Ein Brief an Amira Masari

[Nasira Masari]

Die Tage waren ruhig und die Sonne stand zäh wie eh und je am Horizont des menekanischen Himmels. Kein Sandkorn rührte sich, kein Palmblatt wog sich.
Nur langsam mochte man aus der Ferne der Wüste einen Punkt ausmachen, der sich der Stadt nähern mochte. Aus dem Punkt wurde eine Figur, aus der Figur eine Person. Schnell war der Schritt des Reittieres, welches schnaubend über die Sanddünen preschte; weder Müdigkeit noch Anstrengung konnten den jungen Mann dazu bewegen, die letzten Meter in ruhigem Schritt zu überwinden.

Wichtige Neuigkeiten waren zu überreichen. Neuigkeiten, die nicht von Interesse für die Stadt waren oder für dessen Erhabenen. Und doch war der Inhalt für bestimmte Personen sicher von großer Bedeutung....

Ein Brief mag seine Wege in die Hände Amiras finden, Oberhaupt der Familie Masari:

Salam werte Amira, aus dem unsrigen Hause!

Ich muss gestehen, dass mir jene Zeilen schwer fielen, bis sie den Weg auf das einfache Papier fanden. Meine Person hadert noch immer mit der damaligen Entscheidung, aber das weißt du ja nur zu gut.
Doch wollen wir nicht von Vergangenem sprechen und uns lieber auf die Zukunft orientieren. Sicher entsinnst du dich meiner jüngsten Tochter, Nasira.
Ich übergab sie schließlich bei ihrer Ankunft in der prächtigen Stadt fürsorgend in deine Hände, auf dass sie ihren Weg finden würde.

Stolzer kann ein Vater nicht sein, ist sie doch eine der Blüten des Harems geworden. Doch bald wird sie ihren 21. Sommer vollenden und wie es sich für eine anständige Frau Menek‘ Urs gehört soll sie nun den ewigen Bund mit einem Manne eingehen. Meine Wahl fiel auf den jungen Janitschar Saahir, aus dem Hause der Ifreys. Sicher wirst du meine Wahl nicht anzweifeln, sicher siehst du es genauso, dass er gut für sie sorgen mag. Sie wird ihm ebenso eine gute Frau sein, viele Kinder wird das Haus der beiden füllen.

Es ist meine Pflicht, dich darüber in Kenntnis zu setzen. Schließlich wurdest du zum Familienoberhaupt erwählt und musst jene Entscheidung absegnen. Eine reine Formalität, da meine Entscheidung getroffen und du sicher nicht jene anzweifeln magst, aiwa?
Ich will es zumindest hoffen, dass du noch jenen Respekt mir gegenüber aufbringen magst.

Eluive schenke dir Wasser und spende dir ewig Schatten


ehemals dem Erhabenen dienend als treuer Kämpfer und Sekban.

[Amira]

Lange hatte sie nachgedacht und grübelnd über dem Pergament gesessen, ehe sie sich dazu aufraffte eine Antwort zu verfassen.

Salam Faarooq,

ich habe deinen Schrieb erhalten und bin überrascht über dessen Inhalt, kam es mir doch vor als wäre es erst gestern das Nasira ihren 18. Geburtstag erlebte. Wie schnell die Zeit doch vergeht.

Ich zweifle deine Entscheidung nicht an, wirst du doch wohl wissen wem du deine Tochter anvertrauen kannst und wem nicht, dennoch würde ich mir gerne selbst ein Bild davon machen, wie Saahir aus dem Hause Ifrey, zu Nasira steht. Will doch auch ich die Gewissheit haben das Nasira wohlbehütet ihr restliches Leben verbringen kann.

Erwarte meine Antwort in einigen Tagen.

Möge Eluive dich stehts zu frischem Quell geleiten.


Oberhaupt der Familie Masari
Shoka der Akademie Leviathan