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Die Giftpriesterin
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Neermal´tyrr





 Beitrag Verfasst am: 07 Aug 2007 13:50    Titel: Die Giftpriesterin
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Da stehe ich nun am Scheideweg meines Lebens, spüre die Erde unter meinen Füssen, meine Augen blicken umher, blicken zurück und noch immer kann ich kaum glauben, kaum wahrhaben, wohin meine Füsse mich getragen haben. Haben sie es überhaupt oder lenkte nicht der Vater selbst meinen Schritt? Mysterien in den Schatten, wer lenkt, wer gebietet, wer gehorcht? Der Irrweg, die Verzweifelung - ich bin ich, ich weiß, wer ich bin. Nur das zählt. Das war nicht immer so.
Ich bin besonders. Ich bin gewöhnlich. Ich bin abnorm. Ich bin Lethra. Eine jungfräuliche Lethra und der Gedanke daran schmerzt in den tiefsten Winkeln meiner Seele. Ich genieße es, ich verzweifele daran. Ich bin erlöst, bin errettet - bin verdammt. Ich bin alles und ich bin nichts und wo Vater der Anfang und das Ende ist bin ich ohne Anfang und ohne Zukunft. Ich bin verloren in ihm und weiß, daß ich mich noch viel mehr verlieren will. Ich sehne mich nach Ihm und doch sehne ich mich nicht nach dem Tod. Das war viele lange Jahrzehnte anders gewesen. Ich spüre, wie mein Blick trüb wird, die Schamesröte mir bei diesem Gedanken in die Wangen schießt. Ich habe bestanden. Knapp nur. Sehr knapp. Zu knapp verdammt.
Ich sollte mich wirklich ein wenig mehr am Riemen reißen. Selbstdisziplin, Selbstkontrolle - wie oft hatte ich mir das schon gesagt in den vergangenen knapp hundert Jahren? Täglich wahrscheinlich. Das war hier unten, tief unter der Erdoberfläche, wo nie ein Sonnenstrahl hin drang wohl auch bitter notwendig. Die Sonne. Wie sie wohl aussehen mochte? Ob ihr Licht wirklich die Augen heraus brannte wenn man sie direkt ansah? Irgendwie lachhaft. Fast zehn Dekaden und noch nicht ein mal habe ich diese Höhlen verlassen. Nun, wie auch? Wie ich schon sagte, ich bin abnorm - ich bin Lethra und das machte mein Leben ausgesprochen einfach und schwer zugleich.
Ich meine, ich bin Lethra. Jeder erwartet, daß mein Leben einfach sei. Ich muß mich nicht herum ärgern mit Entscheidungen, Politik, selbst mein Glauben hätte so einfach sein können, ich hätte eine von vielen sein können - sein sollen - die die einem der mehr oder minder wertvollen Letharfen ein, zwei oder auch drei Söhne schenkt. Mehr erwartet man nicht von mir. Mehr müßte ich nicht vollbringen. Mehr hätte auch niemand von meiner Mutter erwartet, mehr hätte sie nicht vollbringen müssen. Hatte sie aber nicht, im Gegenteil.
Zwei Mädchen, eine Fehlgeburt, ein drittes Mädchen - ihr Mann war außer sich gewesen vor Zorn und sein Volk, ihr Volk hatte diesen Zorn geteilt. Eine Lethra, die ihrem Mann keinen Sohn gebären konnte - undenkbar. Verflucht war sie, verflucht vom Gottvater darselbst für Sünden, die wohl nur er kannte, aber auch in Unkenntnis dieser wußte man jene zu strafen. Als jüngste der drei Geschwister hatte man mir wohl die geringste Überlebenschance eingeräumt. Wie die Mutter so die Töchter, nicht wahr? Waren wir ausgestoßen? Nein, denn unser Vater ließ seine anderen Frauen sich um uns kümmern. Waren wir aussätzig? Eindeutig. Wir waren ein böses Omen, eine dunkle Prophezeiung. Wir hatten unserer Mutter den Tod gebracht, weil wir waren und weil vor allem ich war, was ich war: Lethra. Man ließ es uns spüren, jeden Tag.
Heute weiß ich, daß es einen Sinn hatte. Unser Vater konnte uns nicht töten, vielleicht war dies auch gar nicht seine Absicht gewesen? Ach zur Hölle, was wußte er schon? Ein einfacher Lethroxior.
Ich ertappe mich dabei wie ich selbst grinse. Diese Worte, wie viele Jahre hätte ich nicht einmal daran gedacht, daß sie mir über die Lippen kommen könnten, wie viele Jahre lang war der bloße Gedanke an diese Worte Verrat, ja Häresie gewesen? Häresie. Bah. Wie ich das Wort hasse, sein Klang ist so dumpf, so taub, so leer. Abstoßend. Abstoßend wie ich selbst oder zumindest so wie man mich empfinden mußte als Kind.
Vom Rest hatten wir drei gelebt, von dem, was die anderen meines Volkes verschmähten. Doch wie sagte man so treffend? Was uns nicht umbrachte machte uns härter. Ratten schmeckten gar nicht so grausig wenn man sich erst an den Geschmack gewöhnt hatte. Bis auf den Schwanz, der blieb widerlich. Wer hätte gedacht, daß man hiervon leben konnte, überleben konnte? Wohl niemand, nicht einmal wir selbst, aber meine Schwestern und ich hatten den Geschmack des Lebens gekostet, eines Lebens, das uns der Gottvater geschenkt hatte, ein Leben, in dem Dir niemand etwas schenkte. Niemand hier wußte dies so gut wie wir drei. Aber es hatte einen Sinn. Einen wichtigen.
Wie sollte man schon die perfekte, alatargegebene Gesellschaft errichten wenn einem etwas geschenkt wurde, ein Ort an dem das Leben kein Kampf war, der beschaulich war, gefahrenfrei, wie sollte man dort etwas über den Vater lernen? Die meisten von uns sind nur ein Produkt ihrer Umgebung, der Umstände, unter denen wir alle aufwuchsen. Ich dagegen will, daß meine Umgebung ein Produkt meiner selbst ist. Darum beschritt ich diesen Weg.
Damals, als wir drei gebärfähig und damit wieder wertvoll für die Gesellschaft geworden waren dämmerte es mir. Von einem Tag auf den anderen waren wir wieder wer, wenn auch nicht viel, aber wir waren mehr als nichts und das war mehr als wir seit dem Tod unserer Mutter erfahren hatten. Dieser Tag, wie alt war ich dort, 35 wahrscheinlich wie die meisten Lethra, wenn sie das erste mal in der Lage waren, Nachwuchs zu bekommen, nun, dieser Tag war ein Wendepunkt in meinem Leben. Das Leben, das wir geführt hatten war Kampf gewesen. Die älteren Lethra, ihr Leben - ich fühlte mich, als wäre ich aus einem jahrzehntelangem Traum erwacht. Ihr Leben war einfach, geordnet - behütet. Es war nicht der Kampf der ihr Leben bestimmte und die Geringschätzung mit der man ihnen begegnete - alles ergab einen Sinn. Ihr Leben war nicht nach den Prinzipien des Vaters ausgerichtet. Und wenn sie schwanger waren? Die Erhaltung ihrer Art war wichtig, sie alle, jede einzelne Lethra war dazu angehalten. Es war ihre Pflicht und ihre Bestimmung. Ja. Schwanger hatten sie ihre Bestimmung erfüllt. Was konnte erhabener, was ehrfurchtgebietender sein als dies?
Wenn man aus einem solchen Traum erwacht, wenn auf einmal alles um einen herum einen Sinn ergab, wenn alles, was man nicht verstand, was man als demütigend und verhaßt kennen gelernt hatte, weil es niemanden gab, der es einem erklärte, wenn man nicht umhin kam all das um sich herum zu bewundern, weil es so makellos und schön war, wenn man endlich das Kindsein ablegte, dieses naive, selbstsüchtige Getue, das alles um einen herum als Hass und Ablehnung empfunden hatte und endlich die Augen öffnete für das Werk eines Vaters, der einem gestattete, ihn und seine Liebe auf eine so einmalige Art zu erfahren, dann ist 'unbeschreiblich' nicht einmal annähernd das richtige Wort es zu beschreiben.
Verlacht hatte man uns drei damals. Einfach verlacht. Aber sie mußten es tun. Das Leben ist Kampf. Nur im Angesicht des heftigsten Widerstandes, nur der härteste Kampf konnte die besten Ergebnisse hervor bringen. Aus jedem Kampf konnte man etwas lernen - und zu lernen, immer mehr und mehr zu verstehen, alles Wissen um uns, unser Volk und den Vater in uns auf zu saugen war unser dreier Bestreben gewesen. Dies sollte der erste und vielleicht auch wichtigste Kampf unseres Lebens werden. Wir stritten nicht für uns an den Toren dieser Hallen, wir stritten für Ihn, der uns geschaffen hatte, seine Lehren, seine Ewigkeit.
Wir wollten nicht mehr teilen. Wir wollten keine Kompromisse mehr. Wir wollten alles oder nichts, selbst das wenige, das wir hatten, denn wir hatten einander, wollten wir nicht, wenn wir Ihn nicht haben konnten. Mit diesem Gedanken, diesem Geist waren wir an den Tempel des Vaters heran getreten auf unserer Suche nach Aufnahme. Drei male hatten sie uns abgewiesen. Die Priester, sie haben uns verlacht, verhöhnt, bedroht und geschlagen. Sie wußten, welchen Willen, welchen Kampfgeist wir aufbringen mußten um unsere nützlichen, gebärfähigen Leiber nicht bereits in den ersten Wochen, Monaten oder Jahren unserem Bestreben zu opfern, zu welchen Leistungen wir fähig sein mußten, wenn wir vermeiden wollten zu scheitern und vergehen zu müssen so wie alle vergehen mußten, die anmaßend und voller Selbstsucht vor den Vater traten und vor ihm in Schande versagten.
Es war eine grausame Lehre, durch die wir gingen, grausam, doch liebevoll, denn nur im Kampf, in der Gewalt und der Verzweifelung konnte sich der Herr entfalten und je härter man uns drei heran nahm umso begieriger wurden wir auf mehr. Erwarte immer das unerwartete, rechne mit dem Unberechenbarem, das ist, was man hier zuerst lernt. Das zweite ist, sich seine Feinde genau aus zu suchen. Wir alle hier konkurrieren untereinander. Da ist niemand, der aufsteigt ohne daß ein anderer fällt. Wie groß ist Deine Hingabe schon, wenn Du nicht bereit bist, alles zu tun? Alles - ein herrliches Wort, waren wir nicht genau deshalb hier? Alles oder nichts, nicht weniger, nicht mehr. Darum ging es in dem Glauben an den Vater, darum ging es in dieser Gesellschaft und ja, darum drehte sich auch alles in dem Tempel, den sein Volk ihm erbaut hatte. Wie weit bist Du bereit zu gehen, mhm? Wenn es eines gibt, dessen Du Dir bewußt sein solltest, junger Letharf, dann das hier, in diesem Tempel schon immer mit Blut geweiht wurde und noch heute wird, daß hier niemand, kein einziger eine Weihe empfangen kann, ohne daß das Blut jener, die auf diesem Weg versagten an seinen Händen klebt. Und da stehe ich nun. Ich bin Priesterin, was sagt dies nun über mich aus, hm? Bist Du schockiert? Fürchtest Du Dich? Du fürchtest Dich noch nicht genug. Ich bin die letzte meiner Geschwister. Doch nicht so wie Du jetzt denkst.
Meine älteste Schwester, ihren Namen habe ich schon lang aus meinem Gedächtnis gestrichen, fand man nach gut fünf Jahren erhängt in ihrer Kemenate. Ermordet oder Selbstmord - wer weiß? Wen kümmerte es? Entweder war sie zu schwach gewesen um das Leben hier zu ertragen - oder sie war schwach, weil sie sich mit den falschen Leuten angelegt hatte im Zuge ihrer Ausbildung. So oder so, was zählte war, daß sie schwach war und versagt hatte. Nur das zählte. Ich hasse sie.
Vin'rae, die mittlere von uns dreien, sie hatte einen anderen Weg gewählt. Soweit ich weiß ist sie jetzt zum zweiten male schwanger. Warum auch nicht, hat sie dem Vater und ihrem Mann beim ersten mal doch einen jungen, gesunden Letharfen geschenkt - einer, der in seinem zarten Alter bereits das Interesse der Lethyren genoß. Sie hatte den einfachen Weg gewählt, entgegen allem, was sie drei sich geschworen hatten, entgegen allem, was das Leben sie gelehrt hatte. Noch heute konnte ich nicht wirklich sagen, was sie damals geritten haben mochte. Andererseits - sie ist nützlich - wenn auch nicht so nützlich wie sie sein konnte. Vielleicht war es das beste für sie gewesen, vielleicht hatte sie ja nichts verschenkt - sondern den einzig gangbaren Ausweg, der sie nicht das Leben kostete, eingeschlagen. Manchmal, wenn sie ihren Bauch streichelte wirkte sie sonderbar. Ein wenig entrückt, aber nicht auf die Art wie wir es in meditativer oder spiritueller Trance erfahren hatten. Sie wirkte glücklich. Trotz allem. Erstaunlich und doch, in meinen schwachen Momenten beneidete ich sie um diese Erfahrung, die Erfahrung dem Vater einen Sohn geschenkt zu haben.
Sei es drum. Ich bin als letzte übrig geblieben. Ein langer Weg von den Tunneln unserer Gewölbe in die Hallen unseres Tempels, ein langer Weg zu mir selbst. Heute bin ich wahrlich ich. Ich bin Neermal'tyrr, die Giftpriesterin, mein Gift, meine vergifteten Worte, mein vergifteter Geist mein Geschenk an diese Welt und durch mich werdet ihr Ihn haben. Templerin des Vaters. Und ich - bin Lethra!
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Neermal´tyrr





 Beitrag Verfasst am: 14 Aug 2007 05:18    Titel: Offenbarung in Gift
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Wenn ich einst durch diese Hallen schwebe, körperlos, antriebslos, ziellos, wenn die Erinnerung an mich verblaßt und zur Legende wird, wird man sie stellen, diese Frage, die schon zu Lebzeiten so oft über die Lippen rann. Man wird sie stellen, denn sie stellt sich von allein, die Frage danach, wer ich war. Wer und was. Es ist diese Frage, die mich beschäftigt, die mich quält, des nachts wach hält und befreit, denn sie stellt sich. Ein Umstand, erhaben und befremdlich, er kennzeichnet mich, drückt mir sein Brandmal auf. Diese Frage, wie Feuer brennt sie sich in die Wunden meines Körpers, Wunden meines Geistes, Wunden meiner Seele. Ich wasche sie mit Gift aus. Gift. Gift ist meine Medizin, ist mein Untergang. Ich will und ich kann nicht ohne. Gift ist mein Nektar, ich schlecke ihn auf wie eine Biene, es strömt aus mir heraus, breitet sich aus wie eine Krankheit. Mein Biss ist Gift. Mein Stich ist Gift. Jedes Wort, jede Geste, jeder Gedanke - mein vergifteter Leib und mein vergifteter Verstand formen meine Welt meiner Seele gleich, meine Seele, die nicht die meine ist, meine Welt, die nicht die meine sein sollte, tief steckt mein Stachel in ihrem Fleisch, läßt nicht mehr von ihr ab. Da ist niemand, der verstehen kann wer ich bin, was ich war und was ich tat ohne zu verstehen, was Gift ist.
Die Giftmischerin in mir weiß, daß der Begriff schwammig ist, flüchtig gar. Des einen Gift ist des anderen Heilung. Willentlich akzeptieren selbst Unkundige, daß zuviel des Guten nur in der Katastrophe enden kann, aber nur der Alchemist weiß, wie viel Wahrheit in dieser Erkenntnis steckt. Der wohlmeinende Heiler kennt ihn, geht ihn, diesen dünnen, trügerischen Grat. Zuviel, zu wenig, sein Dilemma. Zu wenig bewirkt nichts, zu viel tötet qualvoll. Doch bin ich zu keinem Zeitpunkt meines Lebens Heilerin gewesen. Ich heile nicht, ich umsorge nicht, ich schaffe nichts, dieser Grat ist mir keine unüberwindliche Barriere, keine eherne Feste. Ich reisse sie nieder, Tag um Tag, Stunde um Stunde, Atemzug um Atemzug. Ich akzeptiere keine Grenze, nicht des Körpers, nicht des Geistes, schon gar nicht der Seele. Ich überquere sie bewußt. Ich muß sie überqueren. Ich will sie überqueren. Ich habe sie hinter mir gelassen. Verblassende Erinnerung in den umnebelten Gedanken meines selbst, hinfort gespült von reissendem Strom.
Moral, die Frage hiernach stellt sich nicht. Schmerzhaft sind meine Taten, schmerzhaft sind meine Worte, wie Gift brennen sie in den Venen, bahnen sich ihren Weg direkt in die Herzen derer um mich herum, greifen von dort aus über auf ihre ganzen Leiber, nisten sich ein in ihren Geistern, sengen klaffende Wunden in die Abgründe ihrer Seelen hinein. Ich schaue zu wie der Schmerz sich in sie hinein frißt, wie er sie verzehrt. Ich genieße es, ergötze mich am Schmerz, suhle mich in den Pfründen, in die sie mich mit sich hinab ziehen, in die ich sie hinab zog. Ich kenne den Weg hier heraus, ich kenne das Heilmittel für all' ihren Schmerz und doch kann ich es ihnen nicht verabreichen. Es würde sie töten, würde sie aushöhlen von innen heraus, würde sie schwächen und so pumpe ich sie weiter voller und voller mit meinem Gift, bis es ihnen aus Ohren, Nase, Mund, Geist und Seele wieder heraus tropft. Zwietracht ist Gift. Untugend ist Gift. Unglaube ist Gift und doch ist auch Vater Gift und ich verabreiche Ihn wie lindernden Balsam. Das wiederum - ist mein Dilemma.
Was ich tue geschieht nicht ohne Grund. Keines meiner Worte war je verschwendet. Ich vergifte, ich schwäche, ich prüfe. Nur so können andere um mich herum erwachsen, nur so vermögen sie zu erstarken. Ich rolle ihnen keinen roten Teppich aus. Ich schärfe ihr Richtbeil und damit schärfe ich sie. Ihre Sinne, ihren Verstand, ihren Ehrgeiz. Ich bin eine Versucherin und ich bin gut in dem, was ich tue. Das muß ich auch sein.
Wenn man erst einmal vom Gift gekostet hat, wenn man es gespürt hat, wie es sich seinen Weg durch den Körper hindurch bahnte, wenn sich alle Gedanken nur noch um das eine drehen, dann weißt Du, daß Du mehr davon willst. Du bist süchtig. Primitivere Völker als das meinige benutzen oft Gifte um Visionen zu erzwingen oder Urteile irgendeiner obskuren Gottheit zu empfangen. Sie geben sich Räuschen hin für einige kurze Momente in denen sie sich gottgleich fühlen, Momente, sie sie ablenkten von sich, von anderen, von den Schmerzen. Sie entfliehen sich selbst und ihrer kleinen Welt. Dieser Weg kann nicht mein Weg sein, darf nicht mein Weg sein. Ich entfliehe dem Schmerz nicht, ich begrüße ihn. Schmerz ist Verheißung, Schmerz ist Versuchung. Schmerz sucht immer nach dem kurzfristigen Ausweg, nach der Flucht vor sich selbst. Ich werde nicht vor mir fliehen, genieße das Gefühl brennender Adern wie andere ihren Rausch, nehme mehr und mehr um diesen Zustand zu bewahren. Ich bin eins mit dem Gift, trage es mit mir wie ein Kind. Selbst mein Blut ist über die Jahrzehnte hinweg Gift geworden.
Ich bin eine Vergifterin und wie alle meiner Art strebe ich nach Vollendung und doch kann ich meine Vollendung nur in Ihnen finden und so wächst mein Dilemma mit jedem neuen Tag. Ich konnte es ihnen nie leicht machen, durfte es nicht. Unser Weg mußte immer der steinige sein und je mehr Steine ich ihnen in den Weg rollte umso rascher konnten sie zu ihrer Vollendung finden. Ein gefährlicher Grat, ein schmales Trittbrett. Freier Wille. Nur frei von Zwängen konnte sich formen was geformt werden sollte. Mit freiem Willen das Unausweichliche an zu nehmen, das Unmögliche zu versuchen war Gefahr. Freier Wille ist Gift für jede Ordnung, Gift für eine jede Gesellschaft und von diesem Gift besaß ich genug für sie alle, verströmte es mit jeder Faser meines Körpers. Mein Gift. Mein Weg. Mein Abgrund in den ich sie mit hinab reisse, die jungen wie die alten, die Letharfen wie die Lethras. Mein Wesen Euer Weg. Der Vater aller Vergifter muß selbst ein Vergifter, sein Wesen Gift sein und durch mich werdet ihr Ihn und sein Gift haben. Sein Gift ist mein Gift. Mein Gift Euer Abgrund und Eure Rettung. Mein Gift Eure Offenbarung. Eine Offenbarung in Gift.
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Neermal´tyrr





 Beitrag Verfasst am: 27 Aug 2007 20:51    Titel: Der Wahnsinn hinter der Stirn
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Es steht fest, daß Er zu den seinen spricht. Es steht geschrieben, daß den Göttern das Eingreifen in diese Ebene der Existenz verboten ist. Es steht außer Frage, daß Ihn Wort und Gesetz anderer Götter keinen Deut weit scheren.
So ist es, so war es und so wird es immer sein, denn Er wäre nicht Er, wenn Er nicht wie Er wäre und ich, wäre ich ich, wäre ich überhaupt? Könnte, müßte, sollte, dürfte, Konjuktiv hin und her, so viele Wege, so viele Möglichkeiten, sprießend wie Unkraut, verzweigt wie Netze. Manches mal ist der direkte Weg der richtige. Niemand hier bewies dies so eindeutig, lehrte dies so nachdrücklich wie Q'in. Doch was will ich sein? Bin ich der Turm, der direkt, frontal den Gegner angeht? Nein, nein, nein, ich bin kein Turm, noch lange nicht. Noch bin ich Bauer, doch diesen Weg werde ich gehen, diese Hand ergreifen, dieses Schicksal schmieden. Nichts ist beständig außer Ihm und dem Wandel den er mit sich bringt und so wird mein Sein sich formen unter der Knute seines Willens. Ich tänzele, übe, der Läufer, das muß mein nächster Schritt sein. Indirekt, über Ecken vorgehend, hinterhältig, lauernd, wartend, bei der kleinsten Unachtsamkeit zuschlagend wie eine Muräne. Und doch sehe ich, verstehe ich. Ich darf mich nicht einschränken. Ich darf mich meiner Verwandlung nicht widersetzen, wenn ich nicht unterhalb des möglichen bleiben will. Vater will nicht mehr und nicht minder als das beste. Die stärksten Krieger. Die mächtigsten Magier. Die verschlagendsten Priester. Zwei Pfade. Direkt und indirekt. Der eherne Turm vereint mit dem windigen Läufer zur machtvollen Königin. Zwei Wege sich zu behaupten, zwei Wege zu meistern, zwei Seelen in einer Brust. Fordere mich wie ich Dich fordere, fördere mich mit Versuchungen, locke mich, verführe mich, vergifte mich und wenn Du kannst zerbrich mich wie der Stein das Glas zermalmt. Ich werde Dir entgegen werfen was ich habe, ich entsage dem einfachen Weg, ich bin Dein und doch verwehre ich mich Dir, denn Du bist Gift für mich und doch umgarne ich Dich, denn Dein Gift tötet nur die Schwachen. Die die schwach sind im Geiste, schwach in der Seele, sie leiden unter Dir zurecht, sie sind wertlos in Deinem Blick, eine Schmach sie zu ertragen. Gib mir mehr von Dir, lass mich Dein Gift kosten und Du wirst sehen, es tötet mich nicht, es schwächt mich nicht. Ich erstarke unter Dir, werde immun gegen Dich, wandle mich im Fieberwahn. Oh ja, es hat bereits begonnen.
Schnell denken, rasch handeln, immer einen Schritt voraus planen, voraus sein. Du dachtest ich würde mich verstecken wie so viele andere? Ich werde gerade erst warm. Wir teilen dieselbe Leidenschaft für den indirekten Weg, ich übe mich darin, verfeinere mein Sein Dir zum Lob und Wohlgefallen. Ich trage Dein Gift in mir, teile es mit der Welt um mich herum. Dein Giftstachel steckt tief in meiner Seele, unablässig pumpst Du Dein Sekret hinein, ich spüre es in den Gedanken meines wirren Geistes, schmecke es auf der Zunge meines Körpers. Meine Zunge, mein Körper, mein Wesen sind Dein Gift, mit dem Du alle, auch Dein Volk, prüfst. Du prüfst unsere Demut, unsere Ehre, unsere Hingabe, Du offenbarst uns all unsere Schwächen und je tiefer wir sie in unseren Masken vergraben wollen umso leichter wirst Du zu ihnen finden und sie uns dar reichen. Du und ich, wir beide wissen, weshalb ich tue was ich tue. Aber schhhh, dies soll unser kleines, bittersüsses Geheimnis bleiben. Wer Augen hat zum Sehen, Ohren zum Hören und Verstand um das Wahrgenommene mit Dir in Ein- oder Mißklang zu bringen ist klar im Vorteil, nicht wahr? Vernichtend ist mein Urteil, vernichtend bist Du. Ein tollkühnes Spiel, das wir spielen, selbstzerstörerisch für mich, amüsant für Dich nicht wahr? Amüsieren wir uns noch ein wenig, genießen wir den heiligen Augenblick hilfloser Konfusion, ergötzen wir uns am Moment des aufblitzenden Zorns. Lass uns spielen, denn Du, Du bist bei mir und in mir und um mich herum. Dein Atem streift meinen Nacken, meine Zunge leih ich Dir und um meinen Geist lass uns kämpfen, tragen wir es aus wie es die Letharfen tun. Er ist Dein, ich bin Dein und ich bin ich und mein.
Treibend ist der Geist, unstet und forsch, frei sind die Gedanken, tragend sind die Gedanken, sie tragen in sich den Keim des Aufstiegs und des Falls, Stärke der Seele, Schwäche des Körpers, sie offenbaren sich im Gedanken des Willens, formen die Welt neu. Kraft meiner Gedanken schaffe ich Leben, kraft meiner Gedanken schaffe ich Verderbnis und während die Welt um mich herum immer bizarrere Formen an zu nehmen droht, bis sie ein Spiegelbild meiner Gedankenwelt sind verliere ich mich im Gekicher meiner Jugend. Verlorener Gedanke der Unschuld, Du fehlst mir, arglose Gesten voller Trübsinn, nach Eurem Gift verzehre ich mich. Eingebrannt in meine Gedanken seid ihr ewiglich mein. Ich grüße Dich Narretei, sei mir willkommen stiller Wahn. Wir sind eins, Du und ich und wo Du bist will ich sein. So harre ich Deiner, Wahnsinn hinter meiner Stirn. Methodik meines Seins.
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