FAQ Login
Suchen Profil
Mitgliederliste Benutzergruppen
Einloggen, um private Nachrichten zu lesen
        Login
Wenn du jemanden in dein Herz lässt...
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Wenn du jemanden in dein Herz lässt...
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 10 Jan 2008 00:02    Titel: Wenn du jemanden in dein Herz lässt...
Antworten mit Zitat

„Wenn du jemanden in dein Herz lässt, Yuna, machst du dich verletzlich. Und diese Verletzlichkeit ist es, an der man letztendlich zu Grunde geht.“

Noch lange hallten mir meine Worte durch den Kopf an diesem Abend.
Wenn du jemanden in dein Herz lässt...
Hatte ich das nicht bereits? Hatte ich Yuna nicht schon immer mein Herz geöffnet? Hatte ich sie nicht geliebt und beschützt, seit sie zur Welt gekommen war? Sie, meine kleine Schwester, der es mit solcher Leichtigkeit gelingt, etwas Wärme in mein Herz zu zaubern. Gar war es, als hauche sie mir neues Leben ein.
Wenn du jemanden in dein Herz lässt, Yuna, machst du dich verletzlich...
Hatte meine Zuneigung zu Yuna mich verletzlich gemacht? Hatte ich mich selbst geschwächt, indem ich sie in mein Herz gelassen hatte, zugelassen hatte, dass sie mein Innerstes mit neuer Wärme berührte? War ich verletzlich? Diese quälende Eifersucht, die mich wie ein eisiger Stachel durchdringt, sobald ein Mann Yuna zu nahe kommt, ist das Verletzlichkeit? Würde ich Yuna, meine Yuna, einem anderen Manne überlassen können? Würde ich meine Schwester je ziehen lassen können? Da ist er wieder, dieser Stachel der Eifersucht. Sie ist mein, meine Schwester, und niemals würde ich sie einem anderen überlassen können.
Und diese Verletzlichkeit ist es, an der man letztendlich zu Grunde geht...
Gehe ich daran zu Grunde? Von innen her zerfrisst mich diese Eiseskälte, die nur gemindert wird, wenn sie in meiner Nähe ist, wenn ich sie sicher bei mir weiss. Diese belebende Wärme, die von ihr ausgeht und mich leitet, wie ein Stern in der Dunkelheit. Und dunkel ist die Welt fürwahr. Doch sie ist es, die mir neue Kraft gibt, die mir eine Zukunft zeigt. Ohne sie bin ich nichts...



„Ich möchte hier ein komplett neues Leben anfangen, nur wir zwei, hörst du, Aion?“

Ein neues Leben...
Ohne die Last der Vergangenheit. Ohne die Gewissheit, dass sie einem Mann versprochen ist, gegen den ich nichts ausrichten kann. Sie ist frei, und sie ist hier bei mir.
Nur wir zwei...
Ein neues Leben, ganz alleine für Yuna und mich. Könnte dies tatsächlich wahr werden? Durfte ich mir gestatten, zu hoffen? Zu hoffen, dass ich den einzigen Menschen, der mich versteht, dem ich mein Herz geöffnet hatte, mich niemals verlassen würde? Der einzige Mensch, der mir noch geblieben war.



„Mühe dich nicht, eine Frau für mich zu suchen, denn du wirst keine finden, die es vermag, mein Herz zu wärmen.“

Die verborgene Bedeutung dieser Worte... denn du bist es, die mein Herz wärmt, und keine andere! Stets will ich an deiner Seite sein, dich schützen und behüten. Niemals sollst du einem anderen gehören, so wie ich niemals mein Herz an eine andere verschenken werde, denn du bist mein ein und alles. Freundschaften zerbrechen, selbst Liebschaften vergehen, doch Schwester und Bruder ist man für sein Leben lang. Und so sollen wir in diesem Leben und darüber hinaus verbunden sein. Verstehst du nicht die Bedeutung hinter meinen Worten? Versteht sie, was ich ihr damit sagen will, wie viel sie mir bedeutet? Das sie mein Ein und Alles ist?



„Verlass mich nicht noch einmal, Yuna, denn das könnte ich nicht ertragen.“

Würde sie bei mir bleiben? Würde sie ihr Leben mit mir teilen und mein sein, so wie mein Herz stets ihr gehören wird? Oder würde sie ihr Herz einem Anderen schenken? Jemandem, der ihr falsche Liebe verspricht, Liebe, die weder so rein noch so unbefleckt ist wie die meine? Würde ich wieder Monate qualvoller Suche verbringen, stets in der Hoffnung, sie hinter der nächsten Wegbiegung zu erblicken und in die Arme schließen zu können. Oder würde sie diesmal wirklich bei mir bleiben und die Leere in meinem Inneren erfüllen, die Leere die mich von Innen heraus auffrisst...

........................................................................................................................................
 Nach oben »
Yuna Astaroth





 Beitrag Verfasst am: 10 Jan 2008 21:57    Titel:
Antworten mit Zitat

Lange Zeit war vergangen seitdem sie von Zuhause ausgerissen war, um der Hochzeit mit diesem Trunkenbold zu entgehen. Hatte sie wirklich die richtige Wahl getroffen? Ein eigenes Leben für sich, ohne den Reichtum und das Ansehen ihrer Familie? War es eine gute Entscheidung gewesen ihren Vater so zu demütigen, dass er sie ohnehin mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt hätte? Diese Fragen würde sie sich vielleicht ein Leben lang stellen..

Zuhause.. Dieses Wort hatte nicht mehr dieselbe Bedeutung wie früher, nicht mehr denselben Schutz und die Wärme. Das Zuhause war etwas besonderes - Menschen die sie um sich hatte die sie liebten und auf sie Acht gaben, in Trauer und in Herzlichkeit. Aber sie hatte einen Menschen dessen Zuneigung größer war, als ihre Eigene zu sich selbst! Sie hätte es sich nicht selbst eingestehen können, aber irgendwie wusste sie, dass sie ihren Bruder liebte! Es war nicht die gleiche Liebe, die sie zu einem anderen Mann empfunden hätte, es war eine Geschwisterliebe, nicht nennbar.

Aber war es denn wirklich so schwer für ihn, sie wenigstens mit einem anderen Mann sprechen zu lassen? Sie hatte sich für Aion's missbilligende Blicke geschämt, als sie ihm erzählt hat das sie sich 'nur' mit einem anderen Geschlecht unterhalten hatte. Wusste er denn, wie es sie schmerzte so eingeengt zu werden?

Manchmal wünschte sie sich ihr früheres Leben zurück, die feinen Kleider, das große Mahl, die warmen Betten.. Jetzt hatte sie nurnoch ihre Garderobe die sie sich kurz vor ihrem Ausriss zuhause mitgenommen hatte, die meisten Kleider waren bereits am Saum dreckig und hatten leichte Risse. Von ihrer normalen Kleidung ganz zu schweigen, die fast komplett zerstört war - Es wäre kein Wunder, immerhin war sie tagelang durch Wälder gerannt, immernur gerannt. Ihre jetzige Mahlzeit fiel ebenso klein aus, sie hatte kaum noch Münzen um sich einen Brotkanten leisten zu können und ihr Bett bestand aus einem klapprigen, freien Stuhl im Gästehaus.

"Ich möchte hier ein komplett neues Leben anfangen, nur wir zwei, hörst du Aion?"

Sie hätte sich für diesen Satz selbst schelten können.. Meinte sie es wirklich ernst? Würde sie auf andere Menschen, andere Männer verzichten nur um ihrem Bruder treu zu bleiben? Er hielt sie für ein treues, unschuldiges Mädchen.. Doch das stimmte nicht, nichtmehr. Auf ihrer langen Reise hatte sie viel erlebt, zuviel für ihren und wahrscheinlich auch seinen Geschmack.

"Früher war es Streit, heute ist es Geschwisterliebe."

Nein, sie musste bei ihrem Bruder bleiben. Es würde nicht nur ihm das Herz brechen, sondern auch ihr, sollten sie sich abermals verlieren. Sie hatte in der Nacht in der sie weggelaufen war ihren Adelstitel abgelegt. Es war keine Strafe sondern eine gute Entscheidung. Solange sie mit ihrem geliebten Bruder hier war, der ebenso alles nur für Sie geopfert hatte, würde sie glücklich sein.

 Nach oben »
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 10 Jan 2008 23:18    Titel:
Antworten mit Zitat

Meine Schritte tragen mich... hinaus aus Bajard. Fort von all den Menschen, die geschäftig herum eilen. Sie scheren sich nicht darum, was um sie herum geschieht. Ein Mensch lebt sein Leben, er wird geboren und stirbt eines Tages. So ist es, und so war es schon immer. So viele Menschen um mich herum, ich höre ihre Stimmen. Sie summen in meinem Kopf wie ein aufgescheuchter Bienenstock. Sie schweigen nicht

Meine Schritte tragen mich... weiter, durch eine verschneite Landschaft. Vereinzelte Schneeflocken fallen herab, benetzen mein Gesicht. Vorbei an knorrigen Bäumen, die ohne ihr Blätterkleid stummen Mahnmahlen gleich zum Himmel empor ragen. Der Winter... eine bitter tödliche Zeit, voller Not und Sorgen. Und doch... so still, still und friedlich. Ich brauche diesen Frieden. Mein Innerstes ist aufgewühlt, das Herz zieht sich mir zusammen.

Meine Schritte tragen mich... zur See. Tosend branden die Wellen an den Strand. Dort, wo der Schnee aufhört und in Sand, dann in Wasser übergeht, bleibe ich stehen. Eisiger Nordwind streift wie tausend Nadelstiche mein Gesicht. Doch der Schmerz ist nichts im Vergleich zu der Unruhe, die mich befällt. Eine Unruhe, wie kurz vor einem Sturm. Diese friedliche, verschneite Atmosphäre, sie erscheint mir wie ein letztes Luft holen, bevor das Unwetter hereinbricht. Etwas wird geschehen, das fühle ich.

Yuna, habe ich dich zu sehr beschränkt? Dir deine Freiheit genommen? Dich in einen goldenen Käfig gesperrt, um dich in meiner Welt zu halten? Wenn du mich anblickst, spürst du dann den sengenden Schmerz, der mein Innerstes durchzieht? Weißt du um die Vergangenheit? Was damals geschah, vor sieben Jahren? Ich bete darum, dass du es nicht weißt, um deines Seelenfriedens willen. Ich frage mich oft, würdest du mich dafür hassen dafür, dass ich nichts tat, um diese Tragödie abzuwenden, wenn du es wüsstest? Mein Seelenfrieden ist verloren seit jenem Tag, wie sehr mich deine Gegenwart auch wärmt. Als ich sah... als ich mit ansah, was in jener Nacht geschah...

Es war Mitternacht. Mutter schickte mich, unseren Vater zu suchen. Betrunken in irgend einer Taverne sollte er wohl sein. Also machte ich mich auf den Weg. Doch niemand schien ihn gesehen zu haben. Aber wie konnte ich denn Mutter enttäuschen? Unsere wunderhübsche, herzensgute Mutter, der du so ähnlich bist. Also suchte ich sogar am letzten Ort, an dem ich ihn je vermuten würde. In Jarreds Taverne. Dort schien man ihn dann auch tatsächlich gesehen zu haben. In Richtung Norden sei er davon gegangen, mit ein paar anderen Adligen und einer Hafendirne. Norden? Dort war doch nichts. Nichts als felsiges Gebirge. Und Graf Steimers Feste. War das nicht des Rätsels Lösung? Die Wachen wussten, wer ich war, und ließen mich ein. Doch irgend eine Vorahnung ließ mich vorsichtig werden. Und so schlich ich mich durch die Feste, auf der Suche nach unserem Vater. Immer tiefer drang ich in die Kellergewölbe ein, und schließlich hörte ich einen gellenden Frauenschrei. Schmachtete in den Kerkern des Grafen irgend ein Verbrecherweib? Wie falsch ich doch lag, erkannte ich bald darauf. Eine Türe im Gang stand einen Spalt offen und Licht schien heraus. Keine Wachen? Ich schlich mich an und spähte hinein. Und dieser Moment war es, in dem mein Seelenfrieden zerstört wurde. In dem Raum befanden sich vier Adlige, darunter Graf Steimer und unser Vater. Sie hatten sich um ein prächtiges Himmelbett versammelt, auf dem eine Frau gefesselt lag. Augenscheinlich die Hafendirne, die der Wirt erwähnt hatte. Ihr Anblick jagte mir einen Schauer über die Haut. Ihr Körper war nackt und blutig geschunden. Rote Striemen überzogen ihren Körper. Die metallenen Fesseln schnitten ihr in die Hand- und Fußgelenke. Doch ihr Oberkörper war es, der mich erschreckte. Dort, wo ihr Bauch wohl sein sollte, klaffte eine tiefe Wunde. Dass diese Wunde tödlich war, das konnte sogar ich erkennen. Tödlich, doch erst nach einer langen Zeit des Leidens. Doch plötzlich schien die Frau das Bewusstsein zu verlieren. Die Männer, wohl ärgerlich geworden, wandten sich ab und verließen den Raum. Rasch presste ich mich in eine dunkle Nische, um unentdeckt zu bleiben. Morgen, so hörte ich, sollten die Wachen ihre Leiche in den Burggraben werfen. Als die Schritte der Männer verhallten, schlich ich mich in das Foltergemach. Behutsam näherte ich mich der Frau und nahm sie in Augenschein. Sie war ein hübsches, junges Ding, etwa um die siebzehn Sommer alt. Doch ihr war nicht mehr zu helfen, soviel erkannte ich. Behutsam hob ich sie hoch und trug sie aus dem Gemach. Von früher her kannte ich noch einen geheimen Ausgang aus den Kerkern, wohl eher ein Eingang, um Folteropfer ungesehen hinein zu bringen. Dort brachte ich sie ungesehen hinaus. Die Sterne standen schon hoch am Himmel und ich schlug mich mit meiner Last durch den Wald zu den Klippen durch. Als ich sie dort niederbettete, erwachte sie. Ungläubig starrten ihre Augen mich an, doch als sie erkannte, dass ich ihr nichts Böses wollte, hauchte sie mir kraftlos zu, ich solle sie von ihrem Leiden erlösen. Stumm nickte ich ihr zu und zog meinen Dolch. Mit einem raschen Schnitt entlang ihres schlanken Halses beendete ich ihr Leid. Ihr Blut benetzte mein Hemd und breitete sich unter uns aus. Über ihr errichtete ich einen Hügel aus Steinen, ein stummes Mahnmal der Sünden unseres Vaters. Solch sinnloses Abschlachten... Ich bete darum, du sahst nicht, wie ich erst früh am Morgen heimkehrte, blutverschmiert und zu Tode erschöpft. Ich bete darum, dass du nichts weißt von den Sünden unseres Vaters. Am nächsten Morgen fühlte ich die Blicke unseres Vaters auf mir. Er ahnte etwas, doch sicher sein konnte er sich nicht. Eines jedoch wurde ihm klar, ich war eine Gefahr für ihn. Schon damals war sein Plan, dich eines Tages mit Graf Steimer zu verheiraten. Ich stellte von da an eine potentielle Gefahr da, die seine ehrgeizigen Pläne durchkreuzen konnte. Doch er wagte es nicht, Hand an mich zu legen, denn eines Nachts ging ich zu ihm und warnte ihn, im Falle meines Ablebens würde ein Brief, in dessen Inhalt seine Missetaten geschildert waren, an alle Mächtigen des Landes gehen, und das wäre sein Untergang. Oft dachte ich damals an jene unbekannte Frau zurück, die namenlos an den Klippen begraben lag, und niemand der ihrer gedachte. Wie viele solcher Opfer gab es wohl noch, schon lange im Burggraben der Feste vermodert? Oh, wie sehr ich darum bete, dass du nichts von all dem weißt.

Ich recke mein Gesicht in die kalte Gischt, die meine Haut benetzt. Ach könnte das Wasser doch das Blut von meinen Händen waschen. Noch immer spüre ich ihr warmes Herzblut über meine Haut rinnen. Ich konnte nichts für sie tun. Diese Hilflosigkeit, verdammt, ich konnte nichts tun. Ich balle die Hände zu Fäusten. Yuna wo immer du auch gerade bist, möge dein Seelenfrieden behütet sein, entgegen dem meinen, den ich verloren habe... Mit diesen Gedanken sinke ich in die Knie, den Blick starr aufs Meer gerichtet. Ein Schneesturm bricht herein. Mit letzter Kraft wanke ich in den Wald, wo ich notdürftigen Schutz finde. An eine Tanne angelehnt, blickte ich durch das dichte Nadelkleid ins Schneegestöber. Verstehst du nun, warum ich dich nie mehr alleine lassen will? Schwärze durchzieht meinen fiebrigen Geist. Yuna... wo bist du?

......................................................................................................................................................................................................


Zuletzt bearbeitet von Aion Astarioth am 10 Jan 2008 23:22, insgesamt 2-mal bearbeitet
 Nach oben »
Nedleyne Mwyn





 Beitrag Verfasst am: 11 Jan 2008 00:20    Titel:
Antworten mit Zitat

Die Zeit rann an ihr in sekundenschnelle vorbei. Der Schnee klopfte bedrohlich an ihr Fenster, schweigend richtete sie ihren Blick in die Ferne. Sie befand sich im inneren der Taverne, der Schanke für Halunken, Gauner und Wandersleute. Sie spürt dass es fortan nichtmehr so leicht sein würde sich diesem Gefühl der dazugehörigkeit zu entziehen. Ein Eiskristall legte sich gefährlich ruhig auf die Scheibe nieder, sobald sie mit ihren schlanken Fingern dieses wunderschöne Ding berühren wollte, wurde es auch schon von der Wärme des Raumes erfasst und schmolz. Nurnoch Wassertropfen blieben übrig, die gedemütigt an der Scheibe verblieben.

"Werde ich auch so Enden wie dieser wunderschöne Kristall? Nach einer falschen Berührung und nach dem falschen Weg, werde ich zerbrechen?"

Sie musste nicht lange auf diese selbstgestellte Frage nachdenken. Mit einer eisigen Bewegung wischte sie sich über die Wange, um die anbahnenden Tränen zu verstecken.

"Das bin ich doch schon.."

Lange war es her das sie an schöne Momente früher denken musste, zulange. Sie hatte nurnoch Aion, und das war ihr einzigster wunderbare Gedanke, der sie in dieser ach so grausamen Welt aufrecht erhielt. Nun kam ihr ein leises wimmern über die Lippen, ein verächtliches Schluchzen. Kein herzzerreissendes, sondern viel mehr ein bitteres, kaltes Schluchzen. Sie erinnerte dich nur ungern an ihre Kindheit zurück, die nurnoch durch Aion geschützt wurde, durch ihren großen Bruder, ihre helfende Hand. Und wenn ihn Vater auf irgendwelche dämlichen Botengänge geschickt hat, dann hatte er freie Hand an ihr. Es war kein Verbrechen seine Kinder zu schlagen oder gar zu misshandeln. Sie hatte die Strafen oft abgefangen, auch wenn sie nie genau wusste warum. Sie vermutete das Aion der Grund war, er hatte Vater oft übel zugesetzt - Und sie, Yuna, war das einzigste womit man Aion verletzen könnte.



"Bitte hilf mir.. Wieso tut er das? Aion wo bist du!..Mama..!"

Bitterlich weinend kümmerte sie in einer ecke ihres riesigen Zimmers. Die Dunkelheit war früher stets ihre Freundin gewesen, doch zum ersten Mal machte sie ihr Angst. Zum ersten Mal hatte sie nichtmehr, woran sie sich verbergen konnte - Ihre Würde wurde ihr durch Vaters Schläge genommen. Ein leises, vertraues Schnurren hatte sie aus ihren Gedanken gerissen, das Schluchzen hielt für einen Moment inne. Sternenfänger.. Es war ein lieblicher Gedanke, ihr kleiner Kater kam aufmunternd auf sie zugetappt. Sein Gang war so graziös und anmutig, wie ein Prinz. Ihr Prinz, es war ihr geheimer Freund und den würde ihr niemand wegnehmen, nichteinmal ihr verbitterter Vater. Sternenfänger war ein außergewöhnlicher Kater, er war vielmehr zutraulicher zu ihr als zu irgendeinem anderen Menschen in ihrem Heim. Die vier Pfoten waren weiß, so weiß als sei er durch einen Schneehaufen gelaufen, auf seinem Kopf war ebenso ein weißer Fleck, er war verzerrt - Doch hatte sie schon immer das Gefühl es sah aus wie ein kleiner Stern. Als der Kater sie langsam umschlichen hatte, schmiegte er seinen Kopf in wenigen Abständen immerwieder an ihre Hand, auffordernd zur Zuneigung. Wie geheißen strich sie vorsichtig über sein weiches, schwarzes Fell, ihr Kummer war sogut wie verflogen.
Mit einem erschreckenden Krachen folg ihre Zimmertür auf, eine füllige, riesige Gestalt trat durch jene hindurch. Mit einem lauten Brummen begann der Mann zu brüllen.

"Kind! Was machst du da?! Habe ich dir nicht ausdrücklich gesagt du sollst deiner Mutter beim Abwasch helfen?!"

Der Kater fuhr geschockt auf und entzog sich ihrer Hand, Yuna begann hilflos zu schreien. Ein schrilles, hilfesuchendes Kreischen. Der zornige Blick ihres Vaters erfasste die Katze, als sie jenes bemerkte war es allerdings schon zuspät. Er hatte sie mit seinem schwieligen, riesigen Händen umfasst und fest zusammengepresst. Der Kater fauchte, dann endete es in einem Wimmern.

"Dieses elendige Mistvieh! Ich habe dir gesagt du sollst den Kater in Ruhe lassen!"

"Nein..Bitte nicht Sternenfänger! Bitte lass ihn in Ruhe, VATER!"

Sie sprang aus ihrer dunklen Ecke auf und rannte auf ihren Vater zu, dabei umklammerte sie fest sein Bein und biss in den fleischigen Schenkel. Ihr Vater, Marcos, schrie schmerzerfüllt und gar unendlich zornig auf. Er stieß sie mit einer unwirschen Bewegung ab, sie prallte hart, schreiend auf den Boden auf. Er starrte sie für Minutenlänge unglaublich wütend an, der Kater wimmerte immernoch in seinen Händen. Als seine Aufmerksamkeit wieder darauf gelenkt wurde, blitze in seinen Augen etwas bedrohlich zufriedenes auf. Seine hässlichen Mundwinkel hoben sich ein Stück, dann drehte er herum, den Kater mit sich nehmend. Sie sprang aus ihrer Ecke erneut auf und rannte auf ihn zu, allerdings zog er dann einfach die Tür rasch hinter sich zu, und sie prallte dagegen. Nur ein leises Klicken sagte ihr, sie sei eingesperrt.

"Nein! STERNENFÄNGER! Bitte tu ihm nichts! Lass mich raus, lass mich raus! Sternenfänger! Bitte, wieso tust du das Vater?!"

Nach einer endlosen Zeit des schreiens verstummte sie also, fast leblos rutschte sie an der Wand herunter, das Gesicht vergrub sie in ihren winzigen Händen. Das einzige Geräusch in ihrem Zimmer war ihr bitterliches Weinen, kein Schnurren und Tappen mehr, nie mehr.



Es war Aion, der sie nun in stillen Stunden getröstet hatte, ihr beigestanden hatte. Er hatte sie niewieder alleine gelassen, niewieder der Hand ihres Vaters überlassen. Aion war es.. Aion ist Sternenfänger. Diese Erkenntnis hatte all ihre Schmerzen früher gelindert, jetzt kam die Feststellung ihr Töricht vor, ihr Katzer sei ihr Bruder. Was hieß das, töricht.. Vieles war töricht, nein aber jenes bestimmt nicht. Sie fand sich in einer weiten Schneelandschaft wieder, den Umhang hatte sie fröstelnd um ihre Schultern gezogen. Mit ihren rissigen Stiefeln stampfte sie durch den hohen Schnee, die Miene war ruhig und stumm, verschwiegen und traurig. Sie hielt neber einer schneebedeckten Tanne an, ihre schwarzen Haare und die schwarze Kleidung mussten einen geradezu krotesken Kontrast dazu darstellen. Da sah sie ihn, wie er dastand - Alleine, ebenso traurig wie sie, verzweifelt und am Rand der Erschöpfung.. Aion.

Ihre Erschöpfung und die Angst verflog, nun fühlte sie sich ausgelassen und geliebt. Leise begann sie zu summen, bis der Wind ihre zerbrechliche Stimme zu ihrem Bruder hinübertrug. Er liebte es, wenn sie für ihn sang.

Wo bist du, Geliebter?
Ich kann dich nicht sehen
Doch ich spür dich nah bei mir
Durch das hohe Gras gehen
Wenn die Blumen sich wiegen
Jeder Halm sich sanft neigt
Wenn am Morgen der Nebel
Aus dem Koselbruch steigt

Du hast mich verzaubert
Mit deinem Gesang
So schwer war der Krug und
So leicht war dein Gang
Deine Stimme so klar und
So stark wie Fluss
Dessen Strömung ich nicht entkomme
Weil ich dir folgen muss

Komm zu mir als Rabe
Komm zu mir im Wind
Komm zu mir als Wolf, dass
Vereint wir wieder sind
Kommt zu mir im Traumland
Komm zu mir im Wald
Mein Herz erkennt dich immer
Und in jeder Gestalt

Ich eile schon zu dir
Steige auf himmelwärts
So stark ist deine Stimme
So laut ruft dein Herz
Doch gib acht, meine Liebste
Die mich hat auserkoren
Denn der Meister darf nichts wissen
Sonst bin ich verloren

Komm leg dich hin zu mir
In's Morgentau-Grün
Sieh in meinen Augen
Die Wolken fortziehen
Und ich wollt wir zögen mit ihnen
Wohin keiner folgen kann
Wo uns keiner je findet
Und wir frei sind irgendwann
Und nichts darf uns trennen
Nicht Gefahr, die uns droht
Nicht Verrat, kein böser Zauber
Nicht der Teufel, nicht der Tod
Wenn dich keiner erkennt fern
Dich niemand mehr sieht
Mein Herz erkennt dich immer
Was auch immer geschieht


Asp - Mein Herz erkennt dich immer


 Nach oben »
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 15 Jan 2008 21:44    Titel:
Antworten mit Zitat

Ein Zittern durchläuft meinen Körper, als diese leisen engelsgleichen Töne an mein Ohr dringen. Yuna... täuschen mich meine Sinne? Trägt der Wind deine Stimme zu mir, um mich zu verhöhnen? Wirr wandert mein Blick umher. Eine Gestalt im Schneetreiben... Yuna? Mühsam raffe ich mich auf. Lichter tanzen vor meinen Augen wie die Schneeflocken die mein Gesicht benetzen. Die Gestalt kommt näher, angestrengt blicken meine Augen durch den aufgewirbelten Schnee. Yuna... ihre Stimme... ist es ihre Stimme, die ich höre? Ist es ihr Gesang? Mühsam taste ich mich an den Bäumen entlang vorwärts. Die Formen werden klarer, nun erkenne ich ihren schlanken Körper, ihren Blick, der mich zu durchbohren scheint. Ich hebe meine Hand, streiche zart über ihre Wange. Sie ist es...
„Yuna... das Blut... all das Blut an meinen Händen... es wäscht sich niemals ab...“
hauche ich, ehe ich zu ihren Füßen zusammenbreche. Ich habe keine Kraft mehr. Kannst du mir je verzeihen, dass ich nicht mehr für dich tun konnte? Ich spüre, wie sie meinen Kopf auf ihren Schoß bettet. Sanft streichen ihre Finger das wirre Haar aus meinem Gesicht.
„Ich bin hier... Aion.“
flüstert sie in beruhigendem Singsang. Sie ist hier... sie hat mich nicht verlassen. Vor meinem inneren Auge ziehen tanzende Farben vorbei. Mein Körper schüttelt sich vor Kälte, nur um im nächsten Augenblick von sengender Hitze durchbohrt zu werden. Fieber... oder nicht? In diesem Moment ist mir alles egal, nur meine Liebe zu ihr weist mir den Weg. Wie aus einem berauschten Orakel quellen die Worte aus meinem Mund hervor. All jene blutigen Wahrheiten, all das was ich dir stets wohlweislich verschwieg, um deine Seele zu schützen, sprudelt nun aus mir hervor. Ich kann den Redefluss nicht eindämmen. Oh Yuna... all das solltest du nie erfahren. Doch in meinem Fieberwahn nun musst du diese Wahrheiten und Lügen unserer Vergangenheit ertragen. Verzeih mir, Yuna, wenn du kannst...



Zuletzt bearbeitet von Aion Astarioth am 15 Jan 2008 21:49, insgesamt einmal bearbeitet
 Nach oben »
Yuna Astaroth





 Beitrag Verfasst am: 16 Jan 2008 19:56    Titel:
Antworten mit Zitat

"Ich bin hier Aion.."

Es waren ihre Worte, die in diesem sinnlichen Moment über ihre Lippen kamen. Mit einer zärtlichen Geste ihrer Hand strich sie ihm durch die Haare, es sollte beruhigend wirken, doch dieses wurde nur unbarmherzig von ihren zitternden Händen unterstrichen. Die wüsten Schneekristalle peitschten in ihr Gesicht, ihre Haare klebten wirr in ihrem Gesicht. Vereinzelte, kalte Tränen rinnen ihr über die Wangen.

Sie drückte Aion's Kopf an ihre Brust, als er in seinem Fieberwahn von den Ereignissen der letzten Jahre erzählte. Es war wie ein Schlag in ihr hübsches Gesicht, geschlagen von der verdrängten Wahrheit ihrer Kindheit. Wieso hatte er ihr nie von diesem Tag erzählt? Wieso war es nur so schwer ihm in diesem Moment zu glauben.. Sie wollte es nicht glauben, Aion würde sie belügen.. Er hatte sich diese Geschichte ausgedacht, damit sie keine Gefühle mehr für ihr Zuhause hegte.. Es war alles eine Lüge, ihr Vater könnte niemals so grausam sein... Die Erkenntnis war erschreckend als ihre Gedanken an ihren Sternenfänger abschweiften.. Sie brach in unkontrolliertem Schluchzen aus. Ihre Augen brannten von der Kälte des Winters und ihre Haut war von dem Schneefall geschunden.

"Aion..Aion..! Aion.. Wieso hast du mir davon nie Etwas erzählt..? Wie konntest du es nur für dich behalten? Diese Last, dieser Schmerz... Aion!"

Sie vergrub ihren Kopf in den Haaren ihres Bruders, sanft wog sie ihn von links nach rechts. Das Schluchzen und Wimmern ging in dem brausenden Sturm unter. Aion stammelte immernoch, seine Geschichte die bald das Ende gefunden hatte, wurde immernur von seinem Husten und Keuchen unterbrochen. Sie hätte ihn gerne fortgetragen, aber sie musste die ganze Wahrheit wissen. Mit einer lieblichen Liebkosung strich sie ihm nun durch die Haare über seine Wange, dann hauchte sie ihm einen Kuss auf die Stirn.

"Keine Sorge Aion..Aion ich bin bei dir.. Aion von was redest du..? Ich bin bei dir, ich werde immer bei dir sein.. Ich gebe auf dich Acht, ich gebe auf meinen großen Bruder Acht, auf dich Aion.. Vergiss das Blut und diese Nacht, es war nicht deine Schuld, du hast richtig gehandelt. Du warst es, der ihr Leiden unterbrochen hat, du hast ein gutes Herz. Bleib bei mir Aion, vergiss das alles.. Wir haben ein neues Leben, wir brauchen unsere Erinnerungen und die Vergangenheit nichtmehr, aber ich brauche dich!"

Es war nun an ihr, ihrem Bruder beizustehen. Es war nichtmehr seine Aufgabe auf sie aufzupassen, er konnte es nichtmehr.. Mit tapferen Schritten stützte sie Aion auf, seinen Arm fest um ihren Hals geschlungen, hinkte sie mit ihm langsam von diesem eisigen, einsamen Ort fort. Sie würde sich um ihren Bruder kümmern, nur sie.. Als sie ihn langsam durch die schneebedeckte Landschaft zog, in Richtung eines belichteten Hauses, verstummte sein Fieberwahn langsam. Es war so schmerzhaft, sie wollte das er redete, auch wenn er sie nichtmehr hören konnte, aber sie wollte seine Stimme hören.. Mit schweren Schritten und lautstarkem Schluchzen näherte sie sich den immer mehr werdenden Lichtern. Dort angekommen, hatte sie Mühe sich auf den Knien zu halten. Sie drohten nachzugeben.

"So helft uns doch.. Mein Bruder er.. So helft uns!"

Sie brüllte durch die verlorene Nacht, wieder rannen ihre kalten Tränen über ihre Wangen. Es war nurnoch mehr ein Krächzen und der Wille ihrem Bruder zu helfen, der sie aufrecht hielt. Mutlos schliff sie mit ihm weiter. Die Augen getrübt von der kalten Luft, wurde auch ihre Sicht langsam verschwommen.

"Halte durch Aion.. Wir werden es schaffen, wir.."

Nurmehr ein Flüstern kam über ihre Lippen, wieder drückte sie ihn sanft an sich. Er wurde durch die Kälte von einem Frostschock geschüttelt, hastig riss sie ihren Umhang ab um ihn Aion über die Schultern zu legen und ihn Warm zu halten. Wieder hauchte sie ihm liebevoll einen Kuss auf die Stirn, dann hinkte sie mit ihm weiter...

 Nach oben »
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 21 Jan 2008 19:27    Titel:
Antworten mit Zitat

Langsam lüftete sich der Nebelschleier um meine Gedanken. Meine Sinne setzten allmählich wieder ein. Ich spürte etwas weiches unter meinen Händen. Es fühlte sich an wie Stoff... oder ähnliches. Es schien wohl, als habe mich jemand hier her verfrachtet, um mich dann auf etwas zu betten und zu zudecken. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ein weiches Dämmerlicht umgab mich. Es gingvon einer einzelnen Kerze aus. Ich ließ meinen Blick weiter umherschweifen. Anscheinend befand ich mich in einer verlassenen Hütte. So wirkte es zumindest. Staub bedeckt den Boden und Spinnenweben hängen an der Decke. An manchen Stellen war der Fußboden eingebrochen. Und in einer Ecke, unweit von mir, lag ein großes Bündel.
Leise richtete ich mich auf. Ein Blick bestätigte mir meine Vermutungen. Yuna... sie brachte mich hier her, kümmerte sich um mich.
Vage erinnerte ich mich an Fieberträume. Wie viel Zeit war seither vergangen? Ich kniete neben ihr nieder und strich ihr sanft das wirre Haar aus dem Gesicht. Erleichtert atmete ich auf. Sie schlief nur, anscheinend war sie völlig erschöpft. Ich deckete die Unterlage, auf der ich schlief über sie. Anscheinend handelte es sich dabei um ihren Mantel. Ich betrachtete mich von oben bis unten. Meine Kleider waren schlammverschmiert und noch teilweise feucht. Vorsichtig zog ich sie aus und legte sie zum Trocknen aus. Dann wand ich meine improvisierte Decke um meinen Körper und trat an die Fenster. Jene waren fest vernagelt, doch durch einen Spalt konnte ich nach draußen sehen. Der Schneesturm hatte sich wohl immer noch nicht gelegt in diesem Teil des Landes. Starr blickte ich hinaus in die wirbelnden Schneeflocken. Wie lange würden wir wohl hier ausharren müssen? Meine Wegzehrung würde höchstens noch für zwei oder drei Tage reichen, denn so viel hatte ich mitgenommen. Und was dann? Würden wir dann hier fest sitzen, ohne Möglichkeit den Weg zur nächsten Stadt zu finden? Denn durch einen solchen Sturm zu marschieren wäre schierer Wahnsinn. Wie sollte ich Yuna in solch einer Situation beschützen?
Meine Gedanken drifteten ab. Ich spürte die Kälte, die über meinen nackten Oberkörper strich kaum. Der Schneesturm würde aufhören. Etwas anderes gestattete ich mir nicht zu glauben. Ein leises Geräusch hinter mir, ein Seufzen... war Yuna erwacht? Ich wollte ihr nicht gerade einen Schock versetzen, doch die nassen Kleider wieder anziehen? Damit würde ich mir noch eine schlimme Erkältung einfangen, und wie sollte ich dann für Yuna sorgen? Da musste es eben ein notdürftig umgewickelter Umhang in Lendengegend auch tun. Auch wenn sie, was ich wohl annehmen konnte, noch keinen Mann jeher so unbekleidet gesehen hatte, für alles gabs ein erstes Mal. Unwillig schüttelte ich meinen Kopf. Sie war meine Schwester verdammt, es konnte ihr also herzlich gleichgültig sein, und wenn ich splitternackt vor ihr herumtanzen würde. Dann drehte ich mich zu ihr um, ein Lächeln auf den Lippen.


Zuletzt bearbeitet von Aion Astarioth am 21 Jan 2008 19:45, insgesamt 5-mal bearbeitet
 Nach oben »
Yuna Astaroth





 Beitrag Verfasst am: 22 Jan 2008 20:47    Titel:
Antworten mit Zitat

Nebelschwaden zogen sich über ihr Gesicht, der dunkle Schimmer der Bewusstlosigkeit hatte ihr also Gnade geschenkt und sie ihn seinen Schoß sinken lassen. Ihr Körper bebte vor Kälte, diese klirrende Kälte die ihre Finger steif fror und ihre Füße am Boden festnageln wollte. Sie durchlebte einen Wahn, einen Wahn der früheren Zeit. Gelächter junger Kinder, ein warmes kuscheliges Bett, die sanfte Umarmung ihrer Mutter und der behutsame Schlaf der ihr nach so langer Zeit fehlte. Unter ihren Augen sammelten sich nach und nach tiefe Abgründe von Übernächtigung und ihr Körper war nurmehr ein ausgezerrter Leib der seit mehreren Tagen nicht genug zu essen bekommen hatte. Ihre Haut war verschrammt und an einigen Stellen rauh, die von dem Schneesturm berührt worden war um ihr den Glanz zu nehmen. Ihre sanften, früher so kräftigen schwarzen Haare hatten unter der rappiden Änderung ebenso gelitten, sie glichen eher einem Strohballen als die Ansicht einer hübschen jungen Lady.

Die Sonne prallte auf ihr hübsches Gesicht, das rauschen des Meeres tönte in ihren Ohren und sie wurde von den immerwieder überschwemmten Wellen der Brandung befeuchtet. Der Wind säuselte ihr ein liebevolles, ruhiges und zugleich beschwörendes Lied. Nur eine sanfte sommerliche Briese strich ihr durch die Haare. Der Duft von Blumen und guter Luft drang in ihre Nase. Ihr fast schwereloser Körper fiel in die schön bedeckte Blumenwiese, das Wasser rauschte in einem melodischen Klang an die Felsen. Sie wollte sich in diese süße Traumwelt schmiegen, in den lieblichen Klang der Phantasie..

Ein dumpfer Aufschlag, ein lautloser erstickender Schrei riss sie aus ihrem Schlaf. Ein Alptraum. Der harte Boden knarrte unter ihren Bewegungen und die Umgebung strömte eine bedrohliche Art aus. Ein Schaudern durchfuhr ihre Glieder abermal. Endlich, nach unendlicher Überwindung und Selbstüberzeugung schlug sie die Lider auf. Sie fühlten sich schwer an, schwer wie Blei. Eine leise sehnsüchtige Stimme in ihr wollte den Traum herbeirufen, sie zwang sich abermals die Lider vollends aufzuschlagen um sich mit den Ellbogen gestützt leicht aufzurichten. Sie musste nach Aion sehen. Es jagte ihr einen Schreck durch ihre Gliedmaßen, die so unendlich schmerzten, als Aion vor ihr stand - Halbnackt. Sie hätte fast für einen Moment ihre Erschöpfung vergessen und musste laut auflachen, dennoch zwang sie sich eine verzerrte Grimasse zu schneiden. Wieder zwang sie ihren leeren, ausgezerrten Körper sich ein Stück weiter aufzurichten um Aion in augenschein zu nehmen. Er sah sie an. Langsam, sehr langsam und direkt aufsaugend starrte sie ihn an. Zuerst lag ihr Blick auf seinen nackten Füßen, hinaufwandernd bis zu der Oberhälfte seines Körpers. Dieses Lendentuch störte sie. Sie lies ihre Augen weiter tasten, über seinen Oberkörper, dann hinauf zu seiner Schulter, über den Hals in sein Gesicht. Als sie seinem warmherzigen Blick begegnete überlief sie ein Zittern. Sie musste unweigerlich Lächeln. Durch diese ungewohnte Bewegung rissen ihre splitternen, zerfressenen Lippen auf und Blut trat hervor. Sie schmeckte das süßliche Blut auf ihrer Zunge als sie mit jener Spitze über die Wunde tastete. Den neuerlichen Schmerz unterdrückte sie, und wieder einmal begann sie zu Lächeln. Er war gesund, er war munter. Und er war halbnackt ! Es lies sie den Schmerz, die Erschöpfung und die Sehnsucht vergessen als sie den zufriedenen, ruhigen Blick begegnete. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie sehr sie ihren Bruder liebte. Ihren Bruder.. Der vergessene Stich in ihrem Herzen riss erneut auf als sie an seine Worte im Fieberwahn denken musste. Er hatte soviel für sie getan, was konnte sie für ihn tun? Wie konnte sie all seine Leiden und die Qualen wieder gut machen? Sie hatte ihm verziehen. Im Grunde war sie nie darüber verärgert, sondern nur tief erschüttert. Nicht über ihn sondern über ihren Vater und den Grafen. Wie konnte dieses Ungeheuer sie mit dem Sohn des Grafen vermählen wollen? Hatte er gehofft, wenn sie unter seiner Kontrolle war und es irgendwann bemerken würde, könnte sie nicht fliehen? Immerhin wäre sie mit ihm vermählt gewesen und würde ihm 'gehorchen' müssen. Eine grausame Vorstellung. Und das alles hatte Aion ihr vorenthalten. Ein bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Mund aus und sie musste die Tränen nur mühsam zurück halten. Sie wollte Aion nicht beunruhigen, er sollte sich schonen. Langsam raffte sie sich auf, es kostete sie unendliche Kraft sich auf den Beinen zu halten, Kraft die sie nicht mehr aufbringen konnte. Wankelnd stützte sie sich an dem rauhen Holz der Hütte. Wie hatte sie noch Mal hierher gefunden? Ihre Erinnerungen hielten sich nur wage.. Sie machte ein paar Schritte auf Aion zu, dabei lies sie die helfende Hand an der Wand nicht ab.

"Wie geht es Dir? Hast du gut geschlafen..?"

Es waren im Moment die einzigen Worte die sie über die Lippen bringen konnte. Ein warmes, sanftes Lächeln nahm den Platz des Schmerzes in ihrem Gesicht ein. Als sie dicht vor ihm stand, glitt ihr Blick abermals über seinen Körper. Er musste denken dass es für sie das erste Mal war einen Mann so entblößt zu sehen. Ein leises, verruchtes Kichern drang aus ihrer Kehle obwegen des Gedankengangs. Der Blick hielt an seiner Brust an, dann fuhr er wieder zu seinen Augen. Das warme Blau tief dort drinnen, was muss er für Qualen erlitten haben..

Und er war so schön..

 Nach oben »
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2008 21:43    Titel:
Antworten mit Zitat

Prüfend wanderte mein Blick über Yuna. Was dachte sie wohl gerade? Als sie sich mühsam auf mich zu bewegte, merkte ich, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Rasch trat ich auf sie zu, schlang die Arme um ihre Hüfte und zog sie an mich. Wie hatte ich nur zulassen können, dass sie sich derart verausgabte? Sanft strich ich mit einer Hand über ihr schwarzes Haar. Meine liebste Yuna, was hatte ich ihr nur angetan in meiner Unachtsamkeit? Ich hätte mich schon viel früher darum kümmern müssen, unsere Zukunft zu ebnen. Ich zog sie eng in meine Arme, nie wieder wollte ich sie, meine liebliche Nachtigall, loslassen. Ihr Atem auf meiner Haut, der Beweis, dass sie am Leben war, ihre zierliche Gestalt in meinen Armen, der Beweis, dass sie mich nicht verlassen hatte.
Ich blickte auf sie hinab, tief in ihre großen, blauen Augen, und wollte schon ansetzen, etwas zu sagen, als ich das Knarren von Holz vernahm. Kurzerhand hob ich sie hoch und ließ sie auf einem Umhang in einer Ecke des Raumes nieder. Mahnend legte ich ihr den Finger auf die Lippen und erhob mich rasch. Auf leisen Schritten pirschte ich zur Türe und spähte hinaus. Verdammt, diesen Mann, der dort vor der Hütte herum wanderte, ich kannte ihn. Ein Leibeigener meines Vaters. Als der Mann sich zur Seite wandte, zog ich meinen Dolch und schlich aus dem Haus. Geschickt und flink legte ich ihm von hinten den Dolch an den Hals und fixierte seine Arme hinter seinem Rücken. „Was wollt ihr?“ zischte ich ihm entgegen. „Ein falsches Wort und ihr sterbt!“ Der Mann zitterte und beteuerte, er wolle mir nichts böses. Mein Vater habe ihn geschickt mit einer Nachricht und er sei mich bereits seit Tagen am suchen. Eine Nachricht? Vater musste inzwischen wissen, dass ich mit Yuna untergetaucht war. Wieso ließ er mir dann höflich eine Nachricht zukommen. Doch ich nahm den Brief entgegen und stieß den Mann davon. Eilenden Schrittes lief dieser fort. Meine Augen überflogen den Brief.


Aion

Hatte ich dich nicht aus geschickt, um deine Schwester zurück zu bringen? Hatte ich nicht vollstes Vertrauen in dich? Doch dieses hast du wohl beschlossen, zu enttäuschen. Ich gebe dir eine Chance, eine einzige Chance, dich und Yuna eurer Pflicht zu entbinden. Komm zu mir. Lass uns ein Duell austragen um das Recht, über Yuna zu bestimmen. Ich erwarte dich in spätestens fünf Tagen an den Klippen. Erscheinst du nicht, werde ich meine Truppen aussenden.

Marcos zu Astaroth



Ich musste innerlich lachen über diese Torheit. Denn dass er mir eine Falle stellen würde war klar. Niemals würde er sich auf ein ehrenhaftes Duell einlassen. Und einfach seine Truppen aus schicken konnte er auch nicht. Welch ein Gesichtsverlust, wenn er seine Kinder mit Waffengewalt zurück erringen müsste. Also wollte er mich herlocken, in der Hoffnung dass Yuna folgen würde. Dennoch, ich konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Ich musste dort hin, und das ein für alle Male aus der Welt schaffen. Aber was würde mit Yuna geschehen? Sie war nicht stark genug, um alleine klar zu kommen.
Doch da entsann ich mich Nedleynes Worten. „Solltest du je Hilfe benötigen, und kannst aus welchem Grund auch immer nicht zu mir nach Rahal, dann geh zu Marian Delavar, sie lebt in Varuna. Sie wird dir helfen, wenn sie kann.“ Dann folgte eine Wegbeschreibung, die ich mir genaustens eingeprägt hatte. Würde dies sich als ein Geschenk des Himmels erweisen? Wäre das die Lösung? Leise trat ich zurück in die verfallene Hütte und kniete neben Yuna nieder. „Yuna, Engel, hör mir bitte zu...“ sprach ich leise zu ihr. „Ich muss ein paar Tage fort, etwas sehr wichtiges erledigen. Gelingt es mir, werden wir fortan in Frieden leben können.“ Sacht strich ich ihr übers Haar. „Du wirst solange bei einer Freundin von Nedleyne unter kommen. Bitte bleib dort, bis ich wieder da bin.“
Dann hob ich sie auf die Arme. Wie federleicht sie doch geworden war, sie, die auch früher schon zierlich und schmal gewesen war. Ich drückte ihren zitternden Körper an mich, und machte mich auf den Weg. Der Schneesturm hatte so gut wie abgeflaut, und so konnte ich den Weg bis nach Varuna finden. Auch das Haus jener Marian fand ich schon bald und so klopfte ich dort zielstrebig an.
Eine hübsche, junge Frau mit langem, blonden Haar öffnete mir. Erst schien sie etwas verwirrt, doch als ich ihr von Nedleynes Worten berichtete, und als sie Yuna in meinen Armen erblickte, bat sie uns sogleich herein. Sie stimmte sofort zu, Yuna aufzunehmen, bis ich wieder da wäre. Dann bat sie mich, wenigstens bis zum Abend essen zu bleiben, was ich dann auch zustimmte. Sie geleitete Yuna in einen gemütlich eingerichteten Baderaum und nahm ihr Kleid entgegen. Während Yuna sich dann wohl badete, entpuppte sich unsere Gastgeberin als Schneiderin. Sie wusch Yunas Kleidung und geschickt begann sie, das Kleid nach und nach zu reparieren, dass es fast wie neu aussah. Sie wollte sich auch meiner Kleidung annehmen, doch lehnte ich dankend ab. Während der Reise würden die Kleider ohnehin wieder kaputtgehen und verdrecken. Als Yuna dann frisch gebadet und in neuen Kleidern, die Marian ihr gegeben hatte, zum Abendessen erschien, wurde mir ums Herz leichter. Hier war sie gut aufgehoben, das wurde mir nun klar. Nach einem üppigen Abendessen zeigte die Schneiderin Yuna noch einen Platz wo sie sich zur Ruhe legen konnte. Ein Fleckchen, gar eine Kuschelecke wohl, direkt vor dem Kamin. Üppig mit Fellen und Kissen ausgelegt, war dies wie ein warmes Nest. Bei dieser Pflege würde sie sich sicherlich bald erholen. Und schon bald war sie in tiefsten Schlummer versunken.
Ich dankte der Frau noch vielmals, ehe ich mich verabschiedete und den gefährlichen Teil meiner Reise antrat. Doch nun konnte ich sicher sein, Yuna ging es gut...

 Nach oben »
Yuna Astaroth





 Beitrag Verfasst am: 23 Jan 2008 22:57    Titel:
Antworten mit Zitat

"Nedleyne.. Nedleyne.. Du hast mit Nedleyne gesprochen? Sie ist hier..? Wo..Und wieso..?"

Sie unterbrach stotternd ihren Satz, dann lächelte sie zutiefst erfreut. Es war, als löse sich ein unbarmherziger Drache aus ihrem Herzen der langsam seine giftigen Klauen daraus zog. Sie fühlte sich direkt beflügelt, dann fiel sie Aion in die Arme. Sie hatte aus dem Fenster gesehen, während er diesem 'Boten' den Brief abnahm. Woher bei allen Göttern wusste dieser Bastard wo sie waren? Sie wusste es nicht einmal selbst, oder zumindest nur wage. Aion hatte ihr nicht viel erzählt, er sprach von einer Nachricht von ihrem Vater die nicht sehr erfreulich klang. Abermals überlief sie ein Schaudern. Was hatte er da nur geschrieben?

Sie war völlig kräftelos als sie bei der jungen Frau Namens 'Marian' in Varuna ankamen. Sie hätte es wissen müssen, seltsamerweiße führten alle Wege in diese große, prunkvolle Stadt. Während des gesamten Weges, hielt sie sich dicht an Aion gedrängt. Nicht weil sie Angst hatte, sondern weil sie seine Nähe genoss und er darauf bestanden hatte dass sie eng zusammen bleiben sollten. Sie könnte es verstehen, es wäre kein Wunder wenn plötzlich eine angeheuerte Bande aus den Gassen springen würde um ihnen die Kehlen durchzuschneiden, oder vielleicht noch schlimmeres, sie zu ihrem Vater zurückzubringen.

Räuberbande

Dieses Wort löste tiefen Schrecken in ihr aus. Während sie mit ihrem Bruder die Gassen dahin torkelten, verfiel sie in tiefes, ruhiges Schweigen. Erinnerungen an den Weg in dieses fremde Land flirrten in ihrem Kopf umher, gedrängt sie endlich über die Lippen zu bringen. Hatte Aion nicht das Recht darauf zu Erfahren was ihr widerfahren war? Immerhin hatte er ihr von dieser grausamen Tat die sein Leben geschwächt hatte auch erzählt.. Im Fieberwahn. Sie würde es ihm erzählen, aber noch nicht jetzt. Die Wunde war noch nicht verheilt, als das man erneut in den Kampf ziehen sollte.

Nachdem sie frische Kleidung, ein heißes Bad und starkes Abendessen bekam, fühlte sie sich so ausgelassen wie seit langem nichtmehr. Sie hatte jeden Quadratmeter dieses Hauses schätzen gelernt. Und nun musste Aion wieder gehen? Jetzt wo sich ihr Leben vielleicht zu etwas besserem gewendet hätte? Jetzt.. Nein, sie wollte ihn nicht gehen lassen, aber sie wusste genau das es unweigerlich war.

"Aion..Du willst wirklich gehen? Sag mir doch wohin.. Sag mir weshalb und wieso uns unser Vater eine Nachricht geschickt hat. Wie hat er uns gefunden? Aion so sprich doch mit mir!"

Wie erwartet gab er ihr keine Antwort. Sie hätte zu allen Göttern gebetet dass er heil wiederkam. Marian hatte ihnen vorzügliche Gastfreundschaft gegeben, und Aion wollte sofort nach dem Abendessen aufbrechen. Sie aß langsam und bedächtig, und sei es nur die Sekunden hinaus zu zögern.
Letzendlich standen Aion und Yuna vor Marian's Haus. Es war ein schwieriger Abschied, es war.. herzzerreisend. Sie hatte Marian darum gebeten im Haus auf sie zu warten, als Begründung gab sie vor, sie sollte sich schonen da die junge blonde Frau immerhin ein Kind erwartete und draußen war es Winter. Die Lüge musste sofort durchschaubar gewesen sein, allerdings hatte sie jene bedingungslos akzeptiert.
Die Tränen rannen ihr klirrend kalt über ihre hübschen Wangen, dann schloß sie Aion in ihre Arme.

"Oh bitte Aion..Bitte, was auch geschieht, lass dich auf nichts ein.. Du weißt es könnte eine Falle oder dergleichen sein, vielleicht..vielleicht wollen sie, das ich dir folge.. Bitte Aion, lass mich doch mit dir gehen ich will nicht das du allein diese..Schergen Vaters triffst, wenn nicht ihn selbst. Das tust du doch, oder? Ich weiß es, ich habe.. Ich habe den Brief gelesen..Ich bitte dich Aion, gib Acht auf dich, lass mich nicht allein.. Erinnerst du dich noch? Nur ein Leben hier, nur wir zwei alleine."
 Nach oben »
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2008 16:53    Titel:
Antworten mit Zitat

Ich hatte nicht gedacht, dass das Wetter mir solche Probleme bereiten würde. Auf der Überfahrt mit dem Schiff peitschte mir der Schneeregen ins Gesicht und trieb mich unter Deck. Also harrte ich dort dem aus, was wohl kommen würde. Ich wusste, meine Reise würde mich letztendlich in eine Falle führen, doch blieb mir keine Wahl. Dies war das einzige, was ich tun konnte, um Yunas Sicherheit zu garantieren. Die Tage auf dem Schiff waren eintönig und langweilig, und ich nutzte sie, um nachzudenken. Warum war ich Yuna gefolgt? Warum hatte ich diese grausame Wende in meinem Leben zugelassen, ja noch bestärkt? Warum war ich nun auf der Reise in unsere ehemalige Heimat, um dort unser Schicksal zu besiegeln? Klar stand mir die Antwort vor Augen. Yuna. Für sie würde ich in die tiefsten Höllen hinabsteigen und den weitesten Ozean durchschwimmen. Solange Yuna durch diesen tollkühnen Akt in Sicherheit war, kümmerte es mich nicht, was mit mir geschah. Solange es ihr nur gut ging...

Ein Ruf riss mich aus meinen Gedanken. Land in Sicht. Wir hatten Astaroth erreicht. Ich packte meine wenigen Habseligkeiten und ging von Bord. Tief sog ich die würzige Luft ein. Ich hatte ganz vergessen, wie viele Erinnerungen an diesem Stück Land hingen. Entschlossen machte ich mich auf den Weg zur Festung unseres Vaters. Doch wie sollte ich ihm begegnen? Etwa geradewegs durchs Tor spazieren? Nein, das würde meine ganzen Pläne durchkreuzen. Also wartete ich, bis die Dunkelheit herein brach und mein Vater seinen gewöhnlichen Abendspaziergang tat. Als ich seine Schritte vernahm, trat ich hinter dem Gebüsch hervor, wo ich bis zur Dämmerung verweilt hatte.

„Zum Gruße, Vater!“ sprach ich spöttisch. Marcos zu Astaroth ist ein kräftiger Mann. Er hat einen athletischen Körperbau und er ist geschult in der Kampfeskunst. So war es kein Wunder, dass er zu mir herumwirbelte und sein Schwert zog. „Wo ist deine Schwester?“ knurrte er mich an, woraufhin ich lächelnd erwiderte: „In Sicherheit.“ Er schien sichtlich verärgert darüber, was in mir den Verdacht nur noch mehr bestärkte, er habe mir eine Falle stellen wollen. „Ihr habt mir ein Duell versprochen, Sire.“ forderte ich nun. Ärgerlich zog er die Brauen zusammen, doch dann nickte er bedächtig. Er hob die Hand, und aus der Dunkelheit hinter ihm traten zwei Wachen hervor. „Gebt dem Jungen ein Schwert, mal sehen was er gelernt hat!“ Er lachte rauh. Einer der Wachen reichte mir sein Schwert, einen schweren Anderthalbhänder. Die Kampfeskunst war noch nie mein Metier gewesen, doch diese Chance musste ich ergreifen. Ich griff nach dem Schwert und ging im Kampfstellung. Ebenso tat es mein Vater, ehe er mit erhobenem Schwert auf mich zu stürmte. Mit Mühe und Not parierte ich seinen Angriff, ehe ich zum Gegenangriff überging. Dass ich die Kampfeskunst nicht mag, bedeutet nicht, ich hätte keinerlei Erfahrung damit. So gelang mir wie auch ihm der ein oder andere gute Schlag, wobei auch meine Jugend und Behändigkeit mir gute Dienste leistete. Jedoch als Marcos erkannte, dass dies kein einfacher Kampf für ihn werden würde, tat er etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Er gab den Wachen ein kurzes Zeichen, welches mir wohl am Anfang entging, und einer von ihnen schlug mir hinterrücks den Schwertknauf über den Kopf. Dunkelheit senkte sich über mich.

Als ich das nächste Mal erwachte, erkannte ich einen steinernen Raum um mich herum. Meine Handgelenke, so stellte ich fest, waren mit Eisenketten an die Wand gekettet. Marcos hatte mich verraten, wie ich es erwartet hatte. Und ich hatte nichts dagegen tun können. Scheints hatte man mir bis auf die Hose und die Stiefel meine Kleidung abgenommen. Und so konnte ich auch die ganze Misere erblicken. Über meinen linken Arm und den Oberkörper zog sich jeweils ein langer, blutender Schnitt, und auch die Hose war am Bein blutgetränkt, wo mich sein Schwert getroffen hatte. In dem Moment vernahm ich Schritte. Marcos trat herein. „Irgendwann wirst du reden. Irgendwann reden sie alle. Und dann wirst du mir verraten, wo Yuna ist!“ er lachte hämisch. „Morgen werden wir beginnen.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab und verließ meinen Kerker. Ich sank in den Ketten zusammen. Niemals würde ich reden, niemals! Und niemals würde ich ihnen verraten, wo ich Yuna versteckt hatte. Niemals...

 Nach oben »
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2008 17:32    Titel:
Antworten mit Zitat

Samtige Dunkelheit... eine weiche Hand. Liebevoll streicht sie mir übers Haar. Schmerz... er durchzieht meinen gesamten Körper. Mühsam öffne ich die Augen. Verschwommen sehe ich ein weibliches Antlitz vor mir. „Yuna..?“ hauche ich kraftlos. „Shht, ruhig...“ flüstert eine leise Stimme. Yunas Stimme? Ich mühe mich, einen klareren Blick zu bekommen. Die weiche Hand streicht über meinen Körper. Dort, wo sie vorbei streicht, flammt der Schmerz kurz auf, ehe er in ein dumpfes Pochen verebbt. Ich zwinge mich, meine Augen ganz zu öffnen. „Mutter!“ ächze ich kraftlos. „Shht, mein Junge, ich bin ja bei dir!“ haucht sie wieder. Ihre Hand streicht sanft aber stetig mit einem feuchten Tuch über meinen Körper, wäscht das Blut davon ab.

Erinnerungen flammen in mir auf. Erinnerungen an einen teuflischen Schmerz. Ein Dolch fährt über meine Haut. Nicht tief genug, um wirkliche Narben entstehen zu lassen, aber doch schmerzvoll. Salziges Wasser ergießt sich darüber. Über diese Ironie muss ich fast lachen. Anscheinend wollen sie mich am Leben erhalten, wollen nicht, dass sich die Wunden entzünden. Mühsam hebe ich eine Hand an. Meine Mutter greift mit der ihren danach. „Du hast es ihm nicht verraten, nicht...?“ haucht sie nun mit besorgtem Blick. Ich schüttele nur stumm den Kopf und sie atmet erleichtert auf. „Du musst fliehen! Yuna braucht dich!“ Sie lässt das blutige Tuch fallen und nimmt weiche Leinenbandagen hervor. Sanft streicht sie eine Salbe auf meine Wunden, der Geruch von Waldkräutern verbreitet sich. Dann verbindet sie sorgfältig meine Wunden und hilft mir auf. Ich schaue nach den Ketten, die mich aufhalten sollten, doch da hält sie mir lächelnd einen kleinen Schlüssel unter die Nase. Ich stütze mich an der Wand ab, während sie mir neue Kleidung reicht. Schmerzen durchflammen erneut meinen Körper, als ich mich umkleide.

Vorsichtig späht sie aus dem Kerker und führt mich dann in die Dunkelheit. Kein Licht, es würde uns nur verraten. Lange gehen wir durch die Finsternis, ehe wir an eine kleine Pforte kommen. Der Ausgang ist rosenüberwuchert und alt. Scheinbar wurde er lange nicht mehr genutzt. Draußen herrscht tiefe Nacht. Lilith bindet ein Pferd von einem Ring an der Wand neben dem Tor los und drückt mir die Zügel in die Hand. „Hör mir zu, Aion! Du musst fliehen, fliehe um Yunas willen!“ In der Ferne höre ich Stimmen. „Mutter, komm mit. Wenn sie herausfinden, dass du mir geholfen hast, werden sie dir schreckliches antun.“ bitte ich sie eindringlich. Mit traurigem Blick schüttelt sie den Kopf. „Für euch, für Yuna und dich, fängt nun ein neues Leben an. Das meine jedoch liegt nicht in deiner Hand. Ich bin die einzige, die dafür sorgen kann, dass du zumindest sicher bis zum Hafen kommst.“ Eine einzelne Träne rinnt ihre Wange hinab, sanft streiche ich sie hinfort. Die Stimmen am anderen Ende des Ganges werden lauter. „Flieh nun!“ fordert sie eindringlich. Dabei drückt sie mir ein Stück Pergament in die Hand, einen versiegelten Brief. Er wirkt sehr alt, und so verstaue ich ihn in meinem Hemd. „Dies enthält die ganze Wahrheit über unsere Familie, dies ist deine Macht!“ Sie zieht mich in ihre Arme. Sie ist so klein. So zart und zierlich. Wie Yuna...

Ich schwinge mich aufs Pferd. „Ich werde zurück kommen, eines Tages komme ich zurück, Mutter, das schwöre ich dir! Und dann wird auch für dich ein neues Leben beginnen!“ Sie lächelt traurig und greift nach meiner Hand. Plötzlich öffnet sich ihr Mund, wie zu einem stummen Schmerzensschrei. Aus ihrer Brust bricht eine Speerspitze hervor und im Gang direkt hinter ihr erscheint Maros. "Verräterisches Weib!“ zischt er. Mit letzter Kraft hält Lilith sich aufrecht. Sie gibt dem Pferd einen festen Klaps aufs Hinterteil und ich werde davon gerissen. Ich blicke zurück und sehe sie in sich zusammensinken. Sie ist tot. Sie, die Yuna und mich immer im Schoß wiegte, und uns die glücklichen Kindheitsstunden bescherte. Sie, die so viel tat um uns zu beschützen. Sie starb, um mir das Leben zu ermöglichen. Blindlinks lasse ich das Pferd galoppieren, die Tränen verschleiern mir die Sicht. Lilith...

Die Nacht und der folgende Tag vergehen, ehe ich anhalte. In einem kleinen Fischerdörfchen. Das Pferd tausche ich bei einem Kapitän gegen eine Überfahrt ein. Es würde Marcos sowieso nur auf meine Spur bringen. Um ihn in die Irre zu führen buche ich eine Überfahrt nach Ithilien. Und wieder stehe ich an Deck eines Schiffes, ein ungewisses Reiseziel. Noch kann ich nicht zu Yuna zurück. Noch kann ich ihr nicht in die Augen blicken. Ich drücke das Pergament an mich. Das Geheimnis meiner Familie... noch kann ich mich nicht überwinden, das Siegel zu brechen und es zu lesen. Meine Seele hat ihren Frieden endgültig verloren...
 Nach oben »
Yuna Astaroth





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2008 18:51    Titel:
Antworten mit Zitat

Yuna stand stumm und regungslos an einem Geländer am Pier. Ihre Hände umklammerten mit jeder Minute mehr dieses schmale, rissige Holz. Die Schiefer zogen sich schmerzvoll in ihre Hand und lösten blutige Risse aus. Sie bemerkte es nicht, sie bemerkte sogut wie nichts. In ihren Augen flackerte kein sonderlich großes Lebenszeichen mehr und nur ihre regelmäßigen, leisen Atemzüge liesen feststellen dass sie noch am leben war. Der grüne, giftige Drache hatte seine Klauen wieder in ihr Herz gebohrt, es war kaum mehr als ein Tag vergangen, worum ihr Herz eindeutig leichter war. Sie hatte sich befreit gefühlt, in Sicherheit.. Bis sie von Marcos Brief erfuhr. Es war ein schmerzvoller Hieb, ein Schlag mitten ins Gesicht. Sie wollte sich ihre Krallen ins Gesicht bohren und das gesamte hübsche Antlitz zerstören. Vielleicht würden sie so endlich ihren Frieden bekommen, den Frieden auf den sie beide schon seit Kindes an gehofft hatten - Besonders Aion. Wäre sie hässlich und entstellt, dann würde sie nicht mehr diesen Widerling heiraten müssen. Letztendlich kam sie doch zum Schluss dass sie das nicht wollte. Wäre es egoistisch von ihr wenn sie auf ihre Schönheit und Jugend nicht verzichten wollte? Was wäre schon das 'Aussehen' im Gegenzug zu Freiheit?

Freiheit

Was war dieses winzige Wort mit diesen 8 Buchstaben doch so wertvoll. Es war nur mehr ein leeres Wort das eine große Bedeutung hatte. Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Freiheit, jede Kategorie vertritt eine andere. Die einen wollen Krieg um die lästigen Feinde los zu werden und so endlich Freiheit zu gewinnen. Die anderen lassen rachsüchtige Monster über sich wüten und beherrschen um nur zu versuchen ein ruhiges Sklavenleben zu führen. Hatte sie gefrevelt? Hatte sie den Göttern nicht genug gehuldigt? Wurde sie verflucht und verdammt? Womit hatten sie beide es verdient so geschmerzt zu werden?

Das auffrischen des Windes und die kalten Wassertropfen schlugen ihr ins Gesicht und rissen sie aus ihren Gedanken. Sie hatte garnicht gemerkt dass die Bluttropfen an ihren Handinnenflächen sich so gemehrt hatten, dass sie beiläufig in einem regen Fluss auf den Boden tropften. Die Wirklichkeit hatte sie wieder, jetzt schmerzte es. Ich mache mir Sorgen um Aion. Die Gedanken kamen nicht von ihr selbst, vielmehr aus einem Unterbewusstsein dass sich diese Tatsache die ganze Zeit nicht eingestehen wollte. Langsam führte sie ihre blutigen Hände in ihre weiten Manteltaschen. Die Kälte begann sie abermals zu schmerzen, sehr langsam und mit abgehackten Bewegungen drehte sie sich herum. Sie musste zurück nach Varuna um dort Marian zu helfen, es behagte ihr nicht sie alleine zu lassen wo sie doch Schwanger war. Andererseits hatte sie einen Entschluss gefasst, im selben Moment als Aion auf das Schiff stieg. Nur jetzt wurde ihr es entgültig klar, es ging kein Weg mehr daran vorbei. Aus dem fernen Land, von dem sie soviele Schwierigkeiten auf sich genommen hatte um dort fort zu kommen.. Sie müsste zurück. Aion war schon überfällig lange weg für ein einfaches Duell. Hätte er Vater besiegt, dann wäre die Sache nun beendet und er wäre schon längst wieder hier. Aber es war viel Zeit vergangen, was wäre wenn Aion das Duell verloren hätte? Dann wäre er tot. Und selbst wenn es so war, dann musste sie Aions Leichnam wenigstens suchen um ihm eine würdige Ruhe zu bescheren! 'Aions Leichnam'.. Tränen rannen ihr bei diesem Gedanken über das Gesicht, kurz vor Marians Haus angekommen wischte sie jene hastig weg. Sie durfte sich jetzt nichts anmerken lassen. Bei Tagesanbruch würde sie schon auf dem Schiff sein. Sehr leise, sehr leise und bedächtig klopfte sie an die Haustüre Marian's.

 Nach oben »
Marian Delavar





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2008 19:35    Titel:
Antworten mit Zitat

Als Marian die Haustüre öffnete und Yuna erblickte, zog sie leicht die Brauen zusammen. Yuna hatte geweint, das erkannte sie an ihren geröteten Augen. Und so, wie sie an Marian vorbei blickte, schien sie es verbergen zu wollen. Wenn sie nur wüsste, was Yuna hatte... dann wäre sie vielleicht in der Lage, ihr zu helfen. Es musste wohl mit ihrem Bruder zusammen hängen. Denn seit Aion fort war, wirkte sie so verlassen. Kurzerhand zog Marian Yuna ins Haus und verfrachtete sie vor den Kamin. Vince würde bis spät abends aus dem Haus sein, was ihr sehr gelegen kam. Mal sehn, ob sie nicht doch etwas für Yuna tun konnte. Und so kochte sie heissen Tee und nahm Kekse aus dem Schrank, die sie schön auf einem Teller dekorierte zusammen mit etwas Obst. All diese kleinen Leckereien brachte sie dann nach oben und ließ sich neben Yuna vor dem Kamin auf den Fellen nieder. Kekse und Tee wurden sorgsam abgestellt, die Teekanne nahe dem Feuer, so dass der Tee schön warm blieb. Lange blickte sie dann Yuna nachdenklich an, während sie ein Kissen auf den Schoß zog und die Arme darumschlang. "Yuna... "sprach sie dann vorsichtig. "Ich möchte ja nicht in deine Privatsphäre eindringen, aber ich sehe doch, wie schlecht es dir geht..." Yuna blickte sie nicht an. "Du vermisst deinen Bruder, mmh?" Wieder keine Reaktion. Marian biss sich auf die Unterlippe. Das würde wohl schwerer werden... Sie rückte etwas näher zu Yuna und reichte ihr einen Keks, den diese kommentarlos annahm. Dann, langsam, begann Marian zu erzählen...
"Weisst du, ich habe auch einen Bruder. Er hat sich auch immer um mich gekümmert, als ich noch klein war..." Ein zögerliches Lächeln daraufhin. "Ich vermisse ihn manchmal auch ziemlich, aber weisst du, älteren Brüdern kann man einfach nicht in ihre Meinung reingreifen..." Yuna senkte den Blick wieder. Hmm, ganz falsche Taktik. Sie setzte erneut an. "Du machst dir bestimmt Sorgen um ihn. Würde ich ja auch, wenn es mein Bruder wäre und er einfach bei Nacht und Nebel weggehn würde." Wieder keine Regung. Wie sollte sie blos an Yuna herankommen? Und dann, wie aus einer Regung heraus begann Marian zu erzählen. Garnicht so lange her war es gewesen, da hatte sie sich selbst noch in ihrer Trauer vergraben. Sich eingeigelt und niemanden an sich heran gelassen. Und so erzählte sie. Von ihrer Kindheit, ihrer Flucht von daheim, wie ihre Eltern bei dem Versuch, sie zu schützen, ums Leben gekommen waren. Ihr Bruder, wie er versucht hatte, sie zu rächen, sein Verschwinden und als sie dachte, er sei tot. Dann, seine Rückkehr. Als ihr Blick nun auf Yuna zur Ruhe kam, bemerkte sie, dass diese sie eine ganze Weile schon direkt anblickte. Etwas leiser fügte sie dann noch an: "Dein Bruder wird sicher auch bald wieder da sein. Weisst du, als du gebadet hast gestern, da habe ich mich ein bisschen mit ihm unterhalten. Er liebt dich wirklich sehr..." Sie legte die Hand auf Yunas Schulter. "Und er würde dich niemals lange allein lassen. Er sagte etwas davon, die Reise sei gefährlich, und ich solle gut auf dich acht geben. Aber glaub mir, so einen großen Bruder kriegt so leicht nichts unter. Bestimmt klopft er in ein zwei Tagen schon an die Türe und erwartet dann, dich froh und munter hier zu finden. Also komm, versuch ein bisschen fröhlich zu sein. Wir müssen doch dafür sorgen dass du wieder ein bisschen Fleisch auf die Rippen bekommst. Dein Bruder würde sich bestimmt freuen, dich etwas aufgeweckter zu sehen, mh?" Vorerst gab Yuna kein Kommentar dazu ab, doch hoffte Marian sehr, die würde über diese Worte nachdenken und nichts unüberlegtes tun.
 Nach oben »
Aion Astarioth





 Beitrag Verfasst am: 24 Jan 2008 20:43    Titel: [color=cyan]
Antworten mit Zitat

Vier Tage war es nun her, dass ich Yuna verlassen hatte. Und jetzt war ich hier in Ithilien angekommen. Eine weitere Etappe meiner Reise? Ich musste Yuna einen Brief zukommen lassen. So setzte ich mich mit Pergament und Federkiel in eine ruhige Ecke der Schenke und begann zu schreiben...

Liebste Yuna

Vier Tage sind nun schon vergangen, seit ich dich zurück ließ. Mein Herz sehnt sich nach dem deinen in all dieser Einsamkeit. Vieles hat sich ereignet, und nicht alles zum Guten. Doch hoffe ich, dass du es bei Marian wohl hast und dass sie sich gut um dich kümmert. Meine Reise wird mich noch ein paar Tage weiter führen. Dringendes erfordert meine Aufmerksamkeit. Ich hoffe, du verstehst dies und verzeihst mir, dass ich dich noch etwas länger allein lassen muss. Hier drüben brechen schon die ersten Blumen durchs Eis. Ich denke, auch du wirst bald die ersten Zeichen des Frühlings erblicken können. Und so versuche auch, die ersten Zeichen eines Neuanfangs zu erblicken, denn jener wird kommen, so viel ist gewiss. Bald werde ich wieder bei dir weilen, das gelobe ich dir feierlich.

In Liebe,


Aion

Ich überflog den Brief erneut und nickte. Ich hatte nicht in Worte fassen können, was geschehen war. Zudem wollte ich es ihr selbst mitteilen. Aus jenem Brief konnte sie nichts von alledem erahnen. Sorgfältig versiegelte ich das Pergament und versah es mit Marians Adresse. Dem nächsten Handelsschiff wollte ich den Brief dann mitgeben, sodass er Yuna bald erreichen sollte. Ich zog den dunklen Kapuzenumhang enger um mich und trat hinaus in die Nacht. Heute schon sollte mich meine Reise noch weiter führen. Meine Mutter berichtete mir einst von einem Ort der Ruhe. Einen Ort in ihrer Heimat, Ithilien. Dort, so sagte sie, könne man seine innere Ruhe, und seinen Seelenfrieden wiederfinden. Und dort wollte ich das Siegel auf dem Pergament meiner Mutter erbrechen und ihre Worte lesen. Denn meine Seele war zerrüttelter denn je. Und wie sollte ich ihre Worte annehmen, ohne vorher die nötige Ruhe zu finden, um die Worte auch zu verstehen?

Also machte ich mich auf in die Berge. Als Mutter mir von diesem Ort erzählte, war ich noch sehr jung gewesen, folglich erinnerte ich mich nicht mehr an alles. Doch, soviel wusste ich, lag dieser Ort tief in den Bergen, nördlich der Hauptstadt. Die halbe Nacht marschierte ich durch, am Fuße des Berges vorbei und einen steilen Bergpfad hinauf. Schließlich kam ich an einem Höhleneingang an. Dies musste der Weg sein. Mit der Laterne in der linken betrat ich die Höhle. Das Licht der Kerze darin spiegelte sich an der Decke und an den Wänden wieder in einem unnatürlichen, grünen Licht. Was war dieses Licht? Ich blickte mich genauer um und erkannte, dass dieser Stein wohl in den Jahrtausenden kristallisiert sein musste. Eine Zeit lang war hier wohl ein Gebirgsbach hindurch geflossen, was einen breiten Durchgang geschaffen hatte.

Stunde um Stunde wanderte ich weiter durch die Höhle. Allmählich musste es wohl schon dämmern. Und wirklich, plötzlich sah ich vor mir ein diffuses Licht. Ich eilte darauf zu, und als ich aus dem Gang hervortrat, erblickte ich ein winziges Tal eingeschlossen von Bergen. Hier blickten die ersten Blumen durch den Schnee und eine frische Brise wehte. Ein großer Baum stand inmitten eines Tales. Eine solche Art hatte ich noch nie in meinem Leben gesehen, denn es schien eindeutig ein Laubbaum und doch behielt er seine Blätter im Winter. Ich ließ mich darunter nieder und schloss die Augen. Plötzlich hörte ich eine krächzende Stimme. „Willkommen, willkommen, Fremder. Seid gegrüßt im Heiligtum von Ithilien!“ Erschrocken öffnete ich die Augen und erblickte die Gestalt eines alten Mannes. „Sucht ihr Frieden, Fremder?“ Ich nickte bejahend. Er lachte kurz in sich hinein, freundlich jedoch, dann streckte er mir seine Hand entgegen. Zögerlich nahm ich seine Hand, die sich wie altes Pergament anfühlte. Er führte mich zu einer kleinen Holzhütte. Bei einem gemeinsamen Mahl musterte er mich eingehend und murmelt: „Dieses Gesicht, oh ja, dieses Gesicht, das kenne ich doch.“ „Guter Mann, vielleicht erinnere ich euch an Lilith von Ithilien, meine Mutter.“ Der alte Mann lächelte verzückt. „Ohhh ja, Lilith, an die erinnere ich mich gut!“ rief er aus und die Lachfältchen um seine Augen vertieften sich. „So habe ich euch die traurige Kunde zu überbringen, dass sie aus diesem Leben geschieden ist...“ sprach ich leise und traurig. Der Alte senkte den Kopf etwas und seufzte. „Viel zu jung sterben die, die wahrlich selig sind.“ Das verwunderte mich nun doch. „Lilith, selig? In ihrer Ehe gab es wohl kaum viel Seligkeit...“ hob ich an doch der Alte unterbrach mich mit einer Geste. „Woher stammt das Wort Selig, mh, Junge? Von der Seele, richtig. Und glaube mir, die Seele Liliths war rein und weiß, wie frisch gefallener Schnee. Und nun ist sie eingegangen in die Seligkeit, ihre Seele hat Frieden gefunden.“ Er nickte bestätigend. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Lilith... Mutter! Begütigend sah der Alte mich an. „Ich sehe schon, du suchst deinen Seelenfrieden.“ Er führte mich zu einer Schlafstätte. „Ruh dich aus mein Junge, schlafe den heilsamen Schlaf.“ Und wirklich, ich schlummerte sofort ein.

Als ich erwachte, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Ich trat auf die Veranda heraus und fand dort einige angerichtete Kleinigkeiten zu essen. Also frühstückte ich und machte mich auf die Suche nach dem Alten. Ich wanderte durch das halbe Tal, doch fand ich ihn nicht. Im Wald jedoch erblickte ich eine Ricke mit ihrem jungen Kitz, wie sie das erste saftige Grün fraßen. Die Mutter beleckte ihr Junges und ermunterte es, sich umzusehen. Das Herz zog sich mir schmerzvoll zusammen. Lilith hatte uns auch immer umsorgt und uns Inseln des Friedens in all dem blutigen Alltag geschenkt. Ich erkannte meine Liebe zu ihr, und zu Yuna und ein tiefer Friede breitete sich in mir aus, Friede wie ich ihn schon jahrelang nicht mehr gespürt hatte. Es dämmerte schon, als ich zur Holzhütte zurück kehrte, und diesmal traf ich dort den Alten wieder. Er fragte mich, was ich erlebt habe und bereitwillig erzählte ich ihm davon. Er nickte zufrieden und wir legten uns schlafen.

Am nächsten Morgen war der Alte dann jedoch wiederum nicht aufzufinden. Und wiederum wanderte ich durch das Tal. Diesmal erblickte ich einen erlegten Schneehasen, der in seinem eigenen Blut lag. Eine Bisswunde zierte seinen mageren Körper. Unwillkürlich fühlte ich mich zurück versetzt zu dem Moment, als der Speer Lilith durchbohrte und ihr Blut hervorquoll. Ich ballte die Hände. Doch wieder überkam mich eine unerklärliche Ruhe. Ich erkannte, dass es ein Gesetz des Lebens ist, dass alle Wesen einmal sterben. Ob dies nun auf natürliche oder gewaltvolle Weise, das ist von Mal zu Mal verschieden. Dieser Schneehase würde für ein hungerndes Raubtier Leben bedeuten, sowie das Opfer meiner Mutter für mich Leben bedeutete. Tiefer Frieden erfüllte mich und ich kehrte zum Holzhaus zurück. Und wieder wartete dort der Alte und ließ sich meine Erlebnisse erzählen. Wieder nickte er zufrieden und wir legten uns schlafen.

Am dritten Morgen erwachte ich wieder allein, und auch diesmal ging ich allein auf Wanderung durch das Tal. Diesmal erblickte ich in der Ferne ein paar junge Wölfe beim balgen. Sie knabberten sich spielerisch an den spitzen Ohren und tollten auf tapsigen Pfoten umher. Das eine Junge leckte dem anderen das Fell und sie schmiegen sich aneinander. Und wiederum erfüllte mich tiefer Friede, als ich an Yuna dachte. Yuna, die auf mich wartete. Yuna, die mich brauchte, die ich brauchte. Ich machte mich auf den Weg zurück zur Hütte und erwartete schon halb, den Alten zu sehen, doch dieser war nirgends zu erblicken. Etwas abseits an einem Berghang jedoch erblickte ich das Flackern eines Feuers, wie in einer Höhle. Ich machte mich auf den Weg, und dort angekommen fand ich den Alten vor, wie er vor einem Feuerchen kniete und es kräftig schürte. Erwartungsvoll blickte er mich an und bereitwillig erzählte ich ihm, was ich heute erlebt hatte. Seine Augen leuchteten und er sprach: „Nun mein Sohn, hast du wahrlich deinen Frieden wiedergefunden! Das Zeichen der drei Erleuchtungen soll nun deinen Körper zieren und dir deine Erfahrungen ewig in Erinnerung halten." Er hieß mich, mein Hemd abzulegen. Dann nahm er eine filigrane Nadel und ein Döschen mit schwarzer Paste zur Hand. In weit ausschweifender Geste streute er Kräuter ins Feuer und ein wohliger Geruch verbreitete sich. Dann nahm er die Nadel fest zur Hand und tauchte sie in die Paste. Unter einem melodiösen Singsang begann er, die Nadel in meine Haut zu stechen. Blut floss von den kleinen Nadelstichen herab, ebenso wie etwas von der schwarzen Farbe. Ruhig ertrug ich den Schmerz. Langsam entstand zwischen meinen Schulterblättern ein Auge, umrandet von einem Dreieck, das wiederum von zwei Kreisen umrandet wurde. Und als er das Zeichen schließlich vollendete, tupfte er meine Haut mit einem Tuch ab, welches er mir dann reichte. „Wirf es ins Feuer, übergib dein Blut, den Schmutz auf deiner Seele dem Feuer und wasche dich rein!“ Ich tat wie mir geheißen und eine überirdische Ruhe erfüllte mich. Noch lange saßen wir an diesem Abend um das Feuer und schwiegen. Jeder in seinen Gedanken versunken.

Tief in der Nacht schließlich fiel ich in einen ruhigen Schlummer und als ich morgens erwachte, war der Alte fort. Ich wusste, diesmal würde er nicht wiederkehren. Ich hatte meinen Seelenfrieden wieder gefunden, dies war das Ende der letzten Etappe meiner Reise. Ich schulterte mein weniges Gepäck und machte mich auf den Weg zum Hafen. Dort wollte ich das nächste Schiff nehmen, dass mich nach Bajard brachte, um von dort aus zu Yuna zurück zu kehren. Das Pergament in meiner Tasche wollte ich vorerst ungeöffnet lassen. Ich würde mich mit Yuna gemeinsam darüber beraten, was damit zu tun sei. Ich wollte keine Geheimnisse mehr vor ihr haben, wollte einen Neuanfang wagen. Und wieder stand ich an der Rehling eines Schiffes, diesmal jedoch leichten Herzens und mit einem Ziel vor Augen...

 Nach oben »
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Alathair - Online Rollenspielshard Foren-Übersicht » Chargeschichten » Wenn du jemanden in dein Herz lässt...
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen Alle Zeiten sind GMT + 1 Stunde
Gehe zu Seite 1, 2  Weiter
Seite 1 von 2

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.




phpBB theme/template by Tobias Braun
Copyright © Alathair



Powered by phpBB © 2001, 2002 phpBB Group
Deutsche Übersetzung von phpBB.de