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"... und so stelle ich mir die Frage..."
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Charon Varrock





 Beitrag Verfasst am: 15 Nov 2007 05:03    Titel: "... und so stelle ich mir die Frage..."
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"... und so stelle ich mir die Frage, wann ich endlich Frieden finden werde."


So lauteten die vorerst letzten Worte in dem aufgeschlagenen Buch des Besitzers. Doch wird diese Zeilen zu diesem Zeitpunkt weder jemand lesen noch fortführen, da ausserhalb des Hauses eine erbitterte Schlacht tobt - und sie dies auch noch bis zum frühen Morgen tat.

Doch schliesslich war es vorbei. Die Sonne lugte verschlafen über den Wäldern, die die kleine Stadt Fulmberg majestätisch umgaben, hervor und zeigte deutlich das Ausmass der Ereignisse der letzten Nacht.

Wieder einmal versuchten die Räuber aus dem nahen Wald, das Lagerhaus des Städtchens zu plündern und stellten sich dabei nichtmal so ungeschickt an. Glücklicherweise wurde niemand getötet, wie es während den Scharmützeln der vergangenen Jahre leider schon öfters geschah - lediglich das Eckhäuschen des Schusters Jysterbil, welcher von all dem nichts mitbekam, weil er einen sehr festen Schlaf hatte, hatte Feuer gefangen, als ein vorbei eilender stolperte und seine Fackel in die Auslage seines Ladens purzelte.

Gegen Vormittag legte sich die Aufregung um das Vorgefallene langsam und wich einer Welle der Entnervtheit ob der ständigen Angriffe. Die einen verfrachteten die Gefangenen in den Kerker unterhalb des Rathauses, die anderen räumten die Strassen frei von umgestürzten Karren und wieder andere legten müde ihre Rüstungen und Waffen ab.

Drei von diesen letzter genannten waren der Wachtmeister Shantibar Varrock und seine Söhne Charon und Khyr-Shant, die sich gerade auf dem Heimweg befanden. Der schwerberüstete Wachtmeister Shantibar trug eine schwere Gleve, die er gekonnt vor sich hertrug, während seine Söhne eher mit leichten Rüstungsteilen bestückt waren. Schliesslich waren sie noch jung und konnten mit Plattenrüstungen noch nicht so gut umgehen wie gestandene Krieger. Da die Rüstmöglichkeiten der Stadt Fulmberg sowieso verschwindend gering waren, war dies verständlich, sagte man sich in den Wirtshäusern.

Während Charon ziemlich müde mit seinem Vater über die vergangene Schlacht sprach, hatte sein jüngerer Bruder Khyr-Shant wie gewohnt nichts besseres zu tun, als den jungen Männern der Stadt hinterherzueifern. Charon und sein Vater schämten sich für dieses Verhalten... welcher Mann würde um Gottes Willen schon seine Lust auf Männer fixieren? Aber gut, sollte er nur... Fulmbergs Mütter aller Zeiten waren dafür bekannt, originelle und charakterlich aussergewöhnliche Kinder zur Welt zu bringen.

Man erinnere sich nur an den vorletzten Bürgermeister, der zwar ein hervorragender Verwalter war, sich jedoch ständig einbildete, Flügel am Hinterkopf zu haben, weswegen er auch ständig Hut trug. Oder an den Maurermeister, der sich zum Kanalreiniger umlernen liess, weil er sich einredete, dass er ein Frosch wäre. Oder den Bauern Stiltsan, der sich in seine Mastsau verliebte und diese dann mit seiner Kuh als Trauzeugin zum Altar führen wollte. Es gäbe noch so vieles zu erzählen.

Und auch wenn sich solche kuriosen und sympathischen Originale wie ein roter Faden durch Fulmbergs Geschichtsbücher ziehen, muss man jedoch anmerken, dass seine Bewohner keineswegs verrückt sind. Vielleicht arg starrsinnig, sehr stolz, einem Glas Rachenputzer nicht abgeneigt und rauflustig, aber keineswegs dumm.

Drei dieser typischen Fulmberger sind die Männer der Familie Varrock : Shantibar, der Vater, ein grauhaariger, bodenständiger stämmiger Mann besten Alters, dessen Vorlieben sich in schwarzem Humor und einer gehörigen Portion Sarkasmus manifestieren. Er stellt einen der Wachtmeister der Stadt dar und nimmt seine Aufgabe sehr ernst, auch wenn er manchmal fälschlicherweise etwas dämlich auf neue Bekanntschaften wirken mag.

Charons jüngerer Bruder Khyr-Shant - ein 23-jähriger jugendlicher, gut aussehender Bursche mit schwarzen Locken der aufgrund seines hohen Bildungsstandes einen vorzüglichen Anwärter auf das Amt des nächsten Bürgermeisters abgäbe, wären da nicht seine bereits erwähnten stadtbekannten Vorlieben, auf die man nun wirklich nicht näher eingehen muss.

Und schliesslich der älteste Spross der Familie Varrock : Charon. Meistens gut gelaunt, hochgewachsen, rauflustig und einem guten Umtrunk nie abgeneigt. Er kommt ganz nach seinem Vater und teilt dessen Leidenschaft für Waffen aller Art mit einer großen Leidenschaft. Sein einziges Problem stellen für ihn seine Haare dar, die seit einem Erlebnis mit einem Kellergeist eine seltsame schneeweiße Färbung besitzen.

Natürlich seien auch noch Shantibars Frau Gedlija, die gute Seele der Familie, und die Jüngste der Familie, Kashij, zu erwähnen.

Gedlija ist eine, für ihr recht stolzes Alter von 53 Jahren, nach wie vor wunderschöne reinblonde Frau, welche nach aussen hin sehr zerbrechlich wirkt, dies jedoch meistens durch ihr ungezügeltes Temperament gepaart mit einem beeindruckenden Arsenal an Schimpfwörtern wieder wett macht. Anzumerken ist, dass Gedlija oftmals die Siegerin der in Fulmberg so beliebten Schimpfwortwettbewerbe ist, dies jedoch von den Wirten der Gaststätten gerne geleugnet wird.

Kashij mit ihren 15 Jahren ist der kleine Engel der Familie, besonders, da ihr Vater sich von Anfang an nichts sehlicher als eine Tochter wünschte. Kashij ist jedoch nur eine Abkürzung des Namens Kashijanderaeireleija, den sich jedoch nur ihre Mutter merken kann und die restliche Familie (und die gesamte Stadt) daher auf "Kashij" ausgewichen ist. Kashij fällt gerne durch ihre große Klappe, ihre Sommersprossen und ihre nachtschwarzen Haare auf, weswegen ihre Eltern es sehr begrüßen, dass sie nichts lieber tut als mit Khyr-Shantir durch die Gassen zu ziehen, da sie sich so zumindest den Ärger mit vielen Jungs erspart, die die Vorlieben ihres Bruders kennen.

Doch zurück zur eigentlichen Geschichte :

Unsere Drei schlenderten vom Nordtor aus gemächlich über den Marktplatz, machten einen kurzen Halt vor den von Aussen einsehbaren Zellen der Gefangenen, freuten sich darüber, dass bei der Rauferei der letzten Nacht der Hahn des Bankiers Tolter, ein krähendes Miststück, der Hahn natürlich, von dieser Welt schied und rissen böse Witze über das Schicksal der Gefangenen, die, wie Vater Shantibar es auszudrücken wusste, bald als Schweinefutter enden würden, was natürlich sofort eine Diskussion über das Mittagessen zur Folge hatte.

Endlich kamen sie zuhause an. Doch als sie die Tür öffneten und wie die Stahlwalzen ins Zimmer trampelten, wurden sie mit einer bösen Überraschung konfrontiert. Der Geruch nach Schweinebraten fehlte! Kashij, welche eben erst aufgestanden war und noch im Nachtkleid herumsass, überredete Mutter Gedlija dazu, ihr ihren heissgeliebten Gemüseeintopf zu kochen. Und da die Wünsche der Jüngsten über die von sich prügelnden Männern, welche sich zwar für die Sicherheit der Stadt prügelten, aber demnoch sinnlos prügelten, hinausgingen, half alles Murren und Motzen nichts. Schliesslich war bei der Prügelei auch ein gewisser Spaßfaktor dabei...

Missmutig wurden die Rüstungsteile wie Stiefel in die Ecke geworfen und man(n) begnügte sich mit der Gemüsebrühe, da keiner einen von Gedlijas berücktigten Wutausbrüchen heraufbeschwören wollte. Die kleine Kashij hatte schliesslich bereits genügend Schimpfwörter von ihrer Mutter gelernt.

Schliesslich war das Mittagmahl beendet und zufriedene Stille legte sich über den Tisch. Doch schon kurze Zeit später wurde diese Stille wieder durchbrochen, als die ersten Erzählungen von der nächtlichen Schlacht laut wurden und ein jeder mehr mit seinen Errungenschaften aufwarten wollte als der andere.

Vergleiche mit "getretenen Kötern" wurden gezogen, Ideen ausgetauscht, wie man die Gefangenen wohl am besten nutzen könnte und sich ab und an nochmals vorsichtig über den entgangenen Schweinebraten beschwert - und dies den ganzen Nachmittag über.

Schliesslich wurde es Abend. Vater Shantibar ging nach einem ausgiebigen Schläfchen zurück an die Arbeit und Khyr-Shant setzte sich wieder vor den Kamin zu seinen Büchern und schrieb einen Liebesbrief an den Sohn des Bibliothekars.

Alleinig Mutter Gedlija, Kashij und Charon sassen noch am eichenen Esstisch und sprachen aufgeregt miteinander. Seit Tagen schwebte Charon nur noch ein Thema im Kopf herum... er wollte weg. Nicht, dass es ihm in seiner Stadt Fulmberg nicht gefallen würde, nein. Es war etwas anderes. Er wollte endlich die Welt sehen. Die Welt ausserhalb der Mauern Fulmbergs. Etwas erleben - Abenteuer, neue Freunde und auch Feinde.

Schliesslich war er nun schon 28 Jahre "alt", wie Kashij ihn gerne trietzte, und hatte, ausser einigen spaßigen aber kurzen Liebschaften, noch keine heiratswillige Frau gefunden und war zudem ein ausgelernter Gardist, der sich bei den Tätigkeiten und Scharmützeln mit Räuberbanden in seiner Heimatstadt sehr langweilte.

Es wurde immer später. Und mit der verstreichenden Zeit wurde allen Anwesenden klar, dass es wohl das Beste wäre, wenn Charon Fulmberg verlassen und in die Welt hinausziehen würde. Seine Mutter ermutigte dieses Vorhaben mit dem Satz:

"Vater kann schon alleine auf diese Holzköpfe aufpassen!"

während Kashij ihn immer wieder wegen seinem Zögern aufzog. Eine kurze Diskussion später war es jedoch beschlossene Sache : Charon würde Fulmberg noch heute Nacht verlassen und sein Glück wo anders suchen. Als sie gerade am beraten waren, wohin seine Schritte ihn am besten zu führen hätten, warf Khyr-Shant vom Kamin her ein:

"Ich hörte, auf Gerimor drüben tobt gerade einiges an Konflikten... die brauchen sicher noch jemanden, der Ahnung von Krieg hat!"

So war es schliesslich besiegelt. Charons Weg wird ihn nach Gerimor führen! So packte man ihm das nötigste ein, verabschiedete sich kurz aber herzlich, wie es die Art der Menschen aus Fulmberg ist und wünschte ihm alles Gute für den weiteren Weg. Lediglich das Versprechen, sich regelmässig zu melden, wurde ihm abverlangt, bevor er sich, von seiner Familie begleitet, auf dem Weg zum Westtor machte und sich dort auf den Weg in Richtung des Waldes machte.

Kashij begleitete ihn noch einige Meter bevor sie zurückgerufen wurde und Charon nun völlig alleine auf dem Weg in Richtung des Waldes war. Noch winkten sie ihm. Aber schon bald würden nächtliche Zweige ihm die Sicht auf Fulmberg versperren und es gäbe nur noch den Weg geradeaus.

Den Weg geradeaus in ein neues Leben.
Den Weg geradeaus in Richtung Abenteuer.
Den Weg geradeaus nach Gerimor!

Wobei das noch aufgeschlagene Buch mit der anfangs gestellten Frage noch immer in Fulmberg liegt.
In einem nun unbewohnten Zimmer.
Und die Frage wird demnoch nicht so schnell beantwortet sein...


Zuletzt bearbeitet von Charon Varrock am 15 Nov 2007 05:13, insgesamt 2-mal bearbeitet
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