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Ein Leben, durch die Mutter geschaffen, der Mutter gewidmet
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Nova Reebschneid





 Beitrag Verfasst am: 18 Jun 2007 21:13    Titel: Ein Leben, durch die Mutter geschaffen, der Mutter gewidmet
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Nova lehnte an der Reling des Bootes, das sie nach Gerimor bringen sollte, und genoss es, dass eine frische Meerbrise ihre Kupferroten Strähnen umspielte, würde es ihr doch sonst schwer fallen, in der prallen Mittagssonne Ausschau nach ihrer neuen Heimat zu halten.
Es war ihr nicht leicht gefallen, ihre alte Heimat zu verlassen. Das Dorf, an einer Küste Alumenas gelegen, war so klein, dass sich die Bewohner gegenseitig gut kannten, wie in einer großen Familie, und Nova jeden einzelnen von ihnen lieb gewonnen hatte. Der traurige Blick ihrer hellbraunen Augen sank hinab auf die Wasseroberfläche, auf der sich die Sonnenstrahlen spiegelten. Es ließ die Augen bernsteinfarben schillern, und wäre nicht ihr frommes Gesicht Gewesen, hätte es wohl manch einen Beobachter an eine Hexe erinnert.
Der Gedanke ließ sie schmunzeln.
Einige Male waren es gewesen, dass man sie auf die eher ungewöhnlichen Farben angesprochen hatte, die ihr Gesicht und ihre Pupillen umrahmten, sie hörte sogar ein Kind seine Mutter fragen, warum es so war, doch obgleich sich diese sofort für ihn entschuldigte, hatte sie nur ein sanftmütiges, würdevolles Lächeln aufgesetzt.
Sanftmütig und Tolerant.
Ein Freund hatte sie einst so beschrieben.
Doch war sie das wirklich?
Nova überlegte.
Tatsächlich hatte sie in ihrem Leben erst einen Menschen angeschrien, der es darauf angelegt hatte, dass sie endlich von ihrer immerzu freundlichen Tour abwich.
Sein Gesicht war sehenswert.
Ein leises Kichern erschallte.
„Worüber lacht ihr?“
Sie fuhr herum. Hinter ihr stand ein Mann, er musste keine zwei Sommer älter sein als sie, mit trainierten, braun gebranntem Körper und wehendem schwarzen Haar.
„Ich dachte gerade an jemanden“ antwortete sie, und noch bevor er eine weitere Frage stellen konnte, fügte sie hinzu „wie lange beobachtet ihr mich schon?“
Sie sah ihm an, dass er sich ein Grinsen verkneifen musste.
„Nur eine kurze Weile…sagt, was macht eine Frau wir ihr, auf so einem Boot?“
Sie konnte sich denken was er meinte;
Ein paar Tage erst war sie unterwegs, doch ihre Gewänder sahen aus, als wäre sie mit ihnen schon Monate lang gewandert: verdreckt, verschwitzt und hier und da sogar eingerissen.
Nova überlegte ob sie ihm die ganze Geschichte erzählen sollte.
Herzensgut wie sie war, konnte sie an keinem Bettler vorbeigehen. Einem jeden musste sie ein paar Münzen, zumindest einen Teil ihres Proviants zustecken.
An einer Ecke war sie auf die Idee gekommen, der armen Frau ihre Gewänder zu geben:
Sie selbst hatte noch genügend andere in der Truhe in ihrer Kabine im Schiff.
Um nicht nackt dort hingehen zu müssen, nahm sie zum Tausch die Kleidung ihrer.
Kaum dass die Tasche abgestellt und das Hemd anziehen wollte, sprang die Frau auf, griff nach ihren Sachen und eilte davon. Die schmächtige Nova versuchte erst gar nicht ihr zu folgen. Sie war eine schlechte Sportlerin.
Um das Maß voll zu machen, stellte sie fest, dass der Schlüssel für ihre Kabine noch in der Tasche gewesen war.
„Dein Vertrauen in die Menschen ist zu groß, Mädchen, außerhalb des Dorfes warten genügend Schurken auf eine naive Frau wie dich.“
Hätte sie doch früher auf die Worte ihres Vaters gehört.
Nova setzte dazu an, dem Mann die Geschichte zu erzählen, doch er war schneller.
„Eure Augen sind wunderschön“
Sie blinzelte.
„Ach daher weht der Wind“, murmelte sie leise.
„Was?“
„Ich habe mich bedankt“
Sie gab sich keine Mühe, das Grinsen länger zu unterdrücken, wovon sie von ihm zuerst einen verwirrten Blick erntete, bevor er mitschmunzelte.
„Entschuldigt, das war unangebracht“
„Oh, nein, ihr müsst euch nicht entschuldigen, ich war nur ein wenig überrascht…“
„Tatsächlich? Ich hätte beschwören können, so etwas hört ihr jeden Tag“
Nova spürte wie ihre Wangen ein wenig heiß wurden, doch ihr Lächeln war trotzdem noch würdevoll wie eh und je.
„Nicht wirklich…ich bin nicht oft aus meinem Heimatdorf gekommen“
„Und den Leuten dort gefielen sie nicht?“
Nun musste sie doch grinsen.
„Hört auf…“
„Seid nicht so bescheiden. Erfolg hat nur, wer sich richtig präsentiert, sagte mein Großvater immer.“
Großväter scheinen stets klug zu sein, dachte Nova. Es war keinen halben Monat her, dass ihrer verschieden war, und er hatte sich gewünscht, dass sie es war, die die Grabrede hielt.
Während sie sprach, so berichtete ihre Mutter später, war die Trauer Stolz gewichen.
Stolz diesen Menschen gekannt zu haben, und mit ihm verwandt zu sein.
Ja, tatsächlich, er war der erste gewesen, der ihr Talent zum reden erkannt hatte, und erst als sie es am eigenen Leibe erfuhren, sahen auch ihre Eltern ein, dass es ein Talent war, das man ausnützen konnte. Hinzu kam, dass Nova selbst sich für die Lehren der Eluive begeisterte. Der Priester, der zur Bestattung eingeladen worden war, hatte ihnen von dem Kloster auf Gerimor erzählt, und nur eine Weile später waren die Vorbereitungen auf die Reise getroffen.
„Verratet ihr mir nun auch euren Namen?“
Sie blinzelte.
Ein seltsamer Tag war das, an dem sie einmal nach dem anderen in Tagtraum gleiche Erinnerungen versank.
„Nova“, antwortete sie nach kurzem Zögern „Nova Luna Reebschneid“
Der Mann nickte bedächtig.
„Luna bedeutet Mond, oder?“
Sie nickte.
„Ich war in einer bewölkten Nacht geboren, doch als ich den Mutterlaib verließ, brachen die Lichter des Vollmundes durch die Wolkendecke. Deshalb der Beiname“
Ein verstehendes Nicken.
„Und welchen Beruf übt ihr aus?“
„Nun…bisher half ich auf dem Weingut meiner Eltern aus, und mein Vater brachte mir ein paar Dinge über Heilkräuter bei, doch nun bin ich gewillt ein Kloster auf Gerimor zu besuchen. Und ihr?“
Ein geschickter Schachzug der bescheidenen Nova war das, eine Frage zu stellen, bevor der Herr weiter nur über sie sprechen konnte. Wenngleich sie gerne vor Leuten sprach, war sie sich selbst als Thema ein wenig zuwider.
„Ich bin Krieger“, antwortete er mit tiefer Stimme, „ich wuchs im Reich auf, und wollte meinem Leben einen Sinn geben, hier dem Kampf gegen die Brut Alatars beizustehen“
Ihr Gesicht wurde ein wenig unglücklicher. Der Blick des Herrn hingegen, der das zu bemerken schien, verfinsterte sich, sodass Nova einen unsichern Schritt zurück machte.
„Ihr wollt doch keine Priesterin dieses Bastards werden, oder?“
„Nein, nein, gewiss nicht, doch ich denke nicht dass es eine Lösung ist, mit dem Schwert gegen sie vorzugehen. Keine Mutter würde es gut heißen, dass sich ihre Kinder streiten. Sie verurteilt nicht die Bösen, sondern das Böse. Wir müssen die verblendeten Menschen, die sich ihm verschrieben, wieder zurück auf den rechten Weg führen, den Streit schlichten. Wir…“
Erst einen Moment nachdem er ihr mit einer Geste das Wort abschnitt, bemerkte sie, dass sie um ein Haar schon wieder begonnen hatte, eine Rede zu halten.
„Ich verstehe wie ihr denkt. Vielleicht habt ihr auch gar nicht so unrecht damit. Aber wir können nicht mit Liedern gegen eine Armee vorgehen, das müsst ihr einsehen.“
Nova nickte ein wenig widerwillig.
Ein paar Momente des Schweigens vergingen, bevor der Krieger in Richtung Bug zeigte.
„Wir sind fast da.“
Sie folgte dem deut mit dem Blick und lächelte auf:
Tatsächlich konnte man bereits das Leuchtturmfeuer von Bajard sehen, und sie glaubte sogar die Umrisse einiger Häuser wahrnehmen zu können. Endlich konnte ein neuer Abschnitt ihres Lebens beginnen.
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