Tränen der Wiederkehr

[Ta´isha Omar]

Wieder einmal zog Ta´isha ihren Schleier vor das Gesicht und schob den Vorhang zur Seite. Sie blickte gedankenverloren auf den Wüstensand. So weit das Auge reichte waren sie von Sand umgeben. Unendlich viel Sand, der, wie um die Reise noch beschwerlicher zu machen, die glühend heiße Sonne reflektierte. Die gnadenlos ihre gold-gelben Strahlen auf die Erde senkte. Geblendet von dem Sand schob sie den Vorhang kurz seufzend wieder zurück und widmete sich wieder ihrer Stickerei. Die Karawane war nun schon seit Wochen unterwegs. Wobei sie sich jeden Tag danach sehnte, am Ende des Horizontes endlich die Stadtmauern von Menek’Ur zu sehen. Wieder einmal neigte sich der Tag zum Ende, und wieder einmal wurde das Nachtlager aufgeschlagen. Was am Tage die heiße Sonne ohne Erbarmen aufwärmte, ließ in der Nacht ein eiskalter Umhang der Kälte sogar frieren und erzittern.

Dann am nächsten Morgen, als Eluive die Sonne küsste um sie zu erwecken überkam Ta´isha ein Gefühl des Glücks, heute so wusste sie, würde etwas Besonderes geschehen. Mit einem Lächeln auf den Lippen begann sie ihre Kleidung für den heutigen Tag auszusuchen Sie wählte ein türkis schimmerndes Kleid, mit wunderschönen Stickereien. Es war mit einem Gold schimmernden Faden durchzogen, der dem feinen Stoff eine elegante Note verlieh. Passend dazu nahm sie auch ein Kopftuch. Dessen seidener Schleier schmiegte sich wie ein hauchzarter Vorhang an ihr Gesicht. Zudem wählte sie auch passend dazu, einige Schmuckstücke aus, und so legte sie eine Kette aus Gold sowie zwei Armreifen an. Mit einem zufriedenen Lächeln warf sie einen Blick in den Spiegel. Nun konnte der Tag beginnen.

Schnell waren die Zelte, die ihnen in der Nacht Schutz vor Tieren wie auch vor der Kälte gegeben hatten, abgebaut. Wieder sollte die Reise weitergehen. Doch als die Sonne im Zenit stand erblickte ein Jemaat am Horizont die großen Mauern der Stadt Menek’Ur. Sie hatten ihr Ziel fast erreicht. Nur wenige Stunden trennten sie noch von ihrer Heimat darum sammelten sie ihre letzten Kräfte um ihre Pferde anzuspornen. Als die Nachricht Ta’isha erreichte begann sie zu strahlen. Die nächsten Stunden kamen ihr vor wie eine Ewigkeit, sie konnte nicht einmal mehr ihre Aufmerksamkeit auf die Stickereien lenken so aufgeregt war sie.
Doch auch diese Zeit sollte vorbei gehen.

Die Reise war sehr anstrengend gewesen, und nun endlich hatte die Karawane die Stadt Menek’ Ur. Die Vorfreude entschädigte Ta´isha für alles. Nun war es nicht mehr weit. An den Stadttoren konnte sie einfach nicht mehr still halten, sie verließ die Karawane und eilte zum Palast. Mit strahlendem Gesicht und Freudentränen ihrer Familie entgegen. Wie sehr hatte sie diesen Tag erwartet und herbeigesehnt. Endlich war sie zurück bei ihrer Familie, zurück in der Heimat.