Tage der Trauer

[Rahel de Winter]

Als Rahel die Holzpuppe in der Auslage sah begann sie zu lächeln, Emilie würde sie sicher lieben. Sie konnte das Lächeln ihrer kleinen Tochter bereits sehen, wenn sie sie ihr geben würde. Doch anstatt Vorfreude traf sie der Schmerz fast unvorbereitet, sie würde nie wieder lächeln, genauso wenig wie Felian und Dorian je wieder lächeln würden.

Heiß schossen ihr die Tränen in die Augen, wann würde sie je begreifen, dass die drei Menschen, die sie am meisten geliebt hatte in ihrem Leben, nicht mehr da waren. Sie waren verbrannt und sie, sie hatte nichts tun können. Rahel konnte sich an nichts wirklich klar erinnern, es hatte sich ein gnädiger Nebel über dieses Ereignis gelegt, der keine klaren Bilder zu ihr durch ließ.

Genauso schnell wie die Tränen kamen versiegten sie auch wieder, sie würde nicht weinen, nicht hier und jetzt. Sie hatte noch soviel zu tun, vielleicht sollte sie auch Zoe mal wieder besuchen oder vielleicht traf sie den Herrn aus der Kirche wieder, der um so vieles verzweifelter gewirkt hatte.

Mit diesen Gedanken wand sie sich von den Auslagen ab und ging ihrer Wege.

[Rahel de Winter]

Rahel ging durch die Straßen Varunas und betrachtete das immer bunter werdende Laub der Bäume.
Die Dämmerung begann einzusetzen und ein sanftes Lächeln bildete sich. Wie sehr hatten ihre Kinder diese Jahreszeit geliebt. Das backen von Plätzchen , abendliche Geschichten vorm Kamin. Sie konnte ihre strahlenden Gesichter vor sich sehen während sie an sie dachte.

Vieles hatte sich geändert in den letzten Wochen und sie schien endlich wieder ins Leben zurückzukehren. Die Worte ihrer Tante kamen ihr wieder ins Gedächnis. Rahel trauere nicht um das gewesene, sondern sei froh, dass es gewesen ist. Als sie sie sprach waren sie ihr so grausam und unerfüllbar vorgekommen, doch langsam verstand sie, was sie ihr damit hatte sagen wollen.

Sicher es gab noch immer Momente in denen der Schmerz überhand zu nehmen schien, doch immer öfter konnte sie mit einem Lächeln an ihre Lieben denken.

Der Herr aus der Kirche hatte sich beim nächsten Treffen als Rafael de Arganta entpuppt und war ihr inzwischen ein guter Freund geworden. Er hatte dafür gesorgt, dass sie wieder eine Aufgabe bekam und sich nicht mehr verstecken konnte.