Ein Brief an das Kloster Temora

[Arzehl Gal´Mahon]

Stetig und unaufhaltsam bewegte sich das Chuibhle Mór.
Das grosse Rad der Zeit drehte sich in weiter und Arzehl
folgte seinem Lauf.
Nahezu zwei Jahre waren vergangen nachdem er Schattenwelt
verlassen hatte. Geflohen vor der Macht die er selbst ausgeübt
und die sich letztendlich gegen ihn zu wenden drohte.
Der Reichtum der ihm ein standesgemässes Leben als jemand von
Adel ermöglicht hatte, war versiegt.

Seine Kleidung die von seinem ehemals hohen Stand kündete hing nun
in speckigen Fetzen an ihm herunter und machte seinen seine
höfischen Bewegungen und Gesten noch lächerlicher.

Der Hänfling umklammete die Reling und blickte auf das geschäftige
Treiben im Hafen.
Seine blassen Züge liessen einen Anflug von Häme erkennen. Dort
wo Menschen waren gab es auch Hunde, Schweine und Ratten.
Die einen musste man treten, die anderen schlachten oder erschlagen.
Verbrechen wurden überall begangen und überall heischte
das Volk nach einem Richter und Henker.

Arzehl wankte breitbeinig über die Planke und verlies das Schiff,
bedachte Kapitän und Mannschaft mit einem arroganten Nicken.
Den Brief an das Kloster hatte er nur missmutig entgegengenommen.
War er etwa der Büttel des Kapitäns?
Doch er brauchte das Gold. Heute mehr denn je.

Wer wusste schon wohin ihn die Zeit, dieser Brief und das Chuibhle Mór
bringen würden. Wohl möglich das er einige Füsse lecken oder in einige Hintern
kriechen musste um an sein Ziel zu kommen.
Gal'Mahon schwenkte geckenhaft seinen verbeulten Dreispitz und machte
sich auf die Suche nach dem Kloster der Temora.
Auch hier im Land Alathair schienen sich die Menschen vor irgendwelchen
Gottheiten in den Staub zu werfen oder um goldene Kälber zu tanzen.
Sei es aus Angst vor dem Tod, die Hoffung auf eine gute Ernte oder
auch nur um eine heftige Durchfallerkrankung zu lindern.

Gal'Mahon folgte den Wegweisern und fand sich alsbald vor den verschlossenen
Toren des Klosters.
Er rückte sein Bündel zurecht, zupfte umständlich und ohne sichtbaren
Erfolg an seiner Kleidung herum, in er leisen Hoffnung nicht für einen
Strassenräuber gehalten zu werden.
Dann hämmerte er entschlossen an die Pforte und wartete auf Antwort
und Einlass.....