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Das zerbrochene Schwert
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Zyran Mondin





 Beitrag Verfasst am: 26 Sep 2007 22:19    Titel: Das zerbrochene Schwert
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Und der Wahnsinn bricht los.

Donnernde Hufe tragen mich ins Tal, zu beiden Seiten sehe ich das glückliche Lächeln meiner Ordensbrüder unter den schweren Nasenhelmen. Geschrei, Panik und nackte Angst liegen wie fauliges Sumpfgas in der Luft. Sie wissen nun, dass wir kommen. Wenig widerstand wird uns begegnen, denn wir reiten im Namen der Schwertmaid selbst. Die Welle donnert gegen das, was sie brechen soll, überwindet es noch im vollen Galopp. Ich hebe den Schlachtenhammer, suche mein erstes Ziel an diesem Ort. Den ersten Ketzer, den ersten Ungläubigen. Wer wird es sein? Es sind so viele – doch da! Ein Weib versucht sich davonzustehlen, gottlos und feige. Ich treibe mein Ross ihr hinterher. Sie hört ihre Erlösung kommen, sieht zurück. Die Augen weit vor Schreck und Verwirrung. Der Hammer fährt hernieder.


Mit einem Keuchen riss Zyran die Augen auf, wollte sich bereits aufrichten, doch die Hüftwunde holte ihn und seine Gedanken schneller ein. Er blieb starr liegen, während der Atem weiterraste und kalter Schweiß ihm von der Stirn perlte. Jeder Muskel, jede Sehne im Leib schien zu brennen, war angespannt und bereit, zitterte vor Erwartung. Er spürte das Adrenalin, welches durch seinen Körper gepumpt wurde, um ihn zu stärken für ein Gemetzel, das schon Jahre zurücklag. Suchend blickte er sich um, ließ seine Augen an den vollen Bücherregalen entlangtasten, zur sauber und stabil gebauten Decke sehen. Es war tiefste Nacht, es regnete. Zyran war allein. Nur sein Atem hallte in der Dunkelheit seines Lagers, keine Stimmen waren zu vernehmen. Und doch erschütterte ihn das Aufwachen immer wieder aufs Neue: Minuten würden zu Stunden werden, ehe der unruhige Schlaf, eher ein ekelhaftes Dösen ihn wieder einholte, kurz bevor die Mägde mit ihrer Geschäftigkeit den letzten Rest an Ruhe aus ihm treiben würden.

Das Anwesen von Elbenau. Eine seltsame Laune des Schicksals, dass grade er sich in einem solchen Kreis wiederfinden würde. Eine Paladina, ausgerechnet eine Paladina hatte ihn aus dem Kloster geholt und Schritt für Schritt…

Unter dem Verband brannte es. Die Verletzung war keine oberflächliche Fleischwunde gewesen, sondern ein sauberer Pfeileinschlag. Zoe de Velgy – ein Name, der Zyran in letzter Zeit öfter in den Kopf kam, wenn er an das Erlebte in diesem Anwesen zurückdachte – hatte ihn entfernt mit kurzen Schnitten und einer wohl nie endenden Geduld. Was denkt sie wohl über mich? Die Frage, die sich neuerdings mit dem Namen in seinen Kopf stahl. Es waren immer die dunklen Stunden, die er zum Nachdenken nutzte. Zumindest versuchte Zyran, sich auf etwas zu konzentrieren. Arbeiten, selbst, wenn der Körper still dalag. Mehr blieb ihm nicht übrig, um den schrecklichen Bildern seiner Vergangenheit wenigstens für ein paar Stunden ein Schnippchen zu schlagen. Denken, am besten über alles, was nahe lag und nicht in den zurückliegenden Jahren mit gierigen Klauen auf ihn wartete. Kleinigkeiten sollten den Geist leichter machen, so auch in dieser Nacht: Alkohol – eine Erfahrung, welche nicht peinlicher hätte ausfallen können – beschäftigte Zyran für die ersten Augenblicke.

Doch es brachte nichts. Der bohrende Schmerz in der Hüftgegend ließ nicht nach und erinnerte ihn unsanft an Zusammenhänge, die ihn zurückführten zu den Sorgen, welche er am liebsten mitsamt aller Probleme einfach vergessen hätte. Es half nichts: Savea, die ältere, doch wohl feurigste Frau, die ihm je untergekommen ist in seinem kurzen Leben, rief seine Erinnerungen an Wortgefechte wach, welche ihm noch immer wie der Pfeil im Fleisch zu bohren schienen. Wenn nicht wütend, dann frech, wenn nicht frech, dann gefährlich – sie hatte ihm den Pfeil in den Leib getrieben, war danach verschwunden und hinterließ Fragen, auf die er nur schlimmste Antworten wusste. Wieso nur habe ich den Pakt geschlossen? Als Schlächter gebrandmarkt, war Zyran von der Paladina Lady von Elbenau aufgenommen worden als Gast, statt als Gefangener. Sie hatte so viele Mühen aufgewandt, um ihm ein anderes Leben nahezubringen und Zyran fiel erst in den Stunden, da alles verloren schien, auf, welche Gelegenheit an ihm vorbeizog, einzig, um ein Wort zu halten.

Nur ein Wort..

Ob die Medizin nachließ, oder er tatsächlich ein Gewissen hatte, welches sich mit einem seltsamen Stechen in der Brust meldete – Zyran wollte es nicht wissen. Die schwermütigen Gedanken waren ohnehin unerträglich. Nur ein Wort.. es ist das Letzte, was ich besitze. Die Gewissheit, dass ein Mann ohne Glaubwürdigkeit nicht mehr als Abschaum war, machte der Gestalt in der Finsternis schwer zu schaffen. Das Wort halten, das Paradies aufgeben – das Wort brechen und im Paradies als dreckige Made vegetieren?

„Du kamst und erwartetest nichts. Zyran, besinne dich auf den Anfang. Was du willst, ist ein kindlicher Wunsch. Was du musst, das ist Realität.“

Beruhigend? Nein. Aber wann konnte kalte Wirklichkeit beruhigend wirken.


Zuletzt bearbeitet von Zyran Mondin am 26 Sep 2007 22:28, insgesamt 2-mal bearbeitet
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