vermitteln zu versuche.
So kommt es wohl auch, dass er irrtümlich davon ausgegangen ist, dass ich eine Verbindung zwischen ihm und meiner Schwester nicht gutheissen werde. Dass ich sie nicht dulden werde. Immernoch wohl wird er zweifeln.. sie zweifeln.. und auch wenn ich mir im Ansatze die Euphorie ihres Vorhabens vorstellen zu vermöge, glaube ich, ich werde diese Unsicherheit noch etwas auskosten. Sie werden balancieren müssen, wer weiss, vielleicht lasse ich sie auf dem Zahnfleisch gehen, immer in der Ungewissheit, ob ich dieser Verbindung zustimme.
Denn darum geht es: Irgendwann werden sie zu mir kommen, und die Vorstellung, das Zakalwve vor mir kniet und mich anbettelt, ich möge meine Erlaubnis für diese Hochzeit geben, zaubert mir ein angenehmes Lächeln auf die Lippen, dass ich mir sonst kaum gestatte. Es ist süß, so süß. Es reizt - und doch, ich kenne meine Entscheidung bereits.



Ich weiss nur noch nicht, wieviel ich kosten möchte, bevor ich Sie ihnen zukommen lasse...
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Qan ap Cayia





 Beitrag Verfasst am: 15 Jan 2008 16:30    Titel:
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*„Pfeile und Bolzen zerteilten sirrend die Luft über ihren Köpfen, während die leichte Reiterei der Angreifer schon beinahe das geöffnete Stadttor erreicht hatte. Kinderschreie und das Wimmern der verängstigten Dorfbewohner tränkten die schwere Luft mit Angst und Verzweiflung, während die zahlreiche Schar an Dorfbewohnern über die schmale Zugbrücke hinweg wie getriebenes Zuchtvieh durchs Stadttor strömte.
Das nahende Stampfen der Hufen, das die Reiterei im Rücken ankündigte, wurde immer lauter und bedrohlicher- die Verzweiflung der Dorfbewohner immer größer. Einige Glückliche fanden sich im fauligen Wasser des Burggrabens wieder, während die Unglücklichen schlicht von der erdrückenden Menschenmasse zertrampelt wurden.
Die Reiterei der Angreifer war mittlererweile bis auf wenige Steinwurf an die Zugbrücke herangeprescht und somit in Reichweite der Bogenschützen.
Erneut schwirrte eine Geschosssalve über den Himmel, um vernichtend auf die Angreifer herabzuregnen. Diesmal wurden zahlreiche Reiter mitsamt ihren Tieren zu Fall gebracht und für nicht wenige war der Sturz aus dem vollen Galopp tödlich. Und doch näherten sich die Angreifer unaufhaltsam, so dass die Verteidiger sich dazu entschlossen, das Falltor herabzulassen.
Ein helles metallisches Klacken ertönte, als das herabsenkende Falltor im Boden einrastete- ein endgültiger Klang, der Familienschicksale besiegelte.
Verzweifelte Schreie zerteilten die stickige Atmosphäre, als den unglücklichen Dorfbewohnern, die sich noch auf der Zugbrücke befanden, bewusst wurden dass dies ihr unweigerliches Ende bedeutete. Ein abartiger Dunst, durchsetzt mit Angstschweiß und Fäkalgerüchen, füllte die Umgebung um das Stadttor.


‚Und dies war erst der Anfang...’

Er hatte bislang schweigend hinter den Zinnen des Burgwalls die Szenerie beobachtet ohne einzuschreiten, und auch jetzt spürte er kaum das Verlangen sich um die verlorenen Menschenleben zu kümmern.
Er wurde schließlich nicht für seine Menschlichkeit, sondern für das Töten bezahlt...

‚Zieht die Zugbrücke hoch und säubert den Bereich vor dem Tor.’

Protestlos schnappte er sich den nächsten angelehnten Langspeer, eilte die Wehrmauer hinunter zum Tor, um das grausige Werk zu vollenden...
Der pochende Schmerz in seiner Schwerthand verstärkte sich zusehendst und schien auch nicht nachzulassen, als er den Griff um seine Waffe lockerte.

Ohne zu zögern stach er mit dem Speer durch das Fallgatter, durchbohrte den Hals einer jungen Frau, deren Anlitz ihm seltsam vertraut vorkam. Ohne Genugtuung beobachtete er, wie das dunkelrote Blut dünne Fäden ziehend aus der Wunde rann, um im staubigen Erdboden abstrakte Fleckenmuster zu zeichnen.

‚Das Morden ist des Söldners Metier’

Mit zusammengepressten Lippen zog er seine Waffe wieder aus ihrem Fleisch, während er stumm und tatenlos zusah, wie sie verblutete. Die Reiterei der Angreifer hatte unterdessen das andere Ende der Zugbrücke erreicht und begann damit die Dorfbewohner wie Vieh abzuschlachten. Doch auch das war noch besser, als zwischen Zugbrücke und Fallgatter zu Brei zerquetscht zu werden. Mit einem flauen Gefühl im Magen setzte er ohne Hingabe seine eigene Arbeit fort, verängstigte die meisten Dorfbewohner so sehr, dass diese sich bereitwillig in den stinkenden Burggraben stürzten.

‚Wenigstens die, die schwimmen konnten, kommen vielleicht noch lebend davon.’

Er wusste, dass es eine Lüge war und doch klammerte er sich vergeblich an das letzte Quäntchen Hoffnung.
Von der Mauer ließ man siedendes Öl herabstürzen- gellende, qualvolle Todesschreie zerrissen sein Trommelfell.*




Schweißgebadet schrak er aus dem Alptraum, der sich so real anfühlte, weil er fast ausschließlich aus Erinnerungen bestand...
Bruchstücke einer Vergangenheit, die er lieber verdrängte, anstatt sich an sie zu erinnern. Und erst als sein Blick auf die schlafende Annalisa fiel, die sich so friedlich ihren Träumen hingab, stieß er einen schweren befreiten Seufzer aus.

‚Ich hoffe, dass sie niemals gezwungen sein wird...’

Er beendete den Gedanken nicht, sondern ließ sich dazu hinreißen verspielt einen Zeigefinger in eine ‚ihrer’ langen blonden Strähnen einzuhaken. Der zufriedene Ausdruck auf ihren Zügen verlieh ihrer Erscheinung etwas Unschuldiges, machte ihre Existenz schützenswert und kostbar. Noch nie in seinem Leben war er sich so sicher, dass ‚sie’ die einzige und letzte Frau in seinem Leben sein würde.

Stärke erlangen bedeutete ‚sie’ zu schützen.


Zuletzt bearbeitet von Qan ap Cayia am 15 Jan 2008 17:06, insgesamt einmal bearbeitet
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Qan ap Cayia





 Beitrag Verfasst am: 16 Jan 2008 21:00    Titel:
Antworten mit Zitat

Staub und Kalk füllte das finstere Gewölbe, während sich nur vereinzelt scheue Lichtstrahlen von der Oberfläche in das Dunkel der Höhle wagten.
Vor ihnen konnte man endlich die hohen Zinnen der Bergfeste erspähen- Nilzadan, die Heimat der Zwerge lag schlummernd vor ihnen- nichtsahnend, dass auch unter Cirmias’ wachsamem Auge am heutigen Tage das Werk des Vaters vorangetrieben wird.
Mit geschmeidigen Bewegungen huschte er deckungssuchend vom Felsen zu Felsen- der Letharf folgte ihm auf einige Schritte dicht auf. Das ungleiche Paar näherte sich bis auf einen Steinwurf dem Torposten, dabei das Risiko bereitwillig oder vielleicht auch nur berechnend in Kauf nehmend, von den wachsamen Augen der Torwachen entdeckt zu werden. Er wusste, dass die haarigen Kleinwüchsigen in der Dunkelheit besser sehen konnten als jegliche anderen Lebewesen, und deswegen war es umso wichtiger unsichtbar zu bleiben.

Schwere Stiefelschritte hallten durch die düsteren Kavernen des Berges, als sich ein einzelner Zwerg von hinten näherte. Ein einzelner Zwerg, der nach der Aussage des Letharfen vom großen Nutzen für den Herrn sein konnte. Unweigerlich zogen sich die Mundwinkel zu einem verwegenen Grinsen empor und zeitgleich wusste er, dass sein Begleiter in diesem Moment wohl ähnliches dachte....

Lügen.
Täuschen.

Verschleppen.

...er war nun gänzlich in seinem Element. Mit der Zungenspitze fuhr er sich über die eigenen vom Staub ausgetrockneten Lippen. Er hasste diesen unwirtlichen Ort mehr als jedes andere Fleckchen Erde Gerimors...



...Spät am Abend kehrte er erschöpft und abgekämpft wieder auf den Hof zurück, striff die ungeheure Last der Maskerade mit einer symbolischen Geste ab, als er die Broschen seines Umhanges löste, um diesen zu Boden gleiten zu lassen.

Zuhause zu sein bedeutete ehrlich zu sein. Als er Annalisas vertraute Umrisse erspähte, waren jegliche Sorgen und Ängste wie vergessen...
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Annalisa van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 17 Jan 2008 22:16    Titel:
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Durch den Spalt des leicht gekippten Fensters, drangen die beruhigenden nächtlichen Geräusche des Hofes. Der Hofhund bellte die Nachtvögel an, die einem Singsang gleich ihr Nachtlied zwitschertend, während die Pferde leise schnaubend einige Heuhalme aus dem Bündel zogen. Abundzu vernahm man das Knirschen des Schnees, wenn die kleine Katze nahe des Fenstersims wieder einmal ihrem Jagdinstinkt nachging. Der Nachthimmel selber war recht dunkel, es schien eine Wolkenfront aufzuziehen, die auch die letzten Sterne am Himmel verdecken sollte.

Ein Knarren der Holzdielen ... - er kam nach Hause.
Ein leises Rascheln der Bettdecke neben ihr... - er legte sich in an ihre Seite.
Die Berührung seiner noch kalten Hände... - er war endlich dort wo er hingehörte.

Ein leichtes Zittern ging durch ihre Augenlider, und doch wollte sie sich nicht bemerkbar machen. Sie würde um diese Uhrzeit gewiss schlafen, hätte sie nicht auch schon letzte Nacht bemerkt, dass er unruhig geschlafen hatte. Möglicherweise war es die Hochzeit die ihn so sehr beschäftigte, oder sollte es doch etwas anderes sein? Mit einem leisen Murren, ein Geräusch das ebenso aus einem ruhigen Schlaf stammen konnte, schmiegte sie ihren Körper etwas dichter an ihn - sie wollte ihm Wärme spenden. Wärme die ihre Zuneigung verdeutlichen sollte. Zuneigung die ihren Beistand verdeutlichen sollte...

"Sollten diese Worte das Haus verlassen, werde ich dich töten müssen", schmunzelnd verzogen sich ihre Lippen in der Dunkelheit. Ja, seine Worte hallten noch heute in ihrem Kopf wider. Er hatte sie ihr anvertraut, ihr so viel Vertrauen entgegen gebracht, wie sie es selten von jemandem gewöhnt war. "Was machst du mit mir, Annalisa?", seine zögernde Stimme, die unruhigen Augen und das recht tollpatschige Verhalten ließen ihr Herz höher schlagen. Ja, sie wollte tatsächlich immer für ihn da sein.

Sie kannte seine Vergangenheit und seinen 'Beruf' und doch: Es geschah im Namen des Herrn. Was konnte daran so falsch sein?

Die Kälte wich aus seinen Händen, während er zeitgleich in einen noch recht ruhigen Schlaf entglitt. Erst jetzt wagte sie es die Augenlider in die Höhe zu schlagen und den Blick über sein Gesicht wandern zu lassen. Er hatte trockene Lippen, eine Kleinigkeit, die einem aufmerksamen und wissenden Betrachter wie Annalisa dennoch einen Rückschluss auf seine Aktivitäten ziehen ließen. "Zakalwve, ich brauche dich...", hauchte sie ihm nun sehr leise entgegen, ehe ihre Lippen knapp seine Stirn berührten.
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Qan ap Cayia





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2008 11:36    Titel:
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Bürgerschaftsanträge, Korrespondenzen der Statthalterin, ein kurzes Dossier über die Freie Handelsakademie und einige weitere Schriftstücke wurden elanlos, doch mit routinierter Effizienz abgefertigt. Er hatte nicht viel für stupide Schreibarbeiten übrig und doch war es eine Arbeit, die getan werden musste. Die Statthalterin hatte Besseres zu tun und so musste zwangsweise ihr Sekretär das Grobe vorbereiten, damit sie sich vollständig auf die Entscheidungsfindung konzentrieren konnte. Nachdem das letzte Schreiben vollendet war, drang auch schon zeitgleich wie als Zeichen ein matter Lichtstrahl ins Innere der Schreibstube, die nur noch mangelhaft durch die fast ausgebrannten Kerzen erhellt wurde.
Langsam erhob er sich, streckte sich ungeniert, um alle Muskelsehnen im Körper kurz anzuspannen und mit einigen Lockerungsbewegungen die Last der durchgearbeiteten Nacht abzuschütteln, ehe er mit wenigen langen Schritten das Fenster erreichte.
Gedankenverloren ließ er kurzweilig den Blick hinaus über dem Marktplatz streifen. Die verbundene Hand hatte er hinter dem Rücken geschoben, während er nun einen kleinen Wurfdolch aus dem Ärmel zauberte. Mit Daumen und angewinkeltem Zeigefinger hielt er die Klingenspitze der Waffe umklammert, um sie in regelmäßigen Zeitabständen Kreise ziehend durch die Luft tanzen zu lassen und wieder mit einer flüssigen Bewegung aufzufangen.
Ein heimtückischer Windzug zog durch die Fluren des Rathauses, ließ die Türangeln schwerfällig aufächzen, als die breite Flügeltüre wie von Geisterhand sich spaltweit öffnete.
Im letzten Moment unterdrückte er das aufkommende Verlangen den Dolch mit einem präzisen Wurf in das Holz der Flügeltüre zu treiben, als ihm gewahr wurde, dass niemand den Raum betreten würde.
Mit der Rechten fuhr er sich unter einer gewohnten Geste über Hals und Nacken. Doch diesmal nicht, um seiner Eitelkeit gerecht zu werden, als er die weiche geschmeidige Haut seines Halses mit den Fingerkuppen berührte. Er fragte sich, ob man die Abdrücke am Hals immer noch sehen würde, die gestern durch Alvas Würgegriff entstanden waren. Ebenso ärgerte es ihn, dass sich einer der Schneidezahne etwas lockerer anfühlte als sonst- wohl eine Folge seines lieblosen ‚Kusses’ mit der Holzflügeltür, der unmittelbar nach dem Würgegriff und dem Segelflug durchs halbe Zimmer erfolgte.

Ihm war von vornherein bewusst gewesen, dass Alva seine ketzerischen Worte nicht gutheißen würde. Nein. Er hatte fest damit gerechnet, dass sie ihm das Leben kosten würden und doch war der eingeschlagene Weg unausweichlich.

„Dir zu dienen heißt sich in der Sprache zu schulen, denn ein wohl gesprochenes Wort vermag Wälle einzureißen, die jeder Armee getrotzt hätten.“

Wahrscheinlich hätte er das siebte Gebot einfach besser beherzigen sollen, doch irgendetwas sagte ihm, dass Worte vielleicht nicht jede Mauer einreißen würden. Vor seinem geistigen Auge stellte er sich nun bildlich vor, wie er mit Heerscharren an Söldnern versuchen würde, die oberflächlichen psychischen Barrieren Alvas zu durchbrechen und ihm Vertrauen einzuflößen. Doch schnell verwarf er den Gedanken wieder, denn ein vertrauensseliger Alva war ihm weitaus unheimlicher als der jetzige skeptische Alva.

Im Schnelldurchgang ließ er die vergangene Nacht nochmals revue passieren:
Er hatte vor den Augen Annalisas ihrem Bruder Alva um ihre Hand gebeten, dabei so ehrliche Worte wie möglich gewählt und natürlich völlig außer Acht gelassen, dass er Hals und Kragen riskiert hatte, um seinen Kopf durchzusetzen. Es folgte die unweigerliche physische Bestrafung in Form eines Würgegriffes und unmittelbar danach wurde er auch schon wie eine faule Kartoffel gegen die nächstbeste Tür geschmettert, nachdem er für kurze Zeit eine halbkreisförmige Flugbahn über dem Constitutio Alataris beschreiben durfte...
Vielleicht waren es seine ungeschmückten und offenbarenden Worte, die nachfolgend ausgesprochen wurden und das steinerne Templerherz Alvas eventuell erweicht hatten, vielleicht war es aber auch nur Zaks Bereitwilligkeit gewesen, sein eigenes Leben für eine bedeutungsvollere Sache zu opfern.

Es folgten selbstverständlich klingende Worte, die doch mehr von ihm entblößten, als ihm lieb war.:

„Ich war ein Nichts als ich in die heilige Stadt kam... geächtet wegen meiner Natur...
dazu verdammt, die Ungerechtigkeiten des Lebens als lebendes Beispiel zu repräsentieren... Mein ganzes Leben lang habe ich ums Überleben gekämpft... eine geborgene Kindheit...
keine Selbstverständlichkeit... Ehrliches Streben nach einem gesicherten Leben nicht meine Stärke...
Hier fand ich Satisfaktion... hier erließ die jetzige Tetrarchin all meine früheren Verbrechen, um mich als das zu akzeptieren, was ich bin...
Hier entschied man sich, meine Stärken zu nutzen, statt mich dafür zu strafen... Rahal... der Herr kennt keine Ethik gegenüber Feinden... er fordert den Hass ein, den meine Peiniger geschürt haben...
Doch erkannte ich damals nicht das leitende Licht seiner Güte... in seinem Dienst verriet ich meine damalige Liebe, machte mir selbst Vorwürfe...
Doch dann eröffnete sich mir der Sinn, seine subtilen Ermunterungen... ich traf eure Schwester, die mir den Weg wies, meinen Willen bestärkte ihm zu folgen... nach zwei Beinahetoden sieht man einige Dinge anders... „



Als die Worte geendet hatten und er immer noch lebte, erkannte er dass er Alva irgendwie wohl doch überzeugt hatte....


Mut war wahrlich nie seine Stärke gewesen, doch die ersten Schritte eines solchen Bundes mussten mit Mut, einer Spur Einfältigkeit und absoluter Ehrlichkeit beschritten werden. Vertrauen kam nicht von irgendwo- das wusste er zumindest besser als jeder Andere...


‚Familie’ murmelte er leise vor sich hin. Er fragte sich wie es sich wohl anfühlen würde zu einer Familie zu gehören.
Und auch wenn er heute Nacht nicht die Wärme Annalisas in seiner Nähe spürte, stellte sich bei dem zuvor gehegten Gedanken ein warmes Kribbeln in seiner Magengegend ein...

Sich ihr sanftmütiges Lächeln in Erinnerung rufend, waren schon bald jegliche Schmerzen und Sorgen vergessen...

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Annalisa van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 26 Jan 2008 13:27    Titel:
Antworten mit Zitat

Noch immer ließ die winterliche Kälte die Menschen, welche es wagten das Haus für längere Zeit zu verlassen, erstarren. Es war unangenehm, die kalte, stechende Luft auf etwaigen, unbedeckten Körperpartien zu spüren während man langsamen Schrittes die schneebdeckten Straßen durchquert. Mützen, Handschuhe, wärmende Roben wie auch dementsprechende Fußbekleidung waren das Minimum an Kleidungsstücken, welches man während dem außerhäuslichen Aufenthalt tragen sollte...

... der zerbrechliche Körper war lediglich bedeckt von einem seidernen Nachthemd, welches mehr preis gab als es überdeckte. Auf den dünnen Armen, wie auch auf den langen Beinen hatte sich inzwischen eine mehr als deutliche Gänsehaut festgesetzt. Der eisige Schnee, welcher sich auf dem hölzernen Boden der Terasse eingefunden hatte ließ Ihre nacken Füße beinahe bis zu den Fesseln untertauchen, so dass die Kälte sich langsam aber sicher über den ganzen Körper zu erstrecken drohte. Würde man wohl sterben, so die Kälte Herr über den Leib wurde? Die blassen Hände lagen ruhig und ohne jegliche Verspannung auf dem vom Schnee befreiten Geländer, während der Blick nachdenklich über die so unberührte Landschaft hinweg strich. Selbst als das erste Zittern den Körper erfasste, wagte sie es nicht die zwei Schritte zurück zu setzen, um wieder im wärmenden Aufenthaltsraum des familiären Anwesens, nach der Wärme zu suchen. Stattdessen ging sie wieder einmal ihren Gedanken nach, Gedanken welche sie bis vor wenigen Wochen nie gewagt hätte zu denken..

Vor wenigen Tagen also hatte Zakalwve um ihre Hand angehalten. Unsicherheit spiegelte sich sowohl in seinen Augen, wie aber auch die Entschlossenheit, das zu erreichen was er schon so lange verlangte. Sie. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, welches sie beherbergte, während Alva und er über dieses Thema sprochen. Alva, ja, er hatte seine Schwester so tief in seinem Herzen, wie man es wohl nie von einem derart bestrebten Templer erwarten würde. Ihr war bewusst, dass allein diese Frage ihm Unbehagen und möglicherweise sogar Angst bereiten würde. Die Schwester, die er hütete wie ein Augapfel, sollte also heiraten und ein neues Familienmitglied in die so gottgläubige Familie bringen. Nur zu gut konnte sie seinen Zweifel verstehen, hatte sie doch genau dasselbe noch vor wenigen Tagen durchgemacht: Würde er dem Bestreben der Familie Folge leisten können? War sein Glauben auch tatsächlich stark genug, um den familiären Belangen Stand halten zu können? Doch all' dies waren keinerlei Sorgen mehr, um die es sich von ihrer Seite her zu kümmern galt. Er war sich sicher und würde alles tuen, um sich rechtens in die Familie zu integrieren. Alles.

Leicht stellte sie den rechten Fuß an, um mit den Zehenspitzen verspielt über die Schneedecke zu streichen und kleine, feine Linien zu hinterlassen. Trotz des Schutzes, welches das Dach der Veranda bot, zog immer wieder ein eisiger Windzug durch die offenen Stellen hindurch, um an ihrem Gewand zu zerren und kurzzeitig Körperstellen freizulegen, welche sie sicherlich nie freiwillig präsentiert hätte. Gänsehaut und leichtes Zittern ließen den Leib noch zerbrechlicher und ungeschützter wirken, als es normalerweise der Fall war. Die einzigen Geräusche zu dieser frühen Morgenstunde, waren das Zwitschern der Vögel, wie auch das verspielte Schnauben der jungen Fohlen auf der Koppel - bekannte Geräusche, die sie sich kaum mehr aus ihrem Leben wegdenken konnte.

Dass er alles tun würde, merkte wohl auch Alva und trotz körperlicher Übergriffe, vernichtender Worte und unbändiger Wut gab er ihnen seine Zustimmung: Er wollte seine geliebte Schwester glücklich sehen, glücklich mit einem Mann an ihrer Seite. Nun war es also an der Zeit die nächsten Schritte in die Tat umzusetzen: Die familiären Hochzeitstraditionen mussten in Erfahrung gebracht werden. Und wie würde das wohl besser gehen, als Briefe in die Heimat zu entsenden?

Gerade so als hätte dieser Gedankengang sie auf die vernichtende Kälte aufmerksam gemacht, zuckte sie zurück und verschwand mit nur wenigen, eiligen Schritten im Anwesen. Bereits im Eilschritt, began sie die korsettähnliche Schnürung des Nachthemdes zu lösen und den Blick auf ihren recht unscheinbaren, kaum von üppigen Rundungen geprägten Oberkörper frei zu legen. Es war an der Zeit...
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Qan ap Cayia





 Beitrag Verfasst am: 29 Jan 2008 12:44    Titel:
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Den letzten Steinwurf Wegstrecke zum Hof verschwendete er damit, weit voneinander versetzte Spuren auf der dünnen, weichen Schneedecke zu hinterlassen. Den bauschigen Saum seines Umhanges, der sich bei jedem noch so kleinen Windzug munter aufbäumte, ließ er achtlos am Boden schleifen, als er mit jedem Schritt tiefer in den Schnee einsank.
Stumm beobachtete er wie viele kleinere Schneebrocken am weichen Material seiner Lederstiefeln abrutschten, um schließlich langsam zu Wasser zu schmelzen und an den Rändern der Sohle herabzuperlen.
Die Kälte fühlte sich vertraut und doch fremd an, erinnerte er sich doch allzu gut an die Kindheitsjahre, als festes Schuhwerk noch ein kostspieliger Luxus waren....


-------
„Qaaannn!“ Die lallende Stimme des ‚Wüters’ klang gereizt und schien keinen Widerspruch zu dulden, als der Bär von einem Mann breitbeinig in die Gasse stapfte, um sich die auf den Holzkisten hockenden Straßenjungen nacheinander vorzuknöpfen. Die Meisten von ihnen waren so ermattet und steifgefroren, dass sie sich kaum wehrten, als der grobschlächtige Mann, den man im zwielichten Hafenviertel allgemein nur als ‚den Wüter’ kannte, sie wenig zimperlich hochhob, um sie ins fahle Licht zu halten, das sich nur mühsam von den Laternen der Hauptstraße aus in die dunkle Gasse wagte.
Abseits den Anderen, in einer dunklen Ecke zusammengekauert, regte sich ein kraftloses Etwas. Die zerzausten blonden Haarbüschel, das verdreckte Gesicht und die zermürbt aussehende Fratze erinnerten auf dem ersten Blick mehr an einem Straßenköter als einem Menschen. Dünne abgemagerte Finger krallten sich um das raue dunkle Holz des Gebildes, das man nur
mit viel gutem Willen als Holzschuppen bezeichnen konnte. Eine ärmliche Behausung, die kaum vor Wind und Wetter schützte, doch immer noch eine bessere Option war als unter freiem Himmel zu schlafen.
Den verschlafenen Ausdruck blinzelte der Junge rasch davon, denn wenn ‚der Wüter’ „wütend“ war, wollte man lieber nicht herausfinden, wie der Mann sich diesen Spitznamen verdient hatte.
Mit flinken Schritten tastete er sich im Schutz der Dunkelheit die Mauer entlang, bis er am Ende der Gasse angelangt war. Hinter sich hörte er, wie ein Einspanner mit hohem Tempo über die Straßenkreuzung rauschte, während ‚der Wüter’ am Ende der Gasse immer noch seiner erfolglosen Suche nach Qan lautstark nachging.
Tief durchatmend, dankte er den Göttern dafür, dass er die Fastbegegnung mit dem ‚Wüter’ überlebt hatte. Wusste er doch zu gut, dass der ‚Wüter’ betrunken ein besonderes Faible für kleine Knaben wie ihn hatte... Mit einem groben Wisch rieb er sich den Dreck vom Gesicht, ehe die gespreizten Finger durch die strohige blonde Mähne fuhr. In der anderen Hand wog er abschätzend den Goldbeutel des ‚Wüters’, den er seinem Besitzer vor einigen Tagen abgenommen hatte. Das meiste Gold hatte er natürlich schon ausgegeben, um seinen eigenen leeren Magen zu füllen und etwas bedauernd fischte er das letzte Dutzend Silbertaler heraus, bis diese ruhig auf seiner geöffneten Handfläche auflagen. Das helle metallische Geklimper, das nachfolgte, als sich die Münzen nach einem beherzten Wurf auf dem Steinboden der Gasse wiederfanden erzeugte schlagartig ein wüstes Durcheinander. Auf einmal war die Hölle in der Gasse los, denn aus den dunkelsten Ecken kamen Gestalten hervorgekrochen, die nun fieberhaft den Boden absuchten, und auch nicht davor zurückschreckten, mit Hieben und Tritten sich einen Vorteil bei der Suche zu verschaffen.
Der Schnee, der seine nackten Füße umgab, fühlte sich kühl und befreiend an, als er seine Schritte ins Ungewisse lenkte...
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Als er am Hoftor anhielt, um einmal flüchtig den Blick durch die Umgebung streichen zu lassen, blieben seine Augen an der Pferdekoppel hängen, wo er zwischen den Umrissen der prächtigen Zuchttiere den blonden Schopf Annalisas erspähte. Der warme Atem, der aus seinem spaltbreit geöffneten Mund hervorströmte, formte einen grauen sich schnell lichtenden Dunst. Die dünnen, zur Seite zugespitzten Brauen entfernten sich zusehends von den sentimental anmutenden kristallblauen Augen, als sein Anlitz einen etwas nachdenklicheren Ausdruck hinzugewann.


Welche Sorgen mochte sie haben?


Vielleicht stellte er sich in letzter Zeit zu selten diese Frage, wenn sich sein Blick mal wieder in ihr herzerweichendes Lächeln verlor. Er gab sich vollkommend der eigenen Fantasie hin, als er sich ins Gedächtnis rief, wie ihre hauchzarten Küsse seinen Hals mit vielen kleinen Liebkosungen bedeckten. Zärtlichkeiten, die den Würgegriff Alvas schnell vergessen machten...



Zuletzt bearbeitet von Qan ap Cayia am 29 Jan 2008 12:55, insgesamt 5-mal bearbeitet
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Annalisa van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 30 Jan 2008 15:20    Titel:
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Das fahle Licht der flackernde Kerze, warf schemenhafte Umrisse imaginärer Figuren an die Decke und die umliegenden Wände des Raumes. Sie streckten sich, und reckten sich, ehe sie gänzlich verebbten und mit den anderen Schatten eins wurden. Ein beißender Geruch von verbranntem Holz, wie auch Papier lag in der angenehm, warmen Luft. Das beständige Knistern der beinahe abgebrannten Hozlscheite war das einzige Geräusch welches stetig den Raum erfüllte und jenen mit akkustischem Leben füllte. Sobald ein weiteres Pergament seinen Weg in die Flammen gefunden hatte, schlugen jene in die Höhe und leckten neuerlich nach dem Material, um es gänzlich in Asche zu legen und gierig auf Nachschub zu warten. Hier und da wurde das Geräusch der flackernden Vernichtung, von dem langsamen, recht behebigen Kratzen einer Schreibfeder untermalt.

Der reich verzierte, recht edel wirkende Federkiel befand sich in der zierlichen Hand Annalisas. Es war ein schwereres Unterfangen als sie sich erhofft hatte. Ein Brief an die Eltern, was bei Alatar sollte daran schon so schwer sein? Einige informative Zeilen, Fragen welche ihr schon lange auf der Seele lasteten und natürlich die Bitte um ein Antwortschreiben. Neuerlich flog das zusammengeknüllte Pergament in einem hohen Bogen über die Schulter gen des Kamins. Es war lediglich mit zwei Zeilen der schwarzen Tinte gesegnet - erbärmlich. Es waren ihre Eltern, aus welchem Grund schien sich nun eine Barriere in ihre Gedankengänge gelegt zu haben? War es die Angst zu erfahren was sie von ihrem Verschwinden hielten, oder war es doch die Information bezüglich der anstehenden Hochzeit, die sich ins Zögern brachte? Murrend lehnte sie sich zurück, um einen Moment die Augen zu schließen und ihre Gedanken zu ordnen. Grußformel, Floskeln, Informationen, Fragen, Floskeln, Gruß ... es waren ihre Eltern! Die linke Hand bewegte sich an die Stirn um mit dem Handrücken einige Male darüber zu streichen. Bei Alatar, wie oft verfasste sie Briefe die nicht an Personen gerichtet waren, die ihr so nahe standen? Warum also stellte es nun ein Problem dar? War es die Angst vor der Reaktion ihres Vaters, oder vielleicht doch die aufkeimende Sehnsucht nach den heimatlichen Gefilden? Sehr langsam nur hoben sich die Augenlider wieder in die Höhe, zeitgleich lösten sich die Finger von dem Kiel, um jenen der Halterung hinzugeben.

Ihre Mutter. Eine wunderschöne Frau, wohl die schönste Frau unter der schützende Pranke des Allmächtigen für Annalisa. Sie war ihr schon immer ein Vorbild gewesen, denn nicht nur die Arbeit auf dem familiären Anwesen der Baronie Rothenfels, sondern auch das Auftreten und Verhalten gegenüber Kunden und Bekannten, sind es die einen prägenden Eindruck hinterlassen hatten. Das makellose Aussehen ließen keinen Rückschluss auf ihre Arbeit am Hof zu. Hat man doch stets vermutet, sie könnte ebenso eine Blutgeborene sein. Grazile Bewegungen, geschickte Aussagen gepaart mit dem nötigen Selbstbewusst sein, ließ sie stets strahlen. Annalisa erinnerte sich genau an das Gebot, welches ihr ihre Mutter stets nahe brachte: "Meine Liebe, erinnere dich stets daran: Ihm zu dienen heißt sich in der Sprache zu schulen, denn ein wohl gesprochenes Wort vermag Wälle einzureißen, die jeder Armee getrotzt hätten." Sie war immer bemüht ihrer Tochter den wohl besten Lehrer bereit zu stellen, denn für ihre Mutter zählten in ihrem Beruf stets Aussagen mehr als Taten. Dem Allmächtigen dienen, sich ihm hingeben, wie aber auch aufopferungsbereit für die Familie zu sein.

Ihr Vater, ein Mann wie er unnahbarer nicht sein könnte. Ein Praetor im Dienste des All-Einen. Auch auf jenen Mann war Annalisa stolz, er gab ihr wie auch - und wohl hauptsächlich - ihrem Bruder jede Menge Weisheiten mit auf den Lebensweg. Zwar war nie er es, der ein großes Augenmerk auf seine Tochter legte, doch wußte sie, dass selbst er Annalisa auf die ein oder andere Weise in sein Herz geschlossen hatte. Auch ihm war die Familie viel wert, ein Part seines gottgläubigen Lebens Das kurzgeschorrene, dunkle Haar war stets unter der glatten, gepflegten Robe verborgen, deren Kapuze zu meist tief in den asketischen Gesichtszügen verweilte. Die spitze Nase, wie auch die brutalen Lippen waren die einzigen Anzeichen einer bewegten Person unter der Templerrobe.

Ein letztes Flackern und Aufbäumen der Kerze, ehe die Flamme zu ersticken began und langsam in den letzten Wachsresten ertrank. Die Schatten flossen ineinander über, und umarmten das Zimmer mit einer unentfliehbaren Dunkelheit. Dies trieb neuerlich ein Seufzen aus Annalisas Mund, es sollte also heute nicht mehr sein ... die übereinander gestapelten Pergamente, wie auch die Halterung der Schreibfeder wurden bedacht zur Seite geschoben und eines letzten Blickes gewürdigt, ehe sie sich zu Bett begab. Zu Bett, neben dem Mann, der bald ein Teil der Familie sein würde.
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Alva van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2008 00:32    Titel:
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Wenn ich nun meine Gedanken in jegliche Art von Richtung spielen lasse, stellt sich heraus, dass das Geschehen um Zak auf die Eine oder Andere Art und Weise für die Familie bewegend sein wird.
Und reich an Arbeit. Denn er ist bei weitem noch nicht an einem Punkt, an welchem er den Glauben der Familie in solcher Vehemenz verfolgt, wie es uns eben zu Eigen ist. Und das ist der Knackpunkt, denn zum Einen werde ich solche Subjekte nicht als Bestandteil einer Familie dulden, die genau davon lebt, und zum Anderen kann es... wird es schadhaft sein, auf lange Sicht.
Er ist sich dessen bewusst, und das ist wichtig, fördert es zusammen mit seinen Gefühlen doch auch seinen Willen, diesen Mißstand zu beheben. Alles Andere wird zu seinem Tod führen.
Zaks undurchsichtiges Treiben ist eine weitere Sache, die zwangsweise durch seine Integration in unser Gefüge akut wird.
Ich denke, er wird es sicherlich nicht darauf ankommen lassen, dass, was er tut, mit unserer Familie zu verbinden.. ein Risiko einzugehen. Aber manches Mal sind es eben nicht wir selbst, die bestimmen können, wie die Dinge sich wandeln. Es gilt, zu forschen. Und in ihn zu dringen, eine Sache die so oder so geltend gemacht wird, wenn er ein Teil von uns sein möchte.
Zuguterletzt muss ich mir auch Gedanken machen, wie Damien und Penelope reagieren werden. Ich gehe nicht davon aus, dass sie meiner Schwester Steine in den Weg legen werden, aber womöglich kommt es durch diese Heirat zu einem Beisammensein, dass ich zu gern noch eine Weile verzögert hätte. Wir werden darauf gefasst sein und dementsprechend vorbereitet, das stehe fest.

Die Zeit wird zeigen, wohin wir uns bewegen. Ich beabsichtige nur die eine Richtung, die uns nach vorne führt.
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Penelope van Gwinheer





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2008 18:03    Titel:
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Grüne Felder soweit das Auge reicht, man möchte meinen, dass man bereits die nächste Baronie erkennen kann. Naivität, natürlich, das ist einem jeden bei dieser Entfernung bewusst, der diesen Blick aus dem Erkerfenster des Gebäudes warf und dennoch ging man gerne seinen Tagträumereien nach. Die staubigen Straßen welche sich in kaum erkennbaren Linien durch das Land schlängelten, waren von allen Seiten mit Sträuchern,Wildblumen und weit ausladenden Bäumen bewachsen. Das Durchkommen mit einem alten, klapprigen Fuhrwerk mochte beinahe unmöglich erscheinen und dennoch erspähte man immer wieder einen Kutscher der seelenruhig den Wagen die Straße entlang lenkte. Die am Tag stetig staubig, wie auch trockene Luft war mit Sicherheit gewöhnungsbedürftig, so dass der Leib derReisende oftmals die ersten Wochen nach Feuchtigkeit lechzte und in seine Grenzen gewiesen wurde, doch nicht so der Leib der Bewohner und Siedler der Baronie Rothenfels: Weite Kleider aus Tuch hüllten die weiblichen Körper ein, und Kleidung aus leichten Leinen umschmiegte den Körper der Männer. Meist war ein schlichter Kopfschutz Standard um der Hitze der Mittagssonne weitgehend zu entgehen, und einem Sonnenstich so zu entkommen.

Die cremefarbende Toga aus reinster Seide umschmeichelte den Körper der Frau, welche sich im Moment im Takt der scheppernden Räder von einer, zur anderen Seite bewegt. Die leicht gebräunten, bronzefarbenen Hände lagen ohne jegliche Anspannung auf den Zügeln, während die alten Lastentiere den Planenwagen in regelmäßigen Bewegungen voran zogen. Der seidene Überwurf überdeckte das goldene, hochgesteckte Haar der Dame, so dass man hier und da lediglich einige gelockerte Strähnen erblicken kann. Sehr helle, blaue Augen waren es die nachdenklich auf die Straße vor sich gerichtet waren. Weder die Reittieren, noch die Natur war es die im Moment mit ihrem Blick bedacht wurde, es schien als wäre sie derzeit nicht Herrin ihrer eigenen Sinne. Würde man das Alter schätzen wollen, täte man sich vermutlich unglaublich schwer. Die Haut im Gesicht warf keinerlei Falten, und auch die Hände schienen glatt zu sein. Ein aufmerksamer Beobachter würde jedoch die Spuren, welche das Alter bei der Dame hinterlassen hatten, erkennen können: Altersflecken, kaum von der bronzenen Haut zu unterscheiden, ruhten auf den Händen und würde man die Frau ohne ihre schützende Toga erblicken, würde man sicherlich auch die leichten Falten entlang des Halses erspähen. Golde Schmuckstücke waren es, die je nach Lichteinfall in der warmen Sonne funkelten und bei genauerem Hinsehen ein in der Baronie sehr bekanntes Zeichen beherbergten: Das Zeichen der Familie van Gwinheer. Eine angesehene Templerfamilie, wie auch der größte Hof Rothenfels unter dem Schutz des Herrn.

"Oh, Annalisa ...", seufzte die ältere Dame als die Speichenräder des Fuhrwagens hart in ein Schlagloch glitten, um im nächsten Moment wieder weiter die holprige Straße entlang zu rollen. Der Leib der Frau bebte, sich den entstandenen Vibrationen gänzlich hingebend, während die hellen Lippen sich beinahe stumm zu den gewisperten Silben bewegten. Es war die Sorge um ihre Tochter die die alte Frau plagten und mehr und mehr in Unglück stürzten. Nun waren es nicht mehr lediglich die Glieder die vom Alter gepeinigt wurden, nein, nur war es auch das schwache Herz, welches sich mit jedem Schlag nach der ältesten Tochter verzerrte. "Alatar, deine schützende Pranke ruht doch sicher über ihr, nicht wahr?", war die nächste Aussage die regelrecht flehend in den wolkenlosen Himmel gesprochen wurde. Drei Mondumläufe waren bereits vergangen, seitdem sich ihr Sohn Alva auf den Weg in die Stadt des Herrn selber machte. Doch zeitgleich waren es auch drei Monde, die sie in Ungewissheit verbringen musste: Hat Annalisas Kummer sie dazu getrieben die Familie wortlos zu verlassen? Hat sie sich ihrem Bruder angeschlossen oder irrte sie etwa alleine und hilflos durch .. - nein, diesen Gedankengang sollte man nicht ausführen.

"Beim Allmächtigen ...", stöhnend glitt die linke Hand mit auseinander gespreizten Fingern über die Schläfen hinweg, der Weg zum Kunden war noch lang, und der Schmerz im Rücken wie auch im Kopf wollte nicht verschwinden. Wie nur sollte sie die Arbeit weiterhin sorgsam verrichten, wenn ihr Körper doch mehr und mehr von der Sehnsucht ausgezerrt wurde? Es war eine zierliche, zerbrechlich wirkende Hand, die sich unter der Plane hervorschob um sich auf die Schulter der Frau zu legen. Auch diese Haut war sonnengebräunt, doch im Gegensatz zu den Händen der Frau an dne Zügeln, jung und ohne ein Anzeichen des fortgeschrittenen Alters. "Mama, ist alles in Ordnung?", glockenhell und eindringlich war die feminine Stimme die wohl zu der Hand zu gehören schien. Leichter, fürsorglicher Druck wurde auf die rechte Schulter ausgeübt, ehe es neuerlich ein Sonnenstrahl war der auch hier den Siegelring am Mittelfinger zum Glänzen brachte: Van Gwinheer. Auch die zweite Hand gesellte sich nach vorne, um nun einen rot polierten Apfel anbieten gen der Frau auszustrecken: "Stärke dich ein wenig, Mama", brachte die Stimme nun noch eindringlich an, bevor beide Hände wieder unter der Plane verschwanden und so im überdeckten Teil des Fuhrwagens, mit samt des dazugehörigen Körpers ihren Platz einnehmen.

Doch die Frau schien wieder in ihren eigenen Gedanken versunken, nicht einmal der Apfel in ihrem Schoß wurde mit größerer Beachtung gesegnet. Die etwas faltigen Augenlider, überdeckten die jungebliebenen, schimmernden Augen und unter einem protestierenden Knarren der Holzbank unter sich, wurde der Rücken angelehnt um während der restlichen Fahrt dem Körper ein wenig Ruhe zu gönnen.

Das Ziel vor Augen .. ja, stets das Ziel vor Augen.
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Qan ap Cayia





 Beitrag Verfasst am: 31 Jan 2008 22:17    Titel:
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Die frische Landluft war eine willkommene Abwechslung zum grauen Sekretärendasein geworden und auch seine sonstigen „Aktivitäten“ für die Statthalterin schränkte er in letzter Zeit Annalisa zuliebe etwas ein. Nur noch selten ließ er sich im feindlichen Gebiet blicken und das Schminkekästchen, welches er fast immer bei sich trug, blieb verschlossen...

Trotz des knisternden Kaminfeuers im Nebenraum, fühlte sich die Luft des Schlafgemaches frisch und kühl an. Den warmen geschmeidigen Holzboden unter sich wissend, schlich er auf den Zehenspitzen die wenigen Schritte von Bett zum Fenster, um einen verstohlenen Blick hinaus auf den Hof zu richten. Erst als er sicherstellte, dass die Luft rein war, richtete er sich zu voller Größe auf und fast wäre ein erleichtertes Seufzen aus seiner Kehle gewichen, wäre ihm in diesem Moment nicht schlagartig klar geworden wo er sich befand.
Mit einer lauernden Haltung lauschte er einen Augenblick lang ‚ihren’ ruhigen, friedlichen Atemzügen, bis er sich schließlich vollends mit einem Schulterrollen entspannte.
Hinter einer grauen Wolkendecke hatte sich der obere Zipfel des Mondes frech hervorgewagt, doch das Licht, das dieser spendete reichte kaum aus, um den Raum nur im Ansatz mit seinem weißen Licht zu überfluten.
Der kühle Nachtwind suchte sich vergebens einen Weg von draußen ins Innere des Hauses- das gelegentliche leise Klappern der aufeinanderschlagenden, von Windstößen bedrängten Fensterflügel schien den kleinen Sturm draußen umso mehr anzuspornen, bis das wilde Pfeifen der stürmischen Bö endlich nachließ und in ein abschließendes geisterhaftes Zittern der Fensterrahmen überging.
Eine Spur besorgt ließ er den Blick in die Richtung des Bettes streichen, wo er aus dem Augenwinkel soeben noch eine leichte schemenhafte Bewegung erfasst hatte.
Als sich daraufhin nichts regte, atmete er erleichtert auf, um schließlich mit kleinen tapsigen Schritten wieder das Bett zuzusteuern und unter die warme, behagliche Bettdecke zu schlüpfen.
Behutsam tastete er mit seinen feingliedrigen Fingern nach ihr, ehe er überraschend auf Widerstand stieß- weich und geschmeidig fühlte sich ihr Körper unter dem Stoff des Nachthemdes an...
Er fragte sich auf welches Körperteil er wohl gestoßen war und musste unweigerlich nervös an seiner Unterlippe herumknabbern, als ihm bewusst wurde, wie unziemlich dieser Gedanke vor einer Hochzeit war....

‚Unziemlich’

Seit wann kümmerte er sich darum was unziemlich war? Die Frage beschäftigte ihn verdächtig lange, während er sich ein leises Zähneknirschen kaum verkneifen konnte.
Die Hand, die sich langsam vorgeschoben hatte, um sich mit dem Handballen sanft gegen den Stoff ihres Nachthemdes zu schmiegen, hatte sich trotzdem zwar widerwillig, aber dennoch betont langsam zurückgezogen. Ein unwilliges Murren kam aus ihrer Richtung und hastig trat seine Hand schließlich doch einen überstürzten Rückzug an.
Verlegen begann er damit, die Falten des Bettlakens zu glätten, gleichzeitig fieberhaft versuchend, zu einem klaren Gedanken zu kommen.

‚Die bevorstehende Hochzeit ist wahrscheinlich der entscheidende Schritt zu einem Bund, der für mich Verzicht bedeuten würde- Verzicht auf Freiheit, um ein gemäßigtes Leben unter den Idealvorstellungen der Familie zu führen- immerwährend auf der Suche nach Erfüllung im Glauben.’

Einen leisen Seufzer ausstoßend, wand er sich auf dem Rücken, den Blick entgeistert zur Decke zu gerichtet.

‚Ist meine Angst vor der Hochzeit nicht gänzlich unbegründet? Habe ich mich nicht schon lägst dazu entschieden, einen neuen Weg einzuschlagen, der Familie und somit dem Herrn zu dienen?’

Unruhig wälzte er sich wieder zur Seite, um der schlafenden Annalisa eine eingehende Musterung zu widmen. Nur noch wenige Fingerbreit Abstand trennten sein Gesicht von der Ihren und doch kam ihm dieser Abstand wie eine unüberwindbare Entfernung vor.
Unbewusst spitzte er seine dünnen Lippen etwas an, zu einem halbherzigen Kuss ansetzend, der sie wegen der Entfernung nie erreichen würde...

Noch immer verspürte er eine winzige Unsicherheit, wenn sie in der Nähe war.
Wann würde das Kribbeln im Bauch nachlassen, bis sich schließlich reine Routine in ihr gemeinsames Leben einschlich? Wie würde es sich anfühlen, wenn die Flammen der körperlichen Begierde sich langsam abkühlten, um einer beständigen Gewissheit zu weichen, die Liebe des Lebens gefunden zu haben? Würde er den Erwartungen, die man in ihn setzte, entsprechen können? Hätte Annalisa eingewilligt ihn zu heiraten, wenn sie auch nur den geringsten Zweifel gehegt hätte? Sehnte er sich so sehr nach einer Familie, weil er nie eine Kindheit besessen hatte? Warum konnte nicht alles so einfach sein wie das Töten?
Je länger die Fragen wild in seinem Kopf kreisten, desto närrischer kam er sich selbst vor, bis er schließlich alle Zweifel entschieden verwarf, um ein stummes Gebet zur Decke zu richten:

‚Herr, ich danke dir für die zweite Gelegenheit, die sich mir eröffnet. Dein Großmut ist allumfassend und der Dank für die Gnade, die du mir gewährtest wird mein zukünftiges Handeln für ewig leiten.’

Entschlossen drängte er sich nahezu nähebedürftig an Annalisas Seite, um behutsam seinen Arm um ihre Schulter zu legen und diesmal glückte ihm auch ein milder Kuss, als er seinen weichen Mund an ihre Stirn drückte...
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