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Caitlin MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 18 Nov 2007 18:26    Titel: Verbockt!
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Nach der Niederlage

Widerwillig schlug Caitlin die Augen auf. Es war bereits hell Draußen und durch das kleine Fenster drang gedämpfter Straßenlärm. Orientierungslos glitt ihr Blick durch den kärglich eingerichteten Raum, der außer dem Bett und eine Kommode, einen einzelnen schlichten Stuhl als Ausstattung aufweisen konnte.

Schlagartig schloss die junge Frau wieder ihre Augen. Zumindest in diesem Punkt spielte ihr das Gedächtnis keinen Streich.
Sie befand sich wirklich nicht in Machad. Aus irgendeinem Grund war sie am gestrigen Abend nicht mehr in das Haus der MacAgrona zurückgekehrt; was ihr als Grund im Kopf herumspukte, konnte aber nicht wirklich passiert sein, denn, bis auf ein leichtes Pochen, das vom rechten Wangenknochen ausging, spürte sie keinerlei Schmerz.
Zwar war es seltsam, dass sie noch den Großteil ihrer Kleidung trug und sich am Abend zuvor nur der schwersten Rüstungsteile entledigt hatte, jedoch war ihr dies auch schon früher passiert, wenn sie nach einem langen Tag erst spät in der Nacht Heim kehrte und die anderen Mitglieder des Clans nicht noch unnötig aufwecken wollte. Aber sie war nicht in Machad bei den Anderen.

Schon freundete sie sich mit dem Gedanken, an noch eine Weile liegen zu bleiben, ehe sie den Heimweg antrat, als ihr Versuch sich auf die Seite zu drehen, durch heftige Schmerzen im Brustkorb zunichte gemacht wurde. Sie versuche einen Schmerzensschrei so gut es ging zu unterdrücken und ließ sich sofort wieder rücklings auf die Matratze sacken. Dieser Schmerz - ihre Finger krallten sich an der Bettkante fest; sie wollte tief Luft holen, doch sofort durchzuckten Wellen der Pein ihren Körper und es kostete sie alles an Willenskraft ihre Atmung wieder zu beruhigen.

Vorsichtig, sich innerlich auf das Schlimmste gefasst machend, tasteten ihre Finger ihr Gesicht ab. Taub.
Ihr Wangenknochen war dermaßen angeschwollen und verkrustet, sie spürte dort nichts, außer der rauen Oberfläche des geronnenen Blutes unter ihren Fingern. Hätte Bereks Knie auch nur wenige Fingerbreit zentraler getroffen - schnell glitt sie mit den Fingerspitzen über ihre Nase, um erleichtert festzustellen, dass sie unverletzt war.

Sie hatte das Bedürfnis zu weinen und presste die Augen zusammen, Selbst, wenn sie an diesem Ort niemand würde sehen können, sie wollte den Tränen nicht erlauben ihre Augen zu verlassen. Schon spürte sie, wie ihre Schleimhäute anschwollen und sich ein Klos in ihrem Hals bildete. Dann gab sie nach. Langsam bahnten sich die ersten Tränen einen Weg über ihr geschundenes Gesicht und als sie ein leichtes Pieken bemerkte, als die salzige Flüssigkeit über eine ihrer Wunden rann, hätte sich möglicherweise ein Lächeln auf ihrem Gesicht gebildet, wäre ihr nicht so elend zumute gewesen.

Ihre Wunden würden heilen, das wusste sie. Aber verdiente sie das auch?

Gestern hatte sie das zweite mal kläglich versagt.
Wieder gegen einen ihr körperlich weit überlegenden Gegner. Beim ersten mal, einem Turnier auf Lameriast, als sie von einem Tiefländer besiegt wurde, war sie zu hitzköpfig gewesen.
Ohne rechten Plan war sie, allein im Vertrauen auf ihre Fähigkeiten, ihrem Gegner kräftemäßig nicht ebenbürtig gewesen und es dauerte nicht lang, da er sie zu Boden zwang.

Gestern hätte es anders laufen sollen; laufen müssen. Sie war nicht mehr so naiv anzunehmen, einen mehr als doppelt so schweren und weitaus größere Gegner, wie Berek, in einem Duell unter gleichen Voraussetzungen besiegen zu können.
Also hatte sie sich einiges einfallen lassen, hatte Andere in ihren Plan miteinbezogen, hatte Fallen aufgestellt, hatte mögliche Schwachstellen im Ablauf bedacht und diese zu verhindert versucht - und war letztendlich wie eine Anfängerin vorgeführt worden.

Als sie wieder zu sich kam und unter Aufbringung ihrer letzten Kräfte auf die Beine kam, kümmerte es sie nicht mehr, dass der Kampf noch nicht vorbei war. Sie hörte die Stimmen Kinneths und auch die von Fiona vom nur wenige Meter entfernt liegenden Wall. Es war ihr gleich. Sie wollte nur noch diesen Ort verlassen und in Gram versinken.

Nun lag sie hier - aller Ansicht nach in Anraste - und weinte. Wie würde Berek wohl reagieren, wenn er sie so vorfände? Auf Mitleid konnte sie gut verzichten. Und auch eine weitere Abreibung, um ihr mit Bärenpranken die Tränen aus dem Gesicht zu pflügen, war etwas, dem sie hier hoffentlich vorerst entgehen konnte.
Auf einmal kam ihr der Gedanke, hier für immer liegen zu bleiben, noch verlockender vor, als er es vor wenigen Minuten nicht sowieso schon war.
Einmal mehr an diesem Morgen gab sie einem inneren Druck nach und löste sich von den vielen Gedanken, die ihr Gehirn materten; Caitlin schlief wieder ein.


Zuletzt bearbeitet von Caitlin MacAgrona am 06 Dez 2007 19:27, insgesamt einmal bearbeitet
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Caitlin MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 22 Nov 2007 13:42    Titel:
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Zuletzt bearbeitet von Caitlin MacAgrona am 07 Dez 2007 13:54, insgesamt 7-mal bearbeitet
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Caitlin MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 22 Nov 2007 14:01    Titel:
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In der Herberge

Ruuummss

Sofort war Caitlin hellwach. Jemand war in ihrem Zimmer gewesen, schoss es ihr sogleich durch den Kopf.
Hatte sich wer an ihren Sachen zu schaffen gemacht? Trieben die MacGaulichs wieder ihr Unwesen?
Es dämmerte inzwischen. Nur wenige Lichtkegel, die von der Straße her durch das kleine Fenster schienen, erhellten den Raum aufs Nötigste. War sie ausgeraubt worden?

Caitlin biss die Zähne aufeinander, innerlich bereit, sich einer neuerlichen Welle von Schmerzen entgegenstemmen zu müssen, begann sie, mit beiden Armen abgestützt, sich langsam im Bett aufzurichten. Der Schmerz hatte nachgelassen.
Als sie eine aufrechte Sitzposition erreichte, ließ sie die angehaltene Luft mit einem leisen Zischen entweichen. Geschafft!
Schon jetzt konnte sie erkennen, dass ihre Sachen noch genauso dalagen, wie sie sie am Abend zuvor zurückgelassen hatte. Der Anblick ihres Schwertes nahm endgültig den kurzen Anflug von Panik, der sie ereilt hatte. Doch was hatte man in dem Zimmer gewollt?
Etwas unsicher kam sie auf die Beine, tapste ein paar Schritte umher, ehe sie ihr Gleichgewicht wieder fand. Nun sah sie den Grund, weswegen man in ihrem Zimmer gewesen sein musste.
Beim Anblick des Waschtrogs am Fuße des Bettes, stahl sich ein schuldbewusstes Lächeln auf ihr Gesicht. Sie musste wirklich schlimm aussehen.
Sie nahm sich vor, sich später für diese Aufmerksamkeit zu bedanken.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich gewaschen und ihre, zum Glück nur Oberflächlichen, Wunden gereinigt hatte.
Bis auf eine Platzwunde am hinteren Haaransatz, etliche Schürfwunden am Rücken und dem stark geschwollenen Wangenknochen hatte sie kaum nennenswerte Blessuren davongetragen. Ihre Rüstung hatte sie wohl vor dem Schlimmsten bewahrt, als sie Berek wiederholt gegen den Felsen schlug.
Auch dem Schmied ihrer Rüstung würde sie danken müssen, gelobte sie sich innerlich, als sie ihre leichte Lederkleidung anlegte und sich den wallenden Umhang um die Schultern warf.
Sie hatte sich entschlossen das Haar heute offen zu tragen und, auf der rechten Seite über ein Auge fallend, so möglichst wenig neugierige Blicke auf sich zu lenken.

Mit fast übertriebener Sorgfalt band sie den Rest ihrer Sachen zu einem festen Bündel zusammen. Das nunmehr rot gefärbte Wasser im Trog schüttete sie aus dem Fenster und sogar das Bett wurde gemacht. Als sie mit allem fertig war, stand sie grübelnd im Zimmer.
Hatte sie an alles gedacht?

Langsam ging sie den Flur entlang, doch mit jedem Schritt schien es, als würde sie langsamer werden. Als sie den Eingangsbereich der kleinen Herberge fast erreichte hatte, kam es ihr vor, als würde etwas in ihrem Inneren rebellieren – nur wogegen?. Sie kam sich mit einem mal fehl am Platz vor und die eben noch vorhandene Selbstsicherheit schien wie weggeblasen.
“All’s ´n Ordnung?"
Irgendetwas stimmte nicht – war schrecklich falsch. Hatte sie etwas verkehrt gemacht? Gedanken schossen ihr durch den Kopf, wollten aber kein rechtes Muster ergeben. Im einen Moment wollte sie sofort umkehren und sich wieder ins Bett legen, im Anderen laut weinend aus der Herberge rennen. Würde Berek ihr eine letzte Chance geben, sich zu beweisen?
“Süsse, ech red’ mit d’r.“
Ihr wurde schwindelig. Das Bedürfnis zu atmen wurde immer stärker und es kam ihr vor, als drücke man ihren Kopf mit aller Kraft unter Wasser. Sie wollte atmen, aber sie konnte nicht. Ihr Hals war wie zugeschnürt. Abermals stieg Panik in ihr auf. War der Kampf noch nicht vorbei? Berek rammte sie abermals mit aller Kraft gegen den Felsvorsprung, dass ihr der letzte Rest an Luft aus den Lungen gepresst wurde. Sie konnte nicht einmal mehr schreien. Alle Kraft entschwand ihr.
"Siehst ni’t gut aus, klein’s".
Sie musste sich auf dem Tresen abstützen, ihren Beinen schien jegliches Gefühl genommen. Ihre Lungen brannten, schrieen nach einem erlösenden Atemzug. Bereks Knie traf sie mit voller Wucht, doch sie spürte es nicht mehr. Ihr Kopf – der Helm hinderte sie am atmen. Sie musste ihn loswerden. Wenn sie nur…
"Soll’ch ´n Heil’r hol’n?"
Wenn sie hier nicht sterben wollte, musste sie sich zusammenreißen.
Es war ein Übungskampf, doch sie wusste genau, wie nah an der Realität diese waren. Gegenwehr!
Mit einer schnellen Bewegung griff Caitlin nach der alten Frau, vergrub ihre Finger in deren Haar, dass sie vor Schmerz und Überraschung laut aufschrie.
Dann riss Caitlin den Arm nach hinten. Das Gesicht der gütigen Angure schlug ungebremst gegen den Tresen. Ein Knacken. Nun war sie still. Blut breitete sich in einem kleinen Rinnsal auf dem Holz aus.

Als Caitlin die Frau loslässt, sackt ihr Körper bewusstlos hinter den Tresen zurück.

Eine junge Frau steht, den Umhang eng um die Schultern geschwungen, allein vor einer Herberge. Der Sturm peitscht ihr Böe um Böe nasskalten Schnees ins Gesicht.
Minutenlang steht sie so dar und scheint nicht zu wissen, wohin sie sich wenden soll. Ließe sich ein naher Blick auf ihr Gesicht erhaschen, man würde die Tränen bemerken, die ihr in den Augen stehen.
Ihr Haar zollt dem Wind Tribut und weht, einer Fahne gleich, im Wind. Ein Veilchen ziert ihr rechtes Auge und der darunter liegende Wangenknochen ist stark geschwollen. Hatte sie streit mit ihrem Mann?
Vorsichtig einen Fuß vor den Anderen setzend, verschwindet sie hinter einer Ecke des Hauses.


Zuletzt bearbeitet von Caitlin MacAgrona am 07 Dez 2007 13:44, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Berek MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 04 Dez 2007 14:21    Titel:
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Es war unangenehm kalt.
Und wenn das Berek als erster Gedanke durch den dumpfen Brummschädel schoß, dann war es wirklich kalt. Der zweite war ein Gefühl der Zufriedenheit, daß der beunruhigende Traum ein Ende gefunden hatte und er wieder zurück in die Realität fand.
Von einem aus dem Clan fast erschoßen zu werden... Hrrnm..!
Den Chieftain erschießen, das Brechen von Regeln.
Es war wirklich schon zu albern, nahezu so anstößig wie die Albträume, Bearnards Axt würde just vor dem finalen Schlag durchbrechen oder er würde einem größeren Anguren gegenüberstehen.

Er drückte die widerspenstigen Augenlieder hoch, gleich wie schwer sie ihm auch waren. Er duldete keinen Widerstand seines eigenen Körpers.
Er fragte sich selbst, wieso er noch immer im feuchtkalten Weiß lag, während weitere Flocken vom Himmel herabsegelten. Er mußte schon länger da liegen. Jeder MacAgrona lernte spätestens bei seiner Prüfung zum Mannesalter, wie sich eine Unterkühlung anbahnte. Sein ganzer Leib fühlte sich benommen an und seine Glieder waren versteift. Etwas unter ihm drückte den mit nützlichen Werkzeugen des Kampfes gespickten Gürtel in seinen Bauch. Fiona war's. Verwunderlich freilich. Es gab zumindest ein Dutzend Fragen, die ihm auf der pelzigen Zunge lagen und alle hätten mit "Was zum...." begonnen und mit "... Du faules Weibsstück?" geendet, denn sie schlief scheinbar. Doch es gab später noch genug Zeit, Licht in das absonderliche Dunkel der Situation zu bringen. Eins nach dem anderen, nur nichts überhudeln. Der Geist träge wie der Körper, beschloß er nach aufbegehrendem Murren pro forma, von ihr fortzukommen. Die ungehörige Nähe zu ihr gehörte behoben, so stemmte er beide Arme in den Boden und wälzte sich von ihr herab auf den Rücken. Unfreiwillig, das war das absonderliche. Seine linke Schulter verweigerte den Dienst. Er knickte ein und rollte herum.
Es tat weh.
Berek ignorierte es.

Er wollte die Herausforderung meistern.
Sein eigener Leib sollte sich nicht gegen ihn stellen.
Er versuchte es noch einmal, drehte sich auf die Seite und rappelte sich aus dieser Situation gemächlich, aber unnachgiebig hoch.
Sein Bein knickte ein wie eine geborstene Stelze, doch das war nicht zu dulden. Er hievte sich hoch, brach den Widerstand ohne darüber nachzudenken aus schierer Gewohnheit. Gefühl kroch zurück in seine Gliedmaßen, wo vorher nur betäubende Kälte gewesen war, als der Kreislauf alleine durch den aufbegehrenden Zorn in Schwung kam.
Oh... darauf hätte er ruhig verzichten können. Es war nicht gut. Etwas hier war gar nicht gut.
Er schwankte wie ein Volltrunkener, die Beine leicht gegrätscht. Getrunken hatte er sicher nicht. Er trank ja nie, außer Milch mit einer Schaumkrone so weiß und weich wie Schnee. Er konnte in seinem Wanken Umrisse erkennen, die ineinander verschwammen und dann wieder zusammenwabberten.
Kinneth?
Kinneth.
Er langte sichernd nach Berek, doch packten seine Hände nicht zu. Vermutlich hielt ihn nur der Respekt fern, den Chieftain nicht ungehörig zu stützen, wenn er noch von selbst stehen konnte, doch er stand bereit.

Sieh da!
Da waren noch mehr Silhouetten außer dem seltsam um ihn herum wachenden wachelnden Kinneth und der schlafenden Fiona, die in seinem Albtraum auf ihn geschossen hatte. Gerade Striche gab es an seinem Körper, die von ihm wegführten wie Zweiglein, die aus einer dicken Eiche sprossen.
Hrrrrnm...?
Eine neue Welle des Gefühls brandete gegen die Taubheit an und wischte sie durch brennenden Schmerz hinfort. Sie raubte ihm erneut einen Teil seiner Sicht durch die Betäubung und das, was er soeben noch für einen Schaft gehalten hatte, wurde wieder zu einem beigebraunen Klecks in seiner Wahrnehmung. Und trotzdem war er sich so sicher, als würde er klar sehen: Es waren Fremdkörper in seinem Leib, die sich tief in seinem Gewebe eingenistet hatten und nun sehnsüchtig an ihm hangen. Das Gefühl war ihm alles andere als fremd.

War das die Realität?


Verdutzt und mit hoffnungsvollem Unglauben betrachtete er seine Schulter, befahl seinen Augen, nicht zu sehen, was da war, befahl seinen Nerven, nicht zu fühlen, was da war.
Gnrrr...
Ein Pfeil in seiner Schulter.
Verflucht!

Schon grimmiger und von Ungeduld getrieben, aber doch noch mit dem Gutglauben auf einen Teilsieg ließ er sein Haupt nach unten fallen und sah nach seinem Bein, befahl seinem Herz, nicht zu ahnen was da war, befahl seinem Geist, nicht zu wissen, was da war.
Uhanrr..
Ein Pfeil in seinem Oberschenkel.
Verflucht!

Verbissen preßte Berek die Augenlieder zusammen und gurgelte verhalten auf, nicht wehleidig, nicht nach Mitleid oder Hilfe winselnd. Aufwallender Zorn war alles, was er empfand. Und was er wollte, war das Stillen dieses gierigen Durstes, der Begierde nachzugeben. Etwas in ihm forderte unerbittlich Rache ein für das Geschehene und sei es nur Rache an etwas, das nichts dafür konnte. Er mußte es zurückhalten. Der Schmerz machte es nicht leichter.
Er sah noch einmal nach seinen beiden Wunden, fixierte die Fremdkörper, die ihn peinigten und noch viel mehr ärgerten ob der beklemmenden Ereignisse, für die sie Beleg waren.


Das Ringen um den Turm..
Die Lektion für die Jüngeren...
Das Brechen von vorher aufgestellten Regeln....
Das Schießen auf den Chieftain nachdem alles vorüber war.....



Es war wahr.

Inzwischen hatte er einen sicheren Stand gefunden und wäre er nicht so zornig, so hätte er sich auf den Hintern fallen gelassen und wäre dort resignierend hocken geblieben, um über alles nachzudenken. Doch so war er nicht. Zorn, Rachsucht, aufgewühlte Aggressionen sind etwas, das spontan passiert und bei den meisten Gemütern wieder verraucht wie eine kurz genährte Stichflamme. Andere hingegen würden am liebsten auf die besinnungslos daliegende Fiona einprügeln oder den soeben an der Wand entlangtaumelnden Halvar wieder zu Boden treten, ja, vielleicht sogar den aufmerksamen Kinneth anfallen, um die lodernde Flamme des Zornes totzustampfen. Einer davon spieh noch einen gewaltigen Fluch aus, den nicht einmal er selbst verstand, machte in alle Richtungen scheuchende, wegwerfende Bewegungen und stampfte dann ungeachtet seines angeschlagenen Beins eiligst davon, um den schmalen Grat der letzten Selbstbeherrschung entlangzufliehen.

Der Groll über das Geschehene saß tief und pulsierte vorübergehend über den Schmerz hinweg, der ihn auf seinem Ausflug allgegenwärtig begleiten würde. Zeit, für einen kleinen Abendspaziergang mit zwei anhänglichen Begleiten; einen in der Schulter, einen im Bein.
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Caitlin MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 05 Dez 2007 11:18    Titel:
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Reise Reise

Es war nun bereits zwei Tage her, dass Caitlin die Herberge verlassen hatte.
Es ging ihr inzwischen deutlich besser. Nicht nur körperlich begannen die Spuren des Kampfes langsam zu verblassen. Auch in ihrem Innern kehrte wieder Frieden ein.
Zwar hatte sie sich noch längst nicht mit ihrer Niederlage abgefunden, doch, hatte zuvor bereits der bloße Gedanke daran genügt, sie in ein Tal der Emotionen zu stürzen, so gelang es ihr immer mehr, bewusst über das Geschehene nachzudenken.

Sie hatte diese Zeit gebraucht; die ruhigen Momente in völliger Abgeschiedenheit, um mit sich selbst
ins Reine zu kommen. Etwas, was ihr in Machad, unter der andauernden Geselligkeit durch ihre Clans Brüder und Schwestern unmöglich gewesen wäre. Dort fielen ununterbrochen Arbeiten an und nur selten gab es Momente, in denen man wirklich allein war.
Durch den Dorfbau konnte es sich niemand erlauben, sich auch nur für wenige Stunden abzukapseln.

Normalerweise wäre das für Caitlin auch kein Problem gewesen; sie genoss das Beisammensein, vor allem, wenn es ihr Gelang, sich selbst in den Mittelpunkt zu rücken.
Sie wusste aber auch, dass die Ansprüche an sie dadurch umso größer waren.
Nichts anderes hatte ihr Berek durch diese erneute Prüfung bewiesen. Wollte sie sich nicht alle Chancen auf eine weitere Prüfung verbauen, musste sie ihm zeigen, dass sie aus ihrer Niederlage gelernt hatte, sich nicht davon einschüchtern ließ und - das war ihr nunmehr klar - an ihr wachsen würde.

Das Verhältnis ihres Vaters zu Berek hatte es vermutlich in vielerlei Hinsicht für sie leichter gemacht. Die Erwartungen, die man aber gegenüber der Kriegerin Caitlin hatte, blieben die selben.
Vor allem als Frau, so schien es ihr, stand man unter ständiger Beobachtung, als würden die männlichen Krieger des Clans nur auf Fehler warten. Einen emotionalen Einbruch, wie sie ihn durchgemacht hatte, ließe ihr wohl auf Ewigkeiten den Ruf eines halbstarken, vorlauten Mädchens anhaften. Jedes bisschen Respekt, das sie sich durch ihr Können mit dem Schwert erkämpft hatte, wäre unweigerlich verloren gewesen. Sie hätte es niemanden verübeln können.
Einem Häufchen Elend würde sie ebenso wenig Ehrerbietung erweisen.

Mittlerweile meinte sie sogar, die Ursache für ihr Scheitern deutlich zu erkennen.
Hatte sie vor dem Turnierkampf noch lang und ausgiebig mit Berek geübt, so war es nicht verwunderlich, dass sein Kampfstil bei ihr dominierte.
Was bei ihm so erfolgreich war, traf bei Caitlin jedoch auf vollkommen andere Voraussetzungen.
Berek war es gewohnt, seinen Gegner an Kraft, Große und schierer Körpermasse überlegen zu sein und hatte dem entsprechend auch seinen Kampfstil entwickelt.
Im blinden Vertrauen darauf, dass dies auch bei ihr die gewünschten Ergebnisse liefern würde, hatte sie ihn zum Großteil versucht nachzuahmen - was ihr zunächst auch zusprach.
Kleinere Erfolge bekräftigten sie in dem Glauben, auf dem richtigen Weg zu sein.

Als ihr im Kampf gegen den Tiefländer das erste mal ihre Grenzen aufgezeigt wurden, war die Niederlage doppelt schmerzhaft. Sie musste erkennen, dass sie auf diese Art und Weise körperlich stärkere Gegner nicht besiegen konnte.
Die Ahnen hatte sie nicht gerade reichlich mit Körperfülle und Größe gesegnet, was ihr an jenem Tag schmerzlich bewusst wurde.

So hatte sie sich für ihre zweite Prüfung von Anfang an nicht bloß auf ihre Kampfkunst verlassen wollen. Sie meinte, aus ihren Fehlern gelernt zu haben, und nunmehr, da es gegen Berek ging,
ihr körperliches Defizit durch eine andere Herangehensweise wett machen zu müssen.
Also entschied sie sich dafür, Berek nicht direkt anzugreifen.
Stattdessen überlegte sie sich, wie ihr Mimir vorgehen würde. Jall würde vermutlich alles daran setzen, bloß nicht in einen Zweikampf mit dem Chieftain zu geraten.
Mit einem Mimir-Trick, diesen seltsamen Ritualen, bei der er sich die Natur zu Nutzen machte,
würde Jall Berek aufhalten und diesen, ohne selbst zur Waffe greifen zu müssen, somit seines körperlichen Vorteils berauben.

Da Caitlin jedoch keine Mimir-Tricks zur Verfügung standen und sie Jall auch nicht im Hilfe bitten konnte, musste sie sich mit etwas anderem Aushelfen.
Als geübte Jägerin sollte es ihr nicht schwer fallen, Berek eine Falle zu stellen.
Sie hatte sich überlegt, wie sie einen Eisbären fangen würde und übertrug dies nun auf ihren Chieftain.
Leider war dieser weitaus gerissener als der mächtige Bewohner der schneebedeckten Ebene - und mindestens genauso stark. Abermals hatte sie dies am eigenen Leib erfahren müssen.
Wie aber sollte sie einen Gegner besiegen, der ihr an Kraft überlegen war und den sie nicht durch eine List ausschalten konnte.
Dieser Gedanke ließ sie nicht mehr los und hätte sie beinahe zur Verzweifelung getrieben, als sie wieder neuen Mut schöpfte.

Es war am Morgen ; Caitlin hatte sich in aller Früh auf dem Markt einen Laib Brot gekauft und wollte die Berge nördlich von Andraste erkunden.
Sie musste sich beeilen, da sie nicht riskieren wollte, bei Tag mitten in Andraste angetroffen zu werden. Man würde ihr das Fernbleiben vom Clan sofort als Faulheit auslegen und sie ungefragt wieder mitnehmen, auf das sie die versäumte Arbeit sofort nachhole.
Und so ließ sie die kleine Ansammlung von Häusern schon hinter sich, bevor die ersten Lehmhändler das Feilschen richtig aufgenommen hatten.

Auf diesem Teil der Insel kannte sie sich nicht besonders gut aus, was jedoch größtenteils daran lag, dass sie, seit sie hier angekommen waren, ständig damit beschäftigt gewesen waren etwas neu oder wieder aufzubauen.
Zunächst Andraste nach der großen Lawine, dann, teilweise, das verlassene Machad. Und nun, da sie dem alten MacDraigh Dorf endgültig überdrüssig waren, ihr eigenes.
Auf Scathlan hatte Caitlin häufiger Erkundungen unternommen.
Zwar hatte sie auch dort stets ein Clansbruder begleitet, doch lernte Caitlin schnell, ihren Willen durchzusetzen und die Jagd in die Regionen der Insel zu lenken, die sie sowieso erkunden wollte.
So gut es war, sich vor niemanden rechtfertigen zu müssen; der Umstand, dass sie zum ersten mal allein die Wildnis der Insel erkundete, ließ ein flaues Gefühl in ihrem Magen zurück.

Seltsam, so sehr sie es die letzten Tage genossen hatte, allein mit ihren Gedanken zu sein, jetzt kam es ihr mit einem mal merkwürdig vor, keinen Clansbruder an ihrer Seite zu haben.
Auf Scathlan hätte sie diesen Ausflug nicht alleine unternommen, das wusste sie.
Dort bestand stets die Möglichkeit, auf ein Rudel MacGaulichs zu treffen. In einer kleinen Gruppe hatte man von ihnen wenig zu befürchten. Was sie jedoch mit Mädchen machten, die sie allein überraschten oder, die sie bei einem Überfall gefangen nahmen, hatte sie schon des Öfteren von Gleichaltrigen gehört; und bei dem Gedanken lief ihr jedes Mal ein Schaudern über den Rücken.

Den Ahnen sei Dank, war bisher noch kein MacGaulich auf Fuachtero gesichtet worden, auch, wenn die Gerüchte darum wohl erst dann abreißen würden, wenn man jenen Clan vollends aus dem Gedächtnis verbant hatte.

Caitlin ließ ihren Gedanken freien Lauf, erfreute sich am Anblick der immer näher rückenden Berge und war insgeheim sogar stolz auf sich, diesen Weg alleine zu gehen.
Zwar hatte sie kein klaren Ziel, doch der Anblick der Gipfel, die, ebenso weiß, wie alles um sie herum, prächtig am Horizont aufragten, ließ sie wie von alleine immer weiter darauf zu gehen.
Es war schon einige Zeit her, dass der letzte von Anguren bewohnte Hof außerhalb von Andraste am Horizont verschwunden war, als sie eine erste Rast einlegte.
Zwischen einer kleinen Ansammlung von Findlingen, die ihr etwas Schutz vor dem Wind bieten sollten, ließ sie sich nieder.
Während sie so dasaß, das Brot verzehrte und den Blick über die Landschaft schweifen ließ, wurde sie Zeuge eines seltenen Naturschauspiels.

Wenige 100 Meter von ihr entfernt labte sich ein Schneepanter an einer gerade gerissenen Bergziege. Caitlin wusste aus Erfahrung, dass sie dem Tier jetzt besser nicht zu nah kommen sollte.
Zwar griffen die Großkatzen in der Regel keine Anguren an, doch, um ihre Beute nicht teilen zu müssen, würden sie auch davor nicht zurückschrecken.
Das alles wäre nicht der Erwähnung wert gewesen, hätte sich in diesem Augenblick nicht ein Eisbar genähert. Zwar gehörte die Katze nicht zu seinen natürlichen Feinden, doch, so hatte es den Anschein, schien ihn das wenig zu stören.
Unbekümmert und in gemächlichen Tempo näherte er sich der Katze, die ihn zwar längst bemerkt hatte, jedoch nicht von ihrem Mahl abließ; bis er direkt vor ihr stand.
Gespannt verfolgte Caitlin der Darbietung, fest davon überzeugt, dass sich der Koloss mit einem, vielleicht zwei Hieben seiner gewaltigen Pranken der Katze entledigen und diese in die Flucht schlagen würde.

Schon bäumte sich der Bär auf, die Balance auf die hinteren Beine verlagernd, stemmte er sein Gewicht spielerisch in die Senkrechte. Mit einem markerschütternden Rören begleitet, wollte er bereits die Katze beiseite fegen - doch dieser landete im Nichts.
Ohne in echte Gefahr zu laufen, vom Hieb des Bären erwischt zu werden, hatte sie einen Schritt zurück gesetzt und sich aus der Reichweite der Bärenpranken gebracht.
Wütend darüber, dass sein erster Angriff ins Leere ging, folgte ein weiterer, nicht minder beeindruckender Aufschrei des Bären, der jedoch schnell zu einem Laut des Schmerzens wurde,
als sich die Zähne der Katze in sein Bein gruben.
Wie wild warf sie das Haupt hin und her, bis es ihr gelang, ein Stück Fleisch aus dem Bein den Bären zu reißen. Noch eher dieser sich vom Schreck des unerwarteten Gegenangriffs erholt hatte und abermals zuschlagen konnte, war die Katze bereits außer Reichweite gesprungen.
Den Kopf nach unten geneigt und die Hinterbeine zum Sprung bereit angewinkelt, schien sie einen weiteren Angriff starten zu wollen.
Doch so leicht ließ sich der Eisbär nicht aus der Fasson bringen.
Unter einem Aufstoben des Schnees ließ er sich wieder auf alle Viere fallen, das Maul weit aufgerissen und zum Angriff bereit.
Auch jetzt noch überragte der Bär die Katze um einiges. Ebenso schien sein Wille, diese Ziege selbst zu verspeisen, ungebrochen, denn schon setzte sich der Koloss in Bewegung.
Mochte die Katze doch seinen Hieben ausweichen, würde er sie nun unter sich begraben und sie danach in Stücke reißen.
Doch wieder kam es nicht soweit. Erneut gelang es der Katze sich durch einen einzigen Satz zur Seite, aus der Reichweite des Bären zu bringen. Abermals fackelte sie nicht lange, einen Gegenangriff zu starten.
Noch halb im Sprung, die Hinterbeine weit vom Körper weggestreckt, vergrub sie ihre Krallen im Rücken des Eisbären. Die Zähne folgen, auch, wenn sie ihm diesmal lediglich eine leichte Bisswunde zufügen konnte, denn der Bär war mit einem mal wie von Sinnen.
Es war etwas anderes, ob er seinen Gegner vor sich hatte, um sich direkt zu wehren, oder, ob dieser sich auf seinen gänzlich ungeschützten Rücken stürzte.
Unter lauten Gebrüll warf sich der Bär hin und her, doch als er merkte, dass er die Katze so leicht nicht würde abwerfen können, änderte er seine Taktik schnell und ließ sich seitlich auf den Boden fallen.
Mit allen Vieren um sich schlagend, versuchte er durch eine Rolle die Katze los zu werden, doch ehe diese das gewaltige Gewicht des Bären zu spüren bekam, ließ sie auch schon wieder von ihrem gepeinigten Gegner ab.

Unter Jaulen und Wehklagen rappelte sich der Bär wieder auf.
Sein vormals weißes Fell zeigte nun deutlich, an welchen Stellen die Katze ihm Wunden zugefügt hatte. Für einige Sekunden standen sich beide Kontrahenten regungslos gegenüber.
Ein Knurren und Fauchen begleitete ihre Blicke, im Versuch, den anderen einzuschüchtern.
Caitlin hatte sich während des gesamten Kampfes kaum zu rühren gewagt, zu sehr faszinierte sie dieses Schauspiel der scheinbar ungleichen Gegner.
Als der Bär abermals Anstalten machte, die Katze frontal anzugreifen, hielt Caitlin den Atem an.
Doch schon im Ansatz der Bewegung merkte sie, dass der Bär auf einem Bein lahmte.
So würde es ihm kaum gelingen, die flinke Katze zu erwischen.
Ob ihm das bewusst war oder er sich nur entschied, dass der Rest der Ziege diesen Aufwand nicht mehr Wert war; der Eisbär drehte um und machte sich in die Richtung davon, aus der er gekommen war.
Auch die Katze schien an einer Fortsetzung des Kampfes wenig Interesse zu zeigen, und widmete sich wieder ihrer Mahlzeit, als sei nichts geschehen.

Für Caitlin war jedoch etwas geschehen und als ihr schon drohte schwindelig zu werden, merkte sie erst, dass sie immer noch die Luft anhielt. Unter einem leisen zischen ließ sie die angestaute Luft zwischen den Zähnen entweichen, ohne dabei den Blick von jenem Punkt in der Landschaft abzuwenden, an dem sich eben noch der Kampf ereignete.
Diesen Ausgang hatte sie nicht erwartet.

Als sie sich kurze Zeit später wieder auf den Weg machte, spielten sich vor ihrem inneren Auge immer noch Szenen des Kampfes ab.
Sie war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, wie nah sie sich bereits an den ersten Ausläufern der Berge befand. Die karge, flache Ebene der schneebedeckten Lande begann mehr Konturen anzunehmen. Immer wieder säumten Anordnungen von Steinen ihren weg, zwischen denen sich sogar spärlich Vegetation breitgemacht hatte.
Kleine Windhosen, die aus den Bergen zu kommen schienen, ließen den Schnee ein ums andere mal um sie herum auftanzen. Von Tieren war allerdings weit und breit keine Spur.

So begann sich der Tag dem Ende zuzuneigen.
Caitlin nahm sich vor, eine windgeschützte Stelle zu suchen, wo sie ihr Lager aufschlagen konnte.
Am nächsten Tag würde sie, so hatte sie es sich vorgenommen, schon früh am Morgen neue Vorräte jagen und dann den Berg in Angriff nehmen.

Diese Wanderung hatte Interessant begonnen und sie war gespannt darauf, was die Berge Fuachteros ihr noch zu bieten hatten.
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Greneva Caillon





 Beitrag Verfasst am: 06 Dez 2007 19:40    Titel:
Antworten mit Zitat

...

Zuletzt bearbeitet von Greneva Caillon am 07 Dez 2007 20:19, insgesamt 2-mal bearbeitet
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Berek MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2007 13:52    Titel:
Antworten mit Zitat

Berek.
Nicht besonders aufregend, noch besonders aufgeregt.
Er trottete schlicht auf Andraste zu, die Ebenen waren vor dem endgültigen Wintereinfall ausnahmsweise noch einmal geduldig mit Wandernden und das konnte ihm nur recht sein. Seine Wunden setzten ihm dabei nachhaltig zu und hinterließen eine stets brennende Erinnerung zurück, die seine Laune nicht zum besseren kehrte. Er konnte sie nicht ignorieren, so sehr er es auch bewußt versuchte. Unbewußt ignorieren durch gedankliche Ablenkung nutzte ebensowenig, weil ihn jeder Gedanke wieder hin zur jüngsten Vergangenheit und ihn tiefer in den Groll führte. Doch über all der Gewißheit, verwundet zu sein, thronte die selbst eingeredete Überzeugung, daß alles von selbst abklingen würde oder schon irgendwie gut werden würde. Er hatte sich selbst zu dieser "Einsicht" überredet und darin war er deutlich besser als im Nichtbelasten der geschundenen Stellen. Ja, einen Oberschenkel nicht zu belasten, wenn man von Unruhe getrieben vorwärts stob, das wäre auch eine ganz eigenwillige Kunst. Einbeiniges Hüpfen wäre eine Lösung, aber der Schmerz in der Schulter wäre umso größer und bevor er wohl auf einem Bein durch die Gegend sprang, würde er sich lieber an den eigenen Barthaaren aufhängen.

Eine Nacht im Freien lag hinter ihm, er hatte sie an der Stelle einer fast fertig errichteten Hütte zugebracht. Das hatte ihn - nicht gerade wohlgesättigt und fern von wohliger Wärme - in exakt die richtige Stimmung versetzt, um über Fiona gerecht und unvorbelastet zu urteilen. So hart und gerecht, wie man es von einem vorbildlichen Anführer zu erwarten hatte - die Todesstrafe für all die Vergehen an Aufrichtigkeit und Stolz der Vorväter, die so schwer wogen als hätte sie die Ahnen selbst mit einer Pfeilsalve eingedeckt. Doch bereits Verstorbene mit Pfeilen zu spicken wäre sogar noch weniger hart zu beurteilen als den noch lebenden Chieftain. Das hatte er bei seiner Urteilsfindung nicht gänzlich unberücksichtigt gelassen, den Pfeilen in seinem Leib sei dank. In seinem durch Ringen nach Ablenkung gemarterten Hirn tauchte inzwischen auch etwas wie Verständnis auf; Verständnis für sie, die Täterin. Für Lügen gab es kein Verständnis, für das Mißachten eines gegebenen Wortes auch nicht, hrrrm.. wenn man so weitermachte, gab es für gar nichts Verständnis. Fionas Augenpaar war es, das ihn begleitete wie das Pfeilpaar. Der entfachte Tatendrang hatte aus ihnen gesprochen, als er die zurückschnellende Sehne fast gleichzeitig mit dem Einschlag gehört hatte. Der durch Existenzangst genährte, durch Überlebenswillen getränkte und durch Panik entfachte Tatendrang.
Tatenzwang.


Was für ein Glück, daß er nur noch ein paar Dutzend Schritt von Andraste entfernt war, sonst hätte er noch den Fehler der Relativierung begangen und zum milden Chieftain herabgeschwächelt. Das hätte gerade noch gefehlt, wo das schöne Todesurteil bereits gesprochen war und von gar zwei Mimimirs vor den Ahnen bestätigt worden war. Ein Todesurteil war etwas, an dem man niemals zweifeln durfte. Die anderen Anguren durften es nicht und derjenige, der es denn fällte, durfte es schon gar nicht. Noch schwerer lastet die Bürde vor dem Gericht der Vorväter auf jenem, der Leben aus dem Clan nimmt, denn auf jenen, die Leben in den Clan bringen. Ein Todesurteil war etwas beinahe feierliches in seiner horrend ehrfurchtgebietenden Ernsthaftigkeit und gleichzeitig etwas zutiefst bedrückendes, wenn man gezwungen war, jemanden für seine Verfehlungen aus der eigenen Mitte zu tilgen. Man sprach es nicht einfach so, weil einer aus dem Nachwuchs zurechtgebogen werden mußte oder weil man von einem verirrten Pfeil getroffen worden war. Hrrrrmn...! Da wäre er beinahe schon wieder in die Falle der Relativierung getappt, die wie ein speerspitzenbewehrtes, klaffendes Loch im Schnee auf einen unbedachten Gedankengang wartete, der ihn zögern ließ. Berek ging ein unerwünscht kühlender Schauder durch den ganzen Leib, von dem er nicht zweifelsfrei wußte, ob er auf die Wunden zurückging oder auf die Abscheu vor der Vorstellung, zu milde zu sein und so seinen Clan zu verweichlichen.

Unter ihm würde niemand schwächeln, höchstens wenn er unter der Last auf seinen Schultern zusammenbrach. Unter diesem Aspekt gewann die Suche nach Caitlin auch einen ganz neuen Boden. Man hatte ihm mitgeteilt, sie wäre aus der Clansmitte entschwunden seit dem Vorfall am Turm und bei der Kämpferseele Agronas, er würde ihren Hintern dorthin zurückschleifen, wo er hingehörte. Ihre Strafe war längst überfällig und zudem würde er so etwas zu tun haben, außer rasend vor Schmerz im Kreis zu torkeln und einen Haß aufzubauen, der niemandem bekommen würde. Eine selbstständige Suche bedeutete auch, die meiste Zeit über alleine zu sein und so würde es ihm nicht so schwer fallen, alles gewöhnlich wirken zu lassen. Er hatte schon bei seinen Unterhaltungen mit Agais, der starrköpfigen, großspurigen, bockbeinigen, alten Jungfer der Farlainns, und Moyra, der aufsässigen, abgestumpften, bockbeinigen, weniger alten Metze der Ioras, gemerkt, wie schmerzhaft es sein konnte, sich so zu geben, als wäre nichts unrecht und er im Vollbesitz seiner Kräfte. Aber er wußte auch gut, daß die anderen Clans nur darauf lauern könnten, um über ihn herzufallen, sobald sie denn merkten, daß er angeschlagen war. Zugegeben, Moyra, das einsame Viehhirtenweib, die frustrierte Pflanzenrupferin, würde wohl nicht über ihn herfallen, zumindest nicht im schädlichen Sinne, denn die unter störrischer Ader getarnten, scheuen Blicke waren ihm wohl nicht entgangen; ebensowenig wie die als Beleidigung verschleierte Bewunderung für seinen unbeugsamen Willen, mit zwei solchen Wunden durch die Landschaft zu stiefeln. Eiserne Selbstüberwindung über die Grenzen geistiger Zurechnungsfähigkeit hinaus zahlte sich eben aus und sorgte überall für Anerkennung, besonders bei den Weibern.
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Greneva Caillon





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2007 20:20    Titel:
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Verstoßen


Der Winter brach an... für einen Anguren kein überaus großer Unterschied zum Herbst oder gar Sommer. Nur der Schnee lag immer höher...
Zu dieser anfänglichen Winterzeit schlurfte Fiona mit hängendem Kopf bei Schneefall durch das südwestliche Gebiet der eisigen Insel. Sie konnte kaum irgendetwas denken, zu tief saß der Schock der vergangenen Tage...

Der eigentliche "Übungskampf" am Turm war ein Desaster gewesen.
Die nur wenige Jahre ältere Caitlin hatte Fiona um Unterstützung bei der Verteidigung des Turmes gebeten, sie sollte den Lockvogel spielen und es schaffen, dass der große, erfahrene Berek in eine von Caitlin gestellte Falle ging.
So kreierte sie ein furchtbares Szenario und tat so, als wäre sie von einem Tier oder Monster angegriffen und zerfleischt worden. Die Vorbereitungen dazu fand Fiona recht lustig und sie gab sich viel Mühe um die Echtheit ihres Auftritts, jedoch war es nicht mehr so lustig, als sie tatsächlich eine gute Weile im Schnee liegen musste, noch dazu mit alter, zerrissener Kleidung.
Sicher hatte sie sich bereits zu dem Zeitpunkt schon einige ihrer Frostbeulen geholt, dachte sie nun bitter.
Doch das war noch gar nichts gegen das, was folgte.

Berek war einfach nicht leicht zu überlisten oder niederzuzwingen, das sah Fiona spätestens als Halvar nach kurzem Zweikampf mit dem angurischen Bären zu Boden ging. Caitlin, die sich aus dem Hinterhalt auf den Chieftain stürzte, folgt bald darauf Halvar nach.
Nun gut, die junge Frau besaß sicher lange nicht die Kräfte um gegen Berek zu bestehen, jedoch bei dem jungen Anguren erschreckte
Fiona durchaus.
Kinneth, der den Verteidigern eigentlich helfen sollte, wandte sich auf einmal ebenfalls gegen diese, sodass am Schluss sie alleine gegen die beiden Männer stand.
Berek durchschaute ihre Maskerade fast sofort und zwang sie mit einem Fußtritt aufzustehen, der Fiona zwar nicht mit voller Kraft traf, aber dennoch ein paar ordentliche blaue Flecken hinterlassen hatte.


Sie ballte die Faust aus Wut über ihre Dummheit und verzog sogleich das Gesicht vor Schmerzen. Das war der falsche Arm... er tat ihr immer noch weh, von der Schulter bis hinab zu den Fingerspitzen.

Nach der Entdeckung ihres Täuschungsmanövers flüchtete sie sich auf die Brustwehr des Turmes und zückte Pfeil und Bogen. Sie wollte wenigstens, wenn sie schon nicht helfen konnte, eine Waffe in der Hand haben, damit sie nicht völlig aus dem Kampf ausgeschlossen wurde. Caitlin hatte sie schließlich so eindringlich gebeten, zu helfen...
Sie zielte mit dem selbstgeschnitzten Pfeil auf Bereks Schulter, während dem Kampf verlor sie die Stelle immer, weil die verschiedenen Leute in ihre Schusslinie kamen.
Wirklich vor hatte sie es ja nicht, Berek zu verletzen, doch als ihre beiden Verbündeten unter seinen schallenden Hieben niedergestreckt wurden, wuchs die Panik in ihr bis auf einen Punkt, wo sie die Kontrolle über den Bogen verlor und ein Pfeil unbeabsichtigt dicht neben Berek in den Schnee schlug.


Ein leises Stöhnen vor sich gebend blieb sie mitten in den fallenden Schneeflocken stehen und sah zum Himmel auf. Berek hatte allen Grund auf sie so wütend zu sein, wie er es einen Tag nach dem Kampf gewesen war.

Er lief wutschnaubend zu ihr auf die Brustwehr hinauf und wollte ihr wohl seine Meinung dazu zeigen. Das verängstigte Fiona nur noch mehr, sodass sie ihre Vernunft für wenige Augenblicke vergas und gedankenlos zwei weitere Pfeile gegen ihn abschoss.
Diesmal traf sie. Einer landete in Bereks Schulter, der andere in seinem Oberschenkel. Selbst ein so kräftiger Bär, wie er, konnte zwei solche Einschläge in den Körper nicht ohne weiteres einstecken, und so stürzte er rückwärts von der Brustwehr herunter.
Inzwischen war Kinneth schon hinter Fiona geschlichen und nahm ihr flugs mit seinem Stab den Bogen weg, gerade noch bevor sie sich auf den Boden hinabrollte. Ihre Pfeile verteilten sich über die ganze Planke und den Schnee.
Unten bei dem bewusstlosen Halvar angelangt nahm sie, nur um wieder etwas bedrohliches in der Hand zu haben, dessen Schwert auf und hielt es schützend vor sich und Kinneth.
Just in diesem Augenblick stand auch Berek wieder auf und so war sie von zwei Fronten eingekesselt. Ihre Erfurcht und Panik - letztere entstand aus ihrer anfänglichen Kampfesfreude, welche sie sehr rasch überforderte - machten es schließlich dann für die zwei Männer einfach, Fiona auch noch niederzuzwingen, und mit einem Fausthieb ins Gesicht und Kinneths Stockschlag auf die Schulter ging auch sie zu Boden, mit Berek auf ihr drauf.


Der Tag darauf war viel schlimmer gewesen. Mit steifgefrorenen Gliedern schleppte sie sich zum Auftauen zurück nach Machad und nahm ein wärmendes Gebräu zu sich. Das Gleiche nahm sie auch mit auf das Treffen des Rates mit, über welches ihr der Mimir Bescheid gab.
Vor Berek, Kinneth und Jall wollte sie sich rechtfertigen, doch sie wurde kaum angehört... und auch wenn Einiges, was auf sie als Schuldträgerin geschoben wurde, so nicht zutraf, widersprach sie nicht richtig, um sich mit Respektlosigkeit nicht noch mehr zu schaden. Eigentlich sollte sie zornig auf Caitlin sein... diese hatte sie quasi zu dem Ganzen angestiftet, doch Fiona konnte ganz gut für sich selbst entscheiden, was sie immer gern verlautbarte, und so nahm sie diese Schuld des gedankenlosen Mitmachens und all den Folgen, die es auf sich zog, auf ihre Kappe.
Aber Strafe musste nunmal sein...


Fiona setzte sich seufzend wieder in Bewegung. Nun war sie für einige Tage aus dem Clan verbannt, der ihr immer wieder eine Stütze und Schutz gewesen war. Um seines und der Ahnen Willen musste sie ihre Ehre nach diesem sprichwörtlichen gewaltigen Schuss in den Ofen wiederherrstellen... Doch an wen konnte sie sich nun wenden, da sie sich in Machad nicht blicken lassen durfte...
Erstmal war sie in den hintersten Teil von Andraste gewandert und dann würde sie... nun, sie wusste es nicht genau, wie es nun weiterging.

Um den Ahnen ihre wahre Stärke zu zeigen musste sie jemanden finden, der ihr Schicksal teilte und diese Tage außerhalb der Geborgenheit ihres Clans, ihrer Familie überleben.
Doch selbst, wenn sie die körperlich schwächste Angure auf ganz Fuachtero und Scatlan wäre, ihr Wille konnte sehr stark sein und auch diese Prüfung musste und würde sie überstehen.
Hoffentlich...
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Berek MacAgrona





 Beitrag Verfasst am: 07 Dez 2007 20:21    Titel:
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Inzwischen hatte er den dritten Anguren, der in der Handelssiedlung seinen Weg gekreuzt hatte, angemault, ausgehorcht und noch einmal angemault. Er war keineswegs guter Laune und es wurde langweilig, beständig auf seine Wunden hingewiesen zu werden, wie Grim es auch getan hatte; ein MacFarlainn, der irgendwie keiner war und irgendwie doch einer war. Genau wußte es der arme Kerl wohl selbst nicht, aber für einen Anguren war er jedenfalls eine ziemlich armseelige Erscheinung, für die sich Thomas nicht zu brüsten brauchte. Endlich hatte einer dieser Lehmpatzer, wie Berek insgeheim wenig schätzend die Anguren benannte, die für Lehm die Goltmünseh rafften, eine Antwort, die den MacAgrona befriedigte. Sie führte ihn in der Gemächlichkeit, die einem mit Pfeilen gut Bestückten passabel zu Gesicht stand, zu einer Hütte etwas abseits der Marktstände. Ein paar verirrte, ungläubige Blicke verfolgten ihn, doch die Rufe von Matrosen, die drängenden Blicke von angurischen Aufpassern und sicher auch die allgegenwärtige Kälte drängten sie dazu, den Koloss, aus dem zwei abgebrochene Schäfte sichtbar herausragten, alsbald zu verdrängen und sich wieder ihrem Treiben auf Fuachtero zu widmen.

Der Schornstein der beschriebenen Hütte hustete noch schwach warme Dämpfe in den Himmel, doch es mangelte ihm an der nötigen Entschlossenheit. Bereks Schritte knirschten näher an eines der beschlagenen, mit Eisblumen begrünten Fenster und er beugte sich herab, um in das Innere zu lugen. Nichts zu sehen, nichts außergewöhnliches, also nichts außer eine milchige Spiegelung seines Schädels und eines Pfeils direkt dahinter. Hrrrnm...! Das hatte er für einen Moment fast vergessen und mit eisiger Laune stapfte er um das Gebäude herum, bis er endlich die Tür fand. Spuren führten von ihr fort, weg von Andraste den Bergen entgegen. Es würde noch einige Zeit dauern, bis sie vom nachfallenden Schnee zugedeckt worden wären, der sich heute keine große Mühe dabei gab. Ein epileptisches, einseitiges Grinsen zuckte sich seinen Weg einen Mundwinkel empor. Fast wäre er so dumm gewesen, instinktiv in die Hocke zu gehen, um die Größe der Spuren zu untersuchen und das Gewicht abzuschätzen, mit dem sie in den Schnee gepreßt worden waren. Doch er war nicht darauf hereingefallen, ein schwacher Triumph. Er zog die nicht verriegelte Tür unter dem kleinen Vordach auf und trat ein. Niemand war zu sehen, der Raum war eine einfach gehaltene Stube ohne ein lebende Seele. Vielleicht war es ein kleiner Treffpunkt für ein paar Arbeiter, die sich hier ausrasteten nach dem Tagewerk, denn es gab etwas wie eine Theke, eine offene Stiege führte in das Obergeschoß. Der Kamin gab ein unregelmäßiges Knistern in den Raum ab, doch sah Berek auf den ersten Blick, daß nur noch wenige Holzscheite den Hunger des Feuers stillten. Es wurde schon länger nicht nachgelegt. Er zog die Türe hinter sich zu und schwer knarrten die Schritte auf den grob gezimmerten Holzdielen, als er sich in das Innere begab. Ein paar Brummlaute ohne Antwort versicherten ihm, das niemand da war, der ihn hören konnte. Dafür gab es einiges zu sehen. Die Theke war ansehnlich gedeckt mit allerlei Fleischbrocken auf einfachen Holzplatten.

Er wartete zu, lauschte in den Raum hinein, doch außer dem Knistern des Kamins, seinem eigenen Schnaufen und dem Wind außerhalb war nichts zu hören. Nicht einmal die fremden, störenden Geräusche des Marktes konnte man bis hierher hören. Die verlockende Nahrung im Auge trat er näher und dann plötzlich zog es seinen Blick alarmierend an. Was er zunächst für ein Fellknäuel gehalten hatte, waren ein Paar senkrecht daliegender Füsse samt Fellschlapfen, die neben der Theke in den Raum ragten. Es war doch jemand da, doch so dumm auf dem Boden zu schlafen, würde derjenige wohl nicht sein. Innerlich in Trauer um das entgangene Mahl, schob sich Berek vorwärts, um nur langsam über die Theke zu linsen. Nicht etwa, weil behutsames Vorgehen zu seinen Eigenarten gehörte, sondern weil er nicht dumm genug war, mit den Schaftenden gegen die Holzwandung zu prallen. Wer hätte geahnt, daß es so leicht war, mit der Wunde umzugehen? Eine kleine Behinderung, mehr war es nicht. Nichts, womit man sich nicht arrangieren konnte, wenn man ein gestandener Kerl war. Nichts, womit er nicht leben konnte. Sein Jagdmesser, dem man im Raum Gerimors eher die Bezeichnung Kurzschwert zusprechen würde, hatte er bereits gezogen und wartete nur auf den ersten Blickfang, der ihm nicht gefallen würde.
All die Vorbereitung war umsonst.
Eine alte Frau lag platt auf dem Boden, ihre Nase stand nicht im optimalen Winkel. Es war ein noch frischer Bruch, der rötlich umrandet war, doch sie atmete noch beharrlich. Berek hatte mehr erwartet und es war nur seiner zivlisierten Sensibilität zuzuschreiben, daß er nicht gleich über Enttäuschungen nachdachte. Desinteressiert und befriedigt über die Lage sackte er zurück und schob sich einen der massiven Stühle zurecht, um sich hinzuhocken. Da das Messer schon gezogen war, bot es sich an, damit einen der vorbereiteten Happen aufzuspießen und zu vertilgen, während er darauf wartete, bis die Vettel endlich wieder zu sich kommen würde.



Ihr Kopf schmerzte und ihre Schläfen pulsierten hektisch im Takt des Trommelwirbels in ihren Ohren. Ihr Herz war es, das sie Schlag für Schlag unrymthmisch pumpen hörte, als sie langsam wieder fühlte, lebendig zu sein. Hatte sie geschlafen? Nein, dazu fühlte sich ihre Nase zu taub ab. Eibhlin drückte sich mit einem erschöpften Stöhnen vom Boden hoch. Geringe Mengen an Blut, das meiste davon schon geronnen und getrocknet, ergaben eine Sauerei auf dem Holzboden, die sie würde aufwischen müssen. Ohne auf ihre Umgebung zu achten, stützte sie sich an der Theke empor. Es war recht still. Das Erste, was sich ihrem noch etwas trüben Blick bot, war ihre verformte Nase vor dem düsteren Hintergrund der Hütte. Sie rückte respektvoll und überaus vorsichtig daran herum, ließ es aber beim ersten Schmerz sofort bleiben.

"So ein durchtriebenes kleines Miststück..", sprach sie gedankenverloren und ganz auf sich selbst konzentriert vor sich hin.
Stille lag im Raum, dann schnappte etwas mit einem lauten Knall zu, Holz prallte auf Holz. Sie erschrak, war das Luder noch immer da? Sie registrierte eine Bewegung im hinteren Teil der Kammer, wo kein Fenster war.
"Ay'kho...", ein riesiger Schatten erhob sich ausgesprochen langsam von dem Gestühl, auf den er noch zuvor seinen massigen Hintern gepflanzt hatte. Er war mit dem Sessel nach vorn geschnappt, hatte offenbar gewippt. Die markante Stimmeund der eigenwillige Akzent fielen ihr gar nicht auf, einzig die Gestalt und der belegte, basslastige Ton ließen sie auf den ersten Schreck wie festgewurzelt stehenbleiben.
"D'e such'ch..", fuhr er fort.
"Suchen? Wen?"
"D's Miststück... Klein, hrrnm..?"
"Ja, klein war sie und hat mich..."

Die dumpfen Klänge der schweren Schritte auf dem Holz überlagerten sich in ihrem Gehörgang mit denen ihres Herzens. Die Tür wurde von dem ihr fremden Anguren aufgezogen und Eibhlin blieb schlicht stehen und wartete. Er nickte scheinbar in ihre Richtung, doch blieb das bärenbewehrte Haupt praktischerweise gleich gesenkt, um durch die Tür hinauszuschreiten. Dann war er draußen und weg, er hatte noch etwas gemurrt, daß sich entfernt nach einem Dank angehört hatte. Doch das war es nicht, was sie momentan gedanklich forderte. Hatten sie die getrübten Sonnenstrahlen durch die Türe getäuscht, waren es die Nachwirkungen des Schlags auf den Kopf oder hatte sie soeben einen Halbriesen gesehen, der mit Pfeilen im Körper in ihrer Hütte gehockt war? War es gar eine heldenhafte Erscheinung der Ahnen?
"Dank... wofür.....?", hörte sie sich selbst vollkommen konfus und verunsichert sprechen. Sie grübelte schon mit beklemmendem Gefühl in der Brust über die Bedeutung dieser Prophezeihung nach, wollte nach einem Mimir rufen lassen und dann sah sie, daß von dem vorbereiteten Essen für ihre Söhne nichts mehr übrig war außer Knochen und die leeren Holzplatten. Und bekanntlich haben Erscheinungen der Ahnen keinen Hunger.
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Greneva Caillon





 Beitrag Verfasst am: 13 Dez 2007 16:00    Titel:
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Die sich steigernde Kälte wandelte die Regentropfen über Fionas Tage außerhalb des Clans in Schneeflocken um. Den Unterschied mag die junge Angurin nur dadurch wahr, dass sie nun durch das sich auf der Erde stapelnde kalte, weiße Gold stapfen musste, um Mitglieder ihres Clans zu finden – in der Tat zählte sie sich noch zu ihrem Clan dazu, auch wenn sie ihres Kiltes entledigt wurde und dem Tod sehr wahrscheinlich bald ins Auge blicken sollte.

Ergeben schlich sie seit dem verhängnisvollen Tag mit hängendem Kopf und Schuldbewusstsein sowie Reue darin durch die Gegend um Andraste. Die erste Nacht verbrachte sie vorübergehend bei dem hiesigen Hafner; um keinen Preis wollte sie sich von jemandem anderen finden lassen und schließlich kannte sie den älteren Herrn schon etwas länger – er überließ ihr über die paar Stunden der Nacht eine provisorisch mit Fellen belegte Ecke seines Ladens. Doch an Schlaf war für Fiona kaum zu denken, so sehr sie sich bemühte ihre Gedanken aus ihrem Kopf auszusperren, es gelang ihr nicht. Der Hafenbewohner wurde während der Zeit wohl mehrmals durch unwillige und fast verzweifelte Brummer aus seinen Träumen zurück in die Wirklichkeit geholt.

Tod.
Tod zur Wiederherstellung der Ehre. Das drohte der jungen, krankheitsanfälligen Angurerfrau.

Hrmmmn - Jall...
Der Mimir hatte etwas Unverständliches über Strafteilung gebrabbelt, als sie ihn getroffen hatte. Ihre Strafe... konnte man den Tod teilen? Und wenn ja, was kam dabei heraus?

Auf des Chieftains Geheiß hin suchte sie andere MacAgrona auf:
Ihre Schwester Sarahlain – welche sofort Jall gegenüber verlautbarte, dass sie die Schuld auf sich nehmen würde.
Im ersten Schock und Unwissen über die wahren Umstände des Urteils war Fionas erster Impuls ebenfalls zu ihrem Mimir – für sie gewissermaßen Lehrer und Vater in Einem - zu laufen und Sarahlains Forderung zurückzunehmen. Da sprach er übers Teilen der Strafe... Was es genau zu bedeuten hatte, wusste sie jedoch nicht; Jall sprach in Rätseln.
Nach ihrer ersten, einsamen Nacht im Hafnerhaus verbrachte sie die folgenden beiden Tage mit dem Sammeln von Jalls Pilzen unter der immer dichter werdenden Schneedecke. Gegen Abend dann erst, als sie wieder nach Andraste kehren wollte, kam ihr Elryk entgegen, der von ihrer Lage noch gar nicht Bescheid wusste – B’rek hält’s wohl g’heim... – und sie erzählte es ihm mit einer durchschaubaren Gleichgültigkeit. Die Fassade fiel sehr rasch, Elryk erfuhr alles. Freundlich und hilfsbereit riet er ihr, doch in der Nähe Machads zu bleiben und im warmen Turm zu nächtigen für den Rest ihrer „Exilsfrist“. Seine Überredungskunst siegte über ihre Unsicherheit und sie mümmelte sich in die Felle.
Auch den dritten Sonnenlauf verbrachte sie im Wald mit dem Sammeln von „Mimirpilzen“ und „Speerpilzen“ für den Mimir – sie wollte wenigstens, wenn sie schon aufgrund ihrer Dummheit sterben musste, Jall noch etwas Gutes tun. Schließlich hatte er doch viel mit ihr ertragen müssen…
In ihre Geschäftigkeit am Schicksalstag, dem vierten, platzte Caitlin hinein – sie erschien zerrupft, zerschlagen und miserabler Laune – und keifte Fiona gleich unwissend an, was sie denn hier so (ohne ihren Kilt) wollte. Die Jüngere erklärte ihr alles genauestens - Is's Teil d'r Straf', dass'ch all's selbst 'rzähl'n muss? - und reichlich betrübt, sodass die blonde Kämpferin Caitlin ihre Sprache abmilderte und sie mit derben Scherzen aufheiterte. Dabei zog sie sie schon Richtung Machad davon – im Eiltempo – während sie von ihren ebenfalls gewissermaßen clanlosen Tagen berichtete und endlos Fröhlichkeit und Ermutigung verströmte. In der Tat gelang es ihr, Fiona zum Grinsen zu bringen und ihr die Verkrampftheit zu nehmen.
So marschierten sie hastig durch Wälder und Auen zu Berek in der Hütte Machads. Eben hatte er sich von seinen vielen Wunden des letzten Kampfes erholt – nicht zuletzt war Fiona an seiner schlechten Verfassung Schuld, was sie auch einsah, und dementsprechend wieder etwas in ihrer Haltung einknickte, als sie ihrem Chieftain wieder gegenüberstand.
Doch drängte er ein vertrautes Gespräch mit der Jungen beiseite, da sich alle MacAgrona versammelten – wohl auf sein Geheiß hin – nur Fiona und Caitlin wussten nicht Bescheid und wurden in ihrer Diskoordination einfach mithineingezogen.
Das Urteil über Fiona, damit auch ihre Strafe, würden etwas warten müssen.

In Gruppen von 3-4 Anguren ging es dem Festland zu…
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